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FIEBERNDE GRENZE
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eBook265 Seiten3 Stunden

FIEBERNDE GRENZE

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Über dieses E-Book

Eleanor Warren ist in den einsamen Grenzforts des Westens aufgewachsen. Als sie nach dreijähriger Abwesenheit zum Regiment ihres Vaters nach Arizona zurückkehrt, fühlt sie sich sofort wieder gefangen vom Geist jener Männer, die in der Wüste - fern von den Bequemlichkeiten des normalen Lebens - einen zähen Kleinkrieg gegen die aufsässigen Elemente der Grenze führen.

Während der Apache Antone das ganze Land terrorisiert und immer neue Patrouillen seinen Schlupfwinkeln nachspüren, entwickelt sich in Fort Grant ein Drama von Pflichterfüllung, Ehrgeiz, Eifersucht und brennendem Hass: Eleanor ist mit Lieutenant Castleton verlobt, den sein Geltungsdrang immer stärker von der Gemeinschaft ausschließt. Lieutenant Tom Benteen hingegen, der seinen wachen Sinn für die Werte des Lebens bewahrt hat und trotz aller Pflichterfüllung kein sturer Soldat ist, gewinnt mehr und mehr die Sympathien von Vorgesetzten und Untergebenen. Und während die Soldaten von Fort Grant unter harten Strapazen Antone und seine Horden stellen, entscheidet sich unter der Glutsonne der Arizona-Wüste auch das Schicksal der Hauptfiguren...

Ernest Haycox verschmilzt in diesem Roman mit feiner Charakterisierungskunst eine abenteuerliche und bewegte Handlung untrennbar und überzeugend mit echten menschlichen Konflikten.

Der Apex-Verlag veröffentlicht den Roman Fiebernde Grenze – einen geradezu klassischen Indianer- und Kavallerie-Western – in seiner Reihe APEX WESTERN als durchgesehene Neu-Ausgabe, ergänzt um ein Essay von Dr. Karl Jürgen Roth.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum21. Aug. 2018
ISBN9783743878389
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    Buchvorschau

    FIEBERNDE GRENZE - Ernest Haycox

    Das Buch

    Eleanor Warren ist in den einsamen Grenzforts des Westens aufgewachsen. Als sie nach dreijähriger Abwesenheit zum Regiment ihres Vaters nach Arizona zurückkehrt, fühlt sie sich sofort wieder gefangen vom Geist jener Männer, die in der Wüste - fern von den Bequemlichkeiten des normalen Lebens - einen zähen Kleinkrieg gegen die aufsässigen Elemente der Grenze führen.

    Während der Apache Antone das ganze Land terrorisiert und immer neue Patrouillen seinen Schlupfwinkeln nachspüren, entwickelt sich in Fort Grant ein Drama von Pflichterfüllung, Ehrgeiz, Eifersucht und brennendem Hass: Eleanor ist mit Lieutenant Castleton verlobt, den sein Geltungsdrang immer stärker von der Gemeinschaft ausschließt. Lieutenant Tom Benteen hingegen, der seinen wachen Sinn für die Werte des Lebens bewahrt hat und trotz aller Pflichterfüllung kein sturer Soldat ist, gewinnt mehr und mehr die Sympathien von Vorgesetzten und Untergebenen. Und während die Soldaten von Fort Grant unter harten Strapazen Antone und seine Horden stellen, entscheidet sich unter der Glutsonne der Arizona-Wüste auch das Schicksal der Hauptfiguren...

    Ernest Haycox verschmilzt in diesem Roman mit feiner Charakterisierungskunst eine abenteuerliche und bewegte Handlung untrennbar und überzeugend mit echten menschlichen Konflikten.

    Der Apex-Verlag veröffentlicht den Roman Fiebernde Grenze – einen geradezu klassischen Indianer- und Kavallerie-Western – in seiner Reihe APEX WESTERN als durchgesehene Neu-Ausgabe, ergänzt um ein Essay von Dr. Karl Jürgen Roth.

    FIEBERNDE GRENZE

    Erstes Kapitel: Tochter der Armee

    Zwei Wochen nach ihrer Abfahrt von San Francisco ließ die Newbern zwischen den Sandbänken und Uferweiden an der Mündung des Colorado ihre Anker fallen. Die Fracht und der einzige Passagier wurden an den Dampfer Cocopah übergeben.

    Eleanor Warren, der Passagier, war ein schlankes Mädchen mit rötlich-braunem Haar. Sie hatte klar blickende, graue Augen und einen festgeformten Mund. Obwohl sie kaum über Durchschnittsgröße war, wirkte sie wegen ihrer geraden Haltung ziemlich groß. Irgendwie haftete ihr etwas von dem Wesen der Armee an. Schließlich war sie ja auch in einem Wagen auf dem Wege nach Fort Snelling in Minnesota geboren worden, da sich die Armeevorschriften und die Naturgesetze eben manchmal nicht aufeinander abstimmen lassen. Abgesehen von den letzten drei Jahren hatte sie praktisch ihr ganzes Leben im Schatten der Fahne verbracht. Jetzt hatte Eleanor die vornehme Erziehung von Mrs. De Launceys Bostons Schule für junge Damen hinter sich und kehrte wieder zu dem Regiment ihres Vaters zurück.

    Am elften Tage der Fahrt legte die Cocopah in Ehrenburg an, und dort wartete schon eine Begleitmannschaft des 6. Regiments auf Miss Warren. Sie hatte darauf gehofft, Soldaten des 3. Regiments, Männer ihrer eigenen Einheit, zu treffen, um möglichst früh die ersehnten Neuigkeiten über das Regiment zu hören, aber sie war trotzdem sehr froh, als am nächsten Morgen der Armeewagen nach Westen aufbrach. Er wurde von vier Maultieren gezogen, und die Begleitmannschaft bestand aus acht sonnenverbrannten, rauen irischen Reitern und einem Lieutenant mit blauen Augen und einem dunkelblonden Schnurrbart nach der Art von General Custer. Sie war wieder bei Menschen, an die sie seit den Tagen ihrer Kindheit gewöhnt war - und das war für sie das Wesentliche; denn kein Gefühl der Welt kommt dem gleich, wenn eine Frau der Armee zu ihrer Einheit zurückkehrt.

    Im Westen lag die hitzeflimmernde Wüste. Hier und da zeigten sich die Silhouetten von Kakteen, und die blauen Umrisse der Arizona-Berge stiegen plötzlich aus der Ebene auf.

    Der Ambulanzwagen holperte über den steinigen Boden. Der Staub der Alkali-Wüste stob wie Mehlwolken auf und brannte in den Augen und auf der Haut. Nachts, in ihrem Leinwandzelt, lauschte Eleanor auf das schläfrige Geplauder der Soldaten am Lagerfeuer; sie hörte die Namen Geronimo und Casadora, Antone und General Crook - und sie hörte auch von geplünderten Wagenzügen und verbrannten Ranchhäusern.

    Am sechsten Tage überquerten sie die Hügel nach Camp Verde, und von dort aus führte eine weitere Eskorte sie hoch hinauf in die bewaldete Mogollon-Kette, von deren Rand aus sie in das wilde, dunkle, zerklüftete Tonto-Becken hinabschauen konnte. Die Fahrt ging jetzt langsamer voran, und in der größeren Höhe wehte wenigstens am Abend eine erfrischende Brise.

    Fünf Tage nach der Abreise von Camp Verde ritt der Geleitzug über das Paradefeld von Fort Apache. Eleanor Warren sprang aus dem Wagen und stand vor der Frau des Majors McClure, dem ersten vertrauten Gesicht ihres alten Kavallerieregiments.

    »Ah, du bist jetzt also eine erwachsene junge Dame!«, rief die Majorsfrau, und sie weinte ganz offen, als sie Eleanor in die Arme schloss. »Ist es schon so lange her, dass ich in Fort Stanton deinen Koffer gepackt habe und dir dann nachschaute? Drei Jahre? - Was für ein hübsches Kleid du anhast. Ist das jetzt die Mode im Osten? - Wie lange warst du von Ehrenburg unterwegs?«

    »Zwölf Tage.«

    »Nun, bis zu deinem Vater in Camp Grant sind es weitere drei. Die Eskorte von dort ist noch nicht eingetroffen. Wir geben heute Abend eine Party für dich und plaudern über den Osten. Es ist drei Jahre her, seit ich zum letzten Male Mullvorhänge oder ein Hotelzimmer gesehen habe. Ich hoffe, du kannst eine Woche hierbleiben.«

    Aber schon am selben Abend, kurz vor dem Zapfenstreich, galoppierte eine Truppe von Reitern über das Paradefeld, und von der Veranda vor McClures Haus her fragte eine Stimme: »Ist Miss Warren angekommen?«

    Die Offiziere und die Damen des Forts waren alle im Zimmer, und sie lächelten Eleanor Warren zu, als diese aufstand und sich halb von der Tür abwandte. Auf dem Gang erklangen rasche Schritte, und Major McClure sagte gedehnt: »Sie ist hier, Phil.«

    Dann drehte sich Eleanor Warren um. Sie war verwirrt und fürchtete sich davor, dass sich ihre Gefühle auf dem Gesicht zeigen mochten.

    »Wie geht es dir, Phil?«, sagte sie leise und unsicher.

    Nun stand er vor ihr, dieser Philip Castleton. Sein Hemd und seine Hose waren vom Ritt grau bestaubt, und die Sonne von Arizona hatte sein schon von Natur aus dunkles Gesicht noch dunkler gebräunt. Er war ein großer, schwarzäugiger Mann, rasch und zuverlässig und von einer dynamischen Energie beseelt, die auch dann noch von ihm ausstrahlte, wenn er ruhig dastand. Seine ganze Erscheinung offenbarte körperliche Härte und soldatische Zuverlässigkeit.

    Jetzt aber strömte ein neues Gefühl aus seinem Blick, und sein ganzes Gesicht veränderte sich. Er hatte genug Geistesgegenwart, sich noch vor der Gruppe von Damen zu verbeugen. Dann aber sagte er leise:

    »Eleanor...«

    Ihre ganze Zurückhaltung fiel von ihr ab, und sie achtete auf niemand mehr, als sie in seine Arme glitt. Das war der Mann, den sie als Mädchen von achtzehn Jahren in Fort Stanton geliebt hatte. Jetzt kehrte sie als junge Frau zu ihm zurück, und alle ihre Befürchtungen der vergangenen drei Jahre verblassten. Sie wusste, dass sich nichts geändert hatte. In diesem Augenblick war sie glücklicher als je zuvor.

    Die Trompeten bliesen zum Morgenappell, als die Wagen und die zehn Reiter der alten K-Kompanie auf dem Paradefeld warteten und Eleanor im strahlenden Sonnenschein aus Major McClures Haus trat. Sie warteten neben den Köpfen ihrer Pferde stehend, und die meisten waren alte Freunde von ihr. Auch Sergeant Tim Hannys sonst stets ernste Lippen hatten sich zu einem breiten Lächeln geöffnet - der deutsche Sergeant Konrad Reichert stand feierlich stramm da, und neben ihm war Corporal Oldbuck, der sie auf seinem Sattel getragen hatte, als sie als kleines Mädchen während der Schlacht von Bull Run hinter den Linien gewesen war. Sie schritt die Reihe entlang und schüttelte den Männern die Hand.

    »Was ist aus dem Mexikaner-Mädchen in Stanton geworden, Hanny?«, fragte sie.

    Hanny fuhr sich mit dem Handschuh über die herabhängenden Spitzen seines Dragonerschnurrbartes.

    »Ach, Sie erinnern sich noch an sie? Ich auch. Aber - das muss ich Ihnen einmal privat erzählen. Nicht alle Männer in der alten K-Kompanie sind solche Gentlemen, als die sie erscheinen.«

    Ein leises, beifälliges Murmeln der Erheiterung lief die Reihe entlang. Ein Reiter der Gruppe, der sich verspätet hatte, kam über das Feld und reihte sich ins Glied. Lieutenant Castleton sprach ihn mit einer Strenge an, die Eleanor überraschte. »Jackson, sobald wir in Grant sind, melden Sie sich bei mir. Eleanor, wenn du fertig bist...«

    Eleanor grüßte die versammelten Offiziere und ihre Damen und ließ sich von Castleton in den Wagen helfen.

    »Überbring Harriet Mixler meine Grüße und sage ihr, sie soll so bald wie möglich kommen!«, rief Mrs. McClure.

    Castleton gab einen scharfen Befehl, die Reiter saßen auf und bildeten eine Doppelreihe. Der Wagen rollte über das Paradefeld und auf eine Art von Weg zu, der in eine Schlucht führte. Dann lag Fort Apache hinter ihnen.

    Im Osten ragte das Felsmassiv der White Mountains auf, und in allen anderen Richtungen umgaben sie die Dome, Kuppen und scharfen Zacken des Hügellandes. Der Wagen rollte den Weg entlang, überquerte ein schmales Tal und tauchte wieder in eine kahle Schlucht.

    Kleine Kakteen, Katzenkralle und Ambergras wuchsen auf den Hängen, und das Gelände wurde immer unwirtlicher. So führte der Weg durch die Hitze nach Südwesten, zum Camp Grant am San Pedro, hundertzehn Meilen von hier.

    Phil Castleton ritt neben dem Wagen und sprach dann und wann mit ihr. Immer wieder hielt er inne und beobachtete den Weg. Diese Gespanntheit hatte sie auch schon bei den früheren Eskorten bemerkt. Jeder Mann des Kommandos ritt mit erhobenem Kopf, und jeder suchte das raue Gelände der sie umgebenden Hügel ab. Allmählich ging etwas von dieser Spannung und Unruhe auch auf das Mädchen über, und sie ertappte sich dabei, dass sie selbst die Felsen und Büsche beobachtete. »Hier oben sind die Coyotero-Apachen ziemlich aufsässig«, sagte Castleton. »In Grant ist es noch schlimmer. Die Chiricahuas kommen von den Dragoons herauf, und ein Teil der Aravaipas ist auch unzufrieden. Einen Unterhäuptling namens Antone jagen wir schon seit Monaten.«

    »Phil«, sagte sie. »Vielen Dank für deine Briefe. Sie waren mir immer ein Trost.«

    »Manchmal habe ich gehofft, sie würden dir so viel Heimweh machen, dass du zurückkommst. Drei Jahre waren eine lange Zeit, Eleanor.«

    Sie stützte sich mit den Händen auf den Wagensitz, um die Stöße des rauen Weges abzudämpfen, und sah ihn mit zärtlichem Ernst an. Er war ein Mann, der selten lächelte und den sein Ehrgeiz hart zu sich selbst, aber manchmal auch hart gegen andere machte. Diese Härte zeigte sich in der kalten Schwärze seines Blickes und in den festen Linien um seinen Mund. Auf dem ganzen Wege nach Westen hatte Eleanor sich vor dieser Begegnung gefürchtet. Jetzt aber, wenn sie ihn ansah, fürchtete sie sich nicht mehr. Eine leise Erregung ließ ihr Herz schneller schlagen. Nichts hatte sich geändert seit dem Tage, an dem sie ihn, frisch von West Point kommend, in Fort Stanton hatte hineinreiten sehen.

    Sie zogen weiter durch die Hügel nach Süden, und die steigende Hitze deutete darauf hin, dass sie tiefer kamen. Dann und wann erreichten sie ein trockenes Bachbett und folgten ihm in irgendeine Schlucht, in der die Sonne verschwand und die Hufschläge von Wand zu Wand widerhallten. So zogen sie weiter. Nachts

    sicherten Posten nach allen Seiten die kleine Gruppe, und am Tage suchten die Männer aufmerksam die Hänge ab.

    An einem Nachmittag kamen sie auf eine von Bergen eingesäumte Wiese und zu einer Hütte, deren Tür und Ölpapierfenster aufgerissen waren. Im Hof lag ein noch warmes totes Pferd, und Rauchgeruch haftete noch in der Luft. Castleton und Hanny gingen in die Hütte und kamen bald wieder heraus. Castletons Augen waren ganz schwarz vor Zorn.

    »Gott weiß, was Bill Lay zugestoßen sein mag. Es ist erst vor zwei Stunden passiert. Hanny, schicken Sie Flankensicherung auf die Steilhänge.«

    Kurz vor Einbruch der Dämmerung kam Castleton wieder zum Wagen geritten und wies auf den schlanken Stamm eines Sahuaro-Kaktus etwas höher am Hang. Ein Indianerpfeil war dort bis zum gefiederten Ende eingedrungen.

    Am Abend kampierten sie in einer Senke. In der späten Dämmerung knirschte der Kies unter Pferdehufen. Die Soldaten fuhren hoch und ergriffen ihre Gewehre. So blieben sie, bis eine Gruppe von Kavalleristen aus einem Canyon auftauchte. Castleton ging der Abteilung entgegen und fragte: »Glück gehabt, Benteen?«

    Der Offizier saß in einer müden, gelockerten Schlaffheit im Sattel. Er war groß und schmalhüftig und trug keine Schulterspange, also war er Sekondeleutnant. Das Abzeichen auf seinem Reiterhut besagte, dass er zur I-Abteilung ihres Regiments gehörte.

    Da sie durch und durch eine Tochter der Armee war, bemerkte Eleanor diese Einzelheiten zuerst, und erst nachher erwachte ihr Interesse, den Mann selbst zu betrachten. Seine blaue Uniform war staubbedeckt, und der Schweiß hatte diesen Staub auch auf seine sonnengebräunten Wangen geklebt. Er hatte sehr lange Beine, und seine Haare waren sandrot. Aus zwei grauen, müde blickenden Augen musterte er sie einen Moment und schaute dann wieder Castleton an.

    »Bisher war es nur ein Spazierritt«, sagte er mit einer weich und lässig klingenden Stimme. »Antones Bande kam hier entlang und hat sich dann zerstreut.«

    »Sie haben vor kurzem Bill Lays Ranch verbrannt«, sagte Castleton.

    »Wir werden es uns ansehen«, erwiderte Benteen.

    Er wandte sich im Sattel um und blickte die sechs müden Reiter an, die er mit sich führte. Eleanor erkannte, dass er in der Art eines guten Offiziers ihre Leistungsfähigkeit prüfte. Dann hob er die Hand, trieb sein Pferd zum Galopp an und kam mit locker schwingenden Schultern wenige Yards an ihr vorbei. Er zog den Hut, sah sie direkt und ohne zu lächeln an und war bald darauf im Dunkeln verschwunden.

    Als Castleton zurückkam, fragte sie: »Wer war das?«

    »Tom Benteen, Sekondeleutnant der I-Abteilung«, sagte er knapp. »Er kam vor einem Jahr zum Regiment.«

    Eleanor erkannte sofort, dass er Tom Benteen nicht leiden konnte. Da sie die Reibereien in der Armee gründlich kannte, registrierte sie diese Erkenntnis in ihrem Kopf und blieb stumm.

    Im Morgengrauen des nächsten Tages waren sie schon wieder unterwegs. Sie erreichten den San Pedro und folgten seinem knochentrockenen Bett durch ein flaches Tal. Kurz vor Einbruch der Nacht erreichten sie die Vereinigung des San Pedro mit dem wasserlosen Aravaipa Creek. Das war die Stelle, an der die Adobe-Häuser und Zelte von Camp Grant ein freundlich belebtes Viereck auf dem hartgebackenen Boden bildeten.

    Lichter schimmerten durch die blauen Abendnebel, und Männer kamen aus den Quartieren, als die Abteilung anhielt. Vor der mit Zweigen bedeckten Veranda - der Ramada - des längsten Adobe-Hauses salutierte Lieutenant Castleton.

    »Sir, Lieutenant Castleton meldet sich von Fort Apache zurück. Ihre Tochter ist hier.«

    Eleanor sprang vom Wagen und sah ihren Vater im Schatten der Veranda stehen. Er sagte nichts und regte sich auch nicht. Er hatte den Hut abgenommen, und im Näherkommen bemerkte sie, dass er in den drei Jahren völlig grau geworden war. »Meine Tochter«, sagte er nur und streckte die Arme nach ihr aus.

    Sie weinte nicht gleich, als sie ihn küsste, aber ein überwältigendes Gefühl schnürte ihre Kehle zu. Die gleiche Empfindung hatte sie gehabt, wenn sie als kleines Mädchen Schutz und Trost bei ihm gesucht hatte.

    Dann trat sie zurück und lächelte ihn unter Tränen an. Mit einem Male überfiel sie die traurige Erkenntnis, dass ihre Mädchenzeit mit all ihrem sanften, inneren Glück für immer verschwunden war.

    »Du hast dich nicht verändert, Dad«, sagte sie hastig.

    Er war ein vierschrötiger, ältlicher Mann, der sie jetzt mit einem sanften Lächeln betrachtete.

    »Du siehst jetzt fast wie deine Mutter aus, als sie einundzwanzig war. Ich muss schon sagen, du bist eine sehr hübsche Frau geworden, Eleanor.«

      Zweites Kapitel: Trompetenruf

    Eine Frau trat langsam aus dem Schatten der Ramada, und Major Warren sagte schnell und höflich:

    »Eleanor, das ist Harriet, Mixlers Frau. Sie war bisher die einzige weiße Frau im Camp.«

    Harriet Mixlers Augen waren groß und rund, und ein Ausdruck von Bitternis lag auf ihrem Gesicht.

    »Es ist nett, Sie hier zu haben, Eleanor«, sagte sie leise.

    »Wenn Sie Eleanor ihr Zimmer zeigen würden«, sagte Warren und trat vor, um die Abteilung zu inspizieren.

    Die beiden Frauen gingen durch die niedrige Tür und traten in die schale, schwüle Hitze eines Zimmers. Im Lampenlicht waren der festgestampfte Erdboden zu sehen und die Zwischenwände, die andere kleine Räume abteilten.

    Harriet ging in eines dieser Zimmer voran und blieb sich umwendend stehen.

    Mit einer müden Geste wies sie auf ein eisernes Feldbett, einen Stuhl und einen Schrank aus Kistenbrettern. Zwei Bahnen neue Chintzvorhänge hingen an dem schmalen, kleinen Fenster.

    »Ihr Vater wollte, dass ich es etwas wohnlicher mache, Eleanor. Mehr konnte ich nicht tun.«

    »Sie müssen nicht vergessen, dass ich an solchen Orten groß geworden bin. Ich liebe das.«

    »Und ich hasse das«, erwiderte Harriet.

    Ihre Stimme hatte den weichen Klang der Südstaaten. Sie war ein schönes, schwarzhaariges Mädchen mit klaren, ausdrucksvollen Zügen gewesen. Offenbar war sie die Tochter eines Plantagenbesitzers und einst ein lebhaftes, heiteres und temperamentvolles Geschöpf gewesen. All das war verschwunden - wie Eleanor voller Mitleid sah.

    »Ich habe die Tage gezählt, bis ich wieder hier sein konnte«, sagte Eleanor. »Es wird Ihnen hier auch noch gefallen, ganz bestimmt.«

    »Niemals«, sagte Harriet. »Ich hasse die ganze Armee. Noch ein Jahr, und ich bin eine alte Frau mit einer Lederhaut und einem ruinierten Teint. Ich sitze hier in dieser abscheulichen, unerträglichen Hitze und hasse meinen eigenen Anblick. Ich hätte von hier Weggehen sollen. Jetzt ist es zu spät. Bis Tucson sind es fünfundfünfzig Meilen, und auch dort gibt es nichts als schmutzige Hütten. Bis Fort Apache sind es über hundert Meilen, und dort ist es nicht besser als hier. Es ist, als ob man lebendig begraben wäre.« Mit ihren großen, dunklen, unglücklich aussehenden Augen starrte sie Eleanor an. »Wissen Sie, wovor ich mich am meisten fürchte? Doc Shiraz ist drei Viertel der Zeit mit der Truppe unterwegs. Wenn die Zeit für mein Baby da ist, wird er wieder fort sein. Ohne ihn werde ich aber sterben. Meine Mutter ist an mir gestorben. Sogar die Indianer behandeln ihre Frauen besser als die Regierung die Offiziersfrauen.«

    Plötzlich legte sie beide Arme um Eleanor und ließ den Kopf sinken. Ihr ganzer Körper zitterte, als sie erstickt weinte.

    »Es ist ein Segen, dass Sie da sind. Ich fürchte mich ja so - so sehr.«

    Eleanor legte den

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