Die Kunst des Loslassens: Der Weg der meditativen Vertiefungen
Von Ayya Khema
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Die Kunst des Loslassens - Ayya Khema
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Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar
Textgrundlage dieses eBooks ist die gedruckte Version des gleichnamigen Titels.
eBook-ISBN 978-3-931274-50-4
eBook-Herstellung und Auslieferung:
Brockhaus Commission, Kornwestheim\
www.brocom.de
3. Auflage 2014
© der deutschsprachigen Ausgabe by Jhana Verlag, Uttenbühl 2007
Copyright eBook: © Jhana Verlag, Uttenbühl 2014
Alle Rechte vorbehalten.
Das Werk darf, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden. Dies gilt auch für die Vervielfältigung, Übersetzungen, Microverfilmungen und für die Verarbeitung mit elektronischen Systemen.
Redaktion: Traudel Reiß
Lektorat: Bärbel Wildgruber
Covergestaltung: Jörg Hoffmann Produktcreation
Satz: Claudia Wildgruber
Druck: Druckerei Steinmeier GmbH & Co.KG, Deiningen
Inhalt
Vorwort
Lehrreden
Die erste und zweite meditative Vertiefung
Teil 1
Die erste und zweite meditative Vertiefung
Teil 2
Die dritte meditative Vertiefung
Die vierte meditative Vertiefung
Die fünfte meditative Vertiefung
Die sechste meditative Vertiefung
Die siebte meditative Vertiefung
Die achte und neunte meditative Vertiefung
Glossar
Vorwort
Das vorliegende Buch beruht auf Vorträgen, die Ayya Khema in einem vierwöchigen Meditationskurs im November 1994 gehalten hat. Für dieses Werk wurden die acht Vorträge ausgewählt und bearbeitet, die sich mit den acht meditativen Vertiefungen befassen. Insgesamt wurden in diesem Seminar 36 Kassetten aufgenommen, sodass die acht Vorträge einen Auszug aus dem gesamten Seminar darstellen. Diese Vorträge wurden deshalb ausgewählt, weil sie die ausführlichsten Erklärungen von Ayya Khema zu den meditativen Vertiefungen enthalten, denn in einem vierwöchigen Meditationskurs hatte sie viel Zeit, um diese fortgeschrittenen Inhalte ihren Schülern zu vermitteln. Wenn Ayya Khema auf Begriffe Bezug nimmt, die sie an anderer Stelle erklärt hat und die hier nicht vorkommen, so werden sie im Glossar erläutert. Die ersten vier, die feinkörperlichen, meditativen Vertiefungen basieren auf der kürzeren Lehrrede über das Gleichnis von der Elefantenspur, Mittlere Sammlung 27 (Jhana Verlag 2001), und die vier nicht-körperlichen meditativen Vertiefungen auf der kürzeren Lehrrede bei Gosinga, Mittlere Sammlung 31. Ayya Khema zitiert jeweils den Teil der Lehrrede, der die meditativen Vertiefungen zum Inhalt hat. Bei den einzelnen meditativen Vertiefungen werden die betreffenden Zitate jeweils zu Beginn der Erklärungen angeführt.
Dass der Jhana Verlag im Jahr des zehnten Todesjahres von Ayya Khema ein Buch von ihr zu den Vertiefungen herausbringt, hat zum einen den Grund, dass sie eine Meisterin der meditativen Vertiefungen war und ihr Lehrer, der Ehrwürdige Ñāṇarāma Mahāthera, sie damit beauftragte, diese verloren gegangene Kunst im Westen zu lehren. Zum anderen sind die Menschen im Westen immer mehr dazu bereit, diese Lehren auch über Bücher zu empfangen, und das Bedürfnis der Menschen danach wächst unaufhaltsam.
Es ist mir eine Freude und ich bin von großer Dankbarkeit erfüllt, diese wunderbaren und tiefgründigen Lehren von Ayya Khema zu bearbeiten und sie damit einem breiten Leserkreis zugänglich zu machen.
Mögen viele Menschen Glück und Segen damit erfahren!
Traudel Reiß
März 2007
Auszug Mittlere Sammlung 27
Die kürzere Lehrrede über das Gleichnis von der Elefantenspur
19. „Nachdem er so diese fünf Hindernisse überwunden hat, die Unvollkommenheiten des Herzens, die die Weisheit schwächen, tritt er ganz abgeschieden von Sinnesvergnügen, abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen, in die erste Vertiefung ein, die von anfänglicher und anhaltender Hinwendung des Geistes begleitet ist, und verweilt darin, mit Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Abgeschiedenheit entstanden sind. Brahmane, dies nennt man einen Fußabdruck des Tathāgata, etwas, woran der Tathāgata gekratzt hat, etwas, das den Abdruck des Tathāgata trägt, aber ein edler Schüler kommt noch nicht zu dem Schluss: ,Der Erhabene ist vollständig erleuchtet, das Dhamma ist vom Erhabenen wohl verkündet, die Sangha praktiziert gut.‘"
20. „Wiederum tritt ein Bhikkhu mit der Stillung der anfänglichen und anhaltenden Hinwendung des Geistes (zum Meditationsobjekt) in die zweite Vertiefung ein, die innere Beruhigung und Einheit des Herzens ohne anfängliche und anhaltende Hinwendung des Geistes enthält, und verweilt darin, mit Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Konzentration entstanden sind. Brahmane, auch dies nennt man einen Fußabdruck des Tathāgata, etwas, woran der Tathāgata gekratzt hat, etwas, das den Abdruck des Tathāgata trägt, aber ein edler Schüler kommt noch nicht zu dem Schluss: ,Der Erhabene ist vollständig erleuchtet, das Dhamma ist vom Erhabenen wohl verkündet, die Sangha praktiziert gut.‘"
21. „Wiederum tritt ein Bhikkhu mit dem Verblassen der Verzückung, in Gleichmut verweilend, achtsam und wissensklar, voll körperlich erlebter Glückseligkeit, in die dritte Vertiefung ein, von der die Edlen sagen: ,Glückselig verweilt derjenige, der voll Gleichmut und Achtsamkeit ist‘, und verweilt darin. Brahmane, auch dies nennt man einen Fußabdruck des Tathāgata, etwas, woran der Tathāgata gekratzt hat, etwas, das den Abdruck des Tathāgata trägt, aber ein edler Schüler kommt noch nicht zu dem Schluss: ,Der Erhabene ist vollständig erleuchtet, das Dhamma ist vom Erhabenen wohl verkündet, die Sangha praktiziert gut.‘"
22. „Wiederum tritt ein Bhikkhu mit dem Überwinden von Glück und Schmerz und dem schon früheren Verschwinden von Freude und Trauer, in die vierte Vertiefung ein, die auf Grund von Gleichmut Weder- Schmerzhaftes-noch-Angenehmes und Reinheit der Achtsamkeit in sich hat, und verweilt darin. Brahmane, auch dies nennt man einen Fußabdruck des Tathāgata, etwas, woran der Tathāgata gekratzt hat, etwas, das den Abdruck des Tathāgata trägt, aber ein edler Schüler kommt noch nicht zu dem Schluss: ,Der Erhabene ist vollständig erleuchtet, das Dhamma ist vom Erhabenen wohl verkündet, die Sangha praktiziert gut.‘"
Auszug Mittlere Sammlung 31
Die kürzere Lehrrede bei Gosinga
14. „Gut, gut, Anuruddha. Aber gibt es noch irgendeinen anderen übermenschlichen Zustand, Klarheit des Wissens und der Schauung, die der Edlen würdig ist, ein angenehmes Verweilen, das ihr erlangt habt, indem ihr jenes Verweilen übertraft, indem ihr jenes Verweilen zum Aufhören brachtet?"
„Warum nicht, ehrwürdiger Herr? Ehrwürdiger Herr, wann immer wir wollen, treten wir mit dem völligen Überwinden der Formwahrnehmung, mit dem Verschwinden der Wahrnehmung der Sinneseinwirkung, mit Nichtbeachtung der Vielheitswahrnehmung, indem wir uns vergegenwärtigen ,Raum ist unendlich‘, in das Gebiet der Raumunendlichkeit ein und verweilen darin. Ehrwürdiger Herr, dies ist ein übermenschlicher Zustand, Klarheit des Wissens und der Schauung, die der Edlen würdig ist, ein angenehmes Verweilen, welches wir erlangt haben, indem wir das vorhergehende Verweilen übertrafen, indem wir jenes Verweilen zum Aufhören brachten."
15. „Gut, gut, Anuruddha. Aber gibt es noch irgendeinen anderen übermenschlichen Zustand, Klarheit des Wissens und der Schauung, die der Edlen würdig ist, ein angenehmes Verweilen, das ihr erlangt habt, indem ihr jenes Verweilen übertraft, indem ihr jenes Verweilen zum Aufhören brachtet?"
„Warum nicht, ehrwürdiger Herr? Ehrwürdiger Herr, wann immer wir wollen, treten wir mit dem völligen Überwinden des Gebiets der Raumunendlichkeit, indem wir uns vergegenwärtigen ,Bewusstsein ist unendlich‘, in das Gebiet der Bewusstseinsunendlichkeit ein und verweilen darin. Ehrwürdiger Herr, dies ist ein übermenschlicher Zustand, Klarheit des Wissens und der Schauung, die der Edlen würdig ist, ein angenehmes Verweilen, welches wir erlangt haben, indem wir das vorhergehende Verweilen übertrafen, indem wir jenes Verweilen zum Aufhören brachten."
16. „Gut, gut, Anuruddha. Aber gibt es noch irgendeinen anderen übermenschlichen Zustand, Klarheit des Wissens und der Schauung, die der Edlen würdig ist, ein angenehmes Verweilen, das ihr erlangt habt, indem ihr jenes Verweilen übertraft, indem ihr jenes Verweilen zum Aufhören brachtet?"
„Warum nicht, ehrwürdiger Herr? Ehrwürdiger Herr, wann immer wir wollen, treten wir mit dem völligen Überwinden des Gebiets der Bewusstseinsunendlichkeit, indem wir uns vergegenwärtigen ,da ist nichts‘, in das Gebiet der Nichtsheit ein und verweilen darin. Ehrwürdiger Herr, dies ist ein übermenschlicher Zustand, Klarheit des Wissens und der Schauung, die der Edlen würdig ist, ein angenehmes Verweilen, welches wir erlangt haben, indem wir das vorhergehende Verweilen übertrafen, indem wir jenes Verweilen zum Aufhören brachten."
17. „Gut, gut, Anuruddha. Aber gibt es noch irgendeinen anderen übermenschlichen Zustand, Klarheit des Wissens und der Schauung, die der Edlen würdig ist, ein angenehmes Verweilen, das ihr erlangt habt, indem ihr jenes Verweilen übertraft, indem ihr jenes Verweilen zum Aufhören brachtet?"
„Warum nicht, ehrwürdiger Herr? Ehrwürdiger Herr, wann immer wir wollen, treten wir mit dem völligen Überwinden des Gebiets der Nichtsheit in das Gebiet von Weder-Wahrnehmung-noch-Nichtwahrnehmung ein und verweilen darin. Ehrwürdiger Herr, dies ist ein übermenschlicher Zustand, Klarheit des Wissens und der Schauung, die der Edlen würdig ist, ein angenehmes Verweilen, welches wir erlangt haben, indem wir das vorhergehende Verweilen übertrafen, indem wir jenes Verweilen zum Aufhören brachten."
18. „Gut, gut, Anuruddha. Aber gibt es noch irgendeinen anderen übermenschlichen Zustand, Klarheit des Wissens und der Schauung, die der Edlen würdig ist, ein angenehmes Verweilen, das ihr erlangt habt, indem ihr jenes Verweilen übertraft, indem ihr jenes Verweilen zum Aufhören brachtet?"
„Warum nicht, ehrwürdiger Herr? Ehrwürdiger Herr, wann immer wir wollen, treten wir mit dem völligen Überwinden des Gebiets von Weder-Wahrnehmung-noch- Nichtwahrnehmung in das Aufhören von Wahrnehmung und Gefühl ein und verweilen darin. Und unsere Triebe sind vernichtet durch unser Sehen mit Weisheit. Ehrwürdiger Herr, dies ist ein übermenschlicher Zustand, Klarheit des Wissens und der Schauung, die der Edlen würdig ist, ein angenehmes Verweilen, welches wir erlangt haben, indem wir das vorhergehende Verweilen übertrafen, indem wir jenes Verweilen zum Aufhören brachten. Und, ehrwürdiger Herr, wir sehen kein anderes angenehmes Verweilen, das höher oder erhabener als dieses ist."
„Gut, gut, Anuruddha, es gibt kein anderes angenehmes Verweilen, das höher oder erhabener als dieses ist."
Die erste und zweite meditative Vertiefung
Teil 1
Zu Beginn zitiere ich den ersten Abschnitt der Lehrrede über die meditativen Vertiefungen, bevor ich die Erklärungen dazu ausführe: „Nachdem er so diese fünf Hindernisse überwunden hat, die Unvollkommenheiten des Geistes, die die Weisheit schwächen, tritt er ganz abgeschieden von Sinnesvergnügen, abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen, in die erste meditative Vertiefung ein, die von anfänglicher und anhaltender Hinwendung des Geistes begleitet ist, und verweilt darin mit Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Abgeschiedenheit entstanden sind. Brahmane, dies nennt man einen Fußabdruck des Tathāgata, etwas, woran der Tathāgata gekratzt hat, etwas, das den Abdruck des Tathāgata trägt, aber ein edler Schüler kommt noch nicht zu dem Schluss: ,Der Erhabene ist vollständig erleuchtet, das Dhamma ist vom Erhabenen wohl verkündet, die Sangha praktiziert gut.‘"
Die erste meditative Vertiefung ist also noch nicht das Ende des Weges. Der Weg zur Konzentration, den der Buddha lehrte, besteht in der Ansammlung von edler Tugend, das heißt, die Tugendregeln befolgen und genügsam sein in der Sinneskontrolle, in der Achtsamkeit, in der Wissensklarheit sowie in dem Aufgeben der fünf Hindernisse zur Zeit der Meditation, was bedeutet, nicht zu denken.
Bei den Hindernissen, die am Anfang dieses Absatzes erwähnt werden, sollten wir uns ins Gedächtnis rufen, dass sie unseren Geist schwächen. Je öfter wir sie zulassen, desto schwächer wird er. Die Schwäche besteht darin, dass der Geist weder klar sehen kann noch einspitzig ist. Vor allen Dingen fehlt die Läuterung, sodass ständig zu viel unnötiger Ballast im Geist herumschwirrt.
Der Begriff „abgeschieden wird immer im Zusammenhang mit der ersten meditativen Vertiefung verwendet. Weil jedoch manchmal der Zusatz „von Sinnesvergnügen
oder „von unheilsamen Geisteszuständen" fehlt, glauben Menschen, die das lesen oder auch hören, dass sie unbedingt woanders sein müssten, als sie sich gerade befinden. Natürlich ist es hilfreich, bei einem intensiven Meditationskurs die Fähigkeit der Konzentration in sich zu verankern, aber dies sollte dann auch zu Hause möglich sein. In einer äußerlich abgeschiedenen Situation können wir lernen, das in einem intensiven Meditationskurs Gelernte wieder aufzufrischen, sodass wir gestärkt werden. Jedoch müssen wir weder abgeschieden von unserer Familie noch von unserem Job sein; auch müssen wir nicht in den Wald gehen. Wir sollten jedoch in der Lage sein, die Sinnesvergnügen und die unheilsamen Geisteszustände auch dann loszulassen, wenn wir im Alltag zu Hause meditieren und das im Meditationskurs Gelernte und Geübte fortsetzen wollen, auch wenn es uns schwer fallen sollte.
Wir können die erste meditative Vertiefung von drei Aspekten aus betrachten: Zum einen ist es die praktische Seite, zum anderen das Gemütsbewegende und als Drittes kommt die Einsicht, die aus der meditativen Vertiefung entsteht. Der praktische Aspekt ist für diejenigen von Bedeutung, die die erste meditative Vertiefung noch nicht gemacht haben oder vielleicht gar nicht wissen, was sie ist. Dieser Aspekt wird in der Lehrrede beschrieben mit: „Die erste meditative Vertiefung, die von anfänglicher und anhaltender Hinwendung des Geistes begleitet ist", was auf Pāli vitakka-vicāra heißt. Das bedeutet, dass wir uns zu Beginn der Meditation zum Meditationsobjekt hinwenden müssen. Wenn wir nicht konzentriert sind, so wiederholen wir ständig das Hinwenden zum Meditationsobjekt, entweder zum Atem oder zur Gehmeditation oder zur liebenden Güte oder zum Körper bei der Stück-für-Stück Methode. Dieses wiederholte Sichhinwenden zum Meditationsobjekt ist ein automatisches Gegenmittel gegen Lässigkeit und Trägheit des Geistes, das dritte unserer fünf Hindernisse. Natürlich können wir uns im Alltag nicht auf dieses Hilfsmittel in der Meditation verlassen. Denn wie oft und wie lange meditieren wir im Alltag? Auch in der Zeit außerhalb der Meditation müssen wir etwas gegen die Unlust und die Unzufriedenheit tun. Trotzdem haben wir hier für die Meditation ein ausgezeichnetes Hilfsmittel.
Auf die anfängliche Hinwendung folgt die anhaltende Hinwendung des Geistes, denn nur durch längere Konzentration können wir in die erste meditative Vertiefung gelangen. Die anhaltende Hinwendung ist das automatische Hilfsmittel gegen den Zweifel, das fünfte Hindernis. Kann sich der Geist dem Meditationsobjekt anhaltend zuwenden, dann sagt er ganz klar: „Schau, ich kann es ja doch!" Damit endet zwar die Konzentration, aber wenn wir dies schon einmal gekonnt haben, dann können wir uns ja wieder konzentrieren. Der Geist gibt auch nur beim ersten Mal diese Kommentare ab. Auf jeden Fall hilft uns dieses Erleben sehr, den Zweifel an dem Pfad, an der Meditationsmethode oder an des Buddhas spirituellem Genie loszulassen. Erst wenn wir selbst in eine Mango gebissen haben, wissen wir fraglos, wie sie schmeckt. Bis dahin haben wir uns darauf verlassen müssen, was uns andere darüber erzählt haben. Das konnten wir entweder glauben oder auch nicht. Jedoch vermittelt das Hören davon nicht den Geschmack, dies kann nur das eigene Erleben tun.
Sobald der Zweifel kleiner wird, vergrößert sich das Vertrauen. Das wiederum führt dazu, dass sich Liebe und Hingabe vermehren, denn Vertrauen, Liebe und Hingabe gehen Hand in Hand. Je mehr Vertrauen und Hingabe vorhanden sind, desto leichter fällt uns die Meditation. Mit Liebe und Hingabe wird auch das ganze Leben bedeutend einfacher als mit Zweifelsucht. Zweifel bedeutet nichts glauben, sondern immer wieder irgendetwas finden wollen, das nicht ganz stimmt, was aber nicht dasselbe ist wie untersuchen. Die mit Zweifel behafteten Fragen beginnen meistens mit: „ja, aber". Der Buddha hat empfohlen, weder zu glauben noch zu zweifeln, sondern selbst auszuprobieren. Dazu benötigen wir Vertrauen. Je weniger wir zweifeln, desto mehr können wir vertrauen und uns hingeben.
Bei der anhaltenden Hinwendung des Geistes kann in praktischer Hinsicht Folgendes gesagt werden: Wir beginnen die Meditation mit liebender Güte für uns selbst, sodass wir uns sicher und geborgen fühlen, wobei auch Dankbarkeit sehr hilfreich sein kann. Dazu können wir Dankbarkeit dafür empfinden, dass wir die Gelegenheit haben zu meditieren. Während der Meditation etikettieren wir jeden aufkommenden Gedanken, sodass diese immer wieder zerbrechen. Wir geben uns dem Atem hin und fühlen uns darüber beglückt, dass der Atem immer weiter existiert. Und wir lassen die Welt fallen. Dazu sage ich immer: Die Welt will in diesem Moment nichts von uns, wieso wollen wir etwas von ihr? Alles läuft wunderbar ohne uns weiter. Ist das nicht herrlich, wie alles so weiterläuft und wir müssen gar nicht dabei sein? Wieso müssen wir an irgendetwas denken, was mit der Welt zu tun hat? Es ist total unnötig, sich mit den Gedanken in die Welt hinein zu begeben, wenn wir meditieren wollen. All das sind praktische Hilfsmittel, die es dem Geist erleichtern, einmal länger beim Atem zu bleiben.
In der Lehrrede heißt es weiter: „Und verweilt darin mit Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Abgeschiedenheit entstanden sind." Wie ich bereits erwähnt habe, ist