Tibethaus Journal - Chökor 51
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Buchvorschau
Tibethaus Journal - Chökor 51 - Tibethaus Deutschland
INHALT
Editorial
Das Tibethaus Deutschland in Frankfurt a. M.
Buddhismus
„Es war, als wäre er immer bereit, sofort wegzugehen." | S.E. Dagyab Rinpoche
„So wie die Schlange, die ein geringeltes Seil ist"
„Und plötzlich beginnen die Einzelteile des Satzes vielfarbig zu schillern."
Erfahrungen der Übersetzerin des Tsongkhapa-Textes „Gompa Rabtsel" | Conni Krause
Ein Satzbeispiel aus der „Übersetzerwerkstatt"
„Wache jederzeit über deinen Geist" | Die Ratschläge Atishas an Lhatsün Jangchub Ö
Biographie
Gedanken über Dr. Herbert V. Guenthers Lebenswerk | Leslie S. Kawamura
Abwärts und wieder aufwärts | Abendländische „Hilfsmittel" zum Verstehen der buddhistischen Philosophie | Notizen zu Herbert Guenthers Philosophie | Ilse Guenther und Peter Gäng
Wissenschaft
Sommergras – Winterraupe | Der Tibetische Raupenpilz: Yartsa Gunbu | Daniel Winkler
Heilkunde
Sa Che | Ein kurzer Überblick zur traditionellen tibetischen Geomantie | Dr. Nida Chenagtsang
Kunst + Kultur
Das Tana-Kloster in Nord-Kham | Spirituelles Zentrum im Herzen des Nomadenlandes | Andreas Gruschke
Das Füllen und Segnen einer Buddha-Statue | Mark Wehrmann
Insight Tibet | Zeitgenössische tibetische Fotografie aus Lhasa
Eine Ausstellung in der Melkweg Galerie Amsterdam | Elke Hessel
Central Asian Museum Leh | Elke Hessel
Persönlichkeit + Gesellschaft
Wir stehen vor großen Herausforderungen | Ingrid Haas
Der Eintritt ins Kloste | Namri Dagyab
Tibet
Päl Lhamo Ritrö | Das Fest der Frauen zu Ehren der Stadtgöttin von Lhasa | Elke Hessel
Dagyab e.V. | Förderverein für die tibetische Regionen Dagyab und Minyak | Elke Hessel
Bücher, Ausstellungen, Filme
Service & Kontakt
Programmübersicht 2. Halbjahr 2011
Kursleiter/innen
Publikationen des Tibethaus Verlages
EDITORIAL
IMPRESSUM
Herausgeber:
Tibethaus Deutschland e.V.
Kaufunger Straße 4
60486 Frankfurt am Main
Tel. +49 (0) 69. 71913595
Fax +49 (0) 69. 71913596
info@tibethaus.com
www.tibethaus.com
Bankverbindung:
Tibethaus Deutschland
Frankfurter Volksbank
BLZ 501 900 00
Konto 610 001 4295
BIC: FFVBDEFF
IBAN: DE81 5019 0000 6100 0142 95
Redaktion:
Elke Hessel, Gisela Behr, Ingrid Glass,
Kalligraphien von Puntsok
Tsering Duechung
Layout + Realisation:
cct: werbeagentur, Heidelberg
Druck: Druckerei Hassmüller
Frankfurt am Main
Bildnachweis:
Copyright-Vermerke jeweils
bei den Abbildungen, bzw.
den Anmerkungen
Erscheinungsweise:
halbjährlich (Dezember und Juni)
Auflage: 1000
Einsendeschluss für Beiträge: 1. September | 1. April Das „Chökor Tibethaus Journal" wird an die Mitglieder des Vereins kostenlos, an alle weiteren Interessenten zum Abonnementspreis von 15 Euro pro Jahr in Deutschland und 18 Euro pro Jahr im Ausland abgegeben. Nachdruck nur mit Genehmigung des Herausgebers.
Titelfoto: Thangka der Weißen Tara,
Drepung, Tibet, gemalt von Amdo
Jampa, © E. Hessel
Liebe Leserinnen und Leser,
die Arbeit am aktuellen Chökor Tibethaus Journal 51 mit seinen vielfältigen Themen hat mir wieder großes Vergnügen bereitet. Ich freue mich, Ihnen hiermit die neue Ausgabe präsentieren zu können. In diesem Heft geht es schwerpunktmäßig um das Thema Vermittlung, um gegenseitiges Verständnis, um Individualität, um Sprache als Brücke, um Achtsamkeit, um Akzeptanz der eigenen Grenze und der Grenze des Verstehens.
Als westliche tibetische Buddhisten oder Interessenten der tibetischen Kultur und Philosophie können wir, wenn wir bereit sind, uns auf einen beharrlichen und offenen Wissensaustausch und Lernprozess einzulassen, unseren Verstehenshorizont enorm erweitern. Dazu möchte das Tibethaus Journal einen Beitrag leisten.
Den Auftakt zum Heft bildet das Interview Annette Kirschs mit Dagyab Rinpoche, der über seine abenteuerliche Zeit als 20-jähriger in Dharamsala und seinen vielen Begegnungen mit dem Dalai Lama erzählt. Anfang der 60er Jahre war alles anders: Rinpoche lebte in einem Verschlag aus Holzkisten, der Dalai Lama trug Hosen, und die alten Regeln und Konventionen waren außer Kraft gesetzt. Es folgt ein Auszug aus Je Tsongkhapas Alterswerk „Erläuterung der Absicht", in dem er unsere geistigen Konventionen und falschen Zuordnungen beleuchtet, sowie ein Blick in die Übersetzerwerkstatt von Conni Krause, in den schwierigen und reizvollen Prozess des Transfers von tibetischen Grundtexten in ein verständliches Deutsch.
Der biographische Teil ist diesmal Herbert Guenther gewidmet, einem der Pioniere der Vermittlung von tibetischen Texten und Gedanken in die westliche Welt. Sein Leben und Wirken wird aus gleich drei Blickwinkeln beleuchtet: aus den Augen eines seiner wichtigsten Schüler, Professor Kawamura, den Augen seiner Frau, Ilse Guenther, und von Peter Gäng, der viele seiner Werke erstmalig in deutscher Sprache herausgebracht hat.
Wieder in eine vollkommen andere Welt entführt dann der Bericht des Geographen Daniel Winkler, der den erstaunlichen Einfluss eines kleinen, eher gruseligen Raupenpilzes beschreibt, der jedes Jahr ganze Teile Tibets in einen Ausnahmezustand versetzt.
In die Grundzüge der tibetischen Geomantie führt uns anschließend der traditionelle tibetische Arzt Dr. Nida Chenagtsang ein, der zu diesem Thema im Oktober auch ein Seminar im Tibethaus leiten wird.
Andreas Gruschke, der mehrere Standardwerke über Amdo und Kham verfasst hat, nimmt uns mit in ein spirituelles Zentrum im Herzen des tibetischen Nomadenlandes, das Tana-Kloster.
Ergänzt wird der Kulturteil mit Berichten über das Füllen von Buddha-Statuen, eine Ausstellung mit zeitgenössischer tibetischer Fotografie aus Lhasa sowie das im Bau befindliche Central Asian Museum in Leh.
In der Rubrik Persönlichkeit und Gesellschaft informiert Ingrid Haas über die wichtige Arbeit einer Enquete-Kommission zur sozialen Marktwirtschaft im Bundestag, und der Volkswirt und Tibetologe Namri Dagyab beschreibt die strikten Verwaltungsstrukturen der tibetischen Klöster am Beispiel der Aufnahmeregeln.
Der Bericht über das Fest der Frauen zu Ehren der Stadtgöttin von Lhasa, an dem Elke Hessel im Winter 2010 teilgenommen hat, zeigt eine andere Facette der tibetischen Kultur, die sinnenfreudig, archaisch und jenseits von traditionellen Erstarrungen ist.
Informationen zu aktuellen Büchern, Ausstellungen, Filmen, der Service- und Programmteil beschließen wie immer das Journal.
Noch etwas zum Titelbild und damit ein Vorblick auf die nächste Ausgabe:
Das Foto zeigt einen großen Thangka aus dem Kloster Drepung in der Nähe von Lhasa. Gemalt wurde die Darstellung der Weißen Tara von Amdo Jampa, einem der ersten modernen tibetischen Maler. Über ihn werden wir im Tibethaus Journal 52 berichten.
Viel Freude beim Lesen wünsche ich Ihnen!
Ihre Elke Hessel
Foto © Elke Hessel
Das Tibethaus Deutschland in Frankfurt a. M.
Seit Ende 2005 existiert das Tibethaus Deutschland in Frankfurt a. M. Seine Heiligkeit der XIV. Dalai Lama hat im selben Jahr bei seinem Besuch in Wiesbaden die Schirmherrschaft übernommen; diese großzügige Geste gewährt er nur in ganz seltenen Fällen. Zudem haben wir das Gütesiegel des Mutterhauses in Neu Delhi erhalten und dürfen die Bezeichnung „Tibethaus" offiziell im Namen führen. Neben Frankfurt ist dies nur dem Tibethaus in New York gestattet.
Stätte der Begegnung
Das Tibethaus Deutschland ist ein Kulturinstitut, das sich als Begegnungs- und Studienzentrum versteht, als eine Art „tibetisches Goethe-Institut". Tibetinteressierte Frankfurter und darüber hinaus, Tibeter, Buddhisten genauso wie Nichtbuddhisten finden hier einen Ort, an dem sie die alte und moderne Kultur Tibets kennenlernen und in einen fruchtbaren, inspirierenden Austausch eintreten können. Seminare, Workshops und Vorträge bieten den Teilnehmern ein fundiertes Angebot zur Entfaltung und Entwicklung. Besonderes Augenmerk ist dabei auf den Bezug zum täglichen Leben gerichtet. Das Tibethaus sieht seine Aufgabe darin, eine Brücke zwischen Tibet und dem Westen zu schlagen, aber auch zwischen dem Westen und Tibet, ohne zu verwässern, ohne zu polarisieren, ohne Exotik oder gar Esoterik.
S. E. Loden Sherab Dagyab Rinpoche, der spirituelle Leiter des Tibethauses, gehört der Gelugpa-Tradition an, die in Tibet Anfang des 15. Jahrhunderts gegründet wurde. Als Kyabgön, „Schutzherr von Dagyab war er, wie schon sein Vorgänger seit dem 17. Jahrhundert, das geistliche und weltliche Oberhaupt der Region Dagyab in Osttibet. Als „Hothogthu nomonhan
gehörte Rinpoche zusätzlich zur kleinen Gruppe der ranghöchsten Tulkus. Er ist der einzige Hothogthu, der im Westen lebt. Rinpoche absolvierte an der Klosteruniversität Drepung das traditionelle Studium der buddhistischen Philosophie und hörte auch zahlreiche Unterweisungen aus der Kagyü- und der Sakya-Tradition. 1959 ging er zusammen mit S.H. dem Dalai Lama nach Indien. Er erwarb dort den Grad eines Geshe Lharampa und leitete u.a. das Tibet House in Delhi.
Nach Deutschland kam Rinpoche 1966 auf Einladung der Universität Bonn, wo er bis 2004 als Tibetologe (Schwerpunkt: Tibetische Kunst und Ikonographie) arbeitete. Er ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. Erst seit 1984 wurde er auch im Westen auf Bitten vieler Buddhisten als buddhistischer Lehrer tätig.
Sein besonderes Anliegen ist die Pflege und Weitergabe der buddhistisch-tantrischen Überlieferung. Unter den tibetischen Tulkus im Exil gilt er inzwischen als derjenige, der die meisten Übertragungslinien der Gelugpa-Tradition hält. Neben seiner Lehrtätigkeit engagiert Rinpoche sich auch für Hilfsprojekte in Tibet. 1993 wurde auf seine Initiative hin der Dagyab e.V. gegründet, welcher in seiner alten Heimat in Osttibet die medizinische Versorgung, Ausbildung und die Erhaltung der buddhistischen Kultur tatkräftig unterstützt.
Die fünf Säulen des Tibethauses
Fünf Themenbereiche formen das Tibethaus: Buddhismus, Persönlichkeit und Gesellschaft, Kunst und Kultur, Heilkunde und Wissenschaft.
Buddhismus
Der Bereich Buddhismus ist hervorgegangen aus dem über 20 Jahre unter der Leitung von Dagyab Rinpoche in Franken ansässig gewesenen buddhistischen Zentrum Chödzong e.V.
Obwohl Dagyab Rinpoche Wert auf eine möglichst kulturneutrale Darlegung der buddhistischen Lehre im Westen legt, ist sein Hauptanliegen doch die Erhaltung der authentischen tibetischen Tradition. Er strebt daher nicht nach großen Schülerzahlen, sondern nach Qualität im Verständnis der Lehre und in ihrer Umsetzung im Alltag oder bei der formalen Praxis. Oft erklärt er, dass man nicht Buddhist sein müsse, um von den buddhistischen Erklärungen und Methoden zu profitieren. Aber diejenigen, die sich für den Dharma entschieden haben, sollten ihn sich tiefer zu eigen machen und zu authentischen Erfahrungen gelangen.
Die Basis für die buddhistische Praxis ist dabei der Stufenweg (tibetisch: Lamrim), wie er seit dem 11. Jahrhundert überliefert worden ist. Dieses Meditationssystem dient dazu, den Schüler mit den grundlegenden buddhistischen Lehren vertraut zu machen und ihn allmählich zu einem Verständnis der Mahayana-Motivation zu führen, so dass er – wenn er will – schließlich in das Vajrayana eintreten kann.
In den letzten Jahren haben sich in ganz Deutschland Stadtgruppen gebildet. Auch die tibetisch-buddhistische Gemeinschaft Chöling in Hannover arbeitet unter Rinpoches spiritueller Leitung.
Im Herbst 2009 begann im Tibethaus das dreijährige buddhistische Grundlagenstudium auf der Basis des Lamrim mit fast 100 Teilnehmern, das von Dr. Birgit Schweiberer und Tenzin Peljor geleitet wird. Hinzu kommt das ebenfalls sich über drei Jahre erstreckende anspruchsvolle Aufbaustudium mit 70 Teilnehmern. Regelmäßig sind auch andere tibetische Lehrer wie z.B. Lodrö Rinpoche aus der Schweiz, Ringo Tulku oder Dolpo Tulku bei uns zu Gast.
Eine Gruppe langjähriger Schülerinnen und Schüler hat Rinpoche zu Tutoren ernannt und mit der Vermittlung grundlegender Themen betraut.
Dieser Bereich wird von dem Mönch Jampa Tsöndrü (Andreas Ansmann) sowie zwei der Dharmatutoren, der Heilpraktikerin Simone Hensel und der Psychologin Corina Aguilar-Raab, gemeinsam geleitet.
Persönlichkeit und Gesellschaft
Der tibetische Buddhismus ist reich an Methoden, die zu mehr Lebensfreude und Ausgeglichenheit führen. Dieser Ansatz ist für Buddhisten und Nichtbuddhisten gleichermaßen konzipiert.
Zum Tibethaus Angebot gehören Vorträge, Seminare, Workshops und fortlaufende Kurse in folgenden Bereichen: Methoden der Stressbewältigung und Entspannung wie Yoga, MBSR und Meditation, Persönlichkeitsentwicklung und Coaching. Ein weiteres Angebot befasst sich mit dem Thema Sterbe- und Trauerbegleitung. Darüber hinaus finden Gesprächskreise und Vorträge von Fachleuten zur Wirtschaftsethik statt.
Die systemische Trainerin und Coach Anna Matzenauer und der Kommunikationsdesigner und MBSR-Lehrer Christian Stocker leiten diesen Bereich gemeinsam.
Kunst schlägt Brücken, Ausstellung im Tibethaus „Kalligraphie im Dialog" © Martin Brüger
Tibetische Kunst und Kultur
Hier organisiert das Tibethaus regelmäßig Ausstellungen, teilweise in Zusammenarbeit mit Frankfurter und überregionalen Museen. Des Weiteren gibt es Begegnungsabende wie z.B. „Tibet trifft Indien", die in Kooperation mit den jeweiligen Ländervereinen organisiert werden. Außerdem werden regelmäßig Künstler und Fachleute aus unterschiedlichen Gebieten für Vorträge und Workshops eingeladen oder Filmabende – insbesondere zu modernem tibetischen Film – organisiert.
Es werden auch diejenigen beraten, die Künstler und Referenten suchen oder Reisen in den tibetischen Kulturraum planen. Dieser Bereich wird durch den tibetischen Künstler und Kalligraphen Puntsok Tsering Duechung geleitet.
Heilkunde
Die Traditionelle Tibetische Medizin (TTM) ist eine Naturheilkunde, die ihre Wurzeln in der vorbuddhistischen Kultur hat und sich im 7. Jahrhundert eigenständig entwickelte. TTM beschreibt physische und psychische Gesundheit als abhängig von einer fein ausgewogenen Balance.
Das Tibethaus arbeitet hier u.a. mit ATTM (der Akademie für Traditionelle Tibetische Medizin) zusammen, die unter der Leitung von Dr. Nida Chenagtsang steht. Zusätzlich findet ein dreijähriger Kurs in Tibetischer Massage statt, und es werden regelmäßig weitere Gastlehrer eingeladen.
Hier ist der Mediziner Professor Dr. Klaus Jork Bereichsleiter mit Unterstützung der Heilpraktikerin Barbara Sittig.
Wissenschaft
Der Bereich Wissenschaft des Tibethauses fördert den Dialog zwischen Wissenschaftlern und Praktikern. Er befindet sich an der Schnittstelle zwischen Universitäten und Forschungsinstituten einerseits sowie an Buddhismus und Tibet Interessierten andererseits. In regelmäßigen Abständen werden wissenschaftliche Vorträge oder Themenabende zu tibetologischen, ethnologischen und religionswissenschaftlichen Themen angeboten.
Dieser Bereich wird von Elke Hessel und dem Religionswissenschaftler Dr. Karsten Schmidt geleitet. Die Mathematikerin Ingrid Haas betreut zusätzlich das Thema „Buddhismus und Naturwissenschaft".
S.H. Sakya Trizin im Gespräch mit S.E. Dagyab Rinpoche © Martin Brüger
Die Kontaktadressen aller Bereichsleiter/innen finden sich im Serviceteil des Journals.
Die Vision:
Ein grünes Tibethaus in Frankfurt
Das Tibethaus in seiner