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Der Aufbruch
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eBook109 Seiten1 Stunde

Der Aufbruch

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Über dieses E-Book

Eines Tages betritt Jakob, ein armer Wanderer, das Gut der Familie "von Hurtinger". Nachdem er die Tochter des Gutsherren vor der Gewalt ihres Vaters beschützte, erlangt er das Herz der jungen, nach Freiheit strebenden Sophie. Doch sie ist schon an Otto von Falkenburg versprochen...
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum24. Feb. 2015
ISBN9783738664041
Der Aufbruch
Autor

Sven Krüger

Jahrgang 1997 Wohnort: Waren (Müritz) Meine Heimat ist sehr stark landwirtschaftlich geprägt und weist viele (ehemalige) Gutshöfe auf, die mich teilweise wohl zu diesem Buch inspirierten.

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    Buchvorschau

    Der Aufbruch - Sven Krüger

    16

    Kapitel 1

    Der Schrei eines Vogels weckte Jakob aus seinem tiefen Schlaf. Außerhalb der alten Scheune, in der er die Nacht verbrachte, war es noch finster und nur der Mond sandte sein bleiches Licht über die vom Schnee bedeckten Felder. Durch eines der mit Spinnennetzen und Staub verschmutzten Fenster konnte er einen Blick nach draußen werfen. Die Mondsichel tauchte die Landschaft in eine unheimliche Atmosphäre und ließ den Nebel, der sich aus den nahen Mooren erhob, wie eine tiefe Wolke menschlichen Trübsals erscheinen. Er sandte Licht aber keine Wärme und Jakob fror schon allein beim bloßen Bedenken seiner jetzigen Lage. In dem Dorf, das sich am Horizont abzeichnete, war es dunkel und still. Nur einige Lichter brannten und kündeten von Menschen, die ebenso wie Jakob wach in ihrem Bett lagen. „Wenigstens haben die es warm. dachte er sich, als ein weiterer kalter Windstoß durch die Scheune fegte. „Der Mensch lernt erst das Seinige zu schätzen, wenn er es nicht mehr hat., dachte er weiter, während er wieder durch das Fenster schaute. Draußen herrschte ein eisiger Wind über die Felder. Die gesamte Scheune ächzte und Bretter schlugen im Wind aufeinander. Von Fern konnte Jakob hören, wie der Wind die Baumkronen des Waldes durchstreifte. Durch das marode Dach fielen Schneeflocken auf den Scheunenboden, blieben eine Zeit lang liegen, schmolzen, und versickerten sogleich im sandigen Boden. Sie wirkten wie kleine funkelnde Sterne der Hoffnung, die, ehe man sie sah, schon wieder verschwanden und sich ins Dunkel verkrochen, das den ganzen Raum beherrschte. Die Kleidung, die Jakob am Leib trug, machte einen ganz und gar erbärmlichen Eindruck. Er trug eine schmutzige, alte Lederhose und ein Seil, welches er irgendwo gefunden oder in seiner Not gestohlen hatte, nutzte er als Gürtel. Zu seinem Anputz gehörten auch ein altes Hemd und eine Felljacke, die kaum noch Haare trug. Schuhe hatte er keine, aber er wickelte sich ersatzweise allerlei Tücher um die Füße, um die Witterung halbwegs erträglich zu machen. Hätte eine Person ihn so gesehen, wie er dort im Dreck lag, müsste diese wohl annehmen, sie würde keinen Menschen, sondern ein wildes Tier vor sich finden, das in die Scheune geflüchtet war, um Futter und Obdach zu erhalten. Jakob war ein Bettler und Landstreicher, der sich sein Brot durch Erbitten von Almosen und gelegentlichen Diebereien erwarb. Seine Eltern hatte er nie kennen gelernt. Er lebte, seit er ein Säugling war, in einem Waisenhaus, von welchem er als billiger Arbeiter verkauft wurde. Die Zustände dort waren unerträglich gewesen und von seinen Aufsehern wurde er sehr oft misshandelt. So bekam er einmal 20 Stockschläge, nur weil er einen Porzellanteller hatte fallen lassen. Seine gesamte Kindheit war der Inbegriff eines traumatischen Erlebnisses. Fast täglich wurde er geprügelt, ausgelacht und entehrt. Mit den Jahren stumpfte dadurch seine Fähigkeit, Gefühle zu entwickeln, immer mehr ab, bis sie schließlich eine Zeit lang ganz verschwunden war. Damals versuchte er, sein Leid und seinen Kummer in sich zu verschließen, doch es fraß ihn innerlich auf. Jene Zeit war aber nicht nur von Pein und Angst gezeichnet, sondern schaffte, wenn auch selten, Lichtblicke, die ihm Hoffnung gaben und die seine Fähigkeit, positive Gefühle zu entwickeln, wieder aufkeimen ließ. Jakob wurde beispielsweise einige Wochen zu einem Buchhändler als Arbeitskraft geschickt, um dort Bücher in die Regale zu stellen und allgemein auszuhelfen. Der Besitzer jenes Buchladens, welcher sich in eine lange Straße voller Läden einreihte, war ein etwas älterer Herr, der Jakob mit den Wochen seines Aufenthalts in sein Herz schloss.

    Noch jetzt konnte sich Jakob genau an die wohlwollenden Gesichtszüge des Mannes erinnern, so stark hafteten sie in seinem Gedächtnis. Der Alte, welcher Jakob liebevoll mit „mien Lütten" ansprach, war wie ein Großvater zu ihm. Er war einer der wenigen Menschen, die ihn tatsächlich gut und menschlich behandelten, und er versprach ihm sogar, ihn in einigen Monaten, wenn er ihm ein Zimmer eingerichtet hätte, zu adoptieren. Für ihn war Jakob der Sohn, den er nie hatte. Nach vielen Wochen der gemeinsamen Arbeit und des Zusammenlebens wurde Jakob wieder zurück ins Heim geholt, jedoch mit der Zuversicht und Hoffnung, schon bald eine Zukunft beim Buchhändler sein Eigen nennen zu dürfen. Wann immer er konnte, versuchte Jakob den alten Herren zu besuchen, der ihn so gut behandelt hatte. Er lehrte ihn das Lesen und Schreiben und las ihm aus seinem schier endlosen Vorrat an Büchern vor. Nach geraumer Zeit fiel den Aufsehern des Kinderheimes allerdings auf, dass Jakob sich öfters davonschlich und erst einige Stunden später wiederkam. Schließlich stellte man ihn zur Rede und verlangte zu wissen, warum er aus dem Heim verschwände und vor allem, welches Ziel er anlief. Jakob antwortete darauf, dass er den alten Herren besuchte, bei dem er damals Bücher einsortiert hätte. Zu diesem Zeitpunkt war Jakob schon 16 Jahre alt und ein selbstbewusster Junge. Den Aufsehern jedoch missfiel sein ständiges Fehlen und so stellten sie ihn die letzten 2 Jahre seines Aufenthaltes unter strengere Beobachtung. Vom Buchhändler hatte er seitdem nichts mehr gehört. Seine letzten Worte, die er zu Jakob sprach, waren: „Bis bald Jakob. Ich bin stolz auf dich, nicht nur, weil du mir hilfst, sondern auch weil du stets deine Arbeit anpackst, ohne zu murren. Deshalb wirst du meinen Laden, wenn ich einmal nicht mehr bin, übernehmen. Er mag zwar klein sein, aber denke immer daran, dass in diesem Laden das Wissen der Menschheit zusammengetragen ist. An meinem Schreibtisch kannst du die Welt erforschen und Abenteuer erleben, ohne das Haus verlassen zu müssen. Halte diesen Laden in Ehren, mein Sohn! Danach fielen sie sich in die Arme und der alte Herr verlor ein paar Tränen, die jedoch bald in seinem dichten Bart verschwunden waren. Nachdem er wieder ins Heim gegangen war, begann für zwei lange Jahre eine strenge Überwachung. Er bekam keine Nachricht vom Buchhändler, und dieser bekam keine Nachricht von Jakob, obgleich sie sich gegenseitig Briefe schrieben. Sie gelangten jedoch nicht an dem Büro des Heimes vorbei. Mit 18 Jahren wurde er hinausgeworfen. Er war sehr erfreut darüber, schließlich konnte er ja jetzt seine Arbeitsstelle antreten und Geld verdienen. Also schritt er voller Freude die Straße entlang, an deren Ende sich der Buchladen befand. Er war so glücklich, dass er ein Lied pfiff, was er die letzten zwei Jahre nicht getan hatte. Er war fast am Ende der Straße angekommen, jetzt musste er nur um die Ecke gucken und schon würde er vor dem Buchhändler stehen. Als er aber um die Ecke ging, sah er viele Menschen vor dem Laden des alten Mannes. Sie waren damit beschäftigt, Möbel und andere Gegenstände herauszubringen und auf einen Karren zu laden. „Was tut ihr da? Wo ist der Buchhändler? Jakob war verwirrt, hoffte er doch den Buchladen unberührt vorzufinden. „Der Buchhändler?

    Den gibt’s nicht mehr. Der hatte vor einigen Tagen einen Herzinfarkt, man hat ihn erst gestern hier gefunden. Wer bist du überhaupt? Jakob war den Tränen nahe, doch er konnte sich noch zusammenreißen und sagen: „Ich bin Jakob, ich sollte beim Buchhändler eingestellt werden und später seinen Laden weiterführen. „Ha! Weiterführen kannst du den Laden nicht, der alte Herr war hochverschuldet. Seine Miete stand seit einigen Monaten aus, deswegen verladen wir auch alle Bücher und Möbel, sie sollen verkauft werden, damit der Hausbesitzer für die ausfallende Miete entschädigt wird. Aber Moment, du sagtest, du heißt Jakob?

    Neben seiner Leiche lag ein Briefumschlag mit der Aufschrift „Für Jakob". Wir wollten ihn eigentlich wegwerfen, aber wenn du willst, kannst du ihn dir holen, er liegt gleich auf dem ersten Tisch im Flur, neben den anderen wertlosen Papieren. Jakob ging ins Innere des Hauses. Die Räume waren fast leer und eine große Menge an Büchern und alten Folianten lag verstreut auf dem Boden. Jakob wurde traurig bei diesem Anblick, lag doch hier das ganze Leben eines Menschen, aufgebahrt und nach Wert sortiert. Einen Moment lang musste er zwischen den vielen Papieren, vornehmlich alten Zeitungsausschnitten, suchen, dann fand er jedoch den Briefumschlag, der offensichtlich an ihn gerichtet war. Er öffnete ihn und las:

    Jakob!

    Ich weiß, dass das Ende meiner Tage gekommen ist und auch, dass du diesen Brief erst lesen wirst, wenn ich

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