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Der Schneekrieg
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eBook298 Seiten4 Stunden

Der Schneekrieg

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Über dieses E-Book

Die EU steht vor einer Katastrophe. Es droht eine Überschwemmung Europas mit künstlichen Drogen. An der portugiesischen Algarve stellt der Großgrundbesitzer Ramirez, ein Mitglied des größten Drogenkartells Südamerikas, diese Drogen her und hält bereits einen Großteil der tödlichen Substanzen für den Versand bereit. Die europäischen Staatschefs stehen der Gefahr machtlos gegenüber und wenden sich an Großbritannien, das sehr gute Kontakte zu den Portugiesen pflegt. London erklärt sich bereit, seinen besten Agenten auf Ramirez anzusetzen. Dieser kämpft sich bis ins Herz der bestens gesicherten Höhle des Drogenbarons vor. Hier jedoch stellt er fest, dass der Drogentycoon in noch viele andere Straftaten verwickelt ist. Gnadenlos und unter Einsatz seines eigenen Lebens geht der britische Topagent den Kampf gegen Ramirez an. Er verfolgt nur das eine Ziel: Dem Chef des organisierten Verbrechens das Handwerk zu legen. Einen Aufschub duldet der Einsatz aus Zeitgründen nicht. Die Operation Schneekrieg muss sofort beginnen …
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum15. Sept. 2012
ISBN9783844898958
Der Schneekrieg
Autor

Axel Fischer

Axel Fischer Der Autor Axel Fischer wurde im April 1957 in Köln geboren. Seit fast fünfzehn Jahren schreibt er Bücher im Genre Belletristik, die spannend, häufig auch knisternd erotisch und authentisch sind. In jeder Story finden die Leserinnen und Leser neue Charaktere und Handlungsorte, mit denen sie sich leicht identifizieren können.

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    Buchvorschau

    Der Schneekrieg - Axel Fischer

    65

    1

    Unerträglich waberte die Mittagshitze durch die engen Gassen und Straßen der kleinen portugiesischen Kreisstadt an der Felsalgarve. Selbst der Asphalt schwitzte unter der sengenden Sonne und glitzerte, als würden Millionen kleiner Edelsteine ihr lupenreines Funkeln verstreuen. Nur ganz wenige Touristen, die nicht unter einen der vielen, nicht ganz billigen Mietsonnenschirme an der Atlantikküste geflüchtet waren, schleppten sich heftig schwitzend durch die Straßen. Ob es die Angst war, ja keine der vielen Sehenswürdigkeiten der Stadt ungesehen zu lassen, die sie digital auf ihre Kamera- oder Handychips speicherten, niemand konnte es sagen. Laut Eintrag in den gängigen Reiseführern hielt Loule heute als besondere Attraktion für seine Gäste seinen wöchentlichen Markttag im Mercado Municipal am Largo de Gago Coutinho ab. Doch das Interesse bei den Besuchern schien eher gering. Zu sehr machte allen Menschen die brütende Hitze zu schaffen. Auch die Flaniermeile Praca da Republica war leergefegt. Lediglich zwei vor sich hindösende, uniformierte Polizeibeamte standen in einer schattigen Ecke vor dem Rathaus und vermittelten den Eindruck von Sicherheit. Überall ließen die Geschäftsinhaber der vielen kleinen Shops ihre Rollgitter herunter. Um diese Zeit hielten die meisten Einheimischen Siesta und amüsierten sich köstlich über ihre Besucher, die sich mit allerlei Schwitzflecken auf ihrer Kleidung durch die Stadt quälten, obgleich sie es viel besser haben könnten, würden sie sich die kühlende Atlantikbrise um ihre sonnengeröteten Nasen wehen lassen.

    Obwohl sich die beiden betagten Deckenventilatoren im Kaffeehaus Calcinha alle Mühe gaben Kühle zu verbreiten, gestaltete sich ihr Bestreben eher vergeblich. Um diese Tageszeit saßen kaum Gäste um die kleinen, runden Tische, denen man ansah, dass sie schon bessere Zeiten erlebt hatten. Ganz sicher hatte bereits der in Portugal sehr beliebte Volksdichter Antonio Aleixo während seiner Schaffenszeit hier bis 1949 seine Bicas geschlürft. Nicht, dass die Tische und Stühle wackelten oder zusammenzubrechen drohten; die Tischplatten wiesen halt deutliche Spuren von tausendfach abgewischten Essens- oder Getränkeresten auf, die sich so über die Jahrzehnte hinweg auf den Platten verteilt hatten. Trotzdem gab es bezüglich der Sauberkeit in der Bodega keinerlei Grund zur Klage. Der portugiesische Espresso, auch Bica genannt, wurde sehr heiß serviert und schmeckte äußerst aromatisch. Überhaupt lud das historische Ambiente des Kaffeehauses mit den vielen vergilbten Bildern an den Wänden, die Szenen vom ursprünglichen Loule zeigten, jeden Gast zum Verweilen ein. Doch die Besucher hier wurden nicht nur mit Getränken verwöhnt. Auch Kuchen aus eigener Herstellung sowie Kleinigkeiten aus der Küche sorgten in den Gästemägen für ein besonderes Wohlgefühl. Henrike, der kleine dicke Wirt und seine Frau Katharina versuchten alles, um es jedem Gast Recht zu machen, jedoch nun mal auf die typische zurückhaltende portugiesische Art. Was keineswegs heißen sollte, dass die Inhaber des Kaffeehauses oder ihre Mitarbeiter irgendwie unfreundlich waren, sie wirkten nur im ersten Moment der Begegnung unnahbar.

    Henrike tat gerade genau das, was seine beiden einzigen männlichen Gäste, die sich auf zwei Tische im Gastraum verteilten auch machten: Er las in Ruhe Zeitung und nippte immer wieder an seinem winzigen Tässchen Bica. Katharina hatte sich in ihre Küche verzogen und bereitete Tapas und sonstige Speisen für den Abend vor, die sie gleich nach der Fertigstellung ihren großen Kühlschränken anvertraute. Die Geschwindigkeit, mit der sie zu Werke ging, löste bei jedem gelernten Koch ganz sicher große Ängste aus, nicht einmal die Hälfte seiner Gäste am Abend satt zu bekommen. Dafür ließ sie absolute Sorgfalt bei Qualität und Sauberkeit gelten. Nicht umsonst trafen sich in ihrem Kaffeehaus am Abend, wenn es endlich kühler geworden war, viele Einheimische und ließen sich Katharinas selbst gemachte Köstlichkeiten schmecken. Als Dritte im Bunde arbeitete heute Joana, die bildhübsche, junge Brasilianerin im Calcinha. Sie teilte sich den Job mit dem etwas einfältigen Pedro, der heute jedoch frei hatte. Alleine wegen Joana trafen sich abends eine Menge junger Burschen im Kaffeehaus und ließen kein Auge von ihr. Auch so mancher alte Portugiese warf heimlich einen Blick auf ihren makellosen Körper. Joana lächelte sie alle an und ließ jeden in dem Glauben, dass sie nur Augen für ihn hatte. Sie wollte und hatte keinen Freund. Wenn sie sich dann doch einmal verliebt hatte, entpuppte sich der ehemals tolle Gigolo im nach hinein als Supermacho, der nur an ihrem Körper interessiert war.

    Joana trug heute wegen der extremen Hitze nur das Allernötigste. Sichtbar waren nur ein gelber Neckholder und ein schwarzes Faltenröckchen, das wirklich nur ihren knackigen Po am Ende ihrer muskulösen Beine bedeckte. Ihre schmalen Füße standen auf einfachen, schwarzen Flip Flops, die wohl eine Nummer zu groß gewählt waren, da Joana bei jedem Schritt Schlurfgeräusche ertönen ließ. Fleißig trocknete sie mit einem blütenweißen Handtuch hinter dem Tresen Gläser ab, die sie vorher dem großen Spiegelregal hinter sich entnommen und gespült hatte. Obwohl ihr eigentlich große Hitze sonst nichts ausmachte, litt sie heute auch unter den extrem hohen Temperaturen. Fast vierzig Grad zeigte das Außenthermometer an. Sie hatte diesen Wert vor etwa einer Stunde draußen abgelesen, als sie die kleinen Tische auf der Straße vor dem Calcinha vom Staub befreite. Sie erledigte ihre Arbeit aber trotzdem sehr sorgsam und hatte auch ihre Gäste stets im Blick. Von Zeit zu Zeit ging sie zu den beiden besetzen Tisch und fragte nach, ob der jeweilige Gast noch einen Wunsch hatte. Bei Herren, egal welchen Alters, beugte sie sich zumeist etwas mehr vor und gewährte ihnen einen kurzen Einblick in ihr Oberteil. Dies führte kontinuierlich dazu, dass der Gast noch etwas bestellte, denn diese Prozedur vollführte sie ebenfalls, wenn sie das Tablett mit der Bestellung vor dem Gast abstellte. Dies bereitete den männlichen Gästen stets viel Freude, sorgte beim Wirt für gehobenen Umsatz und auch bei ihr für ein ordentliches Trinkgeld.

    2

    Joana hielt das letzte, geputzte Glas gegen das Licht und prüfte, ob es noch Schlieren aufwies. Dies schien nicht der Fall, denn sie setzte es zufrieden zu den übrigen Trinkgefäßen, die auch schon darauf warteten, zurück ins Regal sortiert zu werden. Bevor sie jedoch die Gläser wieder fein säuberlich einräumen konnte, galt es erst den großen Spiegel zu polieren, der als Rückwand diente. Also griff sie nach dem kleinen Hocker unter dem Spülbecken, nahm sich einen entsprechenden Lappen und kletterte auf die höchste Stufe, um auch die Oberkante reinigen zu können. Dass sie nun ihre sportlichen, glatt rasierten Beine sowie die Ansätze ihrer hübschen Pobäckchen zu Schau stellte, machte ihr herzlich wenig aus, sorgte jedoch bei den beiden einzigen männlichen Gästen für ein Ansteigen ihrer Herzfrequenzen. Da Katharina in der Küche wirkte und Henrike sich unbeobachtet fühlte, wagte auch er einen raschen Blick unters Röckchen seiner bildhübschen Bediensteten. Henrikes Vorteil gegenüber seinen Gästen bestand darin, dass er taktisch günstiger positioniert war. So war ihm gegönnt noch ein wenig vom Verlauf des dünnen Stoffstreifens des Tangas zu verfolgen, der ihre hübschen, festen Pobacken mittig teilte. Joana musste grinsen, denn sie konnte die lüsternen Blicke ihrer Beobachter aus ihrem Augenwinkel im Spiegel verfolgen. Sie ließ sich aber keineswegs etwas anmerken. Ihre Putzeinlage dauerte jedoch nur wenige Minuten. Vorsichtig kletterte die junge Frau wieder zurück auf den festen Boden und beendete so die Erotikvorstellung. Henrike widmete sich wieder seiner Zeitung, während die beiden Herren im Gastraum jeweils eine kleine Flasche Aqua con gas orderten. Joana servierte umgehend die Kaltgetränke und räumte im Anschluss alle gespülten Gläser zurück ins Regal. Die frisch polierten Gläser glänzten förmlich auf den gläsernen Regalböden vor dem indirekt beleuchteten Spiegel. Kurz darauf winkten ihre Gäste ihr zu und baten um die Rechnung. Wie zu erwarten, belohnten sie beide Herren mit einem für portugiesische Verhältnisse üppigen Trinkgeld.

    Joana räumte rasch ab, beseitigte auf den beiden Tischen die kleinen Wasserpfützen, die die kalten Mineralwasserfläschchen hinterlassen hatten und spülte die benutzen Trinkgläser. Da sonst keine Arbeiten mehr zu erledigen waren, griff sie sich eine der neuen Illustrierten sowie ein Glas Leitungswasser. Langsam schwang sie sich auf den Barhocker direkt neben der uralten Registrierkasse. Es brauchte nicht lange und Joana war tief in die Welt der Schönen und Reichen abgetaucht. So bemerkte sie beinahe gar nicht, dass sich die Türe öffnete. Erst als der heiße Luftstrom um ihre Beine streifte, der sich durch den Schlitz der beiden schweren Vorhanghälften hindurch mogelte, die ein Gast auseinander geschoben hatte, wurde sie aufmerksam. Der Typ, der da gerade das Calcinha betreten hatte, ließ seinen Rucksack neben sich auf den Boden gleiten und setzte sich seelenruhig zwei Hocker weiter neben sie an die Theke. Joana fühlte sofort, dass ihre Glückshormone mächtig in Wallung gerieten. Sie legte ihren Kopf etwas zur Seite und begutachtete den unbekannten Gast. Sein Körpermaß lag gut und gern bei einhundertneunzig Zentimetern bei höchstens fünfundachtzig Kilogramm. Fett schien diesem Körper ein absolutes Fremdwort zu sein. Dieses Prachtstück von Mann schien ausschließlich aus Muskeln zu bestehen. Blonde, etwas gelockte, jedoch eher kurz gehaltene Haare luden einfach nur zum Wühlen darin ein. Die Beschaffenheit seiner eher sehnigen und feinen Hände ließ auf professionelle Pflege schließen. Unter keinem Nagel befand sich auch nur die Spur von Schmutz. Ihr neuer Gast musste wohl schon eine ganze Zeit der Hitze ausgesetzt worden sein. Der Rücken seines weißen, kurzärmeligen Leinenhemdes war völlig durchgeschwitzt. Ein breiter Flüssigkeitsstreifen verlief vom Kragen bis herunter zum Hosenbund. Gerade noch konnte sie sich ein Zungenschnalzen verkneifen, als ihre Augen die eng anliegende hellblaue Jeans inspizierten, die seinen knackigen Hintern umspannte. Seine Füße steckten in hellbraunen und sicher ganz weichen Wildlederslippern. Sonst trug er weder Ringe noch Ketten. Lediglich eine schlichte, jedoch verdammt teure Uhr versah ihren Dienst an seinem linken Handgelenk.

    Nur im Unterbewusstsein vernahm sie die Worte ihres Patrons, die sie zurück in die Realität katapultierten: „Joana, wir haben einen Gast, der bewirtet werden möchte." Wissentlich nickend erhob sie sich von ihrem Hocker, was ihr schwerer fiel als ihrem Gast, da sie mit ihrer Körpergröße von gerade mal einssiebzig sitzend nur mit den Zehenspitzen den Fußboden berührte. Obwohl sie nur ihre Flip Flops an den Füßen trug, die eher zu einer plumpen Fortbewegung animierten, schwebte sie dem gut aussehenden Unbekannten entgegen. Der Fremde drehte seinen Kopf zur Seite und schaute sie lächelnd an. Joana gefiel ihm ebenfalls. Eine sportliche, schlanke Figur, kaffeebraune Haut, wunderschöne große schwarze Augen und lockige tiefschwarze Haare vermeldeten seinem Hirn seine stahlblauen Augen. In Bruchteilen von Sekunden schüttete seine Nebennierenrinde eine ziemliche Mengen Adrenalin aus, als seine Augen an Joanas Körper herunterwanderten und ihre hübschen kleinen Brüste und einen ebenfalls knackigen Hintern begutachteten. Natürlich blieb auch ihr nicht verborgen, dass der gut aussehende Fremde sie ebenso genau taxiert hatte wie sie ihn.

    3

    „Hallo Cowboy, was darf es sein?, fragte sie ihn unverblümt und schaute ihm dabei tief in seine Augen. Sie lächelte ihn freundlich an und präsentierte ihm ihre strahlendweißen Zähne. „Hallo, schöne Portugiesin. Ich hätte gern einen doppelten Bica und eine große Flasche Agua sin Gas. „Brasilianerin. Ich bin in Brasilien geboren und lebe seit meinem fünften Lebensjahr hier, antwortete sie. Lächelnd wand sie sich um und schwebte hinter den Tresen. Nach einigen wenigen Handgriffen versah laut zischend der schwere Kaffeeautomat pflichtbewusst seine Arbeit und produzierte einen aromatisch duftenden, doppelten Bica. Joana öffnete noch die große Wasserflasche und stellte beides sorgsam ihrem Gast vor die Nase, der sich höflich bedankte. „Sie sprechen zwar ein astreines Portugiesisch, aber Sie sind nicht von hier, nicht wahr? „Nein, ich stamme aus Schottland und komme gerade aus London. „Kein Wunder, dass du so schwitzt. Auf der Insel regnet es doch nur und es ist beinahe immer kalt. Sie bemerkte sofort, dass sie ihren Gast geduzt hatte. Doch irgendwie hatte sie das Gefühl, den Schotten schon ewig zu kennen. Er war so locker drauf und da musste ihr das Du einfach so rausgerutscht sein. „Entschuldigen Sie bitte. Mir ist das Du so rausgerutscht. „Kein Problem, antwortete er schmunzelnd. „Ich heiße Peter, Peter McCord. „Joana, Joana Gomez. „Du siehst aus als wärst du von London bis hierher zu Fuß gelaufen. Brauchst du ein Handtuch? „Nein, lass mal, Joana. Ich bin von London aus kommend in zwei Tagen mit dem Wagen hierher gefahren, und da kommt man trotz Klimaanlage schon ins Schwitzen. Aber Hunger hab ich wie ein Bär. „Was möchtest du denn essen? „Am liebsten hätte ich ein Rumpsteak, etwas Salat dazu und Brot. Kriegt ihr das hin? „Ich glaube schon. Ich frage Katharina in der Küche. Wenige Minuten später schlurfte Joana zurück in den Gastraum. „Geht klar, Peter. Ich habe medium gegrillt bestellt. Ist das richtig? „Ja, goldrichtig."

    Zehn Minuten später ertönte ein zartes Glöckchen aus der Küche. Joana lief gleich los. Als sie mit dem Tablett erschien, strahlte Peter. Das Fleisch war genauso, wie er es mochte, der Salat wurde frisch für ihn mit nicht zu viel Essig und Öl angemacht und das Fladenbrot dampfte noch und schien selbst gemacht. Er bestellte noch eine zweite Flasche Wasser dazu und verspeiste sein Menü mit Heißhunger. „Machst du mir bitte noch einen doppelten Bica? „Kommt sofort, antwortete Joana, die Peter nicht mehr aus den Augen ließ. „Magst du einen mittrinken? „Ja gern. Geschickt balancierte sie zwei doppelte Bicas an die Theke. Artig bedankte sie sich bei Peter, der aber abwinkte. „Lass ihn dir schmecken, Joana. Du weißt ja, was in der Tasse drin ist. Peter grinste und Joana hob ihre Augenbrauen. „Sag mal, kennst du ein kleines, sauberes Hotel hier in der Nähe. „Du kannst bei mir wohnen. Ich hab ein ungenutztes Zimmer in meiner Wohnung. Hast du Geld? Ich nehme zehn Euro pro Tag. Frühstück, Handtücher und Bettwäsche sind im Preis enthalten. „Hört sich korrekt an. Wo wohnst du denn? „Hier direkt im Haus in der dritten Etage. Schau es dir einfach mal an. Ich habe in einer halben Stunde Mittagspause. Dann kann ich dir meine Bude zeigen. „Sie können auch ein Zimmer im Hotel „Algarve bekommen. Es liegt gleich hier um die Ecke, mischte sich nun auch der Patron in das Gespräch ein. „Bloß nicht, Peter. Diesen Flohbunker kann man doch niemandem empfehlen. „Joana!, brüllte er sie an. „Nein, lassen Sie mal gut sein, Chef. Ich werde das Angebot von Joana annehmen. „Danke, flüsterte sie ihm zu. „Das Hotel Algarve gehört seinem Schwager. Nur deshalb hat er es dir empfohlen. Wie lange willst du eigentlich bleiben? „Ich denke mal drei Wochen. Dann bin ich mit meinen Arbeiten hier fertig. „Was arbeitest du denn, Peter? „Ich bin Ingenieur und habe von meinem Arbeitgeber, einem englischen Investor den Auftrag erhalten, oben direkt an der Küste zwischen Faro und Quarteira ein Gelände zur Erschließung zu vermessen. Dort soll eine exklusive Ferienanlage entstehen. „Als wenn wir davon nicht schon genug in unserer Gegend hätten! Viele davon stehen leer und verkommen allmählich. „Das mag ja sein, aber damit habe ich nichts zu tun. Ich muss meinen Auftrag ausführen. Sonst nichts. „Wo, sagtest du, sollst du vermessen? „Etwa zwei Kilometer von Quarteira entfernt in Richtung Faro. „Da wirst du ganz sicher viele Probleme bekommen. Das Gelände gehört bestimmt dem Mexikaner Ernesto Ramirez. Der Typ handelt in mit allem, was verboten ist. Drogen- und Waffengeschäfte und auch Geldwäsche soll er in ganz großem Stil betreiben. Jede Hure in unserer Gegend muss Schutzgeld an ihn zahlen. Sei bloß vorsichtig. Jedes Jahr verschwinden hier aus der Gegend immer eine ganze Menge Männer, die man nie mehr wieder fand. Nach außen hin züchtet er Rinder und Pferde. Der andere Großgrundbesitzer ist Hugo Sanchez. Der ist in Ordnung. Er gibt vielen jungen Männern Arbeit und behandelt sie gut. Er hat ein tolles Anwesen kurz vor Quarteira. Einmal war ich schon dort. Aber hüte dich vor Ramirez. „Na so schlimm wird es schon nicht werden. Ich mache nur meine Arbeit. „Das wollten andere auch schon und sind nie wieder aufgetaucht.

    4

    Schlag vierzehn Uhr kassierte Joana bei Peter die Rechnung ab. Zusammen verließen sie das portugiesische Kaffeehaus. Einen Eingang weiter öffnete sie eine massive Holztüre, die den Zugang in ein ziemlich düsteres Treppenhaus freigab. Nur hintereinander war es ihnen möglich, durch das enge Stiegenhaus nach oben zu gelangen. Joana ging vor, gefolgt von Peter, der seinen Rucksack hoch schleppte. Die Wände und das Geländer im Treppenhaus schrien förmlich nach einem neuen Anstrich. Einen schmutzigen oder gar verwahrlosten Eindruck hinterließ es deshalb aber keineswegs. Mit zwei Umdrehungen entriegelte sie ihr uraltes Türschloss und drückte das Türblatt auf. Joana schien ein sehr ordentliches Mädchen zu sein. Nirgendwo lagen Kleidungsstücke oder Bügelwäsche herum. In der Küche stand nicht einmal eine ungespülte Tasse auf dem Ablaufblech des Spülbeckens. Durch zwei kleine Flügeltüren aus Holz mit Glaseinsätzen drang Sonnenlicht hinein und sorgte im Wohnzimmer für eine gemütliche Atmosphäre. Peter blickte durch die Scheiben der Wohnzimmertüre auf einen kleinen Balkon, auf dem zwei Stühle und ein winziger Tisch standen. Joana hatte ihren hübschen Außenbereich mit geschmackvoll drapierten Topfpflanzen verschönert. „Schön hast du es hier, gestand Peter ein, der anderes erwartet hatte. „Gefällt es dir wirklich? „Ja, ich sage immer, was ich denke. „Dann zeige ich dir den Rest der Wohnung. Joana ging vor in den kleinen Dielenbereich, von dem aus alle Türen zu den Zimmern abgingen. „Das hier ist dein Zimmer, Peter. Es ist klein, aber trotzdem hast du hier ein Fenster, ein ordentliches Bett, einen kleinen Schrank für deine Sachen sowie einen Tisch und einen Stuhl. Peter schaute sich um. Auch in diesem kleinen Raum gab es keinen Schmutz. Die Matratze zeigte sich frei von Ungeziefer und hinterließ einen bequemen Eindruck. Von seiner Größe her würde er in das Bett hineinpassen. „In die Küche hast du schon reingeschaut. Dort findest du den Kühlschrank, einen Herd und eine Waschmaschine. Joana ging wieder vor und zeigte Peter die Kücheneinrichtung. „Die Herdplatte hinten rechts ist defekt, sonst funktioniert hier aber alles. Ich gehe nachher noch einkaufen. Was magst du so zum Frühstück? „Ach Joana, lass das mal mit dem Einkauf. Ich fahre nachher mit dem Auto einkaufen, wenn du wieder arbeiten bist. Hast du irgendwelche Wünsche? „Na ja, schau mal, was im Kühlschrank fehlt. Sie öffnete die Türe und sah nach. Außer zwei Flaschen Bier, zwei Joghurt und etwas Margarine befand sich nichts weiter darin. „Ups, ich glaube das wird für dich ein Großeinkauf. „Ja, lass mal, ich kümmere mich darum."

    Joana setzte ihre Führung fort. „Hier ist das Bad. Der Durchlauferhitzer spinnt ein wenig. Erst kommt kaltes Wasser, dann heißes. Die Temperatur wechselt ständig. Sei bitte vorsichtig, damit du dich nicht verbrühst. Und das ist mein Schlafzimmer. Leider ist die Klimakiste defekt. Schlafen ist häufig nicht ganz einfach hier drin. Meistens schmore ich in meinem eigenen Saft. Die Sonne scheint beinahe den ganzen Tag auf diese Hausseite. Die Hitze bekommst du im Sommer gar nicht hier heraus. Peter schaute sich noch etwas um, während Joana in ihrem Kleiderschrank kramte. „Hier hast du ein Badetuch und ein Handtuch für die Hände sowie deine Bettwäsche. Wenn du mit dem Bett nicht klarkommst, mache ich es dir heute Abend fertig. Ich muss bis zehn Uhr heute Abend arbeiten. Ach, und noch etwas, Peter: Du kannst hier machen, was du möchtest. Ich bin sehr arm, auch wenn das jetzt vielleicht nicht so aussieht. Wertgegenstände findest du nicht in meiner Wohnung. Das Einzige, was für mich von Wert ist, ist dieses kleine Kreuz hier. Es ist ein Geschenk meines verstorbenen Vaters und von unserem Pfarrer in Brasilien gesegnet. Wenn das verschwunden ist, suche ich dich, bis ich dich gefunden habe. Dann schneide ich dir deine Eier ab. Kapitto? Peter musste lächeln. „Ich nehme dir nichts weg, Joana. Keine Sorge, ich bin kein Dieb. Jetzt lächelte auch sie. „Ich packe mal meine Sachen aus, ließ Peter folgen und verschwand in seinem Zimmer. Die Temperaturen in der kleinen Wohnung lagen tatsächlich verdammt hoch. Er spürte, wie ihm langsam wieder der Schweiß ausbrach und seinen Rücken herunter lief. Blitzschnell holte er seine Sachen aus dem Rucksack und verstaute sie in seinem Schrank. Der Seitentasche entnahm er seine Geldbörse. Er zählte 210 Euro ab und steckte sie in seine Hosentasche. „Darf ich herein kommen?, fragte Peter, während er an Joanas Schlafzimmertüre klopfte. „Ja sicher, komm rein. „Hier sind die 210 Euro, die wir als Miete ausgemacht hatten. „Also, so eilig war das jetzt aber nicht. Bist du jetzt blank? „Nein, keine Sorge. Ich komme ganz gut zurecht. „Ja dann. Ich muss gleich wieder runter. Normalerweise arbeite ich bis zweiundzwanzig Uhr. Heute wird wegen der Hitze bestimmt nicht viel los sein. Dann lässt mich der Alte ganz sicher früher gehen. „Mich findest du heute Abend hier. Ich werde einkaufen fahren und mich dann etwas ausruhen. „Mach das. Wir sehen uns später. Sie winkte ihm kurz und verließ die Wohnung.

    5

    Nachdem Joana gegangen war, schaute sich Peter noch mal richtig in der Wohnung um. Dies dauerte wegen der geringen Größe des Objekts nicht allzu lange. Aus seinem Rucksack holte er sein Handy heraus und gab eine Kurzwahl ein. Als der Teilnehmer sich meldete, sagte Peter nur kurz: „Hallo Fred. Ich bin gut angekommen. Hier ist es so heiß, dass die Maikäfer genauso rote Rückenpanzer mit schwarzen Punkten haben wie bei uns die Marienkäfer. Ich melde mich." Danach beendete er die Verbindung mittels der roten Taste. Irgendwie gefiel ihm Joanas Art, und da er voraussichtlich selbst noch zwei bis drei Wochen hier leben würde, wollte er die technischen Geräte anschauen und wieder in Funktion setzen. Für die Reparatur der defekten Kochplatte benötigte er nicht einmal zehn Minuten. Das Kabel einer Phase hatte sich gelöst und stellte ihn als Ingenieur vor keine unlösbaren Probleme. Der Durchlauferhitzer hatte tatsächlich ausgedient. Peter notierte sich alle Werte des Gerätes und

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