Bitcoin, Blockchain und Karl Marx
Von Konrad Briggel
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Buchvorschau
Bitcoin, Blockchain und Karl Marx - Konrad Briggel
Einleitung
In einer digitalisierten und globalisierten Gesellschaft präsentiert sich Geld als höchste Notwendigkeit. Geld ist ein Absoluter Wert, der alles andere beherrscht, aber extrem ungleich Verteilung gefunden hat. Einige Wenige horten das Geld, und setzen es für persönliche Interessen ein. Geld ist zu einem überlebenswichtigen Gut geworden, so unersetzbar wie Sauerstoff. Sowohl Reiche als auch Arme müssen Geld zahlen, um grundlegendsten Bedürfnisse, oder überflüssigste Wünsche zu kaufen. Ein triumphierender Turbo Kapitalismus gibt allem einen Marktwert, selbst dem Trinkwasser und der Luft, die wir atmen. Alles wird abgefüllt, verpackt und verkauft, alles wird zur Ware. Selbst mit dem Wasser der dritten Welt wird an der Börse spekuliert. Die Menschen begnügen sich damit von dem Geld zu profitieren, nachdem sie die allgegenwärtige Macht dieser Gottheit erkannt haben, oder sie streben danach dies zu tun. Nur wenige Menschen dagegen scheinen Macht, oder zumindest Einfluss auf diese Absolute Gottheit zu haben. Priestern gleich, stehen Bänker und Spekulanten im direkten Kontakt zum Geld, zur einzigen Wahrheit. Die Geldzirkulation ist für diese Gesellschaft genauso überlebenswichtig, wie der Blutkreislauf für einen organischen Körper. Die Geschichte der Menschheit und des allgemeinen Fortschritts, scheint sich auf eine Geschichte des Geldes reduzieren zu lassen. Eine zukünftige Welt ohne Geld ist genauso unvorstellbar geworden, wie eine Menschheitsgeschichte ohne Währungen. In der Vergangenheit und Gegenwart haben daher immer wieder utopische Sozialisten die Abkehr vom Geld gefordert, und verweisen als alternative auf die Tauschwirtschaft. Diese Tauschwirtschaft ist aber mit erheblichen Nachteilen behaftet. Am eindringlichsten spiegelt sich dieser Nachteil vielleicht im Märchen vom Hans im Glück wider. Einem Arbeiter der einen Klumpen Gold als Zahlung erhielt, und im Tausch gegen Naturalien, zu guter Letzt bei einem Wetzstein landete.
Hans zog ein Tuch aus der Tasche, wickelte den Goldklumpen hinein, setzte ihn auf die Schulter und machte sich auf den Weg nach Haus. Wie er so ging und immer ein Bein vor das andere setzte, kam ein Reiter vorbei, der frisch und fröhlich auf einem muntern Pferd trabte. Ach,
sprach Hans ganz laut, was ist Reiten so schön! Da sitzt man wie auf einem Stuhl, stößt sich an keinen Stein, spart die Schuhe, und bewegt sich fort.
Der Reiter, der das gehört hatte, hielt an und rief: Hallo, Hans, warum läufst du auch zu Fuß?
Ich muss ja wohl,
antwortete er, ich habe einen Goldklumpen heim zu tragen: Es ist zwar Gold, aber ich kann den Kopf nicht gerade halten, so schwer ist der klumpen.
Weißt du was,
sagte der Reiter, wir wollen tauschen: ich gebe dir mein Pferd, und du gibst mir deinen Klumpen.
Von Herzen gern,
sprach Hans, aber ich sage Euch, Ihr müsst dann selbst schleppen.
Der Reiter stieg vom Pferd ab, nahm das Gold und half dem Hans hinauf, gab ihm die Zügel in die Hände und sprach wenn es schnell gehen soll, so musst du mit der Zunge schnalzen und hopp hopp rufen…
Eine Rückkehr zur Tauschwirtschaft wird kaum zu erwarten sein. Selbst wenn immer wieder Anarchisten und Sozialisten das fordern, sind diese Rufe mehr als Verzweiflungsschrei zu verstehen, denn als vernünftige Alternative.
Die Metaphysik des Geldes
Auch wenn es den Ökonomen vielleicht nicht gefällt, Geld hat eine ist metaphysische Ebene. Sobald man die unbestreitbare wirtschaftliche Nützlichkeit beiseiteschiebt, und die rein menschliche Nützlichkeit betrachtet, tritt diese hervor. Was in aller Welt hat den Mensch dazu gebracht Muscheln, Gold oder Silber als Verkörperung ihrer Arbeitskraft zu akzeptieren. Gold und Silber sind an sich nutzlose Metalle. Warum hat die Menschheit nicht wenigsten Brot und Wein als allumfassenden Wert anerkannt, wie Jesus es vorgelebt hat? Das Geld zu beseitigen und gleichzeitig den Handel aufrecht zu erhalten, ist unmöglich. Der Wunsch, ohne Geld, für eine bestimmte Menge Arbeit, eine bestimmte Menge Ware zu erhalten, funktioniert nicht. Er muss als Gedanke der sozialistischen Utopie in der Schublade verschwinden. Die Bolschewist Bucharin verbreitete 1919 die These, dass nach der sozialistischen Revolution kein Geld mehr notwendig wäre:
„Das Geld verliert gleich zu Anfang der sozialistischen Revolution seine Bedeutung. Alle Unternehmungen führen, ähnlich dem Unternehmen eines reichen Besitzers… eine gemeinsame Kasse, und haben es nicht nötig, für Geld einen gegenseitigen Kauf und Verkauf zu betreiben. Es wird langsam der bargeldlose Verkehr eingeführt. Infolgedessen wird das Geld aus einem großen Gebiet der Volkswirtschaft verdrängt. Auch in Bezug auf die Bauernschaft verliert das Geld ebenfalls langsam seine Bedeutung, und auf den Plan tritt der Warenaustausch… Das langsame Verschwinden des Geldes wird auch begünstigt durch die riesige Papiergeldemission durch den Staat… Der stärkste Schlag wird aber dem Geldbestand durch die Einführung der Budgetbücher und durch Bezahlung der Arbeiter mit Produkten versetzt." Nikolai I. Bucharin
Eine Welt ohne Geld ist ein über den Marxismus weit hinausreichendes Ideal. Ausgleich und Zahlung soll nicht auf Basis von Profitinteressen stattfinden. Ware welche ausgegeben wird, soll direkt beglichen werden können, in Form von Arbeit oder anderer Ware, von Mensch zu Mensch. Die Zahlung der Ware soll sich an der Befriedigung der Bedürfnisse messen lassen, und an der Arbeitskraft, die zur Herstellung dieser Ware aufgewendet wurde. Das Ende des Kapitalistischen Handels bedeutet aber nicht, dass keine Ware mehr zirkuliert.
Die Immaterialität der Währungen
Das Geheimnis des Geldes ist immateriell. Währungsstandards verändern sich je nach Zeit und Ort. Metalle, besonders das Gold, wurden scheinbar willkürlich ausgewählt. Wenn Gold der Zirkulation entzogen wird, um gehortet zu werden, dann geschieht dies aufgrund seiner Funktion als wirtschaftlicher Wert. Neben der Funktion, einen wiederverwendbaren wirtschaftlichen Wert zu speichern, erfüllt die Anhäufung von Geld oder Gold auch das Ziel der Schatzbildung. Dieser Gedanke der Schatzbildung hat geradezu metaphysischen Charakter. Nur während der ersten Phase des Handelssystems war z.B. das Salz eine Währung aufgrund seines Nutzens. Heute tendiert das Geld dazu, sich zu entmaterialisieren. Das Weltwirtschaftssystem setzt das Geld manipulativ ein. Durch die Digitalisierung ist es sozusagen in eine weitere Phase der Entmaterialisierung eingetreten. Wenn von Geld oder digitalem Geld geredet wird, dann geht es auch um Herrschaft, Kontrolle und Macht. Nach der Entdeckung von Bitcoin wetteifern Firmen und Staaten um die Einführung digitaler Währungssysteme. Die Frage heute ist: Gewinnt das ungezähmte Großkapital, oder die Zivilisation. Lassen sich Aufklärung und Fortschritt durchsetzen, im Sinne einer demokratischen Kryptowährung für alle. Die Angst vor allem Neuen, ist dem Menschen eigen, und macht auch vor Kryptowährungen nicht halt. Mit falscher Idyllik versuchen die Menschen sich von der Globalisierung zu verstecken, und ihre Angst vor den digitalen Währungen zu betäuben. Aber ein Zurück gibt es nicht. Evolution und Fortschritt bilden eine Einheit. Die Welt lässt sich nicht zurück entwickeln.
Die digitalen Stämmen
Der Kommunikationswissenschaftler Marshall Mc Luhan war einer der Ersten, der bereits 1962 erkannt hatte, dass die Digitalisierung in die Globalisierung münden wird. Aber aus dem globalen Dorf, welches er einst prophezeit hatte, ist eine digitale Stammesgesellschaft geworden. Islamisten gegen Marxisten, Bitcoiner gegen Cryptocoiner usw. Liberale erschaudern ebenso angesichts der Dynamik, welche die Globalisierung angenommen hat, wie Marxisten. Islamische Staaten, aber auch traditionalistische Länder wie China oder Russland nutzen die Digitalisierung, um ihre kollektiven Interessen zu stärken, und wenden sich gegen eine allumfassende Globalisierung. In Europa und Nord Amerika dagegen hat sich das Groß Kapital der Idee einer allumfassenden Globalisierung verschrieben. Das