Mein Name ist Mensch
Von Mai Tilia
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Über dieses E-Book
In diesem Band geht es um die Fragen der Menschlichkeit, die Freiheit und Verantwortung des Mensch-Seins. Neben den eigenen Erfahrungen und der Suche nach Sinn und Identität tauchen die Verse in eine Welt zwischen Sehnsucht und Schmerz, Krieg und Frieden.
Ebenso sanft wie schonungslos legen die Worte einen Finger in die Wunden unserer Zeit. Ein Versuch zu verstehen, ohne in melancholischer Entfremdung zu versinken.
Mai Tilia
Mai Tilia ist das Pseudonym der im Jahr 1998 geborenen Lyrikerin. Neben ihrem Studium widmet sie sich den künstlerischen Betrachtungen der Wirklichkeit, die Schönheit und Schmerz in ein gemeinsames Bild schreiben. Bereits als Kind wurden Worte und die ganz eigene Magie der Poesie eine bedeutende Zuflucht und Möglichkeit, das Innen und Außen der Welt begreifbar werden zu lassen. Durch das Zeichnen fand die Autorin eine weitere Möglichkeit Brücken zu bauen, zwischen einer Idee, dem Gefühl und dem Ausdruck beider.
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Buchvorschau
Mein Name ist Mensch - Mai Tilia
Die Welt da draußen
Für das Jetzt und Hier
zwischen war und werden
Mensch-sein
Bin ich nicht Mensch, ein Mensches-
kind
Kind eines Menschens.
Eines Menschens
Fleisch und Blut, vieler
Menschen Geschichte.
Geschichte einer Mensch-
lichkeit
Fortsetzung folgt
vielleicht.
Wo fange ich an?
Höre auf
Mensch zu sein?
Der Fischer
Im Dunkeln tauchen die Fragen ab
und das Meer schluckt sie
der Fischer wirft seine Netze
und bringt was in der Tiefe lag
ans grelle Licht
manchmal das Echo einer Antwort
die niemand je sprach
er weiß es nicht
doch seine Netze sind Gedanken
sein Schiff aus Papier gefaltet trägt
ihn weit hinaus doch nicht zurück
der Wind in den Segeln ist nie
Vagabund seiner Träume gewesen
nur wirbelnde Ziellosigkeit
die Wasser
die Wasser sind fort
und der Durst unstillbar
doch er beklagt sich nicht
wenn die Gischtzungen gierig
an seinen Knöcheln lecken
er steht am Bug die Augen stur
tränend im salzigen Tosen des Sturms
blickt er dem Horizont entgegen
und schweigt und hält
den Kurs auf Richtung Wiedersehen
und eines Tages wenn das Meer
das seine Worte einst verschlang
zurück in seichte Bahnen weicht
und in der Ferne sieht er Land
und hält das Ruder in der Hand
und weiß:
seine Netze aus Gedanken halten stand
sein Schiff aus Papier und Traum-
fäden gesponnen vermag nicht zu sinken
der Wind ein ungezähmtes Tier
singt unberührt von allem Sinn
des Fischers Lied
und er erkennt
die eig'ne Melodie
Da draußen
Da draußen in der Welt
werden Mauern statt Brücken gebaut
und Menschlichkeit verfällt
draußen wo die Straße
von hier bis nirgends geht
verirren Füße sich im Warten
jenseits der geschlossenen Tür
herrscht Wahnsinn Tyrannei Un-
menschlichkeit
darum bleibt sie geschlossen
da draußen
lenkt Angst meine Schritte
Unbestimmter Zeitverlauf
Tatsächlich blühen noch Gräser
schon wieder ist August
ein Auge sucht Himmel
ein anderes Erde, beide
sahen das Schwinden der Zeit
wie schnell so ein Jahr
sich neigt
dann und wann ein flüchtiges
Lächeln zwischen den Tränen
die Bäume zwei Handbreit gewachsen
noch eine Landschaft in Beton
gegossen und Herzen geöffnet
stückweise und im Verlauf
fällt es kaum auf
schon seltsam wie das Heute sich
aus der Hand des Gestern nährt.
Nach all der Zeit und -
- jetzt sind wir so lose
gesponnene Fäden
keine Fahnen im Wind
kein Halteseil
so werden wir uns
die Arme an Schultern heften
vergessen wie das Gewicht
der Flügel so hartnäckig
fehlt
jeder auf seine Art
halten wir uns
die kalte Haut
und Lippen geschlossen
für spätere Jahre
Farben als Lied
Schönheit geborgt
aus den Herzschlägen der
roten Erde. Weiße Lilie
Blüte der Toten
ins Haar gewoben
der Tänzerin Lied.
Im Grillengekreisch
stockender Atem. Nun
weihst du den Stein
den grünen Schwur.
Legst dem Fluss
Schöpfung in den Mund
singst wie ein Regen den Stein
mit Muße bricht.
Gegenspieler Zeit
Ich bat die Stunde zu verweilen
wo ich sie liebte, doch verfehlte
mir eine Wunde noch zu heilen
als mich die Nacht so bitter quälte.
Doch gnadenlos stieß Zeit mich fort!
Ein leiser Fluch, ein letztes Wort
dann griff ein dunkler Arm nach mir
die Nacht! Die Nacht, sie ist voll Gier.
Statt Hoffen blieb nur einzusehen:
Schöne Stund', die du vergangen
erhörtest nimmer Fluch noch Flehen.
Ich nahm dich, du mich gefangen.
Ausdehnung
Wenn es stimmt und dies
Universum einst
nicht größer war als die Lücke
zweier Photone die
ineinander kollidieren
sag: Alles ist möglich
deine Augen könnten
Milliarden dieser
Universen gebären
wie sie täglich
überfließen
so randvoll angefüllt
es ist wahr und wir
gießen tagtäglich neue
Weite ins All
und werden nie satt
Alltäglicher Trost
Wir sind es gewohnt
das Gewicht anderer zu tragen
die Körper wählen
ihre Menschen
was sagt das über uns