Das Buch von der fehlenden Ankunft: Gedichte Arabisch - Deutsch
Von Lina Atfah
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Über dieses E-Book
Übersetzt von Dorothea Grünzweig, Mahmoud Hassanein, Brigitte Oleschinski, Hellmuth Opitz, Christoph Peters, Annika Reich, Joachim Sartorius, Mustafa Slaiman, Suleman Tau q, Julia Trompeter, Jan Wagner, Kerstin Wilch, Osman Yousufi.
Nino Haratischwili über Lina Atfah
»Lina findet Worte für die, die sie verloren haben. Sie sucht nach einer Sprache inmitten der Sprachlosigkeit. Sie macht für mich etwas greifbar, was in seiner ganzen Grausamkeit zur Abstraktion verkommen ist. Sie erzählt Geschichten von ihrer Welt, die zum Abschuss freigegeben worden ist.«
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Rezensionen für Das Buch von der fehlenden Ankunft
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Buchvorschau
Das Buch von der fehlenden Ankunft - Lina Atfah
Vorwort
Ich hatte gleich zu Beginn meiner Korrespondenz mit Lina das Gefühl, sie zu kennen. Ich maße mir nicht an, dass dieses Gefühl einigen Parallelen in unseren Biografien geschuldet ist. Dass wir beide Kinder der Achtziger sind, dass wir beide weggegangen sind aus dem Land unserer Kindheit, dass wir beide in der Literatur eine Heimat gefunden haben, dass wir beide haben unsere Sprachen wechseln, sie neu finden müssen, dass wir beide diesen etwas geheimnisvoll-nervigen Stempel »exotisch« umgehen müssen, um jenseits der Klischees unsere Geschichten erzählen zu können, dass Deutschland uns zu einem zweiten, oder besser gesagt, zu einem anderen Zuhause geworden ist. Genauso wenig mag ich irgendwelche Parallelen in den Geschichten unserer Herkunftsländer suchen, die beide einen Reigen aus Krieg und Gewalt getanzt haben oder noch tanzen.
Es wäre falsch zu behaupten unsere Erfahrungen oder Erinnerungen wären ähnlich oder gar gleich, denn das wäre leicht zu widerlegen, würden wir Nachforschungen anstellen und die Fotoalben in unseren Köpfen durchblättern. Ich glaube auch nicht, dass es sinnvoll ist, irgendwelche Überschneidungen des Leids zu suchen, denn das Land, aus dem ich komme, lebt heute – trotz der von Russland okkupierten Territorien – in Frieden. Das Land, aus dem Lina kommt, ist mittlerweile zum Sinnbild einer modernen Menschheitstragödie und allem voran des menschlichen Versagens geworden. Ich finde es falsch, eine künstliche Nähe zu behaupten, um eine plausible Erklärung dafür zu finden, was mich zu Lina oder viel mehr zu ihren Gedichten gebracht und in deren schaurig-schönen Bann gezogen hat.
Denn simpel gesagt verdanke ich Linas Entdeckung Annika Reich, einer Kollegin von mir, die unsere vorerst virtuelle Bekanntschaft ermöglicht hat. Sie fragte mich für »Weiter Schreiben« an, ein wunderbares Projekt, das sie mit initiiert hatte und das es Autoren und Autorinnen aus Krisengebieten ermöglichen sollte, mit den Kollegen aus Deutschland in Verbindung zu treten bzw. ein Netzwerk aufzubauen. Lina und ich wurden einander zugewiesen, ohne viel voneinander zu wissen. Wir begannen mit dem Austausch von E-Mails. Ich hatte mir keine großen Gedanken darüber gemacht was daraus entstehen sollte oder könnte. Ich weiß noch, dass ich mich etwas unsicher gefühlt habe. Was könnte ich Lina anbieten, wie könnte ich ihr helfen, im literarischen Deutschland besser anzukommen? Ich wusste, dass sie seit einigen Jahren in Deutschland lebte, die Sprache lernte und Lyrik schrieb – die in ihrer Heimat nicht veröffentlicht werden durfte und die in Deutschland noch kein richtiges Zuhause gefunden hatte.
Ich bin mit Lyrik großgeworden. Hauptsächlich mit Russischer, Georgischer und Deutscher. Meine Großmutter konnte seitenweise Achmatowa und Jessenin rezitieren und stets glühten ihre Augen dabei, immerzu betonte sie die Schönheit der Sprache und wies mich auf die Feinheiten einzelner Wortkombinationen hin. Sie war in den 1930ern geboren, zur Zeit der Stalinistischen Repressionen, und wie jeder Sowjetmensch, war auch für sie die Lyrik eine Art Urgewalt, eine mächtige Waffe gegen das System, eine codierte, geheime Sprache, in der sich Millionen in einer Diktatur lebende Menschen verstehen und austauschen konnten. Man sprach gar vom poetischen Widerstand und von der »zweiten Kultur«.
Ich konnte diese Begeisterung, diese Aufruhr, mit der sie mir die Verse vortrug, nur bedingt nachvollziehen – die Zensur hatte in den 1980ern natürlich nachgelassen, auch war ich zu jung, um das ganze Ausmaß an politischer Dimension, die sich in diesen Zeilen verbargen, nachvollziehen zu können, aber mit der Zeit, als ich mich schon Jahre später auf die Spuren des russischen Symbolismus begab, begriff ich, was sie so entflammen ließ – es war die Möglichkeit das Unsagbare, das Verbotene, das Unterdrückte, das Schmerzliche einer ganzen Nation und somit auch eines jeden Einzelnen in Worte zu fassen. Vom Fabrikarbeiter bis hin zum Arzt – sie alle waren vereint in einem System aus Angst und Unterdrückung und sie alle waren auf eine Art gleich wortlos. Sicherlich besaßen manche mehr und manche weniger Privilegien, aber allen wurden die Flügel gleichermaßen beschnitten, alle waren gleichermaßen Gefangene in ihrem eigenen Land. Und einzelne Menschen, in dem Fall die Dichter, die ihre Zeilen nicht selten mit unsagbarem Leid oder gar mit dem Tod bezahlten, sprachen für all diese Sprachlosen. Sie fanden Worte dafür, wofür die anderen keine hatten. Sie fanden Umschreibungen und Übersetzungen für all die Gefühle, die die Menschen in diesem riesigen Reich in sich trugen und doch niemals offen zeigen durften.
Als ich Linas erstes Gedicht las, musste ich merkwürdigerweise an meine Großmutter und ihre glühenden Augen denken, wie sie die Zeilen verschiedener Dichter vortrug, als wolle sie mir mit ihrem Blick noch so viel mehr verraten als die Worte, die sie aufsagte, als verberge sich hinter ihnen noch ein viel tiefer gehender Sinn und ein doppelter, wenn nicht gar dreifacher Boden. Ich konnte diese Böden nicht alle erfassen, aber ich ahnte, ich spürte sie. Trotz der Gegenwärtigkeit dieses Anblicks, den ich sofort vor Augen habe, wenn ich an meine Großmutter denke, erschien mir dieses Glühen, dieses Geheimnis, das sie mit so vielen aus ihrer Generation teilte und das mir nie ganz zugänglich war, als etwas sehr weit Zurückliegendes, wie ein Relikt aus einer vergangenen Epoche. Denn für mich, als eine in den letzten Atemzügen der Sowjetunion Geborene, war diese Art von Zensur und Angst nicht wirklich greifbar und vorstellbar. Als ich meine ersten literarischen Schritte unternahm, lebte ich zwar in einem bürgerkriegszerrüteten Land, in dem das tägliche Überleben einem Kreuzzug durch den Dschungel glich, aber dennoch war es bereits ein freies Land und niemand interessierte sich dafür, was ich da aufs Papier brachte. Die Menschen hatten damals ganz andere Sorgen. Später, nach meinem Umzug nach Deutschland und nach dem Wechsel der Sprache, war ich umso freier, als hätte mir die erlernte deutsche Sprache eine Distanz ermöglicht, die ich benötigte, um bestimmte Dinge aufs Papier zu bringen, die ich vielleicht in meiner Muttersprache nicht zu schreiben vermocht hätte. So oder so war für mich das Schreiben zwar immer eine Art Grenzüberschreitung, ein Zustand, als würde man durch ein Mikroskop auf das Leben schauen, aber es war niemals etwas, das ich mir erkämpfen musste, es war niemals etwas, was mich auch nur ansatzweise in so etwas wie Lebensgefahr brachte, niemals etwas, was einer Art codierter Geheimsprache glich – wie im Falle der Generation meiner Großeltern.
Lina aber, die 1989 in der syrischen Stadt Salamiyah zur Welt kam und im Kreis einer großen Familie aufwuchs, schreibt seit ihrer Kindheit Gedichte. Sie nahm an vielen Lesungen und verschiedenen literarischen Veranstaltungen teil, bis sie, damals 17-jährig, ein Gedicht vortrug, das sie wegen seines politischen und sozialen Inhalts mit dem Regime in Konflikt brachte. Sie wurde der Gotteslästerung und