Die schöne Verführerin: Notarzt Dr. Winter 65 – Arztroman
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In der Klinik wird der Chefarzt der Unfallchirurgie mit den schwierigsten, aufregendsten Fällen konfrontiert, die einem Notarzt begegnen können. Im Leben des attraktiven jungen Arztes gibt es eigentlich nur ein Problem: Seine große Liebe bleibt ganz lange unerfüllt. Die Liebesgeschichte mit der charmanten, liebreizenden Hotelmanagerin Stefanie Wagner sorgt für manch urkomisches, erheiterndes Missverständnis zwischen diesem verhinderten Traumpaar.
»Und wie gefällt es Ihnen an der Kurfürsten-Klinik, Herr Berg?«, erkundigte sich Dr. Adrian Winter bei seinem Kollegen, dem neuen Chefarzt der Chirurgie, Jürgen Berg. Der Angesprochene ließ sich Zeit mit der Antwort, was Adrian sehr gefiel. Jürgen Berg war ein Mensch, der sich nicht aus der Ruhe bringen ließ. Er überlegte sich gut, was er sagte, und dann hatte es in der Regel Hand und Fuß. Schließlich lächelte er. »Ich weiß es noch nicht, Herr Winter. Es ist zu früh, um ein endgültiges Urteil abzugeben. Die Kurfürsten-Klinik hat einen ausgezeichneten Ruf, das wissen Sie ja selbst, und die Arbeitsbedingungen sind hervorragend. Das zumindest kann ich sagen.« »Aber?« fragte Adrian gespannt. Er selbst leitete seit einigen Jahren die Notaufnahme der Klinik, und er liebte seine Arbeit, obwohl sie ungeheuer kräftezehrend war. Anders als viele seiner Kollegen wünschte er sich dennoch keinen ruhigeren Posten. Er stöhnte zwar, wenn er wieder eimal Nachtdienst machte, aber er hätte nicht darauf verzichten wollen. Ihm war es am wichtigsten, für die Patienten da zu sein – am Schreibtisch zu sitzen hatte ihn noch nie interessiert. Außerdem fühlte er sich mit seinen fünfunddreißig Jahren dazu viel zu jung. Er nahm an, daß der neue Chefarzt zwei oder drei Jahre älter war als er selbst. Ein dunkelhaariger Mann mit einem sympathischen Gesicht und einer angenehm tiefen Stimme.
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Buchvorschau
Die schöne Verführerin - Nina Kayser-Darius
Notarzt Dr. Winter
– 65 –
Die schöne Verführerin
Nina Kayser-Darius
»Und wie gefällt es Ihnen an der Kurfürsten-Klinik, Herr Berg?«, erkundigte sich Dr. Adrian Winter bei seinem Kollegen, dem neuen Chefarzt der Chirurgie, Jürgen Berg.
Der Angesprochene ließ sich Zeit mit der Antwort, was Adrian sehr gefiel. Jürgen Berg war ein Mensch, der sich nicht aus der Ruhe bringen ließ. Er überlegte sich gut, was er sagte, und dann hatte es in der Regel Hand und Fuß. Schließlich lächelte er. »Ich weiß es noch nicht, Herr Winter. Es ist zu früh, um ein endgültiges Urteil abzugeben. Die Kurfürsten-Klinik hat einen ausgezeichneten Ruf, das wissen Sie ja selbst, und die Arbeitsbedingungen sind hervorragend. Das zumindest kann ich sagen.«
»Aber?« fragte Adrian gespannt. Er selbst leitete seit einigen Jahren die Notaufnahme der Klinik, und er liebte seine Arbeit, obwohl sie ungeheuer kräftezehrend war. Anders als viele seiner Kollegen wünschte er sich dennoch keinen ruhigeren Posten. Er stöhnte zwar, wenn er wieder eimal Nachtdienst machte, aber er hätte nicht darauf verzichten wollen. Ihm war es am wichtigsten, für die Patienten da zu sein – am Schreibtisch zu sitzen hatte ihn noch nie interessiert. Außerdem fühlte er sich mit seinen fünfunddreißig Jahren dazu viel zu jung.
Er nahm an, daß der neue Chefarzt zwei oder drei Jahre älter war als er selbst. Ein dunkelhaariger Mann mit einem sympathischen Gesicht und einer angenehm tiefen Stimme.
»Aber«, fuhr Jürgen Berg nun nachdenklich fort, »ich bin hier noch nicht zu Hause. Ich meine, weder an der Klinik, noch in Berlin. Meine Freunde leben woanders, meine Familie ebenfalls. Das alles zusammengenommen spielt eine Rolle, ich kann das nicht voneinander trennen. Die Arbeit gefällt mir, und die Stadt gefällt mir auch, aber beides ist mir noch nicht wirklich vertraut.«
Adrian nickte. »Ja, das kann ich mir vorstellen. Ich denke aber, das wird sich ändern. Sie werden sich in der Stadt einleben – und in der Klinik auch.«
»Vermutlich«, stimmte der andere zu. »Und Sie? Sind Sie schon lange in Berlin? Haben Sie Familie hier?«
»Meine Zwillingsschwester lebt hier«, antwortete Adrian. »Wir sind in Berlin aufgewachsen.«
»Und Sie haben die Stadt niemals verlassen, Sie und Ihre Schwester?«
»O doch, wir beide. Ich habe eine Weile in England gearbeitet, in London. Esther war in den USA, sie hat einen Amerikaner geheiratet, aber die Ehe ist leider gescheitert. Sie ist übrigens auch Medizinerin – Kinderärztin an der Charité.«
»An der Charité, soso. Interessant«, sagte Jürgen Berg.
Etwas an seiner Stimme ließ Adrian aufhorchen, doch sein Kollege verstummte, also sprach er selbst weiter. »Ja, schon länger. Es gefällt ihr gut dort. Sie wohnt in Kreuzberg, ich habe mich in Charlottenburg niedergelassen, in der Nähe der Klinik, das finde ich sehr angenehm.«
»Ich wohne auch in Charlottenburg – eine schöne Wohnung habe ich gefunden, in dem Punkt habe ich wirklich Glück gehabt.« Jürgen Berg sah auf die Uhr. »Schon so spät! Ich habe noch einen Termin mit dem Verwaltungsdirektor, diese Formalien nehmen einfach kein Ende.«
Adrian lachte. »Lassen Sie sich nicht entmutigen, das wird schon! Außerdem ist unser Verwaltungsdirektor ein ausnehmend netter Mensch.«
»Ja, nicht wahr? Das ist mir auch schon aufgefallen«, erwiderte Jürgen Berg. »Wenn man Herrn Laufenberg erlebt, möchte man gar nicht glauben, daß er sein Leben mit Papierkram und Organisation verbringt.«
»Oh, das tut er auch nicht«, meinte Adrian, der das zufällig recht genau wußte. Er war nicht nur mit Thomas Laufenberg gut befreundet, dieser würde auch in absehbarer Zeit sein Schwager werden. Doch das wollte er seinem sympathischen neuen Kollegen nicht verraten – so gut kannten sie einander noch nicht. »Grüßen Sie ihn von mir, wir hier in der Notaufnahme sind ihm zu großem Dank verpflichtet, weil er unser Personalproblem ernst nimmt und uns in regelmäßigen Abständen Ärzte im Praktikum schickt, die bei uns aushelfen. Ohne unseren Nachwuchs wüßten wir oft nicht, wie wir die Arbeit bewältigen sollten.«
»Ich werde den Gruß ausrichten«, versprach Jürgen Berg. »Auf Wiedersehen, Herr Winter, und danke für Ihre aufmunternden Worte.« Er eilte davon.
Als Adrian sich umdrehte, stand seine Kollegin Julia Martensen vor ihm. »Netter Mann, oder?« fragte sie. Julia war Internistin, sie arbeitete gewöhnlich auf der Inneren Station, ließ sich aber immer wieder für die Notaufnahme einteilen, weil sie Abwechslung in ihrer Arbeit brauchte, wie sie sagte.
»Ich glaube, ja. Außerdem ist er fachlich hochqualifiziert, wir können froh sein, daß wir ihn bekommen haben. Er tut sich allerdings noch ein bißchen schwer mit der Eingewöhnung.«
»Das geht doch jedem so«, meinte sie. Julia ging bereits auf die Fünfzig zu, was man ihr nicht ansah. Sie war eine gutaussehende Brünette mit einem modischen Kurzhaarschnitt, sehr schlank, mit klugen Augen und lebhafter Mimik und Gestik. Adrian arbeitete ausgesprochen gern mit ihr zusammen. »Ist er verheiratet? Hat er Kinder?« fragte sie.
»Davon war nicht die Rede. Er hat nur von sich gesprochen – daß er eine Wohnung hier in der Nähe gefunden hat.«
»Ein Mann wie er läuft doch nicht mehr allein herum«, murmelte sie, dann lachte sie plötzlich auf. »Aber du bist ja auch nicht verheiratet, obwohl man das wirklich nicht verstehen kann. Du siehst gut aus, bist ein hervorragender Unfallchirurg, hast ein ausgesprochen angenehmes Wesen...«
»Oh, vielen Dank, Julia.«
Sie ließ sich nicht beirren. »Bitte. Also: Du bist ein netter Mensch, hast sehr schöne braune Augen, ein reizendes Lächeln und eine Menge Humor. Du bist immer für deine Patienten da, um es kurz zu machen: Du bist ein Traummann. Und trotzdem noch allein.«
»Wie du«, erwiderte er.
»Aber ich bin trotzdem nicht mit meiner Arbeit verheiratet!« entgegnete sie. Julia reiste leidenschaftlich gern. »So wie du, Adrian.«
»Frau Senftleben behauptet das auch immer.«
»Du mit deiner Frau Senftleben! Wie geht’s ihr denn?«
»Gut, wie meistens. In dieser Woche hat sie eine Opernpremiere und einmal geht sie ins Theater...«
Julia unterbrach ihn lachend… »Und das bedeutet, sie lädt dich nicht zum Essen ein, du mußt dich selbst verpflegen. Armer
Adrian.«
»Danke für dein Mitgefühl, Julia.« Er zwinkerte ihr zu.
Die Türen der Notaufnahme flogen auf, und zwei Sanitäter keuchten mit einem Patienten herein. »Fünfzehnjähriger Junge, er hat Crack genommen«, rief einer von ihnen, »Crack und wer weiß, was noch alles!«
»An die Arbeit«, murmelte Adrian und rief dann laut: »Hierher, in Kabine fünf!«
In der nächsten Stunde rangen Julia und er um das Leben des Jungen, aber es war ein Kampf, den sie verloren. Müde und mit grauen Gesichtern versuchten sie anschließend, den Eltern zu erklären, daß ihr Sohn offenbar schon länger ein Leben geführt hatte, das diesen vollständig verborgen geblieben war.
*
Dr. Sophie Hartmann kam an diesem Abend müde nach Hause und nahm den Fahrstuhl, um hinauf in ihre Wohnung zu fahren, obwohl sie kein Vertrauen zu ihm hatte. In der letzten Zeit war er bereits zweimal stehen geblieben, hatte man ihr erzählt. Zum Glück hatte sie es nicht selbst