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Sturmfahrt
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eBook422 Seiten5 Stunden

Sturmfahrt

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Über dieses E-Book

Ein Jahr nach den Ereignissen im Pfälzer Wald beginnt für Tom endlich ein neues Leben, als ihn eine seltsame Nachricht seines verschwundenen Freundes erreicht. Ist es ein Hilferuf oder eine Einladung? Tom macht sich auf die Suche nach Kai. Sein Weg führt ihn aus der beschaulichen Eifel über Hamburg und Helgoland nach Paris und schließlich in die französische Auvergne.

Aber es ist noch jemand hinter Kai her und als er es bemerkt, ist es fast zu spät.

Die Fortsetzung von "Achtzehn Tage"
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum15. Juni 2015
ISBN9783738678093
Sturmfahrt
Autor

Ulrich Lucas

Der Autor, Jahrgang 1965, lebt und schreibt in Nieder-Wiesen.

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    Buchvorschau

    Sturmfahrt - Ulrich Lucas

    Sturmfahrt

    Wassenach, Eifel

    Als Tom die Augen aufschlug, fiel sein erster Blick auf den Radiowecker, dessen rote Ziffern zwei Uhr früh anzeigten. Irgendetwas hatte ihn geweckt, ein Geräusch unbestimmbarer Herkunft. Ein Knarren oder Knacken. Er setzte sich in seinem Bett auf und sah sich im Zimmer um. Der Vollmond schien durch das einzige Fenster und tauchte die Einrichtung des kleinen Raumes in ein kaltes, unwirkliches Licht. Tom sah schemenhaft seinen Kleiderschrank, den Schreibtisch mit dem Stuhl davor, die Kommode und den alten Lieblingssessel seines Vaters, den er vor dem Sperrmüll gerettet hatte. Er schwang die Beine aus dem Bett und lauschte. Nichts. Irgendwo entfernt bellte ein kleiner Hund und auf der Hauptstraße wurde das Getriebe eines Autos gequält. Tom ging zum Fenster und sah hinaus. Der Hof lag im fahlen Licht verlassen da. Im Haupthaus war es dunkel. Toms Zimmer befand sich über der ehemaligen Schreinerwerkstatt, in der Max von Steinberg nur noch gelegentlich werkelte. Der Raum war ehemals als Aufenthaltsraum für Angestellte konzipiert gewesen und besaß auch einen kleinen Waschraum nebst Dusche und Toilette. Tom hatte nach seiner Ankunft vor knapp acht Monaten zuerst im Gästezimmer geschlafen, dann aber den Raum entdeckt und Max überredet, dort einziehen zu dürfen. Tom gefielen die vertäfelten Wände, der rohe Holzfußboden und der staubige Geruch, der in der Luft lag, als er das Zimmer zum ersten Mal betreten hatte. Es gab auch keine Heizung, nur einen Holzofen, der zu Zeiten des Schreinerbetriebes mit Holzabfällen befeuert worden war. Die Vertrautheit erschreckte Tom und beruhigte ihn zugleich.

    Er wollte gerade wieder ins Bett gehen, als es wieder krachte. Erschrocken fuhr er zusammen und machte einen Schritt rückwärts. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und er sah sich verwirrt um. Er tastete nach dem Lichtschalter, aber die Lampe blieb dunkel. Erneut knackte es um ihn herum. Es war laut wie ein Pistolenschuss und Tom wirbelte um die eigene Achse. Dann sah er nach oben und sog erschrocken die Luft ein. War die Decke schon immer so niedrig gewesen? Ein reißendes Knirschen ließ ihn abermals zusammenzucken und er sah mit einer Mischung aus Schrecken und Faszination, wie sich die rückwärtige Wand auf ihn zu bewegte. Hinter ihm knackte es und die andere Wand einschließlich der Zimmertür rumpelte auf ihn zu. Staub rieselte aus den Ritzen und seine Augen begannen zu tränen. Am Fenster fiel wie von Geisterhand die Jalousie herunter und auch die Außenwand näherte sich ihm knirschend und ächzend. Tom stand wie gelähmt vor Schreck und beobachtete, wie alle vier Wände und sogar die Decke auf ihn zukamen, wie der Raum immer kleiner wurde und er sich einfach nicht bewegen konnte, er war wie festgenagelt, er konnte nicht einmal schreien. Er presste die Hände an die Schläfen und als die Decke schließlich seinen Kopf berührte und ihn unbarmherzig niederdrückte, ging er in die Knie und erstmals drang ein Stöhnen aus seiner Kehle. Auf dem Boden liegend krümmte er sich zusammen und versuchte, sich so klein wie möglich zu machen, vielleicht würden die Wände stehen bleiben, bevor sie ihn zerquetschten, aber den Gefallen taten sie ihm nicht. Er spürte eine Wand bereits an seiner Stirn, nicht lange, dann würden sie ihn zusammenpressen und als er schließlich einsah, dass er hier sterben würde, löste sich seine Angst in einem befreienden Schrei und er wurde wach.

    Das Erste, was er sah, war die Wand direkt vor seinem Gesicht, an die er während seines unruhigen Schlafs gestoßen war. Keuchend stieß er sich von ihr ab und fiel aus dem Bett. Der Aufprall brachte ihn zur Besinnung, er rappelte sich hoch und sah sich unsicher um. Alles war an seinem Platz, nichts hatte sich verändert. Durch das Fenster schien die Morgensonne eines neuen Frühlingstages. Er riss es auf und atmete die kühle, frische Luft gierig in seine Lungen. Schließlich klärte sich das Unwetter in seinem Kopf und er konnte wieder klar denken. Unten im Hof lag Chester auf seinem Lieblingsplatz in der Sonne und Marie spielte mit seinen zuckenden Ohren. Die kleine, bunte Katze hatte Franziska, Max' Freundin, aus dem Tierheim mitgebracht, in dem sie ehrenamtlich arbeitete. Chester hatte die Kleine sofort akzeptiert und ließ nun alles geduldig mit sich machen. Sie durfte auf ihm herumspringen, seinen Schwanz fangen und er ließ sich sogar von den winzigen Pfoten auf die große Nase hauen. Tom beobachtete die Idylle und lächelte. Chester hatte sich in den acht Monaten erstaunlich gut von den Strapazen des vergangenen Sommers erholt. Sein Fell glänzte wieder, er fraß wie ein schwarzes Loch, einzig seine Unternehmungslust schien gebremst zu sein. Längere Spaziergänge strengten ihn an, man sah ihm an, wie froh er war, sich wieder auf die alte Wolldecke legen zu können, wenn sie zuhause ankamen. Tom konnte es ihm nicht verübeln. Ihn dagegen drängte es hinaus, wann immer sich eine Gelegenheit bot. War er in den ersten Wochen noch mit dem Hund zusammen immer wieder zu der Anhöhe vor Wassenach gegangen und hatte dort in den Wald gestarrt, so lief er jetzt alleine und war im Laufe der Zeit zum Joggen übergegangen. Sein Ziel war immer noch jene Wiese, wo er immer kurz verschnaufte und dann weiterlief zum See um dort bis kurz vor das Kloster Maria Laach zu laufen und dann umzukehren. Während er in den Hof blickte, schob sich eine Wolke vor die Sonne und zeitgleich legte sich ein Schatten auf sein Gemüt. Er würde nicht mehr lange die Zeit haben, morgens zu joggen. Er würde wahrscheinlich immer seltener Gelegenheit haben, den Platz aufzusuchen, an dem sich Kai von ihm getrennt hatte. In spätestens vier Wochen, wenn er seine gemeinnützige Arbeit abgeleistet hatte, zu der er vom Gericht verdonnert worden war, würde er wieder in eine Schule gehen. Er würde wieder in einem Klassenzimmer sitzen und Dinge hören, die ihn gar nicht interessierten. Er würde sich wieder Regeln beugen müssen, deren Sinn er nicht einsah. Er spürte wie sich sein Magen bei dem Gedanken hob. Einmal, zweimal… dann stürzte er aus dem Zimmer, stieß die Tür ins Badezimmer auf und erbrach sich brüllend ins Klo.

    Keuchend und mit vor Tränen nassem Gesicht hing er über der Kloschüssel und atmete den Geruch seines Mageninhalts ein, was ihm erneut seine Innereien umdrehte und er einen Batzen Schleim hervorwürgte und dann auf den kalten Fliesenboden sank. Es dauerte einige Minuten, bis er sich beruhigte, dann stand er auf, betätigte die Spülung und wusch sich das Gesicht. Aus dem Spiegel über dem Waschbecken starrten ihn verquollene Augen an. Seine Haare trug er seit einem halben Jahr nur wenige Millimeter kurz. Die verdreckte, juckende Mähne, mit der er hier angekommen war, war nur noch eine schlechte Erinnerung. Er fuhr mit der Hand über die Stoppeln.

    Na toll, dachte er. Viel besser als damals siehst du auch nicht aus.

    Er zog sich aus und stellte sich unter die Dusche. Das heiße Wasser kurbelte seinen Kreislauf an, es löste die verspannten Muskeln der vergangenen Nacht und spülte vor allem den Gestank des Erbrochenen fort. Der Alptraum fiel ihm wieder ein. Es war nicht das erste Mal, dass er ihn heimsuchte, in ähnlicher Form hatte er schon des Öfteren schlecht geträumt. Jedes Mal ging es um Enge, darum, eingesperrt zu sein, sich nicht bewegen zu können. Wieder einmal war er seiner Anwältin dankbar, die ihm geholfen hatte, nicht in den Knast zu müssen, sondern seine Strafe abarbeiten zu dürfen. Die Angst vor dem Gefängnis war das beherrschende Gefühl gewesen, kurz nachdem er in Wassenach angekommen war. Dass Schroeder noch lebte, dass Kai fort war, ja selbst das Wissen, dass er es tatsächlich bis hierher geschafft hatte, war nichts im Vergleich zu der Angst, eingesperrt zu werden. Die Erleichterung, dass seine Strafe letztendlich in mehreren Stunden gemeinnütziger Arbeit bestand, vermochte er auch zwei Monate danach noch nicht in Worte zu fassen. Der Job bestand darin, das Grundstück eines Altenheims in Ordnung zu halten. Sein Revier war somit ein kleines Stück Natur. Er mähte den Rasen, stutzte Sträucher, entfernte Unkraut von den Wegen und Parkplätzen und so weiter. Der Geruch von frischer Erde, von gemähtem Gras und das Gefühl von Zweigen und Ästen in seinen Händen waren für ihn wie ein Aphrodisiakum. Er fühlte sich dann immer für einen kleinen Moment zurückversetzt in den Sommer vergangenen Jahres. Wie schon beim ersten Betreten seines Zimmers empfand er es auch im Garten vom Haus Maria erschreckend, wie schnell sämtliche Anspannung von ihm wich, sobald er in der Erde wühlte. Je dreckiger seine Hände waren, je mehr er vom Harz der Zweige roch, die er schnitt, umso wohler fühlte er sich.

    Ein ungewollt tiefer Seufzer entwich ihm, als er das mittlerweile lauwarme Wasser abdrehte und aus der Kabine stieg. Er entließ die dichten Schwaden durch das schmale Fenster und rubbelte sich trocken. Seine Haut hatte wieder etwas Farbe angenommen und seine Augen blickten ihn nicht mehr ganz so müde und erschöpft aus dem Spiegel an. Er zog Jogginghose, T-Shirt und Turnschuhe an und ging hinunter. Auf dem Weg durch die Werkstatt kam er an seinem Chopper vorbei, der abgedeckt unter einer Plane in der Ecke stand. Sein Führerschein war eingezogen worden. Eine Tatsache, die Tom wirklich schmerzte. Er schenkte dem unförmigen, grau glänzenden Gebilde in der Ecke einen wehmütigen Blick und betrat den Hof. Als Chester die Tür quietschen hörte, stand er auf und Marie purzelte von seinem Rücken. Die kleine Katze schüttelte verdutzt den Kopf und beschäftigte sich dann mit einer Motte, die sie zu fangen versuchte. Hund und Herrchen trafen sich in der Mitte des Hofes und Tom ging in die Hocke und strich seinem vierbeinigen Freund übers Fell und klopfte seine Flanken. Chester sah ihn mit dem typischsten aller Hundeblicke an und schien zu grinsen. Er lehnte sich mit seinem vollen Kampfgewicht gegen seinen Menschen und schien die Berührungen zu genießen.

    „Komm frühstücken, Dicker, sagte Tom und erhob sich. Auf dem Weg zum Haus nahm er Marie hoch, strich ihr über das bunte Fell und setzte sie auf der Treppe zur Haustür ab. Die Katze quittierte es mit einem hellen Miauen und widmete sich sofort wieder der Jagd auf Motten und Mücken. In der Küche hantierte jemand lautstark mit Geschirr und der Duft von frischem Kaffee und aufgebackenen Brötchen wehte Tom um die Nase. SWR3 spielte gerade „Fairytale gone bad von Sunrise Avenue, als Tom und Chester hereinkamen.

    „Na, wen haben wir denn da, sagte Franziska lachend, als sie die beiden erblickte. „Auch schon wieder unter den Lebenden?

    „Morgen", sagte Tom gähnend. Chester tappte zu seinen Näpfen, angelte ein paar Frolics heraus, trank etwas und krabbelte dann unter die Eckbank, wo er mit einem tiefen Schnaufer zu Toms Füßen liegenblieb.

    „Gut geschlafen", fragte Franziska und goss Kaffee ein.

    „Ganz okay", antwortete Tom. Er nahm einen Schluck, setzte die Tasse ab und ertappte sich dabei, wie er Franziska auf den Hintern guckte, während sie die Brötchen aus dem Backofen holte. Max’ Freundin war 32 aber man konnte sie glatt für 22 halten. Sie hatte eine tolle Figur, lange dunkelblonde Haare, die sie meist zu einem Pferdeschwanz gebunden trug und bevorzugte schlabberige Klamotten. Sie rauchte selbstgedrehte Zigaretten, liebte Rockkonzerte, schrieb Gedichte über Freiheit, Freundschaft und Liebe und verdiente ihren Lebensunterhalt als Fotografin. Ihre Bilder verkaufte sie an Magazine, Zeitungen und Buchverlage. Tom war so beeindruckt, dass allein die Tatsache, dass sie mit seinem Vater liiert war, ihn daran hinderte, sich in sie zu verlieben.

    „Du hast auch schon mal besser gelogen", sagte sie plötzlich und klopfte ihm auf die Schulter. Sie stellte den Korb mit den Brötchen auf den Tisch und setzte sich.

    „Was meinst du?"

    „Ich hab einen Blick dafür. Du hast nicht gut geschlafen, stimmt’s?"

    „Nicht wirklich", gab Tom kopfschüttelnd zu.

    „Wieder dieser komische Traum? Enge, Klaustrophobie und so?"

    Er nickte und trank die halbe Tasse mit einem Schluck leer. Franziska nahm ein Brötchen und schnitt es auf.

    „Hast du mit Doktor Hartwig schon mal geredet?"

    „Was soll denn der machen, fragte Tom. „Der ist Internist, kein Psychiater. Oder meinst du, ich hätte einen nötig?

    „Ach Blödsinn, antwortete sie. „Nach alldem, was du hinter dir hast, wäre es unnormal, keine schlechten Träume zu haben. Ich dachte nur, es kann nicht schaden, wenn du mit einem Außenstehenden sprichst. Nur um nicht alles in sich reinzufressen, verstehst du? Hast du überhaupt schon mal mit jemanden außer mir darüber geredet?

    Tom zuckte die Achseln. „Mit wem denn? Ich kenn doch sonst niemanden. Und mit Dad will ich darüber nicht reden. Ich glaube, der versteht immer noch nicht so ganz, was letztes Jahr eigentlich passiert ist."

    „Das ist ja auch nicht gerade wenig", sagte Franziska.

    „Ich denke, vielleicht will er es auch nicht verstehen."

    „Das wiederum ist Unsinn."

    „Und wieso weicht er dann immer wieder aus", fragte Tom verärgert.

    Franziska schwieg und biss in ihr Brötchen, dessen dicker Marmeladebelag rechts und links heruntertropfte. Tom nahm sich eines, legte es auf den Teller und starrte auf die Sonnenblumenkerne, die die Kruste bedeckten.

    „Eigentlich soll ich’s dir nicht sagen", sagte Franziska nach einer Weile. Tom sah auf.

    „Was nicht sagen?"

    „Warum Max nicht darüber sprechen will."

    „Du weißt es?" Tom war ehrlich überrascht. Franziska nickte.

    „Er kriegt Panik, wenn er sich vorstellt, was letztes Jahr alles hätte passieren können. Du hättest irgendwo da draußen krank werden können, dir den Fuß brechen, den Hals oder was weiß ich. Du hättest überfallen werden können, getötet… „

    „Das denkt er doch nicht im Ernst, fragte Tom fassungslos. „Franziska, ich war nicht im Dschungel von Borneo, sondern hier vor der Haustür!

    „Ist eben dein Vater, sagte sie schulterzuckend. „Aber tu mir einen Gefallen und sag ihm nicht, dass du es von mir weißt. Ich vermute mal, insgeheim weiß er, dass es Unfug ist. Ich glaube eher, es ist die Tatsache, dass er dir sowas nie zugetraut hat. Für ihn warst du immer ein stilles Wasser und plötzlich… naja, plötzlich randalierst du in der Schule, haust einfach ab, kein Mensch weiß wo du bist… das kann so einen bodenständigen Typ wie Max schon aus den Latschen hauen.

    Tom begann zu verstehen, weshalb sein Vater so reserviert erschien und jedes Gespräch über die Ereignisse im vergangenen Sommer vermied.

    „Du meinst also, ich bin ihm irgendwie fremd geworden?"

    „Versuch doch mal nachzuempfinden wie das sein muss, wenn jemand, den man jahrelang kennt, ganz plötzlich Dinge tut, die man nie von ihm erwartet hätte."

    „Hm, machte Tom. „Das ist nicht allzu schwer. Ich hätte es auch nie von ihm erwartet, dass er mich und meine Mutter von heute auf morgen sitzen lässt.

    „Der Punkt geht an dich, sagte Franziska trocken und grinste schief. „Das muss heftig gewesen sein.

    „Yep. Dagegen war der Trip durch den Wald ein Witz."

    Franziska nickte langsam und schlürfte Kaffee.

    „Und wie geht’s jetzt weiter, fragte sie vorsichtig. „Hast du schon irgendwelche Pläne?

    „Was kann man denn schon großartig planen? Man wird verplant, findest du nicht?"

    „Es sei denn, man tut was dagegen", sagte Franziska. Ehe Tom fragen konnte, wie sie das meinte, klingelte das Telefon. Sie stand auf und ging ins Wohnzimmer. Tom bekam mit, wie sie einen scheinbar aufgebrachten Kunden seines Vaters zu beruhigen versuchte, der dann mitten im Gespräch auflegte.

    „Blödmann, hörte er sie sagen und das Mobilteil in die Ladestation rammen. „Was für ein Benehmen, sagte sie kopfschüttelnd, als sie wieder in die Küche zurückkam. Sie nahm ihr Tabakpäckchen und knallte es auf den Tisch.

    „Ich muss jetzt frustrauchen, erklärte sie. „Auch eine?

    Tom nickte. Er rauchte nicht oft, aber in Gegenwart von Franziska machte es Spaß. Außerdem gefiel es ihm, dass er seinen Vater damit ärgern konnte. Max von Steinberg hatte kein Verständnis dafür, wenn man sich bewusst ungesund verhielt. Rauchen und Trinken gehörte dazu. Vom Kiffen mal ganz abgesehen. Tom bezweifelte, dass dieses Wort überhaupt in seinem Wortschatz existierte und er hütete sich, auch nur ein Sterbenswörtchen davon zu verlieren, was im letzten Sommer in einer ganz bestimmten Hütte in einem ganz bestimmten Wald passiert war.

    „Das Leben ist viel zu kostbar, als dass man sich bewusst dieses Zeug in die Lungen pumpt", dozierte Max immer, wenn das Thema darauf kam.

    „Weißt du, was noch viel ungesünder ist", hatte Tom gesagt, als Max ihn das erste Mal hatte rauchen sehen.

    „Na was?"

    „Das Leben selbst. Es endet immer mit dem Tod", hatte Tom gesagt und einen tiefen Zug von Franziskas überaus aromatischem Tabak genommen. Max war brabbelnd und schimpfend in seinem Atelier verschwunden und hatte die Tür zugeknallt.

    Er sah zu, wie sie eine Zigarette drehte und sie ihm reichte. Der Rauch kratzte etwas, aber daran hatte er sich schon gewöhnt. Er goss Kaffee ein und sie saßen eine Weile schweigend gegenüber.

    „Wie hast du das gemeint, es sei denn man tut was", fragte er.

    „So wie ich es gesagt hab. Jeder ist seines Glückes Schmied. Den Spruch wirst du doch kennen, oder?"

    „Wenn das mal immer so einfach wäre."

    „Niemand sagt, dass es einfach ist, sagte Franziska. „Aber was wäre die Welt ohne all diejenigen, die eben nicht immer den einfachsten Weg gewählt haben? All die Künstler, Musiker, Maler, Schriftsteller, Philosophen. Stell dir mal vor, die wären alle Staubsaugervertreter geworden. Oder Versicherungsangestellte. Oder, noch schlimmer, Sachbearbeiter in irgendeinem Großraumbüro. Bah pfui!

    Sie steckte sich symbolisch den Finger in den Hals und Tom musste lachen. Franziska grinste und drückte ihre Zigarette aus. Tom nahm noch einen Zug und tat es ihr gleich.

    „Die Welt braucht Individualisten, Tom", sagte sie mit einem vielsagenden Lächeln. Dann stand sie auf und begann den Tisch abzuräumen. Tom bot sich an, zu helfen, aber sie schüttelte den Kopf.

    „Ich geh dann mal laufen", sagte er.

    Als er aufstand, wuchtete Chester seine fünfunddreißig Kilo unter der Eckbank hervor und folgte seinem Herrchen in den Hof. Dafür, dass es erst März war, hatte die Sonne schon sehr viel Kraft und Tom genoss die warmen Strahlen auf seiner Haut. Es würde ein schöner Frühlingstag werden und er freute sich schon auf seine Arbeit in dem Altenheim. Während Tom hinüber zur Werkstatt ging, warf sich Chester auf seine dicke Wolldecke neben der Haustür und sah ihm nach.

    Er verließ in leichtem Laufschritt den Hof und lief die Hauptstraße entlang aus dem Dorf hinaus. Unterwegs kam ihm der Range Rover von Doktor Hartwig entgegen. Der Arzt begrüßte ihn mit Lichthupe und bremste ab, um Tom einen fragenden Blick zuzuwerfen. Tom quittierte es, indem er beide Daumen hob, lächelte und weiterlief. Das tiefe Blubbern des schweren Motors wurde hinter ihm leiser und Tom war auf dem Weg zur Anhöhe. Er spürte, wie die Muskeln in seinen Beinen arbeiteten, wie sein Herz schneller pumpte und seine Lungen anfingen, leicht zu brennen. Als er an „ihrer" Stelle vorbei kam, zwang er sich, weiterzulaufen. Er beschleunigte, rannte den Feldweg weiter in Richtung Haus Waldfrieden und legte seine ganze Wut, die ihn an dieser Stelle fast regelmäßig übermannte, in einen Sprint, den er keuchend und japsend erst auf der großen Lichtung vor dem Hotel beendete. Schnaufend beugte er sich über eine Parkbank und wartete, bis sich seine Atmung normalisierte. Sein Körper war unter den Laufklamotten nass vor Schweiß und er spürte sein Herz hart in der Kehle pochen. Er stemmte die Hände in die Seiten und lief langsam am Waldrand entlang. Schließlich ging sein Puls langsam runter. Er blieb stehen und starrte in das Dickicht vor ihm. Das Gewirr von Ästen, Zweigen und frischen, hellgrünen Blättern verschwamm vor seinen Augen zu einem surrealen Bild, zu einer Art Spirale, die ihn in ihren Bann zog. Als er wieder zu sich kam, stand er mitten im Unterholz. Verwirrt sah er sich um. Er war mindestens fünfzig Meter in den Wald vorgedrungen, ohne sich daran erinnern zu können. Seine Füße waren im Laub verschwunden, er atmete tief den modrigen Geruch von Waldboden und fauligem Holz ein und sank in die Knie. Seine Hände gruben sich wie von selbst in die noch kalte Erde vor ihm und seine Nase sog gierig den würzigen Geruch ein. Auf wundersame Weise war plötzlich sämtliche Anspannung von ihm gewichen. Kein Zorn. Keine Angst. Er fühlte sich nur noch unsagbar wohl. Er zerkrümelte die Erde zwischen seinen Fingern und ließ sie zu Boden rieseln. Ein kleiner schwarzer Käfer kroch über seine Hand und er ließ ihn behutsam hinunter. Ein Geräusch wie von menschlichen Schritten in trockenem Laub ließ ihn aufhorchen. Er sah sich in alle Richtungen um. Nichts. Er stand auf und lauschte. Die Schritte schienen näher zu kommen. Schließlich war es nur eine Amsel, die durch das Laub hüpfte und mit dem Schnabel die Blätter nach Essbarem durchsuchte. Tom holte tief Luft und atmete hörbar aus. Erschrocken flatterte die Amsel hoch und verschwand schimpfend in den Baumwipfeln. Tom beschloss, nach Hause zu laufen.

    Was war das überhaupt für ein komischer Morgen? Tom ließ die jüngsten Ereignisse Revue passieren, während er zum zweiten Mal duschte und kam zu keinem Ergebnis. Unterschwellig verborgene Sehnsüchte oder Wünsche? Irgendwo hatte er mal diesen Begriff gelesen oder gehört. Weshalb kam er ihm wohl gerade jetzt in den Sinn? Er rubbelte sich so heftig trocken, dass sein Rücken anfing, zu jucken und zog sich seine Arbeitsklamotten an, Jeans, alte Turnschuhe, T-Shirt und einen abgelegten Kapuzenpullover seines Vaters, der an ihm herumschlabberte. Anschließend ging er ins Haupthaus und nahm aus dem Kühlschrank eine Flasche Wasser, belegte ein Stück Baguette mit Wurst und Käse und wickelte es in Alufolie. Sein Mittagessen packte er in einen kleinen Rucksack, schwang sich auf das Fahrrad seines alten Herrn und fuhr vom Hof. Gerade, als er um die Ecke bog, kam Franziska aus dem Haus gelaufen, schwenkte ein Stück Papier und rief: „Tom, du hast… Post!" Als sie das Heck des Fahrrads gerade verschwinden sah, zuckte sie die Achseln, betrachtete noch einmal die seltsame Postkarte, die heute Morgen eingetroffen war und stellte sie auf den Heizkörper in der Diele, wo Tom sie sehen würde, wenn er zurückkam.

    Haus Maria befand sich zwei Ortschaften von Wassenach entfernt in einem kleinen, idyllischen Park. Das alte Backsteingebäude mit den Spitzbögen, an dem stellenweise Efeu emporrankte, hatte Tom vom ersten Tag an gefallen. Irgendwann war es mal ein Kloster gewesen, doch dann war der Konvent aufgelöst worden. Im Zweiten Weltkrieg diente es als Lazarett, bis es in den fünfziger Jahren von einer Trägerschaft übernommen, renoviert und zu einem Altenpflegeheim umgewandelt wurde. Tom hatte nicht die geringste Ahnung von Altenpflege, dessen ungeachtet hatte er absolute Hochachtung vor der Arbeit des Personals. Der Kies in der Einfahrt knirschte unter seinen Rädern, als er langsam auf das Haus zufuhr und sein Rad neben dem Geräteschuppen abstellte. Wobei der „Schuppen" eigentlich ein solides, kleines Blockbohlenhaus mit Ziegeldach war, das sich harmonisch in den Park einfügte und auf den ersten Blick eher für ein Gästehaus gehalten werden konnte. Im Innern befand sich eine komplette Werkstatt voller Gartengeräte und Maschinen und war das unangefochtene Refugium des Hausmeisters Franz Meinrad. Wer hier etwas durcheinander brachte oder einen Schraubenschlüssel nach Gebrauch nicht sofort wieder an seinen Platz an der Lochwand hängte, war der ewigen Verdammnis gewiss. Tom hatte einmal mitbekommen, wie Herr Meinrad die Heimleiterin zusammengefaltet hatte, als sie sich ungefragt eine Zange geborgt und sie anschließend einfach wieder auf die Werkbank gelegt hatte. Frau Bergmann war bei ihren Untergebenen selbst eine Respektsperson, der man so leicht nichts vormachte, aber gegenüber Franz Meinrad hatte sie keine Chance. Er dozierte sie über Ordnung und Anstand in Grund und Boden, so dass sie wie ein Fisch auf dem Trockenen nur nach Luft schnappen konnte.

    „Wenn ich Verstopfung habe, klau ich mir ja auch keine Scheißhaustropfen aus Ihrem Schrank, junge Frau, hatte er gesagt, als er sie zur Rede gestellt hatte. Tom war Zeuge geworden, während er Laub geharkt hatte und hätte fast losgelacht. Er konnte gerade noch ein Glucksen unterdrücken. Ansonsten war der alte Hausmeister ziemlich umgänglich. Immer etwas knurrig, manchmal ungeduldig und hektisch aber nie ungerecht oder gar bösartig. Jedenfalls hatte Tom diesen Eindruck in der Zeit gewonnen, seit er herkam, um seine Stunden abzuarbeiten. Toms größte Angst zu Beginn war gewesen, dass man ihm wegen seiner „Vergangenheit unfreundlich oder gar ablehnend begegnen würde, aber genau das Gegenteil war eingetreten. Frau Bergmann äußerte zwar beim ersten Gespräch ganz offen ihre Zweifel, ob es richtig gewesen sei, Tom den Job zu geben und er wiederum überraschte sie mit den Antwort, er sei dankbar für ihre Offenheit und als er ihr dann in kurzen Sätzen erklärte, was genau im vergangenen Jahr vorgefallen war, wurde sie sehr nachdenklich. Dann stand sie abrupt auf, gab Tom die Hand und wünschte ihm gutes Gelingen und „viel Spaß mit Franz Meinrad". Zum übrigen Personal hatte Tom so gut wie keinen Kontakt. Abgesehen davon, dass jeder seine Arbeit zu tun hatte, kam es einfach kaum zu Begegnungen. Tom machte seine Pausen meist im Garten, die Pflegekräfte in deren Schwesternzimmer, Tom hatte im Haus nichts zu tun und die anderen nichts im Park. Allerdings war ihm durchaus bewusst, dass er beobachtet wurde. Ob es Kontrolle war oder reine Neugier, war ihm egal, er hatte sich nichts vorzuwerfen und dass er seinen Job gut machte, merkte er allein schon an der Reaktion Franz Meinrads.

    „Guten Morgen", sagte Tom, als er die Werkstatt betrat. Der Hausmeister stand über den Rasentraktor gebeugt und schraubte daran herum.

    „Morgen, knurrte der kleine, drahtige Mann. „Schön, dass du auch mal kommst.

    „Irgendwas nicht in Ordnung", fragte Tom verunsichert. Der ärgerliche Tonfall über sein Eintreffen war neu, schließlich konnte er kommen, wann er wollte, solange er seine vereinbarten Stunden abarbeitete. Meinrad stand stöhnend auf und bog seinen Rücken durch.

    „Diese blöden, modernen Maschinen taugen einfach nichts, schimpfte er. „Kosten ein Schweinegeld, aber wehe, da kommt mal ein bisschen Feuchtigkeit dran, schon kannste sie wegschmeißen.

    Er warf einen Schraubenzieher in den Werkzeugkasten und drehte sich um.

    „Tut mir leid, Junge, das war gerade nicht so gemeint. Ich hab heute zudem noch Schmerzen im Kreuz, das ist echt nicht mehr feierlich."

    „Kein Problem, antwortete Tom achselzuckend. „Kann ich Ihnen denn irgendwas Schweres abnehmen oder…?

    „Nein. Franz Meinrad schüttelte den Kopf. „Es bleibt dabei. Du kümmerst dich heute um die Buchsbaumhecke im kleinen Vorgarten. Da muss Unkraut raus, Dünger dran und dann Formschnitt. Du weißt, wie?

    „Klar, Chef", sagte Tom.

    „Was stehst du dann noch rum? Mach dich ins Grünzeug!"

    Tom schmunzelte, griff sich die Schubkarre und belud sie mit den nötigen Sachen. Draußen zog er den Kapuzenpullover aus und legte ihn auf sein Rad. Er sah zum strahlend blauen Himmel, den keine Wolke verunzierte und von dem eine sehr warme Sonne schien, die den Buchsbaumgarten bis in den letzten Winkel wärmte. Ein schmales, schmiedeeisernes Tor trennte den Garten vom übrigen Park ab. Es quietschte, als Tom es öffnete und aus dem Augenwinkel sah er, wie sich eine Gardine hinter einem der Fenster bewegte. Das Unkraut wuchs eng an der Unterseite der niedrigen Hecke, weshalb er auf die Knie gehen musste und von Hand Löwenzahn, Gras, Schafgarbe, Klee und anderes Gewächs entfernte. Er war so vertieft in seine Arbeit und irgendwie benebelt vom Geruch feuchter, warmer Erde, dass er erst merkte, wie spät es war, als sein Magen knurrte. Er stand auf, wischte mit seinem T-Shirt über sein schweißnasses Gesicht und ging zurück zum Gerätehaus. Als er am Haupteingang des Heimes vorbeikam, waren zwei Pflegerinnen gerade dabei, Sonnenschirme aufzustellen und einer der beiden Zivis schob einen Rollstuhl mit einer alten Dame in den Schatten. Sie tätschelte ihm den Arm und er nickte lächelnd. Als er Tom sah, hob er grüßend die Hand und verschwand im Haus. Die beiden Pflegerinnen winkten ihm ebenfalls zu und Tom quittierte den Gruß mit einem Nicken.

    Franz Meinrad war nicht da, der Rasentraktor stand immer noch aufgeklappt in der Mitte der Werkstatt. Tom nahm einen Camping-Klappstuhl und seinen Rucksack und setzte sich in den Schatten der Kastanie, die das Blockhaus jeden Herbst mit einer dicken Laubschicht zudeckte. Während er das Baguette verschlang, wurden noch einige Bewohner des Heimes vor die Tür gebracht und in den Schatten der Schirme bugsiert. Die meisten saßen in Rollstühlen, einige konnten ganz langsam laufen und wurden von den Pflegekräften gestützt und geführt. Selbst aus der Entfernung war unschwer zu erkennen, wie liebevoll das Personal mit jedem einzelnen der Bewohner umging. Einer der Zivis hielt einer großen, schlanken Frau mit einer Gehhilfe die Tür auf und geleitete sie zu einem Korbsessel, wo sie sich vorsichtig niederließ und von dem blonden Jungen noch eine bunte Decke über die Knie gelegt bekam. Tom hatte die Frau schon öfter gesehen. Er fand, sie hatte irgendwas Vornehmes an sich. Sie trug manchmal einen Strohhut, so dass man ihr Gesicht nicht genau sehen konnte, aber wie sich bewegte und kleidete, das hatte etwas Außergewöhnliches. Tom spülte das Baguette mit einem Schluck Wasser hinunter und drehte sich eine Zigarette. Als er von seinem Tabakpäckchen aufsah, kam der Zivi herangeschlendert, die Ärmel seines Kittels hochgekrempelt, die Hände in den Hosentaschen vergraben.

    „Hi sagte er. „Du bist Tom, stimmt’s?

    „Hundert Punkte, antwortete Tom. „Und du?

    „Jens. Kann ich mir auch eine drehen?"

    „Klar!"

    Tom reichte ihm den Tabak und zündete seine Zigarette an.

    „Machst du hier Zivildienst", fragte er. Jens nickte, reichte Tom den Tabak und ließ sich Feuer geben.

    „Danke. Ja, wir sind zu zweit, Mädchen für alles sozusagen. Aber im Gegensatz zu Marlon krieg ich hier sogar einen Ausbildungsplatz. Da hab ich echt Schwein gehabt."

    „Wie ist das so da drin", fragte Tom.

    „Supergeil, kam die Antwort ohne zu überlegen. „Die Arbeit macht total Spaß.

    „Hm. Ist das nicht manchmal deprimierend, wenn die Leute hilflos sind und gar nichts mehr selbst machen können?"

    „Überhaupt nicht, sagte Jens. „Du glaubst gar nicht, wie viel du an Dankbarkeit zurückkriegst, wenn du jemandem hilfst.

    Doch, dachte Tom und nahm einen tiefen Zug, das weiß ich wohl.

    „So, ich muss wieder", sagte Jens nach ein paar Minuten, drückte die Zigarette aus und schnippte sie in die offenstehende Mülltonne neben dem Gerätehaus. Tom nickte und stand ebenfalls auf, um sich wieder seinen Buchsbäumen zu widmen. Die Sonne stand mittlerweile fast senkrecht über dem Vorgarten und schon nach kurzer Zeit rann ihm der Schweiß aus sämtlichen Poren. Die Arbeit war körperlich nicht einmal besonders anstrengend, aber die Hitze stand wie eine Glocke über den knapp hundert Quadratmetern, so dass jede kleinste Bewegung zur Herausforderung wurde. Tom stand schnaufend auf und streckte sich. Dann

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