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Mordsbayrisch: Seligs erster Fall
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Mordsbayrisch: Seligs erster Fall
eBook216 Seiten2 Stunden

Mordsbayrisch: Seligs erster Fall

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Über dieses E-Book

Die Affäre mit dem Sohn des Polizeipräsidenten wird für Kommissar Selig zum Fallstrick. Er wird strafversetzt und ist jetzt "allein unter Bayern". Was es heißt, in der Provinz einen Mord aufklären zu müssen, lernt er umgehend kennen, denn der Bauunternehmer Karl Schicklhuber wurde mit einem Hirschfänger im Rücken aufgefunden.
Unterstützt vom unübertroffenen Scharfblick des Oberwachtmeisters Birnbichler stolpert Selig unversehens in einen Verbrechersumpf ungeahnten Ausmaßes. Und plötzlich steht auch Selig selbst in der Schusslinie des Mörders.
SpracheDeutsch
Herausgeberdead soft verlag
Erscheinungsdatum27. Nov. 2014
ISBN9783944737843
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    Buchvorschau

    Mordsbayrisch - Alexander Goldberg

    Alexander Goldberg

    Mordsbayrisch

    Seligs erster Fall

    Impressum

    © dead soft verlag, Mettingen 2014

    http://www.deadsoft.de

    © the author

    Lektorat: Claudia Schuster

    Cover: Irene Repp

    http://daylinart.webnode.com/

    Bildrechte:

    © R. Waloch

    © Dudarev Mikhail – shutterstock.com

    1. Auflage

    ISBN 978-3-944737-83-6

    ISBN 978-3-944737-84-3 (epub)

    Edition Last Laugh

    -1-

    Der Mann war tot, das sah man auf den ersten Blick. Er lag auf dem Rücken, der Griff des Hirschfängers ragte aus seiner Brust wie das Feldzeichen einer Legion.

    Selig mochte römische Geschichte. Kampf um Rom und Untergang des römischen Imperiums regten seine Fantasie auch heute noch an. Nackte, muskulöse Gladiatoren, wie sie im Zirkus Maximus um ihr Leben kämpften. Das hatte schon was. Sex findet im Kopf statt, dachte Selig. Eine dicke Fliege summte wütend am Fenster. Das machte die Stille noch greifbarer. Auch hier hatte jemand seine letzte Schlacht verloren.

    „Schicklhuber, Karl, Bauunternehmer und Exmann unserer Bürgermeisterin. Ich würde meinen, dass er erstochen wurde, sagte Oberwachtmeister Bernhard Birnbichler. Er rieb sich mit seinen Wurstfingern nachdenklich das Kinn. „Das kann ja heiter werden!

    Selig bestaunte für einen Moment den Scharfblick des Kollegen, um sich dann wieder dem Toten zuzuwenden.

    „Was Sie nicht sagen, Birnbichler. Sieht ja fast nach einem Verbrechen aus. Todeszeitpunkt, irgendwann heute Nacht, würde ich meinen."

    Birnbichler, für Seligs Ironie völlig unempfänglich, plinkerte nervös mit dem rechten Auge. Normalerweise war das Auge infolge eines Nervenleidens geschlossen, was Birnbichler (wie Selig fand) etwas Verwegenes gab. Ein Pirat oder Wegelagerer. Dazu passte allerdings nicht die ausgebeulte Uniform, die trotz Birnbichlers Körperfülle, an ihm hing wie ein nasser Sack. Jetzt plinkerte er zweimal, schloss das Auge. Nach fünf Sekunden wiederholte sich sein Tick. Selig hatte anfangs überlegt, ob er das geschlossene oder das plinkernde Auge beunruhigender finden sollte, war aber zu keinem Ergebnis gekommen.

    „Birnbichler, wir bräuchten dringend die Spurensicherung. Haben Sie die Nummer im Kopf?"

    Birnbichler plinkerte kurz, kramte aber brav sein Handy hervor.

    „Irgendwo muss Augsburg sein, murmelte er. „Hier haben wir sie ja. Besetzt! So ein Pech aber auch.

    Selig seufzte. „Geben Sie mir die Nummer. Ich versuche es später noch mal." Später war nach einer halben Minute, doch auch Selig hatte kein Glück. Der Tote sagte dazu nichts, sondern schielte nur mit halbgeschlossenen Augen gleichgültig ins Leere.

    „Eigentlich bräuchten wir die Spurensicherung gar nicht, dachte Birnbichler laut. „Tatort gleich Fundort, Todesursache bekannt; spitze Gewalteinwirkung gegen das Herz. Todeszeitpunkt in etwa, Birnbichlers Auge plinkerte kurz, „gestern gegen Mitternacht, oder kurz danach. Jetzt müssen wir nur noch den Täter finden."

    Gegen so viel Scharfsinn kam Selig nicht an. Er fragte Birnbichler, wie er denn den Todeszeitpunkt so exakt bestimmen könne.

    „Das ist gar nicht so schwer", behauptete Birnbichler. „Ich habe Schicklhuber gestern noch gegen 23 Uhr gesehen. Da war er quicklebendig. Die wenigsten Mörder klingeln ihre Opfer aus dem Schlaf. Da Schicklhuber bekleidet ist, muss die Tat kurz vor oder nach Mitternacht geschehen sein. Der Täter war entweder Flori, der Sohn des Opfers, oder Alois Glücksfeld, der Betreiber des hiesigen Wirtshauses Zum Großwirt. Beide hatten ein Motiv, und beide hatten gestern mit ihm Streit. Für Flori als Täter spricht allerdings die Tatwaffe. Er besitzt genauso ein Messer." Birnbichlers Auge war wieder fest verschlossen. Anscheinend hatte der kleine Vortrag seine Nerven beruhigt.

    Die Fliege vom Fenster kroch jetzt geschäftig über das Gesicht des Toten. Auf der Nasenspitze wusch sie sich ausgiebig, während die gesamte örtliche Polizei sie dabei beobachtete. Selig juckte plötzlich die eigene Nase. Mit einem Wischer verscheuchte er das freche Insekt.

    „Muss ja nicht sein", murmelte er. Da er nun schon einmal dabei war, befühlte er auch gleich die Haut des Opfers.

    „Kalt wie eine Hundeschnauze. Schätzungsweise acht Stunden tot", sagte Selig.

    Birnbichler versuchte inzwischen nochmal eine Verbindung nach Augsburg zu bekommen. Diesmal hatte er mehr Glück.

    „Frau Oberkommissarin, wir haben hier einen gewaltsamen Todesfall und bräuchten deshalb dringend die Spurensicherung."

    Was die Oberkommissarin dazu meinte, verstand Selig natürlich nicht, sah aber, dass Birnbichlers Auge wieder zu plinkern begann. Seine dicken Finger umklammerten dabei das Handy derart, dass es Selig schon beim Zuschauen angst und bange wurde. Hoffentlich verschluckte er es nicht noch vor lauter Aufregung, sorgte er sich. Birnbichler beendete das Gespräch mit einem strammen Jawohl, Frau Sauermann und schaute verstört zu seinem Kollegen. „Sie will sich persönlich darum kümmern. Das ist nicht gut, nein, das ist gar nicht gut."

    Selig hob fragend die Augenbrauen.

    „Sie kennen Hermine Sauermann noch nicht, flüsterte Birnbichler, ganz so, als ob die Kommissarin schon hinter ihm stände. „Diese Frau ist … Er machte eine hilflose Bewegung mit den Händen. „Na ja, Sie werden sie in Kürze kennenlernen. Ich schau mich mal im Haus um – solange noch Zeit ist."

    Nach diesen orakelhaften Sätzen verschwand Birnbichler die Treppe hinauf. Selig beschloss, sich zwischenzeitlich im Erdgeschoss umzutun. Viel zu sehen gab es dort nicht.

    Ein Sofa, zwei Sessel, ein Eichentisch in der Mitte. An der Wand hing, anstelle des Bildes „Röhrender Hirsch, der heutzutage obligatorische Flachbildschirm. Im ersten Stock knarrten jetzt die Dielen unter Birnbichlers Gewicht. Das Häuschen gefiel Selig und er beschloss, falls möglich, es zu mieten. Natürlich erst, wenn alles vorbei war. Dass hier ein Mord geschehen war, störte ihn dabei nicht. „Tot ist tot, da helfen keine Pillen, pflegte Tante Frieda immer zu sagen.

    Bis jetzt wohnte Selig in einer kleinen Pension, was aber keine Dauerlösung war. Seine jetzige Vermieterin, Apollonia Cebulla, war zwar eine Seele von Mensch, aber als gebürtige Ostpreußin auch mit einer unstillbaren Neugier geschlagen. Verglichen mit ihren Befragungen waren Seligs Verhöre regelrecht harmlos.

    Nachdem Frau Cebulla erfahren hatte, dass er weder verheiratet noch sonst wie liiert war, hatte sie unmissverständlich gedroht: „Wir finden schon noch eine Frau, die zu Ihnen passt. Auf jedes Töpfchen passt ein Deckelchen."

    Das glaubte Selig allerdings nicht. Missmutig schaute er aus dem Fenster. Dachte an Gerd, dachte an seine beiden Lieben, Janosch und Irina – die er nicht sehen durfte. Kontaktverbot zu seinen Möpsen! Man stelle sich das einmal vor. Menschenrechte zählten in diesem Land wohl gar nichts mehr.

    Wären sie doch nur vorsichtiger gewesen. Aber hinterher war man immer klüger. Wer hätte schon ahnen können, dass der Polizeipräsident, nun sein Ex-Chef, früher als geplant aus dem Urlaub kam. Willy hatte damals gemeint, sie hätten sturmfreie Bude und das Bett seiner Eltern wäre fantastisch – fast eine Verschwendung für die beiden Alten. C’est la vie, rief sich Selig jetzt zur Ordnung.

    Birnbichler stöberte immer noch oben im Haus. Der Mann hatte etwas von einem Hund. Immer den Kopf am Boden, immer auf Spurensuche, bis es den nächsten Pinkelbaum zu beschnüffeln gab. Eine tiefe Nase voll fremder Hundepisse eingesogen, sich dreimal gedreht, gekackt, und weiter ging’s. Nach einem Moment der Stille knarzten abermals die Dielen. Diesmal im Nebenraum. Birnbichler sollte wirklich mehr auf seine Figur achten, ging es Selig durch den Kopf. Dauernd aß der Dicke etwas, oder redete davon, was er als Nächstes essen würde. Vormittags bereits Würstel und Kraut, danach ein Eis, gefolgt von einer Wurstsemmel. Begleitet von einer Grübelei, ob man mittags Schweinebraten, oder doch besser Kalbsgulasch essen sollte. Selig selbst war schlank und achtete darauf, nicht zuzunehmen. Mit Mitte Vierzig musste man schon etwas dafür tun, attraktiv zu bleiben. Birnbichler kannte im weiten Umkreis sämtliche Gaststätten und Metzgereien. Er hatte dem neuen Kollegen gleich am ersten Tag einen langen Vortrag über die Besonderheiten der regionalen Küche gehalten. Nur ungern erinnerte sich Selig an ihre erste Streifenfahrt – Birnbichler hatte ihm nur sein Revier zeigen wollen. Aber sie waren schon nach wenigen Minuten in der örtlichen Metzgerei gelandet.

    „Hier machen sie die beste Gelbwurst", hatte er Selig vor Betreten des Ladens, mit einem glücklichen Lächeln belehrt.

    „Mit oder ohne?", war Selig dann von der Metzgerin nach seinem Begehr gefragt worden. Dabei hatte sie ihn mit den Augen einer Bache gemustert, die ihre Frischlinge verteidigte.

    „Bitte?"

    „Mit oder ohne?"

    Der Metzgerin Geduld hätte bequem in einem Fingerhut Platz gefunden, während sie Selig weiter mit ihren Schweinsäuglein fixierte.

    „Mit", hatte Birnbichler im letzten Moment ausgeholfen. Mit hieß mit Petersilie. Wer sollte schon darauf kommen, dass hier die Wurst je nach Geschmacksvorliebe mit oder ohne angeboten wurde? Was war das nur für ein furchtbares Land?!

    Aber es hätte schlimmer kommen können. Heute, da bayrische Dörfer als Endlager für missliebige Polizisten benutzt wurden, hätte er Gott weiß wo landen können. Es gab Landstriche, die hießen Oberpfalz oder Unterfranken. Von Kollegen, die es dorthin verschlagen hatte, fehlte bis heute jede Spur. Da konnte man das schwäbische Unterhurtingen noch als Glücksfall bezeichnen. Außerdem hatte die Stellenausschreibung recht interessant geklungen. Er sollte Beamte aus dem gesamten ländlichen Raum bei der Aufklärung von Gewaltverbrechen unterstützen. Das hatte er gelernt, darin war er gut. Der Polizeipräsident hatte nach dem unliebsamen Vorfall unmissverständlich gedroht, ihm das Leben zur Hölle zu machen, falls er sich nicht versetzen ließe. Was lernt man daraus, dachte Selig. Latsche nie einem Elefanten auf den Rüssel. Es sei denn, du magst es, über die Häuser geschmissen zu werden.

    Draußen hielten jetzt gleichzeitig mehrere Fahrzeuge. Autotüren flogen auf und wieder zu. Eine raue, etwas versoffen klingende Männerstimme röhrte laut, dass die Idioten nicht einmal das Grundstück abgesperrt hätten!

    Hermine Sauermann betrat den Raum und füllte ihn sofort zur Gänze aus. Wo sie war, konnte niemand anders sein. Die Kommissarin war knapp einsfünfundsechzig groß, bei der Eignungsprüfung zur Polizistin hatte ihr Kopf vermutlich gerade noch die Messlatte berührt. Die fehlende Größe vergaß man aber, nicht nur wegen ihrer gedrungenen Statur, sehr schnell. Ein Pitbull kurz vor dem Kampf, kam es Selig in den Sinn. Allerdings gefiel ihm gleichzeitig ihr geschmackvoller blaugrauer Hosenanzug. Er vertrug sich ausgezeichnet mit dem schwarzrot getönten Haar. Der künstlich zerzauste Wuschelkopf musste sie ein kleines Vermögen gekostet haben. Um den Hals trug die Kommissarin ein grünschillerndes Seidentuch. Das war vielleicht eine Winzigkeit übertrieben, trübte aber nicht den Gesamteindruck. Selig schätzte Menschen, die etwas auf sich hielten. Wird schon nicht so schlimm werden, dachte er.

    „Wo ist der Kollege, der uns angerufen hat?"

    Birnbichler, dem die Ankunft Fahrzeuge nicht entgangen war, kam in diesem Moment wieder nach unten.

    „Birnbichler, alte Wursthaut, wie geht’s denn so? Alles noch frisch?"

    Die Kommissarin grinste und Birnbichler bekam einen Schlag auf die Schultern, der ihn nach vorne taumeln ließ.

    „Na, Sie machen ja vielleicht Sachen, BB! Einen Toten, so kurz nach dem Frühstück; und dann auch noch ermordet."

    Das Grinsen erlosch wie abgedreht und ein kalter Blick aus harten Polizistinnenaugen traf Selig. Er fühlte, wie sich die Härchen auf seinen Unterarmen aufrichteten.

    „Und wer sind Sie?"

    Selig stellte sich kurz vor, unterließ aber die Behauptung, dass er sich freue.

    „Selig mit einem e, ergänzte Birnbichler schonungslos. „Kommt aus Erkenschwick, genauer gesagt Oer-Erkenschwick.

    „So, so, Selig mit einem e, echote die Hauptkommissarin. „Ich war mal in Castrop-Rauxel. Damit schien alles gesagt. Die Kommissarin ließ offen, ob es ihr dort gefallen hatte – ihr Blick sprach dagegen.

    Plötzlich verzog sich ihr strenges Gesicht wieder zu einem Grinsen. Alle atmeten auf. Selig wusste zwar nicht, womit er seine Rettung verdient hatte, aber wen interessierte das schon. Birnbichler plinkerte noch einmal, dann schloss sich sein Auge. Auf allen Gipfeln ist Ruh.

    „Nur keine Panik, BB, alles im grünen Bereich, beruhigte ihn die Kommissarin zusätzlich. „Da ist ja auch schon unser Kunde. Wer hat ihn gemeldet?

    „Anonymer Anruf, heute Morgen um sieben", beeilte sich Birnbichler zu antworten.

    „Sieben ist doch eine Glückszahl, sagte die Kommissarin. „Dann macht euch mal über ihn her, Männer. Während sich ihre Männer über den Toten hermachten, meinte die Kommissarin zu Birnbichler: „Haben wir schon jemanden im Auge, BB?"

    Birnbichler brachte seine Ödipustheorie hervor, der zufolge der Sohn den Vater gemeuchelt hatte. Er vergaß aber auch nicht den Streit mit Alois Glücksfeld zu erwähnen.

    Oberkommissarin Sauermann wiegte nachdenklich den Kopf.

    „Am besten, wir nehmen uns beide zur Brust. BB, Sie schaffen die Leute ran. Zuerst den Sohn. Wenn Sie den nicht finden, nehme ich aber auch den Wirt. Ich nehme sie, wie sie kommen."

    Das glaubte Selig ihr unbesehen.

    „Dann wollen wir mal", sagte Birnbichler. Man sah ihm an, dass er froh darüber war, ein weiteres Treffen mit Hermine Sauermann lebend überstanden zu haben. Eilig schob er Selig hinaus. Im Auto nestelte er an seinem Kragen.

    „Das ist ja vielleicht eine Marke. Kommt ursprünglich auch aus dem Norden. Wie die Störche. Große Klappe, kleines Hirn …" Birnbichler besann sich gerade noch, wer neben ihm saß, und verschluckte den Rest.

    … und der Drang nach Süden, vollendete Selig lautlos den bekannten Spruch

    -2-

    Als Erstes fuhren sie zum Sohn des Ermordeten. Das erforderte schon die Pietät, fand Birnbichler. Falls Florian unschuldig war, sollte er vom Tod des Vaters nicht erst aus den Nachrichten erfahren. Aber Schicklhuber Junior war an diesem Morgen noch nicht in seiner Werkstatt aufgetaucht. Das erzählte ihnen sein Lehrling, der dort sein Moped frisierte. Selig wurde aus dem bayrischen Kauderwelsch des Mopedbastlers nicht recht schlau. Für ihn klang es so, als spräche der Junge mit einer heißen Pellkartoffel im Mund. Aber Birnbichler verstand ihn anscheinend sehr gut.

    „Niederbayrisch, bemerkte er nur und übersetzte für Selig: „Der Chef ist nicht da und er hat ihn heute auch noch nicht gesehen. Später erfuhr Selig von Birnbichler noch, dass der junge Mann aus Deggendorf kam.

    „Lebt aber schon seit einigen Jahren mit seiner Mutter hier. Vater unbekannt; man sollte ihn auch nicht darauf ansprechen. Dann fängt er gleich eine Rauferei an. Hat deshalb sogar mal eine Nacht auf dem Revier verbracht. Aber sonst ein netter Bub. Macht beim Junior eine Lehre als Kfz-Irgendwas."

    Mechatroniker, verbesserte Selig und schaute sich neugierig in der Werkstatt um. Es roch nach verbranntem Metall und altem Öl. Neben dem Moped stand ein Schweißgerät. In der Mitte eine Hebebühne. Alles machte einen sauberen, aufgeräumten Eindruck. Nur die Fenster hätten mal geputzt gehört. Der Junge trug eine frisch gewaschene und gebügelte Arbeitskombination. Die Hand der Mutter war hier noch deutlich sichtbar.

    „Seltsam, dass der Junior noch nicht hier ist", murmelte Birnbichler. Der Mopedbastler schwieg dazu und fummelte weiter am Motor. Selig bekam Hochachtung vor

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