El Comisario: Kurzroman
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Die Grenze zwischen den beiden Republiken Kolumbia und Ecuador an der Westküste Südamerikas bildet der aus den Cordilleren mit wildem Ungestüm niederstürzende Fluss Mira. In ihm liegt die Insel Tomaco, die durch seine Bewohner zu einem Handelsparadies und somit wichtig fürs ganze Land wurde. Aus diesem Grund glauben die Inselbewohner, sie hätten nichts von der soeben ausgebrochenen Revolution zu fürchten.
Ein großer Irrtum!
Coverbild: © iurii/Shutterstock.com
Friedrich Gerstäcker
Friedrich Gerstäcker (geb. 1816 in Hamburg, gest. 1872 in Braunschweig) war ein deutscher Schriftsteller, der vor allem durch seine Reiseerzählungen aus Nord- und Südamerika, Australien und der Inselwelt des indischen Ozeans bekannt war. Zu seinen bekanntesten Werken zählen „Die Regulatoren von Arkansas“ (1846) und „Die Flußpiraten des Mississippi“ (1847). Daneben veröffentlichte er eine Vielzahl von spannenden Abenteuerromanen und -erzählungen, aber auch Dorfgeschichten aus der deutschen Heimat. In seinen Erzählungen verstand er es die Landschaften und kulturelle Verhältnisse anschaulich darzustellen, so dass noch heute ein überwiegend jugendliches Publikum seine bekannten Romane liest. Seine Erzählungen und Romane regten im Nachgang zahlreiche Nachahmer an, zu denen auch Karl May zählte. Er profitierte sehr stark von den Schilderungen Gerstäckers, da er weniger in der Welt herumgekommen war und aus eigenen Erlebnissen zu berichten hatte. Insgesamt hinterließ Friedrich Gerstäcker ein monumentales 44-bändiges Gesamtwerk. (Amazon)
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El Comisario - Friedrich Gerstäcker
Zum Buch
Die Grenze zwischen den beiden Republiken Kolumbia und Ecuador an der Westküste Südamerikas bildet der aus den Cordilleren mit wildem Ungestüm niederstürzende Fluss Mira. In ihm liegt die Insel Tomaco, die durch seine Bewohner zu einem Handelsparadies und somit wichtig fürs ganze Land wurde. Aus diesem Grund glauben die Inselbewohner, sie hätten nichts von der soeben ausgebrochenen Revolution zu fürchten.
Ein großer Irrtum!
Coverbild: © iurii/Shutterstock.com
1. Kapitel – Tomaco
Die Grenze zwischen den beiden Republiken Kolumbia und Ecuador an der Westküste Südamerikas bildet der aus den Kordilleren mit wildem Ungestüm niederstürzende Fluss Mira – und auch wirklich nichts weiter als die Grenze, denn erst ganz nahe der See, im flachen Lande, ist es möglich, ihn mit Booten zu befahren. Weiter oben hat er einen viel zu steilen Fall, und riesige Felsblöcke, die er überall aus seinem Bett und von seinen Ufern losgerissen, machen die Passage selbst für Kanoes gefährlich.
Durch die Gewalt, mit welcher er aus den Bergen kommt, und bei einer außerordentlichen Strömung durchriss er aber das niedere, fruchtbare Land an verschiedenen Stellen und bildete so einige kleine Inseln, von denen Tomaco die wichtigste und ein wirkliches Miniaturparadies ist. Ein Paradies nämlich, was Szenerie und Vegetation betrifft, denn sonst sorgen die Bewohner dieser Republiken schon dafür, dass die paradiesischen Zustände in ihrem Lande nicht zu sehr an die alte Sagenheimat unserer Voreltern erinnern.
Ein vielleicht 100 oder 120 Fuß hoher Felsen scheint den Kern der Insel zu bilden, an dem sich die Macht des Stromes in früheren Jahrhunderten brach, sodass dieser gezwungen wurde, sich rechts und links daran hin seine Bahn, dem Meere zu, zu suchen. Aber der fruchtbarste Boden deckt das alte Gestein, und ganz unähnlich ihren Nachbarn an der Küste, die zu faul sind, einen Fruchtkern in den Boden zu stecken, haben die Leute, die sich dort auf der kleinen Insel niederließen, einen wahren Garten aus ihr geschaffen, dessen Produkte jetzt Käufer an der ganzen Küste finden.
Fortwährend legen dort kleine Schoner an, die von Guayaquil besonders Waren und leider auch Getränke bringen, und dafür mit Kokosnüssen, Bananen, Chirimoyen, Alligatorpears (aguacarta), Ananas und anderen kostbaren Früchten beladen wieder dorthin zurückkehren, oder ihre Fracht auch an den Zwischendörfern absetzen und dafür Gummi und Kakao einnehmen.
Am Anfang bestand die kleine Ansiedlung, die sich auf der Insel gegründet, nur aus wenigen Personen, die sich teils mit dem sehr bedeutenden Fischfang, teils mit dem Gartenbau beschäftigten.
Nach und nach siedelten sich mehr dort an, Kaufläden entstanden und Branntweinschenken; eine Brennerei wurde sogar auf der Insel selber angelegt, um das dort gezogener Zuckerrohr gleich an Ort und Stelle zu verwerten, und der Verkehr wuchs so bedeutend, dass es sogar der kleine englische Dampfer, der seine regelmäßigen Fahrten zwischen Panama und Guayaquil macht, für vorteilhaft fand, dort anzulegen und so eine Postverbindung zwischen Tomaco und der übrigen Welt herzustellen.
Einen Alkalden wählten sich die Leute zwar noch immer selber und aus ihrer Mitte, und sie hatten bis dahin von den gar nicht seltenen Revolutionen Kolumbias eigentlich nur dann erst Kunde bekommen, wenn die Sache vorbei und für eine oder die andere Partei entschieden war.
Wie sich der Wohlstand der Insel aber mehr und mehr hob, lenkte sie auch – keinesfalls zu ihrem Vorteil – die Aufmerksamkeit der Regierung auf sich, und die Wichtigkeit ihres Besitzes stellte sich mehr und mehr heraus, als auch das unmittelbar daran stoßende Ecuador Oberhoheitsrechte über Tomaco beanspruchte.
Trotzdem hatte man in der letzten Revolution, die Mosquera gegen die bestehende Regierung anzettelte, noch sehr wenig von den Lasten des Krieges gefühlt, und einzelne Familien zogen sich sogar aus dem, den ewigen Streifkorps beider Parteien preisgegebenen Bogota hierher zurück.
Aber diese Friede sollte nicht lange dauern, denn während südlich von ihnen in Ecuador der Mulattengeneral Franco die Fackel der Empörung in ein ruhiges Land schleuderte und seine Macht mit gemieteten Banden eine kurze Zeit aufrecht erhielt, rüstete Mosquera im Norden ein paar kleine Schiffe aus, um auch die Küstenplätze des Reiches zu besetzen, während er mit seinen Truppen das Innere durchzog und mit wechselndem Glück bald Bogota, die Hauptstadt, einnahm, bald wieder daraus vertrieben wurde.
An eine Verteidigung derselben dachte man nie. Welche Partei gerade die stärksten Banden hatte, rückte ein, und die andere zog indessen ab, um größere Verstärkung zu bekommen.
Ob Mosquera siegte oder besiegt wurde, unruhige und beunruhigende Gerüchte zuckten überall an der Küste auf und ab und ließen die Eingeborenen, die nicht das geringste Interesse an dem endlichen Ausgang des Kampfes hatten, ihres Lebens sich nie freuen. Was lag ihnen daran, ob ihr Präsident Mosquera oder sonst wie hieß? Sie bekamen ihn auf Tomaco doch nie zu sehen, und selbst zu Ecuador hätten sie sich mit der größten Gleichmütigkeit schlagen lassen, wenn sie weiter keinen Nachteil hatten.
Aber es ist eine alte Geschichte, dass weder in Republiken noch Monarchien das eigentliche Volk selber eine Revolution macht, sondern im Gegenteil dazu überredet werden muss. Der materielle Druck einer Regierung wirkt nie so unerträglich, treibt nie so rasch zum Äußersten wie der geistige, den das eigentliche Volk nicht so leicht fühlt.
Auch Mosqueras Regierung würden sich die Einwohner von Tomaco mit Vergnügen unterworfen haben, so weit es nämlich die unteren Klassen, die Fischer und Ackerbauer, betraf; denn sollten sie sich etwa, eines Namens wegen, widersetzen und ihre Netze und Boote, ihre Anpflanzungen und Gärten preisgeben?
Aber in Tomaco befand sich ein unter der alten Regierung gewählter Alkalde, ein Postmeister, ein Steuereinnehmer – lauter Leute, die allerdings in bloßen Füßen und Kattunhemden in der Welt herumliefen, aber trotzdem eine Stellung zu verlieren hatten. Sie stützten mit ihrem Anhang das alte Regime, während die hierher geflüchteten Neugranadienser alles taten, was in ihren Kräften stand, um gegen Mosquera und die Umsturzpartei zu wirken. Es wurde ihnen das umso leichter, als Mosquera in dem Verdacht stand, eine Militärherrschaft gründen zu wollen, und das war die verhassteste von allen, denn die jungen Leute fürchteten, nicht mit Unrecht, ausgehoben und in das innere, ungesunde Land geschleppt zu werden.
Kurz, Mosquera schien in Tomaco, wenn man die Bevölkerung hätte wollen über ihn abstimmen lassen, wenig Aussicht auf Erfolg zu haben.
Desto größer war die Beunruhigung der Leute, als der kleine Dampfer, die „Anna, eines Tages die Kunde mit nach Tomaco brachte, dass Mosquera Buenaventura besetzt habe und zwei Kriegsschiffe schon von dort ausgelaufen seien, um die südlicher liegenden Küstenstädte ebenfalls dem „neuen Präsidenten
zu unterwerfen. Sie hatten wenigstens Buenaventura schon verlassen, als die „Anna" dort anlief, wenn es auch noch eine Weile dauern konnte, bis sie hierherzu aufkreuzten, da ihnen Wind wie Strömung an der Küste fortwährend entgegen waren.
Wie ein Lauffeuer zuckte diese Schreckenskunde über die Insel, und die Bewohner schienen gar nicht an Widerstand zu denken, bis ein Franzose, der dort eine Art von Hotel oder Branntweinwirtschaft mit einem Kaufladen hielt und außerdem noch herüber und hinüber spekulierte, der Unschlüssigkeit eine Ende machte und von seinem Ladendtisch aus den Einwohnern auseinander setzte, dass sie sich verteidigen und ihre Freiheit bewahren müssten.
Der Mann sprach jedenfalls als Fremder unparteiisch, denn dass er ein Dutzend alte Musketen und ordinäre, schon halb verrostete Flinten auf Lager hatte und außerdem Pulver und Munition führte, wovon er in ruhigen Zeiten außerordentlich wenig absetzte, konnte ihn kaum dazu bewogen