OPERATION Nordsee: SciFi-Horror-Thriller
Von William Meikle
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Über dieses E-Book
"Einer der besten Geschichtenerzähler unserer Zeit." - Famous Monsters of Filmland
Die eisigen Gewässer der Nordsee vor der Küste Schottlands sind ohnehin gefährlich genug, doch sie werden noch gefährlicher, als etwas die dort befindlichen Ölplattformen attackiert.
Deshalb bittet ein alter Freund des S|Squads die Männer um Hilfe – doch bei ihrer Ankunft sehen sie sich mit einem Gegner konfrontiert, der größer ist als alles, womit sie es bislang zu tun hatten.
Dieses Mal brauchen sie größere Kanonen …
Monster. Riesige Kreaturen. Kugeln. Und Flüche … jede Menge Flüche.
"Schottlands bester Horrorautor." - Ginger Nuts of Horror
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Buchvorschau
OPERATION Nordsee - William Meikle
Kapitel 1
Corporal Wiggins stand vor einem Dilemma. Das hatte ihn schon den ganzen Morgen genervt, seitdem er in Lossiemouth zu früh grob aus dem Schlaf gerissen worden war; während er eilig seine Ausrüstung zusammengesucht hatte; und auch noch, als sie genauso eilig mit dem Helikopter und anschließend mit einem SUV zum Flughafen in Aberdeen und dann zu den Docks unterwegs gewesen waren. Jetzt waren sie hier auf dem Oberdeck eines Versorgungsschiffes für Ölbohrinseln, hatten den Hafen von Aberdeen hinter sich gelassen und es nervte ihn immer noch.
Darüber konnte er nicht mit den anderen reden … na ja, vielleicht mit dem Sarge, wenn der mal zuhörte. Wiggo hatte sich immer in der Rolle des Squad-Clowns gesehen. Derjenige, der die Stimmung aufheitert und alles am Laufen hält, wenn es Probleme gab oder eine lange Wache nicht vorüberzugehen schien.
Das Problem war, dass der Sarge, der normalerweise das Opfer von Wiggos Witzen war, sich nicht mehr provozieren ließ. Hynd hatte eine neue Frau in seinem Leben und war quasi noch in den Flitterwochen. Wiggo wollte auf keinen Fall diesen neu gefundenen Geistesfrieden eines Mannes stören, den er bewundert hatte, seitdem er in die Streitkräfte eingetreten war. Der Sarge war durch die Hölle gegangen, nicht nur im Squad, sondern auch im Privatleben, und hatte den Tod seiner Frau vor einigen Jahren verkraften müssen. Wenn eine neue Frau ihm half, etwas ausgeglichener zu sein, würde Wiggo dem nicht im Weg stehen.
Über den Captain wurden natürlich keine Witze gerissen, das war tabu. Wiggo war gerne Corporal und hoffte, eines Tages Sergeant zu werden. Er wusste, dass man die Hand nicht beißt, die einen füttert. Captain Banks genoss die Witze genau wie jeder andere, aber nur dann, wenn sie nicht gegen ihn gerichtet waren.
Damit blieben nur Davies und Wilkins, die im Grunde noch Frischlinge waren und seine Untergebenen. Einer davon schwarz und der andere hatte sich kürzlich erst als schwul geoutet. Sie zu necken, wäre ihm vorgekommen, wie Hundebabys zu treten.
Also lief es darauf hinaus, dass es wohl am besten für alle Beteiligten war, wenn Wiggo einfach seine große Klappe hielt.
Aber das erwies sich als ständiger Kampf. Wiggo hatte sich schon in jungen Jahren stets entscheiden müssen, ob er redete wie ein Wasserfall oder sich zurückzog. Er war in einer großen Familie aufgewachsen und während die Männer in der Arbeit gewesen waren, hatten sich die Frauen zu Tee, Keksen und einem Schwätzchen versammelt. Mütter, Schwestern, Tanten, Cousinen, Nachbarinnen und Tante June Cobbley. Und alle hatten ihre Kinder dabei, die zu ihren Füßen spielten. Um nicht im Getümmel unterzugehen, hatte Wiggo sich für die Kunst entschieden und Witze vom Pausenhof nacherzählt, sich alberne Geschichten ausgedacht, war laut gewesen und hatte generell sichergestellt, nicht übersehen zu werden.
Es war zu mehr als nur einer Gewohnheit geworden, es war ein Lebensstil, dem er gefolgt war … und der zu so viel Auseinandersetzungen und Kämpfen geführt hatte, dass er schon lang nicht mehr mitzählte … auf dem Schulhof, in Straßengangs, in Jugendhaft und schließlich hier in seinem neuen Zuhause im Squad. Endlich hatte er einen Ort gefunden, an dem er dazu passte.
Aber die alten Gewohnheiten ließen sich nicht so einfach abschütteln, auch wenn sie nicht mehr erforderlich waren, und irgendwann brach der Damm, er riss die Klappe auf und durchbrach das Schweigen, das vorgeherrscht hatte, während sie alle auf dem Deck des Schiffes standen und eine rauchten.
»Also, was isses diesmal, Cap?«, fragte er. »Muss sich ja wieder jemand ziemlich aufgeregt haben, wenn wir so schnell losziehen.«
»Ich würde es dir ja sagen«, erwiderte Captain John Banks, »aber wieso die Überraschung verderben? Raucht mal fertig, Männer, unter Deck gibt’s Kaffee und wir geben euch die Befehle aus.«
»Wir?«, fragte Wiggo. »Hast du noch jemanden in der Hosentasche versteckt, Cap? Ist doch niemand hier außer uns aufgeregte Hühner.«
Wiggo lag falsch, wie sich zeigte, als sie unter Deck gingen und dem Captain in einen kleinen, beengten Raum folgten. Wiggo rutschte das Herz in die Hose, als er sah, wer dort auf sie wartete. Das letzte Mal hatte er Alexander Seton am Ufer des Loch Ness gesehen, als die Geschichte mit dem Monster vorbei gewesen war. Die ganze Mission war damals so unglaublich beschissen schiefgelaufen, dass Wiggo dabei seinen besten Freund in der ganzen Truppe verloren hatte. Als er den kleinen Mann mit den roten Haaren sah, stürzte das plötzlich alles wieder auf ihn ein und Zorn stieg in ihm auf, den er mühsam niederkämpfte.
»Sag’s mir nicht … wieder so ein paar beschissene Monster«, meinte er und ging zur Kaffeemaschine, wo er Seton ein paar Sekunden den Rücken zuwenden konnte, um sich wieder in den Griff zu bekommen, während der Cap Wilkins und Davies mit Seton bekanntmachte. Die beiden Soldaten hatten sich erst nach diesem Debakel dem Squad angeschlossen, also kannten sie die Geschichte nicht und Wiggo sah, dass besonders Davies von der Reaktion des Corporals verwirrt war.
»Lange Geschichte, Kumpel«, sagte Wiggo und war überrascht, wie leise und ruhig er klang. »Das erzähle ich dir mal bei einem Bier.«
Der Captain bat um Ruhe. Wiggo rechnete damit, dass er mit der Einsatzbesprechung anfangen wollte, und war überrascht, als er Seton den Vortritt ließ.
Wenigstens hatte der kleine Mann genug Anstand, verlegen dreinzublicken.
»Ich fürchte, es ist meine Schuld, dass Sie alle hier sind«, sagte er in seinem leichten Highland-Akzent. »Wenn sich herausstellen sollte, dass wir nur unseren eigenen Schatten jagen und das alles ein Schuss ins Blaue ist, kriegt jeder von mir eine gute Flasche Scotch. Aber wenn ich recht habe, ist es eine Aufgabe, der nur dieses Team wirklich gewachsen ist.«
»Mal wieder Scheißmonster, ich wusste es, verflucht noch mal«, sagte Wiggins und ein einziger Blick des Captains brachte ihn zum Verstummen, bevor Seton fortfuhr.
»Monster in der Einzahl«, sagte er. »Das hoffe ich wenigstens. Aber dazu komme ich noch. Gehen wir erst mal zum Anfang zurück oder so nahe wie möglich.«
Er verfiel in den Singsang des Geschichtenerzählers, als er fortfuhr.
»Ich war vor ein paar Wochen in Aberdeen in der Unibibliothek und stellte ein paar Recherchen an, als mir der erste Hinweis auffiel, dass etwas nicht stimmt. Ich hörte, wie sich zwei junge Studenten über ein verschollenes Fischerboot unterhielten; ich glaube, einer von beiden hatte einen Verwandten, der auf dem Boot war und machte sich Sorgen um dessen Wohlergehen. Aber so etwas passiert eben auf See, also habe ich mir damals nicht so viel Gedanken deswegen gemacht. Später an diesem Abend an der Hotelbar plauderte ich allerdings mit jemandem, der die ganze Geschichte kannte.
Da wurde es dann interessant. Offensichtlich sind in den vergangenen zwei Jahren mehrere Boote verschwunden und die Einheimischen sind der Meinung, das habe alles angefangen, seitdem die Ölbohrinsel in Betrieb ging. Fischer sind eben Fischer, also gibt es so viele Theorien dazu wie Heringe im Meer. Und abgesehen davon, dass es keine handfesten Belege für irgendwas gibt, waren die Behörden auch nicht daran interessiert, das Geschäft mit dem Öl zu gefährden, und bereit, alles unter den Teppich zu kehren und zu einer Reihe unglücklicher Unfälle zu erklären, die nichts miteinander zu tun haben. Ich habe guten Grund, das anzuzweifeln.«
Er machte eine Pause und tastete die Hosentaschen ab, als würde er nach etwas suchen.
»Und das war’s? Sie haben uns wegen einer Geschichte, die Sie in einer Bar gehört haben, hier hergeholt? Ich hab’ ja gestern Abend in der Messe ein paar Geschichten über Sweaty Betty gehört, über die schon jeder in Balloch mal drübergerutscht ist, aber deswegen bin ich nicht heute zum Loch Lomond gefahren, um sie zu suchen. Auch, wenn ich das vielleicht hätte tun sollen, was? Wäre sicher lustiger gewesen als der Scheiß hier. Ist das alles, was Sie haben?«
»Wiggo?«, sagte der Captain, worauf sich der Corporal zu ihm umdrehte. »Halt einfach einmal die Schnauze.«
Seton hatte sich nicht daran gestört und lächelte sogar. Er hatte eine Pfeife aus der Tasche geholt und sie zwar nicht entzündet, aber er kaute sichtlich vergnügt auf dem Mundstück herum.
»Natürlich ist das nicht alles«, sagte er leise. »Geben Sie mir etwas Zeit, ich komme darauf zurück, wenn Sie mir die Zeit lassen. Wir haben ein paar Stunden, bevor wir unser Ziel erreichen, also machen Sie es sich bequem und ich erzähle Ihnen eine Geschichte.«
»Also sind wir hier in der Märchenstunde, oder was?«, murmelte Wiggo, aber es war kaum mehr als ein Flüstern, um nicht wieder die Aufmerksamkeit des Captains zu erregen.
Seton kaute noch etwas auf dem Pfeifenmundstück herum und fuhr dann fort.
»Diejenigen von euch, die mich schon kennen, wissen von meiner Begeisterung für ausgefallene Dinge. Ich habe mein altes Hirn schon seit vielen Jahren mit verrückten und unsinnigen Sachen gefüllt, die alle wie ein unfertiges Puzzle darin hin und her purzeln. Und diese ganzen Geschichten von verschwundenen Booten haben mich an etwas erinnert. Ein Puzzlestück hat sich mit einem anderen verbunden und aus den Ecken meines Hirns kramte ich die Erinnerung an vergangene, noch ältere Recherchen hervor, an denen ich gearbeitet und die ich vor vielen Jahren aufgegeben hatte.
Die kalten, grauen Fluten der Nordsee waren schon immer berüchtigt. Boote verschwanden hier seit Jahrhunderten, sogar Jahrtausenden. Wer weiß, wie viele Tote in den kalten Tiefen liegen und welche Geschichten sie erzählen könnten, wenn man sie zum Reden bringen könnte? Aber um zum Thema zurückzukommen: Wie Sie wissen, ist mein besonderes Interessengebiet die Kryptozoologie und besonders interessieren mich dabei Tiere, die im Wasser leben.«
»Erzählen Sie mal die Geschichte über Thor und das Fischerboot, los … ich weiß, dass Ihnen das auf der Zunge brennt«, sagte Wiggo.
»Sie sind gebildeter, als Sie vorgeben, Corporal. Aber diese Geschichte ist der anderen verwandt … sie könnte sogar der Erinnerung an dasselbe Tier entstammen.«
»Sie brauchen mir nicht schmeicheln«, murmelte Wiggo, »Sie sind nicht mein Typ.« Aber es war erneut so leise, dass niemand ihn beachtete.
»Ein weiterer Besuch in der Universitätsbibliothek, dieses Mal war es die Privatsammlung in der Krypta der Kathedrale St. Giles, rief mir rasch die Geschichte wieder in Erinnerung, an die ich mich nicht mehr ganz erinnern konnte. Sie geht zurück auf