Generationengärten: Naturnah und gesund
Von Monika Biermaier und Ilse Wrbka-Fuchsig
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Buchvorschau
Generationengärten - Monika Biermaier
2015
Der wandelbare Garten
© TunedIn by Westend61/shutterstock.com
© Biermaier
Hochbeete bereichern Naturgärten.
Will man den Garten genießen, statt dauernd zu (r)ackern, muss man sich wohl zum lässigen, entspannenden Gärtnern bekennen. Die innere Einstellung zum eigenen Garten und die Ansprüche und Erwartungen, die an den eigenen Grünraum gestellt werden, sind wesentlich. Die Frage sollte nicht nur lauten, wie der Garten auszusehen hat, sondern auch, wie man sich darin fühlen will und welche Erlebnisqualitäten davon erwartet werden. Entspannung, sinnliche Genüsse an Farben, Düften und Geschmackserlebnissen sowie Wissensbereicherung und Naturerlebnisse – oder nur einen perfekt gepflegten Grünraum, der möglichst immer gleich ordentlich aussieht?
Das Wichtigste am Garten ist, dass man sich darin wohlfühlt und ihn so genießt, wie er gerade ist. Auch wenn nicht alles perfekt ist, denn der perfekte Garten existiert nur in der Fantasie und in Hochglanzmagazinen. Traumhafte Fotos von einem blühenden Rosenbusch oder einem romantisch-wilden Eck sind in jedem Garten möglich. Man darf nicht immer nur die Arbeit sehen, die noch getan werden muss. Besser ist, sich vor Augen zu führen, was schon alles erreicht wurde. Perfektion ist nicht das (einzige) Ziel. Liebenswertigkeit, Vielfältigkeit und Originalität machen den Charme eines Gartens aus!
Der Naturgarten
Nur wer mit der Natur gärtnert, anstatt sie unbedingt beherrschen zu wollen, kann sich zurücklehnen und viele Erkenntnisse und Erlebnisse aus dem Garten schöpfen! Der Garten ist auch eine Lehrstätte, in der wir die Welt erkennen lernen, die noch immer den Gesetzen der Natur gehorcht. Wir scheinen uns von der Natur unabhängig gemacht und emanzipiert zu haben, dennoch zeigen neuere Forschungsergebnisse, dass noch lange nicht alle chemischen und physikalischen Prozesse in Pflanzen und deren Zusammenspiel (zum Beispiel Kommunikation) erforscht sind und wir uns als Teil der Natur begreifen lernen sollten.
Zuallererst muss klar sein, dass jeder Standort eine bestimmte Pflanzengesellschaft hervorbringt. Die Standortgegebenheiten können meist nur mit relativ großem Aufwand geändert werden. Das soll nicht heißen, dass man auf einem kargen Boden kein Gemüse ziehen kann. Dies ist entweder mit Hochbeeten, in denen man relativ einfach nährstoffreiche Bedingungen herstellen kann, oder mit jahrelanger Kompostwirtschaft nachhaltig zu erreichen.
Ebenso wenig leicht kann man auf einem kalkreichen Boden in trockenem Klima wunderschön blühende Rhododendren und Azaleen, wie sie aus englischen Gartenanlagen bekannt sind, erwarten. Auch wird es schwer sein, auf einem nährstoffreichen Boden eine dauerhafte farbenfrohe Blumenwiese anzulegen, da besonders artenreich blühende Wiesen auf kargen Standorten wachsen. Damit sie sich entwickeln können, muss der nährstoffreiche Boden abgetragen oder abgemagert werden.
So vielfältig kann ein Naturgarten sein:
• Er enthält eine hohe Vielfalt an heimischen Pflanzen.
• Er ist reich strukturiert und beinhaltet viele verschiedene Lebensräume wie Bäume, Sträucher, Hecken, wilde Ecken, hohe Wiesen, freie Sand- und Kiesflächen, Trockensteinmauern und Wasserstellen.
• In ihm finden sich viele Nischen, Verstecke und dichte Gehölze, die Tieren als Rückzugsmöglichkeiten dienen.
• Die Bepflanzung und die Lebensräume können sich ohne großen Aufwand selbst erhalten.
• Die Anlage und Pflege des Gartens erfolgt möglichst schonend. Es muss nicht immer alles Alte zerstört werden, um Neues zu schaffen.
• Ein Garten ist Veränderungen unterworfen. Ein gelassenes Beobachten erlaubt, dass sich von selbst Neues entwickeln kann.
• Plätze, Wege und Steinmauern werden trocken verlegt und sind wasserdurchlässig. Der Boden kann Wasser aufnehmen.
• Es kommen vor allem Naturmaterialien wie Holz, Stein, Kies zur Verwendung.
• Alles natürliche Material wird wiederverwendet, nichts entfernt oder herangebracht.
• Die Gartenbewirtschaftung erfolgt im geschlossenen Kreislaufsystem: Gartenabfall wird dem Garten wieder über Kompost, Mulch und Häckselmaterial zugeführt.
• Es werden möglichst wenige energiebetriebene und lärmende Gartengeräte eingesetzt.
Naturgarten bedeutet auch …
• Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel,
• Verzicht auf leicht lösliche Mineraldünger,
• Verzicht auf Torf, um den Abbau der Moore zu stoppen.
Gemeinsam gärtnern – in jedem Alter
Der Naturbezug über einen Garten ist in jedem Lebensalter wichtig und bereichernd: vom Kleinstkind als Bewegungsraum, für erste Begegnung mit der Natur und ihren Lebewesen, für Kinder als Erlebnis-, Erforschungs- und Erfahrungswelt, für Erwachsene als Entspannungs- und Erholungsraum und für ältere Menschen als unmittelbare Lebensumwelt, in der Bewegung sowie körperliche und mentale Gesunderhaltung stattfinden.
Die Beziehung, die Kinder zur Natur aufbauen, kann in einem naturnahen Garten gefördert und gestärkt werden. Die Grundlage für das Verständnis für die Natur und ihre Lebewesen wird bereits bei den Jüngsten angelegt, wenn sich Kinder mithilfe der Erwachsenen auf einen Dialog mit der Natur einlassen. Daher ist es so wichtig, den eigenen Garten als Entdeckungs- und Entfaltungsraum für vielfältige Naturerfahrungen zu gestalten. Nur wer die Vielfalt erlebt hat, kann diese schätzen und aus ihr für viele Lebenslagen lernen.
©SpeedKingz, shutterstock.com
Gemeinsam aktiv – wertvolle Zeit miteinander verbringen.
Jüngere Erwachsene finden im Garten Entspannung und Erholung. Für sie stellt sich nicht so sehr die Frage, ob die Gartenarbeit körperlich zu anstrengend ist, eher fehlt die Zeit dafür. Doch gerade bei der Gartenarbeit kann man entschleunigen und Ruhe finden, also Zeit gewinnen. Wie auf einer Bergwanderung, wo die Alltagsprobleme auf einmal weit weg sind, kann man im Garten im Kleinen auf die Natur eingehen, eine neue Pflanze entdecken oder einen Vogel beobachten und wieder einmal spüren: Es gibt noch andere Wirklichkeiten als die Liste der unerledigten Arbeiten. Konzentriert und selbstvergessen Erde umgraben und Pflanzen betrachten kann sehr beruhigend sein.
In späteren Jahren müssen die Menschen mit den eigenen Kräften besser haushalten, dafür haben sie mehr Zeit. Sie kommen in der Ruhe, die ein Garten ausstrahlt, besser zurecht als in der hektischen Welt. Wenn das Leben langsamer und beschaulicher wird, gewinnt der direkte Zugang nach draußen in den Garten zunehmend an Bedeutung. Das ist ein großer Vorteil des Gartens: Der Ort der Erholung liegt in unmittelbarer Nähe des Hauses. Die Natur kann erlebt werden, ohne dass zuerst lange Wege zurückgelegt werden müssen.
Je kleiner die Bewegungsradien werden, umso wichtiger ist die Gestaltung der nächsten Umgebung. Dazu gehören der Weg vom Gartentor zum Haus, die Runde durch den Garten, die Sicht in den Garten von der Terrasse oder dem Fenster aus und der Kontakt zu Nachbarn. Mit barrierefreien Wegen und einem Rundweg mit Rastplätzen kann der Garten bis ins hohe Alter erlebt werden.
Das persönliche Gartenparadies
© Biermaier
Mit den Jahren ändern sich die Wünsche und Bedürfnisse der Menschen. Auch der Garten ist dem Wandel der Zeit unterworfen. Die Familie wird größer, Kinder brauchen Platz zum Spielen und Bauen, später sind die großen Helfer im Garten ausgeflogen. Kleine Bäumchen wachsen zu stattlichen Bäumen heran, ehemals kleine Sträucher bilden dichte Hecken. Nun pflücken Enkelkinder die Himbeerhecke ab und staunen über Käfer und Schmetterlinge in der Wiese. Nach ihrem Besuch ist es ruhig im Garten, Kräuter verströmen ihren Duft, und Sträucher und Blumen zeigen ihre Blütenpracht.
Die ältere Generation kann der jüngeren viel zeigen. Bei vielen Arbeiten im Garten kommt es nicht auf Kraft und Schnelligkeit an, sondern auf Erfahrung und Geduld. Hilfe ist bei körperlicher Schwerarbeit nötig,