Eine Familie macht Karriere: gleichberechtigt Beruf, Kinder und die Liebe vereinen
Von Ines Witka
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Über dieses E-Book
wenn Paare Eltern werden. Ines Witka interviewt Eltern aus unterschiedlichsten Berufsgruppen, die Alternativen zum traditionellen Rollenmodell leben. Von ihnen erfährt sie, wie man zum
Dream-Team wird. Wie wichtig Liebe und Respekt für den gemeinsamen Erfolg sind und wie sich die Sexualität mit Karriere und Kindern verändern kann. Die Paare erzählen auch, dass Frau und Mann doch vom selben Stern sind und den Alltag gemeinsam meistern können. Das Fazit: Gleichberechtigung ist das Must-have zum Erfolg. Zudem gibt es Top-Tipps, die auf dem eigenen Weg hilfreich sind.
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Buchvorschau
Eine Familie macht Karriere - Ines Witka
Inhalt
In Balance – das Partnerschaftsmodell moderner Paare
Wir leben was unserem Innersten entspricht
Emanzipation ist an die wirtschaftliche Selbstständigkeit gekoppelt
Wenn aus Partnern Eltern werden, braucht es faire Deals
Unsere Berufe sind unsere Passion
Mich faszinieren intelligente Frauen. Das ist die Basis für eine Beziehung
Familienfreundlichkeit wird großgeschrieben, auch bei Arbeitgebern
Führungsanspruch äußern bedeutet, laut und deutlich zu sagen: Ich will
Küche, Kinder und andere Problemzonen
Wir diskutieren so lange, bis es für beide okay ist
Schriftliche Abmachungen helfen, sich weiterhin gut zu verstehen
Eigenes Geld zu verdienen ist wertvoller als teure Geschenke zu bekommen
Der Staat redet mit
Nur weil ich meine Tochter nicht zum Ballett fahre bin ich doch keine schlechte Mutter
Nach zwei Monaten wurde die Mutter-Kind-Gruppe ind Eltern-Kind-Gruppe umbenannt
Top-Tipps: wie es gelingen kann
Nur Mut, leben Sie das gleichberechtigte Partnermodell. Unterstützen Sie sich gegenseitig. Auch wenn es am Anfang von beiden Partnern viel Zeit und Energie erfordert. Über die Jahre gleicht sich dieser Einsatz mit Ihrem persönlichen Glück aus.
Ich bin sicher, dass ich Ihnen wichtige Impulse mitgeben kann, die Ihnen helfen, Kinder und Beruf in Balance zu bringen.
Viel Spaß beim Lesen! Herzlichst Ihre
Ines Witka
In Balance – das Partnerschaftsmodell moderner Paare
In der Ehe von Stephanie und Christoph herrscht Harmonie. Von Anfang an haben sie ihren Haushalt gemeinsam gemanagt. Die Geburt ihres Sohnes hat daran nichts geändert. Sie unterstützen sich gegenseitig dabei, Familie und Beruf zu vereinbaren. Die ersten 14 Monate haben sie die Elternzeit paritätisch geteilt. Seitdem arbeiten beide jeweils 80 Prozent, Stephanie als Entwicklungsingenieurin und Christoph als Physiker.
Paare wie Stephanie und Christoph sind in Deutschland noch die Ausnahme, obwohl sich viele eine gerechte Aufgabenteilung zwischen den Zeiten im Beruf, im Haushalt, für sich selbst und innerhalb der Familie wünschen. Solange sie kinderlos sind, gelingt diese Balance. Doch nach der Geburt des ersten Kindes gerät sie nur allzu oft aus dem Gleichgewicht. Die gesellschaftlichen Zwänge scheinen übermächtig. Meist wird der Mann Haupternährer der Familie, während die Frau nur in Teilzeit erwerbstätig bleibt oder ihren Beruf ganz aufgibt. Moderne Paare suchen einen Weg, dieses Ungleichgewicht zu vermeiden.
Ziel ist dabei nicht eine quantitativ exakt paritätische Aufteilung aller Aufgaben, sondern dass beide Partner ihre berufliche Karriere weiterverfolgen und mit dem Familienleben in Einklang bringen können, ohne dass einer einseitig die negativen Folgen einer gemeinsamen Entscheidung trägt. Denn mit der Erfüllung der klassischen Geschlechterrollen und der Aufteilung der Aufgaben in geschlechtertypische Arbeitsbereiche sind unterschiedliche Risiken gegeben, die wirksam werden, sobald eine Partnerschaft nicht weiterbesteht.
Ich habe mit Frauen und Männern gesprochen, die von sich sagen, dass sie eine zufriedenstellende Lösung gefunden haben und partnerschaftlich leben. Sie erzählen, wie sie ihr Berufs- und Privatleben gestalten, wie sie die Kinderbetreuung bewältigen, ihre Termine organisieren und die Hausarbeit aufteilen. Sie berichten davon, welche Wege gut funktionieren, wo sie korrigieren mussten und welchen Gewinn sie für sich und ihre Familie erfahren. Und sie gestatten uns einen Blick in ihr Gefühlsleben, lassen uns an ihren Ängsten und Zweifeln teilhaben, aber auch an ihrer Liebe und dem Respekt füreinander.
»Ich kann von meiner Frau nicht erwarten, dass sie ihren Beruf aufgibt, für den sie hoch qualifiziert ist. Selbst würde ich das doch auch niemals tun«, sagt Sven, einer meiner Gesprächspartner, und bringt damit die Grundlage eines modernen Partnerschaftsmodells auf den Punkt.
KAMPFZONE: DER UMGANG MIT DER ZEIT
Wenn man liest, wie viele Absprachen in Bezug auf Termine und Aufgaben notwendig sind und sogar empfohlen wird, manche dieser Vereinbarungen auch schriftlich festzuhalten, denkt man vielleicht spontan: »So ein durchorganisierter Tagesablauf und dieses gegenseitige Aufrechnen von Tätigkeiten – das wäre nichts für mich.« Doch scheinen es gerade solche festen Absprachen zu sein, die vielen Paaren die nötige Ruhe und Gelassenheit geben.
Trotz hohen persönlichen Einsatzes kann die Vereinbarkeit von Beruf und Familie nur unter bestimmten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen funktionieren. Zum Beispiel, wenn beide Partner eine gewisse Flexibilität in der Arbeitszeiteinteilung haben und wenn flächendeckend Kinderbetreuungsplätze zur Verfügung stehen.
Die junge, gebildete Generation von heute wünscht sich eine gleichberechtigte Partnerschaft, auch mit Kindern. Da sie bis zu dem Zeitpunkt, wenn sie Eltern werden, gleiche Rechte und Bedingungen erleben, sich gegenseitig anerkennen und wertschätzen, sind sie zuversichtlich, dieses Ziel zu erreichen. In die Zukunft geträumt, könnte das bedeuten, dass Paare für die Doppelkarriere nicht länger auf Kinder verzichten und die Geburtenrate steigt.
Doch sobald Paare konkret darüber diskutieren, wie die zeitlichen Ressourcen in Bezug auf Karriere und Familienarbeit verteilt werden sollen, erkennen sie, welche Hindernisse tatsächlich bestehen. Partnerschaft, Kinder und Beruf können nicht so ohne Weiteres in Einklang gebracht werden. Vor dem gemeinsamen Ideal türmt sich ein schier unüberwindlicher Berg von Problemen auf, von der Steuergesetzgebung bis hin zur fehlenden Infrastruktur für die Betreuung der Kinder. Es fehlen flexible Arbeitszeitmodelle in den Unternehmen, berufliche Kompetenzen und Qualifikationen werden oft unterschiedlich geschätzt und entlohnt. Berufliche Nachteile aufgrund einer vorübergehenden Arbeitszeitverkürzung oder Erwerbsunterbrechung gibt es sowohl für den Mann als auch für die Frau. Aber auch die großen unterschiedlichen Erwartungen, die an Vaterschaft und Mutterschaft geknüpft sind, engen den Handlungsspielraum der Paare stark ein.
AUF DER SUCHE NACH DEM DREAM-TEAM
Da Identifikationsfiguren fehlen und alternative Konzepte wenig bekannt sind, habe ich mich auf die Suche nach Paaren gemacht, die Vorbild sein können für eine Partnerschaft, wie sie in einer modernen, zukunftsorientierten Gesellschaft Standard sein sollte.
Zunächst habe ich in meinem nahen und fernen Bekanntenkreis recherchiert, ob es vielleicht schon in unserer Generation der Baby Boomer Vorreiter dieser Kultur der Partnerschaftlichkeit gegeben hat. Als ich niemanden fand, habe ich bei meinem Finanzdienstleister nachgefragt. Er besitzt eine Kartei mit über tausend Kundendaten, hauptsächlich von Ärzten, Rechtsanwälten und Unternehmern. Er antwortete, er kenne kein einziges Paar, dass ein anderes Konzept als das übliche lebe: Männer Vollzeit – Frauen Teilzeit. Er vermutete sogar, dass Paare es eher verheimlichen würden, wenn sie ihr Leben anders organisiert hätten, denn der Mann würde bei seinen Kollegen an Achtung verlieren.
Meine Gynäkologin, eigene Praxis, zwei Kinder, ihr Mann ebenfalls Arzt, winkte gleich ab: »Wir sind nicht partnerschaftlich. Mein Mann hat gesagt, wenn du eine eigene Praxis willst, dann mach das. Aber du musst es allein hinbekommen, ich unterstütze das nicht. Kürzlich ist der Jüngere im Sport gestürzt. Ich musste die Praxis schließen und bin zur Schule gerast. So ist das immer. Aber nicht nur deshalb kann ich Ihnen kein Interview geben, ich habe einfach keine Zeit. Zwei Stunden mit Ihnen zu reden, ist nicht drin. Tut mir leid.« Damit bestätigte sie mir, was ich schon aus zahlreichen Studien wusste: Einfach wird das nicht.
Wo habe ich meine Gesprächspartner dann gefunden? Jene Paare, die von sich behaupten, dass sie alte Rollen neu definieren und ein partnerschaftliches Modell leben? In Frauennetzwerken wie Luna und Zonta, unter den Spitzenfrauen Baden-Württembergs, durch das Forum family@ bosch und über Weiterempfehlungen untereinander.
Eine Erkenntnis möchte ich schon vorwegnehmen: Die Paare sehen sich als Teamplayer in einem gemeinsamen Spiel, sie sprechen sich ab und organisieren zusammen den Alltag. Wichtig sind ihnen gegenseitiger Respekt, ein intensiver Austausch und Freiräume für die persönliche Weiterentwicklung. Das Partnerschaftliche ist ihnen so viel wert, dass sie bereit sind, auf Einkommen und auf bestimmte Karriereschritte zu verzichten. Das erfordert Mut und ein enormes Umdenken.
»DIE FRAU« GIBT ES NICHT, »DEN MANN« AUCH NICHT
Es existiert ein breites Spektrum an Lebensentwürfen, eine Vielfalt von Identitäts- und Verhaltensmustern, viele Wahlmöglichkeiten. Selbstverständlich gibt es Paare, die sich bewusst und aus Überzeugung für das traditionelle Modell entscheiden, in dem die Frau die Familienarbeit übernimmt und ihre soziale Sicherung von der Erwerbstätigkeit des Mannes abgeleitet ist. Sie verdient allenfalls dazu. Voraussetzung für die Verlässlichkeit dieses Modells ist die Stabilität der Ehe und die Leistungsfähigkeit des Mannes. Doch um diese Paare soll es hier nicht gehen.
Hier sollen Frauen zu Wort kommen, die Arbeit als einen Teil ihrer Identität betrachten, die gut ausgebildet sind, berufliche Ziele verfolgen und deshalb Familie und Beruf vereinbaren wollen. Sandra, Oberärztin in einem Krankenhaus, formuliert in ihrem Interview sehr klar: »Es ist für mich nichts Besonderes, einen Beruf und ein Kind zu haben. Es ist eine Selbstverständlichkeit. Der Beruf ist ein Teil meiner Identität, die ich nicht aufgebe.« Hier sollen Männer zu Wort kommen, die diese Form der Partnerschaft wählen, weil sie auch für sie ein erfüllteres Leben bedeutet. Sie sehen, wie unfair die traditionelle Rollenverteilung nicht nur ihrer Partnerin gegenüber ist, sondern auch ihnen selbst gegenüber, wenn sie innerhalb der Familie Verantwortung übernehmen und die Freuden des Vaterseins nicht verpassen möchten. Matthias, Kaufmann und einer meiner Interviewpartner, definiert seine Identität nicht nur über seine Erwerbstätigkeit, sondern auch über seine Rolle als Vater: »Im Moment ist es einzigartig mit den Kindern, ich sehe jeden Tag, wie sie sich entwickeln. Diese Momente würde ich gegen nichts auf der Welt eintauschen. Deshalb nehme ich mir auch raus, zu sagen: Die Kinder sind für mich momentan das Wichtigste. Ichlebe mein Leben so, wie ich es mir vorstelle.«
Kurz: Es soll um jene Paare gehen, die den Mut haben, sich von traditionellen Geschlechterbildern abzuwenden und ihren eigenen Weg zu suchen, die Gleichstellung leben möchten und das Familienleben als eine gemeinschaftliche Aufgabe betrachten, an der sie gemeinsam arbeiten.
ZUKUNFT IST PARTNERSCHAFTLICH
Ich bin überzeugt davon, dass das partnerschaftliche Modell, in dem Frau und Mann ihre beruflichen Karrieren weiterverfolgen und mit dem Familienleben in Einklang bringen, die Zukunft sein wird. Durch den beträchtlichen Bildungsanstieg bei den Frauen, auch im naturwissenschaftlichen Bereich, wird der Beruf, gleichermaßen wie beim Mann, zu einem sinnstiftenden Bereich ihres Lebens. Kinder sind damit nicht mehr der alleinige Faktor für die persönliche Erfüllung. Folgerichtig bevorzugen Frauen mit Abitur und Studium gleichberechtigte Partnermodelle.
Der Anteil der Abiturientinnen liegt in Deutschland mittlerweile bei 55 Prozent, der Anteil der Studentinnen bei 52 Prozent. Davon beginnen 29 Prozent ein Studium in einem MINT-Fach, also im Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik, bislang typische Männerdomänen. Da die Absolventinnen dieser Fachbereiche gefragt sind, starten sie eine vielversprechende Karriere und verdienen entsprechend. 27 Prozent der Frauen zwischen 25 und 34 Jahren haben einen Universitätsbzw. Fachhochschulabschluss oder einen Meisterbrief. Der Anteil bei den Männern dieser Altersgruppe liegt bei 25 Prozent, die Frauen haben die Männer in dieser Beziehung also mittlerweile sogar überholt.
Frauen steigen damit heute gleichwertig ins Berufsleben ein, sie haben einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für ihre Kinder und der Mann kann dank des Elterngeldes eine neue Vaterrolle einnehmen. Volkswirtschaftlich gesehen ist es sinnvoll, die Bildungsinvestitionen von gut ausgebildeten Frauen zu nutzen. Außerdem hat mittlerweile auch die Wirtschaft die Frauen entdeckt. Als Fachkräfte, als Führungskräfte im mittleren und oberen Management und als Garant für ein nachhaltiges Wirtschaften. Das sind historisch einmalige Bedingungen.
FRAUEN UND MÄNNER SIND VOM SELBEN STERN
Gleichzeitig setzt sich die Erkenntnis durch, dass nicht die Biologie uns lenkt, sondern die Kultur, in der wir leben. Viele ehemals von konservativen Kulturkämpfern, aber auch seriösen Wissenschaftlern als unumstößliche Fakten präsentierte biologische Unterschiede bezüglich des Gehirns hat die aktuelle Forschung widerlegt. In der Zeitschrift GEO schreibt Fred Langer in seiner Reportage zur Geschlechterforschung »Alles Bio. Oder?« ausführlich darüber, dass die Gehirne von Frauen und Männern viel ähnlicher sind als bisher angenommen. Technisches Verständnis und Einfühlungsvermögen sind nicht biologisch programmiert. Die angeblich natürliche Verteilung, der Mann gehört an die Maschine und die Frau hinter den Herd, ist Denken von gestern. Das Gehirn ist lernfähig und bildet die Fähigkeiten aus, die trainiert werden. Moderne Gesellschaften sind in der Pflicht, dem Individuum mehr Freiheiten einzuräumen, unabhängig vom jeweiligen Geschlecht seinen Platz zu suchen, anstatt mit dem Argument der evolutionären Prägung Menschen auf geschlechterstereotype Arbeitsplätze zu verweisen. Schließlich leben wir nicht mehr in der Prähistorie, sondern in einer postindustriellen Gesellschaft.
Außerdem ist das Bild, das wir uns von der Steinzeit machen, auch nichts anderes als eine kulturell geprägte Vorstellung. Dort gelebt hat niemand von uns und somit taugt die Steinzeit wohl kaum für eine wissenschaftliche Argumentation. Vielleicht waren schon damals die Gegensätze zwischen Mann und Frau nicht so groß, wie sie immer wieder dargestellt werden.
Heute stehen sie sich jedenfalls gleichwertig und stark gegenüber, damit ist eine Situation gegeben, mit der wir erst lernen müssen umzugehen. Noch fällt es den meisten Männern schwer, ihr traditionelles Geschlechterverhalten anzupassen, während viele Frauen ihre Geschlechterrolle bereits erweitert haben.
Ich habe eine Tochter und einen Sohn, beide haben eine zweisprachige Gymnasialausbildung mit Abitur abgeschlossen und studieren inzwischen. Nach ihren Familienvorstellungen in der Zukunft befragt, zeigen ihre Antworten das Dilemma. Meine Tochter geht optimistisch von einer Gleichberechtigung aus: »Klar möchte ich Kinder, am liebsten drei. Und einen Mann, der klug ist und auch studiert hat. Meinen Beruf gebe ich nicht auf, wir teilen uns Kindererziehung und Haushalt, das ist doch selbstverständlich.«
Mein Sohn hingegen sagt: »In meiner Familie mache ich Karriere. Meine Frau wird sicher zu Hause bleiben, sobald ein Kind da ist. Später kann sie wieder arbeiten, sofern sie das will. So wie es bei uns war, hat es doch gut funktioniert.«
Nach meinem Wirtschaftsingenieursstudium und ein paar Jahren Vollerwerbstätigkeit habe ich mit der Geburt des zweiten Kindes meine Berufstätigkeit aufgegeben. Später arbeitete ich erst angestellt in Teilzeit, dann als freie Mitarbeiterin in Werbeagenturen. So war ich jeden Nachmittag zu Hause, was meine Kinder sicher als positiv erlebt haben.
MAMA WIRD`S SCHON RICHTEN, ODER DOCH NICHT?
Mit seiner klaren Aussage steht mein Sohn nur scheinbar im Gegensatz zu anderen jungen Männern seines Alters. Sie zeigen in den Umfragen noch guten Willen und formulieren die besten Absichten. Doch ohne es direkt auszusprechen, gehen viele davon aus, dass die Frau, ist sie erst einmal Mutter, ihre Karriere aufgeben wird. Die Frage, ob auch sie für die Realisierung des gemeinsamen Ziels – Kinder und Familie – berufliche Nachteile in Kauf nehmen sollten, stellen sie sich nicht. Auch wenn sie theoretisch die Gleichstellung wollen, wissen sie nicht, wie sie diese nach der Familiengründung realisieren sollen.
Die meisten jungen Frauen mit Abitur und guter Ausbildung fühlen sich auf Augenhöhe und sind sehr optimistisch, was die Gleichstellung in der Partnerschaft und der Gesellschaft angeht. Sie demonstrieren mit besseren Schulnoten und Hochschulabschlüssen eine selbstbewusste Haltung. Während des Studiums und in den ersten Berufsjahren setzen sie sich selten mit der traditionellen Geschlechterrolle auseinander, denn sie erleben kaum Geschlechternachteile. Für sie gab es die letzten Jahrzehnte über nur Verbesserungen, mehr Flexibilität, mehr Freiheit. Solange sie kinderlos sind, gehen sie ganz selbstverständlich davon aus, beides haben zu können – Familie und Beruf, Kinder und Karriere. Wenn sich dann der Nachwuchs ankündigt, sind sie überrascht, dass ihre Partner oft überhaupt nicht daran denken, weniger zu arbeiten. Der Autor Ralf Bönt fordert für den Mann das Recht auf ein karrierefreies Leben und einen gleichberechtigten Platz in der Familie. Doch noch hat sich kein neues Leitbild für Männer entwickelt. Hausarbeit und Kinderversorgung erscheinen als eher unattraktive Aufgaben, warum also zum Chef gehen und mehr als zwei Monate Elternzeit oder gar Teilzeit fordern?
Sobald sich zwei aufgeschlossene junge Menschen für eine Familie entscheiden und das erste Kind da ist, fallen beide häufig in alte Traditionen zurück. Das konservative Familienbild holt sie ein und kurze Zeit später sind