Gnome, Wichtel, Heinzelmännchen
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Buchvorschau
Gnome, Wichtel, Heinzelmännchen - Verlag Saphir im Stahl
Klabautermann
Eine Sage aus der Steiermark
Das Gnomenkreuz von Gaal
In dem kleinen Gebirgsdorf Gaal bei Judenburg hauste einmal ein armer Holzhauer, der nichts besaß als eine kleine Holzhütte, die sehr ärmlich eingerichtet war. Sein Sinn stand nach Geld und Gut und eigenem Besitz, aber sein Arbeitslohn war so gering, dass er immer gerade nur zum Leben reichte.
Eines Tages ging der Mann in den Wald, um seine gewöhnliche Tagesarbeit zu verrichten. Auf dem Weg begegnete er einem Bauern, dessen Reichtum in der ganzen Gegend bekannt war. Mit Gott und der Welt hadernd, schritt er, ohne auf den Weg zu achten, unlustig in den Wald hinein. Aber auf einmal bemerkte er doch, dass er vom richtigen Weg abgekommen war und sich in einer wilden, ihm ganz unbekannten Gegend befand. Während er darüber nachdachte, in welcher Richtung wohl seine Arbeitsstätte liegen mochte, hörte er hinter sich ein Geräusch. Er achtete aber nicht weiter darauf; denn er meinte, es rühre von einem aufgescheuchten Wild her. Da zupfte ihn jemand am Rock. Erschrocken wandte er sich um, und sein Schrecken wuchs, als er hinter sich ein hässliches, buckliges Männchen mit struppigem rotem Haar und Bart stehen sah.
Das Männlein grinste den Holzhauer freundlich an und sagte: „Hab keine Angst, sondern komm mit mir, ich will dir etwas zeigen."
Als der Holzfäller die freundlichen Worte des Kleinen vernahm, verlor sich sein Schrecken, und er folgte dem Männlein. Dieses führte ihn in eine tiefe Höhle, die nur vom matten Schein eines Lämpchens, das von der Decke herabhing, schwach erhellt war. Im Hintergrund der Höhle waren mehrere Haufen glänzender Goldstücke aufgeschichtet. Auf diese Haufen hinweisend, sagte das Männlein: „Hier siehst du Geld in Hülle und Fülle. Nimm dir davon, stopfe dir alle Taschen voll und tue damit, was du willst, aber sage keinem Menschen, wie du zu dem Geld gekommen bist! Das Geld wird dir nie ausgehen, du wirst reicher sein als alle deine Nachbarn und kannst dir anschaffen, was dein Herz begehrt. Wenn du mich aber verrätst, ist dein Leben in meine Gewalt gegeben, und meine Strafe wird furchtbar sein."
Froh, auf so leichte Art zu Geld und Gut zu kommen, füllte der Mann seine Taschen mit Gold, versprach dem hässlichen Männlein alles, was es wollte, und eilte jubelnd nach Hause; denn plötzlich sah er auch wieder den richtigen Weg vor sich. Nun wollte er sich mit dem gewonnenen Reichtum zunächst einen guten Tag machen und ging ins Wirtshaus, um einmal nach Herzenslust zu schmausen und zu trinken. Die Wirtshausgäste, die ihn kannten, machten große Augen, als sie den armen Holzfäller mitten am Werktag in der Wirtsstube erblickten, und sie staunten noch mehr, als er sie übermütig einlud, an seinem Tisch Platz zu nehmen und mit ihm auf seine Kosten einen gemütlichen Trunk zu tun. Neugierig, wie er so plötzlich zu Geld gekommen sei, folgten sie seiner Einladung und forschten nach der Herkunft des Geldes. Aber noch dachte der Holzhauer an sein Versprechen und hüllte sich darüber in Schweigen. Aber als er einige Gläser Wein getrunken hatte, wurde er redseliger und plauderte endlich sein ganzes Geheimnis aus. Damit waren seine Gäste zufrieden, und einer nach dem andern machte sich auf den Heimweg, bis schließlich der Holzfäller allein übrig war und nun auch ans Heimgehen dachte.
Mühsam erhob er sich und ging seines Weges fiel aber in der Trunkenheit bald in einen tiefen Graben, der sich neben dem Weg hinzog; hier blieb er liegen und schlief seinen Rausch aus. Als er wieder erwachte, war es stockdunkel, es gelang ihm nicht, aus dem Graben herauszukommen. So kroch er auf Händen und Füßen im Graben weiter fort, bis er in der Ferne ein Licht aufblinken sah, das immer größer wurde. Endlich war er am Ausgang des Grabens und bemerkte, dass das, was er für ein Licht gehalten hatte, ein Feuer war, an dem starr wie ein Steinbild das rothaarige Männlein saß. Da fiel ihm ein, dass er das Verbot überschritten und das Geheimnis des Geldes verraten hatte; voll Angst wollte er davonlaufen. Aber es war zu spät; denn schon stand das Männlein neben ihm, wurde größer und größer, bis eine riesenhafte Gestalt sich drohend über ihn reckte und finsteren Blickes mit schrecklicher Stimme dem zitternden Holzhauer zurief „Elender, du hast meine Güte missbraucht; empfange deinen Lohn!" Mit diesen Worten packte ihn der Gnom, riss ihn in zwei Stücke und warf ihn ins Feuer. Darauf verschwand das Männlein.
Am andern Tage vermisste man den Holzhauer; man suchte in der Hütte nach ihm, sah ihn aber nirgends. Erst nach einigen Tagen fanden seine Kameraden zufällig die Asche seines verbrannten Körpers im Wald und begruben sie an Ort und Stelle. Zum Gedächtnis an diese schreckliche Begebenheit wurde auf dem gleichen Platz ein Kreuz errichtet, das noch heutzutage dort steht und von den Bewohnern das Gnomenkreuz genannt wird.
Ein deutsches Märchen
Das Wichtelmännchen und der Höker
Es war einmal ein richtiger Student; er wohnte in der Dachkammer und besaß nichts. Und es war ein richtiger Höker, er wohnte im Parterre und besaß das ganze Haus, und zu ihm hielt sich das Wichtelmännchen, denn hier bekam es jeden Weihnachtsabend seine Schüssel Grütze mit einem großen Klumpen Butter darin! Das konnte der Höker geben und das Wichtelmännchen blieb im Laden, das war recht lehrreich.
Eines Tages kam der Student durch die Hintertür, um in eigener Person sein Licht und seinen Käse einzukaufen. Er hatte niemand zum Schicken und deshalb ging er selbst. Er bekam, was er verlangte, er bezahlte es und der Höker und seine Frau nickten ihm guten Abend zu. Das war eine Frau, die mehr konnte als nicken, sie hatte Redegaben. Und der Student nickte auch, blieb aber stehen und las ganz vertieft in dem Blatt Papier, das um den Käse gewickelt war. Es war ein Blatt, aus einem alten Buche gerissen, das nicht hätte in Stücke zerrissen werden dürfen, denn es war ein altes Buch voller Poesie.
„Da liegt noch mehr davon, sagte der Höker, „ich gab einer alten Frau ein paar Kaffeebohnen dafür, wenn Sie mir dafür acht Schilling geben wollen, sollen Sie den Rest haben.
„Schönen Dank!, sagte der Student, „geben Sie es mir anstelle des Käses! Ich kann heute Abend unbelegtes Butterbrot essen! Es wäre ja sündhaft, wenn das ganze Buch entzwei gerissen werden sollte. Sie sind ein prächtiger Mann, ein praktischer Mann, aber auf Poesie verstehen Sie sich nicht mehr, als diese Bütte hier.
Das war unartig gesagt, besonders gegen die Bütte, doch der Höker lachte und der Student lachte, denn es war ja halb im Scherze gesagt. Aber das Wichtelmännchen ärgerte sich, dass man solche Dinge einem Höker sagen durfte, der Hauswirt war und die beste Butter verkaufte.
Als es Nacht wurde, der Laden geschlossen und alle zu Bette gegangen waren bis auf den Studenten, ging das Wichtelmännchen hinein und nahm das Maulwerk der Hökersfrau, sie brauchte es ja nicht, während sie schlief. Wo in der Stube er es auf einen Gegenstand setzte, bekam dieser Sprache und konnte seine Gedanken und Gefühlen ebenso gut aussprechen wie die Frau, aber nicht mehr als einer konnte es auf einmal haben, und das war ein Segen, denn sonst wären sie sich gegenseitig übers Maul gefahren.
Nun setzte das Wichtelmännchen das Maulwerk auf die Bütte, worin die alten Zeitungen lagen. „Ist es wirklich wahr, dass Sie nicht wissen, was Poesie ist?"
„Ja, das weiß ich! sagte die Bütte, „das ist so etwas, was in den Zeitungen unter dem Strich steht und ausgeschnitten wird. Ich glaube, dass ich mehr davon in mir habe als der Student, und doch bin ich nur eine geringe Bütte beim Höker.
Und das Wichtelmännchen setzte das Maulwerk auf die Kaffeemühle, nein, wie es bei ihr ging! Und er setzte es auf das Butterfässchen und die Geldschublade – alle waren derselben Meinung wie die Bütte, und worüber die meisten sich einig sind, das muss man respektieren.
„Nun soll es der Student haben!" damit ging das Wichtelmännchen ganz leise die Hintertreppe hinauf bis an die Dachkammer, wo der Student wohnte. Es war Licht drinnen, und das Wichtelmännchen guckte durch das Schlüsselloch und sah, dass der Student in dem zerfetzten Buche von unten las. Aber wie hell es da drinnen war. Aus dem Buche drang ein leuchtender Strahl hervor, er wurde zu einem Stamm, einem mächtigen Baum, der sich hoch erhob und seine Zweige weit über den Studenten hinbreitete. Jedes Blatt war frisch und jede Blüte ein schönes Mädchenantlitz mit Augen so dunkel und strahlend, und anderen blau und klar. Jede Frucht war ein leuchtender Stern und in den Zweigen sang und klang es so herrlich und wundersam!
Nein, solche Herrlichkeit hätte sich das kleine Wichtelmännchen niemals träumen lassen. Niemals hatte es Ähnliches vernommen. Und so blieb es auf den Zehenspitzen stehen und guckte und guckte, bis das Licht drinnen ausging. Der Student blies wohl seine Lampe aus und ging zu Bett, aber der kleine Wichtel stand noch immer da, denn der Gesang ertönte weiter und war so sanft und liebevoll wie ein Schlummerlied für den Studenten, der sich zur Ruhe legte.
„Hier ist es unsagbar schön, sagte der kleine Wichtel, „das hätte ich nicht erwartet! Ich glaube, ich werde bei dem Studenten bleiben und er dachte darüber ganz vernünftig nach. Dann seufzte er: „Der Student hat keine Grütze
. Und dann ging er wieder hinab zu dem Höker. Und es war gut, dass er kam, denn die Bütte hatte das Maulwerk der Frau beinahe verbraucht, indem sie alles, was sie in sich aufgespeichert hatte, von der einen Seite von sich gab, und sie war gerade im Begriff, sich umzudrehen und es von der anderen Seite auch noch von sich zu geben, als das Wichtelmännchen kam und das Maulwerk wieder der Frau aufsetzte. Der ganze Laden jedoch, von der Geldschublade bis zum Brennholz hinab, richtete seit dieser Zeit seine Meinung nach der Bütte und achtete sie in einem solchen Grade und traute ihr soviel zu, dass von nun an, wenn der Höker in seiner Zeitung die Kunst- und Theatermitteilungen las, sie glaubten, dass sie von der Bütte herrührten.
Doch das kleine Wichtelmännchen saß nicht länger ruhig und lauschte all der Weisheit und dem Verstande hier unten, nein, sobald das Licht aus der Bodenkammer schimmerte, war es gerade, als seien die Lichtstrahlen ein starkes Ankertau, das ihn