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Liebe muß der Wahrheit Schwester sein: Die Gedichte
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eBook332 Seiten1 Stunde

Liebe muß der Wahrheit Schwester sein: Die Gedichte

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Über dieses E-Book

„Solange es Schweigsameres, Hilfloseres, Unbegriffeneres gibt als mich, werde ich die Poesie anrufen“, schrieb Eva Schönewerk 1982. Ein Leben lang hat sie das getan. Eine Neugierige, eine Sehende, eine Mitempfindende und Nachspürende, die auf wunderbare Weise fähig war, diese Eigenschaften weiter zu geben – vor allem an Kinder und Jugendliche, aber auch an Weggefährten, die ebenso alt oder älter waren.
"Liebe muß der Wahrheit Schwester sein" umfasst das lyrische Werk von Eva Schönewerk (1946 bis 2009). Der Herausgeber Henry-Martin Klemt wählte die Gedichte aus Manuskripten, Typoskripten und Veröffentlichungen aus, er nutzte Tagebücher, Korrespondenzen, Publikationen, Notizbücher und Zettelsammlungen. Mit mehr als 250 Gedichten zeichnet er Eva Schönewerks Lebenskreise nach. So entsteht das umfassende Bild einer Autorin, für die das poetische Wort das wichtigste Mittel war, Erfahrenes wiederzugeben und zu gestalten. Eva Schönewerks Bildsprache ist reich und präzise, sie kann sich mit großen Vorbildern von Erich Arendt bis Johannes Bobrowski messen.
"...Aber man sieht eben nicht nur mit dem Auge. Wenn die Seele, warum auch immer, sich nicht geöffnet hat, dringt nix ins Bewusstsein. Und das geht schnell, wenn alles verstellt ist von Sorgen und Problemen. Ich glaube, daß ich deshalb schon immer schreibe - sehen wollen, die Seele freimachen für das, was vor ihr, um sie herum ist, eine tiefe Art Entspannung, in der sogar Schmerz eine sanftere Form annimmt...", schrieb Eva Schönewerk in einem Brief. Die Seele des Hörenden, des Lesenden zu öffnen, war ihr wichtiger, als ein Urteil zu fällen. Dem Wahrgenommenen sprachliche Gestalt zu geben, schien ihr bedeutsamer als die Reflexion.
„Lyrik war Randbemerkung des Tages, das vernachlässigte Gespräch, Ermunterung, sich selbst zu stellen; Spaß an der Metapher…, Versuch, dem Begriff beizukommen, ihn im Sinnlich-konkreten erlebbar, erfüllbar zu machen“, bekannte die Dichterin, die zugleich leidenschaftliche Pädagogin war, Poesiepädagogin, wie sie sich nannte, als sie Heranwachsende zum Schreiben ermutigte. Der Sinn zeigt sich in den Dingen, er offenbart sich im Spiel mit ihnen. Spiel ist Ernst ohne Angst vor dem Unwiderruflichen. Die Dichterin Eva Schönewerk hat daraus Bleibendes geschaffen.
Ihr Werk reiht sich ein in die deutsche Natur- und Gesellschaftslyrik des 20. Jahrhunderts. Sie vermittelt ein Frauenbild im Wandel und ein Menschenbild, in dem Nähe größte Sehnsucht und größte Triebkraft ist.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum3. März 2016
ISBN9783739286846
Liebe muß der Wahrheit Schwester sein: Die Gedichte
Autor

Eva Schönewerk

Eva Schönewerk war eine Dichterin von Rang. Wenn sie es wusste, nahm sie es nicht wichtig. Sie hat nie versucht, einen eigenen Gedichtband herauszugeben. Einige ihrer Arbeiten erschienen in Zeitschriften und Anthologien. Wenn sie bei den Lyrikwettbewerben, an denen sie sich eher zufällig und aufs Geratewohl beteiligte, Erste und Zweite Preise erhielt, war sie eher erstaunt. Als Eva Camilla Obst am 5. November 1946 in Kranichfeld geboren, begann sie als Kind zu schreiben und besuchte später den Zirkel schreibender Arbeiter in Weimar. An der Erweiterten Oberschule Bad Berka legte sie das Abitur ab. Die Oberschulzeit war auch geprägt von der Begegnung mit Barbara Albrecht, ihrer Deutschlehrerin, die zur lebenslangen Freundin wurde. In der LPG Mellingen-Köttendorf erhielt Eva Schönewerk die berufliche Grundausbildung zum Agrotechniker. 1965 bis 1969 studierte sie Germanistik und Geschichte an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena. Dort lernte sie ihren späteren Ehemann Klaus-Dieter Schönewerk kennen. Zwei Jahre arbeitete sie als Lehrerin in Kölleda. Nach der Hochzeit zog sie 1971 nach Berlin und unterrichtete an der Pestalozzi-Oberschule. 1974 brachte sie ihren Sohn Kai zur Welt, der nur wenige Tage lebte. Von 1979 bis 1982 war Eva Schönewerk im Zentralen Methodischen Kabinett des Ministeriums für Volksbildung tätig. Während ihres Direktstudiums am Literaturinstitut „Johannes R. Becher“ 1982 bis 1986 beschäftigte sich Eva Schönewerk intensiv mit dem Werk des aus ihrem Heimatort stammenden Dichters Rudolf Baumbach (1840 bis 1905), um ihn, wie sie schrieb, „aus dem Butzenscheibengefängnis der Literaturgeschichte zu befreien“. Ihr Studium musste sie wegen einer Hirnblutung, von der sie sich nur langsam erholte, ein Jahr lang unterbrechen. Danach arbeitete sie mit schreibenden Kindern und Jugendlichen am Pionierpalast Ernst Thälmann / FEZ Wuhlheide. Sie selbst nannte sich Poesiepädagogin. Neugier, Lebendigkeit, Lust an der eigenen schöpferischen Fähigkeit - damit steckte sie nicht nur Heranwachsende an, sondern ermutigte oft auch Erwachsene, sich auf sich selbst zu besinnen. Kunst und Literatur spielten die Hauptrolle dabei. Künstlerische Betätigung jeder Art weckte ihr Interesse: Malen und Zeichnen, Modellieren und Fotografieren, Musizieren. Was sie interessierte, versuchte sie auch selbst – ohne den Anspruch, dabei zur Meisterschaft zu gelangen, aber mit dem lustvollen Genuss des schöpferischen Spiels, zu dem sie auch andere immer wieder einlud.

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    Buchvorschau

    Liebe muß der Wahrheit Schwester sein - Eva Schönewerk

    dabei.

    Der Herausgeber:

    Henry-Martin Klemt (*1960)

    Henry-Martin Klemt, geboren 1960 in Berlin, betreut den literarischen Nachlass von Eva Schönewerk. Er selbst ist Lyriker, Liedtexter und Nachdichter, freiberuflicher Text- und Bild-Journalist, hat sieben Gedichtbände veröffentlicht sowie an zahlreichen CD-Produktionen mitgewirkt, und lebt mit seiner Familie in Frankfurt (Oder). 2016 erscheint mit „wurzelland. wo, sein achter Lyrikband. Die Dichterin Eva Schönewerk spielte in seinem Leben eine bedeutsame Rolle. Er lernte sie als Zwölfjähriger kennen. Sie unterrichtete Deutsch, und er vertraute ihr seine ersten eigenen Texte an. Daraus erwuchs eine lebenslange Freundschaft. Eva Schönewerk nahm ihn mit in den von ihrem Mann und ihr gegründeten Zirkel schreibender Arbeiter des Neuen Deutschlands (heute Friedrichshainer Autorenkreis). Während des Studiums am Literaturinstitut „Johannes R. Becher waren Eva Schönewerk und Henry-Martin Klemt Kommilitonen. Zeitweise teilten sie sich auch die WG. Wenn andere Menschen sagen: Ich denke an dich, dann sagte Eva Schönewerk: Ich denke zu dir hin. Vielleicht beschreibt das ihr Wesen am besten. Sie hat sich immer auf den Weg zu Menschen gemacht, um bei ihnen zu sein, um mit ihnen die Kunst des Annehmenkönnens und des Angenommenseins zu genießen. Sie konnte geduldig sein, aber nur in der Natur und in ihren Gedichten wartete sie darauf, dass die Dinge von selber zu ihr kämen. Das machte sie nicht nur zu einer bemerkenswerten Dichterin, sondern auch zu einem besonderen Menschen.

    Der Apfel

    Am Ast, am Baum im Garten

    Hinter ihm sah ich Raum

    Und dahinter

    Weltraum

    Und dahinter

    Vielmal viele

    Viele Weltenräume

    Und dahinter

    Das Unsichtbare

    Wurde

    Immer größer

    Der Baum des Schnitzers

    Mit jeder Faser

    mein Leben

    Wie Harz in den Adern

    so schreit Holz, wenn

    ich nicht hör seine

    und meine Stimme: ein Lied

    der Schrei des Hähers

    trifft mich ins Herz

    1979

    Kindheit

    kratzdistels roter schmerz, sagt sie,

    wie spucke auf dem reibstein, mein

    nackter fuß ist warm, in der höhle

    der schenkel schwitzt das vögelchen,

    sagt sie, öffnet den schnabel, sagt sie

    seht ihr, und spreizt die beine, daß wir die kleine

    zunge sehn, o, sagen wir, und

    bestaunen die feuerwanze, die

    auf ihren zeh kriecht.

    ***

    Jenzig

    horniger Glatzkopf

    mit märzlichtem Bart

    Gebirge meiner Enge

    Wenn das

    Mondlicht noch

    silbern auf deine Augen adert

    schmückt die Spitze sich schon

    mit den roten Schleiern des Morgens

    Grelle Spiegellichter

    zerschneiden das Gesicht

    bohren schwarze Löcher

    in die Augen

    Tot das Gesicht

    im weißen Wirbel des Lichts

    ein bleiches Laken liegt auf

    1967

    Auf der Erde meine Spur

    Erde,

    dein Bauer bin ich, der

    in deinen Wettern wohnt, ganz

    Klang deines Steins,

    der schwer vom Berg

    zur Sohle schlägt, sitz

    gern in der Kehle der

    Lerche, die du

    mit Sehnsucht in den Himmel

    treibst.

    Wie Gras kann ich wachsen dir

    aus der Brust, in den

    Sonnenbogen prägen

    deine Spur.

    Hängst manchmal schwer

    an den Füßen mir und

    am Kleid. Wenn ich,

    wie Mond über deinen Schlünden,

    suchen geh

    nach meinesgleichen,

    dann trägt mich im

    Sturm die Flugbahn

    deiner Vögel.

    Landeinsatz

    Als die Distel noch

    Herrscherin der Parzelle

    war, brannte abends

    ihr Hohn in der Haut,

    stießen wir mit müdem Stahl

    auf Stein, hämmerten

    morgens die

    Glieder.

    Reicht ins Heute noch, Land,

    dein Horizont, wenn die

    Maschine die Ferne

    bis vor die Tür bläst,

    weicher schon

    wurde die Hand, zaghafter

    nicht.

    Steine suchen

    als Souvenir um den Hals.

    Pfeifen ein Lied

    dem Wind und

    haben den Blick aufgerichtet.

    ***

    Als aus den Zweigen

    fiel

    ein Blatt

    auf

    meinen Schoß

    saß ich ganz still und

    grub mich in

    sein Flüstern.

    Kennst du mich wieder, ich

    bin jener Sproß

    der sich im März in deinem

    Haar verfing.

    Ich hob es auf

    sah nur das

    Blatt, herbstbunt.

    Das laute Herz, es wurde plötzlich schwer

    als ob es eilt, weil es verstanden hat –

    Der Wind trieb hinterher

    1965

    Die Stunde

    Meine Jugend war

    Warten auf die Stunde, wo ich

    mich umseh

    mit Staunen

    An einem Baum im Park, da

    der Abend noch flammt, und

    das Erinnern

    umwebt

    mich ganz: für etwas, sei es

    das Blut, die Liebe oder

    der Freund

    aus einem früheren Leben

    da das Begehren sich flüchtig

    erhob und die Zukunft

    gebar für eine Zeit

    ohne größeren Wunsch

    Und ich seh

    das bis dahin Tiefste

    in meinem Leben, was

    andere „nicht viel" nennen mögen

    An einem Baum im Park, wohin

    der wärmere Wind kam, seh ich

    das Eis sich verlieren, so

    wie es sich verschloß: still

    nach all den kühleren Schatten.

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