Wie geistreich! - Leseprobe: 3 von 13 unheimlichen Erzählungen
Von Olaf Lahayne
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Über dieses E-Book
Diese Leseprobe enthält drei von dreizehn unheimlichen Erzählungen, teils todernst, teils ironisch, angesiedelt zwischen subtiler Schauergeschichte über (Drogen-)Visionen bis hin zum blutigen Horror, inspiriert von Hoffmann, Poe, Bierce, Gogol und anderen. Es treten auf: Diverse Geister und Erscheinungen, lebende Tote, ein Drache, eine Mumie, ein Selbstmord-Attentäter, allerlei Krabbelgetier sowie diverses Personal ...
Die komplette Anthologie mit zehn weiteren Erzählungen ist unter dem gleichen Titel als eBook erhältlich.
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Rezensionen für Wie geistreich! - Leseprobe
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Buchvorschau
Wie geistreich! - Leseprobe - Olaf Lahayne
Der Anschlag
Du schaffst das, sagt sich Josef immer wieder. Du schaffst das, Josef, sagt er, nur um sich dann auch immer wieder zu verbessern: nicht Josef, sondern Yussuf! Du schaffst das, Yussuf! Inschallah, Allahu akbar!
Vor einem Jahr konvertierte Josef zum Islam, und seitdem, da sollen ihn eigentlich alle, da sollen ihn Familie, Freunde und Fremde Yussuf nennen – sofern sie ihn nicht als „Herr Novak" ansprechen, versteht sich. Josef – bleiben wir hier der Einfachheit halber bei Josef – meinte, er würde es allen sehr einfach machen: Yussuf, Yosef, Josip, Joe, José; das ist ja eh alles dasselbe. Inzwischen steht Yussuf Novak in seinem Pass, aber daheim, auf dem Bau, in seinem Grätzl, da nennen ihn alle Josef – oder, öfter noch, den Pepi. Er mag seinen Glauben gewechselt haben, er mag jetzt in die Floridsdorfer Moschee gehen anstatt in die Favoritener Pfarrkirche, aber er ist halt immer noch Österreicher, immer noch Wiener. Offenbar sieht man es ihm sogar an; selbst im Urlaub, auf Mallorca, in Antalya und, ja, selbst am Roten Meer – alles vor seiner Konvertierung, versteht sich, wobei, ans Rote Meer, dahin könnte er ja auch jetzt wieder fahren – also, selbst dort wurde Josef nie für einen Piefke gehalten; nicht einmal als Schweizer ging er durch. Immer wenn Josef in den Spiegel sah, so sprach er sich selbst jetzt zwar als Yussuf an, doch sein munter sprießender Bart machte ihn noch lange nicht zum Mullah oder Dschihadisten; eher wurde er immer mehr zum Qualtinger-Ebenbild; möge dieser in Frieden ruhen!
Selbst wenn sein Gegenüber noch irgendeinen Zweifel an Josefs Nationalität hegen sollte: Sobald Pepi den Mund aufmacht, ist es damit vorbei. Ja, wer sich in Wien gut auskennt, der hört ihm sogar an, dass zwar seine Mutter aus Favoriten stammt, sein Vater jedoch aus Meidling zugezogen war. Selbst in seinem Arabisch-Kurs ist es kaum anders; so sagte ihm ein türkischer Mitschüler: „Yussuf – dort nennt man ihn Yussuf; immerhin! – also, „Yussuf
, sagte Murad, „dein Arabisch ist toll, aber dein Akzent, dieser Wiener Akzent, der ist echt Scheiße!" Denn natürlich lernt Josef jetzt Arabisch, naturgemäß erst seit einem Jahr, doch schon jetzt kann er den Koran – al-Qu’ran, so verbessert Josef jeden, der ihn darauf anspricht – recht flüssig lesen, auch rezitieren, und er hat sich sogar schon daran probiert, ihn auszusingen; schließlich war er mal Sängerknabe, nicht Wiener Sängerknabe, aber doch in Wien; immerhin. Josefs Kursleiter meinte sogar, er könnte ein prima Muezzin sein – der darf dort, in der Floridsdorfer Moschee, ja zum Gebet rufen, dreimal täglich, nur nicht zu laut, bitteschön –, wäre da nicht sein Wiener Akzent ...
Aber das wird heut keine Rolle spielen, sagt sich Josef. Heute, da wird er allen beweisen, dass er ein echter Muslim