Kira Kolumna: Umzugsalarm: Roman zum Hörspiel
Von Matthias von Bornstädt und Johanna Olsen
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Über dieses E-Book
Die 16-jährige Kira ist gerade aus dem aufregenden Madrid im eher beschaulichen Südberg angekommen. Sie ist ziemlich sauer, weil ihr Vater sie – mal wieder! – ungefragt verpflanzt hat. Nicht besonders viel los hier, stellt die begeisterte Bloggerin und Jungreporterin nüchtern fest. Wird gleich mal für die Freunde in der Welt gepostet, pah! Doch dann erfährt Kira von rätselhaften Diebstählen in der Nachbarschaft. Kira wäre nicht Kira, wenn sie dem nicht nachgehen würde. Zusammen mit Lars, dem Drachenjäger aus der Nachbarschaft, stürzt sie sich in eine nicht ganz ungefährliche Situation …
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Buchvorschau
Kira Kolumna - Matthias von Bornstädt
#1
… meine Daumen fliegen nur so über das Display meines Smartphones. Wie Cola, die in der Flasche zu sehr geschüttelt wurde, sprudeln die Worte aus mir heraus.
Habe ich mich eigentlich vorgestellt? Ich bin 16 Jahre alt – aber das wisst ihr ja schon – und gehe in die 10. Klasse. Ich liebe:
1. Schreiben (in meinem Blog, für eine Zeitung oder einfach so)
2. Abenteuer (die gibt es überall, man muss nur genau hinsehen)
3. Fragen stellen (immer erstaunlich, was dabei rauskommt, wenn man nachhakt. Okay, vielleicht bin ich da manchmal etwas zu schnell )
4. Alles, was aus Teig ist und süß schmeckt
5. Schnell unterwegs sein
Was ich gar nicht mag, sind hochgelegte Füße, Menschen, denen Äußerlichkeiten wichtiger sind als der Charakter- und Langeweile. Die kommt mir nicht aufs Butterbrot.
Mal kurz überlegen, was müsst ihr noch über mich wissen? Ach ja, wie ich heiße, hab ich euch noch nicht verraten. Ich bin Kira. Kira Kolumna.
Der Name kommt euch bekannt vor? Dann kennt ihr wohl Karla Kolumna. Mit der rasenden Reporterin bin ich um drei Ecken verwandt. Besonders häufig laufen wir uns aber nicht über den Weg. Karla und ich sind meistens an ganz verschiedenen Orten unterwegs. Aber wir haben eine große Gemeinsamkeit: Wir lieben spannende Storys! Für meinen News-Blog im Internet spüre ich jede noch so versteckte Geschichte auf. Und gerade schreibe ich an dem Blogpost von meinem neuesten Umzugsalarm:
tippe ich nun weiter.
Südberg in Mühlheim! Klingt nicht gerade aufregend. Nicht so wie Madrid. Bei dem Wort fangen die Buchstaben schon auf der Zunge an zu tanzen. Findet ihr nicht auch?
Der Blick aus dem Autofenster bestätigt meinen Verdacht: Die Häuser und Straßen hier sind so mausgrau wie die Hemden meines letzten Geschichtslehrers.
Ich mache ein paar Fotos mit meinem Smartphone für meinen Blogbeitrag. Schließlich liefert jede gute Reporterin gleich die Beweise mit. Ein Selfie darf natürlich auch nicht fehlen. Bevor ich abdrücke, streiche ich mir eine Strähne hinters Ohr, die mir jedoch sofort wieder ins Gesicht fällt. Wie immer machen meine dunkelbraunen Locken, was sie wollen.
Der fette Fleck auf meinem Lieblingskapuzenpulli ist auch nicht unbedingt fototauglich. Den habe ich meinem Sitznachbarn im Flugzeug zu verdanken. Leider wusste er nicht, wie man ein Sandwich isst, ohne den halben Flieger mit Mayonnaise vollzuspritzen. Vielen Dank dafür! Ihr merkt schon: Der Start in mein neues Leben ist nicht gerade perfekt gelaufen.
»Ziemlich öde hier!«, murmele ich leise und werfe einen kurzen Blick zu meinem Vater hinüber, der den Mietwagen durch die Straßen von Südberg lenkt. »Nicht mal die Bäume haben Blätter.«
Ich öffne die Fotogalerie in meinem Handy und klicke mich im Schnelldurchlauf durch die letzten Aufnahmen. Ich im Retiro-Park, rudernd in einem dieser kleinen blauen Boote, die nicht größer sind als eine spanische Sardinenbüchse. Ein anderes Foto zeigt mich mit einer Tüte Churros in der Hand auf der Plaza Mayor. Das süße spanische Gebäck sieht aus wie Pommes. Doch statt mit Ketchup sind sie mit einer dicken Puderzuckerschicht überzogen. Mhm, lecker! Und noch mal ich mit meinen spanischen Freunden, Kakao schlürfend in einem Café vor dem Palacio Real. »In Madrid war schon alles sooo schön grün …«
Doch Paps hört mir gar nicht zu. Über die Autosprechanlage des Wagens telefoniert er mit Theo, einem Kollegen von der Universität in ... wo auch immer.
Die Unis sind übrigens schuld daran, dass wir ständig umziehen müssen. Andauernd bieten sie Paps neue Jobs an. Er ist Professor für Mathematik, müsst ihr wissen. Und zwar ein sehr guter und leider auch ein sehr gefragter. Außer der Antarktis haben wir gefühlt auf jedem Kontinent schon mal gewohnt. Es ist zwar toll, so viel von der Welt zu sehen. Aber unter uns … so langsam wäre es echt cool, mal irgendwo anzukommen. Tja, aber da kann ich wohl weiterträumen.
»Hm? Bitte was?«, antwortet Paps nun doch etwas zerstreut.
»Deine Stochastikvorlesung, Johannes«, rauscht es sofort durch die Gegensprechanlage. »Die brauch ich noch mal per Mail …«
»Entschuldige, ich hab gerade mit Kira gesprochen.«
»Das hätte ich aber bemerkt«, mische ich mich nun ein. Die kleine Spitze kann ich mir einfach nicht verkneifen.
Paps wirft mir auch gleich einen Blick zu.
Ich grinse kurz, bevor ich wieder aus dem Fenster sehe.
»Oh, hallo, Kira. Wusste gar nicht, dass du auch da bist«, begrüßt mich Theo. »Wo seid ihr denn?«
Ohne Paps zu Wort kommen zu lassen, antworte ich schnell: »Wir kommen gerade bei unserem hunderttausendsten ›Zuhause‹ an. Wenn man es so nennen möchte.«
Wieder ernte ich einen Seitenblick. »Kira, das tut jetzt nichts zur Sache. Theo …«, versucht mein Vater, das Telefonat wieder auf die Arbeit zu lenken.
»Auch nicht, wenn wir da sind?«, unterbreche ich ihn weiter und grinse.
Jetzt stutzt Paps doch. Etwas hektisch blickt er über seinen Lenker nach links und rechts. »Wie? Was? Wo?«
»Wo DU einziehen willst. Kramerstraße 14. Du bist eben daran vorbeigefahren.«
Typisch Paps! Im Kühlschrank nicht die Butter finden, aber dafür den Durchblick bei komplizierten Rechenaufgaben behalten. Die Hausnummer an dem Mehrfamilienhaus war gut zu sehen, als wir daran vorbeigefahren sind.
»Oh? Wirklich?«, antwortet er nur.
»Ups, jetzt müssen wir wohl zum Flughafen zurück«, entgegne ich. »Na, wir kriegen heute bestimmt noch einen Flug nach Madrid!«
Doch Paps geht gar nicht darauf ein. Na ja, einen Versuch war es wert.
Er blickt sich immer noch hektisch um. »Wo kann ich denn jetzt umdrehen?«, murmelt er