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Luciferin
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eBook68 Seiten23 Minuten

Luciferin

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Über dieses E-Book

In ihrem außergewöhnlichen Debüt umkreist Angelika Rainer das Leben einer kleinwüchsigen Frau, einer Zwergin: Ausgestoßen aus dem Dorf, aus der Gesellschaft, weicht sie tief in die Natur zurück und entzieht sich den Menschen und ihren Beschreibungsversuchen. Eine vage Annäherung ist nur möglich in den Gerüchten, die über sie verbreitet werden, in Selbstgesprächen und von ihr losgelösten Reden wie aus einer anderen Welt. Dennoch bleibt sie unnahbar: "Ich sehe alles und erzähle nichts. Ich halte mich an den Mond, sein ehrbares Schweigen." Wie durch eine Wand von der Welt der Menschen getrennt, durchstreift sie die Nacht auf der Suche nach dem Luciferin, dem Licht der Glühwürmchen, mit dem sie die Dunkelheit, die sie umgibt, brechen kann.
Angelika Rainer gelingt mit ihrer lyrischen Erzählung Luciferin ein Werk von atemberaubender Musikalität: Die vertrauten Bilder der Natur, der Abgeschiedenheit und Weltentfremdung, mit denen die Autorin spielt, erscheinen in ihrer silbrig schimmernden, poetischen Sprache so, als hätte man sie noch nie gesehen.
SpracheDeutsch
HerausgeberHaymon Verlag
Erscheinungsdatum4. Dez. 2013
ISBN9783709976456
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    Buchvorschau

    Luciferin - Angelika Rainer

    VI.

    I.

    Sagen tun sie –

    Sie kommt zur Welt in der Nacht, in der das Wasser

    in Sümpfen und Flüssen kocht.

    Sie kommt zur Welt am Fuß des Berges, wo der Berg in die Ebene ausläuft,

    der Bach zur Säge umgeleitet wird, die geschepsten Stämme in Scheiben

    geschnitten werden wie Brot.

    Sie ist gezeichnet mit dem Mal des Gelüstens.

    Sie trägt den feuerroten Fleck auf der Stirn, der vergeht.

    Sie steigt aus dem Hahnenei, das im Misthaufen ausgebrütet wird.

    Sie heißt Lucy.

    Sie wird Cocadrille genannt.

    Sie hört nicht auf ihren Namen.

    Sie ist klein wie die Zwerge in den Wäldern.

    Sie wirft einen großen Schatten.

    Sie verliert sich leicht wie ein Knopf.

    Sie ist die Schande ihrer Brüder.

    Sie ist Buße für die Schuld ihrer Ahnen.

    Sie kennt weder Warnung noch Zeichen.

    Sie versteht es, die Zeichen zu lesen.

    Sie redet mit den Hasen.

    Sie streitet mit jedem.

    Sie rächt sich für alles.

    Sie lässt sich nicht entehren.

    Sie weiß nichts von Ehre.

    Sie häutet die Hasen.

    Sie macht Butter zum Geschenk.

    Sie hat nichts zu geben.

    Sie stiehlt wie eine Elster.

    Sie holt sich ihren Anteil.

    Sie lehrt einen das Fürchten.

    Sie tötet mit ihren Augen.

    Sie hat eine Nase voller Spinnennester.

    Sie fürchtet das Wiesel.

    Sie hat Augen in der Farbe von Steinen.

    Sie glaubt an nichts.

    Sie betet zur schäumenden Milch.

    Sie ist gelenkig wie eine Weidenrute.

    Sie hat weiche Hände.

    Sie greift alles an wie Vieh.

    Sie tanzt ohne Schuhe.

    Sie wird zu keinem Fest geladen.

    Sie geht und kommt, wann sie will.

    Sie wird nicht gewählt von den Männern.

    Sie hat keine Brüste.

    Sie weist die Männer aus dem Haus in der Nacht.

    Sie ist keine Frau.

    Sie haust wie das Vieh.

    Sie versteht nicht zu lesen.

    Sie liest das Wetter an schlagenden Kuhschwänzen.

    Sie weint ohne Tränen.

    Sie weint die gleichen Tränen um jeden.

    Sie erzählt niemandem nichts.

    Sie stellt keine Fragen.

    Sie redet nicht von sich selber.

    Sie sieht alles und jeden.

    Sie sieht keine Arbeit.

    Sie trägt Mist auf die Felder.

    Sie trägt Heu von den Bergen.

    Sie plündert die Wälder.

    Sie kennt keinen Genierer.

    Sie rafft alles, was wächst.

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