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Warum ein Hase aus einer Trabant-Tür schaute: Die aufregendste Reise nach dem Orient-Express
Warum ein Hase aus einer Trabant-Tür schaute: Die aufregendste Reise nach dem Orient-Express
Warum ein Hase aus einer Trabant-Tür schaute: Die aufregendste Reise nach dem Orient-Express
eBook262 Seiten3 Stunden

Warum ein Hase aus einer Trabant-Tür schaute: Die aufregendste Reise nach dem Orient-Express

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Über dieses E-Book

Ein IC - ein Schneesturm und plötzlich geht nichts mehr. Zunächst nicht ungewöhnlich, aber nach einer Stunde Stillstand ohne Information wird allen im Abteil klar: Es gibt ein größeres Problem. Die 74-jährige rüstige Roswitha Kellermann übernimmt gekonnt die Regie, als zunehmend Unruhe unter den Reisenden entsteht. Flackerndes Licht, kein Internet und vor den Fenstern ein Wetterchaos, was seines Gleichen sucht, machen die Situation nicht leichter. Zum Glück befindet sich die Schriftstellerin Rita Dankeschön im Abteil. Sie ist bereit, zur Ablenkung einen ihrer gerade entstandenen Texte vorzulesen. Anschließend entsteht eine Diskussion über die Art von Geschichten für das neue Buch der Autorin. Erotisch, peppig, mit einem Hauch Kriminalistik, so müssen die Erzählungen sein! Eigenartig, dieselben Worte nutzte ihre Lektorin im Hamburger Verlagshaus über den Inhalt des zu erwartenden Romans. Plötzlich weiß jeder im Abteil eine Geschichte zu erzählen. Ein unbeschreibliches Geschenk für Rita Dankeschön. Denn so entsteht ein Roman der ihre Leser mit einem Wechselbad der Gefühle versorgt. Rote Ohren, schneller Atem und feuchte Augen sind hierbei garantiert. Nicht ohne Grund erinnert dieses Abenteuer an die Geschichte im legendären Orient-Express.
Mit einem guten Glas Rotwein in der Hand und auf dem Lieblingsplatz sitzend, verzaubert dieses Buch, dass seine Geschichte ebenso romantisch wie erotisch erzählt, jeden grauen Herbsttag.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum20. Jan. 2020
ISBN9783347003668
Warum ein Hase aus einer Trabant-Tür schaute: Die aufregendste Reise nach dem Orient-Express
Autor

Heike Gehlhaar

Über die Autorin: Heike Gehlhaar ist eine Autorin, die so einzigartig ist wie ihre Geschichten. Ihre Literatur ist alles andere als Mainstream, stattdessen zeichnet sie sich durch ihre Frische und Innovationskraft aus. Biografie: Heike Gehlhaar begann ihre Schriftstellerkarriere nach einem einschneidenden Schicksalsschlag. Das Schreiben wurde zu ihrer bewegenden Lebensreise, die sie nicht mehr losließ. Ihr erster Roman "Franziska - Eine Reise in die Zukunft" entstand aus dem Wunsch, sich selbst zu beschäftigen und wurde der Auftakt zu einer bemerkenswerten schriftstellerischen Reise. Schon ein Jahr später veröffentlichte sie "Warum ein Hase aus einer Trabant-Tür schaute. Die aufregendste Reise nach dem Orient-Express", gefolgt von "Niemand hört dich schreien", einem packenden Mysterie-Thriller, der im Januar 2022 auf den Markt kam. Im Dezember 2022 verzauberte sie ihre Leser mit "Florentina - Liebe fragt nicht", einer gefühlvollen Romanze. Schreiben ist für Heike Gehlhaar zu einer leidenschaftlichen Berufung geworden, die sie mit voller Hingabe verfolgt. Als Autorin vermag sie, ihren Lesern einzigartige Welten zu eröffnen und sie auf spannende literarische Reisen mitzunehmen. Persönliches: Die Autorin lebt mit ihrer Familie im grünen Herzen Deutschlands, was sie zu einem tieferen Verständnis der Natur und des Lebens inspiriert. Leserstimme: "Eine Autorin, die wunderschöne Romane schreibt. Neben der Hauptgeschichte bietet sie stets eine faszinierende Nebenhandlung. Ihr ruhiger, erzählerischer Ton und die nostalgische Atmosphäre in ihren Werken lassen oft vergessen, dass sie in der Gegenwart spielen. Wenn Sie nach einer Flucht aus dem Alltag suchen, werden Sie sie mit Heikes Romanen auf jeden Fall finden." - Zitat einer begeisterten Leserin Entdecken Sie die Welt von Heike Gehlhaar: Besuchen Sie die offizielle Webseite der Autorin und tauchen Sie ein in ihre fesselnde Literaturwelt: www.heikegehlhaar.de Folgen Sie ihr auf Instagram: @autoringehlhaar Verpassen Sie nicht ihre kreativen Beiträge auf TikTok: @heikegehlhaar Erleben Sie das Einzigartige und lassen Sie sich von den Werken von Heike Gehlhaar in den Bann ziehen.

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    Buchvorschau

    Warum ein Hase aus einer Trabant-Tür schaute - Heike Gehlhaar

    Warum ein Hase aus einer Trabant-Tür schaute

    Hasen sind seltsame Geschöpfe, insbesondere Plüschhasen. Manche fristen ihr Dasein gelangweilt und verstaubt im Regal. Anders Schlappohr: der Beschützer, Tröster, Abenteurer und ein Schelm …

    Als sich Lisa und Thomas kennenlernten, waren beide mit ihren zwölf Jahren beinahe noch Kinder, jedoch seit fast drei Wochen unzertrennlich. Stets warfen sie nur einen Schatten.

    Lange wehrte sich Thomas gegen diese Reise ins Kinderferienlager. Er fühlte sich dafür viel zu alt. Doch seine Eltern ließen ihm praktisch keine Wahl. Und nun wusste er nicht, wie er ihnen danken sollte. Ohne diese Hartnäckigkeit wäre ihm dieser Traum von einem Mädchen nie begegnet.

    Zur Selbstständigkeit erzogen, konnte er sich bessere Beschäftigungen vorstellen, als mit einer Gruppe Gleichaltriger durch die Wälder zu toben. Jetzt sah er die Dinge natürlich ganz anders. Er schaute durch die sprichwörtlich rosarote Brille.

    Dieser Junge gehörte zu einem wohlhabenden Optikermeister-Haushalt und wurde als einziges Kind entsprechend mit gewissen Privilegien bedacht. Einen Grund, warum seine Eltern in diesem Sommer so vehement darauf bestanden, dass er sich dringend erholen sollte, wusste er nicht. Im Allgemeinen genoss er in seinem Elternhaus die bestmöglichste Erziehung und schulische Ausbildung. Schließlich sollte er einmal den elterlichen Betrieb übernehmen. Dazu passte dieser Kinderausflug, wie er ihn empört nannte, so gar nicht. Das Optikergeschäft der Eltern fand man in bester Lage, mitten im Zentrum der Lutherstadt Eisleben, bereits in vierter Generation und sehr erfolgreich. Sie hoffte nun, dass auch die Nächste ihre Erwartungen erfüllt.

    Doch im Moment hatte Thomas andere Sorgen. Er war mitten in der Pubertät und hatte nur Augen für Lisa, praktisch jeder Gedanke kreiste um sie.

    Auch Lisas Eltern besaßen einen kleinen Betrieb. Man fertigte Lampen aller Art, inklusive diversem Zubehör. Als jüngstes von vier Kindern genoss sie bei ihrem Vater eine Sonderstellung und wurde deshalb über alle Maßen verwöhnt. Frei und ungezwungen aufgewachsen, stets gewohnt, ihren Kopfdurchzusetzen und für gewöhnlich immer ihren Willen bekommend, fühlte sie sich von Natur aus privilegiert und zu Besserem berufen.

    Thomas hatte sich schon bis über beide Ohren verliebt bei Lisas erstem frechen Lächeln. Dieses selbstbewusste Mädchen hatte es ihm einfach angetan. Wenn es ihm möglich war, wich er den ganzen Tag nicht von ihrer Seite. Doch sie schien nur mit ihm zu spielen. Lisa sah es gern, genoss jede Minute, die er ihr widmete. Schließlich war sie es gewohnt, denn ihr galt immer jegliche Aufmerksamkeit ihres Umfeldes. Dass sie den netten Jungen mit diesem Verhalten verletzen könnte, schon allein deshalb, weil sie ihn wie selbstverständlich ausnutzte, bemerkte sie nicht einmal.

    Thomas ließ es jedoch geschehen. Wie ferngesteuert folgte er ihr auf Schritt und Tritt. Mädchen, die er bisher aus der Schule oder von der Straße kannte, waren kein Vergleich zu Lisa. Meistens albern, zickig oder beides, kein normales Gespräch war mit diesen Gören möglich.

    Jeden Tag saßen die Teenies auf der Wiese vorm Haus und unterhielten sich über Dinge, die Thomas nicht einmal mit seinem besten Freund besprach. Woher wusste Lisa so etwas? Auf seine Frage, ob sie schon einmal einen Freund hatte, antwortete sie ausweichend oder wechselte schnell das Thema. Warum diese Geheimniskrämerei? Das verstand er nicht. Und doch wagte er nicht, sie ein zweites Mal zu fragen. Viel zu sehr war er bereits von ihrem Lächeln, jeder wohlwollenden Geste, die sie ihm schenkte, abhängig. Manchmal traute er kaum seinen Ohren, wenn Lisa bei Themen, die er sonst nur flüsterte, mit Fachwissen um die Ecke kam.

    Dabei nutzte sie nur geschickt aus, dass sie mit sehr viel älteren Geschwistern aufwuchs. Beide Schwestern waren bereits verheiratet und auch ihr Bruder, inzwischen vierfacher Vater, empfahlen sich stets als eine sprudelnde Wissensquelle. Und einem solch’ aufgeweckten Kind wie Lisa entging unter diesen Voraussetzungen so gut wie nichts. Dass dieses frühreife Mädchen ihr Wissen gnadenlos ausnutzte, war offensichtlich. Und so ganz nebenbei erreichte sie mühelos, was auch immer sie sich in den Kopf gesetzt hatte. Bei diesem Jungen musste sich Lisa nicht einmal anstrengen. Er lief ihr nach, wie ein dressiertes Hündchen, hing an jedem Wort, was sie sprach und lechzte nach jedem Lächeln, mit dem sie ganz bewusst sehr sparsam umging. Dabei mochte sie Thomas, verbrachte gern mit ihm ihre Zeit. Ihn stets in ihrer Nähe zu wissen, machte sie stolz. Auch Lisa hatte sehr schnell die Erfahrung machen müssen, so gut wie mit Thomas, konnte sie sich sonst mit niemandem unterhalten. Am meisten bewunderte sie die Klugheit dieses ungewöhnlichen Jungen. Bisher konnte sie mit dem, was Jungen seines Alters von sich gaben, nur wenig anfangen. Meist sich mit üblen Streichen profilierend, waren diese ihr einfach nur zu doof.

    Dagegen lauschte sie Thomas völlig fasziniert, was sie sich jedoch nie anmerken ließ. Lisa musste immer und überall den Ton angeben. Sie war keineswegs ungebildet und allseits interessiert, doch mit diesem Jungen konnte sie nicht mithalten. Je länger sie ihn kannte, umso mehr begann sie, sich darüber zu ärgern. Immer wusste er alles besser. Nicht selten bezeichnete sie ihn deshalb provokativ als Klugscheißer. Doch schien eine solche Titulierung ihm überhaupt nichts auszumachen. Im Gegenteil, es amüsierte ihn sogar, und es prallte jede ihrer Beschimpfungen an ihm einfach nur ab.

    Die drei Wochen vergingen wie im Fluge. Das Wetter war unbeschreiblich schön, die Sonne brannte vom Himmel und ab und zu fegte ein laues Lüftchen übers Feld. Was wollte man mehr?

    Dass ihr neuer Freund mehr wollte, als nur Händchen halten, wusste Lisa allerdings früh. Sie konnte es in seinen Augen sehen. Doch sie ließ ihn zappeln. Nicht einmal seinen Arm durfte er um ihre Schulter legen. Und einen Kuss erlaubte sie ihm schon gar nicht. Aber warum eigentlich? Frech und vorwitzig hätte ihr sicher diese erste Liebelei gefallen. Aber vielleicht konnte sie bereits jetzt schon die Gefahr wahrnehmen, die von diesem zarten Jungen einmal für sie ausgehen könnte.

    So kam es, dass Lisa ihn bereits wenige Wochen nach den Sommerferien vergessen hatte. Nur Thomas konnte das nicht, nutzte deshalb seine Intelligenz und die Tatsache, welche ihm die Vergötterung seiner Eltern bot, um sie wiederzusehen.

    Schnell machte er Lisa ausfindig, setzte sich in den nächsten Zug und stand an einem frühen Samstagnachmittag einfach vor Lisas Tür. Voller Vorfreude und ohne Scheu erklärte er der netten Frau, die ihm die Tür öffnete, wer er war und was er wollte. Diese, hocherstaunt, rief nach Lisa. Einen kurzen Moment lang, machte sich bei ihm doch ein flaues Gefühl breit. Was, wenn sie ihn gar nicht mehr sehen wollte?

    Doch nur Sekunden später riss ihn Lisa, die lachend und komplett außer sich vor Freude auf ihn zusprang, aus diesen vollkommen unnötigen Gedanken. Denn ohne darüber nachzudenken, fiel sie Thomas um den Hals, begrüßte ihn derart überschwänglich, dass ihre Mutter, die noch immer an der Tür stand, die Stirn runzelte. Sie hatte schließlich weitreichende Erfahrungen mit den älteren Töchtern. Dass ’DIE’ hier noch schlimmer wird, davon musste sie ausgehen. Doch was sollte sie tun? Seufzend räumte sie das Feld. Den tadelnden Blick ihrer Jüngsten sehr wohl bemerkend, ließ sie die jungen Leute allein. Lisa nahm Thomas bei der Hand und zog ihn hinter sich her. Erstaunlich, was sich die beiden Teenies nach nur so kurzer Zeit zu erzählen hatten. Ohne Hemmungen tauschten sie sich am Küchentisch der Eltern aus.

    Irgendwann saß die gesamte Familie am Tisch versammelt. Dieser Junge hatte ein Talent, die Menschen für sich zu begeistern. Nicht ohne Stolz bemerkte Lisa die Reaktionen der Familie auf ihren neuen Freund, über den sie bisher noch kein einziges Wort gesagt hatte. Über das - was sie dachte - was sie fühlte - sprach sie nie; lebte in ihrer eigenen Welt. Diese war keineswegs farblos. Im Gegenteil, sie entsprach einem alten Lied von Hildegard Knef, in dem sie sang:

    »Für mich soil’s rote Rosen regnen, mir sollten sämtliche Wunder begegnen, die Welt sollte sich umgestalten und ihre Sorgen für sich behalten…!«

    Mit dem Alltäglichen gab sich Lisa nie zufrieden. Nur leider übersah sie bei diesem Streben nach Perfektion bereits hier am Küchentisch, dass ihr die Perfektion Auge in Auge gegenübersaß.

    So begann an diesem Küchentisch ein Drama, das ein Leben lang nicht enden sollte.

    Doch zunächst strahlte Lisa vor Glück, wollte Thomas gar nicht wieder gehen lassen. Clever, wie dieser Junge war, verstand er es, ihre Familie frühzeitig an sich zu binden. Und das aus einem ganz praktischen Grund. Alle, ohne jede Ausnahme, trugen eine Brille. Nun gehörten formschöne Brillen zu jener Zeit keineswegs zu den Dingen, die man so ohne Weiteres kaufen konnte. Natürlich gab es eine gewisse Auswahl an Gestellen. Wollte man sich allerdings mit diesen auch noch auf der Straße sehen lassen, konnte sich der Kauf schon um einiges schwieriger gestalten.

    Zum Glück hatte sich der Geschäftssinn des Optikermeisters Michaelis an dessen Sohn vererbt. Als Thomas von diesem Tisch aufstand, hatte er eine Entscheidung getroffen und das in zweierlei Hinsicht. Zum Ersten würde er die erfolgreiche Dynastie von Optikermeistern fortsetzen und zum Zweiten wird es ein anderes Mädchen als Lisa für ihn niemals geben.

    Fortan begleitete die Sehschwäche der Familienmitglieder diese Jugendliebe. Eines Tages freundeten sich beide Familien an und man verbrachte von nun an einige Feste miteinander. Auch fuhren sie oft an den Wochenenden gemeinsam ins Grüne oder an einen nahegelegenen Badesee. Lisa und Thomas schienen füreinander bestimmt. Niemand hegte einen Zweifel daran, außer Lisas Mutter. Dieser kluge Junge tat ihr leid. Doch auch für sie wurde schnell klar, einen Menschen, der ihre Lisa so bedingungslos lieben kann, der wird nur schwer noch einmal zu finden sein.

    Doch dann, nur wenige Jahre später, traf Lisa ihren Märchenprinzen, mit einer Gitarre in der Hand auf einer Bühne. Nichts an seiner Erscheinung hatte etwas Besonderes. Im Gegenteil, er schien fern jeglicher Bildung zu sein, jedoch frei und ungebunden; einen Optimismus versprühend, der von grenzenloser Dummheit zeugte.

    Kein Auge konnte sie mehr von ihm lassen und begann, mit ihm durch die Welt zu ziehen. Völlig verzweifelt schrieb Lisas Mutter Thomas einen Brief, in dem sie ihm von den neuerlichen und besorgniserregenden Entwicklungen berichtete. Längst hatte sie jeglichen Einfluss auf die flügge gewordene Tochter verloren. Dabei gehörte es keineswegs zu ihrer Art, sich in das Leben und die Angelegenheiten ihrer Kinder einzumischen, denn die Erfahrung hatte sie gelehrt, dass dieses ohnehin meist vertane ’Liebesmüh’ war. Doch hegte sie insgeheim die Hoffnung, dass es diesem vielversprechenden jungen Mann gelingen würde, ihre Jüngste von diesem Weg abzubringen.

    Eines Tages stand Thomas tatsächlich vor der Tür und Lisa tat, als wäre nichts geschehen. Doch dieser junge Mann, seiner Entwicklung weit voraus, hatte sich bereits ein eigenes Bild von Lisas Lebenskünstler gemacht. Natürlich zog er Erkundigungen ein und beobachtete diesen sehr genau. Alles ohne ihr Wissen, denn eine solche Spitzelei, das wusste Thomas nur zu gut, würde eine so stolze Frau wie Lisa niemals dulden, geschweige denn verzeihen. Dabei verstand er die Welt nicht mehr. Als er diesem wilden - mit der Gitarre sinnlos herumfuchtelnden - vor sich hinbrabbelnden - ’Schlaffi’, wie er ihn - im Grunde starr vor Eifersucht - fortan nannte, zusah, fielen ihm mehr als nur drei vernichtende Beschreibungen für seinen Rivalen ein. »Was will der sein, ein Künstler?«, dachte er kopfschüttelnd. »Der ist der größte Versager ever - kann nichts - weiß nichts - sieht mies aus und mehr, als albern über die Bühne zu hopsen, kann man von diesem Typen nicht erwarten!« Das erste Mal in seinem jungen Leben musste sich Thomas eingestehen, egal wie sehr er diesen Mann verachtete, er hatte keine Chance. Eine unbeschreibliche Wut baute sich in dem sonst so sanften und klugen Menschen auf. Was sollte er nun tun? Konnte er überhaupt irgendetwas tun oder nur hilflos zusehen?

    Wochen später am Küchentisch von Lisas Eltern, nutzte Thomas die Gelegenheit, sich in einen Streit zwischen Mutter und Tochter einzumischen. Er sagte Lisa klar und deutlich, was für einen Trottel sie da anhimmelte. Ein grober Fehler, denn kaum hatte er es ausgesprochen, da stand Lisa wütend auf, ging auf Thomas zu und schrie ihn an. »Du bist doch nur eifersüchtig, willst es nicht wahr haben, dass ich dich nicht haben will, mich für einen anderen entschieden habe. Und überhaupt, woher willst du eigentlich wissen, wie er ist, kennst ihn doch gar nicht!« Dabei sah sie ihm direkt in die Augen, wütend schnaubend, wie ein Stier, der gerade einen Rivalen auf seiner Wiese entdeckt hat. Nicht fähig zu atmen, geschweige denn, noch ein Wort der Verteidigung herauszubringen, stand er wie angewurzelt auf diesem ihm so vertrauten Küchenboden und hatte das Gefühl, vor ihr auf die Knie fallen zu müssen um sie anzubetteln. Doch was auch immer er getan hätte, konnte nichts mehr retten, denn sie drehte sich im selben Augenblick um, verließ die Küche und warf die Wohnungstür so laut ins Schloss, dass jeder vor Schreck zusammenzuckte.

    Rückblickend wäre Thomas zu allem bereit gewesen, um Lisa nicht zu verlieren. Wollte ihr sogar erlauben, es mit diesem losen Vogel zu versuchen. Unter der Bedingung, von einer verfrühten Hochzeit Abstand zu nehmen oder gar an Kinder zu denken. Absurder konnte diese Hilflosigkeit nicht sein. Jedoch zu seinem tiefsten Entsetzen bewahrheiteten sich seine Ängste bereits ein Jahr später. Lisa, die große Liebe seines Lebens, heiratete und erwartete bereits ihr erstes Kind.

    Damit trennten sich für eine lange Zeit die Wege dieser einst Unzertrennlichen.

    Was jedoch niemand ahnte, Thomas verlor seine Lisa nie aus den Augen. Er verstand es, unbemerkt am Horizont auf die für ihn feststehende Katastrophe zu warten. Ohne auch nur ein Mal daran zu denken, ob er als Ersatz überhaupt noch in Frage kommen würde. Ein solcher Gedanke schloss sich für ihn praktisch aus, denn damit konnte er vermutlich noch weniger leben, als sie in den Armen dieses Versagers zu wissen.

    Erstaunlich für den Außenstehenden erscheint diese Beharrlichkeit schon, doch gegen diese Abhängigkeit, die ihn zeitlebens begleiten wird, konnte er sich genauso wenig zur Wehr setzen, wie Lisa ihrer blinden Liebe zu diesem wilden Musiker entgehen konnte.

    Noch Jahre später kam Thomas wie selbstverständlich in Lisas Elternhaus. Denn ordentliche Brillen brauchte die Sippe ja noch immer. Lisas Mutter nutzte jede noch so kleine Gelegenheit, um dem so vermissten Wunschschwiegersohn von den neuesten Katastrophen dieser so argwöhnisch beäugten Ehe ihrer Jüngsten zu berichten.

    Lisas Mutter bekam leider früh ein Gespür für das sich anbahnende Unglück der geliebten Tochter. Auch Lisa musste früher oder später aufwachen und bemerken, dass jede Warnung ihres Umfeldes mehr als richtig war. Doch Stolz kann ein starkes Band sein, das einen Menschen an einen einst begangenen Fehler bindet.

    Irgendwann kam auch für Thomas der Tag, an dem ihm klar wurde, er konnte nicht sein Leben lang allein bleiben und aufeine Frau warten, die einfach nicht loskam von alten Entscheidungen. Bei einem Optikerkongress lernte er Karin kennen. Still, ernsthaft und mit beiden Beinen im Leben stehend. Zugegeben nicht die größte Schönheit, doch wen stört so etwas. Thomas jedenfalls nicht. Mit ihr bekam er eine Partnerin an seine Seite, auf die er sich in jeder Lebenslage verlassen konnte. Dass er nicht in Flammen aufging, wenn er mit dieser Frau zusammen war, empfand er wie eine Art Erlösung. Ob er sie liebte, wusste er nicht, und es spielte für ihn auch keine Rolle. Und so heiratete er diese Frau; sie bekamen zwei Kinder und bewohnten von nun an dieses kleine Fachwerkhaus über dem Laden.

    Es dauerte Jahre, bis er Karin von seiner großen Liebe erzählte. Warum tat er so etwas? Kam er denn nicht auf die Idee, dass er, selbst eine so stille und sicher auch ernsthafte Frau, wie seine ihm am Tisch gegenübersitzende Ehefrau, mit einer solchen leidenschaftlichen Beschreibung einer Exfreundin sehr verletzen könnte? Aber das zu bemerken, davon war Thomas meilenweit entfernt.

    Seit Lisa von der Hochzeit ihres alten Freundes wusste, bemühte sie sich unentwegt, den Kontakt zu ihm wieder aufleben zu lassen. Zunächst versuchte Thomas, ihre Bemühungen zu ignorieren, ließ es seiner Frau zuliebe nicht zu. Doch mit jedem weiteren Brief von ihr, flammten die alten Gefühle wieder auf und forderten unerbittlich ein Recht von ihm, dass er nur zu gern erfüllen würde.

    Nur dem weitsichtigen und klugen Umgang seiner Ehefrau mit dieser Situation verdankte es Thomas, dass er nicht sofort den Boden unter seinen Füßen verlor. Sie stimmte seinem Vorschlag zu, sich gegenseitig zu besuchen und das trotz besseren Wissens. Sie glaubte, ihn nur so an seine Familie binden zu können. Vielleicht sah Karin keine andere Möglichkeit, ihn zu halten, und so erfüllten ihre kühlen und berechnenden Entscheidungen in der nächsten Zeit ihren Zweck.

    Den Schmerz, der den beiden Königskindern in den Augen stand, wenn sie sich gegenübersaßen, konnte oder wollte niemand sehen. Natürlich zeigte er Lisa gnadenlos das, was ihr hätte gehören sollen. Und Lisa berichtete ihm unter Tränen, was aus ihrem großen Traum geworden war. Die Musik an den Nagel gehängt, dem Alkohol zugesprochen, blieb vom einstigen Märchenprinzen schnell nicht mehr viel übrig. Was sollte nun werden?

    Thomas trug nun selbst eine große Verantwortung. Die eigene Familie für Lisa zu verlassen, brachte er trotz wieder aufkeimender Gefühle nicht übers Herz. Er liebte seine Kinder und auf seine Art auch die Frau an seiner Seite. Irgendwann war selbst ihm bewusst, was er Karin mit dieser aufkeimenden Liaison antat. Dass er ihr niemals dieselben starken Gefühle entgegen bringen wird wie seinerzeit Lisa, wusste er. Doch reichte das aus, um ein lebenslanges schlechtes Gewissen zu beruhigen? Zumindest versprach er Lisa, immer aufsie zu achten. Stets wird er einen Grund finden, nicht gänzlich aus ihrem Leben zu verschwinden. Zumal Lisas Tochter Anika ihrer Mutter so ähnelte, dass es wehtat. Klug, frech, selbstständig und immer bereit, ihren kleinen Kopf durchzusetzen. Mit großer Erleichterung beobachtete Thomas das Mädchen. Offenbar hatte sie so gar nichts von diesem »Versager« geerbt. Plötzlich ertappte er sich dabei, Lisas Sonnenschein genauso lieb zu haben, wie die eigenen Kinder. Wehren konnte und wollte sich dieser Mann dagegen nicht.

    Aber nach und nach brachte diese nur allzu offensichtliche Tatsache seine eigene Beziehung in Schwierigkeiten. Lisa vergessen, so wie es Karin von ihm verständlicherweise verlangte, brachte er nicht fertig. Egal, was es für die gemeinsame Zukunft bedeutete, gab es auch für Karin irgendwann keinen Zweifel mehr: »Lisa war sein Schicksal!«

    Eines Tages kam Thomas nur noch allein zu Besuch, erzählte nichts mehr von zu Haus. Vielleicht hin und wieder von den Kindern, sonst nichts. Die Trauer in seiner Stimme war kaum noch zu ertragen.

    Als Lisas kleiner Sonnenschein eingeschult wurde, feierte die Familie ein großes Fest. Alle waren sie da. Die kleine Neubauwohnung, in der Lisas Familie wohnte, platzte aus allen Nähten, viel zu klein für so viele Gäste. Lisa hatte eine große Familie und jeder wollte dabei sein. Auch Thomas ließ es sich nicht nehmen, bei diesem denkwürdigen Anlass anwesend zu sein. Mit einer großen, bunten Zuckertüte, in deren Öffnung ein Plüschhase mit braunen Kulleraugen und etwas zotteligem Fell gebunden war, stand er freudestrahlend in der Tür. Ein Ohr des Hasen hing hinter seinem Kopf herunter und das andere knickte ihm nach vorn ab. Eigentlich ein bedauernswerter Anblick. Aber das Mädchen, das bereits fröhlich kreischend auf den lang ersehnten Gast zusprang, verliebte sich augenblicklich in diesen ein wenig jämmerlich wirkenden

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