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Eichhörnchen und Giraffenmann
Eichhörnchen und Giraffenmann
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eBook135 Seiten2 Stunden

Eichhörnchen und Giraffenmann

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Über dieses E-Book

Ich hatte ihm einmal vom Fischessen an der Ostsee erzählt, da meinte er nur, dass schmeckt mir nicht so gut. Mir war eigentlich klar, dass er eine Vorsuppe nimmt. Ich hatte einen Kloß im Hals und plötzlich keinen Appetit mehr. Aber ich überlegte einen kleinen Salat zu nehmen. Aber wenn die Blätter dann zu groß geschnitten sind, wie stopfte ich mir den dann in den Mund? Dann fällt was daneben und auf die Decke vielleicht, o je. Und mein Mund beschmiert mit Dressing. Und Vorsuppe, so wie er sie nahm, dann schwitze ich womöglich stark, denn inzwischen hatte der Oberkellner den Kamin angezündet, während er ständig zu uns herüberlächelte. Was der wohl denkt, fragte ich mich? Schwitzen ist das Schlimmste aber noch schlimmer bei einem Date, wenn ich den Löffel zum Mund führte und den dann zu weit aufreiße, um nicht zu schlürfen. Oder meine Hand zittert vor Aufregung so stark, dass ich auf dem Weg zum Mund alles verplämper.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum10. Apr. 2015
ISBN9783738699142
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    Buchvorschau

    Eichhörnchen und Giraffenmann - Jeanne Laine

    Für Doc

    Februar bis Oktober 2014

    und meinen tapferen

    Ken

    Es geht dem Spätherbst entgegen und ich kann keinen klaren Gedanken fassen.

    Es ist schön und noch nachsommerlich warm draußen. Die Sonne scheint und es ist herrlich blauer Himmel mit nur ein paar kleinen bauschigen Wölkchen. Das Laub an den Bäumen färbt sich abenteuerlich bunt und rieselt langsam zu Boden.

    Wenn die ersten Herbststürme kommen und der kalte Regen, dann geht alles ganz schnell, dann liegt es nass und matschig auf der Straße wie Schmierseife. Es riecht eigenartig nach Verwelkung und Pilzen, nach Astern, welche noch zuhauf blühen, und herabgefallenen Äpfeln.

    Plötzlich hatte ich dieses Gefühl der Leere, keine Lust mehr auf dieses eingefahrene Leben, so wie es war und kein Ende nehmen wollte.

    Wir bekamen in der letzten Woche Post vom Bauamt: »Bitte das Haus räumen«, bei Androhung von hohen Strafen. Unsere Vermieterin hatte uns vor neun Jahren einen Schwarzbau vermietet, der außerdem im Außenbereich und im Landschaftsschutzgebiet liegt. Zum Ende Oktober muss ein neues Haus gefunden werden, es ist nicht mehr viel Zeit.

    Aber ich habe keine Lust mehr auf das Leben, so wie es jetzt läuft. Ich drehe mich im Kreis. Soll das nun alles sein mit 54 Jahren? Es ist so eingefahren so langweilig geworden. So kann es nicht weitergehen. Ich möchte gern eine eigene Wohnung für mich allein. So waren meine Überlegungen damals.

    Nun stehe ich hier und es ist so viel passiert. Ich wollte mein Leben selbst planen und nicht vorgesetzt bekommen.

    Alles ist nun anders, seit ich in der Uniklinik für Haustiere war. Mein Hund wurde damals so schwer krank, damit begann das ganze Drama.

    Ja, anfangs war ich auch zufrieden, da war ich auch jünger, aber je älter ich wurde, umso unzufriedener. Mein langjähriger Lebenspartner hatte sich verändert. Oder er entwickelte sich zurück wurde träge.

    Ich dagegen entwickelte mich weiter, wollte leben, reisen, Hobbys, interessante Gespräche.

    Um mich herum scheinen alle zufrieden. Freuen sich auf ihr Zuhause, ihre Urlaube. Was hab ich denn noch? Er will nicht in den Urlaub nur daheim glucken, Bier trinken und eine nach der anderen qualmen. Im Garten auf und ab trotten und jammern, wie schrecklich alles ist, wie stressig mit seinem Geschäftspartner, welcher ihn ständig übers Ohr haut. Das meiste Geld einsackt, ihm nur ein Minimum von den Einnahmen auszahlt. Dabei ist er selbst nicht besser, steckt sich doch auch den größten Teil in die eigene Tasche.

    Ich kann diese Jammerei nicht mehr hören, die zieht mich mit herunter. Gerade wo ich nicht mehr weiß, wie es weitergeht, wo ich im Stadium der Selbstfindung bin.

    Ich will nicht nur zu Hause sein, mich um den Haushalt kümmern, die Tiere. Oder für die Firma Schreibarbeiten erledigen. Zweimal die Woche aushelfen in der Boutique in der Stadt. Und wenn ich dort mal länger arbeite, weil ich unter Leuten bin und es mir auch Spaß macht mit den schönen Sachen, ruft er an und fragt: »Wo bist du denn? Hol mich mal ab.«

    Er hat es nie geschafft, die Fahrerlaubnis zu machen. Sei es aus Zeitmangel oder wegen Geldproblemen, egal. Immer war etwas, das ihn daran hinderte.

    Obwohl man so viel mehr Geld zur Verfügung hatte als andere. Er hatte es einfach nicht geschafft, seine Rechnungen zu bezahlen. Finanzamt, Steuerberater, Krankenkasse, alle wollen Geld. Er jammert rum und zahlt nicht. Und will ich was überweisen, gibt es Theater.

    Ich will endlich wieder mein Ding machen. So wie es früher war. Da war ich mein eigener Herr. War zwar nicht immer glücklich, so ab und zu allein mit Kind, aber ich hatte meinen Verdienst, ging Vollzeit arbeiten und teilte mir alles so ein, dass es immer reichte. Hatte keine Schulden. Keine blöden Kreditkarten, die einen so herunterziehen. Aber wenn es eng wurde in der Firma, schnell noch eine beantragt und noch eine, die schmeißen sie einem doch hinterher. Und will man eine größere Anschaffung machen, neues Auto oder Haus, dann steht alles schwarz auf weiß, jede Karte mit Kreditrahmen, im Kreditreform-Konto. Und schon kannst du einpacken.

    Das will ich nicht mehr, will eigentlich gar nichts mehr. Mein Kopf ist leer, ich stehe hier oben auf dem Dach des Hochhauses, schaue hinunter auf die Menschen, welche zu mir hinaufblicken.

    Ich denke an all die Sachen, welche ich nicht mehr will und kann. Die Kinder sind groß, das Enkelkind auch fast, und dann ist da noch Max, der Kleine. Und die sind bestimmt traurig, wenn mir was passiert und ich nicht mehr da bin.

    Ich kann aber nicht mehr lustig sein, immer lachen. Und in mir ist ein schwarzes Loch. Ob ich nun mit meinem Korb durch den Wald laufe und Pilze suche oder shoppen gehe oder im Fitnessstudio mit den vielen Weibern Sport mache. Ich könnte nur noch heulen. Bin unglücklich. Will mich nicht mehr verstellen. Bin eben jede Minute traurig. Liege nachts im Bett heule leise in mein Kissen. Und am Tage geht’s plötzlich los, aus heiterem Himmel fange ich an zu heulen.

    Viele um mich herum sind glücklich. Ich nicht.

    Ich hab echt keinen Bock mehr. Da könnt ihr, die hinter mir stehen und mich versuchen zu bewegen, vom Dach herunterzukommen, auch nicht mehr helfen.

    Nachts ging nichts mehr, keine Ruhe. Der Hund saß in seinem Sessel, sprang wieder auf, japste nach Luft, hustete. Ich öffnete das Fenster, ging mit ihm nach draußen, stellte eine Schale mit Wasser auf, aber es war nichts zu machen. Da mein Freund und ich noch in einem Bett schliefen, war an Ausruhen nicht zu denken. Er war müde, ich war müde. Keiner wollte ständig aufstehen und in den Garten gehen. Bis ich mich dann erbarmte.

    Meine Zeit, ins Bett zu gehen, war immer erst um 23 oder 24 Uhr. So fiel es mir immer besonders schwer, kaum rein, gleich wieder raus, um mit dem Hund zu gehen.

    Als wir am nächsten Tag vor dem Fernseher saßen, wie all die 23 Jahre, und der Hund japsend zu mir kam, da meinte ich nach einer Woche der Qual für das arme Tier: »Also wenn du jetzt nicht zum Tierarzt fährst, dann fahre ich morgen früh, ich bin ja zu Hause.«

    Er regte sich wieder auf wegen des Geldes und maulte: »Ich hab so die Schnauze voll von dem Gezeter von ihm.«

    Er wollte, dass ich in seiner Firma als Schreibkraft anfing zu arbeiten. Er zahlte mir keinen Lohn. Es ging ja alles auf mein Konto, auch die Firmeneinnahmen, da sein Konto damals aufgelöst wurde, weil er den Kredit unregelmäßig zurückzahlte. Nun stecke ich in der Scheiße. Wir haben ein Konto, auf das sein Geld fließt, und an mich zahlt er erst gar nicht, da er der Meinung ist, er bezahle sowieso alles. Da ist es eh egal. Ich hab nur durch meine popeligen Nebenjobs etwas Geld, und das bringe ich in die Wohnung ein und den Garten. Davon zahle ich Kredite für den Computer, den neuen, modernen, riesigen Flachbildfernseher, die schöne neue Eckgarnitur fürs Wohnzimmer. Überhaupt alles für ein gemütliches Zuhause.

    Seine Familie hält da zu ihm.

    Wenn ich mich aufrege, dass ich endlich wieder voll arbeiten will, dann meinen die, ich gebe zu viel Geld aus. Ich fahre nicht in den Urlaub, nichts, es gibt immer Theater, wenn ich mal sechs Tage im Jahr buche, von wegen der Junge muss doch arbeiten.

    Wir gehen nicht mehr weg. Gar nichts. Nicht schön essen, nichts. Nur die blöden Besuche bei den Eltern und der Familie, bei den alten Leuten, da ist es schön, Mama kocht. Und die machen einem noch Vorschriften, mach dies, mach das, such dir eine neue Krankenversicherung, schließ am besten drei Bausparverträge ab, Lebensversicherung, Unfallversicherung, neues Auto, neues Haus … bla, bla.

    Mir steht es bis sonst wo. Kann das Vorschriftenmachen nicht ertragen. Ich bin alt genug und ihr Sohn auch. Aber er wird leider seinem Alten immer ähnlicher. Sieht auch schon so aus wie sein Vater: hängende Schultern, Rundrücken, schleppender Gang. Manchmal werde ich richtig wütend, wenn ich sehe, wie er in dem Alter schon ist. Wie soll das erst in zehn Jahren werden? Das tue ich mir nicht an.

    Aber wie rauskommen aus der Misere? Ich hab die blöden Kreditkarten am Hals, die laufen alle auf meinen Namen. Da er ja einen Schufa-Eintrag hat wegen des damaligen unregelmäßig abbezahlten Kredites. Dann gibt es nichts mehr, keinen Pfennig. Nicht mal eine neue Wohnung, geschweige denn ein Haus. Da kann der Steuerberater Abschlüsse vorziehen, Lohnabrechnungen türken. Es hilft nichts, wenn dort eben eine negative Auskunft steht.

    So, nun sitzt man da, denke ich, und wir müssen aus dem Haus raus wegen des Naturschutzes und der ganzen Sachen. Ja, mir steht es bis sonst wo. Will endlich raus aus der Misere.

    Meine Kinder glauben immer, alles ist gut so. Mama geht es super, die interessiert es doch wenig, haben doch eigentlich mit sich genug zu tun. Die Tochter hat einen reichen Mann, ist in eine schicke Villa gezogen. Der Sohn dümpelt in seiner Wohnung, weiß noch nicht so recht, was er mit seinem Leben anstellen soll. Mit Freundin und so. Er ist attraktiv, aber er denkt, er ist zu speziell. Die Mädchen heutzutage wollen vielleicht dumme Jungen mit Spiegelbrille und fettem Portemonnaie und dickem weißem Daimler vor der Tür. Da bin ich den Kindern auch wurst.

    Ich kümmere mich um meine Mutter, muss ich wegen der Pflegestufe. Und eben der Demenz, welche schleichend daherkommt. Ich muss mich kümmern, sonst käme sie in betreutes Wohnen. Sie will alleine, aber das geht nicht mehr. War sogar schon vor Gericht wegen Entmündigung. Aber wir versprachen, nun die Sache in die Hand zu nehmen, so hatte sie noch mal Glück und blieb eben in ihrer Wohnung.

    Das Wochenende mit dem kranken Hund ging vorbei zum Glück, es war langweilig wie immer. Kein Spaziergang mit dem Hund, überhaupt einfach nichts gemacht. Nur fern glotzen und blöde Bild-Zeitung lesen.

    Ich saß verbiestert im Garten und starrte auf den Wildwuchs ringsumher. Der Garten war früher immer wirklich schön, zwar auch nicht so ordentlich und akkurat, aber es war ein asiatischer Garten mit Schilf und großen, im Herbst rot gefärbten Fächerahornbäumen. Mit tollen chinesischen Terrakottalaternen. Auf diesen bildete sich im Laufe der Jahre schönes Moos, es sah einfach toll aus.

    Eines Tages hatte mein Freund alles abgekratzt. Das machte mich wirklich sauer. Er hatte einfach keinen Stil. Aber woher soll das auch kommen. Denn seine Eltern haben ja noch wie zu DDR-Zeiten riesige vollgestopfte Schrankwände in jedem Zimmer, so wie auch in jedem Zimmer ein Fernseher steht. Einfach schrecklich. So will ich nicht enden. In so einer Betonbude mit drei Zimmern. Und Blumenampel mit schnell rankender Pflanze an der Wand. Und alle drei Jahre wird

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