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Männer - Frauen und ...
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eBook83 Seiten1 Stunde

Männer - Frauen und ...

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Über dieses E-Book

Claude Anet (* 28. Mai 1868 in Morges; † 9. Januar 1931 in Paris; bürgerlicher Name Jean Schopfer) war ein französischer Schriftsteller und Tennisspieler Schweizer Herkunft. Anet studierte Philosophie an der Sorbonne. Ab 1888 arbeitete er als Vertreter einer amerikanischen Firma in Paris. Er reiste per Fahrrad und mit dem Auto durch Italien, Iran und Russland. Über seine Erlebnisse schrieb er Reiseberichte. Die Russische Revolution erlebte er als Augenzeuge. Bekannt geworden ist er durch Reiseliteratur, Romane und Bühnenstücke. Seine Reiseberichte aus Iran oder Russland in der Phase der Revolution erreichten Popularität, und drückten sich auch als Hintergrund seiner Romane und Erzählungen aus, die entweder in der französischen Provinz oder in Russland spielten. Als Tennisspieler gewann Anet im Jahr 1892 die Französischen Tennismeisterschaften in Paris, und stand im Jahr darauf im Endspiel. (Auszug aus Wikipedia)
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum27. Dez. 2015
ISBN9783956768569
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    Buchvorschau

    Männer - Frauen und ... - Claude Anet

    Betrachtungen über die Liebe

    Männer – Frauen und ...

    Betrachtungen über die Liebe

    Übertragen und bearbeitet von Georg Schwarz

    1928

    E. P. Tal & Co. / Verlag

    Leipzig Wien

    Alle Rechte vorbehalten

    Entwurf des Einbands von Gustav Axel Bergmann

    Druck der Manzschen Buchdruckerei, Wien IX

    Vorwort

    Ich habe die folgenden kurzen oder längeren Betrachtungen, zwischen denen ich mir selbst und dem Leser die ermüdenden Übergänge ersparte, im Laufe mehrerer Jahre aufgezeichnet. Man setzt sich nicht eines schönen Tages an seinen Tisch, um ein Buch über die Liebe zu schreiben! Diese zusammenhanglosen Seiten, von Begegnungen und Beobachtungen, die das Leben mir bot, diktiert, fallen mir heute wieder in die Hand und ich glaube, daß sie Leserinnen und Leser, wie ich sie mir wünsche, eine Stunde lang beschäftigen können, ohne sie zu langweilen.

    Ich zögerte nicht, häufig das ›Ich‹ zu gebrauchen, von dem man – ich weiß nicht, warum – behauptet, daß es verwerflich sei. Schon Stendhal, in seinem Vorwort zu De l'Amour entschuldigte sich wegen der Notwendigkeit, von sich selbst sprechen zu müssen. Diese Schwierigkeit läßt sich nicht vermeiden.

    Und wenn man es überdenkt, ist es vielleicht bescheidener ›Ich‹ zu sagen, statt Urteile, die bloß persönliche Meinungen bilden, als allgemeine Wahrheiten hinzustellen.

    *

    Einen Einwurf wird man mir machen: »Wie konnten Sie dem, was man Ihnen erzählte, Glauben schenken? Wissen Sie denn nicht, daß jeder sich verstellt, um sich im vorteilhaftesten Lichte zu zeigen?

    Es ist richtig, es gibt niemanden, der vollkommen aufrichtig wäre. Doch es gibt Stunden, in denen jeder, manchmal gegen seinen Willen, zum Bekennen der Wahrheit gedrängt wird.

    Selbst die Frauen, die so viel Kunst darauf verwenden, sich zu schminken, haben Augenblicke der Offenheit. Diese entzückenden großen Kinder haben ein unwiderstehliches Bedürfnis, von sich zu sprechen. Es ist aber unendlich schwierig, stets und folgerichtig zu lügen. Wer ihnen mit Liebe und ein wenig Scharfsinn zuzuhören versteht, für den bleibt schließlich kein Schleier ungelüftet.

    *

    Wer sich entschließt, ein Buch über die Liebe zu veröffentlichen, muß die Frauen gewinnen.

    Was aber habe ich getan, um sie auf meine Seite zu bringen?

    Jetzt, da ich es überlege, erschrecke ich, denn ich habe von ihnen wie von uns Männern mit einer naiven und gefährlichen Aufrichtigkeit gesprochen und habe ihnen keines jener Zuckerplätzchen geboten, wie sie unsere beliebten literarischen Zuckerbäcker, um ihnen zu gefallen, so gut zu zu bereiten verstehen.

    Man wird aber zugeben, daß in meiner Offenheit höhere Achtung liegt, als in den unwürdigen Schmeicheleien, die man ihnen sonst bietet. Ich bin der Meinung – habe ich unrecht? – daß die Frauen sich aus jenen, die ihnen schmeicheln, nicht viel machen, und daß sie den, der sich vor ihnen immer demütigt, verachten.

    Zu meiner Verteidigung sage ich nur dies: Wer übertrifft die Frauen an Mut? Sind sie nicht kühner als wir? Vielleicht also werden sie mir verzeihen, daß ich freimütig von ihnen gesprochen habe, als – mutiger Mann.

    *

    Dies ist das Buch eines Mannes.

    Und doch ist dies kein Grund, daß es den Frauen mißfalle.

    Literatur und Liebe

    Die Literatur lebt von der Liebe.

    Und leider ist es eine betrübliche Tatsache, daß die Liebe allzu oft nach Romanen lebt. Die Literatur zwingt uns ihre Schablonen auf, liefert uns fertige Gedanken, wie Schnittmuster. Statt frei unseren Weg zu suchen, sind wir gezwungen, vorgezeichneten Bahnen zu folgen. Schon vor dem eigenen Erleben wissen wir genau, welche Gefühle diese oder jene Lage auslösen muß. Und unweigerlich rufen die Erlebnisse die mit ihnen verknüpften Gefühle hervor; ein betrogener Mann kann nur lächerlich sein – was durchaus töricht ist; eine Frau, die ihren ersten Geliebten erhört, schuldet der literarischen Tradition den Aufschrei, daß sie verloren sei, und das Beklagen des Loses ihrer Kinder.

    Viele Jahre sind nötig, ehe wir zu uns selbst zurückfinden. Während langer Jahre sind wir bloß die Doppelgänger unserer Romanbrüder, die in uns handeln und sprechen. Wir unterscheiden kaum mehr, was wir selbst sind, und was von ihnen stammt.

    *

    Die Literatur ergreift von uns Besitz, wenn wir noch ganz jung sind. Lange, ehe wir die Liebe kennen lernen, haben wir über sie gelesen und nachgedacht.

    *

    Vielleicht ist der Einfluß der Romanhelden umso größer, je mehr sie der Phantasie des Autors verdanken und je weniger sie mit dem wahren Leben gemein haben.

    *

    Als Zwanzigjähriger betrachtet man die Liebe mit den Augen eines Balzac. Ihr zauberhaften Heldinnen des Herrn und Königs der Romanliteratur, wir haben euch im Leben leidenschaftlich gesucht, und unsere Phantasie war so mächtig erregt, daß wir euch – oh Wunder! – manchmal auch wirklich fanden!

    *

    Wir wehren uns gegen die Wahrheit.

    An einer wahren Geschichte, die man uns erzählt, verletzt die Natürlichkeit der Einzelheiten unser Empfinden; wir möchten sie weglassen – und wir tun es auch wirklich, wenn wir diese Geschichte niederzuschreiben haben.

    *

    In der Literatur wie im Leben ist die Vereinigung der Geschlechter der höchste Endzweck. Haben Mann und Frau einmal dieses Ziel erreicht, dann verlangt der Schöpfer nichts weiter von ihnen, und so wie er, betrachtet auch der Mann der Feder sein Werk, findet es gut und ruhet aus.

    *

    In allzu viel Büchern ist das Wesen der Liebe bloß Schüchternheit, Furcht und Zweifel oder Vorwurf und Angst. Man muß daraus folgern, daß die Liebe bei den Verfassern solcher Bücher nur im Denken wurzelt. Doch die wahre Liebe lebt in Haut und Muskeln, in den Nerven; sie ist

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