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DARKMAN: Der Roman zum Film
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eBook313 Seiten4 Stunden

DARKMAN: Der Roman zum Film

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Über dieses E-Book

Dr. Peyton Westlake hat sein Leben der Wissenschaft geweiht. Seine Experimente zur Erzeugung von künstlicher Haut stehen kurz vor dem endgültigen Durchbruch. Doch dann jagen Gangster sein Labor in die Luft, und der Forscher verwandelt sich in Darkman – ein grauenvoll entstelltes Monster, das nachts durch die Straßen irrt, um Rache zu nehmen... und um die Liebe einer eigensinnigen Frau zurückzugewinnen.

Darkman von Randall Boyll ist der Roman zu Sam Raimis (Tanz der Teufel, Spider Man) gleichnamigem Horror-Klassiker aus dem Jahr 1990. In den Hauptrollen: Liam Neeson als Peyton Westlake/Darkman, Frances McDormand als Julie Hastings und Colin Friels als Louis Strack jr. .

Der Apex-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe des Romans in seiner Reihe APEX HORROR.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum9. Okt. 2019
ISBN9783748717454
DARKMAN: Der Roman zum Film

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    Buchvorschau

    DARKMAN - Randall Boyll

    Das Buch

    Dr. Peyton Westlake hat sein Leben der Wissenschaft geweiht. Seine Experimente zur Erzeugung von künstlicher Haut stehen kurz vor dem endgültigen Durchbruch. Doch dann jagen Gangster sein Labor in die Luft, und der Forscher verwandelt sich in Darkman – ein grauenvoll entstelltes Monster, das nachts durch die Straßen irrt, um Rache zu nehmen... und um die Liebe einer eigensinnigen Frau zurückzugewinnen.

    Darkman von Randall Boyll ist der Roman zu Sam Raimis (Tanz der Teufel, Spider Man) gleichnamigem Horror-Klassiker aus dem Jahr 1990. In den Hauptrollen: Liam Neeson als Peyton Westlake/Darkman, Frances McDormand als Julie Hastings und Colin Friels als Louis Strack jr. .

    Der Apex-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe des Romans in seiner Reihe APEX HORROR.

    DARKMAN

      Prolog: EDDIE

    Eddie Black ließ sich nichts gefallen. Er war ein kräftiger Mann, ein Dockarbeiter, der zwanzig Jahre damit zugebracht hatte, Kisten von der Größe eines Volkswagens hochzuwinden, wobei er Ketten, dick wie Telefonmasten, einziehen musste. Unter einer heißen Mittagssonne hatte er den fauligen Gestank des Flusses in der Nase, und innerlich kochte er vor Wut. Mit dem Bewusstsein, ein hundsgemeiner Bursche zu sein, konnte Eddie leben. Die Tatsache, dass seine Vorgesetzten ihn außerdem für verrückt hielten, scherte Eddie noch weniger. Alles, was er in diesem Augenblick wollte, war, Robert G. Durant die Seele aus dem Leib zu prügeln, und Mr. Durant war auf dem Weg zu Eddie.

    Eddie lehnte lässig gegen seinen Wagen, einen brandneuen Dodge, und machte sich keine großen Sorgen. Der Wagen stand in einer großen, leeren Lagerhalle am Pier beim Fluss. Schwache Glühbirnen brannten in dem fruchtlosen Bemühen, die Finsternis zu durchdringen. In den Winkeln des Gebäudes zuckten Schatten, während leere, langsam verrottende Kisten stumm Wache hielten. Regelmäßig flackerte das orangefarbene Leuchten glimmender Zigaretten in den dunkelsten Ecken des Lagerhauses auf. Eddie nickte, wie um sich selbst zu bestätigen. Mal abwarten und sehen, was dreizehn starke Dockarbeiter schafften. Durant erwartete die Überraschung seines Lebens.

    Irgendetwas im Dodge stieß kurze elektronische Signale aus. Eddie beugte sich über den Fahrersitz und klaubte ein drahtloses Telefon aus seiner Halterung am Armaturenbrett. In den Jahren, seit denen er in Rente war, hatte er feststellen können, dass er recht wohlhabend geworden war, zumindest für die Verhältnisse eines Dockarbeiters. Genau in diesem Gebäude hatte er als junger Mann geschuftet, geschwitzt und geflucht. Zu der Zeit, als er fünfzig wurde, dem in diesem Gewerbe üblichen Rentenalter, verfügte er über einen Notgroschen, der es ihm erlaubte, die Anzahlung für dieses Grundstück am Wasser sowie für die Gebäude, die sich jeweils fünfzig Meter beiderseits vom Pier entfernt erstreckten, aufzubringen. Eine hübsche kleine Investition mit ansehnlichen Profiten. Er hatte erwogen, einen Kahn zu kaufen, war aber noch rechtzeitig wieder zu Verstand gekommen und hatte sich stattdessen den Dodge zugelegt. Kähne hatten die hässliche Neigung, gelegentlich zu sinken, besonders dann, wenn ein aufgebrachter Gewerkschaftsboss erfuhr, dass Eddie seine Arbeiter unter Tarif bezahlte. Dies war illegal und gefährlich, aber Eddie hatte schon früher der Gefahr ins Auge geblickt. Mit Sicherheit öfter, als dieser geleckte Schmierer namens Robert G. Durant.

    Blasiert hielt er sich den Hörer ans Ohr und setzte eine ernste Miene auf. Er liebte es, über das Autotelefon angerufen zu werden, und manchmal wünschte er, er könnte sich einen weiteren Apparat an den Gürtel hängen. Das ließ ihn in den Augen der Leute äußerst cool erscheinen.

    »Yeah?«, sagte Eddie.

    Eine dünne Stimme quäkte ihm ins Ohr. An diesem Donnerstag war der Empfang schlecht. Möglicherweise verhinderten die Blechwände des Lagerhauses einen besseren Empfang. Er schwor sich, das nächste Mal dichter bei der Tür zu parken.

    Seine Sekretärin war am Apparat, ein mageres, nicht besonders intelligentes Geschöpf, die er dazu gebracht hatte, für zwei Dollar die Stunde für ihn zu arbeiten. Nicht dass sie viel mehr zu tun gehabt hätte, als Anrufe für ihn entgegenzunehmen, doch selbst dazu war sie kaum in der Lage.

    Sie ratterte ein paar Namen herunter, und Eddie jagte sie durch seine geistige Adressenkartei. »Nein, der ist ein Idiot. Sagen Sie ihm, keine Chance. - Okay, dem sagen Sie dasselbe. - Der? Teilen Sie ihm bitte mit, er könne mich mal...«

    Er mühte sich, eine Zigarette aus der Brusttasche zu angeln, während er den Hörer zwischen Schulter und Kinn klemmte. Seine Sekretärin quasselte währenddessen ohne Unterbrechung weiter. Er fischte eine arg mitgenommene Chesterfield aus dem Päckchen und begann, seine Taschen auf der Suche nach einem Feuerzeug zu durchforsten. Dabei rutschte ihm der Hörer langsam, aber sicher weg und drohte, auf den Zementboden zu fallen. Er versuchte ihn noch im letzten Augenblick aufzufangen, doch der Telefonhörer rutschte weg und knallte auf den Boden. Ein Stückchen Plastik brach ab und sprang unter das Auto.

    »Verdammt!«, schimpfte er und bückte sich, um sein Lieblingsspielzeug aufzuheben. Noch während er den Hörer aufhob, merkte er, dass die Quasselstrippe von Sekretärin ohne Punkt und Komma weiterplapperte.

    »Stop!«, schnauzte Eddie. »Ich hab' das verdammte Telefon fallen lassen.«

    Sie nahm ihn gar nicht zur Kenntnis und redete weiter. Eddie legte das Telefon auf den Boden. Durch die kaputte Kunststoffschale fiel sein Blick auf eine der Membrane. Er drückte mit dem Finger darauf. Nichts.

    »Mabel«, schrie er. »Halten Sie mal für einen Moment den Mund!«

    Doch Mabel zeigte sich nicht sonderlich beeindruckt und fuhr fort in ihren Ausführungen.

    Eddie stellte fest, dass er sie nicht länger ertragen konnte, und hämmerte das Telefon gegen die Tür des Dodge, wobei der neue Lack Schaden nahm. Als er dies sah, war er kurz davor, einen Tobsuchtsanfall zu erleiden.

    Und immer noch quasselte seine Sekretärin. Eddie warf den Kopf in den Nacken und jaulte wie ein Wolf, um die Götter anzuflehen, seinem Leid ein Ende zu bereiten.

    Monoton redete Mabel weiter. Eine Gestalt löste sich aus dem Dunkel und kam um den Wagen herum. Ein bulliger Mann in einem verschwitzten weißen, ärmellosen T-Shirt. Er schien nur aus Haaren und Fett zu bestehen. Sein Name war Hank.

    Er beugte sich hinunter. »Ärger, Mr. Black?«

    Eddies Kopf zuckte herum. Seine Augen waren glasig und voller Wahnsinn. Speichel rann aus seinen Mundwinkeln.

    »Nein, Hank, mir geht's gut. Durant ist unterwegs, um mich von meinem Besitz zu verjagen; wir werden ihn wahrscheinlich umbringen müssen. Dieses Gebäude kostet mich jede Minute, die es leer steht, ein Vermögen; mein Telefon ist kaputt, und um allem die Spitze aufzusetzen, hat sich meine Sekretärin in eine automatische Telefonansage verwandelt. Warum sollte es mir da nicht gutgehen?«

    Hank, dem man Intelligenz ebenfalls nur in kleinsten Portionen zugeführt hatte, nickte schwerfällig. »Das ist wirklich komisch, Mr. Black, denn für mich sehen Sie gar nicht so gut aus.«

    Eddie sprang auf und war drauf und dran, Hank eins mit dem ohnehin arg ramponierten Hörer zu verpassen, als seine Aufmerksamkeit abgelenkt wurde. Ein nobler blauer Lincoln Continental fuhr in die Halle, wobei seine Reifen im Kies und Schutt knirschten. Eddie warf das Telefon ins Auto und gab seinen im Dunkeln wartenden Männern ein Zeichen. Hank interessierte ihn nicht mehr. Über Durant erzählte man sich, dass er für einen zweitklassigen Ganoven verdammt hartgesotten war. Dealerei, Erpressung, Zuhälterei oder Bestechung. Jetzt stand ihm eine Lektion in Diplomatie von Eddie Black bevor.

    Eddies Männer stellten sich in einer Reihe auf. Sechs besaßen Messer, fast so lang wie Macheten, zwei andere hatten kurze Schaufeln, einer hatte ein Brecheisen, und die übrigen besaßen rostige Ketten. Sie schielten zum Wagen hinüber, dessen Scheiben schwarz getönt waren.

    Die Wagentüren flogen auf, und sechs Männer stiegen aus. Von Durant abgesehen, kannte Eddie keinen. Trotzdem war ihm sofort klar, weshalb sie hier waren: Rückendeckung für Durant. Eddie rechnete, dass er und seine Jungs leichtes Spiel mit ihnen haben würden.

    »Okay«, sagte Eddie und lächelte, wobei zwei Reihen strahlend gelber Zähne zum Vorschein kamen. »An die Arbeit, Jungs.«

    Durants Männer erkannten die Lage und wussten selbst, was von ihnen erwartet wurde: Hände flach aufs Dach, Füße weit auseinander. Eddie winkte zwei seiner Leute. Sie schlenderten zu Durants Wagen hinüber und begannen, die anderen von oben bis unten abzutasten. Niemand wehrte sich, und auf dem Boden wuchs ein ansehnlicher Haufen von Schusswaffen, die man Durants Männern abknöpfte.

    »Sehen die Ladies jetzt nicht hübscher aus?«, fragte einer von Eddies Leuten.

    Ein anderer nickte, »'n Haufen toller Weiber, ha?«

    »Zieh Ihnen Röcke an, und ich heirate eine.«

    Die Dockarbeiter lachten.

    »Also«, sagte er, während er mit hinter dem Rücken verschränkten Armen um sie herumschlenderte und sich wie ein Drill-Sergeant vor einer Gruppe von Rekruten vorkam, »ich glaube, wir haben etwas Geschäftliches zu besprechen.«

    Durant nickte. Er trug einen 600-Dollar-Anzug, und der Duft eleganten Parfüms hing in der Luft. Sein Haar war leicht mit Gel behandelt, perfekt gestylt. Das musste Eddie ihm lassen: Stil hatte Durant, zwar ein bisschen naiv vom Wesen her, aber niveauvoll.

    Durant schaute Eddie an. »Was dagegen, wenn wir aufhören, diesen Wagen festzuhalten?«

    »Seien Sie willkommen«, sagte Eddie. »Unbewaffnet seid ihr Burschen ungefähr so furchteinflößend wie Daffy Duck.«

    Sie traten vom Wagen zurück. Eddie bemerkte, dass einer von ihnen humpelte.

    »Steifes Bein?«, fragte Eddie interessiert.

    Der Mann schüttelte den Kopf. »Kein Bein.«

    »Ah. Ich bin mal mit einem Mädchen gegangen, das ein Holzbein hatte.«

    Durants Mann strahlte. »Ja? Was geschah?«

    Eddie schüttelte düster den Kopf. »Armes Kind. Ich musste es abbrechen.«

    Seine Arbeiter johlten, und Eddie grinste. Wie gut es tat, der Boss zu sein.

    »Nun«, sagte er, »es wird Zeit, die Plauderei zu beenden. Durant, ich habe Ihnen nur drei Dinge zu sagen«, erklärte er und zählte es ihm an den Fingern vor. »Erstens, ich werde Ihnen meinen Besitz nicht verkaufen. Zweitens, niemand schüchtert Eddie Black ein. Vor allem nicht so eine Kindergartentruppe wie ihr. Und schließlich, wenn Sie die beiden letzten Punkte nicht beherzigen, dann wären wir mehr als glücklich, Ihre edlen Teile zu amputieren, an die Wand zu nageln und eine Art Türklingel daraus zu machen.«

    Die Arbeiter brüllten vor Lachen, während Eddie sich im Licht seines Erfolges sonnte. Er kam sich phantastisch vor und ließ sich von seinen Leuten feiern. Dabei merkten sie gar nicht, wie einer von Robert G. Durants Bodyguards auf den Einbeinigen zusprang und ihm sein Holzbein aus der Hose zog.

    Irgendetwas Metallisches rutschte aus der hölzernen Wade, irgendein Stiel mit einem Abzug. Er presste den Holzfuß gegen seine Schulter, zielte kurz und feuerte.

    Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte Eddie diesen Trick recht gelungen gefunden, nur jetzt nicht. Durant kannte sein Metier und wusste nur zu gut, wie man mit einer Bande leichtbewaffneter Dockarbeiter umging

    Die MPi knatterte los, spuckte Rauch und Feuer, während sich die Reihe der Männer lichtete. Der Trick kam für Eddie absolut überraschend, denn jetzt sah er dreizehn blutüberströmte Männer vor seinen Augen sterben. Stöhnen, Schreie. Eddie merkte nicht, dass er selbst es war, der am lautesten schrie. Seine Finger hatten sich tief in sein Gesicht gegraben und verzerrten es zu einer Maske wahnsinnigen Grauens.

    Die MPi schwenkte in seine Richtung. Er ließ sich zu Boden fallen, um sein nacktes Leben zu retten. Die Augen hielt er fest zugekniffen, das Herz klopfte ihm im Hals, und Schweißperlen standen ihm auf der Stirn, während die Salven der Maschinenpistole in den neuen Dodge hämmerten. Glas explodierte, und Trümmer regneten auf ihn hinab. Reifen platzten mit einem Knall. Kugeln perforierten den glänzenden neuen Lack, so dass es sich anhörte, als ob kleine Hammer auf Stahl klopften. Eddie schrie, schrie, bis er merkte, dass die MPi verstummt war, und nur noch seine Schreie als Echo von den Wänden reflektiert wurden.

    Er hob den Kopf. Glassplitter fielen aus seinem Haar. Rauch, dick wie Nebel, waberte in der Luft und roch wie verbranntes Gummi und Schwefel.

    Füße schlurften. Eddie wurde hochgezerrt. Er wollte aufrecht stehen, wurde aber auf die Knie gezwungen. Seine Phantasie gaukelte ihm ein Bild des Schreckens vor, das ihm bevorstand: Enthauptung, Strangulation, Verstümmelung.

    Durant hatte sich vor ihm aufgebaut. Eine Hand griff in Eddies Haare und riss seinen Kopf hoch. Oh, Gott, dachte Eddie, außer sich vor Furcht, man wird mir die Kehle durchschneiden. Meine Kehle!

    Durant griff in die Innenseite seines Jacketts und zog eine lange Zigarre hervor.

    Brennt mir die Augen aus, oh, Gott, HILFE!

    Durant langte in eine andere Tasche und brachte etwas Goldenes zum Vorschein. Es sah wie eine kleine Guillotine aus. In das Loch steckte er die Spitze seiner Zigarre. Schnipp! und ein Stückchen Tabak plumpste auf den Boden. Die Zigarre klemmte er sich zwischen die Lippen, während er aus einer Tasche ein weiteres goldenes Utensil hervorzauberte. Eddie sah zu, doch seine Gedanken waren ein einziger chaotischer Wirbel.

    Durant drückte ein Knöpfchen, und ein winziger Flammenfinger wurde zum Leben erweckt. Er zündete sich die Zigarre an. Lass mich leben, schrie Eddie innerlich, und ich kaufe dir eine Lasterladung voll davon.

    Durant ging in die Hocke und sah Eddie in die Augen. Das Feuerzeug brannte. Puste es besser aus, dachte Eddie, bevor es überhitzt und dir die Hand verbrennt.

    »Lassen Sie uns verhandeln«, bot Durant gleichmütig an. »Ich glaube, wir haben ein Geschäft sehr genau zu besprechen. Also hören Sie auf zu jammern!«

    Wenn du dieses Feuerzeug nicht bald ausmachst, wird es sehr, sehr heiß werden.

    Durant hielt die Flamme an Eddies Haar. In seinem Alter war Eddie nicht mehr mit einem üppigen Schopf gesegnet, aber für einen Mann von fast Sechzig war er gar nicht so kahl.

    Sein Haar fing sofort Feuer. Binnen Sekunden war es eine brennende Haube. Der Gestank davon erfüllte die Halle und veranlasste einige von Durants Jungs, sich die Nase zuzuhalten. Eddie indessen schrie sich die Seele aus dem Leib. Er jaulte und brüllte, während sein Haar dahinschwand und nur ein paar verbrannte Stoppeln und eine rosa und schwarz gewordene Glatze übrigblieben. Er wollte aufspringen und fortlaufen, aber die starken Hände, die ihn niederdrückten, ließen ihm keine Chance.

    »Herrje«, spielte Durant den Entsetzten, »habe ich das verursacht?«

    Seine Männer lachten, und Durant blies von Eddies Schädel die letzten Überreste von Haar fort. Eddie stöhnte und lallte. Er merkte schon nicht mehr, dass man eine seiner Hände gepackt hatte und dem Boss die Finger hinhielt.

    »Also«, sagte Durant und zog seinen Zigarrenabschneider wieder hervor. »Ich möchte, dass Sie diese Punkte überdenken, einen nach dem anderen.«

    Der Zigarrenabschneider klickte, und es erschien die Öffnung. Durant schob sie über Eddies Zeigefinger.

    »Nummer eins. Ich versuche, mich nicht von meiner Wut hinreißen zu lassen.«

    Er drückte die Klinge herunter, fest. Eddie schrie auf, als die rasiermesserscharfe Schneide sich durch sein Fleisch grub. Durant grinste breit, und die Klinge schnappte ein.

    Mit vorquellenden Augen starrte Eddie auf seine blutverschmierte Hand. Statt eines Zeigefingers hatte er nur noch einen Stumpf. Durant wich zurück, damit sein Anzug nicht besudelt wurde.

    »Punkt Nummer zwei«, übertönte er Eddies Schmerzensschreie. »Es gelingt mir nicht immer, meine Wut zu beherrschen.« Er stülpte den Zigarrenabschneider über einen anderen Finger. Eddie wand sich unter den Händen, die ihn festhielten.

    Schnipp!

    Eddies Blick wurde durch einen blutroten Nebel des Schmerzes verschleiert. Sein Schreien verkümmerte zu einem hysterischen Glucksen.

    »Punkt Nummer drei«, zählte Durant. Eddie schwankte stöhnend, fast wahnsinnig vor Schmerz.

    Durant grinste grausam, als er das Messer über einen weiteren Finger schob. »Punkt Nummer drei, Eddie, ist folgendes: Ich habe noch sieben weitere Punkte!«

    Alle lachten, alle, bis auf Eddie natürlich. Er war zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um einen Witz darin zu erkennen - oder sonst irgendetwas.

      Erster Teil: ZERSTÖRUNG

    1. Yakky

    Für Yakitito Yanagito - ein so unaussprechlicher Name, dass seine Freunde an der Wayne State University ihn einfach Yakky nannten - war der erste Donnerstagnachmittag als Laborassistent von Dr. Peyton Westlake ein äußerst denkwürdiger Tag. Westlake war ein hochgewachsener, schlaksiger Mann, der gerade die Dreißig überschritten hatte. Sympathisch, wenn auch ein bisschen nervös, war er der Typ, der einen im Basketball putzen oder mit einem überdurchschnittlichen Examen in Chemie an die Wand nageln und dann einfach nach Hause gehen und Scrabble erfinden konnte. Man konnte ihn manchmal in seinem weißen Kittel über den Campus hetzen sehen, taub und blind für seine Umgebung, oder im Bio-Chemischen-Labor über ein Mikroskop gekrümmt, so eng in seine eigene kleine Welt vertieft, dass für sonst jemanden kein Platz blieb.

    Yakky hatte bestimmt schon eine Menge über Peyton Westlake gehört, ihn sogar einige Male gesehen, wie er mit flatterndem Kittel von einem Gebäude zum anderen stürzte. Als japanischer Student im Examenssemester einer amerikanischen Universität konnte Yakky gut nachempfinden, was es bedeutete, auf die übrige Menschheit fremdartig zu wirken.

    Als er jetzt vor der Tür zu Peyton Westlakes privatem Labor stand und sich anschickte, gegen das Glas zu klopfen, verspürte Yakky einen Anflug von ungewohnter Furcht. Es war ein merkwürdiges Haus. Ein zweigeschossiger rotgeziegelter Bau, der schäbig und insgesamt heruntergekommen wirkte. Einige Fenster waren mit Holzplatten abgedichtet, die langsam zu verfaulen schienen; andere Fenster waren zerbrochen, und selbst das Blechdach war undicht. Das heruntergekommene Haus lag etwa fünfzig Meter von einem schlammigen Fluss entfernt, der nach giftigem Abfall und totem Fisch stank.

    Yakky spürte den Ekel noch nachwirken, als er sein eigenes bleiches Spiegelbild in der Glastür anstarrte. Es war das einzige Glas, das die Verwüstung durch Zeit und Vandalismus überstanden zu haben schien. Er strich sich die Haare glatt und richtete die Krawatte. Dann nahm er seine dicke Brille ab, die nahezu ein halbes Pfund wog, und forschte in seinem Gesicht nach Pickeln, bis ihm einfiel, dass er seit seinem siebzehnten Lebensjahr keinen einzigen Pickel mehr gehabt hatte.

    Jetzt oder nie, dachte er in seiner Muttersprache, als er seine monströse Brille wieder auf die Nase schob und an die Tür klopfte. Während er auf eine Reaktion wartete, polierte er die Spitzen seiner Collegeschuhe am Hosenbein. Irgendwer hatte ihm erzählt, Dr. Westlake sei für seine legere Kleidung berüchtigt; abgeschnittene Jeans im Sommer, eine schäbige Armeejacke im Winter. Trotzdem, Yakky hatte nicht den Wunsch, einen schlechten ersten Eindruck zu machen.

    Der Zuschuss, der Westlakes Forschungen ermöglichte, musste im Dezember erneut bewilligt werden, in drei Monaten also. In den letzten sechs Monaten hatte er drei Laborassistenten verschlissen; alle drei- hatten die Nase von ihm voll und waren geflüchtet. Es gab Gerüchte über ein sonderbares Experiment, von dem Westlake besessen war und das er nicht aufgeben wollte. Einige hatten zum Beispiel erzählt, dass sie stundenlang auf eine Stoppuhr starren mussten.

    Nichts von alledem störte Yakky. Er brauchte den Schein, und er brauchte das Geld. Für Nicht-Amerikaner waren die Stipendien bei der 62-Dollar-Marke zu Ende. Ziemlich übel, vor allem, wenn dein Dad einen Müllwagen in Osaka fuhr...

    Er klopfte noch einmal. Dumpf hörte er irgendein Maschinengewimmer. Die Neugierde nagte an ihm, aber er widerstand dem Drang, unaufgefordert einzutreten.

    Zeit verging. Wieder klopfte er, diesmal kräftiger, so kräftig, wie seine angeborene Zurückhaltung es ihm gestattete. Schweiß tröpfelte seinen Nacken herunter. September in Michigan bedeutete ein seltsames Wechselbad aus zu viel Hitze und zu viel Kälte.

    Irgendetwas polterte. Irgendwo knarrte Holz. Sägemehl regnete auf Yakkys Kopf nieder. Er blickte auf und kniff die Augen zum Schutz vor dem Sägemehl und der heißen Nachmittagssonne zusammen.

    Eines der mit Brettern vernagelten Fenster wurde aufgebrochen. Yakky trat zurück, während seine Augen hinter den dicken Gläsern immer größer wurden. Er sah Hände, und er sah die Ärmel eines weißen Laborkittels. Soeben flog eine große Küchenuhr aus dem Fenster und landete im Matsch am Flussufer. Beim Aufprall hörte er Glas und Kunststoff brechen.

    Yakky war entsetzt.

    Eine Faust stieß von außen durchs Fenster, gefolgt von einem Kopf. Die Faust schüttelte sich wütend hin und her.

    »Du verkommener, dämlicher Hurensohn!«, brüllte eine Stimme.

    Yakky erblasste. Selbst für Amerikaner war dies ein seltsames Verhalten. Er trat weiter zurück in der Hoffnung, so dem Kampfgeschehen ausweichen zu können. Der Mann, der dort oben lauerte, blickte zu ihm herunter. Yakky versuchte, sich zu einem Lächeln zu zwingen. Ohne Erfolg. Alles, was er schaffte, war eine Grimasse.

    Der Mann hörte auf, sich selbst zu beschimpfen. Er lächelte auf Yakky hinab.

    »Yakitito Yanagito, nehme ich an?«

    Yakky blickte sich fragend um, während er mit einem Finger auf seine Brust zeigte. Sonst war niemand da. Ihn überkam ein merkwürdiger Drang, sich selbst zu verleugnen und einfach fortzulaufen. Ihn durchzuckte die Vorstellung, wie er die acht Blocks bis zum Campus zurück sprintete, während dieser Irre Uhren hinter ihm her schleuderte. Für so eine sensible Seele wie Yakky war dies eine höllische Vision.

    »Kommen Sie nur herein«, schrie der Mann dort oben, und Yakky begriff, als sein Herz in die Hose rutschte, dass dies Dr. Peyton Westlake war und sonst niemand. Er trottete zurück zur Tür und griff nach dem Knauf. Er fiel ihm aus der Hand.

    »Keine Sorge«, schrie Peyton ihm zu. »Das repariere ich später. Passen Sie aber bitte bei den Stufen auf. Sie könnten wacklig sein.«

    Yakky stieß die Tür auf und wünschte, er würde nicht dieses Hemd tragen, denn der Kragen drohte, ihn zu ersticken, und diese Krawatte war im Begriff, ihn zu strangulieren. Und überhaupt, wen interessierte es, wenn er die nächsten drei Monate in Gesellschaft dieses Irren verbringen

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