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IM DSCHUNGEL (Die beängstigendsten Orte der Welt 5): Horrorthriller
IM DSCHUNGEL (Die beängstigendsten Orte der Welt 5): Horrorthriller
IM DSCHUNGEL (Die beängstigendsten Orte der Welt 5): Horrorthriller
eBook374 Seiten4 Stunden

IM DSCHUNGEL (Die beängstigendsten Orte der Welt 5): Horrorthriller

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Über dieses E-Book

Im Dschungel hört dich niemand schreien.
Die amerikanische Filmschauspielerin Scarlett Cox und ihr Ehemann, der Hotel-Magnat Salvador Brazza, reisen nach Afrika, um ihre angeschlagene Ehe zu kitten. Als man ihnen kurz darauf das Geld und ihre Pässe raubt, suchen sie in der amerikanischen Botschaft in Dar es Salaam Hilfe – am selben Tag, als die Al Qaeda einen Terroranschlag darauf verüben.
Binnen weniger Sekunden werden sie als Geiseln genommen und über die Grenze in den Kongo entführt, eine der letzten wilden Gegenden dieses Planeten. Im Kampf gegen Terroristen, tödliche Wildnis und kannibalistische Rebellen müssen Scarlett und Salvador einen Weg finden, in dieser gewalttätigen und urwüchsigen Umgebung zu überleben. Und die einzige Person, die sie retten könnte, ist der Attentäter, der ausgesandt wurde, sie zu töten …
In seiner Romanreihe »Die beängstigendsten Orte der Welt« entführt Jeremy Bates seine Leser an real existierende verfluchte, beängstigende oder berühmt-berüchtigte Schauplätze auf der ganzen Welt, und verbindet den Mythos dieser Orte geschickt mit fiktiven Begebenheiten. Und gerade dieser Bezug zu realen Orten, die der interessierte Leser nach der Lektüre im Prinzip vor Ort selbst erforschen kann, macht diese Romane zu einem Wagnis – oder einem besonderen Vergnügen. Lesen als Grenzerfahrung.
SpracheDeutsch
HerausgeberLuzifer-Verlag
Erscheinungsdatum19. Jan. 2024
ISBN9783958358379
IM DSCHUNGEL (Die beängstigendsten Orte der Welt 5): Horrorthriller

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    Buchvorschau

    IM DSCHUNGEL (Die beängstigendsten Orte der Welt 5) - Jeremy Bates

    Im Dschungel

    Die beängstigendsten Orte der Welt – Band 5

    Jeremy Bates

    übersetzt von Sylvia Pranga

    This Translation is published by arrangement with Jeremy Bates

    Title: CONGO. All rights reserved. First Published 2021.

    Impressum


    Deutsche Erstausgabe

    Originaltitel: CONGO

    Copyright Gesamtausgabe © 2024 LUZIFER Verlag Cyprus Ltd.

    Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

    Cover: Michael Schubert

    Übersetzung: Sylvia Pranga

    Dieses Buch wurde nach Dudenempfehlung (Stand 2024) lektoriert.

    ISBN E-Book: 978-3-95835-837-9

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    Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

    Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

    Inhaltsverzeichnis


    Im Dschungel

    Impressum

    Prolog

    Kapitel 1

    Kapitel 2

    Kapitel 3

    Kapitel 4

    Kapitel 5

    Kapitel 6

    Kapitel 7

    Kapitel 8

    Kapitel 9

    Kapitel 10

    Kapitel 11

    Kapitel 12

    Kapitel 13

    Kapitel 14

    Kapitel 15

    Kapitel 16

    Kapitel 17

    Kapitel 18

    Kapitel 19

    Kapitel 20

    Kapitel 21

    Kapitel 22

    Kapitel 23

    Kapitel 24

    Kapitel 25

    Kapitel 26

    Kapitel 27

    Kapitel 28

    Kapitel 29

    Kapitel 30

    Kapitel 31

    Kapitel 32

    Kapitel 33

    Kapitel 34

    Kapitel 35

    Kapitel 36

    Kapitel 37

    Kapitel 38

    Kapitel 39

    Kapitel 40

    Kapitel 41

    Kapitel 42

    Kapitel 43

    Über den Autor

    Verloren hab ich fast den Sinn der Furcht.

    Es gab `ne Zeit, wo kalter Schaur mich fasste,

    Wenn der Nachtvogel schrie, das ganze Haupthaar

    Bei einer schrecklichen Geschicht empor

    Sich richtete, als wäre Leben drin.

    Ich hab mich vollgeschluckt mit so viel Grauen.

    Entsetzen, meinem Mordsinn eng vertraut,

    Schreckt nun mich nimmermehr.

    Will, Macbeth

    Prolog

    Donnerstag, 26. Dezember, 17.53 Uhr, 2008

    Daressalam, Tansania

    Der Attentäter starrte mit ausdruckslosem Gesicht auf den Fernseher im Hotelzimmer.

    »Mindestens dreiundzwanzig Menschen wurden bei gleichzeitigen Angriffen auf die Botschaften in Nairobi und Daressalam getötet«, sagte der Nachrichtensprecher in Anzug und Krawatte.

    Er stand vor einem Videobild des Logos der Botschaft der Vereinigten Staaten. Auf dem Nachrichtenband war zu lesen: »Eilmeldung.«

    »Unser Korrespondent für Afrika, Sebastian Briers, hat die neuesten Nachrichten aus Daressalam. Sebastian, guten Abend.«

    Die Kamera sprang zu einem düster blickenden Berichterstatter, der eine Khakihose und ein weißes Leinenhemd trug. »Guten Abend, Cary. Die Angriffe, bei denen offensichtlich Auto- oder Truck-Bomben gezündet wurden, ereigneten sich beide in der Nähe der Tore der Botschaftsanwesen. Es gab, wie du, glaube ich, gesagt hast, bisher dreiundzwanzig Todesopfer. Elf davon hier in Daressalam. Vier waren wahrscheinlich Sicherheitsleute von den Marines, die am Eingangstor stationiert waren. Zeugen berichten, dass sie kurzes Gewehrfeuer gehört haben, gefolgt von einer lauten Explosion, bei der es sich wahrscheinlich um einen Granatenangriff auf das Pförtnerhaus handelte. Dann folgte eine wesentlich lautere Explosion, die man meilenweit hören konnte.« Die Kamera wechselte erneut zu einer wackeligen Videoaufnahme der Botschaft mit schlechter Auflösung. Auf dem Gelände wimmelte es vor Notfallteams. Schwarze Rauchschwaden stiegen in die Luft auf. Der Nachrichtensprecher sagte aus dem Off: »Die Bilder, die Sie sehen, wurden direkt nach dem Angriff mit einem Handy aufgenommen und auf dem Gulf News Sender gezeigt. Doch dies war nicht das erste Mal, dass in diesen beiden Ländern Angriffe auf amerikanische Botschaften verübt wurden. Vor genau zehn Jahren explodierten Bomben in LKW vor …«

    Der Attentäter wechselte den Sender.

    »… verschiedene Bekennernachrichten sind bereits von Gruppen mit Bezug zu al-Qaida auf Websites von Dschihadisten aufgetaucht. Eine beinhaltete weitere Drohungen gegen amerikanische und britische Einrichtungen in Übersee. Trotz kürzlicher Bemühungen, militante Gruppen zu unterdrücken, sind die heutigen Ereignisse eine grausige Erinnerung daran, dass diese Zellen …«

    Klick.

    »… obwohl es bisher nicht von offizieller Seite bestätigt wurde, haben wir gerade erfahren, dass die amerikanische Schauspielerin Scarlett Cox und ihr Mann, der amerikanische Milliardär und Hotel-Manager Salvador Brazza, zu den Menschen gehörten, die heute entführt wurden, was eine neue Taktik Al Quaidas zu sein scheint. Sasha, was hältst du von dieser neuen Herangehensweise?«

    »Wir können nur spekulieren, Nicole. Doch wenn man sich die Bombenangriffe von 1998 ins Gedächtnis ruft, waren von den über zweihundert Todesopfern zwei Amerikaner. Heutzutage sind Botschaften – besonders diese beiden, die erst vor Kurzem erbaut wurden – so konstruiert, dass sie Bombenexplosionen standhalten. Daher sind die meisten Verletzte Menschen, die auf der Straße vorbeigingen oder Arbeiter, die sich in den Nachbargebäuden befanden. Was wir also hier sehen, scheint, wie du gesagt hast, ein völlig neuer Angriffsplan zu sein. Eine erste Bombe, die so viel Zerstörung und Verwirrung wie möglich verursacht, bevor die Terroristen heranstürmen, um Geiseln zu nehmen.«

    »Ein Doppelschlag.«

    »Ganz genau. Und man muss auch bedenken, dass es jedes Jahr auf der ganzen Welt hunderte von Terroristenangriffen gibt. Die Medien berichten nur über die schlimmsten ausführlich, und selbst die verschwinden nach ein oder zwei Tagen aus den Nachrichten. Ich meine, erinnert sich noch irgendjemand an den Angriff auf die amerikanische Botschaft in Islamabad letzten Juli? Wenn andererseits Geiseln betroffen sind, wird über die Story berichtet, bis die Situation geklärt ist, so wie wir es im September in Mumbai erlebt haben. Also, ja, ich denke, dass es definitiv eine neue Strategie ist, die wir hier sehen. Und wer immer dafür verantwortlich ist, hat das große Los gezogen. Es gibt kaum zwei prominentere Amerikaner, abgesehen vom Präsidenten und der First Lady.«

    »Leider muss ich dir zustimmen. Danke, Sasha. Als Nächstes schalten wir live zu unserer freiberuflichen Korrespondentin Kim Berkhoff, die Informationen darüber hat, was Scarlett Cox und Salvador Brazza überhaupt in der Botschaft in Daressalam gemacht haben …«

    Der Attentäter schaltete den Fernseher aus, blieb eine ganze Weile auf dem Bett sitzen und dachte nach. Es schien so, als wäre sein Job gerade sehr viel schwieriger geworden.

    Kapitel 1

    Sonntag, 22. Dezember, 13.44 Uhr

    Los Angeles, Kalifornien, vier Tage zuvor

    Wenn Scarlett Cox gewusst hätte, dass sie innerhalb der nächsten sechzig Sekunden eine zwölf Meter lange Schlucht hinunterschlittern würde, hätte sie wahrscheinlich den Sicherheitsgurt angelegt. Allerdings war sie nicht hellsichtig, und sie hatte den weißen Aston Martin Vantage bis auf fünfzig Meilen beschleunigt, fünfzehn Meilen über die Geschwindigkeitsbegrenzung. Sie wusste, dass sie nicht rasen sollte. Sie hatte gerade die Kreuzung mit dem Mulholland Drive passiert, und vor ihr lagen viele Haarnadelkurven und Schlaglöcher. Doch sie fühlte sich hinter dem Lenkrad des Vantage entspannt. Der Verkäufer hatte ihr erzählt, dass es ein Vorderer-Mittelmotor Sportwagen war, was bedeutete, dass sicher der Motor tief hinter der Vorderachse befand, direkt vor der Fahrerkabine, was den Schwerpunkt des Autos tiefer legte und die Handhabung und Bodenhaftung verstärkte. Außerdem hatte sie gerade die Produktion ihres neuesten Films abgeschlossen. Sie fühlte sich gut, befreit. Sie hatte die Tachonadel auf fünfundfünfzig hochgetrieben.

    Sie ließ eine Hand am Lenkrad und drehte mit der anderen Magic Carpet Ride von Steppenwolf herunter, das laut im Radio spielte. Gab es eine andere Art, Musik zu hören, wenn das Verdeck heruntergelassen war? Sie tastete in ihrer Handtasche, die auf dem Beifahrersitz stand, nach ihrem Handy. Der Verkäufer hatte ihr auch gesagt, dass der Vantage so ein Bluetooth Ding hatte, das das Signal ihres Telefons mit der Stimmerkennungstechnologie des Autos und den Lautsprechern synchronisieren konnte. Das war zu viel Knight Rider für sie, also checkte sie ihre Sprachnachrichten auf die altmodische und illegale Art: Sie gab Ziffern in das Zahlenfeld des Telefons ein. Die erste war von ihrem Friseur, der ihren Termin um halb drei bestätigte. Tschüss blond, hallo rot, dachte sie. Die anderen beiden waren von Gloria, ihrer Presseagentin, die einige Details wegen der Geburtstagsparty an diesem Abend klären wollte. Der Dreißigste. Himmel. Es schien ihr, dass sie gerade erst ihren Neunundzwanzigsten gefeiert hatte. Sie drückte auf Beenden und warf das Telefon zurück in die Tasche.

    Scarlett schlingerte um eine scharfe Kurve und sah, dass sie sehr schnell zu einem schwarzen Pick-up aufschloss. Sie hatte gewusst, dass ihr Glück nicht ewig währen würde. Der Verkehr auf dem Laurel Canyon Boulevard zwischen dem San Fernando Valley und West Hollywood war mitten am Nachmittag nur leicht, aber wenn man in einem Bereich, wo nur fünfunddreißig erlaubt war, fünfundfünfzig fuhr, musste man früher oder später jemanden ins Heck fahren. Sie überlegte, ob sie den Pick-up überholen sollte, aber nur eine Sekunde lang. Die Straße war mit einer durchgezogenen gelben Doppellinie unterteilt. Sie raste vielleicht, wenn sie damit davonkam, aber es gab einige Dinge, mit denen sie sich nicht anlegen wollte: Pitbulls, reizbare Blondinen – echte Blondinen, was auf sie nicht zutraf – und gelbe Doppellinien.

    Der Pick-up war ein alter Chevy mit einer langen CB-Antenne, die vom Dach aufragte, und weißen Frauen-Silhouetten in provokanten Posen auf den Schmutzfängern. Auf den beiden Stickern auf der Chrom-Stoßstange stand: »Mein anderes Auto ist ein Hybrid« und »Wenn du meine Spiegel sehen kannst, zeig mir deine Titten!«

    Stilvoll.

    Scarlett verlangsamte auf vierzig und hielt eine Autolänge Abstand. Wenn sie näher heranfuhr, würde sie sich wahrscheinlich eine Geschlechtskrankheit holen. Ihre Gedanken wanderten zu ihrem Mann Sal und ihr wurde erschrocken klar, dass sie sich heute Abend seit über einem Monat zu ersten Mal wiedersehen würden. Die Trennungszeit war die Idee ihrer Eheberaterin gewesen. Sie hatte gesagt, dass es ihnen guttun würde. Es würde ihnen eine neue Perspektive auf ihre Beziehung eröffnen. Zugegebenermaßen war es gut für sie gewesen – zumindest war es gut für Scarlett gewesen. Sie hatte Sal immer noch nicht vergeben, was er getan hatte. Doch sie glaubte ihm, als er sagte, dass er fest entschlossen war, ihre Ehe zu retten, und während ihrer Trennungszeit war sie zu dem Fazit gekommen, dass sie sie ebenfalls retten wollte. Es war noch nicht so, wie es zuvor gewesen war, und so würde es wahrscheinlich nie wieder sein, aber sie hatten es vom Eis geschafft und waren jetzt auf dem Weg zu festem Boden.

    Die Bremslichter des Chevys leuchteten auf und lenkten Scarletts abschweifende Gedanken auf die Straße zurück. Sie trat auf die Bremse und hielt Abstand. Noch ein Aufleuchten. Sie runzelte die Stirn, verlangsamte aber nicht. Sie waren auf einem relativ geraden Abschnitt der Straße. Dann streckte sich ein sehniger, tätowierter Männerarm aus dem Fahrerfenster. Sein Mittelfinger erhob sich aus der Faust. Scarlett verdrehte die Augen. Nichtsdestotrotz ließ sie sich zurückfallen und dem guten alten Jungen seinen Raum zu lassen.

    Der Chevy schlingerte.

    Scarlett dachte, dass Bubba ein weiteres Spielchen abzog, aber dann tauchte vor ihr ein riesiges Schlagloch auf. Der Vantage krachte hinein, rüttelte sie auf ihrem Sitz durch und erweckte die Migräne zu neuem Leben, die sich während der letzten Stunde zu einem langsamen, dumpfen Pochen verringert hatte, das sie fast hatte ignorieren können. Sie verzog das Gesicht. Manchmal waren die Migräneanfälle mild und erträglich. Manchmal waren sie so stark, dass sie mit den Zähnen knirschte und sich den Kopf rieb, während sie den Minutenzeiger der Uhr bei seinen Runden beobachtete, als würde so die Zeit irgendwie schneller vergehen. Und manchmal fühlte sie sich dabei, als würde ein kleiner Kobold einen Pressluftbohrer durch ihren Schädel in ihr Hirn treiben und dabei sarkastisch grinsen. Heute war einer der Kobold-mit-Pressluftbohrer-Tage gewesen.

    Sie griff wieder in ihre Handtasche und tastete herum, bis sie die Aspirin-Dose fand, die sie aus dem Wohnwagen auf dem CBS-Gelände in Studio City mitgenommen hatte. Sie versuchte, den Deckel mit dem Daumen zu öffnen, aber es gelang ihr nicht. Dann erinnerte sie sich, dass es sich um einer dieser Sicherheitskappen handelte, die Vierjährige davon abhalten sollten, an Aspirin zu gelangen. Sie brachte den Pfeil auf dem Deckel mit dem Pfeil auf der Flasche in eine Linie und versuchte es erneut. Dieses Mal ploppte der Deckel wie ein Feuerwerkskörper ab. Die Tabletten flogen überallhin. Sie fluchte. Wenn es einer dieser Tage war, war es eben einer dieser Tage. Sie sah auf das dreieckige Stück roten Leders zwischen ihren Innenschenkeln hinunter. Zwei weiße Tabletten glitten auf die Einbuchtung zu, die ihr Hintern auf dem Sitz verursachte. Sie griff danach und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Straße …

    Ihre Augen traten hervor. Ihr blieb der Mund offenstehen. Ein lautes, hohles Geräusch erfüllte die Luft, als der Vantage durch die Leitplanke krachte. Sie trampelte auf die Bremse, aber das bewirkte nichts. Unter ihr befand sich keine Straße mehr.

    Scarlett hatte das Übelkeit erregende, unnatürliche Gefühl zu fliegen, und den Bruchteil einer Sekunde dachte sie, dass sie träumen musste, denn sie hatte zu viel Angst, um es sofort zu begreifen. Dann neigte sich die Motorhaube des Sportwagens. Der graue Himmel verschwand. Sie öffnete den Mund, um zu schreien, aber es kam nichts heraus. Nicht einmal ein Keuchen. Die Furcht hatte ihr die Stimme geraubt.

    So würde sie also sterben, bei einem Autounfall, eine Zahl in einer Statistik.

    Der Vantage krachte mit unglaublicher Wucht wieder zu Boden und raste wild die Schlucht hinunter, durch Vegetation, die vor ihren Augen verschwamm. Dann teilte sich die grüne Wand plötzlich, und sie sah den schwarzen Stamm eines riesigen Baums.

    Aufprall.

    Sonntag, 22. Dezember, 9.30 Uhr

    Dubai, Vereinigte Arabische Emirate

    »Es sind zwei Polizisten hier, die Sie sehen wollen, Sir«, informierte Salvador Brazzas Sekretärin Lucy ihn über die Sprechanlage.

    »Haben sie gesagt, worum es geht?«

    »Nein, Sir. Nur, dass es dringend ist.«

    »Schicken Sie sie herein.«

    Sal drehte seinen Stuhl mit der hohen Lehne zu Edward Lumpkin herum, einem großen, blassen amerikanischen Anwalt, der die letzten sechs Jahre in Dubai verbracht hatte, und davor vier Jahre im Oman. Sie hatten über die Vorteile eines unentgeltlichen Rechtssystems für zukünftige Hotelgäste diskutiert, die wahrscheinlich ein paar kulturelle Grenzen überschreiten würden, während sie in den Emiraten waren. »Warum bleibst du nicht noch ein paar Minuten, Ed«, sagte er zu dem Anwalt. »Vielleicht brauche ich deinen Rat.«

    Die Bürotür öffnete sich, und Lucy führte die beiden Polizisten hinein. Sal und Lumpkin standen auf. Der größere Mann stellte sich als Brigadier Khaled Al Zafein vor, stellvertretender Direktor der Abteilung für strafrechtliche Sicherheit. Er war formell mit einer Schirmmütze und einer hellbraunen Uniform mit Rangabzeichen am Hemdkragen und einer roten Binde, die unter den linken Arm und durch die linke Epaulette geschlungen war, gekleidet. Der kleine, dicke Mann sagte, dass er Inspektor Abu Al Marri sei. Sein Barett saß verwegen schief, und auf seinem hässlichen Mondgesicht lag ein listiges Lächeln. Sal mochte ihn auf Anhieb nicht. »Was verschafft mir die Ehre, meine Herren?«, fragte er, ohne ihnen einen Platz anzubieten.

    »Ich fürchte, dass wir ziemlich beunruhigende Nachrichten haben, Mr. Brazza«, sagte Al Zafein in fließendem britischem Englisch. »Es geht um den Brand, den es vor ein paar Wochen im Prince Hotel gegeben hat.«

    Sal runzelte die Stirn. »Ich habe schon mit den Brandermittlern gesprochen.«

    »Ja, natürlich. Allerdings haben sich die Umstände geändert. Es sind neue Hinweise aufgetaucht, die uns vermuten lassen, dass der Brand vielleicht nicht durch fehlerhafte Verkabelung entstanden ist, wie wir zuerst glaubten.« Er machte eine Pause. »Wir denken jetzt, dass jemand absichtlich das Feuer gelegt hat.«

    »Brandstiftung?«, sagte Sal und konnte seine Überraschung nicht verbergen. »Wovon reden sie?«

    Al Marri sprach ebenso fließend Englisch wie sein Vorgesetzter: »Lassen Sie mich damit anfangen, Mr. Brazza, dass Brandstiftung eines der am einfachsten zu begehenden Verbrechen ist, aber am schwierigsten zu erkennen und zu beweisen ist.«

    »Verzeihen Sie mir meine Offenheit, Inspektor«, sagte Sal, »aber ich brauche keinen Unterricht in Brandstiftung.«

    »Bitte, Sir, würden Sie mir eine Erklärung erlauben?« Er lächelte entschuldigend. »Allgemein gesprochen, beginnen die Ermittler ihre Untersuchung eines Brandes in einem v-förmigen Muster, von dem Bereich mit dem geringsten Schaden zu dem mit dem größten Schaden, wo gewöhnlich das Feuer angefangen hat – und das ist im Fall Ihres Hotels das Zimmer 6906, wo sich in der Wand um die Steckdose herum die vermeintlich fehlerhafte Verkabelung befand.«

    »Das ist mir alles bewusst. Wie ich bereits sagte, habe ich schon mit den Brandermittlern gesprochen.«

    »Bitte, Sir?« Al Marri schenkte ihm erneut sein geübtes Lächeln. Es zwängte seinen dicken Schnurrbart zwischen Oberlippe und Nase ein, wodurch der Schnurrbart wie eine fette, schwarze Nacktschnecke aussah.

    »Ich sagte, dass der Bereich mit dem größten Schaden gewöhnlich der Ursprung des Feuers ist. Doch das ist nicht immer der Fall. Viele Faktoren können die Dynamik eines Feuers verändern. Beispielsweise die Belüftung. Oder der vorhandene Brennstoff. Oder die einmaligen Eigenschaften der Umgebung. Selbst das Wasser und der Löschschaum, den die Feuerwehrmänner benutzen, kann die Interpretation des typischen Brandmusters verwirren. In vielen Fällen – so auch bei Zimmer 6906 – kann das Feuer das Stadium nach dem Übersprung erreichen, wodurch es heiß genug wird, dass es wichtige Beweismittel zerstören und Effekte hervorrufen kann, die sonst von brennbaren Flüssigkeiten hervorgerufen werden, so wie verkohlte Muster auf dem Unterboden und Abplatzungen. Warum erzähle ich das alles?« Er öffnete die kleinen, gepflegten Hände, als würde er beten. »Wir haben vor Kurzem erfahren, dass einer der ersten Feuerwehrmänner, die durch die Tür kamen, behauptete, dass er in der Nähe der betreffenden Steckdose schwarzen Rauch gesehen habe. Das Holz und die meisten anderen brennbaren Sachen in Zimmer 6906 verbrennen mit braungrauem Rauch. Beschleuniger – einschließlich Chemikalien mit niedrigen Zündtemperaturen wie Benzin, Kerosin und Alkohol – verbrennen schwarz. Im Licht dieser neuen Information waren die Ermittler gezwungen, die Beweismittel ein zweites Mal zu prüfen. Sie verwarfen ihr ursprüngliches Ergebnis einer fehlerhaften Verkabelung zugunsten der Theorie, dass jemand versucht hat, es wie einen Kabelbrand aussehen zu lassen.«

    Sal nahm sich ein paar Sekunden, um diese Information zu verarbeiten, eine Art verzögerte Verwirrung durchflutete ihn. »Das verstehe ich nicht«, sagte er. »Warum sollte jemand ein Feuer legen? Das Hotel war – und ist immer noch – leerstehend. Warum sollte jemand es niederbrennen wollen?«

    »Ihrer Aussage nach«, sagte Al Marri, »waren nicht alle Zimmer unbewohnt.«

    »Natürlich waren sie das …« Sal schloss den Mund. Das Hotel war nicht völlig leerstehend gewesen. Er hatte fast den gesamten Dezember dort gewohnt, in der Royal Suite, die sich im siebzigsten Stock befand, genau über Zimmer 6906. In der Nacht des Feuers hatte der Alarm ihn um 4:12 Uhr morgens geweckt. Nachdem er sich angezogen hatte, war das Treppenhaus voller Rauch gewesen. Er konnte nicht nach unten, also ging er aufs Dach hinauf. Fünfzehn Minuten später holte ihn sein Ex-Mossad Sicherheitschef Danny Zafir mit einem Hubschrauber aus dieser Hölle. Aus der Luft hatte er einen klaren Ausblick auf die Feuersbrunst, die zu diesem Zeitpunkt die beiden obersten Stockwerke zerstört hatte, ebenso wie das dreißig Meter hohe Schild mit dem Hotelnamen. Wenn Danny nur ein paar Minuten später gekommen wäre, hätte er wahrscheinlich nicht überlebt.

    »Sie wollen mir also erzählen, dass jemand versucht hat, mich umzubringen, Inspektor?« Sal schüttelte den Kopf. »Verzeihen Sie mir meine Skepsis, meine Herren. Ich finde das extrem schwierig zu glauben.«

    »Wir haben das Motiv des finanziellen Gewinns bereits ausgeschlossen«, sagte Al Marri. »Es bleiben willkürliche Gewalt, Pyro-Terrorismus oder Rache.«

    »Kennen Sie irgendjemanden, der sich an Ihnen rächen will, Mr. Brazza?«, fragte Al Zafein.

    »Mir liegt es nicht, zu spekulieren, Mr. Zafein.«

    »Sie sollten wissen, Sir«, fügte Al Marri ernst hinzu, »dass dies zu einer Ermittlung in einem versuchten Mordfall geworden ist. Es wäre im Interesse aller, wenn wir den Fall lösen.«

    »Ich bin kein Ganove, Inspektor. Und ich mache auch nicht gemeinsames Spiel mit Kriminellen.«

    Al Marri warf dem stellvertretenden Direktor einen kurzen Blick zu und wandte seine Aufmerksamkeit dann wieder Sal zu. »Ich bin sicher, dass sie ein vielbeschäftigter Mann sind, Sir.« Er reichte Sal eine Visitenkarte. »Wenn Ihnen noch etwas einfällt, irgendetwas, zögern Sie bitte nicht, Kontakt mit mir aufzunehmen.«

    Die beiden Polizisten gingen.

    Edward Lumpkin verschränkte die dünnen Arme vor der Brust, seine Miene war nachdenklich. »Himmel, Sal. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«

    »Wird das irgendeine Auswirkung auf die Eröffnung des Hotels haben?«

    »Schwierig zu sagen, aber ich würde die Reservierungen ein paar Wochen nach der Inbetriebnahme im Auge behalten. Ein versuchter Mord im Hotel könnte möglicherweise viele Familien abschrecken. Zum Glück ist das nicht unsere Kernzielgruppe.«

    »Das wird ein verfluchter Zirkus werden.«

    »Ich habe gehört, was du den Cops gesagt hast, Sal. Aber sei offen zu mir. Kannst du dir irgendjemanden vorstellen, der ein Hühnchen mit dir zu rupfen hat?«

    »Jeder hat Feinde, Ed.«

    »Aber auch jemand, der es so ernst meint, dass er dich tot sehen will?«

    Sal antwortete nicht.

    »Könnte es etwas mit der Gewerkschaft zu tun haben?«, fragte Lumpkin plötzlich.

    Als Sal letzten Sommer gewerkschaftsfrei mit dem Prinzen gearbeitet hatte, hatten die Arbeiter gestreikt und er hatte Todesdrohungen bekommen. Jemand hatte gedroht, die After Texas, seine sechzig Millionen teure, fünfzig Meter lange Jacht, die im Segelklub angedockt lag, in die Luft zu jagen, während ein anderer ihm versprochen hatte, ihm die Augen auszustechen, während er schlief.

    »Diese Gewerkschaftler reden nur«, sagte Sal einfach. »Doch sie sind weder geneigt noch fähig, so etwas durchzuziehen.« Er schüttelte den Kopf. »Wenn du mich entschuldigst, Ed, ich muss ein paar Anrufe machen. Schreib auf, worüber wir diskutiert haben, und wir treffen uns nächste Woche wieder.«

    Als Lumpkin gegangen war, rief Sal seinen Sicherheitschef Danny Zamir an und fasste die vorangegangenen zwanzig Minuten zusammen. »Ich will, dass du alles herausfindest, was du nur kannst«, schloss er. »Verstanden?«

    »Ja, Chef«, sagte Danny. »Verstanden.«

    Sal legte auf und sah aus der Fensterfront auf Dubais Business Bay, das neueste Multi-Millionen-Dollar Projekt des Stadtstaates. Während er zusah, wie ein Kran auf einem hochstrebenden Wolkenkratzer nach Osten schwang, dachte er über all das nach, was die Cops ihm erzählt hatten.

    Jemand wollte ihn tot sehen.

    Die Sprechanlage auf seinem Schreibtisch summte. Er drückte auf den Sprechknopf. »Was gibt es, Lucy?«

    »Das Auto wartet, das Sie zum Flughafen bringen soll.«

    »Gut.«

    Er streifte seinen Blazer über, nahm seine Aktentasche und verließ das Büro. Er konnte es plötzlich kaum erwarten, aus Dubai herauszukommen.

    Kapitel 2

    Scarlett öffnete die Augen. Helligkeit. Gott, es war so hell, dass es wehtat. Sie versuchte herauszufinden, wo sie war, aber ihre Gedanken waren benommen und nicht gerade kooperativ. Sie roch einen Anflug von Desinfektionsmittel und Jod, und dann konnte sie Formen erkennen. Sie lag auf dem Rücken in einem Bett – ein mechanisches Bett mit Seitengeländer, sodass man nicht herausfiel. Neben ihr stand ein Monitor, der ihren Blutdruck anzeigte, und ein Infusionsständer. Ein Schlauch führte von dem Beutel, der an dem Ständer hing, zu einer Nadel, die in einer Vene in ihrem rechten Unterarm verschwand.

    Okay, sie war also in einem Krankenhaus. Und es schien ein sehr schönes Krankenhaus zu sein, was man an dem gebohnerten Laminatboden, den hochglänzenden Ahornholzwänden und dem Fernseher mit dem großen Bildschirm erkannte. Selbst das Leinen-Bettzeug war von hoher Qualität. Die Tür zum Bad war nur angelehnt, und sie konnte glänzende blaue und graue Fliesen sehen, noch mehr Ahorn und Oberflächen aus künstlichem Granit. Auf dem Beistelltisch waren keine Blumen oder Karten. Sie ging davon aus, dass das zweierlei bedeuten konnte. Sie war gerade erst eingeliefert worden und niemand hatte Wind davon bekommen, was auch immer ihr widerfahren war. Oder sie hatte eine höllisch lange Zeit im Koma gelegen, und alle hatte sie längst aufgegeben.

    Scarlett wackelte mit den Zehen. Sie bewegten sich. Sie hob eine Hand zu ihrem Kopf und spürte einen Verband, den ihre Finger erkundeten. Eine Stelle in der Mitte ihrer Stirn tat weh und war empfindlich. Was war passiert? Hatte man sie ausgeraubt? Auf sie geschossen? Auf sie eingestochen? Hatte sie einen Autounfall …?

    Sie erinnerte sich mit einer Flut von Bildern: der Laurel Canyon Boulevard, das Durchbrechen der Leitplanke, wie sich ihr der Magen umgedreht hatte und sie dem Boden entgegengestürzt war. Sie erinnerte sich an die krachende Landung, wie sie wild und außer Kontrolle die Schlucht hinuntergerumpelt war, der Baum …

    Aber ich lebe.

    Die Zimmertür öffnete sich, und Sal kam mit gesenktem Kopf herein. Sein Blick klebte an einer Story auf den Seiten des Wall Street Journal. Als sie ihn sah, empfand Scarlett einen Ausbruch von Dankbarkeit und Zuneigung. Er war hier, zurück aus Dubai. Wenn sie die Kraft dazu gehabt hätte, wäre sie aufgesprungen und hätte ihn umarmt.

    Er trug ein frisches weißes Hemd und einen dunkelblauen Anzug aus Merino-Wolle, einer dieser Maßgeschneiderten von William Fioravanti in Manhattan, zu dem man nur mit einem Termin kam. Es war etwas, das Al Capone gefallen hätte, wenn er heute noch leben würde. Tatsächlich scherzte sie oft, dass Sal einem italienischen Gangster ähnelte.

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