Schlafwagengeflüster: Erotische Novelle
Von Helen Fox
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Eine erotische Novelle, die sie auf eine prickelnde Reise entführt!
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Buchvorschau
Schlafwagengeflüster - Helen Fox
Helen Fox
SCHLAFWAGENGEFLÜSTER
Inhaltsverzeichnis
Schlafwagengeflüster
KAPITEL I: Die sündige Andromeda
KAPITEL II: Genug ist genug
KAPITEL III: Doch ganz anders
KAPITEL IV: Der gemeinste Striptease der Welt
KAPITEL V: Traumhafte Aussichten
KAPITEL VI: Schlagzeilen
KAPITEL VII: In jedem Ende liegt ein Anfang
© 2015 Amrûn Verlag
Jürgen Eglseer, Traunstein
Umschlaggestaltung: Helen Fox
ISBN – 978-3-95869-172-8
Alle Rechte vorbehalten
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Die in diesem Roman geschilderten Ereignisse sind rein fiktiv. Alle beschriebenen Personen sind volljährig.
Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Begebenheiten, mit lebenden oder verstorbenen Personen wäre rein zufällig und unbeabsichtigt.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar
KAPITEL I
Die sündige Andromeda
Sie war spät dran. Heute schienen sich ihre Pariser Mitbürger besonders gegen sie verschworen zu haben: Trotz der quälenden Augusthitze waren viel zu viele gut gelaunte Menschen unterwegs und standen mit Vorliebe in Zoes Weg. Sie keuchte bereits unter ihrer prall gefüllten Sporttasche, ihr dünnes Top und die zerrissene Jeans klebten an ihrer gebräunten Haut. Eigentlich war sie gut trainiert, doch die doppelte Anstrengung griff auch ihre Ausdauer an.
Wer rannte auch schon am frühen Abend durch den gare de l'est und das noch mit genug Kleidung, um eine halbe Tanztruppe für eine Woche auszurüsten? Innerlich fluchte sie heftig vor sich hin. Wo sie sonst die gemächliche laissez-faire-Lebensart der Franzosen zu schätzen gelernt hatte, ging sie ihr heute einfach nur auf die Nerven. Denn der Zug würde nicht auf Zoe warten. Wenn sie den City Night Line nach Berlin verpasste, wäre das der Höhepunkt aller unschönen Erlebnisse, die in den letzten Tagen über sie hereingebrochen waren.
»Aus dem Weg, ich muss hier durch!«, rief sie einem Pärchen entgegen, das mitten im Weg gegenseitig ausgiebig die vorhandene Zuneigung bekunden musste. Paris, die Stadt der Liebe, dachte Zoe wütend. In diesem Moment wäre ihr eine Stadt der langweiligen Sofahocker, die sich niemals aus ihren vier Wänden heraus bewegten, lieber gewesen.
Als sie die durch das runde Kuppelfenster im Bahnhofsdach erhellten métro-Rolltreppen verließ, musste sie sich durch die nächste Menschentraube wühlen. Acht Rolltreppen, und auf jeder waren nur Leute unterwegs, deren neuestes Hobby anscheinend im sinnlosen Herumstehen bestand!
Die Riemen der Sporttasche schnitten in ihre Schultern. Sie hatte die Tasche wie einen Rucksack auf den Rücken geschwungen. Nun zog sie das Gewicht nach unten. Zoe wischte sich mit einer Hand die Schweißtropfen von der Stirn. Ihre dünnen schwarzen Ponyfransen klebten inzwischen genau so an ihrer Haut wie die Kleidung. Dass dieser ganze Mist auch unbedingt jetzt passiert war! Wieder fluchte sie: auf ihre Eltern, ihren plötzlich verstorbenen Patenonkel und die deswegen anstehende, brandeilige Erbschaftssache. Sie fluchte auf überhaupt jeden, der nun daran schuld war, dass sie die Proben frühzeitig abbrechen musste.
Für eine Tänzerin waren versäumte Proben ein Todesurteil. Vor fünf Tagen hatte sie es endlich zu einem regulären Platz in der renommierten Truppe von Madame Lacroix geschafft, und nun sollte sie das alles aufs Spiel setzen? Doch die Nachricht ihrer Eltern war unmissverständlich gewesen: Sie musste sofort nach Hause kommen. Alles, wofür sie in den letzten Wochen und Monaten geschuftet hatte, konnte mit einem Mal verloren gehen. Und wofür? Für etwas, von dem sie nicht einmal genau wusste, was es sein würde.
Zoe zwängte sich durch eine im Weg stehende Gruppe Touristen hindurch, die eine üble Geruchsglocke umgab. Es schien fast, als liefe sie gegen eine Wand aus säuerlichem Schweiß und billigem Parfum, was ihren leeren Magen rebellieren ließ. Sie schluckte eilig, um das saure Aufstoßen abzuwürgen. Schnell orientierte sich Zoe über ihr Ziel auf einem der Flachbildmonitore mit Ankunfts- und Abfahrtszeiten. Natürlich lag das Gleis, an dem ihr Zug abfahren würde, ganz weit hinten. Murphy's Gesetz war heute wieder ihr bester Freund.
An jedem anderen Tag hätten ihr die glasüberdachte Haupthalle und der prunkvolle Baustil gefallen. An diesem speziellen Tag aber staute sich die Hitze darunter zusätzlich, und jeder weitere Mensch darin machte den Sommer und seine Begleiterscheinungen noch unerträglicher. Dass man für sie keinen Flug gebucht hatte, lag ganz sicher nur daran, dass keiner mehr zu bekommen gewesen war: Niemand, der es nicht unbedingt verhindern konnte, verbrachte den Sommer in der Stadt.
Wer flüchten konnte, tat dies, egal ob im Bus, Flugzeug oder Auto. Paris, das im Frühling wunderschön und selbst im Herbst noch romantisch war, verwandelte sich im Sommer zu einer vor Hitze starrenden Betonwüste, in der Zoe sich mehr als einmal gewünscht hatte, eine Runde in der Seine schwimmen zu können.
Stattdessen mussten es eine Dusche nach den Proben, eine nach dem Aufstehen und eine vor dem Schlafengehen tun. Sie wühlte im Laufen den Zettel mit der Reservierung heraus, um nachzusehen, in welchen Waggon sie einsteigen musste. Sie verschwendete einen kurzen Gedanken an ihr appartement im Künstlerviertel Montmartre, das sie sich mit zwei anderen Tänzerinnen teilte, die genau wie Zoe knapp bei Kasse waren. Es lag direkt unter dem Dach und die Aussicht war toll, doch im Sommer kam man wegen der Hitze fast um.
Endlich hatte sie das Gleis erreicht und rannte an den Waggons entlang. Der City Night Line war noch da, zum Einsteigen blieben ihr nur noch zwei Minuten. Natürlich war ihr Waggon ganz hinten. In einem Kopfbahnhof wie dem gare de l'est waren am Gleisbeginn meistens die Waggons der ersten Klasse zu finden. Wer Holzklasse fahren musste, durfte laufen. Auch an diesem Gleis ließen sich die Leute Zeit oder verbrachten die Momente vor der Abfahrt damit, bereits eingestiegene Freunde zu verabschieden.
»Zut alors! Ich muss hier vorbei!« Als der Tänzerin dann doch ein hörbarer Fluch entschlüpfte, folgte Zoe der missbilligende Blick einer älteren Dame. Mit einem Gesichtsausdruck, als hätte sie auf eine Zitrone gebissen, ging die ältere Dame Zoe schließlich im Schneckentempo aus dem Weg. war sie nicht daran gewöhnt, junge Frauen fluchen zu hören. Zoe hastete voran und atmete auf, als sie endlich ihren Waggon erspähte. Schnell stieg sie die Stufen hinauf und verharrte einige Momente lang schnell atmend. Geschafft! Zoe fühlte sich, als hätte sie mindestens drei Kilo allein durch den aus allen Poren rinnenden Schweiß abgenommen. Gerade hatte sie die übervolle Sporttasche abgeladen und streckte sich im Stehen, als sie ein heftiger Stoß in den Rücken traf und nach vorn stolpern ließ.
»Pass doch auf!«, schnappte sie dem Mann entgegen, der ihr soeben eine Sporttasche in den Rücken gerammt hatte, die mindestens so groß war wie ihre.
»Dann steh' hier nicht im Weg herum, andere wollen auch noch einsteigen!« Tiefgrüne Augen funkelten sie an. Der hochgewachsene und braun gebrannte junge Mann schob sich ungerührt hinter ihr in den Waggon und bugsierte seine Sporttasche an ihr vorbei.
»Du kannst ja auch einfach die Augen aufmachen und schauen, ob vor dir jemand steht!«, gab Zoe giftig zurück und griff nach ihrem Gepäck. Dass beide gleichzeitig versuchten, in den schmalen Korridor des Waggons zu gehen, machte die Sache auch nicht einfacher.
»Du könntest dir auch einfach einen anderen Ort zum Herumstehen suchen,« konterte der Fremde und drängelte sich ungeniert vor, was Zoe für einen Moment in eine Duftwolke aus einem moschuslastigen Parfum und Leder hüllte. Trotz Lederjacke schien der unverschämte Kerl nicht zu schwitzen, während sie selbst sich fühlte, als wäre sie drei Tage durch die Wüste gewandert. Manchen wurde auch wirklich alles geschenkt!
»Leck' mich,« knurrte Zoe leise und trottete ihm notgedrungen in das Großraumabteil hinterher. Dass ihre Eltern ihr für die Fahrt nicht einmal einen Platz in einem Liegewagen spendiert hatten, war wieder so typisch für sie. Überall musste gespart werden, und wenn es keinen billigen Flug gab, dann eben einen billigen Sitzplatz im Zug.
Das Großmaul wuchtete seine Sporttasche in die Gepäckablage über Sitz 32 und ließ sich in seinen Ruhesessel fallen, die langen Beine ausstreckend. Mit jähem Entsetzen registrierte Zoe, dass auf ihrem Reservierungszettel Platz 33 angeschrieben stand. Sie würde die ganze Strecke neben diesem Kerl sitzen müssen? Das war der eindeutige Tiefpunkt des Tages. Wahrscheinlich würde er sich bei ihrem Glück im Schlaf noch breit machen und laut schnarchen!
Zoe stemmte ihr Gepäck nach oben. Natürlich bot er ihr keine Hilfe an. Was konnte man von solchen Typen auch erwarten? Da sollte noch mal jemand behaupten, Franzosen seien charmant! Dieses Exemplar von Mann war ganz sicher ein Austauschstudent aus irgendeinem anderen, unhöflichen Land. Zoe warf ihm einen vernichtenden Blick zu und wühlte in der Seitentasche nach ihrem iPod.
Dass er über das ganze Gesicht grinste und sie herausfordernd anblickte, setzte dem Ganzen die Krone auf. Widerstrebend ließ sie sich neben ihm in ihren Ruhesessel sinken und drehte sich so, dass sie ihn nicht sehen musste. Der blaue Sitzbezug war schon etwas abgegriffen, aber recht bequem. Wenn sie den Sitz später kippte, würde sie vielleicht sogar schlafen können. Der Waggon war gut gefüllt, anscheinend wollten heute Nacht viele Leute nach Berlin reisen. Oder einfach nur aus Paris flüchten. Schnell blendete sie den Geräuschpegel um sie herum durch die White Stripes in extralaut aus.
Der Zug setzte sich langsam in Bewegung, und Zoe beobachtete das Zurückgleiten des Bahnsteiges durch das Fenster gegenüber. Es war keine angenehme Rückkehr. Ihre Eltern waren gegen alles gewesen: ihre Liebe zum Tanzen und die privaten Ballettstunden, die Verweigerung eines Studiums nach dem Abitur, ihr Durchbrennen von Zuhause. Monatelang hatte sie sich mit miesen Kellnerjobs in Paris durchgeschlagen, bis