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Abseits des Lichtes: Mysteriöse Geschichten
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Abseits des Lichtes: Mysteriöse Geschichten
eBook113 Seiten1 Stunde

Abseits des Lichtes: Mysteriöse Geschichten

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Über dieses E-Book

Abseits des Lichtes begeben sich vier Männer in eine mysteriöse Schattenwelt, in der dunkle Mächte über ihr Schicksal bestimmen.

Nicht erschrecken

Bob erhält einen Anruf von seinem angeblich verstorbenen Sohn, der lebendig begraben auf dem Friedhof liegt und auf die Hilfe seines Vaters hofft.

Wer wird der Nächste sein

Peer nimmt im Internet an einem dubiosen Gewinnspiel teil. Er ahnt nicht, dass er sich auf eine Wette mit dem Tod einlässt.

Tödlicher Rauch

Henry hat mit dem Rauchen aufgehört, doch der Nikotinentzug treibt ihn in den Wahnsinn. Als er ein geheimnisvolles Zigarettenetui findet, kann er sich seiner todbringenden Sucht nicht mehr entziehen.

Die Geschichte der Geschichte

Steffen wacht neben einer Frau auf, die er nie zuvor gesehen hat. Sie gibt sich als seine Verlobte aus und lenkt sein Leben in furchteinflößende Bahnen. Der Bestsellerautor wird fortan von seiner eigenen Geschichte eingeholt.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum7. Juni 2020
ISBN9783748744924
Abseits des Lichtes: Mysteriöse Geschichten

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    Buchvorschau

    Abseits des Lichtes - Norbert Böseler

    Nicht erschrecken

    „Nicht erschrecken!"

    Bob ließ das Handy fallen. Es landete auf dem harten Parkettboden, wobei der Bildschirm nach oben wies. Auf dem Display blickte ihm seine Frau entgegen, doch die Stimme, die Bob den Schreck in die Glieder hat fahren lassen, stammte eindeutig von einem Mann, den er nur allzu gut kannte. Lydia hatte er nach der Beerdigung nicht mehr gesehen. Nachdem sie Blumen in das Grab geworfen hatte, begleitet von einigen Tränen, war sie verschwunden. Lydia wollte nach der Beisetzung noch einmal alleine zum Grab gehen, um von ihrem geliebten Sohn in aller Stille Abschied nehmen zu können. Sie kehrte nicht zurück. Bob hatte den ganzen Friedhof abgesucht, doch sie war wie vom Erdboden verschluckt. Er machte sich Sorgen um seine Frau, hatte sie vergeblich angerufen, mehrmals, und nun blickte ihm ihr von tiefen Falten durchfurchtes Antlitz entgegen. Die Falten hatten sich in der letzten Woche noch tiefer in ihre Haut gegraben, weil der schreckliche Unfall ihre heile Welt in Fetzen gesprengt hatte. Jerome, ihr gemeinsamer Sohn hatte die Kontrolle über sein Motorrad verloren und war gegen einen Baum geprallt. Er trug schwere Kopfverletzungen davon. Die Ärzte versetzten ihn in ein künstliches Koma, doch zwei Tage später konnten selbst die medizinischen Geräte sein Leben nicht erhalten. Er starb, die lebenserhaltenen Maschinen wurden ausgeschaltet, sein Leben für beendet erklärt. Von da an, bis zur heutigen Beisetzung, war Bobs Frau nicht mehr ansprechbar gewesen. Sie unterstützte ihren Mann nicht bei den anstehenden Formalitäten. Lydia verschanzte sich ihrem Zimmer und nahm Tabletten. Sie verarbeitete ihre Trauer mit Pillen, deren Wirkung er nicht kannte.

    Lydias Gesicht verblasste, das Display färbte sich schwarz, schwarz wie der Tod, von dem Bob gerade einen Anruf erhalten hatte. Die Stimme, die immer noch in seinem Ohr nachhallte, gehörte zweifellos Jerome, seinem verstorbenen Sohn. Sie klang zwar ähnlich wie die von Gerry, was nicht verwunderlich war, denn Jerome und Gerry waren eineiige Zwillinge. Während Jerome bis zum letzten Tag bei den Eltern gewohnt hatte, verließ Gerry vor fünfzehn Jahren die Familie im Zorn. Mochten die Söhne optisch gleich sein, vom Charakter waren die beiden so gegensätzlich wie Feuer und Wasser. Gerry glich einem wilden Wolf, Jerome einem frommen Lamm. Gerry hatte von Kindheit an eine aggressive Ader in sich getragen. Schlägereien auf dem Schulhof gehörten zur Tagesordnung. Als er seine Mutter krankenhausreif geschlagen hatte, setzte Bob ihn vor die Tür. Seitdem war der Kontakt abgebrochen. Von dem Tag an veränderte sich Lydia zusehends. Ihr einst harmonisches Zusammenleben bekam nicht enden wollende Risse. Lydia fiel in tiefe Depressionen, die sie mit Tabletten bekämpfte. Eine Therapie kam für sie nicht in Frage, weil sie fremde Hilfe strikt ablehnte. Selbst ihren Ehemann hielt sie auf Distanz, doch Bob stand ihr bei, denn er liebte seine Frau nach wie vor.

    Der Klingelton seines Handys ließ Bob erneut zusammenzucken. Er griff sich an die Brust, weil er dort ein krampfhaftes Stechen verspürte. Seine Schreckhaftigkeit hatte ihm vor drei Jahren bereits einen Herzinfarkt beschert. Er atmete einmal tief durch und bückte sich zum Handy, das vibrierend über das Parkett rutschte. Bob hob es auf und nahm den Anruf entgegen.

    „Dad, hörst du mich? Sag doch was!"

    „Ich höre dich, schnaufte Bob schwer atmend. „Jerome, bist du es wirklich?

    „Ja, Dad! Die Stimme klang dumpf, als würde man ihr die Luft abschnüren. „Ich weiß nicht, wo ich bin. Es ist dunkel und kalt. Ich habe gerade das Handy gefunden und damit geleuchtet. Ich bin in irgendeiner Kiste eingesperrt, die aussieht wie ein Sarg. Alles ist mit einem hellen Stoff bespannt. Ich liege unter einer Decke, trage einen schwarzen Anzug und kann mich kaum bewegen. Was ist passiert, Dad? Wo bin ich? Ich habe fürchterliche Angst!

    Bob konnte nicht glauben, was er da hörte, wusste nicht, was er antworten sollte. Das Stechen in der Brust war nach wie vor vorhanden, doch er spürte es nicht mehr. Jerome war seit mehreren Tagen tot, er lag unter der Erde und sprach jetzt zu ihm. Hatte man ihn etwa lebendig begraben, ein unvorstellbarer Gedanke. Bob versuchte einen klaren Kopf zu wahren, mit zitternder Stimme sagte er: „Du musst mir glauben, was ich dir jetzt sage, so unglaublich es auch klingen mag, Jerome. Du bist gestorben, man hat dich heute Nachmittag beerdigt."

    „Das kann nicht sein. Sag mir, dass das nicht wahr ist!"

    „Du hattest einen schlimmen Motorradunfall und lagst im Koma. Die Ärzte konnten dir nicht helfen, sie haben alles Menschenmögliche getan, doch sie konnten dein Leben nicht retten. Sie haben dich für tot erklärt, mein Junge. Ihnen ist wohl ein schrecklicher Fehler unterlaufen, anders kann ich mir das nicht erklären", sagte Bob wie in Trance, ohne seine eigenen Worte zu verstehen.

    „Ein Fehler! Ich erinnere mich an nichts. Als ich die Augen aufschlug, war nur Dunkelheit um mich herum, eine Dunkelheit, aus die ich gerade erwacht bin. Es riecht nach modriger Erde, die Luft ist stickig und stumm. Jetzt sagst du, man hat mich begraben, obwohl ich am Leben bin. Wieso steckt man mir ein Handy in die Hosentasche, wenn man mich für tot hält? Ist jemand davon ausgegangen, dass ich wieder aufwache? Ma vielleicht, denn es ist ihr Handy, das ich gerade in der Hand halte. Ich verstehe das alles nicht. Kannst du mir Ma mal geben, sie muss doch wissen, wie das Handy in meine Tasche gelangt ist?"

    „Deine Mutter schläft bereits, der heutige Tag hat sie doch sehr mittgenommen," log Bob, der seinen Sohn nicht zusätzlich aufregen wollte.

    „Okay, lass sie schlafen! Dad, bereite dem Wahnsinn ein Ende, du musst mich hier rausholen, jetzt sofort, bitte!"

    „Ja, ich komme so schnell ich kann. Ich rufe noch ein paar Leute an, die mir helfen, dann fahre ich unverzüglich los", verkündete Bob.

    „Nein, du musst alleine kommen. Ich möchte nicht, dass mich jemand so sieht."

    „Mit tatkräftiger Unterstützung bin ich schneller", meinte Bob, der Jeromes Aussage nicht nachvollziehen konnte.

    „Du musst es ohne fremde Hilfe schaffen, Dad. Versprich mir, dass du alleine zum Friedhof fährst", forderte Jerome beinahe flehend.

    „Versprochen", mit diesem Wort brach die Verbindung ab.

    Bob sah auf die Uhr. Es war kurz vor Mitternacht. Seine maroden Knochen waren müde, doch der ohnehin schon anstrengende Tag hatte eine unglaubliche Wendung genommen. Viele Gedanken wirbelten durch seinen Kopf, das unheimliche Telefonat hatte ihn völlig aus der Fassung gebracht. Sein Sohn lag unter der Erde und hatte mit Lydias Handy angerufen. Wie konnte das sein? Bob schüttelte die Gedanken ab, zog eine dicke Jacke über den schwarzen Anzug, den er immer noch trug, und eilte nach draußen. Eisige Oktoberkälte schlug ihm entgegen. Der böige Wind peitschte durch sein Gesicht. Bob rannte zur Garage und öffnete das Tor. An der Wand hingen sauber aufgereiht einige Gartengeräte. Bob nahm zwei Schaufeln und legte sie in den Kofferraum seines alten Kombis. Als er an der Fahrertür lehnte, merkte er, wie seine Knie zitterten. Wie sollte er in dem Zustand ein Grab ausheben? Bob wusste es nicht, doch er musste es versuchen. Wieviel Zeit würde er haben, wie lange hatte Jerome unter der Erde Luft zum Atmen? Bob war nur bewusst, dass er sich beeilen musste. Er stieg ein und fuhr los.

    Der Friedhof lag außerhalb der Stadt, man benötigte mit dem Auto etwa eine Viertelstunde. Bob trat das Gaspedal durch und raste mit überhöhter Geschwindigkeit durch den Ort. Viele verkleidete Gestalten wandelten über die Fußwege. Einige trugen dunkle Gewänder, auf denen weiße Skelette gestickt waren. Außerdem erkannte Bob Gummimasken, die abscheuliche Zombiegesichter imitierten. Es war Halloween, kam Bob in den Sinn, was ihn zusätzlich erschaudern ließ. Er durfte sich nicht ablenken lassen, musste sich auf die Straße konzentrieren, um schnellstmöglich den Friedhof zu erreichen. Eine kahlköpfige Kreatur mit nur einem Ohr und zerfetzter Nase winkte ihm zu, als das Handy plötzlich ertönte. Bob riss erschrocken das Steuer nach links, sah aus den Augenwinkeln ein rotes Licht aufleuchten und trat reflexartig auf die Bremse. Die Reifen quietschten. Kurz vor der Ampel kam das Auto zum Stehen. Bob griff zum Handy, das auf dem Beifahrersitz lag. Kalter Schweiß hatte sich auf seiner Stirn gebildet. Sein ohnehin geschundenes Herz schlug ihm bis zum Hals. Die tief umrandeten Augen von Lydia starrten ihn an. Bob nahm ab.

    „Bist du unterwegs, Dad?" Die Stimme klang noch dumpfer als zuvor.

    „Ja, aber ich bin noch in der Stadt" antwortete Bob.

    „Mach so schnell du kannst. Mir geht es nicht gut. Ich habe eine Scheiß-Angst. Mir ist kalt und schwindelig. Ich habe fürchterlichen Durst. Mein Mund ist ausgetrocknet, die Zunge klebt mir ständig am Gaumen fest. Das Gesicht brennt, ich fühle Krusten, die zum Bersten gespannt sind. Und dann diese höllischen Kopfschmerzen. Ich halte das nicht

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