Urwaldblüten: Geschichten aus Guatemala
Von Heinz Carboni
()
Über dieses E-Book
Heinz Carboni
Der Autor H.J. Carboni, Jahrgang 1926, war bis zu seiner Pensionierung Journalist und Redaktor einer seinerzeit im ganzen deutschen Sprachraum verbreiteten Wirtschaftszeitschrift.
Ähnlich wie Urwaldblüten
Ähnliche E-Books
Die Freiheit nehm ich dir: 11 Kehrseiten des Kapitalismus Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer überflüssige Mensch Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Meine Welt: Mein Costa Rica: Reisegeschichten aus einem zufriedenen Land Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKubagirls: Berichte aus Kuba Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenChe to go: Rebellische Worte von Ernesto Che Guevara Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFuerteventura... mal anders! Reiseführer 2019 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEl Comisario: Kurzroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGeld, Gesellschaft und Gewalt: Kapital und Christentum (Band 1) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Herz und eine Hütte: Die Geschichte meiner Großeltern in Südamerika Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen2096: Band 1 - Das Leben nach der Apokalypse Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTierfänger und Inselkönig (Farbversion): Dokumentation eines ungewöhnlichen Lebens und einer dem tödlichen Wachstumswahn geopferten Welt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Welt von Heute: The point of no return; Die Menschenherde zerstört die Erde Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFuerteventura ...mal anders! Kompakt Reiseführer 2020 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDIE FARBE SCHWARZ | Sklaverei, Kolonialismus, Rassismus: Todesfall George Floyd, Sklavenhandel, Menschenrechte, USA Schwarzen-Unterdrückung, Polizeigewalt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMit den Gottesteilchen in die Hölle: Do diabta z czastka Boga Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTödliches Dorfleben 2: Das ganz normale Vereinsleben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFuerteventura ...mal anders! Reiseführer 2020 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTrump: und die Klimakatastrophe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Orientblues Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAtlan 724: Roboterschicksal: Atlan-Zyklus "Im Auftrag der Kosmokraten" Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenCatalan Pastis Katalanische Kuchen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Liga der Narren: Planen irre Politiker den Atomkrieg und die Zerstörung der Welt? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFuerteventura mal... anders! Reiseführer 2018 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDAS REGIME 2: REVANCHE Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Zukunft verwehte der Wind: Teil 2: Danziger Wasserspiele im Jahr 2062 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPerdido De Viaje: Zehn Erzählungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Nutzpflanzen unserer Kolonien und ihre wirtschaftliche Bedeutung für das Mutterland Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Wohlstand der Nationen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Maya, das geistige Heilen und die Zeitenwende: Erinnerungen an die Wahrheit - Band 18 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Sozialwissenschaften für Sie
Die Vagina-Monologe Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Lexikon der Symbole und Archetypen für die Traumdeutung Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Griechische Mythologie für Anfänger: Gesamtausgabe Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Warum lernst du kein Deutsch ?! Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Die Erfindung der Hausfrau – Geschichte einer Entwertung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen200 Duas für Muslim Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Das ist Deutschland!: Eine Landeskunde für alle Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Systemische Fragetechniken für Fach- und Führungskräfte, Berater und Coaches: Die Bedeutung von Fragen im Beruf Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Münchner Parkhausmord: Ein spektakulärer und umstrittener Indizienprozess Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSand Talk: Das Wissen der Aborigines und die Krisen der modernen Welt Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Persönlichkeitsentwicklung durch Musik: Rhythmisch-musikalische Erziehung als Unterrichtsprinzip Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPsychologie der Massen Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus: Enthält außerdem die 'protestantischen Sekten' und vier Antikritiken Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHexen: Die unbesiegte Macht der Frauen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchlagfertigkeitstechniken für Anfänger: Grundlagen und Techniken der Schlagfertigkeit lernen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnverfügbarkeit Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Das Unbehagen in der Kultur Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas große Latrinum: Ich wollte schon immer Latein lernen. Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Welt der Commons: Muster gemeinsamen Handelns Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Zukunft der Arbeit: Digitalisierung, Automatisierung, KI Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen...Als die Noten laufen lernten...Band 2: Kabarett-Operette-Revue-Film-Exil. Unterhaltungsmusik bis 1945 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGender: Eine neue Ideologie zerstört die Familie Bewertung: 2 von 5 Sternen2/5Der Zufall, das Universum und du: Die Wissenschaft des Glücks Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenResonanzen und Dissonanzen: Hartmut Rosas kritische Theorie in der Diskussion Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAnglizismen und andere "Fremdwords" deutsch erklärt: Über 1000 aktuelle Begriffe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGregory Bateson - Eine Einführung in sein Denken Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZusammenfassung: Gefühle lesen: Wie Sie Emotionen erkennen und richtig interpretieren: Kernaussagen und Analyse des Buchs von Paul Ekman: Zusammenfassung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Lexikon der Tabubrüche: Grenzüberschreitungen von AfD bis Zoophilie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Urwaldblüten
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Urwaldblüten - Heinz Carboni
Inhaltsverzeichnis
Bananen, Mayas und Vulkane
Pech und Pannen
Begegnung im Bus
La Rubia
De profundis, domine
Arsch der Welt
Terremoto
Guerilleros
Ai, mi hijos
El matador
Vecinos (Nachbarn)
El barranco
La mordida
El Brujo
Kunst und was dafür gilt
Kulinarische Genüsse
Zum Pazifik
Impressum
Bananen, Mayas und Vulkane
Wer Guatemala sagt, denkt dabei meist in traditionellen Touristenclichés. Etwa an den prächtig blauen Lago Atitlan, an den malerischen Indianermarkt von Chichicastenango, an unendlich weite, mit schnurgerade ausgerichteten Reihen von Bananenbäumen bestandene Bananenplantagen. Vielleicht auch noch an die auf den Übcrlandstrassen allgegenwärtigen, unergründlich blickenden, Indios mit schweren Kopflastcn, die ihre Waren im Hundetrab über Duttende von Kilometer in die Stadt zu Markte tragen. Doch hinter diesen malerischen Fotosujels verbirgt sich eine echte Tragödie, eine Kulturkatastrophe, die seit beiläufig vier Jahrhunderten andauert und verantwortlich dafür ist, dass dieses schöne und fruchtbare Land, potentiell das reichste Mittelamerikas, bis jetzt nicht zur Ruhe und auf keinen grünen Zweig gekommen ist.
Guatemala ist, bei ungefähr gleicher Einwohnerzahl, etwas mehr als doppelt so gross wie die Schweiz. Es gilt allgemein als das landschaftlich schönste Land Zentralamerikas, und wer in gewissen Gegenden des Altiplano von hoher Warte über bestellte Äcker und wogende Weizenfelder hinwegblickt, könnte sich an die Schweiz des Juras erinnert fühlen. Doch im Gegensatz zu unserem Land, das auf zwei Jahrhunderte friedlicher, auch von der Natur nicht gestörter, Entwicklung zurückblicken kann, hat Guatemala eine fast ununterbrochene Reihe natur- oder menschengemachter Desaster hinter sich. Schon die erste Hauptstadt Guatemalas fiel bei einem Erdbeben in Schutt und Asche. Die zweite Hauptstadt — Antigua — fiel 1773 ebenfalls einem Erdbeben zum Opfer. Und Nueva Guatemala, die heutige Hauptstadt, erlebte 1976 schon zum drittenmal nach 1874 und 1918 die Schrecken eines mörderischen «terremoto». Das Land sitzt auf einer Nahtstelle der sogenannten Kontinentalplatten, deren Verschiebungen zueinander sich jeweils in Erdbeben ausdrücken. Zwei bis drei leichtere Erdstösse pro Tag gehören im übrigen zur kaum wahrgenommenen Lebenswürze.
Weit schwerer als die allgegenwärtige Erdbebendrohung wiegt jedoch ein anderes Verhängnis, nämlich ein solches politisch/sozialer Natur. Es ist dies das noch weitgehend ungelöste Problem einer antiquierten feudalistischen Sozialstruktur. Die Befreiung vom spanischen Joch anfangs des 19. Jahrhunderts änderte keinen Deut an den überkommenen Feudalstrukturcn, welche bewirkten, dass eine zahlenmässig kleine, aber allmächtige Oligarchie Macht und Reichtum eisern in ihren Händen hielt, während die grosse Masse in bettelarmer Rechtlosigkeit dahinvegetierte. Im Gegenteil. Hatten die Indios unter der spanischen Krone noch einen gewissen gesetzlichen Schutz genossen, wurden sie nach der Befreiung erst recht hilflose Objekte oligarchisch/feudaler Ausbeutung. Zum Teil sind sie es bis heute geblieben, wenn auch im Gefolge verschiedener Reformen der letzten Jahre eine merkliche Verbesserung der Situation sowie ein gestärktes Selbstbewusstsein der Urbevölkerung nicht zu übersehen ist. Es ist nämlich eine Tatsache, dass gerade in den letzten Jahren sehr viel für die indianische Bevölkerung getan wurde. Schulen wurden eingerichtet, landwirtschaftliche Beratungsstellen aufgebaut, Landverleilungen in grossem Umfang vorgenommen. Sicher sind, gemessen an europäischen Massstäben und Erfolgserwartungen, die Ergebnisse zum Teil recht kümmerlich. Aber nicht in erster Linie, weil es den Regierenden an gutem Willen mangelt, sondern weil sich hier besonders deutlich jene Kulturkatastrophe manifestiert, die darin besteht, dass in Guatemala zwei Kulturkreise aufeinanderprallten, wie sie verschiedener gar nicht denkbar sind. Hier die aggressiven, besitz- und beutehungrigen, ihrem Wesen nach individualistisch geprägten weissen Eroberer, dort die in einen streng hierarchisch/theokratischen Ameisenstaat eingeordneten Mayas, denen Begriffe wie Gewinnstreben oder individueller Besitz absolut fremd waren. Auch ihren heutigen Nachfahren, eben den Indios, geht häufig jeder Sinn für Besitz und Gewinn, ja selbst für Vorsorge, weitgehend ab. Ihr Streben geht nicht nach Reichtum oder auch nur Wohlstand. Ein Lohn, der über die Deckung der täglichen Bedürfnisse hinausgeht, ist für die meisten nur willkommener Anlass, entsprechend weniger zu arbeiten — eine der ersten Erfahrungen, die meine Familienangehörigen machen mussten, als sie mit viel Idealismus ihr frisch aus Europa importiertes Sozialempfinden in die Tat umsetzen und ihre indianischen Landarbeiter besser als ortsüblich entlöhnen wollten. «Warum noch sechs Tage arbeiten, wo doch jetzt der Lohn von drei Tagen für unseren Lebensunterhalt genügt», war deren aus ihrer Sicht logische Antwort auf dieses gutgemeinte Experiment.
Noch ein Wort zur Repression in Guatemala. Natürlich herrscht Repression. Gewalt bei der Austragung sozialer Konflikte ist leider ein typisches Erbe spanischer Kolonisation. Und wie überall, wie auch in der Schweiz, versucht die besitzende Schicht, ihre Privilegien mit allen