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In den Manglaren: Kurzroman
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eBook125 Seiten1 Stunde

In den Manglaren: Kurzroman

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Über dieses E-Book

Ein junger Italiener und ein französischer Arzt sind in einem Urwalddorf Ecuadors gestrandet und langweilen sich fürchterlich. Als sie sehen, wie ein Indianer die Waren bei einem Händler mit purem Gold bezahlt, beschließen sie, sich auf die Suche nach selbigem zu begeben.

Das hätten sie nicht tun sollen!

Coverbild: nottman cartoon / Shutterstock.com

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum25. Apr. 2019
ISBN9783730938201
In den Manglaren: Kurzroman
Autor

Friedrich Gerstäcker

Friedrich Gerstäcker (geb. 1816 in Hamburg, gest. 1872 in Braunschweig) war ein deutscher Schriftsteller, der vor allem durch seine Reiseerzählungen aus Nord- und Südamerika, Australien und der Inselwelt des indischen Ozeans bekannt war. Zu seinen bekanntesten Werken zählen „Die Regulatoren von Arkansas“ (1846) und „Die Flußpiraten des Mississippi“ (1847). Daneben veröffentlichte er eine Vielzahl von spannenden Abenteuerromanen und -erzählungen, aber auch Dorfgeschichten aus der deutschen Heimat. In seinen Erzählungen verstand er es die Landschaften und kulturelle Verhältnisse anschaulich darzustellen, so dass noch heute ein überwiegend jugendliches Publikum seine bekannten Romane liest. Seine Erzählungen und Romane regten im Nachgang zahlreiche Nachahmer an, zu denen auch Karl May zählte. Er profitierte sehr stark von den Schilderungen Gerstäckers, da er weniger in der Welt herumgekommen war und aus eigenen Erlebnissen zu berichten hatte. Insgesamt hinterließ Friedrich Gerstäcker ein monumentales 44-bändiges Gesamtwerk. (Amazon)

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    Buchvorschau

    In den Manglaren - Friedrich Gerstäcker

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    Ein junger Italiener und ein französischer Arzt sind in einem Urwalddorf Ecuadors gestrandet und langweilen sich fürchterlich. Als sie sehen, wie ein Indianer die Waren bei einem Händler mit purem Gold bezahlt, beschließen sie, sich auf die Suche nach selbigem zu begeben.

    Das hätten sie nicht tun sollen!

    Coverbild: nottman cartoon / Shutterstock.com

    EINS

    Im Norden des Staates Ecuador, etwa unter ein Grad nördlicher Breite, also ziemlich genau unter der Linie leben die Cayapas, ein so schöner, prachtvoller Menschenschlag, wie man ihn sich auf der Welt nur denken kann.

    Das sind die Leute, welche die Fabel zunichte machen, aus Asien habe sich ein Stamm Israels nach Afrika gezogen und sei dort von der Sonne schwarz gebrannt. Unmittelbar unter der Linie, bis zum flachen Seeufer hinab haben sie ihre Heimat, und ihre Haut ist dabei viel weißer als die eines der Sonne ausgesetzten Bauern in unseren deutschen Landen. Kaum kann man sie leicht bronzefarbig nennen, und nur das lange, schwarze, straffe Haar, das allen amerikanischen Indianern eigen ist, unterscheidet sie von den Bewohnern der schönen Südsee-Inseln Tahiti und Eimeo, mit denen sie aber die schlanke Gestalt und die edlen, vollkommen kaukasischen Züge gemeinsam haben.

    Ihre Tracht ist einfach genug; sie tragen nur kurze Beinkleider, die ihnen kaum bis zum Knie reichen und um die Hüfte mit einer Schnur zusammengehalten werden, und nur die Frauen gehen in buntgefärbte Baumwollstoffe gekleidet, die sie aus selbstgezogener Baumwolle noch in altdeutscher Weise mit der Spindel spinnen und dann weben, oder auch von den Weißen für ihre Arbeit – oder auch für Goldstaub – eintauschen.

    Die Cayapas-Indianer sind außerdem die geschicktesten Holzarbeiter an der ganzen Westküste Amerikas, und ihre auf das Vortrefflichste ausgehöhlten Kanus sind überall berühmt und werden teuer bezahlt.

    Aber nicht nur Kanus, auch Gitarren verfertigen sie, zum Verkauf für die Ecuadorianer, aus einem einzigen Stück Holz so sauber, leicht und dünn, dass man an dieser Arbeit seine Freude hat.

    Außerdem sind sie kühne Fischer, die sich mit ihren leichten Booten weit hinaus in die See wagen und den Schwert- und Sägefisch mit Harpune und Lanze erlegen. Allerdings haben sie in dieser Breite keine wirklichen Stürme zu fürchten, denn unter der Linie erhebt sich der Wind nie zu einem Orkan.

    Ihr Hauptaufenthalt ist am Rio Cayapas, der sich in den Santiago ergießt und mit diesem durch die sogenannte Tola-Mündung in das Stille Meer hineinströmt. Dort in den Hügeln und Bergen liegen ihre Wohnungen, und zu gewissen Jahreszeiten kommen dann selbst die Bergbewohner zu dem Strand der Tola, um dort zu fischen oder Austern zu sammeln und einzusalzen, und wo sie sich einer Weile dieser Beschäftigung hingeben, liegen ganze Berge von Austernschalen am Ufer aufgehäuft.

    Ihre Kanufahrten dehnen sie aber, wie gesagt, nicht bloß auf die stillen Binnenwasser der Tola-Mündungen aus, die sich durch den Taja-Arm bis nach dem Pailon und fast bis nach dem Mirafluss erstrecken, sondern sie fahren keck in die See hinaus bis Tumaco nordwärts und südlich bis zum Rio Fuerde, Esmeraldas, ja selbst bis Guayaquil hinauf, um dort ihre Erzeugnisse, Pflanzendecken, Gewebe, Holzarbeiten, getrocknete Fische, Kakaobohnen und auch selbst Gold zu verkaufen und Waren und Schmuck dabei einzutauschen. Ihre Frauen rudern dabei das Boot und der indianische Herr lehnt behaglich hinten am Steuer und bestimmt seinen Gang. Ja, landet er an irgendeinem Platz, so dürfen die Frauen das Kanu nicht verlassen. Sie bleiben als Wache zurück, und der Cayapas geht indessen zur Stadt oder ins Dorf hinauf, schließt seine Handel ab und kehrt mit den eingehandelten Waren zurück, um sich wieder einzuschiffen.

    Den Esmeraldas hinauf ruderte heute wieder ein großes, rot und blau bemaltes, weitbauchiges Kanu mit einer Cayapas-Familie darin, einem Indianer, seiner Frau und zwei jungen Mädchen, seinen Schwestern, welche die Ruder führten; und nicht leicht war es bei niederem Wasser, mit eben einsetzender Flut die Barre an der Mündung des sehr breiten Stromes zu passieren. Von großer Brandung war nichts zu spüren, aber eine solche Masse ästiges und knorriges Holz war darin festgeschwemmt, dass nicht einmal ein Schoner hätte bis an die etwas weiter oben am Flussufer liegende Stadt hinanlaufen können, auch Boote und Kanus vorsichtig zwischen dem Gewirr von Zweigen, abgebrochenen und halb versandeten Äst hindurchfahren mussten,

    Das aber bot dem Kanu des Indianers natürlich keine Schwierigkeit. Der Cayapas kannte auch wohl schon von früher her die enge Passage dieser Einfahrt, und bald glitt das schlanke Boot wieder in tieferem, ruhigerem Wasser mit der eintretenden Flut den Strom hinauf und dessen linkem, hohem und lehmigem Ufer zu, wo es der Indianer zwischen eine Anzahl von Walfischbooten, Kähnen und anderen, ziemlich roh ausgehauenen Fahrzeugen ähnlicher Art mit dem Bug auflaufen ließ. Er bekümmerte sich auch weiter gar nicht darum, ergriff ein paar kleine Pakete, die vorn im Boot lagen, und stieg die Uferbank langsam hinauf, während die Frauen daran gingen, unten, gleich an der Landung, ein kleines Feuer anzuzünden und sich einige Fische und ein paar grüne, noch unreife Bananen, sogenannte Platanos, zu rösten.

    Esmeraldas – das heißt die neue Stadt, denn die alte liegt an dem nämlichen Ufer etwas weiter stromauf und kann höchstens ein Dorf genannt werden, obgleich sie von Weißen seit den alten spanischen Zeiten bewohnt ist – führt ebenfalls nur den Namen einer Stadt, wie sich ein Bach, der zwölf Eimer Wasser enthält, einen Strom nennen könnte.

    Dicht am Ufer des Stromes ist eine Lichtung in den Urwald hineingehauen, der aber schon unmittelbar hinter den Häusern wieder seine grüne Mauer um die „Ansiedlung" zieht, und auf diesem Platze stehen vielleicht einige sechzig Häuser – alle auf Pfählen, wie es in diesem Landstrich Sitte ist, mit leichten luftigen Bambus- oder Schilfwänden und Blattdächern. Was bedurfte es hier auch großen Baumaterials, um eine Wohnung auszurichten? Schutz gegen niederströmenden Regen und die brennende Sonne, das war alles. Die Seitenwände dagegen mussten der kühlen Seebrise geöffnet bleiben, und Weiße wie auch eingeborene Mestizen errichteten ihre Häuser alle in der nämlichen Weise.

    Nur die Kaufleute hatten ihre Läden mit Rücksicht auf die Bequemlichkeit der Käufer zu ebener Erde, und ihre Warenlager bestanden auch aus festen Lehmmauern – schon der Nachbarschaft wegen. Sie lagen übrigens alle am Flussufer, die Front dem breiten Strom zugekehrt, weil sich hier ja auch der Verkehr der ganzen Welt abspielte.

    Übrigens hatte der Platz keineswegs einen tropischen Charakter, denn nicht eine einzige Palme war zu sehen, obgleich gerade hier Kokospalmen ganz vortrefflich gediehen wären. Keine Banane zitterte mit ihren breiten Blättern im Winde, keine Chirimoya war angepflanzt, nicht einmal ein Papayabaum, der sonst wie Unkraut wuchert. Die Plantagen lagen alle mehr drinnen im Walde oder den Fluss hinauf, und hier in der Stadt hatte es niemand für nötig gehalten, sich seine Heimat ein klein wenig freundlicher herzurichten und Frucht und Schatten gebende Bäume um sein Haus zu pflanzen. Ja, ganze Schonerladungen mit solchen Früchten, die hier den nämlichen Boden, das nämliche Gedeihen fanden, kamen von der benachbarten kleinen Insel Tumaco herüber und wurden gut verkauft, und trotzdem rührte das faule Volk in Esmeralda keine Hand.

    Was brauchten diese Bewohner der Tropen auch zu ihrem Leben! Die Weißen lagen den ganzen Tag in ihrer Hängematte im Verkaufslokal, sich kaum die Mühe nehmend, aufzustehen, wenn wirklich einmal ein Käufer den Laden betrat; die Eingeborenen, eine Mischlingsrasse von Indianern, Negern und Weißen, legte sich eine Plantage an – ein kleines Stück Feld, das sie mit Bananen bepflanzten, und das gab ihnen mit den paar Fischen, die sie gelegentlich fingen, genügenden Unterhalt – sie verlangten eben nicht mehr.

    Der Cayapas ging langsam die Straße hinauf, an verschiedenen Kaufläden vorüber, er war hier schon bekannt, und trat endlich in ein niederes, langes, weißes Gebäude hinein, das genau so aussah, als ob es Proben von allen nur erdenkbaren Gegenständen enthielte, die in der Welt vorkommen und von irgendeinem menschlichen Wesen zu irgendeinem Zweck benutzt werden könnten.

    Auf niederen hölzernen Unterlagen, um nicht mit dem Boden und dem darauf hinkriechenden Ungeziefer in Berührung zu kommen, standen halb offene Säcke mit Kakaobohnen, Mais, Reis, Kaffee, Mehl und anderen Dingen; daneben lagen Stangen Blei und ein paar Säcke mit Schrot – dann aufgeschichtet, in grobe Leinwand eingeschlagen, Klumpen und Rollen von Kautschuk, wie sie die Eingeborenen zum Verkauf aus dem Innern bringen.

    Dicht daneben war Material für sogenannte Panamahüte aufgeschichtet, und an den Wänden hingen Ketten, Taue, Blöcke usw., was zum Seegebrauch etwa dienen konnte. Selbst ein paar kleine Anker und ein paar alte Schiffskanonen lagen in der einen Ecke.

    Am Buntesten waren aber die Regale selber ausgestattet: fertige Matrosen- und gewöhnliche Hemden, bunte Kattune, Zeug zu Moskitonetzen, und dabei Zigarrenkisten, Tabak in Blättern, Schrauben, Schlösser, Messer und Gabeln, Strohhüte, Ledertaschen, Blech- und Eisentöpfe, Glasperlen, unechter Schmuck, Zwirn, Band, Branntwein, Wein, Schuhe und Stiefel, englische Ale und Porter in Flaschen, kurz, ein so buntes Gemisch von Dingen, wie es eben nur ein solcher überseeischer Laden zusammenwürfeln kann.

    Der Eigentümer lag oder saß vielmehr dabei in seiner Hängematte, denn in Ecuador werden diese Hamakas so aufgehangen, dass die beiden Enden ziemlich dicht zusammenkommen und weit eher eine Art Lehnstuhl als ein Bett darstellen.

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