Gesund Älterwerden: Wünsche, Fakten, Möglichkeiten
Von Susanne Wurm
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Buchvorschau
Gesund Älterwerden - Susanne Wurm
Inhalt
Cover
Titelei
Danksagung
Einleitung: Gesund Älterwerden – ein Leben lang
Der Gewinn an Lebensjahren
Weltweit altert die Bevölkerung
Wir können aktiv werden, jederzeit
1 Was passiert, wenn wir älter werden: Prozesse und gesundheitliche Folgen
1.1 Mythen und Fakten zu Gesundheit und Krankheit im Alter
Gesund lange leben: Ein Paradox oder geht das wirklich?
Gesundheit ist mehr als die Abwesenheit von Krankheit
Macht es einen Unterschied, ob man Krankheiten als normale Begleiterscheinung des Alters betrachtet oder nicht?
1.2 Gesund sein – gesund fühlen: die 30-Prozent-Regel
Abweichungen liefern wichtige Informationen
Wer wird voraussichtlich länger leben?
Wie kann man es schaffen, eine gute subjektive Gesundheit aufrechtzuerhalten?
1.3 Sind ältere Menschen heutzutage gesünder als früher?
Mehr Jahre in guter Gesundheit?
2 Über die Vielfalt des Alterns
2.1 Gesundheitliche Unterschiede – und Ungleichheiten
Altern Frauen und Männer unterschiedlich?
Die Rolle sozialer Ungleichheit für die Gesundheit im Alter
Einsamkeit – ein besonders verbreiteter Risikofaktor im Alter?
2.2 Gesund Älterwerden: eine Frage der inneren Einstellung?
Gesellschaftliche und individuelle Vorstellungen vom Älterwerden und Altsein
Die Rolle von Altersbildern für unsere Gesundheit
Länger leben durch positivere Vorstellungen vom Älterwerden
Wie wirken Altersbilder auf unsere Gesundheit und Langlebigkeit?
2.3 Zwischen Anpassung, Bewältigung und persönlichem Wachstum
Wie laut tickt unsere soziale Uhr?
Was haben wir selbst in der Hand? Die Bedeutung von Selbstregulation für die Gesundheit
Gewinnorientierte Ziele sind nicht der Jugend vorbehalten
3 Möglichkeiten der Vorsorge für das Alter
3.1 Warum es für Prävention nie zu spät ist
Erfolge der Prävention und Gesundheitsförderung bei chronischen Krankheiten
Prävention im Kontext der klinischen Versorgung
3.2 Aktivität bewegt viel
Mind the gap: Die Lücke zwischen Bewegungsempfehlungen und Aktivität
Schritte hin zu mehr körperlicher Aktivität
3.3 Gesund Altern heißt auch, Altersdiskriminierung zu bekämpfen
Alters(selbst)diskriminierung bekämpfen – aber wie?
Ein Anfang und Hoffnungsschimmer: Altersbilder verändern sich zum Positiven
Literatur
emptyLange Leben leben | Altern gestalten
Wissen – Positionen – Impulse
Hrsg. von Hans-Werner Wahl, Hans Förstl, Ines Himmelsbach und Elisabeth Wacker
Eine Übersicht aller lieferbaren und im Buchhandel angekündigten Bände der Reihe finden Sie unter:
emptyhttps://shop.kohlhammer.de/lange-leben-leben
Die Autorin
Prof. Dr. phil. Susanne Wurm ist Psychologin und Alternsforscherin. Sie leitet am Institut für Community Medicine der Universitätsmedizin Greifswald die Abteilung für Präventionsforschung und Sozialmedizin.
Susanne Wurm
Gesund Älterwerden
Wünsche, Fakten, Möglichkeiten
Verlag W. Kohlhammer
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1. Auflage 2023
Alle Rechte vorbehalten
© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
Print:
ISBN 978-3-17-038761-4
E-Book-Formate:
pdf:
ISBN 978-3-17-038762-1
epub:
ISBN 978-3-17-038763-8
Danksagung
Für die wertvolle Unterstützung beim Lektorat des Manuskriptes möchte ich mich bei meiner Familie herzlich bedanken. Mein besonderer Dank gilt außerdem meinen Kolleginnen Monika Hanke und Frauke Meyer-Wyk für ihre sorgfältigen Recherchen und redaktionellen Tätigkeiten. Schließlich gilt mein Dank Hans-Werner Wahl, Herausgeber der Buchreihe, für seine fachlichen Rückmeldungen zum Manuskript. Dieses Buch ist meinem Vater gewidmet, einem zentralen Ideengeber für dieses Buch und meinem lebenslangen Mentor, in großer Dankbarkeit.
Greifswald, im Mai 2023
Susanne Wurm
Einleitung: Gesund Älterwerden – ein Leben lang
»Jugend ist eine neue Form des Rassismus, eine Obsession. Es ist die einzige soziale Ungerechtigkeit, die es wirklich gibt.« Karl Lagerfeld (1933 – 2019)¹
Damit fängt es an: Kaum, dass wir geboren sind, werden wir auch schon älter. Das geht so weiter, das ganze Leben lang bis zu seinem Ende. Biologisch ist das zwar so vorprogrammiert, doch das Älterwerden lässt sich nicht allein an biologischen Veränderungen beschreiben. Wir altern weit vielschichtiger und verkennen den Faktor Zeit, der unseren Alterungsprozess maßgeblich mitbestimmt. Das Buch erklärt, warum die eigenen Einstellungen essenziell dafür sind, wie gesund und wie lange Menschen leben und warum auch 80-jährige Menschen im Durchschnitt weitere acht bis zehn weitere Lebensjahre vor sich haben. Es erläutert zudem, warum es oftmals bedeutsamer ist, wann eine Person geboren wurde und in welcher Zeit sie aufwuchs als danach zu schauen, wie alt eine Person ist. Und es gibt ermutigende Beispiele dafür, dass chronische Krankheiten rückgängig gemacht werden können und Prävention gerade auch dann Früchte trägt, wenn Krankheiten bestehen. Das Buch² rüttelt damit an althergebrachten Vorstellungen von Krankheiten sowie vom Älterwerden und Altsein und veranschaulicht, warum es sich lohnt, diese kritisch zu hinterfragen. Es regt dazu an, verbreitete Mechanismen der Alters(selbst)diskriminierung aufzubrechen und sich gemeinsam auf den Weg zu einer neuen Kultur des Alterns aufzumachen. Es ist an der Zeit.
Der Gewinn an Lebensjahren
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts lag die durchschnittliche Lebenserwartung noch bei weniger als 40 Jahren. Zwar gab es auch damals Menschen, die 70 oder 80 Jahre alt wurden, doch der Großteil starb deutlich früher. Viele Kinder und Jugendliche überlebten beispielsweise die damals vorherrschenden Infektionskrankheiten wie Typhus und Cholera nicht.
Die gute Nachricht über das Älterwerden heute: Ein langes Leben ist für die meisten von uns planbar geworden, denn wir haben dafür eine ganze Menge Zeit. Zeit, um Dinge zu lernen, Ausbildung und Beruf zu verfolgen, mit der Familie und in weiteren sozialen Zusammenhängen zu leben, eigenen Interessen nachzugehen oder auch bisherige Lebensmodelle umzukrempeln, um ganz Neues auszuprobieren – ein Leben in der Großstadt nach Jahrzehnten auf dem Land; ein Leben in einer neuen Partnerschaft, vielleicht mit neuen Kindern oder Enkelkindern; die lang ersehnte Weltreise, das Erlernen einer neuen Sprache oder der Umzug vom großen Familienheim in ein Tiny House. Für all diese und weitere Dinge Lebenszeit zu haben, ist ein großer Gewinn.
Dieser Gewinn an Lebenszeit ist nicht nur im Vergleich zu früheren Jahrhunderten spürbar. Deutlich wird dies beispielsweise an einer Person, die 1960 geboren wurde, heute Anfang 60 ist und voraussichtlich mit 66 Jahren in Ruhestand gehen wird: In ihrem Geburtsjahr lag die Lebenserwartung bei 67 Jahren für Männer und 72 Jahren für Frauen. Würde man danach gehen, hätte die Person, je nachdem, ob Mann oder Frau, nur noch 1 bis 5 Jahre im Ruhestand zu leben! Leicht wird übersehen, dass es sich bei der Lebenserwartung bei Geburt um einen Durchschnittswert handelt. Manche Menschen versterben tatsächlich deutlich früher als es die durchschnittliche Lebenserwartung nahelegt, aber andere eben auch sehr viel später. Verbesserungen in der medizinischen Versorgung tragen zusätzlich dazu bei, dass heutige 60-Jährige erwarten können, noch über 20 weitere Lebensjahre zu leben und damit über 80, vielleicht auch mehr als 90 Jahre alt zu werden. Natürlich gibt es keine Garantie für ein langes Leben. Dennoch können, anders als in früheren Jahrhunderten, die meisten mit einem langen Leben rechnen.
Weltweit altert die Bevölkerung
Auch die Gesellschaften, in denen wir leben, altern. Jede Sekunde feiern zwei Menschen irgendwo auf der Welt ihren 60. Geburtstag. Nie zuvor in der Geschichte der Menschheit erreichten so viele Menschen dieses Alter und nie zuvor wurden so viele Menschen gleichzeitig alt. Bereits jetzt sind weltweit über eine Milliarde Menschen 60 Jahre oder älter – bis zum Jahr 2050 werden es wahrscheinlich doppelt so viele sein.
Nicht zufällig eröffneten die Vereinten Nationen im Jahr 2021 die Dekade des gesunden Älterwerdens.³ Ziel der kommenden Jahre ist es, dass verschiedene Akteure gemeinsam handeln – unter anderem Regierungen, Zivilgesellschaften, internationale Organisationen, Expertinnen und Experten, Medien – um das Leben älterer Menschen, ihrer Familien und der Gemeinden, in denen sie leben, zu verbessern.
Die Covid-19-Pandemie hat besonders deutlich gezeigt, dass wissenschaftliche Erkenntnisse eine wesentliche Grundlage für die Politik bilden. Schon heute verfügt die Alternsforschung über ein umfangreiches Wissen darüber, wie wir möglichst gesund älter werden können. Ähnlich wie beim Älterwerden, das nicht auf das biologische Altern reduziert werden sollte, geht es auch beim Begriff der Gesundheit darum, genauer zu beleuchten, was darunter verstanden wird.
Wir können aktiv werden, jederzeit
Die erste Grundthese dieses Buches lautet, dass Gesundheit weit mehr als die Abwesenheit von Krankheit ist. Ausgehend von Definitionen der Weltgesundheitsorganisation und aufbauend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen soll hier