Guuuter Hund!: Verstehen als Grundlage für Erziehung
Von Lutz H. Krake
()
Über dieses E-Book
Den Hund jedoch als komplexes Lebewesen zu verstehen, ist wesentliche Voraussetzung für eine funktionierende Kommunikation und das harmonische Zusammenleben in der Sozialgemeinschaft (nicht: dem Rudel!) Mensch-Hund.
Daher ist der Ansatz dieses Buches umfassender, breiter. Es schlägt den Bogen von der Domestikation vom Wolf zum Hund - wie wurde er also zum "besten Freund des Menschen" - über die Instinkte, die caniden Kommunikationsformen, die Lernvorgänge bei der Konditionierung bis hin zu den Entwicklungsphasen des Hundes von der Prägungsphase als Welpe bis hin zum älteren Hund.
Ziel dieses Buches ist es, den Lesern bestmöglich zu helfen, ihren Sozialpartner Hund, mit dem sie idealerweise jahrelang zusammenleben, ganz grundsätzlich als auch bezogen auf die Bedürfnisse in den unterschiedlichen Lebensphasen zu verstehen. Dies ist das das Fundament artgerechter Haltung und Erziehung und Voraussetzung für ein harmonisches Miteinander von Mensch und Hund.
Natürlich sollen auch die genannten praktischen Tipps nicht fehlen, um am Ende einen sozial verträglichen, in jeder Situation entspannten Hund zu haben, der auf Herrchen und Frauchen vertraut - mit dem Ziel einer Sozialpartnerschaft, in der man sich gegenseitig aufeinander verlassen kann.
Lutz H. Krake
Lutz H. Krake, Jahrgang 1957, wurde schon früh mit dem "Hundevirus" infiziert: schon sein Vater, Diensthundeführer beim Zoll, hat in ihm die Leidenschaft für den Sozialpartner Hund geweckt! Das Studium der Pädagogik, welches er 1981 als Diplom-Pädagoge (univ.) abschloss, war die Grundlage für seine Motivation, sich mit Kommunikations- und Lernprozessen nicht nur beim Menschen, sondern auch beim Hund und den Möglichkeiten der Verbesserung gegenseitigen Verstehens und nachhaltigen Lernens intensiv zu befassen. Lutz H. Krake bildet seit rund 30 Jahren eigene Hunde aus. Seit ca.11 Jahren ist er als Trainer in verschiedenen Vereinen des DVG e.V. (Deutscher Verband der Gebrauchshundesportvereine e.V.) tätig, von dem er für sein Wirken als Trainer mit der Verdienstnadel des Verbandes ausgezeichnet wurde. Den Schwerpunkt seiner Tätigkeit bildet dabei das sog. Basistraining vom Welpenkurs bis zur Begleithundeprüfung sowie die Sportart Rally Obedience. Darüber hinaus hat er sich mit einer eigenen Hundeschule selbstständig gemacht.
Ähnlich wie Guuuter Hund!
Ähnliche E-Books
Hunde verstehen Rudelkonzept: Die einfache Wahrheit über Hunde Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHündisch für Nichthunde: So verstehen Sie Ihren Hund Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHundeführerschein und Sachkundenachweis für Hundehalter: Sachkunde für Hundehalter Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVier Pfoten an deiner Seite:: Der ultimative Ratgeber für Hundehalter Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHundeerziehung & Hundetraining für Einsteiger: Wie Sie Ihren Hund verstehen, artgerecht erziehen und eine vertrauensvolle Bindung aufbauen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDarf's einer mehr sein?: Entspanntes Zusammenleben mit zwei oder mehr Hunden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBetreten verboten!: Territorialverhalten bei Hunden verstehen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMensch Hund und Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLiebe deinen Hund!: Bewusst leben, bewusst füttern Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFeldstudien auf der Hundewiese Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Buch für Hundeeltern: Hunde emotional verstehen und erziehen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHundespielzeug selber machen: Hundezubehör DIY für Hundespiele, Leine, Kleidung und vieles mehr Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Welpen Handbuch: Auswahl - Ernährung - Erziehung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAutoritative Hundeerziehung, Hundeerziehung, Hund. Probleme: Der Hund und das Problem mit der falschverstandenen Liebe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Hund den du brauchst: Ein Hundebuch für die Seele und das Leben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHunde halten mit Bauchgefühl: Zurück zu einem intuitiven Umgang mit dem Hund Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZeit für meinen Hund: Die wichtigsten Tipps zur Hunde-Haltung: Anschaffung, Erziehung, Pflege und die schönsten Hundespiele Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMein Hund macht nicht, was er soll: Alltagsprobleme einfach lösen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTraumhund: Grundwissen über Auswahl, Bindung, Prägung und Erziehung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Fundament des Vertrauens: Neues Mindset für Menschen mit Hund - Begegne Deinem Hund auf der Ebene SEINER Logik und lerne, ihn zu verstehen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHund mit Streifen ...: ... mein Freund Pablo Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer gesunde Hund. Hunde Praxisratgeber mit wertvollen Tipps: Hundeerziehung, Hundeernährung, Hundepflege und Erste Hilfe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWANTED: Lebend, Terrorist der Familie Canis lupus familiaris Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenChris umgetopft: Band 1 - Fledermöpse & Stinkeköter Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEinfach anders: Der natürliche Weg zur entspannten Mensch-Hund-Beziehung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHund & Mensch: Das Geheimnis unserer Seelenverwandtschaft Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenClickertraining: Andere Wege in der Kommunikation mit dem Hund Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFrühförderung für Welpen: Der Züchter hat es in der Hand Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch sehe mich in meinem Tier: Gesundheit und Emotionen aus Sicht einer Tierheilpraktikerin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Hunde für Sie
Tiere als Therapie: Neue Wege in Erziehung und Heilung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKörpersprache und Ausdrucksverhalten beim Hund verstehen: Das Aggressionsverhalten des Hundes kontrollieren & Hundeverhalten beeinflus Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTrickschule für Hunde: Kunststücke leicht erlernen Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Hundeherz & Wolfsgesang: Mythen, Ahnenwissen und Heilkräfte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer ängstliche Hund: Stress, Unsicherheiten und Angst wirkungsvoll begegnen Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Traumrasse: Malinois: Belgischer Schäferhund Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDenkspiele und Denksport für Hunde: Der Hunderatgeber mit den besten Hundespielen für mehr Agility, Intelligenz und Spaß Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNotfälle bei Hund und Katze: Ein tierärztlicher Ratgeber Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Hunde-Uni: Schlaue Aufgaben für schlaue Hunde Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5OHNE SCHULD - DIE GANZE GESCHICHTE [von der SPIEGEL-Bestseller-Autorin] Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHunde erforscht - für die Praxis erklärt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHundetraining für Anfänger Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNur Mut!: Starthilfe für ängstliche Welpen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenStress bei Hunden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer neue Hundeführerschein - leicht gemacht!: Vorbereitung auf die theoretische und praktische Prüfung zum Sachkundenachweis Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Andere Spezies, gleiches Prinzip: Wie wir vom Hundetraining fürs Leben lernen Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Hab' keine Angst mein Hund: Ängste bei Hunden erkennen und abbauen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHerdenschutzhunde: Herdenschutz- und Hirtenhunde - Die beste Sicherheit für Ihre Nutztiere Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLassie, Rex & Co.: Der Schlüssel zur erfolgreichen Hundeerziehung Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Hunde richtig massieren: Akupressur, Reflexzonen-Massage, TTouch und mehr Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAuf und davon: Wie der Jagdtrieb des Hundes kontrollierbar wird Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGuter Rat ist leise: Wege zur Harmonie zwischen Mensch und Hund Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Hund in deinem Kopf: Selbstcoaching- Das Geheimnis der Hundeerziehung Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Wer ist hier der Schlaumeier?: Skurrile Geschichten von Hunden und ihren Menschen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEmotionen einschätzen, Hunde verstehen: Das EMRA-System als individuelle Herangehensweise an Verhaltensprobleme und deren Therapie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEntspannungstraining für Hunde: Stress, Ängste und Verhaltensprobleme reduzieren Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5B.A.R.F. - Artgerechte Rohernährung für Hunde: Ein praktischer Ratgeber Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPubertät und wilde Zeiten: Wenn Hunde schwierig werden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Guuuter Hund!
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Guuuter Hund! - Lutz H. Krake
„Der Hund braucht sein Hundeleben.
Er will zwar keine Flöhe haben, aber die Möglichkeit, sie zu bekommen."
Robert Lembke, 1913 – 1989
Für Lotte.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Vom Wolf zum Hund
Das neue Familienmitglied
Instinkte und Triebe
Der Jagdinstinkt
Der Territorialinstinkt
Der soziale Rudelinstinkt
Der Sexualinstinkt
Kommunikation
Bellen
Riechen
Körpersprache
Lernvorgänge
Positive Verstärkung
Negative Verstärkung
Positive Bestrafung
Negative Bestrafung
Voraussetzungen für erfolgreiches Lernen
Lernatmosphäre
Timing
Entwicklungsphasen des Hundes
Die Sozialisierungsphase (4.-12. Woche)
Die Aufgaben der Menschen
Training
Exkurs: Grundkommandos beibringen
Sitz
Platz
Hier
Steh
Fuß
Negativmarker
Rangordnungsphase (13. bis 16. Woche / 4. Lebensmonat)
Die Aufgaben der Menschen
Training
Rudelordnungsphase (5. und 6. Lebensmonat)
Die Aufgaben der Menschen
Training
Pubertätsphase (7.-12. Lebensmonat)
Die Aufgaben der Menschen
Reifungsphase (12.-18. Monat)
Unerwünschtes Verhalten abgewöhnen
Der Leinenzerrer
Der Pöbler
Der Ängstliche
Der Stürmische
Durchgängiges Lernen – Variable Dauer der Phasen
Der ältere Hund
Über den Autor Lutz H. Krake
Danksagung
Bildnachweis
Quellen und Verweise
Vorwort
Über zehn Millionen Hunde gibt es in Deutschland laut einer Umfrage des Zentralverbandes zoologischer Fachbetriebe, die in 21% der Haushalte leben¹. Damit ist etwa jeder achte Deutsche Hundebesitzer – mit steigender Tendenz. Der Hund ist Familienmitglied, Spiel- und Sportkamerad und Alltagsbegleiter. Der französische Philosoph Voltaire bezeichnete ihn 1764 in seinem Philosophischen Wörterbuch als „besten Freund des Menschen".
Ich beschäftige mich seit nunmehr rund 30 Jahren mit Hunden. Seit mehr als 10 Jahren bin ich als vom Deutschen Verband der Gebrauchshundsportvereine (DVG e.V.) zertifizierter Trainer in Vereinen tätig, seit mehreren Jahren Vorsitzender eines Hundesportvereins, seit kurzem Eigentümer einer mobilen Hundeschule. Als Pädagoge hat mich immer schon interessiert, wie die Kommunikation zwischen Mensch und Hund funktioniert. Aus diesem Interesse heraus hat sich mir die Frage gestellt, wie der Mensch dem Hund eigentlich Gehorsam „beibringt. Vor diesem Hintergrund habe ich gerade als Hundetrainer über die Jahre festgestellt, dass sich viele (Neu-) Hundebesitzer mit einer gewissen Unbedarftheit auf die „beste Freundschaft
einlassen. Aussagen wie „Wir/die Kinder wollten immer schon einen Hund! oder „...der sah so süß aus, da konnten wir nicht widerstehen!
oder „Erst mit einem Hund ist eine Familie vollständig!" zeigen dies nachdrücklich. Die Corona-Pandemie und die Lockdowns in deren Folge haben nochmals zu einem deutlichen Anstieg der Nachfragen nach Hunden geführt. Nach Angaben des Verbandes für das Deutsche Hundewesen (VDH) sind im Jahr 2020 im Vergleich zu den Vorjahren 20 Prozent mehr Hunde gekauft worden.
Was setzt aber eine Freundschaft voraus?
Wenn unter „Freundschaft eine Beziehung zu verstehen ist, die auf gegenseitiger vertrauensvoller Zuneigung beruht, dann setzt dies voraus, dass die Freunde wissen wollen, was der andere braucht und wie er sich fühlt. Voraussetzung dafür ist wiederum, dass man seinen Freund mit seinen Stärken und Schwächen kennt und in seinen Bedürfnissen respektiert. Übertragen auf den Hund sollte aus dieser Kenntnis über und Rücksicht auf die Bedürfnisse des Tieres das Vertrauen zwischen Mensch und Hund als Basis für die „beste Freundschaft
entstehen und wachsen.
Die Menschen, die sich Hunde anschaffen, lassen sich oft leiten von dem hohen ideellen Wert, der Hunden beigemessen wird: Es wird seine Treue gerühmt, seine Anhänglichkeit beschworen, seine Klugheit gelobt. Es ist eine ganz überwiegend emotional und sentimental geprägte Sicht auf das Wesen Hund: Er versteht uns so gut, wir gehen gemeinsam durch Dick und Dünn, er ist uns so ähnlich, er reagiert so sensibel auf unsere Stimmungen – er verhält sich fast wie ein Mensch – ein Mensch im Pelz. Dieses Bild wird durch die Massenmedien auch bestärkt. Schließlich stecken konkrete wirtschaftliche Interessen dahinter, denn jedes Jahr werden Milliarden von Euro für Futter, Halsungen, Geschirre, Leinen, Regenmäntel und schmückendes Beiwerk aufgewendet, damit es dem „besten Freund" auch ja an nichts fehlt.
Die Sichtweise, in der der Hund möglicherweise emotionale Lücken in unserem Sozialleben füllen soll, in den wir unsere Wünsche, Hoffnungen und Erwartungen projizieren, mit der wir den Hund am Ende des Tages vermenschlichen, verstellt ganz oft den objektiven Blick auf dieses komplexe Lebewesen. Nun scheint diese Vermenschlichung (Ethologen sprechen von „Anthropomorphismus") eine menschentypische Eigenschaft zu sein, indem wir gerne menschliche Sichtweisen und Erklärmuster zur Bewertung unserer Umwelt anwenden. Wir neigen dazu, in Tiere und sogar in Gegenstände (z.B. Autos) menschliche Eigenschaften hinein zu projizieren. Insbesondere bei Hunden fällt uns das aufgrund des engen Zusammenlebens so leicht, dass wir ihnen Menschennamen geben, mit Ihnen reden, als würden wir richtige Unterhaltungen mit Ihnen führen - und ihnen Mäntelchen stricken.
Auf der anderen Seite gibt es aber auch den Aspekt der Versachlichung des Hundes: Oft genug habe ich auf Turnieren erlebt, wie Hunde bei vielen Hundesportlern „funktionieren müssen: 'Raus aus der Box oder dem Wurfzelt, einen Durchgang laufen, zurück in die Box, Stunden später zweiter Lauf – hoffentlich war der Hund am Ende des Tages gut genug, um Frauchen oder Herrchen mit einem Pokal oder einer Schleife glänzen zu lassen und damit sein oder ihr Ego aufzuwerten – der „beste Freund
nur mehr ein „Sportgerät" – und wenn’s am Ende dann doch nicht zu einer guten Platzierung gereicht hat, ist natürlich der Hund schuld...
Tragische Begleiterscheinung dieser Versachlichung ist auch, dass Hunde als „Ware gekauft und bei „Nichtgefallen
(oder wenn es zu anstrengend oder zu teuer wird) weiterverkauft werden – wenn es gut läuft! Wenn es schlecht läuft, wird das Tier einfach ausgesetzt wie jedes Jahr ca. 500.000 Tiere deutschlandweit – übrigens ein Straftatbestand. In welchem Maße Hunde als „Konsumprodukt in einer Wegwerfgesellschaft gesehen werden, zeigen auch die vielen Versteigerungen von Welpen auf Onlineplattformen oder die Verkäufe aus Kofferräumen. Natürlich sind die Hunde hier günstiger als beim Züchter. Doch werden sie hier meist viel zu jung von ihrer Mutter getrennt und zu früh abgegeben, im Alter von fünf bis sechs Wochen. Nach deutschem Tierschutzgesetz müssen sie jedoch mindestens acht Wochen bei der Mutter bleiben. Die Tiere werden illegal aus dem Ausland exportiert, sind meist nicht geimpft, gechipt oder entwurmt (das würde ja den Gewinn schmälern) und oft immungeschwächt, meistens auch krank, und sterben dann. Der „beste Freund
als Ware. Wie die in der Corona-Zeit sprunghaft gestiegene Nachfrage nach Welpen befürchten lässt, ein Trend, der sich eher noch verstärken wird.
Die Bezeichnung „bester Freund" suggeriert ein stets harmonisches Zusammenleben zwischen Mensch und Hund. Jedoch herrscht hier nicht immer nur eitel Freude und Sonnenschein. Nicht umsonst versucht eine Vielzahl von Hundetrainern und -psychologen weltweit, die Probleme verhaltensauffälliger oder -gestörter Hunde mit mehr oder weniger modernen Methoden oder Arzneimitteln in den Griff zu bekommen. „Was aber den fünf Millionen Hunden nicht geholfen hat, die jedes Jahr in Tierheimen enden oder eingeschläfert werden, weil sie nicht erzogen werden können oder als gefährlich eingestuft werden. Es lässt auch nichts von den 17% der Hunde ahnen, die von Tierärzten wegen mitunter schwerwiegender Verhaltensprobleme behandelt werden.²
Ich spreche einleitend diese durchaus kritischen Aspekte an, weil es mir wichtig zu vermitteln ist, dass Hunde soziale Lebewesen sind, die in besonderer Weise zum Zusammenleben und zur Zusammenarbeit mit dem Menschen geeignet sind. Definitiv keine Ware, aber auch keine „verkappten Menschen! Ihr Sozialverhalten, ihre Kommunikation, ihre Emotionen, ihr Lernverhalten, aber auch ihre Individualität gilt es zu verstehen, zu respektieren, bei der Integration in den Familienverbund zu berücksichtigen und im täglichen respektvollen Umgang mit ihnen zu beachten. Und an dieser Stelle bereits vorweggenommen: Das schließt ständige Machtdemonstrationen des Menschen gegenüber dem Hund aus, die „bedingungslose Unterwerfung
des Hundes unter sein Frauchen oder Herrchen ist „out" - und für einen Familien- oder auch Sporthund weder artgerecht noch notwendig. Mir geht es um Verstehen und Achtung des hochkomplexen, sozialen Lebewesens Hund als Grundlage für ein Zusammenleben, aber auch als Basis für eine artgerechte Erziehung.
Mein Anliegen ist es daher zunächst, vor diesem Hintergrund grundsätzliche Kenntnisse über den „besten Freund zu vermitteln. Die folgenden Ausführungen stellen keine nach streng wissenschaftlichen Grundsätzen erstellte Arbeit dar – das kann und soll auch nicht das Ziel sein. Gleichwohl tragen sie aktuelle kynologische und verhaltensbiologische („ethologische
) Erkenntnisse wie auch eigene Erfahrungen als Hundeführer und Trainer zusammen und leiten daraus in der Folge vor dem Hintergrund der Disponierbarkeit der Hunde in den unterschiedlichen Entwicklungsphasen Verhaltensempfehlungen für die Hundeführer und Hundeführerinnen ab. Diese Empfehlungen werden anhand von Beispielen aus der Praxis konkretisiert und um Trainingstipps ergänzt. Hinzu kommen Informationen und Ratschläge rund um die Haltung von Hunden in der Familie; dies schließt einzelne konkrete Tipps auch bei „Problemverhalten" ein.
Dieses Buch kann selbstverständlich weder alle Eventualitäten im Zusammenleben noch alle rassetypischen (weltweit ist von nahezu 400 verschiedenen Hunderassen auszugehen) Besonderheiten berücksichtigen. Dazu sind Hunde (wie Menschen auch) einfach zu divers. Vielmehr geht es mir um ein grundsätzliches Verständnis für unsere vierbeinigen Freunde und, auf diesem beruhend, um generelle Tipps für eine artgerechte Haltung, Erziehung und Ausbildung, also gewissermaßen um einen Handlungsrahmen, innerhalb dessen sich das Zusammenleben mit dem Hund gestalten sollte.
Abb. 1: Der Autor mit einer TrainingsgruppeAbb. 1: Der Autor mit einer Trainingsgruppe
Vom Wolf zum Hund
Wissenschaftler sind sich – weitgehend – einig: Der Hund stammt vom Wolf ab – er ist genetisch gesehen zu 99% identisch mit dem Wolf. Doch wann die Trennung stattgefunden hat, ist unklar; belgische, finnische und chinesische Forscher datieren sie unabhängig voneinander anhand von Schädel(teil-)funden auf einen Zeitraum vor 18.000 – 32.000 Jahren. Vor dem Hintergrund dieser sehr frühen genetischen Trennung stehen m.E. alle Erziehungs- und Lerntheorien über den Hund, die sich für Trainingstheorie und -praxis nahezu uneingeschränkt auf Kommunikation und Sozialverhalten von Wölfen im Rudel stützen, auf tönernen Füßen. Hierfür gibt es eine Reihe von ganz konkreten Indizien: Beispielsweise nutzen Wölfe das Bellen nur sehr sparsam und als Warnlaut. Demgegenüber hat sich das „Lautsystem Bellen bei unseren Hunden heute zu einer gebräuchlichen Form der Kommunikation untereinander und mit ihrer Umwelt entwickelt. Ausgangspunkt dafür ist, dass das Bellen in der Phase der Domestikation (also der „Haustierwerdung
) für Wach- und Schutzfunktionen gezielt hineingezüchtet wurde: es sollte vor möglichen Eindringlingen warnen und diese gleichzeitig abschrecken. Auch beim Hüten von Vieh oder für die Hilfe bei der Jagd konnte das Bellen sinnvoll unterstützen. Heute nutzen Hunde das Bellen in allen möglichen sozialen Situationen mit ganz unterschiedlicher Bedeutung – übrigens zum Leidwesen vieler Hundebesitzer.
Weiteres Indiz: die sogenannte „angeborene Zahmheit" der Hunde, wonach sie – im Gegensatz zu Wölfen - dem Menschen gegenüber grundsätzlich keine Fluchttendenz zeigen. Im Gegensatz zu den Wölfen: Im Jahr 2019/2020 sind in Deutschland insgesamt 128 Wolfsrudel, 35 Wolfspaare und zehn sesshafte Einzelwölfe gezählt worden – mit steigender Tendenz. ³ „...Demgegenüber stellen gesunde Wölfe, die nicht provoziert oder angefüttert werden, für den Menschen...keine Gefahr dar. Seit dem Jahr 2000 – seitdem es Wölfe wieder in Deutschland gibt – hat es keine Situation gegeben, bei der sich freilebende Wölfe aggressiv