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Totempfähle - auf fünf Kontinenten: von der Steinzeit bis heute
Totempfähle - auf fünf Kontinenten: von der Steinzeit bis heute
Totempfähle - auf fünf Kontinenten: von der Steinzeit bis heute
eBook1.083 Seiten3 Stunden

Totempfähle - auf fünf Kontinenten: von der Steinzeit bis heute

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Über dieses E-Book

Totempfähle in Korea, Somalia, auf den Südseeinseln – und sogar bei den Germanen? Sie sind tatsächlich auf allen fünf Kontinenten zu finden – und das in großen Mengen ...
Diese hohen geschnitzten und bemalten Stämme mit den Abbildungen von Menschen, Vögeln und verschiedenen Tieren stammen wie die Schwitzhütten, die Feuerläufe und die Familienaufstellungen aus der "Kindheit der Menschheit" – die frühesten Totempfähle sind in Göbekli Tepe gefunden worden, wo die ersten Tempel der Menschen stehen, die am Ende der Eiszeit um ca. 10.000 v.Chr. erbaut worden sind.
Der "klassische Totempfahl" mit dem Vogel an seiner Spitze ist vor über 12.000 Jahren aus der Verbindung von zwei Elementen entstanden: einem beschnitzten Stamm, der einen Ahnen repräsentiert, und einem "Vogel-Stab". Dieser "Vogel-Stab" ist eine Vogelstatuette auf einem Stock und weist auf das fundamentale spirituelle Erlebnis hin: Bei einem Beinahe-Tod erlebt der Betreffende, wie er seinen Körper verläßt und über sich selber schwebt und sich von oben her sehen kann – er wird sozusagen zu einem Vogel. Dies ist der Ursprung der Erkenntnis, daß die Menschen eine Seele haben. Solch ein Vogel-Stab wurde bereits vor 18.000 Jahren in der Höhle von Lascaux neben einen verunglückten Jäger gemalt – und auch sie finden sich fast überall.
Die Totempfähle sind die archaische Verkündung der Erkenntnis, daß der Tod nicht das Ende ist. Aber es gibt noch viele weitere Verwendungen der Totempfähle, die von einem Bestattungs-Pfahl über einen Wächter bis hin zu der mit geschnitzten Bildern erzählten Mythe reichen.

Die Totempfähle sind jedoch nicht nur eine archäologische Kuriosität aus längst vergangenen Zeiten, sondern können auch noch heute ausgesprochen hilfreich sein – man kann z.B. ein "magisch-spirituelles Selbstbildnis" in der Form eines Totempfahls anfertigen ... ein ausgesprochen wohltuendes Erlebnis ...
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum10. Feb. 2015
ISBN9783738674811
Totempfähle - auf fünf Kontinenten: von der Steinzeit bis heute
Autor

Harry Eilenstein

Ich bin 1956 geboren und befasse mich nun seit 45 Jahren intensiv mit Magie, Religion, Meditation, Astrologie, Psychologie und verwandten Themen. Im Laufe der Zeit habe ich ca. 230 Bücher und ca. 50 Artikel für verschiedene Zeitschriften verfasst. Seit 2023 schreibe ich an einem achtbändigen Fantasy-Roman "Maran", in den auch alle meine Erfahrungen mit Magie, Meditation, Astrologie, Religion, Psychologie und ähnlichem miteingeflossen sind. Die ersten vier Bände sind bereits erschienen. Seit 2007 habe ich meine jahrzehntelange Nebentätigkeit ausgeweitet und bin nun hauptberuflich Lebensberater. Dies umfasst die eigentlichen Beratungen, aber auch das Deuten von Horoskopen, Heilungen, Rituale, Schwitzhütten, Feuerläufe, Hilfe bei Spukhäusern u.ä. Problemen, Ausbildung in Meditation und Feng Shui und vieles mehr. Auf meiner Website www.HarryEilenstein.de finden sich ein Teil meiner Artikel und auch einen ausführlichen Lebenslauf.

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    Buchvorschau

    Totempfähle - auf fünf Kontinenten - Harry Eilenstein

    Lieder

    I Was sind Totempfähle?

    Der Begriff „Totempfahl ist recht geläufig, aber im allgemeinen tritt er nur als Requisit bei der Darstellung eines Indianerdorfes auf und wird zudem häufig mit dem Marterpfahl verwechselt, an dem Gefangene gemartet und getötet wurden. Als „Indianerdorf-Requisit tauchen Totempfähle zudem fast immer bei Indianerstämmen auf, die in Wirklichkeit gar keine Totempfähle kannten.

    Totempfähle haben eine ungewöhnliche Stellung: Sie sind den meisten bekannt, aber ihre Bedeutung ist in der Regel ausgesprochen nebelhaft.

    Sogar die Bedeutung des Wortes „Totem selber ist mittlerweile recht diffus geworden, da es inzwischen weitestgehend durch den Begriff „Krafttier ersetzt worden ist, der in etwa dem „Totem" entspricht.

    zwei Totempfähle in einer humorvollen Cover-Illustration

    Ein Totem ist ein Tier, eine Pflanze oder ein anders Wesen, das das Symbol einer Gemeinschaft ist, wobei diese Gemeinschaft auf verschiedene Weisen definiert sein kann, die von der Geburt in diese Gemeinschaft hinein über ein Omen bei der Geburt des Betreffenden bis hin zu den Ergebnissen einer Visionssuche reichen können.

    Ein Totempfahl ist ein hoher Pfosten, der mit Figuren beschnitzt worden ist, die eine unterschiedliche Bedeutung haben können, die, grob gesagt, von der „Altarfigur bis zum „Denkmal reichen kann.

    Das möglicherweise bekannteste und humorvollste Beispiel für einen Totempfahl als „Requisit zur Illustration eines Indianerdorfes findet sich auf dem Cover eines „Lucky Luke-Comics. Dort ist der „Gebrüder Dalton Totempfahl" zusammen mit einigen Tipis zu sehen – wobei die Stämme, die Totempfähle anfertigten, nicht in Zelten gelebt haben.

    --- Erster Teil: Die Geschichte der Totempfähle ---

    II Die grundlegende Symbolik der Totempfähle

    Wenn man eine größere Anzahl von Totempfählen betrachtet, zeigt sich, daß sie so gut wie alle zwei Elemente enthalten: das Gesicht bzw. die Gestalt eines Menschen (meist ein Mann) und oben an der Spitze des Totempfahls einen Vogel.

    Das Motiv „Mensch mit Vogel" findet sich in den Mythologien auf der ganze Erde, da dieses Bild die grundlegende religiöse Erfahrung der Menschen beschreibt: das Nahtod-Erlebnis.

    Bei einem solchen Beinahe-Tod erleben Menschen immer wieder dasselbe Szenario: Sie verlassen ihren materiellen Körper und schweben über ihm, entfernen sich bisweilen von ihrem Körper, gelangen an eine Jenseitsgrenze, die oft als ein Fluß erscheint, treffen dort ihre Ahnen und ihre eigene Seele – und kehren dann in ihren materiellen Körper zurück, weil es eben nur ein Beinahe-Tod war.

    Das wesentliche Element dieses Erlebnisses ist die Erfahrung, daß man unabhängig von seinem materiellen Körper existieren kann. Dieses Erlebnis ist der Ursprung der Erkenntnis, daß die Menschen eine Seele haben, die zumindestens nicht gleich beim Tod stirbt. Indirekt ergab sich aus diesem Erlebnis auch, daß es ein Jenseits gibt, also einen Ort, an dem sich die Seelen der Verstorbenen befinden, und daß somit die Möglichkeit bestand, diese Toten-Seelen, d.h. insbesondere die Seelen der eigenen verstorbenen Ahnen, um Hilfe zu bitten. Dieses Jenseits ist offensichtlich genau wie die Seelen selber für Lebende in der Regel unsichtbar.

    Schließlich bildeten sich aus den Menschen, die ein Nahtod-Erlebnis gehabt hatten, die ersten „magisch-religiösen Spezialisten" heraus: die Schamanen. Das wesentliche Merkmal eines Schamanen ist es, daß er nach einem Nahtod-Erlebnis durch Übung die Fähigkeit erlangt hat, willentlich seinen Körper zu verlassen und ins Jenseits zu den Ahnen zu reisen.

    Solche Nahtod-Erlebnisse wird es auch schon in der Altsteinzeit gegeben haben – das Leben ist damals nicht gerade ungefährlich gewesen …

    Wie konnte nun ein damaliger Mensch, der ein solches Heraustreten aus seinem eigenen Körper erlebt hatte, dieses Erlebnis seiner Sippe beschreiben? Am ehesten durch die Worte: „Ich war wie ein Vogel über meinem Körper."

    Das Erlebnis des Schwebens hat zu dem Bild des Seelenvogels geführt. Dieses Motiv ist einfach deshalb weltweit verbreitet, weil es das Erlebnis am anschaulichsten beschreibt.

    Heutzutage werden solche „out of body-Erlebnisse meistens „Astralreise genannt.

    Diese Bezeichnung leitet sich von dem Begriff „Astralleib her, den der Arzt und Forscher Paracelsus (1493-1541) geprägt hat. Er nannte diese von dem materiellen Körper unabhängige Seele „Sternenleib (lateinisch „astrum = Stern), weil er ihn als einen „himmlischen Teil des Menschen aufgefaßt hat.

    Das Nahtod-Erlebnis ist die Wurzel der Religion, die sich schrittweise aus dieser Grunderkenntnis heraus entwickelt hat:

    Nahtod-Erlebnis

    => Erkenntnis der Seele

    => Jenseits als Wohnort der Seelen der Toten

    => Wunsch nach Rat und Hilfe durch die Seelen der Ahnen

    => Entstehung des „Bundes der Schamanen" als erster Priesterschaft

    => Ahnenkult

    => „Vergrößerung" der Ahnen zu Göttern

    => … … …

    mumifizierte Leiche und Seelenvogel; Papyrus des Ani, Ägypten, 1250 v.Chr.

    Der Totempfahl, dessen zwei wesentliche Elemente die menschliche Gestalt und der Seelenvogel über ihr sind, wird daher ursprünglich die wesentliche religiöse Erkenntnis ausgedrückt haben: „Siehe, Du trägst eine unsterbliche Seele in Dir!"

    III Totempfähle in der Altsteinzeit

    Der älteste bekannte Totempfahl oder zumindest der älteste bekannte Vorläufer des Totempfahls „steht" in Südwestfrankreich in einer Höhle in dem Kalksteingebirge am Ufer des Flusses Vezeres in der Nähe der heutigen Stadt Montignac.

    In dieser „Höhle von Lascaux" findet sich die Darstellung eines verwundeten oder toten Mannes vor einem Wisent – vermutlich ein Jagdunfall …

    Neben diesem Mann befindet sich ein Vogel auf einem Stab und der Kopf des Mannes selber sieht auch wie ein Vogelkopf aus.

    Vermutlich ist daher hier ein Toter oder Beinahe-Toter mit seinem Seelenvogel dargestellt worden.

    Höhle von Lascaux, Südwestfrankreich, ca. 16.000 v.Chr.

    Für das Stehen des Vogels auf dem Stab sind zwei Erklärungsmöglichkeiten denkbar: Entweder sollte der Stab das Fliegen des Vogels betonen, d.h. zeigen, daß der Vogel „oben ist, oder es hat damals ganz konkret solche „Vogelstäbe gegeben.

    Da die damaligen Menschen durchaus geschickte Maler gewesen sind, hätten sie den Vogel jedoch sicherlich nicht sitzend, sondern mit ausgebreiteten Flügeln dargestellt, wenn sie sein Fliegen hätten betonen wollen – was die zweite Erklärung wahrscheinlicher macht.

    Die Vermutung, daß es in der Altsteinzeit konkrete Vogel-Stäbe geben haben könnte, wird durch die vielen geschnitzten Vögel zwar nicht bewiesen, aber doch zumindestens unterstützt, da sich diese kleinen Schnitzereien leicht auf einem Stab befestigen ließen.

    Schwan; Baikalsee, ca. 30.000 v.Chr.

    Ente; Hohle Fels Höhle Baden- Würtemberg, ca. 30.000 v.Chr.

    Vogel; Höhle von Buxu, Spanien, ca. 20.000 v. Chr.

    Schwan o.ä.; Baikalsee, ca. 21.000 v.Chr.

    tauchender Vogel; Baikalsee, ca. 20.000 v.Chr.

    Wasservögel; Baikalsee, ca. 21.000 v.Chr.

    Schwan o.ä.; Baikalsee, ca. 21.000 v.Chr.

    evtl. Teil eines Vogel-Stabes; Andernach, Rheinland-Pfalz, 15.000 v.Chr., Hirschgeweih-Stück

    Schwan o.ä.; Baikalsee, ca. 21.000 v.Chr.

    Eule; Höhle von Chauvet, Südfrankreich, ca. 31.000 v.Chr.

    Schwan o.ä.; Sibiren, ca. 21.000 v.Chr.

    Schwan o.ä.; Baikalsee, ca. 21.000 v.Chr.

    Eulen; Höhle von Trois Freres, Südfrankreich, ca. 16.000 v.Chr.

    Schwan o.ä.; Baikalsee, ca. 21.000 v.Chr.

    Pinguin o.ä.; Höhle von Cosquer, Südfrankreich, ca. 24.000 v.Chr.

    Schwan o.ä.; Baikalsee, ca. 21.000 v.Chr.

    Kraniche; Höhle von Labastide, Südfrankreich, ca. 15000 v.Chr.

    Schwäne o.ä.; Baikalsee, ca. 21.000 v.Chr.

    Schwan o.ä.; Baikalsee, ca. 21.000 v.Chr.

    Der weitaus größte Teil dieser Vögel ist als Wasservogel erkennbar (Schwan, Gans, Ente, Falmingo u.ä.). Der Grund dafür könnte sein, daß die tiefen Wasser ein Symbol für das Jenseits gewesen sein werden – die Lebenden konnten weder in die tiefen Wasser noch in das Jenseits gelangen. Das Wasserjenseits findet sich in so gut wie allen frühen Mythen, über die es eine schriftliche Überlieferung gibt.

    Die stilisierten Schwäne oder Gänse aus der Nähe des Baikalsees haben alle ein kleines Loch, sodaß man sie als Kettenanhänger getragen haben wird. Dies bestätigt die Annahme, daß diese Vögel die Seelenvögel der Ahnen dargestellt haben, deren Schutz und Hilfe sich die Träger erhoften.

    Die Darstellung des Jagdunfalles in der Höhle von Lascaux sowie die Wasservogel-Kettenanhänger zeigen, daß das Motiv des Seelenvogels bereits in der späten Altsteinzeit bekannt und wichtig gewesen ist. Vermutlich hat es auch bereits das Motiv des auf einer Stange sitzenden Vogels gegeben, wobei diese Stange möglicherweise kein „Stab mit Vogel gewesen ist, sondern evtl. ein „Feder-Stab, also ein Stäbe, an dem oben Federn anstelle einer Vogelstatuette befestigt waren.

    Vielleicht hing man jedoch auch die oben abgebildeten kleinen, aus Mammutknochen geschnitzten Wasservogel-Kettenanänger manchmal auch an Stäbe.

    Totempfähle gibt es nicht nur bei den Indianern, sondern auch in der frühen Jungsteinzeit in Mesopotamien, bei den Maori auf Neuseeland, in China, in Korea, in Indien und noch an einigen weiteren Orten. Es sind zwar generell auch Parallelentwicklungen an zwei voneinander getrennten Orten denkbar, aber eine so große Anzahl von parallelen Entwicklungen ist dann doch eher unwahrscheinlich – zumal selbst die Totempfähle der Indianer und die aus der frühen Jungsteinzeit in Mesopotamien recht große Ähnlichkeit miteinander haben.

    Die Entstehung dieser verschiedenen Totempfähle aus einer gemeinsamen Wurzel heraus ist somit wahrscheinlicher. Diese Vermutung ist auch deshalb recht plausibel, weil das Erlebnis der Nah-Todes, das zu der Entdeckung der Körper-unabhängigen Seele und somit auch zu dem Motiv des Seelenvogels und des Totempfahles geführt hat, ein sehr altes Thema in den Vorstellungen der Menschen sein wird – einfach deshalb, weil solche Nah-Tode schon immer erlebt worden sein werden.

    Die Indianer sind um ca. 14.000 v.Chr. von Nordostasien über die während der Eiszeit trockenliegende Beringstraße nach Nordamerika gewandert und mit Schiffen an der asiatischen und anschließend an der amerikanischen Küste entlanggefahren. Während der Eiszeit hat es diese Polar-nahe Landbrücke zwischen Sibirien und Alaska gegeben, weil aufgrund es vielen Wassers, daß zu den riesigen, 2km dicken Gletschern in Nordeuropa, Nordasien und Nordamerika geworden war, der Meeresspiegel damals 125m tiefer lag als heute.

    die Landverbindung zwischen Ostasien und Nordamerika während der Eiszeit

    Die Indianer werden daher um 14.000 v.Chr. dieselbe Symbolik der eurasiatischen Eiszeitjäger mit nach Amerika genommen haben, die auch um 16.000 v.Chr. in der Höhle von Lascaux dargestellt worden ist. Die indianischen Totempfähle stehen vor allen auf Vancouver-Island an der kanadischen Westküste, also genau dort, wo die ersten steinzeitlichen Seefahreer mit ihren noch recht einfachen Booten zuerst angelangt sein werden. Dort bestand die größte Chance, daß die alte Kultur beibehalten wurde, denn die neuen klimatischen und landschaftlichen Umstände im Inneren von Nordamerika und in Südamerika werden auch eine Veränderung der Kultur begünstigt haben.

    Für das Ausbreiten einer Symbolik in dem gesamten Bereich von Ostasien bis hin nach Westeuropa wird man für die damalige Zeit jedoch eine recht beträchtliche Zeitspanne veranschlagen müssen – vermutlich mindestens 10.000 Jahre. Irgendwann wird einst jemand auf die Idee gekommen sein, sein Nahtod-Erlebnis durch einen Totempfahl darzustellen, was dann andere so überzeugend fanden, sodaß sie ebenfalls solche „Seelenpfähle errichtet haben. Der Totempfahl sollte daher spätestens um 30.000 v.Chr., aber vielleicht auch schon deutlich früher erfunden worden sein. Dieser vermutete späteste Zeitpunkt der „Erfindung des Totempfahls entspricht der Einwanderung des Homo sapiens von Afrika aus nach Eurasien, sodaß dieser als der „Erfinder" des Totempfahls angesehen werden kann.

    Die Totempfähle bei den übrigen asiatischen Völkern könnten aus derselben Kultur der späteiszeitlichen Mammutjäger stammen.

    Die Maori auf Neuseeland, die ebenfalls Totempfähle herstellen, stammen aus Polynesien, deren Bewohner wiederum ab ca. 4000 v.Chr. die pazifischen Inseln von China aus mithilfe von Katamaranen (kentersichere Boote mit Auslegern) besiedelt haben. Auch die Maori stammen somit letztlich von den Steinzeitjägern im südlichen Eurasien ab (der Norden Eurasiens war während der Eiszeit von Gletschern bedeckt).

    Die ersten Totempfähle wird es somit spätestens um 30.000 v.Chr., möglicherweise jedoch auch schon deutlich früher gegeben haben, da die Kultur der eurasiatischen Steinzeitjäger zwischen 600.000 v.Chr. und 10.000 v.Chr. weitgehend gleich geblieben ist. Der Träger dieser Kultur war zunächst der Homo erectus und ab ca. 30.000 v.Chr. der Homo sapiens.

    Es wäre jedoch auch denkbar, daß die Erfindung der Totempfähle mit der Einwanderung des Homo sapiens und der verbesserten Steinbearbeitung ab 30.000 v.Chr. (Steinschliff statt behauene Steine) in Zusammenhang stehen, da durch diese neue Technik bessere Jagdwaffen zur Verfügung standen und daher mehr Freiraum für „kreative Tätigkeiten bestand wie u.a. auch die Herstellung der sogenannten „Venus-Statuen durch den Homo sapiens in Eurasien ab ca. 30.000 v.Chr. zeigt.

    Diese Überlegung hängt allerdings sehr davon an, wie man sich einen solchen Totempfahl vorstellt, denn das Aufrichten eines Pfahles, der an seiner Spitze mit Federn oder mit einem „ausgestopften" Vogel geschmückt ist, würde keine große Arbeit erfordert haben.

    Einfache Totempfähle sind daher auch schon ab 600.000 v.Chr. und noch früher denkbar, während beschnitzte Totempfähle eher ab der Mittelsteinzeit, also ab 30.000 v.Chr. plausibel wären, da aus dieser Zeit sehr viele beschnitzte Knochen, Steinritzungen, die Venus-Statuetten und auch die Höhlenmalereien bekannt sind.

    Es läßt sich über diesen „Boom des Kunsthandwerks in der Mittelsteinzeit genaugenommen jedoch nur sagen, daß aus dieser Zeit sehr viele Kunstwerke erhalten geblieben sind – ob die Steinzeitjäger auch schon vorher viel geschnitzt haben, aber eben nicht aus harten, beständigen Materialien, sondern aus schnell vergänglichem Holz, läßt sich nicht mehr feststellen … Es ist schließlich durchaus denkbar, daß die Kunstwerke der Mittelsteinzeit nur die aus dauerhaften Materialien hergestellte „Spitze des Eisbergs sind, dessen Hauptteil aus vergänglichen Holzschnitzereien, Malereien auf Felsen im Freien oder gar auf aufgespanntem Leder bestanden.

    Man wird davon ausgehen können, daß allen diesen Kunstwerken aus dauerhaften Materialien, deren Herstellung viel Zeit und Aufwand erforderte, entsprechende Kunstwerke aus leichter bearbeitbaren Materialien vorausgegangen sein werden, sodaß man für die ersten Kunstwerke eine deutlich frühere Zeit als für die Anfertigung der ersten steineneren Kunstwerke ansetzen sollte.

    Trotz aller Ungewißheiten läßt sich jedoch mit Sicherheit sagen, daß die Tradition der Totempfähle bis in die Altsteinzeit zurückreicht und daß sie die fundamentale religiöse Erkenntnis ausdrückt: „Ich habe eine Seele."

    Totempfähle in der Altsteinzeit

    Aus der Altsteinzeit sind lediglich zwei Vogelstäbe bekannt: Der eine von ihnen ist lediglich gemalt, aber im Zusammenhang mit einem Tod oder Beinahe-Tod abgebildet worden und stellt somit recht sicher einen Seelenvogel dar. Der zweite ist eine einfache hohle Vogelstatuette, die möglicherweise auf einen Stab aufgesetzt worden ist.

    Dieses beiden Funde machen es wahrscheinlich, daß es damals solche Vogel-Stäbe auch als konkrete Kult-Gegenstände gegeben hat. Diese Stäbe, die z.T. auch nur einfache „Feder-Stäbe" gewesen sein könnten, waren die ersten Totempfähle.

    Der Vogel als Symbol für die Seele ist jedoch bereits um 30.000 v.Chr., als der Homo sapiens in Eurasien eingewandert ist, ein wichtiges Element des damaligen Kunsthandwerks und somit auch der religiös-magischen Vorstellungen gewesen. Diese kleinen, aus Mammutknochen geschnitzten Vögel wurden vermutlich als Kettenanhänger getragen, um von den Seelenvögeln der eigenen Ahnen Schutz und Hilfe zu erhalten.

    IV Totempfähle in Mesopotamien, Ägypten und Europa

    Die Altsteinzeit stimmt zeitlich weitestgehend mit der letzten Eiszeit überein – beide begannen vor ca. 2.700.000 Jahren und endeten um 10.000 v.Chr. Während der letzten 600.000 Jahre der Altsteinzeit hat es eine weitestgehend einheitliche Jäger-Kultur in Eurasien südlich der bis zu 2km hohen Eisschicht im Norden von Europa, Asien und Nordamerika gegeben, die von Spanien über Mesopotamien bis nach Indien und China reichte.

    Nach dem Ende der Eiszeit um 10.000 v.Chr. entstanden jedoch verschiedene eigenständige Kulturen in Mesopotamien/Europa, China/Ostsibirien und auch in Amerika, das ab 14.000 v.Chr. von Ostasien aus besiedelt worden ist.

    Im Folgenden wird zunächst die Entwicklung der Totempfahl-Symbolik in Mesopotamien beschrieben, von der auch die altägyptische und die europäische Totempfahl-Symbolik abstammt.

    IV 1. Die Totempfähle in der Jungsteinzeit in Mesopotamien

    Als um 10.000 v.Chr. die letzte Eiszeit endete, veränderte sich die Situation für die damaligen Jäger-Sippen sehr deutlich, da damals in einigen Flußauen sehr fruchtbare Orte entstanden, an denen so viel Wild lebte, daß die Jäger nicht mehr weitestgehend als Nomaden leben mußten. Dadurch entstand die Möglichkeit einer größeren Ortsbindung als zuvor.

    Es hat bereits in der frühen Altsteinzeit einfache „heilige Orte gegeben, die aus einem gepflasterten Platz und einem kleinen „Altar bestanden haben (Bilzingsleben in Thüringen, 400.000 v.Chr.) und ab 35.000 v.Chr. wurden mit recht großem Aufwand Höhlen reich bemalt, aber nach dem Ende der Eiszeit gab es die Möglichkeit, über mehr als tausend Jahre hinweg an demselben Ort zu leben, wodurch die Ortsbindung ein ganz anderes Ausmaß zu zuvor erhielt.

    Ein solcher Ort ist Göbekli Tepe („Bauchberg") im Südosten der Türkei an der Grenze zu Syrien. Dort wurden im Norden der 50km x 30km großen Tiefebene des Balikh, der einer der größten Nebenflüsse des Euphrat ist, auf einem hohen Berg die ersten Tempel errichtet. Von diesem Berg aus kann man die ganze fruchtbare und damals Wild-reiche Ebene des Balikh überschauen.

    Diese Tempel hatten die runde Form der altsteinzeitlichen Hütten und hatten einen Durchmesser von ca. 6-8m. Sie bestanden im Wesentlichen aus einer runden Mauer, auf der sich ein Dach in der bisherigen Bauweise aus Stangen und Fellen befand. In der Mauer befanden sich meist acht senkrechte Steinplatten, die stilisierte Menschen darstellen sowie zwei weitere Steinplatten im Zentrum dieser Hütten. Die Bauweise dieser Tempel entsprachen den altsteinzeitlichen Wohnhütten, die aus einem runden Steinfundament bestanden, die mit einem Dach aus Stangen und Fellen gedeckt waren und zu der oft ein vermutlich ebenfalls überdachter Gang führte. Diese ersten Tempel sind wahrscheinlich aus der Schwitzhütte weiterentwickelt worden, die ebenfalls wie diese Wohnhütten aufgebaut waren.¹

    Steinfundament einer sibirische Hütte; ca. 22.000 v.Chr.

    Eskimo-Hütte: Rundmauer mit Zeltdach und Eingangs- Gang; Ostkap von Sibirien, ca. 1900 n. Chr.

    Eskimo-Jagdhütte; heute

    Rekonstruktion einer Hütte aus Mammutknochen (Ritualhütte?, Schwitzhütte?); Ukraine, ca. 13.000 v.Chr.

    Rekonstruktion eines Tempels: mehrere Rundmauern, Eingangs-Gang, Mittelpfosten, das Dach ist hier nicht dargestellt; Göbekli Tepe, ca. 10.000 v.Chr.

    Aus dieser frühen jungsteinzeitlichen Kultur sind mehrere Totempfähle erhalten geblieben. Da die Tempelanlagen auf dem Berg Göbekli Tepe erst zu einem sehr kleinen Teil ausgegraben worden sind, ist es recht wahrscheinlich, daß sich noch weitere Totempfähle finden werden.

    Rings um den größten „Tempelberg" von Göbekli Tepe gab es noch weitere Tempel. In einem von ihnen, der in der Nähe von Nevali Cori 20 km nordwestlich von Göbekli Tepe liegt, wurde noch ein weiterer Totempfahl gefunden.

    IV 1. a) Der Totempfahl von Nevali Cori

    Totempfahl (obere Bruchstücke)

    Rekonstruktionszeichnung (obere Bruchstücke)

    erweiterte Rekonstruktionszeichnung

    Venus von Laussel

    Dieser Totempfahl stand in einer Wandnische des Tempels von Nevali Cori und ist von dem Archäologen Klaus Schmidt aus mehreren Bruchstücken zusammengesetzt worden. Er besteht aus aus zwei Frauenköpfen, auf denen sich ein Vogel befindet, und zu denen möglicherweise noch ein weiteres Vogelpaar gehört, da die Steinart und die Pfostendicke beider Bruchstücke übereinstimmen. Dieser Totempfahl ist vermutlich ca. 3m hoch gewesen. Der Vogel ist wahrscheinlich ein Geier.

    Die zweifache Frau ist als Motiv bereits aus der Altsteinzeit von dem Fundort Laussel in der Dordogne in Südwestfrankreich bekannt. Diese beiden Frauen stellen recht sicher die Große Mutter dar, die im Diesseits den Lebenden die Geburt und im Jenseits den Gestorbenen die Wiedergeburt gibt. Die beiden Frauen von Laussel sind jedoch nicht wie in Nevali Cori Rücken an Rücken, sondern wie bei einer Skatkarte angeordnet.

    Die „Große Mutter" ist das zentrale Symbol der späten Altsteinzeit zwischen 40.000 v.Chr. und 10.000 v.Chr. gewesen – wie u.a. ihre vielen Statuetten aus dieser Zeit zeigen.

    Die Kombination dieser ältesten Göttin mit dem Seelenvogel bedeutet sehr wahrscheinlich: „Der Seelenvogel wird nach dem Tod im Jenseits von der Großen Mutter wiedergeboren."

    Diese Geiergöttin findet sich auch später in dem Tempel von Çatal Hüyük in der Westtürkei (7.000 v.Chr.) und in Altägypten (ab 3250 v.Chr.). Vogelgöttinnen sind aus sehr vielen Religionen bekannt, da die Kombination der Wiedergeburt durch die Große Mutter mit dem Seelenvogel sehr naheliegend war.

    IV 1. b) Bruchstück eines Totempfahles von Nevali Cori

    Bruchstück eines Totempfahles, Nevali Cori

    Auf diesem Bruchstück ist der Kopf einer Frau (oder eines Mannes?) zu sehen, auf dem ein Vogel sitzt, dessen Krallen über dem Haaransatz der Frau, dessen Bauch über ihrem Scheitel und dessen Flügel neben ihrem Kopf zu sehen sind.

    Diese Figur wird vermutlich eine Tote oder ein Toter mit ihrer bzw. seinem Seelenvogel sein. Diese Figur ist daher recht sicher ein Teil eines „klassischen Totempfahles" gewesen.

    IV 1. c) Totempfahl von Göbekli Tepe

    „Totempfahl" aus dem Tempel H

    Der oben abgebildete, ca. 2m hohe „Totempfahl wurde dadurch gefunden, das die Ausgräber versuchten, im Südosten des Göbekli Tepe einen oben aus der Erde ragenden Stein „aufzuheben, da dieser deutlich erkennbar bearbeitet worden war. Dabei stellte sich heraus, das es sich um eine Bildsäule handelt, die tief in der Erde steckte und an die Oberfläche hinaufragte.

    Dieser Totempfahl ist Bestandteil einer Mauer, die vermutlich zu einem ca. 5m x 6m großen Tempel gehört. Sein Gewicht betragt mehr als eine halbe Tonne.

    Das Hauptmotiv auf dem Totempfahl ist ein aufrechter Mensch, der durch verschiedene kleinere Motive an seiner Vorderseite ergänzt worden ist.

    Von der Hauptfigur des Totempfahls fehlt das Gesicht. Die Arme der Figur liegen an ihrer Seite – die abgewinkelten Unterarme sind nach oben gerichtet. Die Geste erinnert an das Spenden eines Segens.

    Unter den Händen der Hauptfigur ist eine zweite, kleinere Figur zu sehen, deren Kopf ebenfalls fehlt. Die Hände der Hauptfigur liegen neben dem Kopf der kleineren Figur – dies konnte möglicherweise eine Schutz- oder Segensgeste sein. Die Arme dieser mittleren Figur sind ebenfalls angewinkelt.

    Unter der kleinen, mittleren Figur ist eine dritte, noch kleinere Figur zu sehen, deren Kopf erhalten geblieben ist und die denselben „Pony-Haarschnitt wie der Kopf von Nevali Cori hat. Die Hände der mittleren Figur liegen über dem Kopf der unteren Figur und sind vermutlich eine Variante der „Segensgeste der großen Figur.

    Die untere Figur hält in den Händen ihrer nach unten ausgestreckten Arme eine Kugel mit zwei Vertiefungen, die man wohl als Kopf bzw. Totenschädel ansehen kann.

    Dadurch ergibt sich eine Deutungsmöglichkeit für die Arme der drei Figuren. Die oberste Figur greift nach oben, die mittlere hält ihre Arme angewinkelt und die untere Figur greift nach unten. Die Wahrscheinlichkeit ist daher groß, das hier ein Verbinden von Oben und Unten dargestellt wird, ein Verbinden von Diesseits und Jenseits – der Totempfahl stellt also im wörtlichen Sinne „Religion , d.h. „Wiederanbindung dar.

    Zusätzlich zu dieser Symbolik werden die „Hände am Kopf"-Gesten der drei Menschen aber wohl auch die Verbindung zwischen ihnen darstellen, durch die der Segen von dem Schädel bis zu der großen Gestalt fließt.

    Der Schädel in den Händen der untersten Figur wird der Schädel eines wichtigen Ahnen sein, der vermutlich über die Reihe seiner Nachkommen (untere und mittlere Figur) seinen Segen und seine Kraft der oberen Figur sendet, damit diese sie den Menschen im Tempel gibt.

    Die obere, große Gestalt ist somit ein Überbringer des Segens der Ahnen an die lebenden Menschen in dem Tempel (Schamane/Priester).

    Links und rechts von diesem Totempfahl befindet sich je eine aufsteigende Schlange, die aufgrund ihrer Bewegungsrichtung den Weg aus dem Jenseits ins Diesseits darstellt. Sie könnten zudem auch die Ahnen selber symbolisieren, da die in der Erde bestatteten Toten mit den Schlangen, die auf und in der Erde leben, assoziiert worden sind. Auch diese

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