Ein Mann steht seine Frau: Papa macht Teilzeit, Mama Karriere und das Kind, was es will!
Von Matthias Veit
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Über dieses E-Book
Voll Witz und Selbstironie erzählt Matthias Veit von den Herausforderungen und Glücksmomenten einer umgedrehten Familienwelt. Als aktiver Vater genießt er es, sein Kind Tag für Tag beim Großwerden hautnah zu erleben, auch wenn nicht immer klar ist, wer da wem die Welt erklärt. In seinen diversen Rollen als Hausmann, Erzieher, Entertainer, Höhlenbauer, Spielgefährte und Chauffeur blüht Veit förmlich auf. Auf dem Spielplatz ist er sowieso Hahn im Korb, was den Vater allerdings auch irritiert: Gleichberechtigung, war da was? Wo stecken denn die ganzen anderen Männer? Die helikoptern offenbar lieber um ihren Chef statt um den Nachwuchs und sammeln Bonusmeilen statt Schnuller und Spängchen. Ein humorvoller, ehrlicher Erfahrungsbericht über neu verteilte Rollen und die ewige Frage nach der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
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Buchvorschau
Ein Mann steht seine Frau - Matthias Veit
Einleitung
Ein Mann steht seine Frau!
Papa macht Teilzeit, Mama Karriere und das Kind, was es will.
Matthias Veit
Bild 1Impressum
Texte: © Copyright by Matthias Veit
Umschlag: © Copyright by Ulrike Veit
Verlag: Matthias Veit , Fleher Str.21
40223 Düsseldorf
anfrage@matthiasveit.de
www.ein-mann-steht-seine-frau.de
Druck: epubli, ein Service der
neopubli GmbH, Berlin
Printed in Germany
Eine Nacht im September 2013 ändert schlagartig mein Leben. Es ist die Nacht, in der unsere Tochter zur Welt kommt. Plötzlich hältst du ein kleines, verletzliches Menschlein im Arm und weißt sofort: Nie wird es etwas Wichtigeres in deinem Leben geben als dieses kleine Wesen und sein Wohlbefinden. Ob du es diesen Monat nochmal zum Sport schaffst und wann die Kölner endlich diese Rheinuferstraße untertunneln, das wird dir bis auf weiteres völlig egal sein. Plötzlich ist da ein Kind und das ist wirklich ein großes Glück, aber auch eine Riesenaufgabe. Werde ich ein guter Vater sein? Was muss ich tun, damit es dem Würmchen gut geht? Wie bekommen wir die Jobs und das neue Familienleben unter einen Hut? Diesen Fragen will ich nachgehen, aber auch von meinem Glück erzählen, dem Hamsterrad entkommen zu sein und das Leben mit den Augen eines Kindes neu entdecken zu dürfen statt es in vier bis fünf Konferenzen am Tag zu verschwenden.
Immer wieder wurde ich in den letzten Jahren auf meine aktive Vaterschaft angesprochen – von Freunden und Bekannten, aber auch von Journalisten und sogar einer Agentur im Auftrag des NRW-Familienministeriums. Auf diese Weise wurde mir klar, dass es bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf noch nicht weit her ist mit der Gleichberechtigung. Ein Vater, der im Job kürzer tritt, damit das Kind nicht zu kurz kommt, macht Schlagzeilen und bekommt Interview-Anfragen, ernsthaft? Sollte doch das Normalste von der Welt inzwischen sein. Ist es aber offenbar (noch) nicht. Und genau diese Erkenntnis hat mich dazu veranlasst, ein Buch zu diesem Thema zu schreiben. Vier Jahre lang habe ich unser Zusammenleben mit Kind dokumentiert, Tagebuch geführt, Gedanken festgehalten und andere Väter befragt, wie sie ihr Arbeits- und Familienleben organisieren und wo sie dabei an Grenzen kommen.
Herausgekommen ist dabei ein Buch über aktive Vaterschaft und deren positive Nebenwirkungen. Ich möchte damit Väter (und solche, die es noch werden) dazu ermuntern und ermutigen, ihren Kindern mehr Zeit zu schenken und so intensiver an ihrem Leben und Aufwachsen teilhaben zu können. Die Zeit lässt sich schließlich nicht zurück drehen! Das weiß ja auch eigentlich jeder. Und dennoch: Gehe ich in der Woche mit unserer Tochter nachmittags auf den Spielplatz, bin ich oft der einzige Mann, um mich herum nur Frauen. Gut, es gibt schlimmeres, natürlich, aber im Ernst: Wo sind die ganzen anderen Männer? Bin ich hier fehl am Platz, handle ich gegen die Natur? Aber hatten wir nicht vor, das heutzutage partnerschaftlich zu regeln? Warum reduzieren nicht mehr Männer ihre Arbeitszeit, wieso bleibt das weiterhin überwiegend an den Frauen hängen?
Natürlich will ich nicht allen Männern, die sich mit aller Kraft der Karriere widmen, pauschal einen Vorwurf machen. Auch ich wäre schließlich, wenn sich manches anders ergeben hätte, jetzt mit hoher Wahrscheinlichkeit immer noch in der „Mühle" und würde freie Zeit mit Kind als puren Luxus empfinden, den man sich leisten können muss. Und meine Frau hätte – aus Rücksicht auf mich und unser Kind eher einen Teilzeit-Job. Eines würde sie mit hoher Wahrscheinlichkeit jedenfalls nicht machen: Karriere. Und so läuft das millionenfach in Deutschland: Frauen finden aus der Teilzeit-Falle nicht mehr heraus oder schaffen es gar nicht mehr zurück in den Job – die Männer strampeln derweil im Vollzeit-Hamsterrad um die Wette und halten es für eine Karriereleiter.
Erst durch das Kind ist mir bewusst geworden, dass ich das alles so nicht mehr will. Erst durch das Kind ist mir klar geworden, wie kostbar unsere Zeit ist. Wie wenig selbstbestimmt ich war. Berufstätigen Paaren, die vielleicht ein Kind erwarten oder sich zumindest schon einmal mit dem Gedanken beschäftigen, möchte ich davon erzählen, wie sich unser Leben durch die Tochter in den letzten vier Jahren verändert hat, wie es dazu kam, dass wir jetzt in neuen, ungewohnten Rollen beide aufblühen und welche Hindernisse wir auf dem Weg dorthin erst einmal Schritt für Schritt beseitigen mussten. Meine Stoßrichtung ist dabei nicht, Männer von ihrem Erfolg im Beruf abzuhalten. Mich treibt vielmehr die Frage um, warum die Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch heute noch als ein Thema aus dem Bereich der Frauenpolitik wahrgenommen wird. Warum es immer noch primär die Mütter sind, die kürzer treten und ihrem Kind die Zeit schenken, die es verdient hat, um sich geborgen zu fühlen und sich mit der Welt vertraut zu machen. Warum in den letzten Jahren zwar viele Betreuungs- und Arbeitsmodelle diskutiert wurden, dabei aber kaum Druck entstanden ist auf uns Männer. Wenn Väter sich mit einbringen, im Job Rücksicht auf die Familie nehmen, zu Kompromissen bereit sind, sich für die besser dotierte Stelle, bei der auch Wochenenddienste anfallen, bewusst nicht bewerben, dann fällt das noch immer in die Rubrik „Löbliche Ausnahme". Tritt die Mutter kürzer, gilt das hingegen nach wie vor als Selbstverständlichkeit. Der Mann, der alles gibt im Job, ist ein Erfolgsmensch. Macht die Frau es genauso, ist sie: eine egoistische Rabenmutter.
Ich will nicht verschweigen, dass sich inzwischen mehr Väter aktiv einbringen und zumindest mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen WOLLEN. Und darum geht es mir: Es wird wirklich Zeit, dass sie es auch KÖNNEN. Viele Väter fragen sich doch längst, warum sie auf so viel „Quality Time" mit Kind verzichten und für wen sie sich im Job da eigentlich so krumm machen. Das materielle Wohl der Familie ist sicherlich ein wichtiger Aspekt. Aber vielleicht hat Papa neben Geld und Sachleistungen ja auch noch ein wenig Extrazeit im Gepäck für sich und seine Liebsten? Vielleicht ermuntert er seine Frau, beruflich wieder einzusteigen und aufzusteigen, verschafft ihr Freiräume, opfert Zeit, die er sonst in den Job investieren würde? Vielleicht spricht er seinen Chef beim nächsten Perspektivgespräch mal nicht nur auf die versprochene Gehaltserhöhung und das ausstehende Dienstwagen-Upgrade an, sondern erkundigt sich auch mal nach flexibleren Arbeitszeiten und Home-Office-Tagen? Damit auch der Papa die Kita mal von innen sieht? Menschenskinder, es wäre ein Anfang.
Ich bin dann mal Papa!
„So, in wenigen Sekunden wird Ihr Baby nun seinen ersten Schrei tätigen und dann dürfen Sie auch endlich gucken, Herr Veit. Doch was war? Nichts. Stille. Die Sekunden wollten gar nicht vergehen, klebten wie Kaugummi aneinander. Aber dann...nein, doch nichts…immer noch Stille. Hallo, war da was nicht in Ordnung? Wann wird denn jetzt endlich geschrien? Mir wurde Geschrei versprochen! Es wird doch hoffentlich alles in bester Ord...- „Uäääähhh!
Na endlich, meine Nerven! Ein wunderbarer, kräftiger, vor Lebenslust strotzender Babyschrei erlöste mich von einer kaum zu beschreibenden Anspannung. Sie lebt, unsere Tochter lebt! Dieses wundervolle Kind hat sich soeben mit einem kräftigen Hallo seinen festen Platz in der Welt und in meinem Herzen erschrien. In Zukunft würde ich mich zwar deutlich weniger über solches Geschrei freuen, aber das ist natürlich ein anderes Thema.
Jetzt war ich erst einmal sprachlos, beseelt und vom Glück berauscht. Auch meine Frau war berauscht, aber eher von den verabreichten Schmerzmitteln. Sie bekam unser Kind nur kurz gereicht, aber für einen kleinen Moment konnten sich Mutter und Tochter schon einmal beschnuppern. Dann war ich auch schon an der Reihe und bekam das kleine Knäuel in die Hand gedrückt. Ich sah unserer Tochter, die noch keinen Namen hatte, also das erste Mal in die Augen. Und konnte nun auch diesen Gedanken von vorhin zu Ende denken: Ja, alles war in bester Ordnung. Und ich hin und weg. Unser Kind, unser Fleisch und Blut. Was für ein Geschenk, was für ein Anblick!
chapter2Image1.jpegDer völlig erschöpfte Vater kurz nach der Entbindung
Während ich versuchte, dieses einmalige Erlebnis, diesen unwiederholbaren Moment des Erstkontakts von Vater und Tochter und meine Begeisterung für dieses schönste Geschöpf der Welt emotional und rational zu verarbeiten, nahm mir ein äußerst junger, aber sehr sicher und kompetent wirkender Arzt mein verschmiertes Käseknäuel behutsam wieder ab, um sofort diverse Schnelltests durchzuführen. Kniereflexe, Lungenfunktion, Herzfrequenz - der smarte Jungmediziner klopfte, tastete, guckte, horchte und schenkte mir schließlich die Andeutung eines Lächelns: „Ich bin ganz zufrieden, Herr Veit. Wie bitte, ganz zufrieden? Hat er gerade „zufrieden
gesagt? Hallo? Unser Kind ist doch in einem 1a-Zustand! Warum es trotzdem nur für eine gefühlte Drei plus reichte, frage ich mich noch heute. Eltern können sehr empfindlich sein, wenn es um die Benotung ihrer geliebten Brut geht. Jetzt durfte ich jedenfalls in einem Zimmer Platz nehmen, in das in Kürze auch meine Frau reingerollt werden würde, um nach dem Kaiserschnitt in Ruhe zu sich zu kommen. Ich wurde gebeten, meinen Oberkörper frei zu machen, um gleich mit dem Kind zu „bonden". Man muss sich ja gegenseitig gut riechen können. Ist ja nicht immer unter Verwandten der Fall, dass sich da alle gut…Aber meine Tochter und ich, wir kamen klar, das stand mal fest. Es war ein wunderbarer, intimer und stiller Moment. Dann endlich wurde meine persönliche Heldin hereingefahren, wenn auch noch reichlich benommen. Langsam richtete ich mich auf, bewegte mich mit unserem sanft schlummernden Töchterchen auf meine erschöpfte Frau zu und legte die Kleine vorsichtig auf ihrer Mama ab. Unser erster Moment zu dritt, als Familie.
In den folgenden fünf Tagen fühlten wir uns wie im Hotel, wobei ich den leichteren Part hatte: Essen, schlafen, schmusen und mich an diesem süßen, süchtig machenden Baby-Duft berauschen. Bei meiner Frau war das Programm ähnlich, nur dass sie täglich zu sportlichen Verrenkungen gezwungen wurde, eine schmerzhafte, medizinisch aber angeblich notwendige Ertüchtigungsmaßnahme. Dabei hatten die Ärzte sie doch gerade erst wieder zugenäht! Zum Glück gab es für sie eine Großpackung Schmerzmittel. Wenigstens das - hatte der Wolf aus „Rotkäppchen" nicht. Aber das waren ja auch ganz andere Zeiten damals!
Dann kam der Tag der fristlosen Entlassung. Wie so viele Familien schon zuvor, schrieben auch wir dem Team auf der Station ein paar nette Zeilen und hinterließen eine mittelgroße LKW-Ladung Pralinenschachteln für alle. Wir waren einfach unendlich dankbar für die Herzlichkeit und das Engagement dieser Leute, für die das, was wir als die aufregendsten Tage unseres Lebens bezeichnen könnten, ja ganz normaler beruflicher Alltag ist. Sofern man in einem Kreißsaal, in dem Frauen auf- und zugenäht werden, von Routine sprechen kann.
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Nach fünf Tagen Vollpension und Rundum-Betreuung im Krankenhaus lernte unsere gebürtige Kölnerin auch schon ihre zukünftige Heimat kennen - Düsseldorf! Gut, dass sie noch so klein ist und den Ernst ihrer Lage noch gar nicht einzuschätzen weiß, dachte ich damals. Immerhin war in unserer Wohnung alles vorbereitet für die neue Mitbewohnerin. Berge von Babywindeln warteten schon ungeduldig auf ihren Einsatz, Laken und Leibchen, Söckchen und Salben, Käppchen und Schläppchen - wir waren chen-technisch
bestens ausgestattet. Träumchen! Highlight bei den Vorbereitungen war der Aufbau unseres extraschmalen Wickeltischs. Da mutierte ich trotz angeborener und mir selbst antrainierter Unfähigkeit zum ambitionierten Handwerker. Ein bisschen wacklig war das Ding am Ende schon, als es dann endlich stand, aber mit Emmas Körpergewicht von vier Kilo würde es wohl vorerst klar kommen. Für ein breiteres und stabileres Modell hatten wir in unserer eigentlich sehr geräumigen Wohnung einfach keinen Platz und das waren wir selbst schuld. Als wir damals den folgenreichen Entschluss fassten, aus der heimelig-urigen Millionenstadt Köln in die halb so große Weltstadt Düsseldorf zu ziehen, da wollten wir einfach nur noch, dass es schnell und schmerzlos geht. Und der Vermieter dieser eigentlich doch recht üppig dimensionierten Wohnung in Düsseldorf war der einzige, der sich auf unser Inserat in der Rheinischen Post überhaupt gemeldet hatte! Deshalb hatten wir zugeschlagen und das ohne uns Gedanken darüber zu machen, ob das jetzt die ideale Wohnung für ein Paar mit Kind sein würde. Wir hatten ja auch noch keins und daher keine Erfahrungswerte! Als Paar mit Kinderwunsch hätte man natürlich mal darüber nachdenken können, wie eine geeignete Wohnung für Drei aussehen könnte. Vielleicht wäre ein Kinderzimmer nicht schlecht gewesen? Aber so vorausschauend waren wir damals nicht - der Wunsch, nicht länger auf der A57 zu altern, war einfach zu groß und für rationale Erwägungen offenbar kein Platz.
Bei der ergatterten Wohnung handelte es sich wirklich um die unpraktischste Form aller Behausungen, die es gibt, quasi um das Sportcoupé im Wohnungsbau – eine sogenannte Maisonette. Wir hatten also eine sich auf zwei Etagen erstreckende Wohnung mit einem riesigen, teuer zu bezahlenden Dachgeschoss, wo sich niemand aufhielt und das eigentlich nur einem Nutzen zugeführt wurde: der Aufbewahrung nie ausgepackter Umzugskartons mit Zeug, das niemand vermisste. Und dann stand da oben noch ein Bett, in dem keiner schlief. Und ein Schreibtisch,