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DAS GOLD VON WALHALLA (Joe Hawke 5): Thriller, Abenteuer
DAS GOLD VON WALHALLA (Joe Hawke 5): Thriller, Abenteuer
DAS GOLD VON WALHALLA (Joe Hawke 5): Thriller, Abenteuer
eBook348 Seiten4 Stunden

DAS GOLD VON WALHALLA (Joe Hawke 5): Thriller, Abenteuer

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Über dieses E-Book

Joe Hawke und das ECHO-Team sind zurück und sehen sich einem mysteriösen Feind gegenüber, der einen noch finsteren und uralten Krieg führt, als sie ihn sich vorstellen können. Nach einem Mordfall in Kanada jagen Hawke und sein Team einer alten nordischen Legende nach, die sie von Island in ein spanisches Schloss und bis zu den Museen und Gassen Stockholms führt, und die sich als eines der bestgehüteten Geheimnisse unserer Welt herausstellen könnte.
 Atemlose Action, verknüpft mit mythologischen Themen, und ein gehöriger Schuss Humor machen Rob Jones' Schatzjägerreihe zu einem absoluten Geheimtipp für Fans von James Rollins, Andy McDermott oder Clive Cussler. 
SpracheDeutsch
HerausgeberLuzifer-Verlag
Erscheinungsdatum15. Apr. 2024
ISBN9783958357921
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    Buchvorschau

    DAS GOLD VON WALHALLA (Joe Hawke 5) - Rob Jones

    Prolog

    Neufundland, Kanada

    Das Mi’kmaq-Kulturmuseum war ein winziges Schindelgebäude, das auf den zerklüfteten Granitklippen im Osten Neufundlands thronte. Die Mi’kmaq waren ein stolzer Stamm der First Nations und lebten seit tausenden Jahren in den maritimen Provinzen im Osten Kanadas. Zusammen mit anderen in den Seeprovinzen verteilten Museen, beherbergte dieses bescheidene Gebäude die wenigen übrig gebliebenen archäologischen Schätze des Stammes.

    Weit unten schlug der wilde Wellengang des Atlantiks gegen die Felsen und sprühte die Gischt mehrere Meter in die kalte Luft hinauf. Der Wind kam von den Grand Banks, einem der ergiebigsten Fischgründe der Welt, und es sah aus, als würde ein weiterer kurzer Sommer zu Ende gehen.

    Bill Smith drehte der Aussicht den Rücken zu, schloss den Haupteingang auf und schlurfte hinein. Er war seit der Eröffnung vor fünfzehn Jahren hier Kurator und selten überarbeitet, aber er war stolz auf sein teilweises Mi’kmaq-Erbe und verbrachte seine Tage damit, kulturelle Veranstaltungen zu organisieren und die Sprache seiner Vorfahren zu studieren.

    Er beobachtete, wie sich die Sonne durch einen Spalt in der dichten Wolkendecke am Horizont kämpfte, und kehrte zu seiner Arbeit im Museum zurück. Er war mitten beim Umnummerieren einer Sammlung von Pfeilspitzen, die Archäologen kürzlich im Gros Morne National Park gefunden hatten.

    Genervt, weil einige falsch benannt waren, schüttelte er den Kopf und seufzte, als er plötzlich das Geräusch von Hubschrauberrotoren irgendwo über dem Museum hörte. Er runzelte die Stirn und legte die Pfeilspitzen hin, bevor er zum Fenster ging. Der einzige Hubschrauber, der hier in der Gegend vorbeikam, war die Bell 412 Griffin, eine zweimotorige Maschine der kanadischen Küstenwache, doch die war rot lackiert und hatte einen weißen Streifen an der Seite. Dieser Hubschrauber war mattgrau und viel größer. Er sah beinahe militärisch aus.

    Er öffnete die Eingangstür, stellte sich oben auf die Treppe und steckte die Hände in die Taschen, um sie vor der Kälte zu schützen. Warum jemand einen Hubschrauber dieser Größe direkt vor seinem kleinen Museum landen sollte, war ihm ein Rätsel. Schon jetzt hatte er ein ungutes Gefühl und überlegte, ob er die örtliche Polizei anrufen sollte, als die dicken Stahlkufen des Hubschraubers mit einem leisen Knirschen auf dem Kies vor dem Museum aufsetzten. Er zog an seinem Asthma-Inhalator und wurde zunehmend unruhiger.

    Die Seitentür schwang auf und ein Mann in einem billigen Anzug stieg aus. Hinter ihm sprangen ein weiterer Mann und eine Frau heraus, beide in paramilitärischer Kampfkleidung. Beide Militärs trugen Maschinenpistolen über den Schultern. Bill machte einen Schritt zurück zur Tür, unterbrach den Blickkontakt mit den beiden aber nicht. Als sie näher kamen, erkannte er, dass der Bewaffnete eine Tätowierung von einer brennenden Granate am Hals hatte. Genau wie die Frau trug er ein schmutziggrünes Barett.

    Der Mann im Anzug wies die anderen an, zu warten, und joggte die Holzstufen zum Eingang hinauf. »Mr, Smith, nehme ich an?« Er steckte ihm die Hand entgegen.

    Bill Smith nickte, lehnte ein Händeschütteln jedoch ab.

    »Ich bin Dr. Nate Derby. Wir haben telefoniert.«

    Bill sah Derby an, dann warf er einen misstrauischen Blick über dessen Schulter auf die Bewaffneten hinter ihm. Er hatte vor einigen Tagen mit Dr. Derby telefoniert und sie hatten ein Treffen vereinbart, um etwas zu besprechen, dass dem alten Kurator schon sein ganzes Leben lang keine Ruhe gelassen hatte. Der Akademiker hatte vertrauenswürdig gewirkt und versprochen, die Sache für sich zu behalten, aber jetzt erkannte Bill, dass es falsch gewesen war, ihm zu vertrauen. Er hatte Mühe, zu begreifen, warum dieser Mann für den Besuch einen Militärhubschrauber brauchte. Er reckte das Kinn in Richtung der beiden Bewaffneten weiter hinten. »Ich dachte, wir waren uns einig, dass das unter uns bleibt?«

    Dr. Derby zuckte hilflos mit den Schultern. »Tut mir leid, Sir. Aber nach unserer Unterhaltung sprach ich mit einigen Kollegen.«

    »Wozu brauchen Sie eine Armee?«

    Der Soldat trat vor. »Wir sind im Auftrag der kanadischen Regierung hier.«

    Derby mochte normal genug erscheinen, aber Bill fand, dass mit diesem anderen Mann etwas nicht stimmte. Den französischen Akzent konnte er zwar dem Umstand zuschreiben, dass er aus Quebec war, aber der nicht gekennzeichnete Hubschrauber und das Granaten-Tattoo ließen ihn daran zweifeln, dass diese Paramilitärs die kanadische Regierung vertraten. Die Frage, warum sie Dr. Derby hierher begleitet hatten, beunruhigte ihn sehr.

    »Können Sie sich ausweisen?«, fragte er und versuchte dabei, seine Nervosität zu verbergen.

    »Wir tragen keine Ausweise bei uns, Sir. Wir gehören einer Spezialeinheit an.«

    Bill runzelte die Stirn. »Was ist mit Ihnen, Dr. Derby?«

    Derby lächelte. »Klar.« Er zog einen Ausweis der Memorial University of Newfoundland hervor und hielt ihn ihm vors Gesicht. »Abteilung für Archäologie«.

    Smith betrachtete den laminierten Ausweis. Er sah echt genug aus. »Sie können reinkommen, wie vereinbart, aber die da nicht.«

    Einen Moment lang sah Derby aufs Meer hinaus, dann richtete er seinen Blick wieder auf Bill. »Ich fürchte, da kann ich nicht zustimmen, Mr. Smith. Wir glauben, dass Sie etwas in diesem Gebäude haben, das für die nationale Sicherheitspolitik unverzichtbar ist.«

    »Sie machen Witze, oder?« Er lachte zwar, erkannte aber, dass die Sache langsam außer Kontrolle geriet.

    »Bitte, Mr. Smith, öffnen Sie die Tür.«

    »Und was, wenn nicht? Was, wenn ich die Polizei rufe?«

    Der Mann mit dem Granaten-Tattoo grinste böse und nahm die Maschinenpistole von seiner Schulter. »Denken Sie, dass Sie bis zum Telefon kommen, bevor ich es schaffe, den Abzug zu drücken?«

    Wer sie auch waren, Bill hielt sie nicht für von der Regierung, und Derby hatte ihn am Telefon offensichtlich darüber angelogen, dass die Sache zwischen ihnen bleiben würde. Er überlegte, rückwärts durch die Tür zu gehen und sie ihnen vor der Nase zuzuschlagen, aber seine fünf Jahre im Royal Newfoundland Regiment sagten ihm, was diese Waffen mit der Holz- und Vinylschindelverkleidung des Museums anstellen würden. In weniger als zwanzig Sekunden wäre es ein Sieb. Und er ebenfalls.

    Granaten-Tattoo trat näher. »Gut, zeigen Sie uns, wo sie sind, oui?«

    Die beiläufige Erwähnung von sie verriet Bill alles Nötige. Sie wussten alle, warum sie hier waren, und es hatte keinen Sinn, Spielchen zu spielen. Derby hatte sein Vertrauen missbraucht.

    Mit einem Blick auf die bedrohliche Mündung der Maschinenpistole in den behandschuhten Händen des Mannes nickte Bill zögernd und öffnete die Tür. Als sie die Stufen hinaufstapften und Schmutz und Kies in das kleine Museum trugen, füllte sich sein Verstand mit Schrecken, weil er endgültig realisierte, dass er das nicht überleben würde. Er hatte ihre Gesichter gesehen. Er wusste, was sie von ihm wollten.

    Sie wollten den Beweis für den Unsichtbaren.

    Oder was davon übrig war. Er, der in Urzeiten am See gewohnt hatte und nicht gesehen werden konnte. Der große Krieger, der wie ein Geist unter den feindlichen Stämmen umherging. Jetzt wollten sie seine Macht, und alles war seine Schuld. Er hatte der Welt ein uraltes Geheimnis offenbart, um seine eigene Neugier zu befriedigen. Bis zu seinem Anruf bei Derby hatte nur er von den kostbaren Gegenständen gewusst. Dieses Geheimnis hatte ihm sein Vater auf dem Sterbebett weitergegeben. Er hatte es nur einer anderen lebenden Seele erzählt, und er wusste, dass sie ihn niemals hintergehen würde. Nein, was gleich geschähe, hätte nur er allein auf dem Gewissen.

    »Ich nehme an, es lohnt sich nicht, zu leugnen, dass sie hier sind?«, fragte er und gab sich Mühe, dabei ruhig zu klingen.

    Ein humorloses Kopfschütteln war die Antwort. »Nein, und versuchen Sie nicht, auf Zeit zu spielen. Bringen Sie uns sofort zu ihnen, oder …« Granaten-Tattoo entsicherte seine Waffe und richtete sie auf seine Brust.

    Derby sah fast so nervös aus, wie Bill sich fühlte, und er fragte sich, ob der Akademiker ebenfalls gezwungen wurde. So oder so, der alte Kurator begriff, was er zu tun hatte. Langsam schlurfte er durch das Museum, bis er das Hinterzimmer erreichte, ein unscheinbarer Raum mit drei Kisten voller antiker Fischereigeräte. Er blieb stehen und schob eine der Kisten von der Wand weg. Darunter befand sich eine lose Bodendiele, die der alte Mann mit seinen ledrigen Fingerspitzen bearbeitete.

    Die Eindringlinge kamen näher und bildeten einen kleinen Kreis um ihn, während er sich über das Loch beugte.

    »Keine Sorge«, sagte er. »Da unten ist keine Waffe.«

    Keine Antwort.

    Bill holte eine Blechdose heraus und pustete eine dicke Staubschicht vom Deckel. »Was Sie wollen, ist hier drin, und Gott möge mir vergeben, was ich heute getan habe.« Der angewiderte Blick, den er Nate Derby zuwarf, sagte mehr als tausend Worte.

    Im Nu hatte er die Dose geöffnet und eine alte Smith & Wesson herausgeholt. Er richtete sie auf den Mann mit der Tätowierung und schoss.

    Nichts geschah.

    Mit einem Ausdruck des Entsetzens sah Bill auf die gehemmte Waffe herab.

    Alle lachten, und Granaten-Tattoo schlug ihm die Waffe aus der Hand. Sie landete mit einem lauten Knall auf den Dielen.

    »Jetzt machen wir das auf meine Art«, sagte Granaten-Tattoo und stieß Bill den Kolben seiner Maschinenpistole ins Gesicht.

    Der alte Mann taumelte rückwärts, warf dabei eine der Kisten um und verteilte alte Angelhaken über den Boden.

    »Nein, warten Sie!«, rief Derby. »Wir waren uns einig, dass niemand verletzt wird.«

    »Klappe halten!«, rief die Frau. Sie machte eine große, lilafarbene Kaugummiblase, die auf ihren Lippen zerplatzte.

    Bill spuckte einen Schwall Blut aus, während er schwankend wieder aufstand. »In Ordnung … in Ordnung. Was Sie suchen, ist da drin.« Er zeigte mit einer zitternden Hand auf ein Gitter an der Wand, das dazu diente, die warme Abluft aus dem kleinen Raum abzusaugen und zum Ofen unten zurückzuleiten. Seine von langer Hand geplante Finte hatte es nicht retten können, was er für den größten Teil seines Lebens beschützt hatte.

    Granaten-Tattoo beorderte die Frau vorwärts. Sie warf Smith einen finsteren Blick zu, als sie an ihm vorbeiging, hob ihre Maschinenpistole und beschoss das Gitter und ein gutes Stück der Gipsplatte darum herum.

    »Holen Sie es, alter Mann«, befahl Granaten-Tattoo. »Noch so ein Trick und Sie sind tot.«

    Bill Smith steckte seine Hand in das Loch und zog einen kleinen Lederbeutel heraus, den er der Frau reichte. Sie riss ihn ihm aus der zitternden Hand und reichte ihn an Granaten-Tattoo weiter.

    Er öffnete ihn sogleich und pfiff voll Ehrfurcht. Eine lange Zeit verging, in der der Mann mit dem Granaten-Tattoo auf die winzigen Perlen starrte, die jetzt in seiner Hand lagen. Er konnte kaum glauben, was er sah. Oder genauer gesagt, was er nicht sah. Statt auf seine Handfläche blickte er auf die Dielen des Museums direkt darunter. Es sah aus, als hätte er ein Loch in der Hand. Er lächelte und schüttelte leicht den Kopf, staunend, während er versuchte, zu verstehen, was seine Augen ihm zeigten.

    Smith keuchte. Sein Asthma wurde schlimmer. »Wenn Sie auf der Spur des Unsichtbaren wandeln, wird das nur in Ihren schmerzhaften Tod führen.«

    Granaten-Tattoo ignorierte ihn und starrte weiter wie gebannt auf die seltsamen Perlen. Ohne Bill Smith anzusehen, hob er seine Maschinenpistole und feuerte eine Salve auf ihn ab, die seinen Brustkorb zerfetzte und ihn rückwärts in die zerschossene Gipsplatte hinter ihm krachen ließ. Er sackte langsam zu Boden, mausetot, und hinterließ eine verschmierte Blutspur an der Wand.

    Derby taumelte entsetzt zurück, unfähig, zu glauben, was seine Augen gerade bezeugt hatten. »Warum zum Teufel haben Sie das getan?«

    »Aus dem gleichen Grund, aus dem ich auch das tue.« Er hob die Pistole und richtete sie auf Derbys Herz.

    »Was machen Sie da? Warten Sie, bitte … nicht schießen! Wir waren uns einig …«

    Granaten-Tattoo feuerte zweimal und Derby sackte neben Bill Smith zu Boden.

    »Gut, verschwinden wir«, sagte er.

    Die Frau stellte ihren Stiefel auf Bills blutgetränkte Brust, um einen der Riemen straffzuziehen, dann hob sie ihre Waffe auf. Sie machte eine weitere Blase mit Kirschgeschmack und kicherte. »Zurück zum Hubschrauber!«, rief sie.

    Sie verließen das Museum. Unterwegs knirschten ihre Stiefel über zerbrochenes Glas und zerstörte Mi’kmaq-Artefakte. Draußen begannen die Rotoren, schneller zu surren, als der abflugbereite Pilot die Maschine startete.

    Als sie in den Hubschrauber stiegen, wehte ein Sturm vom Atlantik heran, und heftiger Regen setzte ein, als sie vom Boden abhoben und die Maschine in der Luft wendeten. Sekunden später machte der mächtige Hubschrauber das alte Schindelmuseum unter großzügigem Einsatz der M230 Chain Gun an seinem Kinnturm zu Kleinholz.

    Augenblicke später stand das Gebäude in Flammen, und der Hubschrauber verschwand für immer in den dichten, grauen Wolken.

    Kapitel 1

    Elysium

    »Angst, zu verlieren?«, fragte Joe Hawke, ließ den Yamaha Waverunner aufheulen und schenkte Lea Donovan das selbstgefälligste aller möglichen Lächeln. Er schirmte seine Augen mit der Hand gegen die tropische Karibiksonne ab und beobachtete, wie sich ein Ausdruck amüsierter Gleichgültigkeit über das schlanke, gebräunte Gesicht der Irin legte.

    Lea ignorierte die Bemerkung und studierte den Bogen der Bucht. »Also, wer zuerst um die Insel herum ist, gewinnt, ja?«

    Hawke schob seine Sonnenbrille hinunter und nickte selbstsicher. »So war es abgemacht. Wenn du einen Rückzieher machen willst, sag es einfach.«

    Lea antwortete, indem sie ihren Kawasaki-Jetski aufheulen ließ. »Du machst wohl Witze, Josiah. Die Zeit zum Spielen ist abgelaufen, Baby.«

    Sein voller Name wurde von Ryan Bale und Maria Kurikova mit schallendem Gelächter quittiert. Sie saßen auf dem Pier einige Meter hinter den Jetskis. Hawke grinste sie an und freute sich, dass sein Name der Gruppe ein solches Amüsement bescherte. Es störte ihn nicht im Geringsten. Während der letzten Tage hatte er sich problemlos an die spielerische Lebensweise auf Elysium gewöhnt – wandern, schwimmen, tauchen und, seine Lieblingsbeschäftigung, auf Jetskis herumspielen.

    »Also, machen wir es oder nicht?«, fragte Lea.

    Ohne ein weiteres Wort raste Hawke davon, darauf bedacht, Ryan und Maria mit einem großen Schwall Meerwasser aus der Austrittsdüse am Heck des Waverunners zu überziehen.

    »Hey! Nicht fair, du Betrüger!«, rief Lea und raste augenblicklich hinter ihm her. Binnen Sekunden war sie parallel zu ihm.

    »Hast du Angst, dass ich gewinne?«, rief er ihr über die Schulter zu.

    »Kein bisschen«, rief sie zurück. Ihre Stimme war über das Brüllen des 1,8-Liter-Motors kaum zu hören. Sie drehte den Gashebel, und der 4-Takt-Benzineinspritzer reagierte sofort und bewegte sie mühelos durch den warmen Ozean.

    »Wir werden sehen«, sagte Hawke grinsend und brauste mit einem weiteren Schwall Meerwasser davon.

    Er raste durch die Bucht im Nordosten der Insel, schlug einen diagonalen Weg durch das seichte Wasser ein und steuerte auf eine niedrige Klippe weiter draußen zu, die ins Meer ragte. Tausend Jahre Erosion hatten einen wunderschönen Bogen in diesen Teil der Klippe gegraben, der, wie Hawke mit Begeisterung feststellte, als er auf ihn zufuhr, etwa so groß wie ein Jetski war. In weiteren tausend Jahren würde er einstürzen und einen von der Landzunge losgelösten Pfeiler hinterlassen, der aus dem Meer ragen würde, aber heute schuf er den perfekten Tunnel, um hindurch zu sausen. Er raste darauf zu.

    Es war jetzt kurz nach Mittag und die Luft war heiß und feucht. Zu seiner Rechten nahm er die heraufziehende Präsenz der Insel wahr: die tropischen Baumkronen, die sich über die Zwillingsberge erstreckten, und die glitzernde Glas- und Stahlkonstruktion, die das ECHO-Hauptquartier bildete. Hinter sich hörte er das Dröhnen von Leas Kawasaki, während sie zu ihm aufholte, fest entschlossen, die Insel vor ihm zu umrunden und das Rennen zu gewinnen.

    Er zog den Kopf ein, als er den Waverunner durch die Lücke in der Klippe steuerte und hart nach rechts lenkte. Der heiße Wind schlug ihm entgegen, als er nach Süden abbog und die Maschine auf ihre Höchstgeschwindigkeit von gut hundertzehn Stundenkilometern beschleunigte.

    Als er hinter sich blickte, erkannte er beeindruckt, dass Lea die gleiche Abkürzung durch das Erosionsloch genommen hatte. Er beobachtete, wie sie den Jetski nach rechts lenkte und sich vorbeugte, um ihn im warmen Wasser schneller zu drehen. Er wusste, wie sehr sie gewinnen und ihm klarmachen wollte, dass er nicht einfach hier auf der Insel antanzen und allen zeigen konnte, wie der Hase läuft. Ihm war klar, dass sie Gewinnen als ernste Angelegenheit betrachtete. Fast so ernst wie das Verlieren, dachte er.

    Er erreichte jetzt das Ende der südwestlichen Spitze der Insel und bog für den letzten Teil des Rennens nach Norden ab. Vor ihm lag die Zielgerade, wo ein leicht angetrunkener Ryan Bale versprochen hatte, den Sieger des Rennens einzuwinken.

    Er näherte sich der Ziellinie und bemerkte, dass Ryan und Maria nicht mehr auf dem Pier waren, um seinen Sieg zu bezeugen.

    Er raste über die Linie, schaltete den Waverunner aus und hatte sogar noch Zeit, ihn am Ende des Stegs zu vertäuen, bevor Lea ankam und den Motor abstellte.

    »Das zählt nicht als Sieg«, sagte sie.

    »Klar doch.«

    »Du hast geschummelt.«

    »Lass uns bei einem schönen kalten Bier darüber reden.«

    ***

    Hawke stieß die Doppeltüren zum Eingang des Hauptquartiers auf und schlenderte lässig in den kühlen, klimatisierten Komplex. Hinter ihm behauptete Lea immer noch, dass er das Rennen verloren hatte, weil er gestartet war, bevor Ryan das Signal gegeben hatte. Er wusste, dass sie recht hatte, aber es war ihm egal. In der Liebe und bei Jetski-Rennen war alles erlaubt.

    Nachdem er zwei kalte Biere aus dem Kühlschrank geholt und Lea eines zugeworfen hatten, betraten sie den tiefer gelegenen Wohnbereich und entspannten sich. Hawke stellte mit Entsetzen fest, dass Ryan eine Art Transformation durchgemacht hatte, während sie sich ihr Rennen geliefert hatten. Er trug jetzt Bermudashorts und das schreiendste Hawaiihemd, das er je gesehen hatte.

    »Es stimmt, was man sagt«, sagte Hawke, klopfte Ryan auf den Rücken und betrachtete seine Kleidung. »Manche Dinge kann man wirklich nicht ungesehen machen.«

    Alex Reeve lachte und stimmte mit einem Kopfnicken zu, aber Maria sah den neuen, bunten Ryan liebevoll von ihrer Arbeit in der Küche aus an.

    »Hey!«, rief sie über die Anrichte hinweg. »Er sieht toll aus!«

    »Ja«, sagte Ryan lächelnd. »Mach es nicht schlecht, bevor du es ausprobiert hast.«

    Sie ließen sich auf das Sofa vor dem riesigen Plasmafernseher fallen und Hawke nahm einen tiefen, langsamen Schluck vom Bier. Neben ihm saß Scarlet Sloane, mit einer Zigarette in der einen Hand und etwas, das wie ein Bananen-Daiquiri aussah, in der anderen, während Maria noch in der Küche war und versuchte, Nudeln mit Hühnchen zu machen. Es roch nicht so, als ob das besonders gut klappen würde.

    »Ich kann immer noch nicht glauben, dass ich tatsächlich hier bin, im ECHO-Hauptquartier«, sagte Hawke. Er hielt inne, um den großen Raum erneut zu betrachten, sah zu den wirbelnden Ventilatoren an der Decke hinauf und richtete seinen Blick dann auf die riesige Fensterwand, die einen Ausblick auf das glitzernde, türkisfarbene Meer dahinter bot. »Wofür steht ECHO noch mal?«

    »Es steht für Eden Counter-Hostile Organization«, sagte Scarlet selbstsicher.

    Lea machte ein verwirrtes Gesicht. »Ich dachte, wir hätten uns auf Eden Covert History Organization geeinigt – oder vielleicht sogar auf Eden Covert Heritage Organization?«

    »Nein, darauf hast du dich geeinigt«, sagte Scarlet. »Alle anderen fanden das bescheuert und haben sich für Counter-Hostile entschieden. Lässt uns viel härter klingen.«

    »Aber wir verbringen unsere Zeit in der Welt der geheimen Geschichte«, jammerte Lea.

    Scarlet lachte spöttisch. »Covert History oder Covert Heritage lässt uns wie diese Idioten klingen, die mit Tony Robinson alte Münzen ausgraben.«

    »Hey!«, sagte Ryan. »Ich mag diese Programme. Und für dich heißt das Sir Tony Robinson.«

    Maria betrat den Raum mit einigen Tüten Chips.

    »Was ist mit den Nudeln passiert?«, fragte Scarlet?

    »Die sind schwarz geworden«, sagte Maria. »Und sehr hart … wie kleine Splitter aus explodiertem Holz.«

    »Lecker!«, sagte Scarlet.

    »Hey, wartet mal«, sagte Ryan.

    »Was ist?«, fragte Lea.

    Ryan reckte den Hals übers Sofa und versuchte, die runde Treppe zu sehen, die zu Edens Arbeitszimmer hinauf führte. »Eden ist am Bat-Fon.«

    Scarlet lehnte sich auf ihrem Platz zurück und nahm langsam die Zigarette aus dem Mund. »Wenn du damit einen Anruf annimmst, Ryan, ist es dann das Depp-Fon?«

    Allgemeines Lachen ging durch den Raum.

    Ryan warf Scarlet einen vernichtenden Blick zu und streckte ihr zur Antwort langsam den Mittelfinger entgegen. »Nur damit ich das richtig verstehe«, sagte er todernst. »Hast du nicht auf den Präsidenten der Vereinigten Staaten geschossen?«

    Maria lachte und reichte Ryan eine Chipstüte.

    Scarlet seufzte und verdrehte die Augen. »Nicht das schon wieder.«

    »Aber hast du doch, oder?«

    »Na ja … gewissermaßen, aber es war nur zu seinem Besten.«

    Hawke erinnerte sich an den Moment, als er beobachtet hatte, wie Agent Doyle Präsident Charles Grant aus dem Hudson River gezogen hatte. Beide hatten wie ertrunkene Ratten ausgesehen. Und dann erinnerte er sich an den Moment, als der Präsident ihm für die Rettung der Nation gedankt hatte.

    »Aber eigentlich«, fuhr Ryan verschmitzt fort, »war es ein versuchtes Attentat. Hab ich recht?«

    »Ach, halt die Klappe, Junge. Du nervst langsam. Das war nichts dergleichen, und das weißt du. Ich hab die Entscheidung getroffen, den Präsidenten ins Wasser zu bringen, weil ich durch den ersten Angriff auf die Perseus wusste, dass Doyle ein guter Schwimmer ist, und weil Kiefel ihn sonst erschossen hätte. Er hatte zu diesem Zeitpunkt noch drei Kugeln in seiner Waffe. Mir ist keine andere Möglichkeit eingefallen, um Charlie in Sicherheit zu bringen.«

    »Charlie?«

    Scarlet zeigte ein selbstgefälliges Lächeln. »Klar, er hat mich gebeten, ihn so zu nennen, als wir telefoniert haben.«

    »Bitte sag mir, dass du keine deiner schmutzigen Affären mit dem amerikanischen Präsidenten hast«, sagte Ryan. »Anders als die meisten deiner Opfer ist dieser Mann nicht austauschbar. Das ist dir klar, oder?«

    Hawke hörte amüsiert zu, behielt aber Eden im Auge, der gerade die Treppe hinunterkam, um im Hauptbereich zu ihnen zu stoßen.

    Scarlet seufzte, stand auf und nahm ein Kissen in die Hand. »Ich habe keine Affäre mit Charlie, also mach dir nicht ins Höschen.« Sie schlug Ryan das Kissen ins Gesicht und tat so, als wollte sie ihn ersticken. Er wehrte sich wenig überzeugend, und sobald er sich von dem Kissen befreit hatte, sah er, dass auch sie Eden beobachtete, während er sich näherte.

    »Was ist los, Rich?«, sagte Lea.

    »Ich glaube, wir haben ein Problem.«

    Scarlet machte ein ernstes Gesicht. »Was ist passiert?«

    »Ich habe gerade einen Anruf bekommen.«

    »Wissen wir«, sagte Scarlet. »Wir haben dich am De… Bat-Fon gesehen.«

    Sir Richard Eden registrierte ihren Kommentar nicht. »Es war Lady Victoria Hamilton-Talbot.«

    Lea nickte. »Du hast sie mal erwähnt. Wer ist das noch gleich?«

    »Ihr Vater, der Viscount, ist ein alter Freund von mir.«

    »Und was wollte sie?«

    Eden machte ein besorgtes Gesicht. »Sie hat mir erzählt, dass ein gemeinsamer Freund von uns ermordet wurde und dass sie glaubt, es könnte etwas mit Thor zu tun haben.«

    Schweigen folgte, als Eden die Stirn runzelte und sich langsam in seinem Ledersessel niederließ. Draußen vor dem Fenster hörten sie das leise Zwitschern eines Mangrovenkuckucks, der sich irgendwo in den Baumkronen einer Reihe naher Kokospalmen versteckte.

    Hawke, dem bei der Erwähnung Thors ein unbehaglicher Ausdruck auf Leas Gesicht aufgefallen war, brach als Erster das Schweigen. »Thor? Ist das dein Ernst?«

    Eden richtete seinen Blick auf das ehemalige SBS-Mitglied. »Wann hast du je erlebt, dass ich spaße?«

    Hawke nahm die Rüge hin. Das ist allerdings wahr, dachte er. »Hat sie sonst noch was gesagt?«

    Wieder folgte eine lange Stille.

    Eden senkte die Stimme. »Sie ist sich nicht sicher, was genau passiert ist, aber die Polizei hat seine Leiche in einem ausgebrannten Museum in Ostkanada gefunden. Es heißt, man

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