Werwolf - Handbuch für Jagdeinheiten im Kontext der Assymetrischen Kriegsführung
Von Konrad Briggel
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Konrad Briggel
Konrad Briggel vertritt die Generation X, den letzten Jahrgang vor Internet und Mauerfall. Für den Autor ergibt sich aus der Notwendigkeit der Dialektischen Erklärung der Welt, die damit verbundenen Suche nach Antworten in Soziologie und Geschichte. Dies verbindet er oft mit einer Curry Wurst oder einem Spaziergang durch den Wald.
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Buchvorschau
Werwolf - Handbuch für Jagdeinheiten im Kontext der Assymetrischen Kriegsführung - Konrad Briggel
Einleitung
Das militärische Handbuch Der Werwolf
von Arthur Erhardt erschien zum Ende des Zweiten Weltkriegs. In ihm werden die Grundregeln der Partisanenkriegführung erläutert. Der vorliegende Text vermittelt dem heutigen Deutsch angepasst und komplett überarbeitet, die relevanten Inhalte von Erhardts Handbuch.
In den letzten Kriegsmonaten erschien eine militärische Niederlage immer offensichtlicher. Es wurde daher beschlossen, eine Partisanen Armee unter der Namen Werwolf
zu formieren. Arthur Erhardt, hochrangiger Offizier und Partisanenspezialist, wurde damit beauftrag Schulungsmaterial für dieses Werwolf
Projekt zusammenzutragen. Erhardt stellte erstmals 1935 mit der Studie Der Kleinkrieg - Geschichtliche Erfahrungen und künftige Möglichkeiten
ein relevantes Werk zum Thema Partisanenkrieg vor. Sein darauffolgendes Handbuch Der Werwolf
, übersetzt die strategischen Elemente seines ersten Buches über den Partisanenkampf in operative Handlungsempfehlungen. Die Bevölkerung war zum Zeitpunkt dieser letzten Maßnahme aber bereits derart kriegsmüde, dass keine Formierung der Kräfte im Sinne einer Werwolf
Armee mehr zustande kam.
Arthur Erhardt nutzt in seiner Literatur den Begriff des Kleinkriegs oder Partisanenkriegs. Er beschreibt damit die Form der Kriegsführung, welche in den 60er Jahren als Guerillastrategie bezeichnet wurde, und die aktuell unter dem Schlagwort Asymmetrische Kriegsführung breitere Bekanntheit erlangt hat. Damit ist letztendlich eine militärische Auseinandersetzung gemeint, bei der eine deutliche Diskrepanz zwischen zwei Kriegsparteien besteht. Die Unterschiede bilden sich in den Kernbereichen Waffentechnik, Organisationsstruktur und Strategie ab.
Heute ist dieses Buch Bestandteil des Kanons an Literatur jeder komplettierten, militärtheoretischen Bibliothek. Sicher auch deshalb, weil Arthur Erhardt erstmals in deutscher Sprache die grundlegenden Strategien des Guerillakrieges in die Architektur der modernen Kriegsführung integrierte.
Asymmetrische Kriegsführung
Nicht zuletzt durch den Ukraine Krieg hat das Thema Asymmetrische Kriegsführung erneut an Aktualität gewonnen. Auch in diesem Krieg operieren Ukrainische Partisanen hinter den feindlichen Linien, platzieren Sprengsätze und zerstören Infrastruktur. Oft sind es kleine Units, die aus Drohnenfans und anderen militärischen Quereinsteigern bestehen. Diese irregulären Truppen kämpfen mit den Mitteln, die ihnen eine digitalisierte Gesellschaft zur Verfügung stellt. Niemand im Generalstab hatte damit gerechnet, dass es die schmerzvollen Nadelstiche der Guerillakämpfer es sein könnten, die zu militärischen Problemen führen würden. Der Sinn des Partisanenkrieges ist es, die überlegene feindliche Macht zu zermürben. Wenn Russland nicht sicher sein kann, dass Versorgungskonvois unbeschadet bleiben, dann braucht es Kräfte zum Schutz dieser Konvois, die anderswo fehlen. Doch der militärische Nutzen der Ukrainischen Guerilla geht weit über Angriffe auf Versorgungstransporte hinaus. Aktuell übernehmen sie wesentliche Aufgaben der Feindaufklärung, speziell hinter den feindlichen Linien. Sie kennen das Gelände ihrer Heimat viel besser, als die Russen. Sie spähen die Artillerie aus und geben militärische Schwachstellen weiter. Sie begehen Sprengstoffanschläge auf Bahnlinien und Munitionsdepots. Selbst Mordanschläge auf Beamte der Russischen Militärverwaltung sind umgesetzt worden.
Als Asymmetrischer Krieg wird eine militärische Auseinandersetzung bezeichnet, bei der eine deutliche Diskrepanz zwischen zwei Kriegsparteien besteht. Die Unterschiede bilden sich in den Kernbereichen Waffentechnik, Organisationsstruktur und Strategie ab. Weil sich diese Form des Militärischen Konflikts vom gewohnten Bild des Konventionellen Krieges unterscheidet, wird der Begriff Asymmetrische Kriegsführung verwendet, also der ungleichen Kriegsführung. Bereits 1785 findet sich in der Militärliteratur ein Buch des Dänische Offiziers Johann von Ewald mit dem Titel Abhandlung über den Kleinen Krieg
. Der Autor setzt sich mit genau dieser Form des Krieges auseinander, welche er als Kleinen Krieg
bezeichnet. Der Begriff Kleiner Krieg
ist bis heute in Verwendung. Bei der Behandlung des Themas, kamen Ewald seine Erfahrungen als kommandierender Offizier zugute, die er während des Siebenjährigen Krieges in den Amerikanischen Kolonien sammeln konnte. Währen dieser Zeit erlebte er die Guerillataktik der Nordamerikanischen Siedler und avancierte so zum zeitgenössischen Experten für den Kleinkrieg. Auch der General Carl von Clausewitz beschreibt in seinem Buch Vom Kriege
, im Kapitel Volksbewaffnung, die Strategie der Asymmetrischen Kriegführung. Die Idee des Kleinkriegs ist Bestandteil vieler militärischer Gesamtstrategien.
Der Kleinkrieg soll bei länger anhaltenden Konflikten nadelstichartige, zermürbende Verluste erzeugen. Der Gegner wird damit zum Rückzug gezwungen, da er seine Kräfte überdehnen muss, um einerseits die Frontlinie zu halten, und andererseits im Hinterland die militärische Kontrolle abzusichern hat. In den meisten Fällen operiert dabei die militärisch überlegene, reguläre Armee auf dem Territorium eines anderen Landes. Sie kämpft oft gegen eine bewaffnete Untergrundbewegung, die sich aus der lokalen Bevölkerung rekrutiert. Diese Guerilla Armee nutzt aus, dass der überlegene Gegner nicht mit der Geographie, der Bevölkerung und dem sozialen Kodex im Einsatzgebiet vertraut ist. Zudem ist es Strategie, den waffentechnisch überlegenen Gegner, ideologisch und moralisch in die Defensive zu drängen. Die scheinbar unterlegene Armee kann darüber hinaus aus der Bevölkerung neue Kämpfer rekrutieren, und wird zudem von der Bevölkerung mit Informationen sowie logistisch versorgt. Diese Konstellation ist seit der Antike bekannt. Auch Beispiele aus dem 20. Jahrhundert gibt es reichlich. Die Kolonialkriege, in denen nationale Befreiungsbewegungen in den Kolonien gewaltsam gegen die jeweiligen Kolonialmächte und ihr Militär vorgingen, sind hier an erster Stelle zu nennen. Seit dem Ende des Kalten Kriegs 1990 tauchen Begriffe wie Unkonventionelle Kriegsführung und Asymmetrische Kriegsführung häufiger auf. Die Terminologie wurde zunächst von Militärs angewendet,