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DAS GEHEIMNIS VON ATLANTIS (Joe Hawke 7): Thriller, Abenteuer
DAS GEHEIMNIS VON ATLANTIS (Joe Hawke 7): Thriller, Abenteuer
DAS GEHEIMNIS VON ATLANTIS (Joe Hawke 7): Thriller, Abenteuer
eBook393 Seiten5 Stunden

DAS GEHEIMNIS VON ATLANTIS (Joe Hawke 7): Thriller, Abenteuer

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Über dieses E-Book

Den Ereignissen aus Band 6 folgend muss das Team um Joe Hawke ein gestohlenes Artefakt sicherstellen, welches zur Entdeckung des größten archäologischen Schatzes aller Zeiten führen könnte – dem sagenumwobenen Atlantis. Doch schnell müssen sie feststellen, dass sie dafür ihre härtesten Kämpfe ausfechten und schneller denn je sein müssen, um zu gewinnen. Ihre Suche führt sie von den Tunneln unter Wien über das Münchner Oktoberfest bis in die Berge und Schluchten von Marokko und lässt sie auf grausame Gegner, alte Freunde und überraschende Verräter treffen …
 Atemlose Action, verknüpft mit mythologischen Themen, und ein gehöriger Schuss Humor machen Rob Jones' Schatzjägerreihe zu einem absoluten Geheimtipp für Fans von James Rollins, Andy McDermott oder Clive Cussler. 
SpracheDeutsch
HerausgeberLuzifer-Verlag
Erscheinungsdatum22. März 2024
ISBN9783958358591
DAS GEHEIMNIS VON ATLANTIS (Joe Hawke 7): Thriller, Abenteuer

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    Buchvorschau

    DAS GEHEIMNIS VON ATLANTIS (Joe Hawke 7) - Rob Jones

    Kapitel 1

    Silvio Mendoza spürte eine Woge der Macht durch seine Adern fließen, während er sich einen Weg durch den Wiener Regen bahnte. Jetzt war es nur noch eine Frage der Zeit, bis er den größten Schatz von allen in die Finger bekäme.

    Nur in Gesellschaft von Aurora Soto und seinen eigenen verblendeten Gedanken huschte der frühere mexikanische Drogenbaron durch die Nebenstraßen der österreichischen Hauptstadt. Er mochte die Stadt nicht. Sein Herz schlug nicht für Barockgärten, Sachertorte und Opernhäuser. Mendoza war ein Gesetzloser, ein Mann aus dem Dschungel, der nur die brutalste Lebensrealität kannte, nicht diese alberne Märchenversion mit Riesenrädern und Lipizzanerpferden. Was diese Menschen über die echte Welt wussten, konnte man auf einen Stecknadelkopf schreiben.

    Er bewegte sich geschickt durch eine Menschenmenge, die einem Mann beim Feuerschlucken zu einem bizarren Strauss-Medley zusah. Er schlug den Kragen hoch und verfluchte die nördliche Hemisphäre, als der Herbstwind von der Donau kam und durch die Kopfsteinpflasterstraßen von Leopoldstadt fegte. Wie irgendjemand hier leben konnte, war ihm unbegreiflich. Je schneller er von hier wegkam, desto besser, doch zuerst musste er jemanden ausfindig machen.

    Er grinste, während er die Menschen um sich herum musterte. Schirme, Schals, nach Hause eilend, um der Kälte zu entkommen. Zwischen ihm und diesen Menschen gab es viele Unterschiede, nicht zuletzt die Tatsache, dass er im Begriff war, zu einem der reichsten lebenden Männer zu werden, etwas, das jeder Einzelne von ihnen begehren mochte, aber nie erreichen würde.

    Er sah ein letztes Mal auf sein Handy, während die Stufen eines Mietshauses in einer teuren Prachtstraße hinauf schlüpfte, Aurora einen Schritt hinter ihm. Eine alte Gewohnheit ließ ihn vor seiner nächsten Bewegung über die Schulter sehen, und dann, als die Luft rein war, drückte er auf die Türklingel. Kurz darauf öffnete ein Mann in den Siebzigern die Tür, nur einen Spalt weit. Er erinnerte ihn an Albert Einstein.

    »Wir haben telefoniert«, sagte Mendoza in Englisch mit schwerem Akzent. »Sie sind Huber?«

    Der alte Mann nickte und beäugte ihn argwöhnisch durch den Spalt in der Tür, deren Kette noch vorlag. »Haben Sie den Gegenstand, den Sie beschrieben haben?«

    »Lassen Sie mich rein, alter Mann. Das besprechen wir nicht auf der Straße.«

    Der alte Mann war zögerlich, aber er nickte mit zurückhaltender Zustimmung und schloss die Tür kurz, während er die Kette löste. Als sich die Tür wieder öffnete, traten die beiden mexikanischen Gangster rasch ein. Mendoza drängte den alten Mann beiseite und schob die Tür mit der Ferse zu. Er konnte nicht sicher sein, mit wie vielen Drogenbaronen es dieser Wiener Professor zeitlebens zu tun gehabt hatte, aber er war überzeugt, die Zahl lag ungefähr bei null, und deswegen würde er nervös und unsicher sein.

    Huber führte Mendoza eine gewendelte Treppe hinauf. Seine papierweiße Hand stützte sich haltsuchend auf das schmiedeeiserne Geländer. Die beiden Männer unterhielten sich nicht, während sie zur Wohnung hinaufgingen, und Soto war ebenso still. Nachdem sie eingetreten waren, zog Mendoza umgehend ein kleines goldenes Götzenbild aus der Innentasche seiner Jacke und hielt es dem alten Professor vors Gesicht.

    Huber blieb der Mund offen stehen, als er das antike Artefakt sah.

    »Also, was ist das?«, sagte Mendoza ausdruckslos.

    »Das … das kann nicht sein real … darf ich?«

    Mendoza musterte ihn kurz, dann reichte er ihm das Idol.

    »Es ist echt genug, alter Mann. Können Sie das nicht in den Händen spüren?«

    Huber sah aus, als hätte er einen Geist gesehen, und einen Moment lang war er nicht in der Lage, zu sprechen. »Ich kann es nicht glauben«, sagte er schließlich. Seine Hände begannen zu zittern. »Wo haben Sie das gefunden?«

    »Im Eingang zur aztekischen Unterwelt. Mictlan.«

    Huber sah ihn stechend an. »Mictlan ist real?«

    Mendoza nickte heftig. »Mehr wollen Sie nicht wissen.« Mit Mictlan hielt er sich nicht gerne auf. Manchmal, wenn er die Augen schloss, konnte er immer noch die russische Frau am Altar festgebunden sehen, und wie Wades Vulkandolch in ihr Fleisch drang. »Sagen Sie, es ist doch was wert, oder?«

    Huber antwortete nicht, ließ sich aber auf seinen Drehstuhl fallen und zog ein rotes Buch mit dem Titel Religiöse Ikonen der punisch-iberischen Periode von einem Regal.

    Als er den staubigen Folianten in schwachen Händen des Professors sah, verzog Mendoza die Lippen. »Was soll der Scheiß? Ich bin nicht für eine Vorlesung hier, alter Mann.«

    Huber ignorierte ihn. Stattdessen blätterte er durch die Seiten, bis er erreichte, wonach er gesucht hatte, und dann drehte er das alte Buch um, damit der ungeduldige Mexikaner es sehen konnte.

    Mendoza keuchte und trat einen Schritt zurück. Auroras Augen wurden riesengroß. Sie hatten eine Replik des Götzenbildes vor sich. Identisch mit demjenigen, welches er dem ECHO-Team im Mictlan-Tempel in der Selva Lacandona unter der Nase weggeschnappt hatte. »Was ist das?«

    »Das, mein Freund, ist la Dama de Elche, oder die Dame von Elche.«

    »Ich verstehe nicht … was ist das?«

    »Es ist eine Kalksteinbüste, die in einer archäologischen Ausgrabungsstätte bei Elche entdeckt wurde, in Valencia, nah an der spanischen Küste … in der Nähe von Alicante.«

    Aurora beäugte die Seite skeptisch. »Aber das Götzenbild wurde auf der anderen Seite der Welt entdeckt. Wie können die sicher sein, dass die Büste aus Spanien stammt?«

    »Kalkstein ist ein organisches Sedimentgestein, weil es die fossilisierten Überreste verstorbener Organismen im Inneren hat, und das hilft uns, seine Herkunft zu ermitteln.«

    »Vielleicht ist es ein Fake«, steuerte Mendoza bei.

    »Viele hielten sie für eine Fälschung, aber das wurde eindeutig verworfen, nachdem die Büste einer Reihe dispersiver Röntgenspektrokopieanalysen per Elektronenmikroskop unterzogen worden war. Diese bewiesen, dass sie so alt wie die ursprünglichen archäologischen Behauptungen war und aus der punischen Ära stammte.«

    »La Dama … wer ist sie … oder was ist sie?«

    »Das weiß niemand, aber die meisten akademischen Meinungen halten sie für stark mit der phönizischen Göttin Tanit verbunden, der Hauptgöttin Karthagos.«

    »Aber … sie ist identisch …«

    »Sie ist fast identisch«, korrigierte Huber ihn. »Es gibt ein Nahuatl-Wort, welches das beschreibt: ixiptla, oder Abbild.« Seine Hände begannen wieder zu zittern.

    Langsam glaubte Mendoza, die Sache könnte größer sein, als er zunächst angenommen hatte, und er beobachtete, wie ein irritierter Ausdruck das Gesicht des Professors trübte. »Sie sehen verwirrt aus, alter Mann.«

    »Manche haben spekuliert, dass die Dame von Elche eine atlantische Göttin ist, die in der versunkenen, mythischen Stadt Tartessos – eine atlantische Kolonie – verehrt wurde, aber das habe ich natürlich immer als Blödsinn abgetan. Doch jetzt …« Er schüttelte den Kopf und sein Blick überflog den Text aufgebracht nach nur einem Hinweis. »Nichts davon ergibt Sinn!«

    Er stand auf, das Götzenbild noch fest in einer Hand, und mit der anderen rieb er sich rasch die Augen. »Es ist, als würde ich den Verstand verlieren! Wie kann irgendwas davon real sein? 146 vor unserer Zeitrechnung wurde das karthagische Reich quasi ausgelöscht. Was ich also wissen will, ist, wie eine Statue von Tanit in einem Tempel im mexikanischen Dschungel gelandet ist, der seit tausenden Jahren nicht mehr geöffnet wurde?«

    Mendoza beobachtete den alten Mann mit Verachtung, als er sich eine Träne aus dem Auge wischte. Er wollte ihn für seine Schwäche verspotten, doch dann fiel ihm etwas auf, das er vor diesem Moment nicht realisiert hatte. Seine eigenen Hände zitterten fast unkontrollierbar. Er trat näher an Huber und das Götzenbild heran. Dabei schob er die Hand in die Tasche und packte sein Springmesser. »Was bedeutet die Inschrift?«

    »Schwer zu sagen. Es ist eine sehr merkwürdige Mischung aus Aztekisch und Phönizisch der punischen Epoche … sie ist so seltsam … beinahe berauschend. Als wollte sie nach mir greifen und mir die uralte Wahrheit zuflüstern, die sie schon so lange verbirgt …«

    »Dann ist sie also viel Geld wert, richtig?«

    Huber sah ungläubig zu ihm auf. Seine alten Augen tränten von der Anstrengung, die merkwürdigen, in das Götzenbild eingemeißelten Symbole anzustarren. »Wie bitte? Etwas wie das ist unverkäuflich. Es ist unbezahlbar.«

    »Das werden wir sehen. Was bedeutet die Inschrift? Führt sie zu noch mehr Gold?«

    Huber schüttelte den Kopf, während er auf das merkwürdige Bild einer Sonne im Fuß des Götzenbildes starrte. Es sah wie eine Sonneneruption aus. Er wirkte irritiert, während er die kompliziert gemeißelte Form musterte. Wie ein siebenzackiger Stern, aber mit eigenartigen Terrassen hineingearbeitet, die wellenförmig zurückwichen, wie eine umgedrehte Zikkurat. »Ich muss das falsch verstehen, denn wenn nicht, dann gnade uns Gott.«

    Aurora seufzte und trat auf Huber zu. »Lassen Sie die Katze aus dem Sack, alter Mann.«

    »Zunächst gibt es zwei Inschriften. Die erste ist ein sehr simples Symbol, das sich auf die Sonne bezieht, und ist so alt wie das Götzenbild. Aber es scheint zu zeigen, wie die Sonne explodiert. Die zweite, in den Hintergrund gemeißelte Symbolreihe ist neuer, ohne Zweifel. Sie wurde von jemand anderem hinzugefügt … Vielleicht von einer späteren Kultur.«

    »Und was bedeuten die späteren Symbole?«

    »Ich kann sie nicht interpretieren, nicht mit Gewissheit, tut mir leid. Vielleicht ist es eine Art antiker Code. Womöglich ein Hinweis auf eine überflutete Stadt. Und dann die Sache mit der Sonne … Sie brauchen jemand anderen.«

    »Ich dachte, Sie wären der Beste?«

    Huber sah zu ihnen auf, gekränkt und beschämt. »Ich bin die beste öffentliche Person, aber es gibt andere, mit größerem Wissen, die es vorziehen, ihre Aktivitäten verschleiert zu halten. Einer sticht besonders hervor.«

    »Reden Sie weiter.«

    »Sein Name ist Kruger. Dirk Kruger. Er ist Archäologe, gewissermaßen.«

    »Wo kann ich den Mann finden?«

    »Er stammt aus Südafrika, aber im Moment ist er beruflich in München. Ich sprach vor wenigen Tagen mit ihm. Er wohnt im Hotel Sendling.«

    »Beruflich?«

    »Er verkauft … Relikte

    Mendoza dachte kurz darüber nach, wie der alte Mann »Relikte« gesagt hatte, und war sich nicht sicher, ob er die ganze Geschichte erzählt hatte. Es klang, als verbarg sich womöglich so einiges hinter diesen Relikten. »Und er wird in der Lage sein, mir zu sagen, was auf dem Götzenbild steht?«

    Huber nickte. »Ja, ich denke schon. Wenn es jemand kann, dann Dirk Kruger.« Wieder nahm er das Götzenbild von Tanit in die Hände. Der spätnachmittagliche Wiener Sonnenschein leuchtete auf ihr goldenes Gesicht und ihren seltsamen Kopfschmuck. Der alte Mann klemmte sich erneut seine Juwelierlupe vors Auge. »Sie ist das Schönste, was ich je gesehen habe.«

    Mendoza nahm ihm das Götzenbild aus den Händen. Er bemerkte zwei Streifenwagen, die vor dem Mietshaus anhielten, gefolgt von einem dritten, großen Polizeifahrzeug, und fluchte innerlich, als er Aurora Soto anwies, aus dem Fenster zu sehen. Ja, dachte er, das Idol musste von großem Wert sein, wenn ihn die Behörden jetzt schon durch Europa verfolgen.

    Er drehte sich zu Huber um. »Ich muss Ihnen vielmals für Ihre Hilfe danken, Herr Huber. Sie waren mir eine enorme Unterstützung. Es stimmt, was man über Sie sagt: Sie sind ein sehr kluger Mann.«

    »Nun ja … ich studiere fleißig und … was tun Sie da?«

    Im Handumdrehen trat Aurora Soto beiseite, als Mendoza sein Messer aus der Tasche zog und die Klinge blitzschnell gegen die faltige Haut an Hubers Hals hielt. »Sie kommen mit, alter Mann.«

    »Was reden Sie denn da? Legen Sie das Messer weg!«

    Kapitel 2

    Mendoza zog Franz Huber grob durch die Foyertür und die Steinstufen des Gebäudes hinunter. Er drückte die Spitze des Springmessers gegen die Halsschlagader des Professors und flüsterte ihm hektisch ins Ohr. »Sagen Sie ihnen, sie sollen zurückgehen, sonst sterben Sie!«

    Huber zögerte, hatte nicht den Wunsch, in Sachen seiner eigenen Entführung zu konspirieren, aber ein grober Stoß mit der Klinge gegen seinen Hals trieb ihn zur Eile an. »Gehen Sie zurück!«, sagte Huber auf Deutsch. »Er sagt, Sie sollen zurückgehen, sonst wird er mich töten!«

    »Und jetzt sagen Sie dem da, dass er mir seine Knarre zuwerfen soll, sonst sterben Sie gleich hier.«

    »Er will eine Waffe!«, kreischte Huber der Polizei zu. »Oder er wird mich töten!«

    Nervösen Blicken zwischen den Einsatzführern folgte ein schneller deutscher Satz.

    Huber reckte den Hals zu Mendoza. »Er sagt auf keinen Fall.«

    Mendoza antwortete nicht, sondern ließ das Messer in der Luft herumschnellen, sodass er es jetzt an der Klinge festhielt. Er warf es mit hoher Geschwindigkeit, und das nächste Mal, dass jemand es sah, steckte es im Hals eines Polizeibeamten. Der junge Mann fiel zu Boden, die Hand am Hals und panisch schreiend, während Blut aus seiner Schlagader pulsierte.

    Mendoza holte ein zweites Messer aus einem Holster an seinem Bein.

    »Die Waffe oder weitere Tote.«

    Huber wiederholte den Befehl, und diesmal wurde die Anweisung gegeben. Ein anderer junger Beamter schob seine Waffe widerstrebend mit dem Fuß über das Kopfsteinpflaster. Aurora hob sie auf, und sie gingen rückwärts los, während sie den verängstigten Professor weiterhin als menschlichen Schutzschild benutzten.

    Aurora nahm die Polizei-Glock-17 in Anschlag und feuerte einen, zwei, drei schnelle Schüsse auf einen VW Touran der Polizei ab. Der kurze Rückstoßlader erfüllte alle Erwartungen, als die 9-mm-Parabellumgeschosse den Tank durchlöcherten und ein Funkenregen das Benzin entzündete. Die Explosion war heftig, kam aus dem detonierten Tank geschossen und trieb eine tödliche Salve zerfetzten Stahls über die Straße.

    Die Wucht riss die Männer der Landespolizei und der Anti-Terror-Einheiten in die Luft wie ein Sturm, der totes Laub durch einen Park peitscht. Sie überschlugen sich und landeten hart auf den alten Pflastersteinen. Die meisten überlebten, aber mehrere Beamte waren tot, ihre gebrochenen Körper als grausiger Beleg der skrupellosen Brutalität der Gangster auf der Straße verstreut.

    Was noch vor wenigen Momenten ein heiteres Bild von Wiener Charme und Ruhe gewesen war, war jetzt ein Kriegsgebiet. Giftiger schwarzer Rauch quoll aus dem verformten Leichnam des Tourans, und schrille Sirenen hallten von der barocken Architektur zurück und hingen hoch über dem Chaos.

    Huber war vor Verwirrung und Angst von Sinnen, aber mit etwas, das Hoffnung ähnelte, sah er zu, wie sich die überlebenden Gesetzeshüter neu formierten und in einer taktischen Angriffsformation ausschwärmten. Sie rückten näher an ihn und seine Entführer heran, waren jetzt aber vorsichtiger und bewegten sich langsamer. Beamte mit Schutzhelmen und -westen sprachen in Funkhandmikrofone und warteten auf Befehle über ihre Ohrhörer.

    Mit Auroras Glock weiter auf die Männer gerichtet, hielt Mendoza das Schnappmesser immer noch an Hubers Hals. »Wo geht’s hier raus?«

    Mit der Angst, die in seinem Herzen hämmerte, wusste Huber, dass er die Flucht des Wahnsinnigen hinauszögern musste, doch er konnte es nicht riskieren, ihn weiter aufzubringen. »Ich weiß nicht, was Sie meinen …«, plapperte er.

    Auroras Antwort war ein fester Schlag mit der Pistole. »Spielen Sie keine Spielchen, Professor. Wenn Sie weiterleben wollen, dann bringen Sie uns hier raus.«

    Hubers Gedanken überschlugen sich. Er wollte weiterleben, ja; er hatte drei Enkelkinder, und er wollte sie aufwachsen sehen. Etwas sagte ihm, dass die Mexikaner nicht blufften, also entschied er sich, sie nicht mit Lügen und Verzögerungen zu verärgern. »In der Michaelerkirche um die Ecke … Da kann man ein Tunnelnetzwerk betreten, das sich über die ganze Stadt erstreckt.«

    »Kennen Sie die Tunnel?«

    Huber schüttelte den Kopf. »Zur Sicherheit aller ist der Zutritt stark eingeschränkt.«

    »Bringen Sie uns hin!«

    Während die Polizei einen Sicherheitsabstand einhielt, sie jedoch nie aus den Augen verlor, führte Huber die Mexikaner an den Caféterrassen der Herrengasse vorbei, bis eine prachtvolle romanische Kirche ins Blickfeld kam.

    »Die Michaelerkirche«, sagte Huber, und nicht einmal der Schrecken, der ihn umgab, schmälerte den Stolz, den er lebenslang für die achthundert Jahre alte Kirche empfunden hatte. »Betritt man hier die Gruft, kann man für immer verschwinden.«

    Sie überquerten den ausgedehnten Michaelerplatz und näherten sich der Kirche. Normalerweise geschäftig, mit Touristen, die Bilder von der neoklassischen Architektur machten oder anstanden, um mit den berühmten Pferdekutschen zu fahren, hatten die Explosion des Tourans und die Anwesenheit eines in der Luft schwebenden Polizeihubschraubers den Bereich von Zivilisten befreit.

    Huber führte Mendoza und Aurora ins Innere der Michaelerkirche und durchs imposante Mittelschiff auf die berühmte, riesige Michaelergruft zu, die unter dem uralten Gebäude lag.

    Es war jetzt merklich kälter, als sie an den zahlreichen Marmorgräbern vorbeieilten, von denen jedes die Gebeine einer anderen aristokratischen Dynastie enthielten. Abgesehen von den viertausend Leichen waren sie nun alleine in der Kirche, aber der Klang der Polizei über ihnen gab Huber einen Funken Hoffnung, dass er diesen Tag überleben würde.

    »Wohin?«

    »Diese Tür.«

    Aurora hob die Pistole und schoss das Schloss auf.

    »Machen Sie die Tür zur Gruft auf«, rief Mendoza.

    Huber gehorchte. Er wuchtete die alte Tür auf, und erst in diesem Moment erkannte er seinen Fehler, Mendoza gesagt zu haben, dass er nichts über die Tunnel wusste. Dann, als könnte er seine Gedanken lesen, rückte ihm der mexikanische Drogenboss nahe.

    »Warten Sie!«, rief Huber verzweifelt und hob im kläglichen Versuch, den Horror aufzuhalten, der sich entfaltete, die Hände.

    Doch der konnte nicht aufgehalten werden. Mendoza rammte das Schnappmesser bis zum Anschlag in Hubers Brustkorb. Der alte Mann keuchte und fiel nach vorne, näher zu Mendoza. Einen kranken Moment lang sahen sie fast wie zwei alte Freunde in einer Umarmung aus, doch dann sprudelte Blut aus Hubers Mund, und Mendoza schob ihn zu Boden. »Es darf hier keine Zeugen geben, Herr Huber. Bitte nehmen Sie meine innigste Entschuldigung und meinen tiefsten Dank an.«

    Mendoza nahm die Waffe von Aurora und schob sie in seine Jackentasche, zog den Schal um seinen Hals enger, und dann stiegen sie in die Gruft hinunter. Er beleuchtete ihren Weg mit der Taschenlampe seines Handys und hoffte, der Akku würde lange genug halten, um sie in die Sicherheit der Welt über ihnen zu führen. Er hatte Geschichten darüber gelesen, wie sich Menschen in den berühmten Pariser Katakomben verirrt hatten und dort gestorben waren, aber bestimmt waren die nicht labyrinthischer und widerwärtiger als die Tunnel unter Wien.

    Hier unten in den Kanälen und Krypten gab es kein Netz, aber Mendoza hatte die Karte Wiens gespeichert, und von seiner Kindheit in den Dschungeln Mexikos wusste er, wie man Abbiegungen zählte und sich merkte, wo Norden war. Sie stapften durch den Schlamm des Tunnelnetzwerks. Links abbiegen bedeutete nach Süden, also lag die Nächste rechts im Westen … eine leichte Biegung im Tunnel bedeutete, dass er jetzt nach Südwesten ging … gut.

    Was war das für ein Geräusch? Es klang, als käme es von direkt hinter ihm. Nein, das bildete er sich nur ein. Eine Kanalratte vielleicht … die ihm für den Fall, dass er hinfallen und sich dabei k.o. schlagen würde, folgte … Ihm blieb nichts anderes übrig, als weiterzugehen und unterwegs nach Ausgängen Ausschau zu halten. Einige hundert Meter würden sie hinter den Bereich bringen, den die Polizei mittlerweile sicher abgesperrt hätte. Wenn sie den Bahnhof erreichen könnten, müssten sie nur in einen Zug nach München einsteigen und dann Dirk Kruger kontaktieren, den Mann, der Relikte verkaufte.

    Er starrte sein Telefon an. »Zwei Stunden bis zum nächsten Zug nach München.«

    »Zwei Stunden in diesen Tunneln?«, fragte Aurora, blickte in die Schwärze und schauderte.

    Mendoza sah über die Schulter und beleuchtete eine Kanalratte, die in die Dunkelheit davonhuschte.

    »Gehen wir«, sagte er bestimmt.

    ***

    Eine Stunde später tauchten sie aus dem Tunnelsystem auf und schlugen weitere Zeit damit tot, sich hinter Zeitungen zu verstecken, bevor sie den Zug nach München bestiegen. Jetzt, während der Zug tröstlich auf seiner Reise westwärts hin und her schaukelte, folgte Silvio Mendoza Auroras Hand, die über seinen Oberschenkel zu seinem Hosenbund strich. Er packte sie am Handgelenk, zog sie aus seiner Hose und schob Aurora von sich. »Findest du, jetzt ist der richtige Zeitpunkt dafür?«

    Sie schmollte, und ein Ausdruck der Verachtung blitzte in ihren tiefschwarzen Augen auf. »Ein Mann wie du sollte nehmen, was er kriegen kann, mi cielo.«

    Mendoza handelte blitzschnell, zog sein Springmesser aus der Jackentasche und wirbelte auf dem Zugsitz herum. Weniger als eine halbe Sekunde nach ihrer Bemerkung drückte er die Spitze des Messers an ihre Schlagader. »Was soll das heißen?«

    Sie zuckte zusammen, als er die Klinge drehte und sie fester an ihre Haut drückte, die Oberfläche durchstach, bis Blut kam. »Nichts … lo siento, Silvio.«

    Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, während er zusah, wie sie sich unter seiner Macht wand. Er nickte selbstzufrieden und fuhr die Klinge ein. »Gut. Wir wissen nicht, wo sie sind. Vergiss das nie. Erinner dich daran, mit welcher Leichtigkeit sie Wades Imperium auseinandergenommen und meinen Bruder Jorge getötet haben.«

    Aurora beobachtete, wie das schwarze Licht der Rache in seinen Augen spielte. Sie war dabei gewesen, auf Alcatraz, hatte sich in der Zwischendecke versteckt, als Juana Diaz seinen Bruder ermordet hatte. Es war besser, wenn er glaubte, das ECHO-Team hätte das getan, deswegen hielt sie Wahrheit in ihrem Herzen hinter Schloss und Riegel.

    Bei Salzburg überquerten sie die Grenze und beobachteten, wie die bayrische Landschaft vorbeizog. Nicht lange danach hielt der Zug eine kurze Weile am Bahnhof von Rosenheim, dann fuhr er wieder an, auf den letzten Abschnitt nordwärts nach München, ihre Endstation.

    Mendoza sah die winzigen Städtchen und Dörfer am Fenster vorbeihuschen, bis sie allmählich in die südlichen Vororte Münchens übergingen: Zorneding, Vaterstetten, Haar. Hoch über ihnen am Himmel braute sich ein böser Sturm am Horizont zusammen, und er beobachtete, wie ein gespaltener Blitz die untere Wolkengrenze zerriss und in irgendeinem Wald im Osten einschlug.

    Der Blitz war sein ältester Feind.

    Er war noch ein junger Mann gewesen, als er ihn getroffen hatte, durch den beißenden Ozon der stürmischen Luft geschossen war und seinen Körper niedergerissen hatte. Ihn als Leiter, um die Erde zu erreichen, benutzt und ihn fast getötet hatte. Er hatte ihn kommen sehen: Er war mit explosiver Wut in die Zuckerrohrfelder gefahren. Er und Jorge waren draußen spazieren, als der Sturm aufkam. Beide rannten in den Schutz einer Scheune, aber all das Glück war an jenem Tag mit Jorge, denn die Götter hatten beschlossen, Silvio zu bestrafen.

    Es hatte sich angefühlt, als hätte ihm jemand mit einem Baseballschläger eine übergebraten, und als er aufwachte, war sein Körper taub. Erst als Jorge zu ihm gerannt kam und entsetzt aufkeuchte, wusste er, dass sich etwas verändert hatte. Jorge trug ihn nach Hause, und da sah er die Narbe in seinem Gesicht, die Lichtenberg-Figur, eine Fülle von Narben wie elektrische Funken, die sich ganz über Gesicht und Hals erstreckten.

    Ein weiterer Blitz zuckte über den Horizont, und wenige Sekunden später erklang ein gewaltiger Donnerschlag.

    »Der Sturm kommt näher«, sagte Aurora und holte ihn damit aus den Zuckerrohrfeldern seines Verstandes zurück.

    »Auf mehr als nur eine Weise«, sagte er geistesabwesend.

    Kapitel 3

    Joe Hawke hasste es, Alex Reeve zuzusehen, wie sie sich in ihrem Stuhl in den Raum schob. Ihr Zusammenbruch auf Alcatraz hatte sie durch Aurora Sotos Hand fast das Leben gekostet, und nun war sie wieder an den Rollstuhl gefesselt. Aurora war in der Alcatraz-Nacht verschwunden, und jetzt wussten jetzt, dass es stimmte, dass die stärkende Eigenschaft des Elixiers nur vorübergehend anhielt. Das bedeutete außerdem, dass sie eine weitere Quelle brauchten, eine, die sie dieses Mal permanent sichern konnten.

    Sie saßen im weitläufigen Besprechungsraum mit den Glaswänden, der die Klippen im westlichen Teil ihrer geheimen Inselbasis überblickte. Jenseits der getönten Scheiben schien die tropische Karibiksonne hell, und selbst nach so langer Zeit hier war der frühere SBS-Agent noch immer von der Schönheit und Abgelegenheit überwältigt.

    Als er Lea kennengelernt und zur Insel gekommen war, war es ihm beinahe wie ein Traum erschienen, aber mittlerweile war er lang genug mit diesen Menschen hier, dass es sein früheres Leben war, das traumgleich wirkte. Nun war das die Realität … türkises Wasser, weißer Sand, tropische Palmen und die beste Kameraderie, die er je erlebt hatte.

    Seine Würdigung des Paradieses wurde vom Geräusch erhobener Stimmen zerschlagen, als Scarlet Sloane und Ryan Bale über die jeweiligen Vorzüge von Wodka und kaltem Bier stritten, aber Hawkes Verstand wandte sich bald wieder Alex zu, während er geistesabwesend beobachtete, wie die Brandung gegen den Strand unter ihnen krachte.

    »Wie geht‘s dir?«, fragte er, als sie sich neben ihn bewegte.

    »Mir geht‘s gut«, sagte sie, einen Hauch von Entschlossenheit in der Stimme.

    Hawke richtete seinen Blick auf sie. »Wir finden mehr, Alex. Ich verspreche es.«

    »Wir haben uns um andere Dinge zu kümmern, Joe.«

    Er wusste, dass das stimmte, aber es spielte keine Rolle. Er sah die anderen im Zimmer an. Das gesamte Team war nun da, mit der üblichen Ausnahme von Vincent Reno, der nach den Ereignissen in der Selva Lacandona nach Südfrankreich zurückgekehrt war.

    Lexi saß mit geschlossenen Augen und den Stiefeln auf dem Schreibtisch da und tat, als schliefe sie, aber er wusste, dass sie allem zuhörte. Maria argumentierte am Telefon mit jemandem auf seiner Annahme nach nicht sehr höflichem Russisch, und Lea kehrte gerade von der Veranda ins Zimmer zurück.

    »Oh, gut«, sagte Eden, der den Raum betrat und sich an den Tisch setzte. »Ihr seid schon alle da.«

    »Also, was ist das Problem?«, sagte Scarlet, nahm am anderen Ende des Tisches Platz und stellte nicht nur einen, sondern zwei eiskalte Wodka-Tonic vor sich hin. »Muss einer mal wieder Superman die Hosen hochziehen?«

    Ryan machte ein großes Tamtam daraus, seine Hose zu überprüfen. »Nein.« Er schmuggelte etwas aus seiner Tasche in den Mund und begann, zu kauen.

    Scarlet grinste. »Was hast du denn da?«

    »Nichts.«

    »Schon klar.« Gleich darauf hielt sie ihm die Arme fest und steckte die Hand in seine Tasche.

    »Hau ab!«

    »Sag nicht, dir gefällt das nicht, Junge. Es kommt wohl kaum jeden Tag vor, dass eine gutaussehende Frau wissen will, was in deiner Hose ist.«

    »Hey!«, sagte Maria. »Ich sehe nicht schlecht aus!«

    Scarlet antwortete nicht. Stattdessen zog sie siegreich die kleine Papiertüte aus Ryans Tasche und hob sie in die Luft.

    »Gib das zurück!«

    »Was haben wir denn da?«, sagte sie und spähte in die Tüte. »Gummibärchen?«

    »Ich meins erst, Scarlet.«

    »Hör auf zu jammern«, sagte sie. »Das steht dir nicht.«

    »Jammern ist gut«, sagte Ryan. »Schließlich werden quietschende Rädchen geschmiert.«

    »Wenn du meinst. Ich nehme mir ein paar davon, vielen Dank«, sagte sie, neigte dann die Tüte und leerte sich die Hälfte der Gummibärchen in den Mund. »Lecker!«, sagte sie mit dicken Backen.

    »Die hab ich in Acapulco

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