Aus den Memoiren des Herrn von Schnabelewopski
Von Heinrich Heine
()
Über dieses E-Book
„Ich rate Euch, Gevatter, lasst mich auf Eu’r Schild keinen goldenen Engel, sondern einen roten Löwen malen; ich bin mal dran gewöhnt, und Ihr werdet sehen, wenn ich Euch auch einen goldenen Engel male, so wird er doch wie ein roter Löwe aussehn.“
Diese Worte eines ehrsamen Kunstgenossen soll gegenwärtiges Buch an der Stirne tragen, da sie jedem Vorwurf, der sich dagegen auffinden ließe, im Voraus und ganz eingeständig begegnen. Damit alles gesagt sei, erwähne ich zugleich, dass dieses Buch, mit geringen Ausnahmen, im Sommer und Herbst 1831 geschrieben worden, zu einer Zeit, wo ich mich meistens mit den Kartons zu künftigen roten Löwen beschäftigte. Um mich her war damals viel Gebrülle und Störnis jeder Art ...
Coverbild: YanzStudio / Shutterstock.com
Heinrich Heine
Christian Johann Heinrich Heine (1797-1856) war einer der bedeutendsten deutschen Dichter, Schriftsteller und Journalisten des 19. Jahrhunderts. Er gilt als »letzter Dichter der Romantik« und sein vielschichtiges Werk verlieh der deutschen Literatur eine zuvor nicht gekannte Leichtigkeit. 1797 als Harry Heine geboren, wechselte er kurz vor der Annahme seines Doktortitels vom jüdischen Glauben zur evangelischen Kirche und nahm den Namen Christian Johann Heinrich an. Bei allem Erfolg, stießen sein neuer Schreibstil und seine liberale Überzeugung auf auch viel Ablehnung. Diese, und die Tatsache, dass er keine Anstellung fand, ließ ihn 1831 nach Paris umsiedeln, das eine zweite Heimat für ihn wurde. Während in Deutschland Teile seines Werks verboten und zensiert wurden, wurde er in Frankreich geschätzt und hatte Zugang zur künstlerischen Elite. 1856 starb er dort nach mehr als 10 Jahren schwerer Krankheit.
Mehr von Heinrich Heine lesen
Reisebilder: Vollständige Ausgabe. nexx classics – WELTLITERATUR NEU INSPIRIERT Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeinrich Heine: Gesammelte Werke: Anhofs große Literaturbibliothek Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Gesammelte Weihnachtsgedichte: Eine Sammlung der Weihnachtsgedichte von den berühmtesten deutschen Autoren Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBuch der Lieder Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenÜber Ludwig Börne Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie romantische Schule Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas große Buch der Weihnachtsgedichte: 200 unsterbliche Klassiker für die Advents- und Weihnachtszeit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLästerliche Schriften: Der Rabbi von Bacherach Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWeihnachtszauber (Sammelband): Über 250 Romane, Erzählungen & Gedichte für die Weihnachtszeit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie beliebtesten Weihnachtsklassiker: Romane, Geschichten und Gedichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDeutschland Ein Wintermärchen (German) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWilliam Ratcliff Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWeihnachts-Sammelband (Illustrierte Ausgabe): Romane, Erzählungen und Gedichte für die Weihnachtszeit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnlich wie Aus den Memoiren des Herrn von Schnabelewopski
Ähnliche E-Books
Heinrich Laubes Reisenovellen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDeutschland. Ein Wintermärchen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAchtzehn Töchter Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBriefe einer Deutsch-Französin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFantastische Geschichten, 2. Band Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Zug nach dem Morgenlande Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDeutschland Ein Wintermärchen (German) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGesammelte Werke: Erste Gedichte + Gedichte eines Lebendigen + Aufsätze Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRömische Elegien Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Tantadruj Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGeorg Herwegh: Gesammelte Werke Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungenprojekt@party Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer letzte Zentaur Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAusgewählte Werke von Georg Herwegh: Erste Gedichte, Gedichte eines Lebendigen & Aufsätze Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Ewige Jude Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Kirschen. Eine erotische Erzählung: Textrevision und Nachwort von Hansjürgen Blinn Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Widerschein Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDeutscher Mondschein Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Probefahrt nach Amerika Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Goldene Topf Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Goldene Topf Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeinrich Heines Werke: Deutschland Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenCaritas Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie drei Musketiere - 20 Jahre danach Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKontrovers-Predigt über H. Clauren und den Mann im Mond Gehalten vor dem deutschen Publikum in der Herbstmesse 1827 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Familie des Wurdalak: Unveröffentlichtes Fragment eines Unbekannten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNapoleon Bonaparte, Aufzeichnungen eines französischen Edelmannes Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Leiden des jungen Werther Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBilqiss Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHandkerchief Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Allgemeine Belletristik für Sie
Der Struwwelpeter - ungekürzte Fassung: Der Kinderbuch Klassiker zum Lesen und Vorlesen Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Ilias & Odyssee Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGrimms Märchen: Mit hochauflösenden, vollfarbigen Bildern Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Denke (nach) und werde reich: Die 13 Erfolgsgesetze - Vollständige Ebook-Ausgabe Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Dienstanweisung für einen Unterteufel Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Das Gilgamesch-Epos: Die älteste epische Dichtung der Menschheit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGriechische Mythologie: Theogonie + Die Götter + Die Heroen: Heldensagen und Heldendichtungen (Herkules + Der Trojanische Krieg + Theseus + Die Argonauten) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen1984 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Tod in Venedig Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHarry Potter und der Stein der Weisen von J K. Rowling (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer kleine Hobbit von J. R. R. Tolkien (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenItalienisch lernen durch das Lesen von Kurzgeschichten: 12 Spannende Geschichten auf Italienisch und Deutsch mit Vokabellisten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchneewittchen und die sieben Zwerge: Ein Märchenbuch für Kinder Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Germanische Mythologie: Vollständige Ausgabe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Fremde von Albert Camus (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAnnas Tagebuch: A Short Story for German Learners, Level Elementary (A2): German Reader Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGerman Reader, Level 1 Beginners (A1): Eine Begegnung im Zug: German Reader, #4 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Edda - Nordische Mythologie und Heldengedichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWalter Benjamin: Gesamtausgabe - Sämtliche Werke: Neue überarbeitete Auflage Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJames Bond 01 - Casino Royale Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Sämtliche Creative Writing Ratgeber: 5 x Kreatives Schreiben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenStefan Zweig: Gesamtausgabe (43 Werke, chronologisch) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Frau ohne Schatten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenImmanuel Kant: Gesammelte Werke: Andhofs große Literaturbibliothek Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMetamorphosen: Bücher der Verwandlungen: Mythologie: Entstehung und Geschichte der Welt von Publius Ovidius Naso Bewertung: 5 von 5 Sternen5/580 Afrikanische Märchen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJames Bond 03 - Moonraker Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5
Rezensionen für Aus den Memoiren des Herrn von Schnabelewopski
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Aus den Memoiren des Herrn von Schnabelewopski - Heinrich Heine
Zum Buch + Vorrede
Zum Buch:
Aus den Memoiren des Herrn von Schnabelewopski
Heinrich Heine
Coverbild: YanzStudio / Shutterstock.com
Vorrede
„Ich rate Euch, Gevatter, lasst mich auf Eu’r Schild keinen goldenen Engel, sondern einen roten Löwen malen; ich bin mal dran gewöhnt, und Ihr werdet sehen, wenn ich Euch auch einen goldenen Engel male, so wird er doch wie ein roter Löwe aussehn."
Diese Worte eines ehrsamen Kunstgenossen soll gegenwärtiges Buch an der Stirne tragen, da sie jedem Vorwurf, der sich dagegen auffinden ließe, im Voraus und ganz eingeständig begegnen. Damit alles gesagt sei, erwähne ich zugleich, dass dieses Buch, mit geringen Ausnahmen, im Sommer und Herbst 1831 geschrieben worden, zu einer Zeit, wo ich mich meistens mit den Kartons zu künftigen roten Löwen beschäftigte. Um mich her war damals viel Gebrülle und Störnis jeder Art.
Bin ich nicht heute sehr bescheiden?
Ihr könnt Euch darauf verlassen, die Bescheidenheit der Leute hat immer ihre guten Gründe. Der liebe Gott hat gewöhnlich die Ausübung der Bescheidenheit und ähnlicher Tugenden den Seinen sehr erleichtert. Es ist z.B. leicht, dass man seinen Feinden verzeiht, wenn man zufällig nicht so viel Geist besitzt, um ihnen schaden zu können, so wie es auch leicht ist, keine Weiber zu verführen, wenn man mit einer allzu schäbigen Nase gesegnet ist.
Die Scheinheiligen von allen Farben werden über manches Gedicht in diesem Buche wieder sehr tief seufzen – aber es kann ihnen nichts mehr helfen. Ein zweites „nachwachsendes Geschlecht" hat eingesehen, dass all mein Wort und Lied aus einer großen, gottfreudigen Frühlingsidee emporblühte, die wo nicht besser, doch wenigstens ebenso respektabel ist, wie jene triste, modrige Aschermittwochsidee, die unser schönes Europa trübselig entblumt und mit Gespenstern und Tartüffen bevölkert hat. Wogegen ich einst mit leichten Waffen frondierte, wird jetzt ein offener ernster Krieg geführt – ich stehe sogar nicht mehr in den ersten Reihen.
Gottlob! Die Revolution des Julius hat die Zungen gelöst, die so lange stumm geschienen; ja, da die plötzlich Erweckten alles, was sie bis dahin verschwiegen, auf einmal offenbaren wollten, so entstand viel Geschrei, welches mir mitunter gar unerfreulich die Ohren betäubte. Ich hatte manchmal nicht übel Lust, das ganze Sprechamt aufzugeben; doch das ist nicht so leicht tunlich wie etwa das Aufgeben einer geheimen Staatsratstelle, obgleich Letztere mehr einbringt als das beste öffentliche Tribunat. Die Leute glauben, unser Tun und Schaffen sei eitel Wahl; aus dem Vorrat der neuen Ideen griffen wir eine heraus, für die wir sprechen und wirken, streiten und leiden wollten, wie etwa sonst ein Philolog sich seinen Klassiker auswählte, mit dessen Kommentierung er sich sein ganzes Leben hindurch beschäftigte – nein, wir ergreifen keine Idee, sondern die Idee ergreift uns und knechtet uns und peitscht uns in die Arena hinein, dass wir, wie gezwungene Gladiatoren, für sie kämpfen. So ist es mit jedem echten Tribunat oder Apostolat. Es war ein wehmütiges Geständnis, wenn Amos sprach zu König Amazia: „Ich bin kein Prophet, noch keines Propheten Sohn, sondern ich bin ein Kuhhirt, der Maulbeeren ablieset; aber der Herr nahm mich von der Schafherde und sprach zu mir, gehe hin und weissage. Es war ein wehmütiges Geständnis, wenn der arme Mönch, der, vor Kaiser und Reich, zu Worms, angeklagt stand, ob seiner Lehre, dennoch trotz aller Demut seines Herzens jeden Widerruf für unmöglich erklärte und mit den Worten schloss: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir. Amen!
Wenn Ihr diese heilige Zwingnis kenntet, Ihr würdet uns nicht mehr schelten, nicht mehr schmähen, nicht mehr verleumden – wahrlich, wir sind nicht die Herren, sondern die Diener des Wortes. Es war ein wehmütiges Geständnis, wenn Maximilian Robespierre sprach: „Ich bin ein Sklave der Freiheit."
Und auch ich will jetzt Geständnisse machen. Es war nicht eitel Lust meines Herzens, dass ich alles verließ, was mir Teures im Vaterland blühte und lächelte – mancher liebte mich dort, z.B. meine Mutter – aber ich ging, ohne zu wissen warum; ich ging, weil ich musste. Nachher ward mir sehr müde zumute; so lange vor den Juliustagen hatte ich das Prophetenamt getrieben, dass das innere Feuer mich schier verzehrt, dass mein Herz von den gewaltigen Worten, die daraus hervorgebrochen, so matt geworden wie der Leib einer Gebärerin –
Ich dachte – habt meiner nicht mehr nötig, will auch einmal für mich selber leben, und schöne Gedichte schreiben, Komödien und Novellen, zärtliche und heitere Gedankenspiele, die sich in meinem Hirnkasten angesammelt, und will mich wieder ruhig zurückschleichen in das Land der Poesie, wo ich als Knabe so glücklich gelebt.
Und keinen Ort hätte ich wählen können, wo ich besser imstande war, diesen Vorsatz in Ausführung zu bringen. Es war auf einer kleinen Villa dicht am Meer, nahe bei Havre de Grace, in der Normandie. Wunderbar schöne Aussicht auf die große Nordsee; ein ewig wechselnder und doch einfacher Anblick; heute grimmer Sturm, morgen schmeichelnde Stille; und drüberhin die weißen Wolkenzüge, riesenhaft und abenteuerlich, als wären es die spukenden Schatten jener Normannen' die einst auf diesen Gewässern ihr wildes Wesen getrieben. Unter meinem Fenster aber blühten die lieblichsten Blumen und Pflanzen: Rosen, die liebesüchtig mich anblickten, rote Nelken mit verschämt bittenden Düften, und Lorbeeren, die an die Mauer zu mir heraufrankten, fast bis in mein Zimmer hereinwuchsen, wie jener Ruhm, der mich verfolgt. Ja, einst lief ich schmachtend hinter Daphne einher, jetzt läuft Daphne nach mir, wie eine Metze, und drängt sich in mein Schlafgemach. Was ich einst begehrte, ist mir jetzt unbequem, ich möchte Ruhe haben und wünschte, dass kein Mensch von mir spräche, wenigstens in Deutschland. Und stille Lieder wollte ich dichten, und nur für mich, oder allenfalls um sie irgendeiner verborgenen Nachtigall vorzulesen. Es ging auch im Anfang, mein Gemüt ward wieder umfriedet von dem Geiste der Dichtkunst, wohlbekannte edle Gestalten und goldne Bilder dämmerten wieder empor in meinem Gedächtnisse, ich ward wieder so traumselig, so märchentrunken, so verzaubert wie ehemals, und ich brauchte nur