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Mein Weg ist das Ziel: Eine wahre Geschichte auf dem Weg zu sich selbst
Mein Weg ist das Ziel: Eine wahre Geschichte auf dem Weg zu sich selbst
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eBook281 Seiten4 Stunden

Mein Weg ist das Ziel: Eine wahre Geschichte auf dem Weg zu sich selbst

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Über dieses E-Book

Verwandeln Sie Ihre Lebenshürden in Kraftreserven.

Tauchen Sie ein in eine inspirierende Reise der Selbstentdeckung und der grenzenlosen Liebe. "Camino Provides" ist nicht nur eine kraftvolle Botschaft, sondern auch das Leitmotiv dieses ergreifenden Werkes. Geplagt von Zweifeln und Sorgen überlässt sich unsere Heldin dem Schicksal des Jakobsweges – einer Reise, die sie nicht nur körperlich, sondern auch geistig herausfordert.

Ob es die unerwarteten Wunder des Weges sind, wie ein rettendes Schuhgeschäft in einer verschlafenen Stadt oder ermutigende Wegbegleiter, die ihr zeigen, wie man das Tempo des Lebens drosselt, um den Moment zu schätzen – jede Etappe ihrer Reise ist ein Spiegelbild unserer eigenen Lebenstraumata und Triumphe.

Zu Hause zeigt ihr Mann, dass wahre Stärke und Hingabe jenseits der physischen Gesundheit liegen. Seine Worte der Ermutigung sind ein Testament für die unauslöschliche Kraft der Liebe, die uns selbst in unseren schwächsten Momenten stützt.

Aber das Ende ihrer Reise markiert nicht das Ende ihrer Herausforderungen. Der Anruf des Schicksals und die unausweichlichen Pflichten als Mutter und Ehefrau testen sie erneut. Doch wie der Jakobsweg selbst lehrt, gibt es immer eine Chance, unsere Reise fortzusetzen, unsere Batterien aufzuladen und zu unserer besten Version zu werden.

Lassen Sie sich von dieser Geschichte berühren und finden Sie den Mut, über sich hinauszuwachsen, egal welche Hindernisse das Leben Ihnen in den Weg legt. Ein unverzichtbares Buch für alle, die an die transformative Kraft der Hoffnung und der Entschlossenheit glauben.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum15. Okt. 2023
ISBN9783384031051
Mein Weg ist das Ziel: Eine wahre Geschichte auf dem Weg zu sich selbst
Autor

Sara Klomp

Sara Christina Klomp, geboren 1984 in Hürth bei Köln, verkörpert eine beeindruckende Kombination aus tiefgreifender Lebenserfahrung und kreativem Talent. Seit mehr als zwei Jahrzehnten teilt sie ihr Leben mit ihrem Ehemann Daniel und erzieht zwei wunderbare Töchter im malerischen Nettetal am Niederrhein. Trotz einer soliden kaufmännischen Ausbildung erkannte Sara schnell, dass ihre wahre Leidenschaft in der menschlichen Interaktion und Kreativität lag. Als Fitnesstrainerin entdeckte sie nicht nur die Freude an der körperlichen Ertüchtigung, sondern auch an den unzähligen kreativen Möglichkeiten, die diese Tätigkeit mit sich brachte. Bereits in jungen Jahren entflammte ihre Leidenschaft für das Schreiben. Mit nur 10 Jahren begann sie, Gedichte zu verfassen, die nicht nur von Familie und Freunden geschätzt wurden, sondern auch ihre tiefe Gefühlswelt ausdrückten. Ihre Fähigkeit, Emotionen in Worte zu fassen, führte dazu, dass sie in schwierigen Zeiten zu Stift und Papier griff. Diese Tagebücher wurden zu einem Medium, durch das sie die kostbaren Momente ihrer Töchter und ihre eigenen Empfindungen als Mutter festhielt – ein Erbe von unschätzbarem Wert für ihre Familie. Die Grundlage für ihr aktuelles Buch entstand während einer intensiven Pilgerreise auf dem Jakobsweg. Auf Anregung ihrer Bonusmama startete sie einen Blog, der ihre täglichen Erfahrungen und Emotionen widerspiegelte. Schnell wurde klar: Saras Worte bewegen. Ihre Beschreibungen waren so lebendig, dass die Leser sich direkt an den Ort des Geschehens versetzt fühlten. Zahlreiche Rückmeldungen bestärkten sie in dem Gedanken, ihre Erlebnisse in Buchform zu gießen. Das Resultat ist nicht nur eine Sammlung von Erinnerungen, sondern ein eindringlicher Bericht über den Kampf mit inneren Dämonen, die Suche nach sich selbst und die erstaunliche Kraft des menschlichen Willens. Durch ihre offene und authentische Art, über Ängste, Herausforderungen und Triumphmomente zu schreiben, bietet Sara ihren Lesern ein Fenster zu ihrer Seele – in einer Welt, in der oft nur die schönen Seiten gezeigt werden. Mit ihrem Buch möchte sie anderen Mut machen, ihre eigenen Herausforderungen zu meistern und an ihre Träume zu glauben. Mit Sara Christina Klomp als Autorin erhalten Sie nicht nur eine talentierte Schriftstellerin, sondern auch eine leidenschaftliche Seelenverwandte auf der Reise des Lebens.

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    Buchvorschau

    Mein Weg ist das Ziel - Sara Klomp

    Ostersonntag 2018

    Mein Akku ist auf null. Ich bin innerlich aufgewühlt, bin müde, abgekämpft und kann schlicht und ergreifend einfach nicht mehr. Und ein wirkliches Ende ist auch nicht in Sicht.

    Emilia, unsere zweite Tochter, hat sich vor anderthalb Jahren drei Wochen zu früh auf den Weg gemacht. Nein, eigentlich stimmt das nicht, durch einen Blasensprung wurde sie gezwungen, früher zu kommen. Und man merkte schon bei der Geburt, die sich ewig hinzog, dass dieses Kind einfach noch nicht bereit ist. Wir hatten leider alle keine andere Wahl. Nach der Geburt gab es schlimme Komplikationen, an denen ich fast gestorben wäre. Die Ärzte konnten in letzter Sekunde mein Leben retten, nachdem sie es kurz vorher fast beendet hätten. Ich wurde knapp eine Woche später und immer noch mehr tot als lebendig aus dem Krankenhaus entlassen. Aber leider gab es kein Wochenbett, an dem liebe Menschen für mich kochen, während ich auf der Couch liege, mein Baby im Arm halte und mich erhole. Die Realität sah leider ganz anders aus, sehr bitter. Da Daniels Kräfte nur noch zum Arbeiten reichten, habe ich einfach funktioniert und alles gemacht, so wie ich das immer gemacht habe. Nachts saß ich übernächtigt, mit brennenden Augen in Emmis Zimmer und habe sie im Fliegergriff geschaukelt, in der Hoffnung, dass ihre Bauchschmerzen endlich aufhören. Daniels Kraftreserven hatte der Alltag schon lange aufgefressen. Wie oft habe ich weinend in diesem Zimmer gesessen und mir gedacht, dass ich mir das alles anders vorgestellt habe?

    Ende Januar bekam Daniel seinen Dialysekatheter implantiert und Anfang Februar ging es dann los mit der Bauchfelldialyse, kurz PD. Er wurde angeleitet, dass er die Dialyse zu Hause und im Büro machen konnte. Drei Mal täglich, alle vier Stunden füllt er seinen Bauchraum mit Glucoselösung, welches das Bauchfell anregt, über die Membran die Giftstoffe aus dem Körper zu filtern. Die Lösung bleibt vier Stunden im Körper und wird dann über den Katheter, der im Bauch liegt und nach draußen geht, in spezielle Beutel abgelassen, ehe dann die neue Flüssigkeit einlaufen kann. Aber ganz entgiften, wie mit einer Niere kann der Körper natürlich nicht. Aber die Wartezeit für ein Spenderorgan in Deutschland liegt bei neun bis zehn Jahren. Unser Alltag wurde also ab dem Zeitpunkt von Dialyse, Desinfektionsmitteln, Mundschutz und einem Schlafzimmer, welches jetzt einem Krankenzimmer glich, bestimmt. Und da das nicht genug war, wurde Emmis Harnleiterstörung nicht besser, sondern schlimmer. Die Ärztin sagte, dass so schnell wie möglich eine Operation durchgeführt werden muss, weil wir kurz davor sind, Emilias rechte Niere zu verlieren. Dann ging auch alles ganz schnell und ein paar Wochen später war ich mit Emilia in der Klinik, wo sie operiert wurde. Die Zustände dort waren teilweise menschenunwürdig. Es war dreckig, kaum zu glauben für eine Kinderklinik. Die Silberfische sind mir über die Füße gekrabbelt. Und es war laut. Daniel kümmerte sich um unsere erste Tochter Julia und um seine Dialyse, während ich meist alleine in der Klinik auf Emilia wartete. Jahrelang habe ich immer weiter funktioniert. Ich war Mutter, Vater, Entertainer, Köchin, Haushälterin, Taxi, Seelsorgerin, Krankenschwester und gefühlt noch so vieles mehr, ohne auch nur einmal Luft zu holen.

    „Ich kann nicht mehr, gestehe ich Daniel also am Ostersonntag, knapp anderthalb Jahre später. Wir sind im Garten, die Sonne scheint und die Kinder toben um uns herum. Juli läuft hinter der kreischenden Emmi her, die unter unserem Haselnussstrauch noch ein letztes Schoko-Ei gefunden hat und das beide gerne essen wollen. Drinnen ist der Tisch für unser Osterfrühstück gedeckt und der Duft von frischem Kaffee und Brötchen dringt schwach in meine Nase. Außer den Vögeln, die schon emsig zwitschern und unseren beiden Kindern ist es draußen noch vollkommen ruhig. Zumindest äußerlich, denke ich mir. Die Kinder scheinen noch nicht so recht mitzubekommen, was für ein Sturm der Verzweiflung gerade in mir tobt. Ich muss hier raus, ich muss atmen, mich frei machen. Mal an was anderes denken als an Krankheit und Sorgen! Krafttanken, Gedanken leeren, an mich denken, an meine Bedürfnisse! Mein Entschluss steht fest: „Ich will dieses Jahr den Jakobsweg gehen, ich muss dringend meinen Akku wieder aufladen, sonst breche ich bald komplett zusammen. Und auch, dass wir eine Lösung finden müssen, wie es weitergehen kann.

    Und diese Lösung finden wir an diesem Tag tatsächlich. Wir legen uns auf ein Datum fest: Der 25. August soll mein Starttermin sein. Dann fliege ich endlich los. Wir besprechen an diesem Tag mit der Familie, wer Daniel in dieser Zeit unterstützen kann. Meine Oma wird wochenweise hier sein und auch mein Vater und meine Bonusmama, Papas neue Frau, werden an den Wochenenden kommen und unterstützen.

    Noch nie war ich mal alleine weg. Ganz alleine, ohne Familie, ohne irgendeine Gruppe. Ich war eigentlich immer ganz gerne zu Hause, bin ich doch so ein Heimwehkind. Aber diesmal werde ich alleine verreisen. Als ich unseren Freunden und der Familie von diesem Vorhaben erzähle, höre ich öfter: „Willst du wirklich ganz alleine laufen? Ist das nicht zu gefährlich?" Aber darüber mache ich mir die wenigsten Sorgen. Ich lese einen Blog über Frauen alleine auf dem Jakobsweg, der das Ganze als nicht gefährlicher einstuft als das normale Leben zu Hause. Was will ich mehr? Gleichzeitig habe ich mich auf Facebook der Camino del Norte Gruppe angeschlossen, lese dort mit und schaue mir diese unendlich tollen Bilder an. Jeder, der schreibt, ist vollkommen fasziniert von dem ganzen Zauber. Das Verrückte ist, dass ich mit jedem Bild und mit jedem Satz diese Magie fühlen kann. Meine Sehnsucht ist so unendlich groß geworden, dass ich es kaum aushalte. Den Film von Hape Kerkeling, ‚Ich bin dann mal weg‘, kann ich nur mit einer XXXL-Packung Taschentücher anschauen. Dieses Suchen, welches darin immer wieder aufkommt, kann ich so gut nachvollziehen – als wäre es ein Teil von mir. Auch wenn ich nicht den Camino Frances gehe, so stimmen mich diese Szenen sehr ein. Daniel kann das nicht so recht begreifen und amüsiert sich ein wenig, wenn ich da mit Rotznase und Taschentüchern vor dem Fernseher sitze. Ergreifend ist auch der Moment, wenn Hape in Santiago ankommt. Diesen Ort nach so vielen Kilometern erreicht. Ich möchte auch endlich ankommen. Bei mir und in Santiago. Allerdings weiß ich auch: Es geht um den Weg, es geht um das, was dort mit mir passiert. Dort auf dem Weg soll es Fügungen geben, davon hat mir auch Nadja schon erzählt. Wenn man zum Beispiel ein brandneues Regencape am Wegesrand findet, gerade dann, wenn man es braucht. Ich höre den Weg rufen und ich merke, wie er mich anzieht und ich es kaum erwarten kann zu starten.

    Mein Reiseführer liegt schon eine Weile zu Hause und es gibt fast keinen Tag, an dem ich ihn nicht mindestens einmal in den Händen halte. Darin wird vom Weg, von Land und Leuten berichtet. Und von verwirrender Streckenplanung – hier rechts, dann vierhundert Meter bis zu dem blauen Haus, dann dort links den Berg hoch. „Das verstehst du erst, wenn du auf dem Weg bist", hatte Nadja mir erklärt. Dennoch wollte ich mich schon mal einlesen. Navigation ist nicht gerade eine Stärke von mir. Aber es gibt ja die gelben Pfeile und Muscheln, die mir den Weg weisen. Und zur Not frage ich halt.

    Ich fange über Babbel auch einen Spanischkurs an, um mich wenigstens ein bisschen mit den Menschen verständigen zu können. Jetzt fehlen nur noch die wichtigsten Dinge wie Schuhe, Rucksack und die Klamotten.

    Mein erster Weg

    The god of small things

    Ich brauche ein paar Schuhe, die mir das Gefühl geben, dass der Weg nicht lange dauert. Ein paar Schuhe, die mir auf ein paar hundert Kilometern zu Fuß die treuesten Begleiter sein werden. Wenn alles gut geht, werde ich in diesen Schuhen in Santiago einlaufen und als großen Bonus werden sie mich dann hoffentlich auch noch bis ans Kap Finisterre tragen, dem Ende der Welt. Früher glaubte man, dass genau dort das Ende der Welt ist. Heute weiß ich, dass an diesem Punkt unendliche Weite wartet. Dort hört etwas auf und fängt gleichzeitig etwas Neues an.

    Ich blicke an der Wand voller Wanderstiefel empor. Es gibt sie in allen erdenklichen Farben und Ausführungen, zum Wandern oder Bergsteigen, für Gletscher oder felsiges Gelände. In warmen Naturfarben oder sogar Pastelltönen. Ich muss ganz schön verloren aussehen, zumindest kommt nach kurzer Zeit ein Verkäufer des riesigen Outdoorgeschäfts zu mir und fragt, ob er mir helfen kann. „Für den Jakobsweg brauchen Sie festes, hohes Schuhwerk", erklärt er mir, als ich ihm sage, was ich suche. Auf seine Empfehlung probiere ich manche an und sofort fühlt es sich ein Stück echter an. Es bleibt kein Traum. Ich stehe gerade wirklich in einem Outdoorgeschäft in Köln, probiere Wanderschuhe und bereite mich auf meine Reise vor. Es passiert wirklich. Ich hätte am liebsten auch gleich den Rucksack und alles andere gekauft. Aber ich muss mich ermahnen langsam zu machen. Es ist ja immerhin noch knapp vier Monate Zeit bis zum Starttag. Aber Wollsocken nehme ich gleich mit dazu. Es kostet zwar mehr als ich erwartet hatte, aber ich zücke voller Glücksgefühle und einem breiten Grinsen meine Geldkarte, als ich an der Kasse stehe.

    Kaum bin ich zu Hause, ziehe ich meine Errungenschaft direkt an. Den restlichen Tag kriegt mich keiner mehr aus den Dingern raus. Selbst abends, als ich die Kinder ins Bett bringe, habe ich die Schuhe an. Juli und Emmi verstehen die Euphorie über ein paar klobige und schwere Schuhe natürlich nicht. Als die Kinder schlafen, lasse ich mich aufs Bett fallen – in den Schuhen natürlich – und rufe Daniel auf seiner Geschäftsreise an. Als erstes halte ich meine Wanderstiefel ins Bild. „In denen werde ich heute Nacht Schlafen, kichere ich und er schüttelt lachend den Kopf. „Du bist verrückt, schmunzelt er. Er kennt mich ja auch schon lange genug, um das zu wissen. „Wenn du schon nicht da bist, dann haben wenigsten die Schuhe heute Nacht einen Platz an meiner Seite", sage ich noch und tatsächlich stelle ich sie auf Daniels Bettseite und schaue sie noch ein letztes Mal an, bevor ich einschlafe.

    Seit diese Schuhe bereit zum Aufbruch in meinem Schrank stehen, macht sich eine innere Wärme und ein Gefühl des Glückes in mir breit. Wahnsinn, was so ein Paar Stiefel und Wollsocken bewirken können.

    Die Frage

    „Warum fliegst du nicht einfach für zwei Wochen in ein tolles Hotel und lässt es dir dort gutgehen?" Diese Frage wurde mir einige Male gestellt, wenn ich von meinem Vorhaben erzählt habe.

    Dort könnte ich doch auch wieder Kraft sammeln und vor allem entspannen. Aber jeden Tag zwischen fünfundzwanzig und fünfunddreißig Kilometer laufen? Das kann doch nicht erholsam sein. „Denk doch noch mal drüber nach."

    Nun, was soll ich sagen? Ich will das! Wie kann ich diesen Menschen diese eine Sehnsucht erklären, die tief in mir schlummert und immer mehr an die Oberfläche bricht? Mein Bauch und mein Herz schreien nach dem Jakobsweg. Ich will mich freilaufen! Mein Herz freilaufen, meinen Kopf frei laufen! Einmal nur mit mir sein. Das, was kommt, aufsaugen und genießen. Und ich will diese Grenzerfahrung spüren, mit jeder Faser meines Körpers. Ich will mich wieder spüren, zu mir zurückfinden und zu meinen Bedürfnissen. Gehen, wann ich es möchte. Rast machen, wenn mir danach ist. Auf meinen Körper hören. Spüren, wann er nicht mehr kann. Ich möchte nicht im Hotel am Pool liegen und von Essen zu Essen tingeln, zwischen vielen Menschen, wo es laut und hektisch ist. Wer liegt als erster am Pool und hat die schönsten Liegen reserviert? Wer sitzt als erstes beim Essen?

    Ich freue mich auf die Ruhe beim Laufen. Vielleicht finde ich jemanden, der mit mir eine Weile läuft oder mal ein Zimmer teilt – aber ich habe auch die Freiheit zu sagen, wenn ich das nicht möchte. Die Pilger verstehen das schon. Ich freue mich auf die unbeschreiblich schöne Natur. Ich nehme extra den Küstenweg, weil ich das Meer liebe und es schon immer eine Magie auf mich ausgeübt hat. Ich freue mich, durch duftende Eukalyptuswälder zu laufen, das Rauschen der Bäume und der Wellen des Atlantiks zu hören, den Asphalt unter meinen Füßen zu spüren und die Sonne, die mir auf die Nase scheint, zu fühlen. Ich hoffe in den Pausen meine Zehen für einen Moment im Sand vergraben, meine müden Füße im kalten Meer kühlen und meine Gedanken vom Wind dort an der Küste wegpusten lassen zu können. Sehen, hören, riechen und fühlen.

    Und genau das WILL ich spüren!

    Ganz schöne viele WILLS und MEINS und MIR und ICHS oder? Klingt total egoistisch? Ist es aber nicht. Man darf sich selbst nicht vergessen, man muss etwas für sich tun. Viele verlernen das mit der Zeit und genau so geht es mir auch. Ich habe keine Ahnung mehr, wie es ist, mich um mich selbst zu kümmern. Ich kümmere mich jeden Tag und jede Nacht um meine Familie und meistens habe ich mich und meine Bedürfnisse dabei total vergessen. Die Therapeutin unserer großen Tochter sagte die Tage zu mir: „Mensch, Sie tun ja wirklich alles für Ihre Kinder und Ihre Familie – mehr geht nicht. Das ist toll. ABER Sie begehen einen großen Fehler, Sie kümmern sich überhaupt nicht um sich selbst und das ist letztendlich schlecht für die Kinder!"

    Bäm! Ich hatte sofort wieder ein schlechtes Gewissen. Aber sie hat recht: Es geht darum, sich ausreichend um sich selbst zu kümmern, damit man auch weiterhin die Kraft hat, für die Familie da zu sein. Und wenn der Kreislauf stimmt, dann stimmt der Rest.

    Und genau darum gönne ich mir diese siebzehn Tage, in denen ich mich mal ausführlich mit den ICHS, MIR, MEINS und WILLS beschäftige – auf dem Jakobsweg zu Fuß und nicht im Hotel.

    Life begins at the end of your comfort zone

    Der Tag des Abflugs naht nun ziemlich rasant. In vier Tagen ist es so weit. Die letzten Tage der Sommerferien sind angebrochen, Juli und Emmi planschen in unserem Pool im Garten.

    Zwischen die Vorfreude von vor ein paar Wochen und Monaten schiebt sich immer mal wieder das Gefühl der Angst. Eigentlich hauptsächlich, dass ich den Weg nicht finde … Karten und sowas sind ja eigentlich nicht so mein Ding.

    „Solang du den Hinweisen am Wegesrand folgst, kannst du dich gar nicht verlaufen", hat mir meine beste Freundin bestimmt hundert Mal erklärt. Das wird schon.

    Aber das ist nicht die einzige Angst. Dazu kommt die Sorge, ob zu Hause auch tatsächlich alles klappt ohne mich. Ob mein Mann das alles schafft mit Dialyse, Arbeit, Kinder und Co. Damit sind wir wieder beim Thema loslassen, was ich ja besonders gut kann *Ironie off*

    Hatten wir doch im Urlaub auf Menorca erst ein super Beispiel wie schnell es gehen kann, dass mein Mann von jetzt auf gleich ins Krankenhaus muss. Ich sehe mich, die weinenden Kinder in meinem Arm, noch in der Anlage stehen, als Daniel auf der Krankentrage abtransportiert wurde.

    Natürlich weiß er, wie man Windeln wechselt, spielt, Flasche gibt und die Kinder ins Bett bringt. Aber was, wenn wieder so etwas ist wie auf Menorca? Wenn er nicht für sie da sein kann? Ich sitze auf der Terrasse, gönne mir einen Moment zum Durchschnaufen und beobachte die Mädchen dabei, wie sie sich Wasser ins Gesicht spritzen – unbeschwert und vergnügt. Doch irgendwie bin ich unruhig. Sobald ich zur Ruhe komme, sind diese Zweifel da. Soll ich hier wirklich alle alleine lassen und dieses Ding nur für mich durchziehen? Ist es nicht doch irgendwie egoistisch?

    Ich erinnere mich dumpf an meinen letzten Beitrag mit den MIR, MEINS, MICHS und ICHS und bin plötzlich wieder unsicher.

    Oder ist der springende Punkt einfach der, dass ICH nicht loslassen kann? Dass ich nicht lockerlassen kann? Dass ich immer alles planen und unter Kontrolle haben muss? Alles sicher halten, jeden beschützen, bevor etwas passiert? Das wird es wahrscheinlich sein. Ich bin nämlich null locker und habe immer das große Bedürfnis, alles zu planen, damit ich alles im Griff habe.

    Ich denke, dass es deshalb eines meiner größten Themen auf dem Camino sein wird. Lockerlassen, loslassen. Ich bin ja nicht für die ganze Welt verantwortlich, oder?

    Ohne mich wird die Welt wohl nicht untergehen.

    Ich werde meine Familie in den siebzehn Tagen unter Garantie höllisch vermissen. Und man mag es ja nicht glauben, aber mein Mann ist doch tatsächlich erwachsen und wird es wohl schaffen. Er ist ja auch nicht allein und hat etliche helfende Hände. Wieder etwas, das mir unangenehm ist. Hilfe annehmen. Von meiner Familie ok, aber von Freunden ist das manchmal so eine Sache. Klar frage ich gelegentlich, aber ich will niemandem zur Last fallen oder auf die Nerven gehen und schaffe lieber alles alleine. Obwohl geteilte Last leichter ist, oder?

    Vielleicht sollte ich mir einfach wieder Gedanken darüber machen, ob ich den Weg nicht finde … das wäre einfacher.

    Buddha brachte es wunderbar auf den Punkt:

    Lerne loszulassen

    – das ist der Schlüssel zum Glück (Buddha 560 – 480 v. Chr.)

    Erstmal ankommen

    Ich bin endlich angekommen! Nein, nicht in Santiago, sondern an meiner Startdestination. Und das ganz alleine! Ich habe bis jetzt noch nie etwas mit solch einem Ausmaß ganz alleine gemacht.

    Als ich heute Morgen in meine Wanderklamotten geschlüpft bin, war da dieses Kribbeln in meinem Magen, das sich auf dem Weg zum Flughafen zu einem richtigen Krampf entwickelt hat. Die Vorfreude, Aufregung, Angst rumorte in mir und trieb mich weiter an. Jetzt geht es los! Ich weiß nicht, wie oft ich über die Möglichkeit nachgedacht habe, alles abzublasen und zu Hause zu bleiben, die Kinder brauchen mich doch. Nicht, dass sie denken, dass ich sie im Stich lasse, wo ich doch die Konstante in ihrem Leben bin.

    Am Flughafen kam dann die nächste Ladung Unsicherheit. Das Verabschieden meiner Liebsten. Juli ist schon gar nicht mitgekommen, weil sie das viel zu traurig fand. Sie durfte bei meiner Freundin spielen. Aber von Emmi Abschied nehmen war echt schwer. Sie hat es mir natürlich nicht leicht gemacht und geweint wie verrückt. Die Tränen kullerten in Sturzbächen an ihren kleinen Bäckchen hinab. Immer wieder reckte sie ihre kleinen Ärmchen nach mir, als sie auf Daniels Arm war. Ich muss nicht sagen, dass ich etliche Tränen verdrückt habe. Ich habe mich richtig mies gefühlt. Ein letztes Mal habe ich ihr kleines Näschen abgewischt, ehe Daniel das für siebzehn Tage übernehmen muss, habe ihm einen dicken Kuss gegeben und bin dann endlich in den Sicherheitsbereich gegangen.

    Als ich am Gate ankam, habe ich erstmal Nadja angerufen und dann doch geheult. „Jetzt fängt deine Zeit an", versuchte sie mich zu beruhigen. Aber in dem Moment fühlte ich das noch nicht. Daniel war auf dem Rückweg nach Hause und schickte mir ein Bild von einer friedlich im Kindersitz schlummernden Emmi. Es wurde mir ein wenig leichter ums Herz. In Gedanken war ich alles nochmal durchgegangen. Ich hatte alles gut geplant: Meine Oma und meine Bonusmama werden in der Zeit bei uns übernachten und es steht immer jemand bereit, der Emmi aus der Kita und Juli von der Schule holt, während Daniel arbeitet und so weiter. Am Tag meiner Abreise kamen gleich mein Papa mit meiner Oma über das Wochenende bis Montag. Papa hat sogar Mittagessen für zwei Tage dabei. Perfekt. Planen kann ich!

    Aber auch wenn das gut gehen wird, stehe ich noch vor einer weiteren Angst: das Fliegen. Meine Flugangst ist nach einer Hypnose nicht mehr ganz so extrem wie früher. Mit einer halben Tavor kann ich es aber aushalten. Um kurz vor drei Uhr nachmittags lande ich endlich in Madrid. Mit ganz schön viel Gewackel beim Sinkflug. Dank der halben Tavor kralle ich meine Finger nur halb so fest wie sonst in den Sitz vor mir. Die Kotztüte im Sitz vor mir habe ich trotzdem im Visier und auch meine Beine sind wie immer ganz gerade nach vorne ausgestreckt. Warum ich das mache, weiß ich selber nicht, vielleicht stellt sich mein Unterbewusstsein vor, dass ich zur Not mit der Kraft meiner ausgestreckten Beine das Flugzeug bremse. Ich stelle mir jedenfalls immer vor, dass ich so aussehen muss wie eine Katze, die im Nacken gepackt und hochgehoben wird. Ich muss mich wirklich mal zusammenreißen. Mein Weiterflug nach Oviedo geht erst um fünf Uhr nachmittags und so habe ich noch etwas Zeit zum Runterkommen und um mich zurecht zu finden.

    Mein Gate finde ich sogar recht schnell, gefühlt aber am anderen Ende des Flughafens. Meine neue Smartwatch, die ich von Daniel zum Geburtstag geschenkt bekommen habe, freut sich. Fordert sie mich doch den ganzen Tag in regelmäßigen Abständen auf, Schritte zu sammeln und aktiv zu sein.

    Und da alles so reibungslos läuft, spare ich mir für den kurzen Flug auch den Rest der Tavor. Das schaffe ich! Schon beim Rollen auf dem Startfeld könnte ich mich für diese dämliche Idee allerdings ohrfeigen. Mit heftigem Schlingern und Wackeln des Flugzeugs und etlichen Stoßgebeten meinerseits heben wir ab. Ich bete stumm, dass mein Abenteuer nicht zu Ende ist, bevor es überhaupt angefangen hat, weil das Flugzeug irgendwo eine Bruchlandung hinlegt. „Machen Sie sich keine Sorgen. Die Dame vor mir dreht sich zu mir um. „Das Ruckeln beim Start ist in dieser Region normal. Ich nicke nur eifrig, kann aber nichts sagen, weil meine Zähne sich aufeinanderpressen. Ok, ok, Zeit, um wieder runterzukommen. Atmen nicht vergessen. So richtig entspannen kann ich aber erst, als ich aus dem Flugzeug steige und wieder festen Boden unter den Füßen habe. Ich hole meinen Rucksack am Gepäckband ab und lasse mich danach von Fernando Alonso zum Hotel fahren. Ok, natürlich ist es nicht Fernando persönlich, aber der Fahrstil passt

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