111 Orte in Trier, die man gesehen haben muss: Reiseführer
Von Peter Bieg und Maximilian Staub
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Über dieses E-Book
Entdecken Sie 111 übersehene und unerhörte, verblüffende und verführerische Orte in Trier. Sie werden sich wundern – vor allem wenn Sie dachten, dort schon jeden Stein zu kennen …
Trier ist mehr als uralt. Römer, Ruinen und Relikte sind nur ein Teil der Anziehungskraft der ältesten Stadt Deutschlands. Entdecken Sie architektonische Eigentümlichkeiten, skurrile Skulpturen, versteckte Parks und gastronomische Geheimnisse. »In Würde altern« bekommt in Trier eine neue Bedeutung. Sehen Sie die Stadt aus neuen Perspektiven.
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Buchvorschau
111 Orte in Trier, die man gesehen haben muss - Peter Bieg
111 Orte in Trier, die man gesehen haben muss
Peter Bieg und Maximilian Staub
emons: Verlag
Impressum
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
© Emons Verlag GmbH // 2017
Alle Rechte vorbehalten
Texte: Peter Bieg
© der Fotografien: Maximilian Staub, außer Kapitel 3, 38, 98, 101, 105: Patrick Beer
© Covermotiv: depositphoto.com / Markovskiy
Gestaltung: Emons Verlag
Kartenbasisinformationen aus Openstreetmap, © OpenStreetMap-Mitwirkende, ODbL
ISBN 978-3-96041-055-3
E-Book der gleichnamigen Originalausgabe erschienen im Emons Verlag
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Kostenlos bestellen unter www.emons-verlag.de
Inhalt
Vorwort
1_Die Abtei St. Maximin |
»Mehr-Zweck-Halle«
2_Die Affen auf dem Brunnen |
Hintergründige Abgründe
3_Die alte Reichsbahndirektion |
Stattlich, staatlich, staatsanwaltschaftlich
4_Der Aquarienverein |
Wo sich die Fische küssen
5_Die Bagelsisters |
Leckereien mit Mut zur Lücke
6_Der barocke Lesesaal |
Prächtige Lernatmosphäre im Priesterseminar
7_Die Bastion Südallee |
Standhaft durch die Jahrhunderte
8_Der Bibliothekslöwe |
Wie kommt Simba hierher?
9_Die Biewerer Turnhalle |
Hier zog die NSDAP ihren Nachwuchs heran
10_Das Bilderhaus |
Biblischer Comic in der Sternstraße
11_Der Bischof-Stein-Platz |
»Ich bin mal kurz um die Ecke ...«
12_Der Bolzplatz |
Kicken ohne Schnickschnack
13_Das bronzene Trier |
Innenstadt zum Anfassen
14_Die Bronzetafel |
Versteckter Mittelpunkt
15_Der Brunnenhof |
Die schönsten Wände der Stadt
16_Das Burgeramt |
Berliner Fleischklopse erobern Trier
17_Das Café Mohrenkopf |
Mehr als 20 Kuchen seit mehr als 80 Jahren
18_Das Café Momo |
Graue Männer unerwünscht
19_Der Caspary-Park |
Erholung für Brauer, Bewohner, Bewegte
20_Das Castelnau-Gelände |
Nur die Straßennamen sind noch in französischer Hand
21_Das Chibi-Ya |
Tokioter Hausmannskost in der Trierer Fußgängerzone
22_Das CubiCulum |
Fusionsküche – unterirdisch gut!
23_Das Delikat |
Mehr als nur Frühstück
24_Das doppelte Panorama |
Skyline mal zwei auf der »Bitburger«
25_Die Doppelvilla |
Die falsche Porta Nigra
26_Das Drachenhaus |
Verspätete Feuerspeier als Namensgeber
27_Das ehemalige Café Lübke |
Dornröschen wartet auf einen solventen Prinzen
28_Das ehemalige Leprosorium |
Letzte Heimat für Leprakranke
29_Der Eingang zum Dombering |
Hinter diesem Tor galten eigene Regeln
30_Das Einzigart |
Auswahl und Azubis als Alleinstellungsmerkmale
31_Die Eisenbüste |
Zwangsversetzte Skulptur
32_Das eiserne A |
Mahnmal gegen die Arbeitslosigkeit
33_Das Eiserne Haus |
Stählern, grün, herausragend
34_Der Eremitenfels |
Wohin ist der Einsiedler verschwunden?
35_Das Exzellenzhaus |
Exzellente Bedingungen für Kunst und Kultur
36_Der Felsenpfad |
Kilometerlang am Hang entlang
37_Das Franzensknüppchen |
Küsse folgen auf Kanonen
38_Die Französische Siedlung |
Schwarzwaldhäuser in Trier-Nord
39_Das Funky Abbey |
Hochprozentig sündigen unter dem Jesuskreuz
40_Die Gassen am Dom |
Krimikulisse mit historischem Hintergrund
41_Das Gasthaus Crames |
Unverwüstlich gemütlich
42_Die Geel Box |
Julius Cäsar wacht über steinerner Hose
43_H 725 |
Ein Hinweis von ganz oben
44_Der Handwerkerbrunnen |
Zünftiges Wasserspiel mit Liebe zum Detail
45_Das Herrenbrünnchen |
Ur-Brunnen und Feierstube
46_Der Hochbunker |
Düsteres Mahnmal neben dem Rathaus
47_Der Hospitienpark |
Auszeit zwischen Bäumen und Geschichte
48_Die Jugendstil-Kellerei |
Wer braucht schon Champagner?
49_Der Kaiserhammer Weiher |
Verboten schön
50_Der Klavierraum |
Piano für alle
51_Der Kreuzweg |
Schleichweg mit Geschichte
52_Der Kulturkiosk |
Mini-Museum »to go«
53_Die Kunstakademie |
Im alten Schlachthof fließt heute Farbe statt Blut
54_Das Küsterhaus |
Älter geht es kaum
55_Der Laokoon |
Trauriger Wächter über den Campus
56_Die Lokrichthalle |
Hier wurden Dinosaurier repariert
57_Das Long Vu |
Hanoi und Mailand unter einem Dach
58_Die Löwen-Apotheke |
Flughafenterminal mit Stuckdecke
59_Die Luke |
Weise Worte und stählerner Schmuck
60_Der Lulustein |
Ganz schön mysteriös
61_Das Lyrikfenster |
Gedichte zum Mitnehmen
62_Das Maarviertel |
Rosi und der Rest
63_Märklin Theisen |
Tradition für große und kleine Kinder
64_Die Mäuse im Dom |
Wer findet die Nager im Gotteshaus?
65_Moselkilometer 191 |
Endlich mehr Leben am Fluss
66_Der Musikbunker |
Bass statt Bombenhall
67_Der namenlose Brunnen |
Anonymes Politikum neben dem Rathaus
68_Die Neue Regierung |
Gar nicht so trockene Verwaltung
69_Das NewK3 |
Eine Pommesbude am Himalaya?
70_Der Olewiger Obelisk |
Ägyptisches Denkmal für einen deutschen Mathelehrer
71_Das Ossuarium |
Fenster zu den Knochen
72_Das Pegelhäuschen |
Ein ausgedientes Schmuckstück
73_Der Petrusbräu |
Neues Bier nach alten Regeln
74_Das Pfalzeler Herz |
Besonderes Grab eines besonderen Bürgers
75_Die Pfalzeler Viezkelter |
Symbol alkoholischer Tradition
76_Das Piranha |
Die schönste Garage der Stadt
77_Der Posthof |
In die Breite gewachsener Prachtbau
78_Die Pyramidenkirche |
Ungewöhnlich angepasst
79_Die Rosenvilla |
Blumige Behausung des Trierer Gärtnerkönigs
80_Das Rote Haus |
Trierer Stolz in lateinischen Lettern
81_Das Schammatdorf |
Miteinander statt bloß nebeneinander
82_Das Schirmgeschäft |
Bei Gisa-Schirm ist Langlebigkeit Trumpf
83_Die Siedlung Baltzstraße |
Zeitreise ins rote Dorf
84_Das Sonnenblumenhaus |
Alte Pracht in neuem Gewand
85_Die Spee-Gruft |
Trier bedeutete die Pest für den berühmten Pater
86_St. Ambrosius |
Von der Reithalle zur Garage zum Gotteshaus
87_St. Martin |
Was machen die Hakenkreuze in der Kirche?
88_Die staatliche Weinbaudomäne |
Warum so schüchtern?
89_Die Sternwarte |
Glänzende Aussichten auf der Universität
90_Die Straßenbahnhaltestelle |
Als Trier in Pallien zu Ende war
91_Das Studentenwohnheim |
Ora et labora sind in St. Martin Vergangenheit
92_Das Tattoostudio Lonien |
Es begann mit einer Prophezeiung
93_Die Theaterwand |
Kleines Glied, große Wirkung
94_Thiels Burg |
Mehrzweckfestung im Weinberg
95_Tiergarten- und Altbachtal |
Keine Spuren mehr von Tigern und Leoparden
96_Der Trebetabrunnen |
Weit gereistes Wasserspiel ohne Wasser
97_Der Treppenturm |
Ein einstiges Hinterhaus drängt sich nach vorn
98_Der Trinkwasserbrunnen |
Hintergründiges Multifunktionsgerät
99_Die Tür zur Winterkirche |
Das Portal ist eine eingängige Attraktion
100_TUFA.topolis |
Stadt mit Garten und eigenen Regeln
101_Das Uni-Sportgelände |
Triers Olympiapark
102_Der Urban Place |
Kleines Dreieck, unbegrenzte Möglichkeiten
103_Das Verkehrsmuseum |
Das kleinste Museum der Stadt
104_Die Villa Wuller |
Posen verboten
105_Das Waldstadion |
Hier reckt und streckt sich vornehmlich Unkraut
106_Das Wasserband |
Raum für Kreativität
107_Das Wasserkraftwerk im Kylltal |
Romantisches Rauschen
108_Der Wasserturm |
Blauer Blickfang
109_Der Weg der Monolithe |
Steinernes Kunstwerk mit pädagogischem Anspruch
110_Das Weißebach-Denkmal |
Krematorium statt Palastgarten
111_Die Zeder am Kornmarkt |
Hort der Unabhängigkeit
Bildteil
Übersichtskarten
Vorwort
Römerstadt, Domstadt, älteste Stadt Deutschlands. Trier ist eine Stadt mit Geschichte und Geschichten. Aber nicht jede Geschichte ist auch historisch. Modern, großstädtisch, überraschend – auch das ist Trier. Die Auswahl der Orte in diesem Buch ist im besten Fall vor allem eines – charakteristisch. Wussten Sie, dass in der Universitätsbibliothek ein Löwe haust? Wissen Sie, wo das Herz eines Heimatverbundenen begraben liegt? Können Sie sich vorstellen, was eine steinerne Computermaus im Trierer Dom zu suchen hat?
Vor Ihnen liegt ein Potpourri von Brunnen, Plätzen, Straßen, Häusern, Lokalen, Kirchen und Kunstwerken. Entdecken Sie die Doppelgängerin der Porta Nigra. Feiern Sie ohne Spiegel und Smartphone in geheimnisvollen Gewölben. Schwitzen Sie im Trierer Olympiapark. Wandeln Sie auf den Spuren von Druiden und Einsiedlern. Steigen Sie in die Gruft eines berühmten Jesuiten.
Ob Ur-Trierer, Neu-Trierer, Bald-Trierer, Teilzeit-Trierer oder Gast-Trierer: Die folgenden Seiten sollen Sie überraschen und inspirieren. Entdecken Sie neue Seiten an vermeintlich Altbekanntem. Verlassen Sie alte Wege, um Neues kennenzulernen. Finden Sie unterwegs selbst unbekannte Orte, die mehr Aufmerksamkeit verdienen.
Denn aller Sorgfalt in der Recherche und allem Bemühen um eine möglichst ausgewogene Auswahl zum Trotz bleibt diese Sammlung von Orten und Geschichten subjektiv, ohne Absolutheitsanspruch. Verstehen Sie dieses Buch weniger als letztgültiges Kompendium denn als Anregung für weitere, eigene Entdeckungen.
Viel Vergnügen!
Peter Bieg
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1_Die Abtei St. Maximin
»Mehr-Zweck-Halle«
Dass St. Maximin heute ganz offiziell eine »Mehrzweckhalle« ist, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Denn nichts anderes war das raumgreifende Gebäude in Sichtweite des Trierer Hauptbahnhofs schon immer – betrachtet man seine wechselhafte Geschichte, die mehr als 1.000 Jahre zurückreicht.
Die Wurzeln von St. Maximin liegen in der Antike: Das Gelände wurde schon im 4. Jahrhundert als Gräberfeld genutzt. Auch der spätere Namensgeber Maximinus liegt hier, wie viele andere ehemalige Trierer Bischöfe, begraben. Ein erstes Benediktinerkloster entstand im 6. Jahrhundert, wurde aber von Normannen zerstört. Wiederaufgebaut im 10. Jahrhundert, diente die ausgedehnte Abtei gegen Ende des 16. Jahrhunderts als Schauplatz viel beachteter Hexenprozesse. Auf mehrere hundert Jahre der Ruhe folgte die neuerliche Zerstörung durch französische Truppen im Jahr 1674. Nach dem erneuten Wiederaufbau wurde der Bau nicht mehr lange vom Klerus genutzt: Unter französischer Besatzung löste sich das Kloster auf und diente fortan militärischen Zwecken.
Info
Adresse Maximinstraße 18, 54292 Trier | ÖPNV Bus 2, 3, 4, 7, 13, 30 sowie 81–87, Haltestelle Hauptbahnhof | Öffnungszeiten nur von außen zu besichtigen, Besichtigungen des Gräberfeldes auf Anfrage bei der Dominformation, regelmäßige Konzerte | Tipp In der Roonstraße, auf einer Grünfläche vor St. Maximin, steht das Europadenkmal. 1980 gestaltete der Trierer Bildhauer Jupp Zimmer den stilisierten Stier mit der auf ihm sitzenden Europa für das hier ansässige Bundesvermögensamt.
Die Preußen nutzten die Gebäude später als Magazine, Pferdeställe und Kasernen, nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden Notunterkünfte.
Heute zeugt nur noch die große ehemalige Hauptkirche von den einstigen Ausmaßen der Abtei. Die Westfassade mit den beiden Türmen war bis 1802 noch beeindruckender, damals hatte jeder Turm zwei zusätzliche Geschosse. Architekturhistoriker werten die rustikale Außenfassade mit großformatigen Steinquadern als Symbol für die Wehrhaftigkeit der mehrmals zerstörten Anlage.
St. Maximin diente über die Jahrhunderte als Gräberfeld, Klosteranlage und Militärgelände. Seit 1995 findet unter der hohen Decke mit den markanten Strebepfeilern neben zumeist klassischen Konzerten auch der Sportunterricht einer benachbarten Privatschule statt. St. Maximin bleibt eine echte Mehrzweckhalle.
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2_Die Affen auf dem Brunnen
Hintergründige Abgründe
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Vordergründig ist der Petrusbrunnen ein Hort der Schönheit, Reinheit und Tugend. Vor einigen Jahren aufwendig renoviert, sprudelt im Herzen der Stadt das Wasser in dem pastellfarben strahlenden Becken. Löwen, Tauben, Schwäne und Putten tummeln sich auf den verschiedenen Etagen. Der achtseitige Brunnen ehrt Petrus, den Stadtpatron, der auf der zentralen Säule thront, und hält für die Bürger eine Botschaft bereit: »Glücklich das Gemeinwesen, wo die Klugheit das Zepter hält, wo die heilige Gerechtigkeit die Guten schützt und die Schuldigen mit dem Schwert richtet, wo der Starkmut im Unglück herrscht und die Mäßigung alles löblich lenkt« und weiter: »Aus diesen Tugenden fließt, dem Wasser aus der Quelle gleich, das Heil des Volkes und alles Gute für das Gemeinwesen.«
Die vier Kardinaltugenden sind auch als Figuren Teil des Brunnens: Justitia symbolisiert mit einer Waage und dem strafenden Schwert Gerechtigkeit. Fortitudo, Symbol der Stärke, stemmt eine zerbrochene Säule. Temperantia steht für Mäßigung, trägt Wasser und Wein. Klugheit wird von Prudentia verkörpert, mit Spiegel und Schlange versehen. Auf den ersten Blick ist der 1595 vom Trierer Bildhauer Hans Ruprecht Hoffmann geschaffene Brunnen ein tadelloses Werk.
Info
Adresse Hauptmarkt, 54290 Trier | ÖPNV Bus 1, 2, 3, 5, 6, 7, 8, 13, 81, 82, 83, 85, 87, Haltestelle Treviris | Öffnungszeiten frei zugänglich | Tipp Eine schmale Pforte unterhalb zweier Fachwerkhäuser führt in die Judengasse, die von der Fußgängerzone abbiegt. Die Gasse war im Mittelalter Zentrum des jüdischen Viertels der Stadt, die umliegenden Fachwerkhäuser stammen aus der Renaissance. Eine Gedenktafel erinnert an das Schicksal der Trierer Juden, die 1418 vertrieben wurden.
Doch im Hintergrund der Tugenden tun sich Abgründe auf: Eine Gruppe von Affen verhält sich arg untugendhaft. Einer der Primaten genießt auf den ersten Blick bloß eitel seinen Anblick in einem Spiegel, den er in der rechten Hand hält. Mit der anderen Hand befummelt er sein bestes Stück. Ein anderer nutzt ebenfalls einen Spiegel – um in aller Ruhe sein eigenes Hinterteil zu inspizieren. Was der Dritte treibt, wird an dieser Stelle aus Jugendschutzgründen nicht weiter geschildert, aber zur persönlichen Betrachtung empfohlen. Wer die versauten Affen einmal entdeckt hat, geht nie mehr am Brunnen vorbei, ohne zu schauen, ob sie noch zu Gange sind.
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3_Die alte Reichsbahndirektion
Stattlich, staatlich, staatsanwaltschaftlich
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Wie stattlich das ehemalige Verwaltungsgebäude der Reichsbahndirektion ist, sieht jeder auf den ersten Blick: Das Winkelgebäude am Balduinsbrunnen nimmt fast einen ganzen Block an der Ecke von Christophstraße und Ostallee ein. Rund 320 Räume enthält das Anwesen, gebaut von 1922 bis 1925. Nach dem Ersten Weltkrieg war Trier – im Gegensatz zu heute – ein wichtiger Standort der staatlichen Eisenbahn. Um die zahlreichen Bahnbeamten bahnhofsnah unterbringen zu können, entstand der Bau nach Plänen von Karl Albermann. Die Beamten arbeiteten nicht nur in der Reichsbahndirektion, zur Balduinstraße hin schließt der damalige Wohntrakt an das Hauptgebäude an. Die Bahner konnten von der Arbeit ins Bett fallen – und umgekehrt.
Doch die Zeit der Eisenbahndirektion war kurz: Schon 1935 wurde das Netz im Südwesten wieder von Saarbrücken aus verwaltet, das Gebäude hatte seinen ursprünglichen Zweck verloren. Zur NS-Zeit wurde es zum Hauptquartier der Geheimen Staatspolizei (Gestapo), die im Keller Gefangene folterte. Meist ging es für die Häftlinge von hier direkt weiter zum Güterbahnhof – zum Abtransport in ein Konzentrationslager. Zahlreiche Informationstafeln im Treppenhaus erinnern an diese Zeit des Schreckens. Ebenso beachtenswert sind die architektonischen Details: Kleine Äpfel an den eisernen Treppengeländern, das Foyer mit seinen achteckigen Säulen, Knaben mit Eisenbahnmotiven als Wandreliefs – im Vergleich zur eher schlichten Außenfassade wurde im Inneren nicht an Spielereien gespart.
Info
Adresse Christophstraße 1, 54290 Trier | ÖPNV Bus 2, 3, 4, 7, 12, 13, 30, 81, 82, 83, 84, 85, 87, Haltestelle Balduinsbrunnen/Hbf | Öffnungszeiten Café Balduin Mo–Fr 8.30–18.30 Uhr, So 9–12.30 Uhr |