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Zwei gemeinsame Leben: Viele Zweifel und kein Ende
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Zwei gemeinsame Leben: Viele Zweifel und kein Ende
eBook158 Seiten2 Stunden

Zwei gemeinsame Leben: Viele Zweifel und kein Ende

Von Mi Ja

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Über dieses E-Book

Essstörung ist eine Erkrankung, die nicht nur den Betroffenen zerstört, sondern auch ganze Familien an den Rand der Verzweiflung bringen kann. Emilly ist ein 15 jähriges Mädchen, das an einer a-typischen Anorexie leidet und deren Familie lange nicht weiß, was ihr eigentlich fehlt. Gegessen hat sie schon immer wenig, aber ihre Eltern empfanden dies als normal. "Unsere Tochter ist ebend ein zartes Kind!" Erst Jahre später wird klar, dass sie nicht nur ein zartes Kind ist, sondern eine ernsthafte Erkrankung hat.
Was macht eine solche Diagnose mit einer Familie? Wie geht vorallem eine Mutter damit um, dass ihr Kind krank ist und man ihr die Schuld daran gibt?
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum17. Apr. 2015
ISBN9783738678673
Zwei gemeinsame Leben: Viele Zweifel und kein Ende
Autor

Mi Ja

Mi Ja ist verheiratet und Mutter zweier Kinder im Alter von 12 und 15 Jahren. Sie lebt in einem kleinen Ort in Bayern und arbeitet hauptberuflich mit behinderten Menschen. Das Schreiben war eigentlich nur als Hobby gedacht, doch durch die Motivation von Freunden und ihrem Mann fasste sie den Entschluß, selbst ein Buch zu veröffentlichen. Aufgrund der Erkrankung ihrer Tochter, will sie mit diesem Buch ihre Erfahrungen mit Anderen teilen und Betroffenen Eltern zeigen, dass sie nicht alleine sind.

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    Buchvorschau

    Zwei gemeinsame Leben - Mi Ja

    Prolog

    20.September 1999

    Nun bist du da, mein kleines Wunder. Und schon jetzt, so wenige Minuten nach deiner Geburt, hast du einen starken Willen. Um dich ein wenig beim Atmen zu unterstützen, hält dein Papa dir einen Sauerstoffschlauch vor die Nase. Anstatt das du dir das gefallen lässt, kämpfst du mit ihm um diesen Schlauch und versuchst ihn weg zustoßen.

    Ich schau dich immer an und wünsche mir, dass dein Leben voller Sonnenschein sein möge und du ohne größere Probleme durchs Leben gehen würdest.

    Doch dieser Wunsch erfüllte sich nicht, doch das wusste ich damals noch nicht.

    Eigentlich sind wir eine ganz normale Familie, so wie Millionen auch. Es gibt Höhen und Tiefen, wie lieben uns und manchmal gehen wir uns aus dem Weg, weil es Streit und Konflikte gibt. Machen wir als Eltern Fehler? Ganz sicher, denn keiner von uns ist mit einer Gebrauchsanweisung für die Kindererziehung unter dem Arm zur Welt gekommen. Jeder von uns tut täglich sein Bestes um aus seinen Kindern selbständige Menschen zu machen, die mit beiden Beinen im Leben stehen. Oh ja das war und ist auch mein Anspruch.

    Kinder wollte ich schon immer. Bereits mit 13 Jahren war mir klar das ich eine Familie gründen wollte. Eigentlich konnte ich es kaum erwarten den Mann meines Lebens kennenzulernen und doch war ich so klar bei Verstand, um mir sicher zu sein das das mit der Familie erst ein Thema werden sollte, wenn ich mir selbst ein eigenes Leben aufgebaut hatte. Ich wollte erst meine Schule beenden und eine Ausbildung machen. Ich wollte einen Job finden und unsere Zukunft sichern. Das hiess erstmal eine Zeit lang arbeiten und das finanzielle etwas festigen.

    Das mit der Schule und der Ausbildung klappte auch ganz gut und den Mann fürs Leben fand ich bereits mit 15 Jahren und nach kurzer Zeit war mir auch irgendwie klar das er der Vater meiner Kinder sein würde. Den Job fand ich in Bayern und wohl fühlte ich mich auch dort. Nachdem wir die erste gemeinsame Wohnung bezogen hatten, dauerte es zwei Jahre bis das Thema gemeinsames Kind auftauchte.

    Irgendwann nahmen wir es sozusagen in Angriff und 1999 im September war es dann soweit. Du wurdest geboren und unser Glück schien perfekt. Wir hatten ein gesundes Kind und zu diesem Zeitpunkt warst du das auch. Viel zu lange haben wir gewartet! Das ist der Vorwurf den ich mir jeden Tag mache, aber was hätte ich ändern können bzw. wie hätte ich wissen können das du eigentlich krank bist? Dünn warst du immer schon. Nach deiner Geburt hast du dich mit dem Trinken etwas schwer getan. Ich war fest entschlossen dich zu stillen, aber so richtig klappen wollte es nicht. Du schliefst den ganzen Tag und wenn ich dich nicht geweckt hätte, so wie die Hebamme gesagt hatte, hättest du den ganzen Tag geschlafen ohne nur einmal etwas zu dir zu nehmen. Wir verpassten keine einzige Vorsorgeuntersuchung und ab dem 6. Lebensmonat, wir waren gerade dabei dich abzustillen, wurde auch dein Gewicht ein Thema. Du warst einfach zu leicht. Aber am Anfang schoben wir es auf die Umstellung deiner Nahrung, aber bald konnte das nicht mehr der Grund sein.

    Mit acht Jahren beobachteten wir das erste Mal gezielt das du das Essen dazu benutztest Aufmerksamkeit zu erlangen. Ich machte mir echt Sorgen, denn immer wieder wurde mir von anderen gesagt das du sehr mager wirktest. Also wurde ich bei deinem Kinderarzt vorstellig

    Und wieder sagte sie mir: Machen sie sich keine Sorgen. Das mit dem Gewicht ihrer Tochter gibt sich schon wieder. Kontrollieren sie nicht was sie isst und reden sie nicht mit ihr über das Essen. Dann wird das schon wieder. Wir stellen einfach ein paar Regeln auf, dann klappt das schon, denn für eine Magersucht ist sie noch zu jung. Ich fragte nach Was für Regeln sollen das denn sein?

    Nun ja machen sie es einfach so das Emilly sich mit an den Tisch setzten muss, wenn sie essen, egal ob sie selbst was isst oder nicht. Was sie sich nimmt muss sie essen und Süßigkeiten gibt es dann aber auch nicht. Und schauen sie nicht nach was sie in der Schule gegessen hat oder ob sie überhaupt gegessen hat.

    So richtig konnte ich nicht glauben das dies funktionieren sollte. Aber wie sollte ich daran zweifeln das es richtig war. Es war schließlich ein Arzt der mir diese Tipps gab und wem sollte ich denn sonst vertrauen wenn nicht ihr. Also glaubte ich das alles wieder gut wird. Aber nichts wurde wieder gut. Ok eine zeitlang funktionierten diese Tipps, aber lange hielt es nicht an. Und wieder standen wir vor dem Problem, das du nicht zunahmst und wenn du mal krank wurdest warst du im Anschluss daran noch dünner wie vorher. Es war meine Schwester die mich immer wieder darauf aufmerksam machte das du so dünn seist. Immer wieder hörte ich Mija du musst etwas unternehmen. Emilly sieht aus wie verhungert. Auch in der Öffentlichkeit schaute man dir unverholen hinterher und tuschelte hinter vorgehaltener Hand. Dir schien es nichts auszumachen, obwohl du dich ganz oft darüber ärgertest das selbst Erwachsene immer wieder zu dir sagten: Hier nimm zwei Stück Schokolade, damit was auf dich drauf kommt! Aber geändert hat selbst das nichts. Du verweigertest trotzdem das Essen oder wenn du aßt dann sehr wenig. Aber jemals auf die Idee zu kommen das es eine beginnende Magersucht ist, das war weit entfernt. Ich verschwendete nicht einen kleinen Gedanken daran das das was du tust krankhaft sei.

    Du warst mitlerweile 12 Jahre alt und es wurde und wurde nicht besser. So langsam hätte bei dir sowas wie eine körperliche Pubertät einsetzen müssen, aber nichts. Also ging ich mal wieder zu einem Arzt mit dir. Es war mein Hausarzt, so ein typischer Landarzt und ich hatte die Hoffnung das er mir helfen würde und nicht alles wieder irgendwie beschönigt wie deine Kinderärztin. Er schickte uns in die Kinderklinik und bat darum mal die Schilddrüse zu untersuchen. Das wurde auch gemacht und ich musste viele Fragen beantworten und es war dieser Arzt dort der das erste Mal Fütterstörung in den Mund nahm. Zu Hause angekommen habe ich es gegooglet. Oh mein Gott ich konnt es nicht fassen. Ich dachte echt was da steht wurde aufgrund des Verhaltens meiner Tochter verfasst. Genau das was da stand warst du. Auch du begannst zu brüllen, wenn es ans essen ging,ich rannte teilweise mit dem Essen hinter dir her. Also wurde etwas übersehen. Jetzt musste ich mir doch Gedanken, ernsthafte Gedanken machen, denn deine Schilddrüse war ok und auch sonst warst du körperlich gesund.

    Man schlug mir einen Arzt in der Nähe vor, einen Psychiater, der sich mit Essstörungen auskannte und meinte das psychologische Betreuung auch ganz gut wäre. War das wirklich nötig? Irgendwann musste aber auch ich mir eingestehen das es nicht normal ist, das du ein kleines Stück Brot abbeisst und dann eine gefühlte halbe Stunde darauf herum kaust und dann satt bist. Zu diesem Zeitpunkt waren wir aber bereits in ärztlicher Behandlung und diesmal war es jemand der sofort erkannte das du eine Essstörung hast. Er machte dir klar das es gefährlich werden kann, wenn du zu wenig isst. In einer Sprechstunde, es kommt mir vor als wäre es gestern, sagte er dir: Emilly, wenn dein Körper zu wenig Nährstoffe bekommt, dann kann er nicht mehr deine Organe versorgen. Es kann dann passieren das dein Herz krank wird oder deine Nieren versagen.

    Ich dachte noch so bei mir:; Mann starker Toback!; aber er hatte ja Recht und eigentlich fand ich es auch gut, das er es dir klar machte. Er war es auch der das erste Mal die Worte stationärer Aufenthalt in den Mund nahm.

    Nach dieser Sprechstunde brachst du in Tränen aus: Mama ich habe Angst zu sterben! Wieso das denn? Naja er hat doch gesagt das meine Nieren kaputt gehen können und da kann man ja dran sterben! Ich konnte dich beruhigen und sagte dir das das nicht einfach so passiert, da werden vorher Symptome auftreten auf die wir dann reagieren werden und dir helfen würden. Ich machte dir aber auch klar das du allein etwas daran ändern kann und das es nicht so weit kommen muss. Ich hatte die Hoffnung das diese Ansprache eventuell bei dir etwas ausgelöst hat was dich veranlassen würde etwas an deinem Essverhalten zu ändern. Doch dem war nicht so. Weihnachten 2011 verbrachten wir bei deiner Tante Lisa und Mia. Zu Nikolaus hattest du genauso wie dein Bruder einen Schokibeutel bekommen und an Weihnachten gab es auch noch Süßigkeiten. Irgendwann fiel mir auf das du sowohl von den Nikolaussachen wie auch von den

    Weihnachtssüßigkeiten fast nichts gegessen hattest und das war selbst für dich ungewöhnlich, denn Süßigkeiten gingen immer. Dann war da noch die Sache mit dem Brot was du nicht aufaßt, sondern nur so vor dich hinknabbertest. Und da waren auch noch die bunten Nudeln die du normalerweise immer gern gegessen hast und plötzlich schmeckte jede Nudel anders und du weigertest dich das zu essen. Je mehr Tante Lisa auf dich einredete um so mehr verweigertest du. Ich sagte schon lange nichts mehr, weil ich wusste was dann passiert. So manche Diskussion führte ich mit meiner Schwester, aber zu einem Ergebnis kamen wir nie. Das einzige was ich wußte war, das sich dein Verhalten verschlechtert hatte und das es nicht so weitergehen konnte.

    Deshalb kamen wir an der Klinik nicht mehr vorbei. Ich musste mir eingestehen das meine und die Kraft der ganzen Familie am Ende ist. Ich habe immer wieder versucht dir zu helfen aber es hat nichts gebracht. Keiner von uns wusste mehr was wir anders machen könnten und wie wir dich dazu bringen können zu essen. Wir waren es langsam leid immer wieder das Essen zum Thema machen zu müssen und uns von anderen Leuten anhören zu müssen was wir in deren Augen nicht alles falsch machen würden und was wir ändern sollten. Verdammt was wussten die denn schon! Ich hatte schon lange den Verdacht das du uns belügst, denn in der Schule konnten wir natürlich nicht kontrollieren was du zu dir nahmst und wenn du mir die Brotzeit wieder mit nach Hause brachtest und sagtest du hättest etwas von einer Freundin abbekommen,Brezel oder so, wie sollte ich beweisen ob es stimmt oder nicht. Klar hatte ich meine Zweifel und hinterfragte ständig ob du die Wahrheit sagts oder nicht,das Gegenteil konnte ich aber auch nicht nachweisen. Stattdessen maßregelte ich mich selbst und haderte mit mir. Ich dachte ständig wieso ich dir nicht vertraute und dir nicht glaubte. Wie sollte ich dir zeigen das du mir vertrauen kannst, wenn ich dir nicht vertraue? Es war echt zum Verzweifeln.

    Und dann war es soweit. Wir hatten einen Termin in einer Klinik in unserer Nähe. Du warst sehr gespannt auf diese Station und du freutest dich darauf sie zu besichtigen.

    Die Oberärztin empfing uns und erklärte wie der Ablauf hier sei. Die Kinder die hier sind haben die unterschiedlichsten Probleme unter anderem eben auch Essstörungen. Du darfst jedes Wochenende nach Hause vorrausgesetzt du schaffst deine vorgegebene Gewichtszunahme. Das wären in deinem Fall 300 Gramm die Woche. Solltest du es nicht schaffen dann musst du leider das Wochenende auf Station verbringen.

    Sie erkundigte sich auch nach deiner Vorgeschichte. Eine Frage war: Können sie festmachen ab wann dieses Problem das erste Mal auftrat? Ich musste nicht lange überlegen: Es begann mit einem halben Jahr, genau mit der Abstillphase. Von da an traten die Essprobleme auf. Heute ist sie 12 und es ändert sich nichts. Es gibt mal Phasen wo es besser ist aber dann wieder isst sie schlecht.

    Die Ärztin machte mir klar das der Aufenthalt zwischen 4 und 6 Monaten sei, aber auch länger sein kann. Je nach dem wie gut Emilly mitmacht. Du ließt dich selbst auf die Warteliste setzen und warst überzeugt, das es das Richtige für dich ist."

    Auf dem Heimweg viel mir dann alles wieder ein.

    Du warst gerade 6 Monate alt. Wir hatten es uns auf der Couch gemütlich gemacht. Ich hatte immer meine Beine angwinkelt und du hast an meine Oberschenke gelehnt auf meinem Schoß gesessen. Ich aß eine Banane und deine kleinen Finger griffen immer wieder danach bis du es geschafft hattest mir ein Stück zu mopsen. Du schautest sie an und begannst sie genüsslich zu essen. Sofort dachte ich an die Worte der Hebamme im Geburtsvorbereitungskurses: Wenn das Kind beginnt allein zu essen dann reicht die Muttermilch nicht mehr und es ist Zeit abzustillen. Also dachte ich mir es ist nun soweit, Emilly ißt eine Banane also benötigt sie mehr. In den nächsten Tagen begann ich dann Brei zu kochen. Und damit fing das Dilemma so richtig an. Du aßt zwar aber es war wirklich nicht sehr viel, auch das was ich selbst kochte landete nicht alles in deinem Magen. Das einzige was dir wirklich schmeckte war ein Nudelgericht aus dem Gläschen. Doch ich konnte dir doch nicht ständig dieses Gläschen füttern. Dann warst du ca. ein Jahr alt und wir hatten die Breiphase hinter uns. Du bekamst jetzt z.B. Brot zum Abendessen. Doch die Probleme wurden nicht weniger.

    Einige Abende liefen sehr ruhig ab und du aßt das was wir gemeinsam mit dir ausgesucht hatten, Brot mit deiner Lieblingswurst oder dem Lieblingskäse. Aber an anderen Abenden wieder hatten wir nur Geschrei und Gezeter. Schon wenn es hieß das wir jetzt essen begannst du zu schreien und hast dich so gesperrt

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