Hinterhalt für Madison: G.F. Barner 302 – Western
Von G.F. Barner
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Über dieses E-Book
G. F. Barner ist legendär wie kaum ein anderer. Seine Vita zeichnet einen imposanten Erfolgsweg, wie er nur selten beschritten wurde. Als Western-Autor wurde er eine Institution. G. F. Barner wurde als Naturtalent entdeckt und dann als Schriftsteller berühmt. Seine Leser schwärmen von Romanen wie "Torlans letzter Ritt", "Sturm über Montana" und ganz besonders "Revolver-Jane". Der Western war für ihn ein Lebenselixier, und doch besitzt er auch in anderen Genres bemerkenswerte Popularität.
Der schwache Lichtblitz einer Laterne warnt Chuck Madison. Er macht einen Riesensatz, fliegt gegen die Bretterwand, rutscht ab und landet mitten in einer Wasserlache. Im selben Augenblick feuert der Mann vor Chuck. Der belfernde, scharfe Knall des Revolvers übertönt das wütende Peitschen des Windes und den herabprasselnden Regen. Die Kugel faucht über den Marshal von Virginia City hinweg, knallt in den Bretterzaun, durchschlägt ihn und bleibt im Schuppen stecken. Noch zwei Patronen, denkt Madison grimmig, als er sich aufstemmt und den Mann hinter den düsteren Hütten des Diggercamps und einem Haufen Unrat verschwinden sieht. Vor Madison liegt das abfallende Ufer des Baches. Hier stehen über hundert Hütten im wirren Durcheinander. Es gibt winklige und verschlungene Gassen zwischen ihnen. Wer sich hierhin wagt, der kommt manchmal nicht mit dem Geld wieder, das er in den Taschen hatte, als er das Diggercamp betrat. Hinter Madison ertönen Rufe. Irgendwo flucht ein Mann heiser. Eine Frau versucht die schreienden Kinder zu beruhigen, und ein paar Männer laufen zur Seite, als Madison angerannt kommt. »Der Marshal!« warnt jemand heiser. »Aus dem Weg.« Sie sind weg wie die Ratten, die im Unrat des Diggercamps nach Fressen wühlen. Das Licht in der einen Hütte links erlischt. Und weit hinter Chuck Madison gellt der Schrei durch den prasselnden Regen: »Oates hat ein Messer ins Kreuz bekommen. Der Kerl hat Madison hinter sich.
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Hinterhalt für Madison - G.F. Barner
G.F. Barner
– 302 –
Hinterhalt für Madison
G.F. Barner
Der schwache Lichtblitz einer Laterne warnt Chuck Madison. Er macht einen Riesensatz, fliegt gegen die Bretterwand, rutscht ab und landet mitten in einer Wasserlache.
Im selben Augenblick feuert der Mann vor Chuck. Der belfernde, scharfe Knall des Revolvers übertönt das wütende Peitschen des Windes und den herabprasselnden Regen. Die Kugel faucht über den Marshal von Virginia City hinweg, knallt in den Bretterzaun, durchschlägt ihn und bleibt im Schuppen stecken.
Noch zwei Patronen, denkt Madison grimmig, als er sich aufstemmt und den Mann hinter den düsteren Hütten des Diggercamps und einem Haufen Unrat verschwinden sieht.
Vor Madison liegt das abfallende Ufer des Baches. Hier stehen über hundert Hütten im wirren Durcheinander. Es gibt winklige und verschlungene Gassen zwischen ihnen. Wer sich hierhin wagt, der kommt manchmal nicht mit dem Geld wieder, das er in den Taschen hatte, als er das Diggercamp betrat.
Hinter Madison ertönen Rufe. Irgendwo flucht ein Mann heiser. Eine Frau versucht die schreienden Kinder zu beruhigen, und ein paar Männer laufen zur Seite, als Madison angerannt kommt.
»Der Marshal!« warnt jemand heiser. »Aus dem Weg.«
Sie sind weg wie die Ratten, die im Unrat des Diggercamps nach Fressen wühlen. Das Licht in der einen Hütte links erlischt. Und weit hinter Chuck Madison gellt der Schrei durch den prasselnden Regen: »Oates hat ein Messer ins Kreuz bekommen. Der Kerl hat Madison hinter sich. Paßt da vorn auf, Leute!«
Es ist Brennan, der dort schreit. Und wenn es unter den Diggern am Alder Gulch irgend jemanden gibt, auf den das halbwilde Gesindel hört, dann ist es Brennan.
Der Kerl vor mir hat Oates niedergestochen, denkt Madison bitter. Pech für den Halunken, daß ich zufällig in der Nähe stand und Oates noch um Hilfe rufen konnte. Verdammt, wo ist der Kerl hin?
Im nächsten Moment sieht Madison den Schatten einer Frau vor sich. Ihre Stellung an der großen Hütte kurz vor dem eigentlichen Eingang verrät Chuck Madison einige Dinge. Der Bursche, dessen Messer Oates in den Rücken gefahren ist, muß hier links an der Hütte vorbeigerannt sein. Die Frau hat sich sofort aus der verschlammten Gasse in den Schutz der Hüttenwand gedrückt. Sie steht da, und erst auf drei Schritte Entfernung erkennt Madison sie.
Es ist Myra Gloster, eine schlanke Frau, die im Old Fellow Palace singt und vor den Männern die Beine schwingt. Myra hat rotes Haar, ist kühl wie gefrorener Boden, sagt man, und sieht angeblich keinen Mann an. Sie kümmert sich um niemanden, trinkt selten, spielt nicht wie die anderen Ladies und ist Chuck Madison bis heute mit keinem freundlichen Wort entgegengekommen.
»Madison, er ist nach links.«
Ihre Worte kommen in der Sekunde, als Madison an ihr vorbeirennt. Einen winzigen Moment zuckt Madison zusammen. Er hat nicht erwartet, daß sie ihn anreden würde. Wie sie in dieses verrufene Viertel kommt, ist Chuck ein Rätsel, aber sie wird ihren Grund gehabt haben.
Madison kann ihr nicht mehr danken. In dieser Sekunde errät er, wohin sein Mann ist. Er hat den Burschen beinahe eingeholt. Der Mann ist langsamer als der Marshal. Und wenn er nicht geschossen haben würde, hätte Madison ihn längst erwischt.
Madison läuft in die Dunkelheit hinein. Im vollen Lauf versucht er sich an die Geländebeschaffenheit zu erinnern. Kurz hinter der Biegung führt der Weg um einige gut acht Schritte hohe Stein- und Erdhaufen. Er windet sich zwischen ihnen durch an den Bach und das Höhlengelände.
Er ist schon zwischen den Hügeln, denkt Chuck Madison wütend. Wenn er jetzt einen Haken schlägt, dann ist er hinter mir. Und entkommt er, wird sich von dem hier hausenden Gesindel keine Seele melden, die ihn erkannt hat. Hol’s der Teufel, vielleicht gibt es doch noch eine Chance?
Chuck sieht seine einzige Möglichkeit. Er hetzt in langen Sprüngen auf einen der ersten Erdhügel zu. Einmal rutscht er auf dem glitschigen Boden aus, aber dann erreicht er die Spitze des riesigen Maulwurfhügels und wirft sich der Länge nach hin.
Der Regen peitscht Madison nun genau ins Gesicht. Das Geklapper der vom böigen Wind gerüttelten Hüttendächer ist kaum noch zu hören. Es übertönt jenes Schmatzen nicht mehr, das Madison halbrechts vor sich vernimmt.
Da ist er! Marshal Chuck Madison macht einen Augenblick später den davonhastenden Schatten des Flüchtigen aus. Der Mann stürmt in langen Sprüngen zwischen den Schotterhaufen durch. Er wendet sich scharf nach rechts. EinenAugenblick ist sein Schatten mitten in der Lücke zwischen diesem riesenhaften Maulwurfhügel aus gesiebter Erde und Steinbrocken zu sehen. Danach scheint der Bursche wie vom Boden verschlungen zu werden.
Der Mann hat das Höhlen- und Stollengelände erreicht.
*
Brewster hat die Leinen in der Hand, er geht vor seinem Karren und hält die Laterne hoch.
Chuck Madison ist nicht wenig erstaunt, als er hier am Ende des Stollengeländes auf den Karren stößt. Der kleine, magere Mann hält die Laterne hoch, leuchtet Madison an und bleibt sofort stehen.
»Hoi – prrr! Steh, du lahmendes Ungeheuer!«
»Die Laterne aus!« sagt Madison scharf. »Schnell, Mann, lösch das Licht! Hast du die Schüsse nicht gehört?«
»Was sind hier schon Schüsse?« fragt Brewster heiser. »He, verdammt, etwas passiert?«
»Ja – jemand hat Oates niedergestochen. Ich weiß nicht, ob er noch lebt. Brewster, was hast du auf dem Karren?«
»Kerosin.«
Der durchdringende Geruch ist Madison in die Nase gestiegen. Innerhalb weniger Augenblicke begreift Madison, daß sich ihm die nächste Chance zufällig bietet. Er ist mit einem Satz an Brewster vorbei, hebt eines der kleinen Fässer vom Wagen und reißt sein Halstuch unter dem Regenumhang hervor.
»Was willst du denn mit dem Faß?« erkundigt sich Brewster. »He, Marshal…«
»Ich bezahle es dir später.«
Brewster starrt ihn entgeistert an. Er löscht endlich die Laterne, steht blinzelnd in der Dunkelheit und sieht, wie Madison, das Faß unter dem Regenumhang in den Armen, davongeht.
Der hat die verrücktesten Einfälle, denkt der kleine Mann, als Madison hinter der nächsten Erhebung verschwindet. Was zum Teufel, will er denn mit der Tonne?
Brewster fährt nicht weiter. Er bleibt stehen, starrt auf die Fortsetzung des schmalen Pfades, der sich um das Hüttengewirr zieht, und schüttelt den Kopf. Irgendwo in der Nacht sind nun Rufe zu hören. Sie entfernen sich nach links in Richtung auf den Bach zu.
Auch Chuck Madison lauscht einen Moment. Er glaubt Brennans tiefe, heisere Stimme zu erkennen und weiß, daß Brennan mit seinen Leuten in die falsche Richtug hastet. Brennan scheint zu denken, daß der Flüchtling den Weg zum Bach eingeschlagen hat, um im Wasser zu entkommen.
Während Madison die Wand über den Löchern hochsteigt, erinnert er sich, daß Brennan mit drei seiner harten Burschen aus dem Golden Saloon gerannt kam. Sie bogen in die Gasse ein und sahen Oates dort liegen. Weit hinten rannte der Kerl davon, aber Brennan blieb vor Schreck bei Oates stehen. Oates fährt seit anderthalb Jahren für Brennan, und sicher war es nicht verwunderlich, daß Brennan bei seinem Mann blieb.
Ob der Halunke Brennan auch hört? überlegt Madison. Hört er ihn, dann wird er sich sagen, daß man ihn zu weit links sucht, und vielleicht aus dem Loch kommen. Aber er kann genausogut damit rechnen, daß ich ihm immer noch auf den Fersen und nicht mit den anderen gerannt bin. Was wird der Hundesohn tun?
Seit Madisons erstem Auftreten am Rand des Stollenbezirks sind kaum zwei Minuten vergangen. Madison hat nun die Höhe über den Stollen erreicht. Er kann von hier aus in die vielleicht 20 Yards weite Senke blicken. Der Hang dort ist so steil, daß man ihn nicht ohne zu klettern hinabsteigen kann. Oates’ Mörder muß jedoch dazu keine Zeit besessen haben. Er wird hinuntergerutscht und dann geradewegs auf die Stollen rechter Hand zugehastet sein. Links gurgelt das Wasser. Es fließt rauschend und scharf die Rinne hinab. Der Mann hätte hineinfallen und mitgerissen werden können.
Viel zu sehen ist unter Chuck Madison nicht. Nur das Wasser bildet einen glänzenden, fünfzehn Schritt breiten kleinen See. Direkt unter Madison liegen mehr als zwei Dutzend Stollen. In einem dieser Löcher steckt der Mörder.
Mit einem Ruck stellt Madison sein Faß auf die Kante. Mit dem Messer wuchtet Madison den Spund heraus. Kerosin läuft aus dem Spundloch und gleich darauf über das Tuch. Madison stopft es in das Spundloch hinein.
»So, Mister«, sagt er grimmig. »Jetzt werden wir etwas sehen können, denke ich.«
Als er das Halstuch ansteckt, blakt die Flamme augenblicklich hoch. Es brennt hell lodernd, und Chuck stößt das Faß über die Kante.
Der Marshal hat sich nicht verrechnet. Drei Schritte tiefer prallt das Faß auf einen Vorsprung. Dann rollt es in die Tiefe, an zwei offenen Stollenmäulern vorbei. Es kollert den Hang hinab, überschlägt sich wirbelnd und läßt das Kerosin gegen das Tuch klatschen. Sekunden später fliegt der Lappen heraus. Er bleibt brennend liegen, während das Faß weiterrollt. Bei jeder Umdrehung schießt ein zwei Finger starker Strahl Kerosin auf den feuchten Boden.
Einen Moment fürchtet Madison schon, daß der Lappen im Regen erlöschen wird, als eine Feuerbahn unter ihm am Hang dem Faß nachrast. Die Kerosinspur brennt, Flammen züngeln empor. Sie laufen auf das an einigen Steinen liegende Faß zu. Dort wächst eine Feuersäule gen Himmel.
Trotz des Regens, der das Kerosin auseinanderspült, brennt es auch am Hang weiter. Sekunden später ist die rechte Hälfte des Einschnitts unter Chuck in helles, flackerndes Licht getaucht. Die Feuersäule wächst noch höher. Das Faß