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Ozonos Earth
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eBook319 Seiten4 Stunden

Ozonos Earth

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Über dieses E-Book

Umweltzerstörung und Klimawandel haben die Erdoberfläche in naher Zukunft weitgehend unbewohnbar gemacht. Einst fruchtbare Landstriche sind nun lebensfeindlich. Mitten in der Wüste steht eine der letzten Festungen und Zuflucht der Menschheit, die Kuppelstadt Olympus. Niemand verlässt diese ungesehen und niemand von außerhalb darf sie betreten.

Als eines Tages eine fremde Frau in der Wüste auftaucht und um Einlass bittet, stellt sich die Frage, wer sie ist und wieso sie so viel über die Entstehung der Station und ihre Einwohner weiß. Entstammt sie tatsächlich Olympus oder ist sie ein cleverer Schachzug ihrer Feinde, die von deren Reichtum profitieren wollen?

 

„Ozonos Earth“ ist der 1. Teil der gleichnamigen Reihe und verbindet Near Future Science Fiction mit Action und Drama. Künstliche Intelligenz, die Frage nach Menschlichkeit und genetischer Manipulation gemischt mit Anlehnungen an die griechische Mythologie ergeben eine Mischung, die abseits des Mainstreams liegt, sich nicht leicht in eine Schublade stecken lässt und abwechslungsreiche Unterhaltung bietet.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum4. Nov. 2021
ISBN9783748798606
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    Buchvorschau

    Ozonos Earth - Vera Hallström

    Hinweise zum Urheberrecht

    Das Werk einschließlich aller Inhalte ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder Reproduktion (auch auszugsweise) in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie oder anderes Verfahren) sowie die Einspeicherung, Verarbeitung, Vervielfältigung und Verbreitung mit Hilfe elektronischer Systeme jeglicher Art, gesamt oder auszugsweise, ist ohne ausdrückliche schriftliche Genehmigung der Autorin untersagt. 

    Anmerkungen

    Alle in diesem Buch geschilderten Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen und Ereignissen wären rein zufällig und nicht beabsichtigt.

    Ozonos Earth

    Die Erde in naher Zukunft.

    Umweltverschmutzung, Raubbau und nicht zuletzt der vom Menschen geschaffene Klimawandel haben die Erde zugrunde gerichtet. Landstriche sind überflutet, fruchtbare Böden sind zu kargen Wüsten geworden, Wälder gerodet und abgebrannt. Die Sonne scheint so heiß durch die Löcher des Ozons, dass die Menschen nur überleben, wenn sie sich selbst einsperren. Während sich die Umwelt nur langsam erholt, haben sich die überlebenden Menschen eine Zuflucht geschaffen:

    Gigantische Kuppelstädte, die autark sind und miteinander um Rohstoffe kämpfen. Die größte von ihnen ist Olympus, eine Festung inmitten der tödlichen Wüste, die niemand lebend betritt oder verlässt, der nicht in ihr geboren wurde.

    01 Ankunft

    Ich sah die Festung schon aus der Ferne vor mir aufragen. Schwarz hob sie sich vom roten Sand der toten Wüste ab, ein Flirren lag über dem undurchdringlichen Panzer aus Metall. Olympus.

    Sie war so, wie ich es mir vorgestellt hatte, wie Gaia sie erbaut hatte. Und nun hatte sie mich zu sich gerufen. Einen Großteil meines bisherigen Leben verbrachte ich außerhalb der Station, obwohl Gaia mich wie alle anderen dort geschaffen hatte. Wieso ich auf diese Weise aufwachsen sollte, wusste ich lange nicht. Nun ahnte ich, dass es zu meinem Schutz gewesen sein musste. Irgendetwas, was in der Station verborgen lag, bedeutete Gefahr. Zumindest hatte man mich nicht korrumpieren und beeinflussen können, indem man mich ausstieß. So hatte Gaia mich schützen wollen.

    Langsam füllte die Station mein Sichtfeld immer weiter aus, bis ich am Horizont kaum noch etwas anderes sehen konnte. Die Panzerplatten waren von vereinzelten, heller schimmernden Abdeckungen unterbrochen, unter denen sich die Schächte für die Drohnen und Kanonen verbargen. Die einen zum Kundschaften, die anderen zur Abwehr. Beide waren schwer bewaffnet und konnten alles zerstören, was Olympus zu nahe kam. Zu meinem Glück besaß ich die Signatur eines Menschen. Hätte ich irgendeine Art von Drohne dabei gehabt, hätte das Abwehrsystem mich längst als Ziel markiert. Doch so war ich zumindest davor sicher. Aber nicht vor den menschlichen Wächtern.

    Unermüdlich durchquerte ich weiter den Sand, der mir nicht selten bis zu den Waden reichte. Selbst durch den fast bodenlangen Umhang und die Stiefel spürte ich die erbarmungslose Hitze, die er ausstrahlte. Durch die kaum noch vorhandene Ozonschicht brannte die Sonne ohne Unterlass auf die Wüste herab. Ihre tödliche Strahlung zerstörte alles Leben. Niemand ohne Schutz konnte sich hier länger als wenige Stunden aufhalten, außer man besaß solch einen Körper wie ich.

    Der Sand wurde hin und wieder von kleineren Gesteinsbrocken durchbrochen, über die ich klettern musste. Mit sicheren Schritten trat ich von Fels zu Fels. Dann wurde der Boden wieder ebener und ich sprang hinunter in den Sand. Sie haben sich Zeit gelassen.

    Schräg vor mir konnte ich ein Flimmern in der Luft erkennen. Furchtlos wandte ich mich genau dorthin. Wie ein verschwommenes Foto hoben sich zwei Flecken von der Umgebung ab. Etwas bewegte sich direkt darunter, wirbelte den roten Sand auf. Plötzlich wurde es schneller. Ehe ich ausweichen konnte, traf mich etwas mit Wucht und warf mich zurück. Keuchend rollte ich mich zur Seite, als sich eine schwarze Gestalt aus dem Nichts über mir manifestierte.

    Der Anzug war so dunkel wie die Hülle der Kuppel und bedeckte den ganzen Körper. Nur die Wellen aus Energie, die über die Oberfläche der Rüstung wanderten, verrieten, dass es ein spezielles Material war. Metall und Kohlenstoff, verbunden durch Nanotechnologie. Dieser Anzug war nahezu unzerstörbar und so gut isoliert, dass er den Träger vor Hitze und Strahlung schützte. Passgenau schmiegte sich die Rüstung an jedes Körperteil an, man sah kaum die Verbindungsstellen, wo die Panzerplatten von Brust, Bauch, Armen oder auch Beinen aufeinander trafen. Nur an den breiten Schultern ließ sich erahnen, dass es sich um einen Mann handelte. Die Gestalt daneben war etwas zierlicher, aber ebenso muskulös. Auch wenn sie kleiner war als die erste wirkte sie nicht weniger gefährlich.

    „Wer bist du?, wollte der Mann mit verzerrter Stimme wissen. Durch das dunkle, fast nicht vom Metall des Helmes zu unterscheidende Visier schien er mich anzustarren. Ich spürte seinen Blick förmlich. Genauso wie ich wusste, wen ich vor mir hatte. Einen Wüstengänger, einen der Krieger, die Olympus beschützten und nicht nur der tödlichen Umgebung sondern auch jedem Feind trotzten. „Wer bist du?, wiederholte er und seine Stimme klang trotz Verzerrung zornig.

    „Athena", erwiderte ich ruhig und erntete Schweigen. Die beiden Soldaten tauschten Blicke. Wahrscheinlich konnten sie sich gegenseitig durch eingebaute Technik im Visier sehen. Ich sah nichts außer einer schwach spiegelnden Oberfläche, die mein eigenes Gesicht zeigte, das noch halb von der Kapuze meines hellbraunen Umhangs bedeckt war.

    „Es existiert niemand mit diesem Namen."

    „Weil du nichts davon weißt? Sofort spannte sich sein gesamter Körper an und er rührte sich keinen Zentimeter mehr. Wie eine Statue stand er vor mir im Sand. „Wenn sie mir nicht selbst diesen Namen gegeben hätte, wäre ich jetzt nicht hier.

    „Sie?"

    „Gaia."

    Seine Hand schnellte nach unten und umgriff meinen Hals. Ruckartig zog er mich hoch, bis meine Füße kaum noch den Sand berührten. „Wer bist du?" Seine Stimme klang nun mehr wie ein verzerrtes Knurren. Seine Kraft war jedem normalen Menschen überlegen. Ich konnte das zweite, bionische Skelett, das sich noch unter dem Anzug verbarg, spüren. Auch ich besaß solch eines, verschmolzen mit meinen Muskeln und Knochen.

    Lächelnd hob ich die Arme und umgriff seine. Als er den Druck spürte, den ich auf seine Rüstung ausübte, war ich mir sicher, dass ihn Erstaunen durchlief. Er packte fester zu, doch auch meine Kehle war geschützt. Er riss am Stoff des Umhangs, bis das silbern schimmernde Metall an meinem Hals zum Vorschein kam. Sein Blick wanderte weiter zu meinem linken Schlüsselbein und der Schulter, die frei lagen und nicht von dem dünnen Hemd bedeckt wurden, welches ich darunter trug. Eine der wenigen Stellen, wo das zweite Skelett auch von außen sichtbar war. „Wie du siehst, bist du nicht der Einzige, dem die Hitze wenig ausmacht, Ker."

    Die Nennung seines Namens ließ einen Ruck durch ihn gehen und er ließ mich los, worauf ich einen Schritt zurücktaumelte. „Du bist ein Wüstengänger", murmelte der andere hinter Ker.

    „Nein, das wüssten wir, widersprach dieser ihm. „Wer hat dich geschickt? Irgendjemand hat sich große Mühe gegeben, einen von uns zu kopieren. Und mich würde noch viel mehr interessieren, woher du all diese Informationen hast. Niemand außerhalb der Station kommt an solches Wissen.

    „Ich bin keine Kopie. Aber nur zum Teil eine von euch. Ich bin das, wozu Gaia mich gemacht hat. Und selbst ich verstehe es noch nicht ganz."

    „Du sprichst in Rätseln. Damit griff Ker nach meinem rechten Arm und drehte ihn mir mit einer raschen Bewegung hinter den Rücken. „Ich glaube dir kein Wort, raunte er mir ins Ohr, dann packte er mich am Nacken.

    Ich wusste, wonach er suchte: Ein Brandmal in meinem Nacken, das jedes von Gaias Kindern trug. Bei mir war es allerdings in das Metall des bionischen Skeletts eingraviert. Tatsächlich eins in Form eines nach oben weisenden Dreiecks, das unten halb geöffnet war, zu finden, versetzte ihm einen Schock. Abrupt ließ er mich los, wich sogar zurück, wie ich aus den mir inzwischen ins Gesicht hängenden Haarsträhnen sah. „Sie besitzt tatsächlich ein Mal. Eines mit dem Namen Athena."

    „Na und?, gab der andere genervt zurück. „Dann haben sie wohl ein täuschend echtes Abbild fabriziert.

    „Da bin ich mir nicht mehr sicher." Ker klang zweifelnd, genau wie ich es vorausgesehen hatte.

    Du hast ihr Wesen so geschaffen, wie es für dich sein sollte, Gaia. „Ich würde euch ja bitten, mich zu Zeus zu bringen, wandte ich an Ker, der wie versteinert im roten Sand stand. „Aber da er tot ist, entfällt das. Das ist auch der Grund, wieso ich reaktiviert wurde.

    „Reaktiviert …", wiederholte Ker.

    „Du bist also ein verdammter Cyborg, nicht wahr?", murmelte der andere.

    Hasserfüllt sah ich zu ihm herüber. Ich war mir inzwischen sicher, auch ihn zu kennen. Atropos. Zumindest nannte er sich so. Da Gaia ihm diesen Namen nicht freiwillig gegeben hatte, misstraute ich ihm vom ersten Moment an. „Du bist Atropos." Darauf erwiderte er nichts. „Ich kenne euch alle. Gaia hat es mir gezeigt, sie hat mich zu ihren Augen gemacht. Das heißt, dass ich genau weiß, wer du bist. Und ich werde kein weiteres Wort mit dir reden."

    „Und wenn ich dich dazu zwinge? Er kam langsam näher und griff nach etwas, das an seiner Hüfte hing und wie ein unscheinbarer Stab aus schwarzem Metall aussah. Sobald Atropos ihn berührte, leuchtete eine Linie längs daran auf und ein elektrisches Knistern ertönte. „Ich wette, du singst gleich wie ein Vogel. Er richtete den Stab in Augenhöhe auf mich und ich spürte die Energie, die über dessen Oberfläche wanderte.

    „Es reicht, herrschte Ker ihn an. „Wir bringen sie zur Station, dort können wir sie sie verhören. Mit einem Lächeln sah ich zu Atropos und wünschte, ich könnte sein Gesicht unter dem Helm erkennen. „Los." Ker umschloss meine beiden Arme mit eisernem Griff. Ich spürte, wie sich Metall um meine Handgelenke legte. Grob stieß er mich vorwärts, Atropos lief vor uns.

    Ohne zu zögern setzte ich mich in Bewegung. Endlich würde ich Olympus sehen. Gaia hatte mir Fragmente gezeigt und ich fragte mich, wie es im Detail aussah. Wir waren noch mehrere hundert Meter von der Kuppel entfernt, als sowohl Atropos als auch Ker langsamer wurden. Ich wusste, wieso: Nun mussten wir uns direkt vor der ersten, unsichtbaren Barriere befinden. Einem Kraftfeld, das niemand Ungebetenen einließ. Sicher erwarteten die beiden, dass mich diese diese Energiewand töten würde und ich doch nur eine besonders gelungene Kopie war.

     Ich wechselte meine normale optische Wahrnehmung gegen eine, die ein viel weiteres Strahlenspektrum abdeckte. Ganz unrecht hatte er nicht, denn ich war nur halb menschlich, ein Cyborg. Nun erkannte ich die blau schimmernde Energiewand deutlich. Sie ragte nur wenige Meter vor uns auf und umspannte ganz Olympus in einem Umkreis von mehr als einem Kilometer.

    Ohne meine Schritte zu verlangsamen, folgte ich Atropos. Als ich durch das blaue Flimmern trat, das jeden normalen Menschen in Sekunden verbrannte, spürte ich nur ein starkes Kribbeln, das über meinen Körper wanderte, und hörte ein elektrisches Knistern. Kurz setzten meine Sensoren aus, gleich darauf spürte ich, wie meine Rezeptoren noch weitaus feinere Impulse wahrnahmen. Ich hatte das Gefühl, die Energie des Kraftfelds hätte die Leitungsbahnen meines bionischen Skeletts gespeist, die mit den Sonden in meinem Gehirn verbunden waren.

    Dass ich dadurch zögerte, bemerkten die beiden Wüstengänger. Ich zögerte und genoss mit geschlossenen Augen die neue Energie und meine erweiterten Sinneseindrücke. Als ich wieder aufblickte, schauten mich beide Wüstengänger überrascht an. Dass ich so reagierte, hatten sie gewiss nicht erwartet. „Ich muss euch enttäuschen, ich bin nicht verkohlt", meinte ich sarkastisch. Die Wüstengänger konnten dieses Schutzfeld aufgrund ihrer Rüstung problemlos passieren, ich hingegen verdankte das der Art und Weise, wie Gaia meinen Körper geschaffen hatte. Die nächste Barriere konnte allerdings auch ich nicht unbeschadet passieren.

    „Schade." Damit wandte er sich wieder um, während Ker mir erneut einen Stoß versetzte, der diesmal aber etwas sanfter ausfiel. Unter dem Kraftfeld war es fast schon angenehm kühl, selbst die Sonnenstrahlen wurden abgeschirmt. Auch der Sand war um einige Grad kälter, wenngleich der Boden fester und steiniger wurde, bis wir nur noch über den harten, aber ebenso roten Felsboden liefen. 

    Plötzlich kamen wir scheinbar willkürlich zum Stehen, doch ich hatte bereits den nächsten Wächter entdeckt. Wie Ker und Atropos war er durch den Anzug getarnt, inzwischen konnten meine Sensoren diese Camouflage besser durchdringen. „Wir haben einen Gast mitgebracht, wandte sich Ker an den Wüstengänger. „Erstaunlicherweise trägt sie nicht nur einen Namen, sondern konnte auch ohne Hilfe die Barriere passieren.

    „Das ist unmöglich, erwiderte der Fremde. „Aber andererseits steht sie jetzt hier. Ich bin gespannt, was Hera dazu zu sagen hat.

    „Sei aufmerksam, Lachesis, vielleicht tauchen weitere von ihrer Sorte auf, auch wenn mir eine schon reicht."

    „Verstanden."

    Auf einmal packte Ker mich wieder fest an der Schulter. „Ich hoffe, du sagst die Wahrheit. Sollten wir herausfinden, dass du lügst, foltern wir dich so lange, bis wir jedes Detail über deine Erschaffung in Erfahrung gebracht haben", flüsterte er mir drohend ins Ohr. Ich erwiderte nichts, sondern sah ihn nur an.

     Währenddessen trat der Krieger namens Lachesis ein Stück zur Seite zu einem größeren Felsen, dann ging er dort ihn die Knie und strich mit den Fingern über das Gestein.  Die Oberfläche begann zu schimmern. Darunter befand sich eine kreisförmige Vertiefung mit einem Griff darin, den Lachesis nun umfasste. Er zog einen Zylinder aus der Erde, durch den unzählige, hellblau leuchtende Energielinien liefen. Am oberen Rand befand sich ein Touchscreen, den er berührte und auf dem er mit den Fingerspitzen ein Muster zu zeichnen schien.

    Ein Knirschen ertönte und die flachen Felsen vor uns verschwanden zur Seite. Stattdessen öffnete sich ein Loch im Boden, das aber nicht besonders tief war. Eine Metallplatte, die mit Sicherheit eine bewegliche Plattform war, kam zum Vorschein.

    „Alles einsteigen." Atropos machte eine einladende Geste mit der Hand. Wortlos ging ich an ihm vorbei und trat auf die Metallplatte. Die beiden Wüstengänger folgten mir. Lachesis tippte gerade erneut etwas auf dem Zylinder ein, als ich ein Dröhnen vernahm. Nur knapp rauschte etwas an dem äußeren Kraftfeld vorbei, ein Schatten, der blitzschnell auf Olympus zuschoss.

    Da ertönte ein lauter Signalton und etwas schob sich oben aus einer Öffnung zwischen den Panzerplatten der Station. Es waren lange, dunkel glänzende Kanonen, die sich auf die feindliche Drohne ausrichteten. „Sieht mal wieder nach Mars aus", sagte Ker, worauf Atropos zustimmte.

     Bevor ich sehen konnte, ob auch Olympus’ Drohnen in den Kampf geschickt wurden, setzte sich die Plattform in Bewegung. Über uns schloss sich die Felswand, die an der Unterseite durch Metall verstärkt war.  Sofort wurde es dunkel, nur die grünen Leuchten an den Felswänden des Schachtes verbreiteten ein diffuses Licht.

    Alle paar Meter verschlossen weitere Zwischenwände aus massivem Metall den Schacht über uns, bis wir mindestens fünfzig Meter in die Tiefe gefahren waren. So weit unter der Erde war es spürbar kälter. Schließlich hielt die Plattform vor einer Stahltür. Wie an der Oberfläche gab es auch hier einen verborgenen Zylinder, den nun Atropos bediente und uns damit den Zugang öffnete. Hinter der Tür kam ein langer Tunnel zum Vorschein, der nach links führte, in die Richtung, wo sich der unterirdische Teil der Kuppel befinden musste.

    Diesmal ging Ker voraus, Atropos lief hinter mir. Andersherum wäre es mir lieber gewesen. Wie schon im Schacht verriegelten sich auch hier hinter uns mehrere, massive Stahlabsperrungen. Am Ende des Ganges stiegen wir erneut auf eine Plattform, fuhren aber nur zwei Stockwerke nach oben. Noch würde ich die Station also nur unterirdisch zu sehen bekommen.

    02 Drohnenkrieg (Nemesis)

    „Neuronal-Interface wird vorbereitet, ertönte eine Stimme aus dem Headset ihres Helms, dann setzte das bekannte Piepen ein. „Werte im Normalbereich. Aktivität in allen Hirnarealen normal. Verbindung wird hergestellt. Sie schloss die Augen, als sie das gewohnte Pochen im Schläfenbereich spürte, das mit der Neuronalverbindung einherging. Auf der Innenseite des Visiers erschien die Aufforderung zur Bestätigung des Uplinks. Daraufhin konnte sie durch die Kameras außerhalb der Kuppel die Situation überblicken.

    „Vitalfunktionen stabil, verbinde jetzt restliche Nervenenden mit Interface. Elektrische Impulse zuckten durch ihren Körper, dann war der Kontakt zum Verteidigungssystem hergestelltund die Umgebungsbeleuchtung wechselte von Blau zu Rot. „Pilot 01, Nemesis, Sie erhalten hiermit Freigabe für die Operation.

    „Verstanden", erwiderte sie. Schon leichte Muskelkontraktionen reichten, damit das System reagierte und die Einheit, auf der sie sich befand, ihre Position veränderte. Optisch glich dieses einem motorradähnlichen Gefährt, diente jedoch nicht zur Fortbewegung, sondern wirkte eher wie das bloße Gestell. Nemesis bewegte sie so, dass sie von einer waagrechten Position in eine leichte Schräglage nach hinten wechselte. Auf diese Weise blickte sie nach oben, dorthin, wo sich hinter mehreren verstärkten Wänden die Kanonen befanden, die sie mit ihrer Einheit steuern konnte.

    Ohne ihren speziellen Helm und den Anzug wäre sie trotz der Implantate, die teils tief in ihrem Gehirn untergebracht waren, nicht dazu in der Lage. Denn erst sie ermöglichten durch das Vernetzen mit der Einheit den Uplink. Unzählige dünne Kabel, an die sie vorher angeschlossen worden war, verliefen zu diesen sogenannten Neuronalsonden. Auch im restlichen Körper besaß sie Implantate, eingebettet in Nervenstränge. Ihr Anzug aus dünnem, hochempfindlichem Material verfügte über Öffnungen, die einen Anschluss der Neuronalsonden ermöglichte.

    Da sie nun die volle Kontrolle besaß, schwenkte sie rasch zwischen den Kameras auf der Oberfläche hin- und her, um einen besseren Überblick der Lage zu bekommen. Dafür war nicht eine Bewegung nötig, die Sonden übertrugen und wandelten die Signale des Gehirns direkt um. Allerdings musste sie die Schmerzen ertragen, die durch diese Fremdkörper permanent verursacht wurden. An diese hatte sie sich jedoch gewöhnt.

    „Zwei feindliche Einheiten. Eine bleibt bisher auf Abstand. Sieht nach Mars-Drohnen aus. Sie blickte auf die beiden kleinen, stromlinienförmigen Flugobjekte, deren Flügel sich an denen von Hautflüglern orientierten. Bedrohlich schwebten die schwarzen Maschinen an verschiedenen Standorten in einigem Abstand oberhalb des Kraftfelds über der Station, als warteten sie noch auf das Signal zum Angriff. „Sie versuchen es also immer noch, murmelte sie in ihr Headset.

    „Was versuchen sie?", antwortete eine männliche Stimme.

    „Uns zu kopieren. Denken, eine zerstörte Drohne würde reichen, um unsere nachzubauen." Dabei besaß jede Olympus-Drohne einen Selbstzerstörungsmechanismus, der sich aktivierte, sobald man sie ohne den passenden Schlüssel – einen Code – öffnete. Und diesen besaßen nur die Piloten. Niemand der die Station verließ, konnte also diese Maschinen öffnen.

    Ein amüsiertes Lachen drang durch ihr Headset. „Lass es sie doch versuchen. Schadet uns doch nicht."

    „Aber es ist dumm. Unsagbar dumm. Genauso, wie unsere Station und unsere Namen kopieren zu wollen."

    „Lange wird es sie eh nicht mehr geben, wenn sie weiter jede nahgelegene Station herausfordern."

    „Wenn sie tatsächlich Krieg mit uns wollen, sollen sie ihn bekommen", meinte Nemesis und entriegelte die Abzüge an den Griffen seitlich von der Einheit.

    „Aktiviere Ares!" Sofort vernahm sie ein elektrisches Surren, dann sah sie durch das Display des Helms, wie die Drohnen getarnt aus Öffnungen  in der Hülle auftauchten. Sie waren genauso schwarz wie die Fremden, aber weitaus kleiner und mit Stacheln aus Metall versehen, die als Geschosse dienten.

    Zeitgleich steuerte sie fünf Einheiten auf die Eindringlinge zu, deren Sensoren schienen das Tarnschild nicht zu bemerken. Nemesis wählte die sich am nächsten befindende Maschine aus und schoss einen der Pfeile ab, direkt auf die Stelle, an der sich der Energiekern befand. Kurz schwankte die Drohne noch, der Pilot versuchte scheinbar, zurückzusteuern. Doch ihre Drohne hielt sie durch den Pfeil und das dünne Stahlseil daran fest. Dann verlor die feindliche Einheit an Höhe und drohte auf der Kuppel aufzuschlagen. Das Seil bremste ihren Fall jedoch rechtzeitig.

    Die zweite Einheit legte rasch an Höhe zu. 

    Sie versetzte dieser einen Energieimpuls, worauf sie zuerst kurz in der Luft stehenblieb und dann wie ein Stein nach unten fiel. Sie sah, wie die Drohne auf dem Kraftfeld aufschlug. Die Metallverkleidung glühte an den Stellen, die das Kraftfeld berührten. „Das war’s."

    Schnell steuerte sie zwei ihrer Drohnen dorthin, die die Greifarme ausfuhren und die feindliche Einheit vom Kraftfeld hoben. Olympus konnte es sich nicht leisten, irgendeine Art von Rohstoff zu verschwenden. In einer der Ladebuchten legte sie die Beute auf einem Podest ab. Danach steuerte sie die Drohnen zurück auf die jeweiligen Startplattformen, während sie zeitgleich den gesamten Drohnenschacht verschloss. 

    Sie überprüfte nochmals den Luftraum um Olympus und ob sich keine weiteren feindlichen Drohnen näherten, bis sie durch ihr Headset weitere Anweisungen erhielt. „Gut gemacht, Nem. Es nähern sich keine weiteren Drohnen, deine Arbeit ist somit erstmal erledigt."

    „Verstanden. Uplink beenden." Ihre Einheit bewegte sich wieder in eine waagerechte Position.

    Zugleich wurde die Verbindung zu den Neuronalsonden getrennt. Das war der schlimmste Teil. Sie spürte ein unglaublich schmerzhaftes Ziehen, als sich die Adapter von den Hirnsonden lösten und keuchte auf. Es folgte ein ebenso scharfes Stechen, das wie unzählige, zeitverzögerte Blitze durch ihren Kopf jagte.  Wenigstens war das darauffolgende Abtrennen der Muskelsonden nur halb so schmerzhaft.

    Langsam setzte sie sich auf. Selbst diese kurze Verbindung hatte ihr viel Kraft geraubt. Erschöpft schwang sie ihr linkes Bein herüber, so dass sie seitlich auf der Einheit saß. Für einen Moment verweilte sie nur ruhig in dem dämmrigen Licht, das von Blau zu einem matten Grün wechselte.

    Sie wartete darauf, dass die Schmerzen in ihrem Körper abebbten, aber die in ihrem Kopf blieben. Anfangs fühlten sich die eingesetzten Sonden wie eine offene Wunde an und hatten jeden Tag entsetzlich gebrannt, bis sie verheilt waren. Dann hatte sie nichts mehr gespürt, bis sie mit ihrem Training als Pilotin begann. An diesem Tag kehrten die Qualen zurück und waren fortan Bestandteil ihres Lebens. Aktivierte man die Sonden, war das der Preis dafür. Nur ein „Schläfer" verspürte keine Schmerzen.

    Schläfer und Tote, dachte sie und griff sich an den Kopf. Ihre blonden Haare waren nur knapp einen Zentimeter lang, ein bestimmtes Serum verhinderte, dass sie länger wurden. Das war praktischer, als sie jeden Monat schneiden zu müssen. Denn wenn ihre Sonden repariert oder justiert werden mussten, störte das nur.

    Mit einem leisen Zischen öffneten sich die Türen zum Drive, wie die Röhre, in der sie sich befand, auch genannt wurde. „Man könnte meinen, du wärst dafür geboren, sagte der Mann, der auf der Schwelle stand. Tyche. „Manchmal glaube ich, dass Gaia von Anfang an so bestimmt hat. Weil sie wusste, welches Potential du hattest.

    „Auf dieses Potential hätte ich gerne verzichten können." Nemesis hielt sich noch immer den schmerzenden Kopf, worauf Tyche zu ihr trat.

    „Ich weiß. Ich versuche nur, dir zu sagen, dass du unersetzlich bist."

    Sie zwang sich zu einem gequälten Lächeln. „Danke." Ihr Blick glitt zu dem Objekt, dass er in der Hand hielt. Eine dünne Ampulle aus Glas mit einer Kappe vorne, die mit einer milchig-weißen Flüssigkeit gefüllt war.

    „Du darfst auch Schwäche zulassen, das weißt du."

    „Den Schmerz zu betäuben beseitigt nicht die Ursache",

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