Der Rollkragenclub
Von Marko Jovicic
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Über dieses E-Book
Als Lino sich beim Sport verletzt und per Anhalter zurück in die Stadt fährt, lernt er Julia kennen. Sie ist beruflich unterwegs und freut sich über ein wenig Gesellschaft. Als sie plötzlich überfallen werden, kann Lino den Angreifer zunächst in die Flucht schlagen.
Für Lino und seine beiden Freunde Olli und Astrid beginnt ein Abenteuer voller Überraschungen, als Astrids Freundin Luisa und ihr Vater ins Visier des Angreifers geraten.
Was hat es mit dem geheimnisvollen Artefakt auf sich, worauf er so scharf ist? Und was für eine Rolle spielen Luisas Vater und Julia dabei? Ein Wettlauf beginnt, bei dem nicht alles so ist, wie es scheint.
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Buchvorschau
Der Rollkragenclub - Marko Jovicic
Kapitel 1
Es geschah beim Aufwärmen. Ein kurzer Schmerz durchfuhr Linos Schulter. Und damit war für ihn das Tischtennisturnier im Vorort gelaufen. Er hatte sich so gut vorbereitet und rechnete sich bei dem U15-Turnier gute Chancen aus. Und nun durfte er gar nicht erst antreten. Niedergeschlagen packte er seine Sachen und verabschiedete sich von seinen Trainern und Mitspielern. Sie versuchten, ihn aufzumuntern, aber es half nichts. Er war einer der besten seines Vereins und alle fühlten mit ihm. Jetzt würde es für sie noch schwieriger werden, den Titel zu holen.
Da niemand ihn zum Sportarzt in die Stadt fahren konnte, weil das Turnier noch im vollen Gange war, machte er sich alleine auf den Weg zur nächsten Bushaltestelle.
Nach kurzer Zeit hatte Lino keine Lust mehr zu warten und streckte den Daumen aus, um per Anhalter zurück in die Stadt zu fahren. Es dauerte nicht lange, als ein blauer VW Golf rechts ranfuhr. Na wenigstens das schien zu klappen. Er sah eine junge Frau hinter dem Lenkrad. Sie mochte doppelt so alt sein, wie er. Sie hatte kurze, blonde Haare und trug einen Blazer oder wie die Dinger sonst hießen. So genau kannte er sich da nicht aus.
„Willst du mit?, lächelte sie ihn an. „Gern
, nickte Lino ihr durch das offene Beifahrerfenster zu. Und im nächsten Moment saß er schon neben ihr im Auto.
„Wo musst du hin?", fragte sie. Als er ihr kurz erläuterte, weswegen er zum Arzt in die Stadt musste, fasste er sich unbewusst wieder an seine rechte Schulter. Eigentlich tat es gar nicht mehr so weh, aber für Tischtennis war es zu gefährlich.
Ihr Name war Julia Schmitt und sie war beruflich auf dem Weg aus Zürich, sagte sie. Lino überlegte kurz, wo Zürich nochmal lag, und stellte fest, dass sie schon eine ganze Weile unterwegs sein musste. Er fragte sich, was sie dort tat und weswegen sie hier war. Er verkniff sich allerdings einen Kommentar. Stattdessen kam er ihrem offensichtlichen Konversationswunsch nach, indem er sich vorstellte. „Ich heiße Lino und bin Schüler in der siebten Klasse. Danke, dass Sie mich mitnehmen, Frau Schmitt."
Sie schmunzelte, als sie ihm sagte, er solle sie ruhig duzen. Ihm wurde nun klar, warum das „Smalltalk" hieß.
Aber egal, sie war wenigstens nett und nicht so ´ne alte Schrulle, die einen anguckt, als hätte man etwas gestohlen. Frau Gusko-Steinmann, seine Mathelehrerin hatte so einen Blick. Er war sich sicher, dass er bei ihr nie einen anderen Blick wahrgenommen hatte. Genau genommen vermied er es sogar, sie überhaupt anzusehen, wenn es nicht sein musste.
Julia und Lino fuhren auf die nächste Raststätte. Sie war schon lange unterwegs und wollte sich bei einem Kaffee ausruhen. Da Lino aufgrund des geplatzten Turniers ohnehin nichts weiter vorhatte, entschloss er sich, sich mit einer Cola zu erfrischen. Sie setzten sich mit ihren Getränken an einen Fensterplatz, von dem man den Parkplatz gut überblicken konnte. Ihm fiel auf, dass Julia sich so hinsetzte, dass sie freien Blick auf ihren Golf hatte. Als sie an ihrer Tasse nippte, sog sie mit einem kräftigen Zug das Kaffeearoma in sich auf. Ihrem Gesichtsausdruck nach musste sich das so anfühlen, als saugte man die pure Lebensessenz in sich auf. Lino kannte das Gefühl. So ging es ihm, wenn seine Mutter Spaghetti kochte. Am liebsten mit Tomatensauce.
Julia wollte wissen, wie es seiner Schulter geht. Er war überrascht, als er feststellte, dass er gar keinen Schmerz mehr spürte. Er reckte sich ein wenig und merkte dann, dass das Ziehen immer noch da war. Doch er ging davon aus, dass es nichts Schlimmes sein würde. Trotzdem wollte er den Arzt nachschauen lassen, sicher ist sicher. Das pflegte seine Mutter ihm ständig zu predigen. Normalerweise reagierte er immer mit einem Augenrollen darauf, aber dieses Mal erkannte er die Wichtigkeit hinter dieser Aussage.
„Wann fährst du wieder zurück nach Zürich?", fragte Lino.
Julia überlegte kurz. „Das kommt darauf an, wie schnell ich mit meiner Arbeit fertig bin." Was auch immer das bedeuten sollte, dachte sich Lino.
„Ich schätze in ein paar Tagen, fuhr sie fort, ohne eine Antwort abzuwarten. „Ich lebe und arbeite dort, doch es kommt ab und zu vor, dass ich beruflich unterwegs bin. Und da meine Firma Kontakte in ganz Deutschland hat ...
Den Rest erklärte sie durch eine Handbewegung, die auf ihr Auto zeigte.
Sie unterhielten sich ein wenig über Linos Sport und was er für Lieblingsfächer in der Schule hatte. Neben Sport kam eigentlich nur noch Geschichte hinzu. Na ja, Englisch war auch noch ganz ok. Julia fing an, Lino zu mögen. Er kam für seine dreizehn Jahre sehr erwachsen rüber. Sie tranken aus und machten sich auf den Weg zum Auto.
Plötzlich sah Lino, wie ein Mann versuchte, Julias Auto aufzubrechen. Ohne nachzudenken, rannte er los und rief: „Hey Sie, was machen Sie da? Julia erstarrte zur Salzsäule. Ehe der Mann reagieren konnte, stand Lino schon hinter ihm und verdrehte ihm den Arm. „Lassen Sie sofort die Tasche los
, blaffte er ihn an.
„Verdammter Bengel, du brichst mir den Arm." Lino drückte geschickt den Oberkörper des Mannes vornübergebeugt ins Auto, während beide Beine fest auf dem Boden standen. So hatte der Mann keine Chance, sich zu befreien. Da haben sich die Krav-Maga-Tricks bewährt, die ihm sein Cousin Felix gezeigt hatte, dachte er sich unbewusst.
„Loslassen hab‘ ich gesagt." Julia stand immer noch festgefroren einige Meter entfernt und starrte regungslos auf die Szene. Auf einmal bog ein schwarzer Mercedes scharf zu ihnen ab. Der Dieb wandte sich aus Linos Griff, als dieser kurz abgelenkt war und hechtete hinein. Der Mercedes raste davon und Lino merkte erst jetzt, wie sein Adrenalin am pumpen war.
Julia löste sich langsam aus ihrer Schockstarre und sah Lino mit offenem Mund an. „D-das ist ja nicht zu glauben, stammelte sie. Lino wusste nicht, was sie meinte. Seine Aktion oder die des Mannes. „Diese Autodiebe werden immer dreister. Jetzt brechen sie schon am helllichten Tag Autos auf
, merkte er an, ohne auf Julias Aussage einzugehen. „Du hast ja keine Ahnung, was du für mich getan hast, Lino."
„Na ja, ich habe lediglich dafür gesorgt, dass er die Tasche nicht mitnehmen konnte, mehr nicht."
„Das ist viel. Ich weiß gar nicht, wie ich dir dafür danken soll. Lino hatte sich schon wieder beruhigt und wischte ihren Kommentar bei Seite. „Ach, keine Ursache. Am besten, wir rufen jetzt die Polizei.
Julia, die etwas von Linos Lockerheit anzunehmen schien, stockte augenblicklich wieder. „Nein! Bitte, keine Polizei!"
„Wie bitte?" Lino verbarg seine Verwunderung nicht.
„Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll, aber ich bitte dich, keine Polizei."
„Frau Schmi... äh, Julia, das waren Diebe, die wollten dich bestehlen. Wer weiß, vielleicht lauern sie an der nächsten Ecke und ..."
„Ich weiß. Sie machte eine beschwichtigende Geste. „Dennoch bitte nicht.
Lino musterte sie argwöhnisch und machte einen Schritt zurück. „Bitte sei ehrlich, sagte er, „hast du Drogen oder Waffen in deiner Tasche?
Julia war empört. „Nein, natürlich nicht. Ich schwöre!"
Lino dachte kurz nach. Im Grunde konnte es ihm egal sein. Er würde sie höchstwahrscheinlich nie wieder sehen. Und da es nicht um sein Eigentum ging, kam er zu dem Schluss, ihrem Wunsch zu entsprechen. Er lächelte wieder. „Na gut, keine Polizei."
Kapitel 2
Julia hatte Angst. Sie wusste, was der Überfall zu bedeuten gehabt hatte. Und der Schrecken saß ihr auch noch in den Gliedern, als sie Lino beim Arzt abgesetzt hatte und nach Hause fuhr. Erst als sie die Garage erreicht hatte, beruhigte sie sich wieder allmählich. Während das Tor sich langsam auf Knopfdruck öffnete, blickte sie abwechselnd in die Rückspiegel, um zu sehen, ob ihr jemand gefolgt ist.
Sie parkte ihr Auto und blieb sitzen, nachdem sich das Garagentor wieder geschlossen hatte. Als wollte sie spüren, ob ihr jemand gefolgt ist, harrte sie ganze zehn Minuten weiter im Auto aus. Erst nachdem sie sich sicher genug fühlte, atmete sie einmal kräftig durch, packte ihre Tasche und die anderen Sachen.
Zum Glück war Lino da, dachte sie sich. Als er mit dem Dieb kämpfte, sah sie sich unterbewusst mit der Möglichkeit konfrontiert, dass der Dieb wissen könnte, wohin sie gehen würde. Schließlich gab es in der Gegend nicht viele Verstecke wie dieses. Und in der Branche, in der sie arbeitete, ist jede Art von Information käuflich.
Teufel, wahrscheinlich würde es keinen Tag dauern, bis die Ganoven rausgefunden hatten, wo sie wohnte. Ihre Nackenhaare kräuselten sich augenblicklich und ihr Mund war plötzlich staubtrocken. Gott im Himmel, vielleicht wussten sie es schon.
Sie war dabei, sich das ganze Ausmaß auszumalen, so dass kalter Schweiß ihre Bluse an den Rücken klebte. Mit wackeligen Knien ging sie den Treppenaufgang hoch, der die Garage mit dem Haus verband. Sie brauchte mehrere Anläufe, um die
Schlüsselspitze in den Zylinder zu treffen.
Da sie im Tunnelblick nur den Schlüssel und das Schloss wahrnahm, merkte sie erst, als es zu spät war, dass sich ein dunkler Schatten von hinten näherte.
Dachte sie, der Schock auf dem Parkplatz war schlimm, erfuhr sie nun die mehrfache Steigerung davon, als sich ein eiserner Griff in einem schwarzen Lederhandschuh um ihren Mund und den gesamten Unterkiefer legte. Er drückte ihr den Mund so fest zu, dass sie ihr buchstäblich die Spucke wegblieb.
„Schhhhhhhhhh!", zischte Barkov ihr ins Ohr. Sie roch seinen alkohol- und zigarettengetränkten Atem und ihr wurde sofort schlecht. Doch bevor sie etwas tun konnte, drehte er sie in einer flüssigen Piourettenbewegung um, so dass sie sich nun Auge in Auge gegenüberstanden, er ihr nun mit der anderen Hand den Mund zu hielt.
„Du dachtest, du wärst in Sicherheit, was Mädchen? Sein diabolisches Grinsen und sein durchbohrender Blick ließen ihr jegliche Farbe aus dem Gesicht entweichen. Er merkte, dass sein Auftreten Wirkung zeigte und er genoss es. „Diesmal entwischst du mir nicht.
Er löste die Hand von ihrem Mund und presste sie stattdessen mit der Handkante gegen ihr Schlüsselbein.
„Bitte ..., flüsterte sie, während ihr Tränen die Wangen runter kullerten. Ihre Unterlippe bibberte. „Tun sie mir nichts.
„Dafür ist es zu spät, meinst du nicht, Mädchen?"
„Was wollen Sie? Julia hoffte insgeheim, dass der Kerl nur hinter ihrem Geld her war. Doch schnell verflog diese Hoffnung. „Dein Ernst?
, er runzelte abschätzig die Stirn. „Wo hast du das Duplikat? In der Tasche dort, nicht wahr?" Er nickte auf ihre