1 von zwei: Klassisch
Von Martin Lindner
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Über dieses E-Book
Eine Welle erreicht zum ersten Mal den Strand, wird aber enttäuscht, denn dort ist nichts außer Sand. Ein Beamter muss in die Hölle, um die Sicherheitsvorschriften zu überprüfen, und ein Junge verliebt sich in einen Rosenbusch, der jedoch nicht die gleichen Gefühle hegt.
Getrieben von Forscherdrang und Wissbegierde müssen die Charaktere am Ende oftmals mit unvorhergesehenen Konsequenzen leben.
Ausgewählte Gedichte der klassischen Gattung, die Martin M. Lindner im Alter zwischen achtzehn und einundzwanzig Jahren verfasst hat. Entstanden sind sie auf Reisen durch Italien und in der Wiener Heimat, inspiriert durch mythologische Elemente, persönliche Erlebnisse und spirituelle Erfahrungen.
Martin Lindner
MARTIN M. LINDNER wurde 1995 in Wien geboren. Nach einem Studium der Philosophie und Germanistik an der Wiener Universität wechselte er an die HFBK in Hamburg, an der er ein Filmstudium abschloss. Nach Arbeit im Filmbereich in Bologna, Rom und Wien gründete er 2023 eine Filmfirma und ist tätig als freier Künstler.
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Buchvorschau
1 von zwei - Martin Lindner
Inhaltsverzeichnis
FEUER
DIE KERZE UND DIE SONNE
DIE STERNSCHNUPPE
IN DER SCHMIEDE
DAIDALUS UND IKARUS
DIE FREUNDSCHAFT ZWISCHEN SONNE, MOND UND ERDE
DIE SCHLANGE
DAS ETUI
HÖLLE
VOM JÜNGLING UND DER FLAMME
WASSER
EIN FLUSS
NARCISSUS
WILBUR UND DIE DAMEN
DIE WELLE UND DER STRAND
DER BRUNNEN UND DAS MÄDCHEN
DER JÜNGLING UND DER BRUNNEN
INS STUMPFE ODER REINE?
DES MÜLLERS LEHRLING
DER LEUCHTTURMWÄRTERKAPITÄN
LUFTANHALTEN
FALLEN
IN DER HEILTHERME
DIE WETTE
MAN WIRD ERWACHSEN
GEFAHR DER EIGENEN TIEFE
DER LACHENDE BETTLER
ERDE
EINE GUTENACHTGESCHICHTE
SPALTEN
DIE MURMEL
FÜR ALLE GRÄBER
DER ROSENBUSCH
VOM BOHREN
VON DEN STEINEN
EIN VEILCHEN
DIE OBSTHÄNDLERIN
EIN JÜNGLING VERIRRT SICH IM WALD
EINE BERGLANDSCHAFT
LUFT
UND LIEBE
PRINZESSIN MARIA UND DER WIND
DER REFLEX
DER RITTER MIT DER ROSE
DER SCHMETTERLING
IM RAMPENLICHT
DIE LIEBE EINER BLUME
DER JUNGE BAUM
EIN PATIENT
KNOBLAUCH
RAUM
UND ZEIT
RITTERTUM
APRIKOSE
DAS LIED VOM SCHREIBENDEN WANDERER
DER EINSAME JÜNGLING
IN ALL DEN KLEINEN ZIMMERN
AUF EINER MAUER SITZT EIN BUBE
HERAKLES
HEUTE NACHT UND GESTERN MORGEN
EIN ALTER MANN IN SEINEM ZIMMER
DAS LOS DER BOTENENGEL
DER ZAUBERER
VAGABUND UND PRIESTER
ICH KOMME ZU SPÄT
TOD
AM SCHAFOTT
TOD
DER FÄDENZIEHERMANN
DER RITTERBUND
ICH SCHREIBE
DIE WENDUNG EINES FALLES
EIN WEISER IM GESPRÄCH MIT EINER DAME
ENGEL
GUTER/ SCHLECHTER MENSCH
ZWEI KÄMPFEN MITEINANDER. TALIS UND BROCHUS
DER FUCHS UND DIE GANS
HEIMATLIED
LOHNT ES SICH?
FEUER
Die Kerze und die Sonne
Kerze:
Sonne, hoch am Firmament
Die stärker als ich Kerze brennt
Wie wär ich gern, wie wär ich gern
Selbst ein solcher Flammenstern
Du scheinst am ganzen Himmelsreich
Und scheinst für alle Dinge gleich
Dein Schein dringt, nicht wie meine Flamme
Zu jeder Frau und jedem Manne
Und deine Größe, die allein
Muss majestätisch – himmlisch sein
Tauschte die Größe jederzeit
Für meine kleine Winzigkeit
Du stehst über der ganzen Welt
Wir stehen nur, wo man uns stellt
Und von den Menschen oder Wind
Sind ausgeblasen wir geschwind
Du Feuerball, mein Feuermann
Man huldigt dir, betet dich an
Wer huldigt uns, den kleinen Kerzen?
Ach, es brennt mir tief im Herzen
Wie wäre ich so gerne du
Sag, hörst du mir vom Himmel zu?
Ich huldige, bete dich an
Sag, wie wird man Feuermann?
Irrlicht:
Sonne willst du werden, Licht?
Bei Gott, nein, das versteh´ ich nicht
Erstens ist es einsam dort
In höchsten Höhen hallt kein Wort
Sterne siehst du? Das ist wahr
Doch sind sie nur von hier aus nah
Nie kann sie ruh´n, nie schlafen geh´n
Muss immer ihren Posten steh´n
Denn, seitdem sie angefacht
Ist´s immer Tag und niemals Nacht
Du hast´s gut, kann ich dir sagen
Scheinst in Nächten und an Tagen
Stehst nicht nur am selben Ort
Mal brennt es hier, dann wieder dort
Ja, du hast ein schönes Leben
Bist von Menschen stets umgeben
Ausgeblasen, angezündet
Dein Flehen, das ist unbegründet
Die Sonne, die will Kerze sein
Die Größe ist nur Trug und Schein
Wünscht abzulegen ihre Lasten
Und dann endlich, endlich rasten
Die Sonne, nein, willst du nicht werden
Gehst bald aus und musst wohl sterben
Wachs rinnt dir von deinen Wangen
Und – schon bist du ausgegangen …
Die Sternschnuppe
Ein Steinchen, irgendwo da oben
Flog dringlichst auf die Erde zu
Es wollt zu mir, doch ist zerstoben
Und darum find´ ich keine Ruh
Es wollt so sehr, vergaß zu funkeln
Ich sah es nicht, das kleine Ding
Ich fürchtete, dass es im Dunkeln
Irgendwo verloren ging
Doch plötzlich, ja, da fing der Stein
Zu brennen an, er gab ein Zeichen
Er zog den allerschönsten Schein
Er war noch fern, doch bald zu greifen
Schon jetzt? Nur noch ein kleines Stück!
Bald bist du hier, in meinem Arm
Ich wünsch mir dich zu meinem Glück
Ich spür es schon, du bist ganz warm! …
So grell, ich will, komm her geschwind!
Ja schneller, ach, ich will so sehr!
Brennend heiß, du Sternenkind
Die Schönste dort im Sternenmeer!
Ich wollt sie in die Arme schließen
Doch sie verschwand in dunkler Nacht
Tränen musste ich vergießen
Nur diese haben nichts gebracht
Dem Steinchen, ach, dem hätt ich sagen sollen:
Geruhe dich, wir haben Zeit!
Bloß dieser Drang und dieses Wollen
Haben uns zuletzt – entzweit!
In der Schmiede
Eisen:
Ein Viereck wird zum Kreis
Und alles Schwarze wird mir weiß
Alles Laute wird ganz leise
Mir war kalt, jetzt ist mir heiß
Ich brauche Feuer – nein, brauch Eis
Ich entflamme – nein, vereise
Schmied:
Immer mit der Ruhe junger Stahl
Stählern wirst du allemal
Eisen:
Das Licht, es flackert auf und nieder
Immer greller, immer wieder
Ich sehe – nein, ich sehe nicht
Mir ist das Wandeln schon zuwider
Ich will bleiben hart und schlicht
So lege mich heraus, du Wicht
Hätte ich bloß kein Gewicht
Ich will Schatten – nein, will Licht
Ich entflamme – nein, vereise
Schmied:
Die Schmelzung ist geschafft
Jetzt geht es mit aller Kraft
An die Formung, denn enorm
Ist von Wichtigkeit die Form
Eisen:
Endlich aus der Wanne in die Welt
Mit der Flamme wird erhellt
Mit dem Wachen fällt der Schlag
Es schmerzt, doch ich vermag
Diesen Schmerz wohl zu ertragen
Ich bin Stahl, wem soll ich klagen?
Doch es tut so weh …
Ach, es hat, so wie ich bin
Mit dem Reimen keinen Sinn
Ich bin Stahl, was soll ich dichten
Viel zu hart sind meine Schichten
Viel zu träge ist mein Körper
Viel zu schwer fallen die Wörter
Gedichte sind sehr zart
Ich bin Stahl, ich bin zu hart
Ich bin Stahl, ich bin zu fest
Für ein Lyrik-Manifest
Das Denken, es fällt schwer
Immer mehr und immer mehr
Und ganz wohl, es leuchtet ein
– Ein Stahl muss eisern sein
Daidalus und Ikarus
Ein Labyrinth auf Kreta stand
Und in dem Labyrinth
Gefangen war der Daidalus
Und Ikarus, sein Kind
Ikarus:
Vater, was bringt uns die Flucht
Wir sterben kurzerhand
Zu viele Schiffe in der Bucht
Und Heer nur auf dem Land
Alle Hoffnung allzu fern
Was werkelst