Selbstbewusste Vollzeit-Mütter: Der Wunschtraum aller Kleinkinder
Von Christiane Berg
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Über dieses E-Book
Dieses Buch liefert Informationen über entwicklungspsychologische Erkenntnisse des frühen Kindesalters und handfeste Argumentationshilfen für Vollzeit-Mütter (und -Väter), die bewusst in einer sehr entscheidenden Entwicklungsphase ihres Kindes zu Hause bleiben möchten. Sie tun dies im Bewusstsein, ihrem Kind das Wertvollste und Wichtigste zu schenken, was es in diesem Alter braucht: Liebe, Zeit und ungeteilte Aufmerksamkeit.
Dieses Buch ist nicht gedacht für Eltern, die sich für eine frühe Fremdbetreuung entschieden haben. Kaufen Sie dieses Buch nicht! Der Inhalt könnte Sie vielleicht verstören. Dies ist nicht die Absicht der Autorin.
Christiane Berg
Christiane Berg, geboren 1960 und Mutter einer Tochter ist Diplom-Psychologin und lebt und arbeitet in der Nähe von Karlsruhe als Hypno-Systemische Therapeutin in eigener Praxis und für Jugendämter in der Aufsuchenden Familientherapie und -beratung. Nach "Die 102 Schulbücher eines SchülerInnenlebens in Baden-Württemberg 1996 - 2009" ist "Selbstbewusste Vollzeit-Mütter - Der Wunschtraum aller Kleinkinder" ihre zweite Buchveröffentlichung.
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Buchvorschau
Selbstbewusste Vollzeit-Mütter - Christiane Berg
Meiner Tochter gewidmet
Es gibt nichts Wichtigeres in diesem Leben als die Beziehungen, die wir mit anderen Menschen eingehen.
Steve Biddulph⁰
Egal, was der Zeitgeist derzeit auch behauptet, für Babys und Kleinkinder bis zum dritten Geburtstag ist die eigene Mama mit Abstand die erste und die beste Wahl. Nur eine feste Bezugsperson, die das Kind liebt, gewährleistet in dieser Zeit eine optimale Entwicklung.
Die Autorin: Christiane Berg, geboren 1960, ist Diplom-Psychologin und lebt und arbeitet in der Nähe von Karlsruhe als Hypno-Systemische Therapeutin in eigener Praxis und für Jugendämter in der Aufsuchenden Familientherapie und -beratung.
Inhalt
Vorwort
Bedürfnisse unserer Kinder – einige bekannte Kind-ErforscherInnen
Entwicklungspsychologie der ersten drei Lebensjahre – Auszüge
2.1 Eine feste Bezugsperson – Urvertrauen – sichere Bindung
2.2 Fremdeln, Trennungsangst und erste Trennung von der Mutter
Studien und Forschungsergebnisse
Derzeitige Bedingungen bei Fremdbetreuung
Der Zeitgeist
Warum die Politik eine frühe Fremdbetreuung fördert und forciert
Was berufstätigen Müttern und Vätern das Leben erschwert
Was sich Vollzeit-Mütter wünschen
Forderungen an PolitikerInnen
Vollzeit-Mutterschaft – ein Privileg für Besserverdienende?
Vollzeit-Mutterschaft und Emanzipation sind kein Widerspruch
Nachwort und Dank
Quellenangaben
Vorwort
Wenn ein Baby zur Welt kommt, dann sorgt das sogenannte Kindchenschema (das sind ein im Vergleich zur Größe des Körpers relativ großer Kopf und große, runde Augen) dafür, dass Erwachsene Babys instinktiv süß finden und mit Fürsorgeverhalten reagieren. Denn Babys sind nach der Geburt und in den ersten Jahren darauf angewiesen, dass ihre Bedürfnisse von anderen Menschen wahrgenommen und befriedigt werden. Ihr niedliches Aussehen und ihre Fähigkeiten zur Kommunikation helfen ihnen hierbei. Durch sogenannte Bindungsverhaltensweisen, wie zum Beispiel Schreien, Weinen, Lächeln oder später auch das Nachlaufen, zeigt das Baby und Kleinkind seiner Umwelt, dass es eine erwachsene Person braucht, die es liebt, umsorgt und beschützt. Es ist gut, wenn Mütter und Väter hier auf ihr Herz und ihre innere Stimme hören können und ihrem Kind genau das geben, was es von ihnen braucht.
Babys und Kleinkinder machen gerade am Anfang ganz erstaunliche Entwicklungsfortschritte und müssen zentrale Entwicklungsaufgaben bewältigen. Sie lernen in den ersten Lebensjahren so viel wie nie mehr später in ihrem ganzen Leben. Deshalb ist diese Zeit die wichtigste Zeit im Leben eines Menschen. Die körperliche und seelische Gesundheit – auch im Erwachsenenalter – hängt davon ab, ob den Kindern diese Schritte gelingen. Optimale Voraussetzungen für einen guten Start ins Leben hat ein Kleinkind dann, wenn es eine feste Bezugsperson gibt, die feinfühlig auf seine Bedürfnisse eingeht. Mütter (oder Väter), die sich in dieser Zeit ausschließlich um ihr Kind kümmern, sind deshalb das Beste, was einem kleinen Menschenkind passieren kann!
Auch wenn der Zeitgeist derzeit anderes verkündet: Langjährige, gesicherte Erkenntnisse aus der Entwicklungspsychologie ändern sich nicht über Nacht. Und die Ergebnisse vieler wissenschaftlicher Studien, in denen u. a. nachgewiesen werden konnte, dass fremdbetreute Kleinkinder unter Stress stehen, sind auch nicht einfach nur deshalb Makulatur, weil die Wirtschaft es wünscht und die Politik ihr willfährig den Weg ebnet.
Es fehlt in der ganzen Diskussion um die angeblichen Vorteile der Fremdbetreuung von Kleinkindern der Fokus auf den Bedürfnissen unserer Kinder. Viel ist die Rede von den Müttern, die angeblich fast alle schnell wieder arbeiten gehen wollen. Und davon, dass ein Ausbau von Krippen und Kitas gewährleistet, dass Mütter ziemlich umgehend wieder möglichst in Vollzeit arbeiten gehen können und auch sollen. Ist das wirklich das, was fast alle Mütter wollen? Und ist eine Fremdbetreuung von Babys ab einem Jahr (oder auch darunter) tatsächlich besser für diese Kinder als die liebevolle Versorgung durch die eigene Mutter? Wer sagt sowas und weshalb? Was würde das Baby sagen, wenn es sprechen könnte? Diese und andere Fragen sollen in diesem Buch erörtert werden.
1. Bedürfnisse unserer Kinder – einige bekannte Kind-ErforscherInnen
Woher wissen wir, welche Bedürfnisse Babys und Kleinkinder haben? Wann und wie ist dieses Wissen in die Welt gekommen?
Wenn wir nachforschen, wer wann was zur Entwicklung von Kindern herausgefunden und beschrieben hat, dann können wir lesen, dass es bis zum 17. Jahrhundert die Kindheit
als besondere Lebensphase nicht gab. Etwa ab einem Alter von sieben Jahren (ab diesem Zeitpunkt galten Kinder als entwöhnt und nicht mehr besonders pflegebedürftig) wurden Kinder wie Erwachsene behandelt. Sie waren gekleidet wie die Frauen und Männer ihres Standes, was aus Abbildungen dieser Zeit hervorgeht. Und sie nahmen uneingeschränkt am Erwachsenenleben teil. Für Schüler unterschiedlichen Alters fand gemeinsamer Unterricht statt.
Im 18. Jahrhundert kam es dann zu einem großen Wandel in der Einstellung zum Kind. Bedingt durch Aufklärung und Reformation begannen Gelehrte damals, auf eine Trennung von Kindern und Erwachsenen hinzuwirken.
In dieser Zeit interessierten sich zunehmend Philosophen, Kirchenmänner, Ärzte und Erzieher für Kinder. Sie untersuchten und beschrieben nun ihre Entwicklung genauer. Kinder galten von da an als schutzbedürftig. In dieser Epoche veröffentlichten viele dieser Gelehrte Schriften über Kindererziehung, so z. B. auch Jean-Jacques Rousseau (1712 – 1778), Philosoph und Pädagoge. Beachtung fand er u. a. für seine Ausführungen über die Erziehung eines fiktiven Jungen namens Émile. Seine eigenen fünf Kinder schickte er allerdings ins Waisenhaus, was in der damaligen Zeit nicht außergewöhnlich war.
Das Kind wurde jetzt als besonderes Wesen betrachtet. Es bekam spezielle Kleidung, die sich von der Erwachsenenkleidung unterschied. Damit die kindliche Unschuld
gewahrt bliebe, hielten sich Erwachsene nun vor Kindern mit sexuellen Äußerungen zurück. Zuvor war diesbezüglich kein Blatt vor den Mund genommen worden.
In der Schule saßen nicht mehr alle Schüler in einem Raum, sondern der Unterricht fand für gleichaltrige Gruppen von Kindern statt und der Lehrstoff nahm im Schwierigkeitsgrad mit dem Alter der Schüler zu. Erzieher und Philosophen entdeckten (ihre) Kinder als Studienobjekte
, erforschten diese eingehend und schrieben ihre Beobachtungen nieder. So entstanden sogenannte Kleinkindbiografien
, deren Beliebtheit im 19. Jahrhundert zunahm. Ein bekannter Verfasser einer solchen Kleinkindbiografie war Charles Darwin, der die Entwicklungsschritte seines Sohnes in einem Tagebuch festhielt. Jedoch war es nicht möglich, aus den vielen Einzelbeschreibungen auf das Verhalten anderer Kinder allgemeine Schlüsse zu ziehen, denn diese waren natürlich sehr individuell verfasst und orientierten sich nicht an vorgegebenen Kriterien. Außerdem waren sie von stolzen Eltern oder Verwandten geschrieben, die ihre eigenen Nachkommen natürlich nicht unvoreingenommen und nüchtern betrachten konnten. Diese Ausführungen hatten trotzdem einen Wert, denn sie enthielten viele Annahmen über die Entwicklung von Kindern. Ihre eigentliche Bedeutung lag jedoch darin, dass sich erst durch sie wichtige Fragestellungen ergaben. So entstand ein allgemeines Interesse an wissenschaftlichen Studien der Kindesentwicklung, was im weiteren Verlauf zum Entstehen der Entwicklungspsychologie führte.¹
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden erstmalig größere Kindergruppen wissenschaftlich untersucht. Ein Pionier solcher Untersuchungen in den USA war Stanley Hall. Er entwickelte Fragebogen für Eltern und Kinder und sammelte so Wissen über ihre Interessen und Verhaltensweisen.
Systematische Studien erfolgten im 20. Jahrhundert. Anfänglich beschränkten sich die ForscherInnen darauf, zu messen und zu beschreiben, wie sich Kinder im Laufe des Alters verändern und was Kinder wann können. Wie verläuft die motorische Entwicklung? Wann kann ein Kind seinen Kopf heben, wann kann es sitzen, stehen, laufen? Wie verläuft seine kognitive (Denkprozesse betreffende) Entwicklung, wann beginnt es zu sprechen, wann erkennt es sich als eigene Person, wann kann es eine Sache aus verschiedenen Perspektiven betrachten? Wie verläuft seine soziale Entwicklung? Wann kann ein Kind mit anderen Kindern spielen, ab wann kann es lernen, sich an (Spiel-)-Regeln zu halten, wann lernt es, was gut oder schlecht, richtig oder falsch ist?
Einige Forscher und Forscherinnen beschäftigten sich mit der Mutter-Kind-Beziehung, dem Urvertrauen und der ersten Bindung des Kindes. Bekannte VertreterInnen und deren Erkenntnisse sind nachfolgend kurz beschrieben.
René A. Spitz (1887 – 1974) war Psychoanalytiker und lebte in Österreich und den USA. Durch Studien fand er sehr interessante Dinge – die im Widerspruch zum Denken in seiner Zeit standen – heraus. Er untersuchte Kinder, die mit ihren Müttern im Gefängnis leben mussten und Säuglinge und Kleinkinder, die in einem Waisenhaus lebten. Entgegen der herrschenden Meinung seiner Zeit stellt er fest, dass die Kinder, die im