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Wenn ein Enkelkind gestorben ist: Trauernde Großeltern begleiten
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eBook180 Seiten1 Stunde

Wenn ein Enkelkind gestorben ist: Trauernde Großeltern begleiten

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Über dieses E-Book

Großeltern sind wichtig im Familiensystem. Sie sind in Verbindung mit ihren Kindern und Enkelkindern. Gerade für die Kleinen spielen sie oft eine bedeutende Rolle. Die Trauer- und Sterbebegleiterin Angelika Thaysen hat selbst den Tod einer Enkelin erlebt und andere Großeltern interviewt, die ebenfalls ein Enkelkind verloren haben. Die Leser:innen erfahren, welche Themen am meisten beschäftigen, welche Fragen quälen und beantwortet werden möchten: Warum gerade du? Warum so jung? Gibt es so etwas wie Vorbestimmung? Wie hilfreich können Spiritualität, Religion oder Glaube sein? Gibt es Trost, wenn ein kleines Kind stirbt? Wie kann ich als Außenstehende unterstützen? Was können die Trauenden selbst tun?
Systemtheoretische Erläuterungen heben die unterschiedliche Betroffenheit von Eltern, Großeltern, Geschwistern und Freunden hervor. Im praktischen Teil werden Rituale und Übungen vorgestellt, immer bezogen auf die besonderen Herausforderungen bei nicht gesehener, aberkannter Trauer, nach Trauma oder familiären Belastungen. Fragen nach der Resilienz und wie man sie stärken kann, finden mögliche Antworten. Ergänzt wird der Band mit Hinweisen zur Nutzung aktueller Online-Angeboten und Adressen, bei denen trauernde Menschen professionelle Hilfe finden können.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum10. Okt. 2022
ISBN9783647993669
Wenn ein Enkelkind gestorben ist: Trauernde Großeltern begleiten
Autor

Angelika Thaysen

Angelika Thaysen ist Sterbe- und Trauerbegleiterin, Fachbuchautorin, Mitglied im BVT (Bundesverband Trauerbegleitung), dapo (deutsche Arbeitsgemeinschaft für Psychoonkologie), Förderverein Hospiz Rendsburg. Sie lebt in Felde bei Kiel. Eines ihrer fünf Enkel ist verstorben.

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    Buchvorschau

    Wenn ein Enkelkind gestorben ist - Angelika Thaysen

    Teil 1: Was hilft uns zu verstehen? Einige theoretische Ausführungen

    Da ich einige Male in diesem Buch auf Modelle der Transaktionsanalyse hinweisen werde, möchte ich diese hier kurz erklären. Es handelt sich um eine wissenschaftlich fundierte Methode, die ich hier natürlich nur sehr bruchstückhaft wiedergeben kann.

    Die Transaktionsanalyse wurde in den 1960er Jahren von dem amerikanischen Psychoanalytiker Eric Berne als eine Therapieform begründet. Sie ist zugleich eine Persönlichkeits- und Interaktionstheorie, das heißt, sie analysiert u. a., wie wir miteinander umgehen. Transaktionen werden die verbalen und nonverbalen Kommunikationen genannt, die Menschen miteinander austauschen.

    Ein sehr bekannter und natürlich stark verkürzender Satz aus der Transaktionsanalyse lautet: Ich bin okay – du bist okay. Menschen sind aufgefordert, sich auf Augenhöhe und wertschätzend zu begegnen. Wenn das nicht gelingt, bietet die Transaktionsanalyse gute Werkzeuge, die Ursachen aufzudecken, zu reflektieren und Handlungsalternativen zu entwickeln.

    Ich nutze diese Modelle gern, weil sie in ihren Grundformen einfach zu erklären und verständlich sind. Auch Laien können psychische Prozesse mithilfe der Transaktionsanalyse relativ leicht nachvollziehen. Die Grundhaltung basiert auf dem humanistischen Menschenbild, das besagt, dass jeder Mensch gleiche Rechte hat, um sein Leben in Freiheit und Selbstbestimmung führen zu können. Es gilt die Annahme, dass alle Menschen einzigartig und im Grunde gut sind.

    Was bedeutet es, Großeltern zu sein?

    Fragt man verschiedene Großeltern nach ihren Gefühlen, so erscheint in der Regel ein Strahlen auf ihren Gesichtern und es werden Sätze geäußert wie: »Es ist wunderbar, es ist einfach herrlich, ich bin so stolz und glücklich …« Je nach Temperament lauter oder leiser, von ausladenden Gesten begleitet oder eher verhalten. Aber was macht uns denn eigentlich so stolz und so glücklich? Enkel zu bekommen ist genauso ein Geschenk wie Kinder zu haben. Es ist keineswegs selbstverständlich, dass wir Eltern werden, selbst wenn wir es wollen. Genauso entscheiden sich unsere Kinder dann später, ob sie sich wiederum auch vermehren möchten. Es spielen so viele Faktoren mit, wie etwa körperliche und seelische Gesundheit, Glück bei der Partnerinnenwahl, finanzielle Sicherheiten, berufliche Perspektiven und Lebenspläne, die einen Kinderwunsch entstehen lassen und dann eventuell auch realisieren helfen. Ganz sicher ist auch für viele Menschen bedeutsam, dass sie durch die Existenz von Kindern die Illusion einer kleinen Ewigkeit erleben. Oder ist es gar die Erhaltung der Art, ein unserer Tiernatur eingepflanztes Gen, das uns manchmal gegen jede Vernunft verleitet, ein Kind zu bekommen? »Wir müssen vor Hoffnung verrückt sein«, sagte der Liedermacher Wolf Biermann nach der Geburt eines seiner Kinder. Denn auch äußere Faktoren wie der Klimawandel und der Zustand der Welt allgemein entmutigen manche Menschen, das Wagnis Kind einzugehen.

    Dann ist da noch das Schicksal: Krankheit, Unfälle, Gewalt nehmen uns die Menschen, die uns am nächsten sind, die doch eigentlich unser Weiterbestehen nach unserem Tod sichern sollten. Wenn ein alter Mensch stirbt, stirbt ein Teil unserer Vergangenheit, wenn ein junger Mensch stirbt, stirbt ein Teil unserer Zukunft. Die Illusion, ewig zu leben oder zumindest ein wenig länger in Erinnerung zu bleiben, wird durch den Tod eines jungen Menschen genommen.

    Ein Enkelkind schenkt uns ein Wiedererleben unserer eigenen Zeit als junge Eltern. Es kann Ersatz für verloren gegangene/erwachsen gewordene Söhne und Töchter sein. Ein zweites Mal das Größerwerden, die Entwicklung und das Lernen von kleinen Kindern zu begleiten, frischt das schon einmal Erlebte neu auf, lässt uns uns selbst wieder etwas jünger fühlen. Wir haben eine zweite Chance, reale oder auch nur vermutete Fehler in der Erziehung der eigenen Kinder zu vermeiden. Wir sind aber auch nicht allein und vollständig für alles verantwortlich. Auch kann ein Enkelkind, ebenso wie vorher vielleicht die Kinder, Projektionsfläche für immer Gewünschtes, aber nie selbst Gelebtes sein.

    Sehr besonders und bedeutend war es für mich, meine Kinder als Eltern zu erleben. Lange vorher war natürlich klar, dass sie erwachsen sind, sich ihre Berufe, Wohnorte und Freunde unabhängig von uns Eltern aussuchten. Mit der eigenen Elternschaft machten sie einen weiteren und letzten Schritt in ihre Unabhängigkeit hinein, und wir als Großeltern waren plötzlich in der zweiten Reihe. Das empfand ich keineswegs als negativ. Die zweite Reihe ist ein schöner Platz, um zuzusehen, wie das Leben nach uns weitergehen kann und vielleicht auch weitergehen wird.

    Großeltern und ihre Familien unterscheiden sich wie alle Menschen auch in ihren Wünschen nach Nähe und Verbundenheit untereinander. Immer aber, ob sie das wollen oder nicht, gehören sie einem Familiensystem an.

    Das systemische Denken: Familie, Arbeit, Nachbarschaft, Gesellschaft

    Wenn wir über die unterschiedliche Betroffenheit der einzelnen Glieder der Systeme sprechen, in denen sich ein Mensch aufhält, wird uns leicht schwindelig: Es gibt so viele Ebenen: die des Alters und der Generationen, die der Beziehungen, die der Ferne voneinander und die der Nähe zueinander – unabhängig vom Grad der Verwandtschaft. Das Geschlecht ist bedeutsam und auch die Erziehung: Was sind wir gewohnt, uns zu erlauben, und was nicht? Und wie sieht die Umgebung das? Unsere Freunde, Arbeitskolleginnen und Nachbarn? Wie ordnen sie uns als trauernde Menschen ein oder wie denken wir, dass sie uns einordnen?

    Die allgemeine Systemtheorie wurde im Jahr 1928 von dem Biologen und Philosophen Ludwig von Bertalanffy entwickelt. Das biologische Systemverständnis wurde später auf alle lebendigen Systeme übertragen. In den 1950er Jahren wurden systemische Konzepte in der Psychotherapie entwickelt: Nicht der einzelne Mensch steht im Mittelpunkt des Interesses und wird isoliert gesehen und behandelt, sondern sein Bezugssystem wird mit einbezogen. Der Klient ist demnach der Symptomträger, der Störungen in seinem System nach außen trägt und

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