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Und dann das Leben leben
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eBook610 Seiten4 Stunden

Und dann das Leben leben

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Über dieses E-Book

Stellen Sie sich vor, Sie haben gerade eine lebensbedrohliche Erkrankung hinter sich, wissen immer noch nicht, ob Sie diese überleben und Ihre einzigen Verbündeten wären ein Haufen Bücher von mystischen Weisen und ein Schamane, der sagt: "Das Leben hat keinen Sinn."
Und Sie? Sie finden das irgendwie befreiend.

In diesem Buch nimmt Sie die Autorin mit auf ihre ungewöhnliche Reise voller Tiefsinn und gelegentlichem Unsinn. Von Trommelseminaren bis hin zu Nacktbaden mit wildfremden Frauen - sie hat alles ausprobiert, um die großen Fragen des Lebens zu beantworten. Und, Spoiler Alert, es gibt keine festen Antworten. Und das ist okay.

Mit Humor und Herz teilt die Autorin ihre Aha-Momente und Tiefpunkte und zeigt, dass es in Ordnung ist, verwirrt zu sein und Fehler zu machen. Denn genau das macht uns menschlich. Dieses Buch ist eine Liebeserklärung an das Leben in all seinen Formen, mit all seinen Höhen und Tiefen, und an das Wunder des Menschseins.

Dieses Buch ist mehr als nur eine Sammlung von Gedanken und Erlebnissen. Es ist eine ehrliche, unverblümte Chronik aus den Jahren 2019 bis 2022, festgehalten in persönlichen Aufzeichnungen der Autorin. Jedes Wort stammt aus einem echten Moment, einer echten Emotion, einer echten Erfahrung. Es ist das ehrliche, rohe Bild einer Frau, die durch Herausforderungen, Entdeckungen und Transformationen navigiert und dabei ihr tiefstes Selbst enthüllt.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum11. Juli 2023
ISBN9783757875176
Und dann das Leben leben
Autor

Mandy Falke

Im Jahr 2017 wurde Mandy Falke mit einer Krebsdiagnose konfrontiert, eine Erfahrung, die sie in ihrem Buch "Und dann am Leben bleiben" festhielt. Nun kehrt sie mit einem zweiten Werk zurück, in dem sie ihre fortwährende Sinnsuche und ihre anhaltende Auseinandersetzung mit einer Erkrankung, die ihren Schrecken so schnell nicht verliert, in den Mittelpunkt rückt.

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    Buchvorschau

    Und dann das Leben leben - Mandy Falke

    Inhaltsverzeichnis

    Einleitung

    01.11.2018

    02.11.2018

    02.11.2018

    10.11.2018

    11.11.2018

    12.11.2018

    14.11.2018

    18.11.2018

    21.11.2018

    28.11.2018

    30.11.2018

    02.12.2018

    03.12.2018

    05.12.2018

    06.12.2018

    12.12.2018

    13.12.2018

    18.12.2018

    21.12.2018

    23.12.2018

    28.12.2018

    01.01.2019

    02.01.2019

    04.01.2019

    05.01.2019

    07.01.2019

    11.01.2019

    12.01.2019

    14.01.2019

    18.01.2019

    20.01.2019

    24.01.2019

    25.01.2019

    28.01.2019

    03.02.2019

    06.02.2019

    07.02.2019

    23.02.2019

    01.03.2019

    03.03.2019

    04.03.2019

    05.03.2019

    09.03.2019

    09.03.2019

    15.03.2019

    23.03.2019

    25.03.2019

    26.03.2019

    02.04.2019

    07.04.2019

    09.04.2019

    11.04.2019

    14.04.2019

    18.04.2019

    22.04.2019

    23.04.2019

    23.04.2019

    25.04.2019

    27.04.2019

    29.04.2019

    02.05.2019

    04.05.2019

    24.05.2019

    30.05.2019

    02.06.2019

    09.06.2019

    14.06.2019

    14.06.2019

    16.06.2019

    17.06.2019

    19.06.2019

    19.06.2019

    20.06.2019

    24.06.2019

    26.06.2019

    26.06.2019

    28.06.2019

    28.06.2019

    01.07.2019

    01.07.2019

    02.07.2019

    04.07.2019

    06.07.2019

    07.07.2019

    08.07.2019

    09.07.2019

    09.07.2019

    10.07.2019

    13.07.2019

    14.07.2019

    16.07.2019

    16.07.2019

    17.07.2019

    20.07.2019

    19.07.2019

    20.07.2019

    20.07.2019

    25.07.2019

    02.08.2019

    03.08.2019

    01.08.2019

    02.08.2019

    03.08.2019

    04.08.2019

    06.08.2019

    08.08.2019

    09.08.2019

    09.08.2019

    10.08.2019

    14.08.2019

    30.08.2019

    18.08.2019

    23.08.2019

    24.08.2019

    26.08.2019

    28.08.2019

    29.08.2019

    29.08.2019

    03.09.2019

    10.09.2019

    14.09.2019

    16.09.2019

    18.09.2019

    20.09.2019

    20.09.2019

    23.09.2019

    23.09.2019

    24.09.2019

    02.10.2019

    06.10.2019

    07.10.2019

    08.10.2019

    01.10.2019

    11.10.2019

    11.10.2019

    13.10.2019

    15.10.2019

    16.10.2019

    17.10.2019

    18.10.2019

    19.10.2019

    20.10.2019

    20.10.2019

    21.10.2019

    22.10.2019

    23.10.2019

    25.10.2019

    27.10.2019

    01.11.2019

    01.11.2019

    02.11.2019

    03.11.2019

    06.11.2019

    07.11.2019

    11.11.2019

    13.11.2019

    18.11.2019

    25.11.2019

    26.11.2019

    26.11.2019

    02.12.2019

    12.2019

    06.12.2019

    31.01.2020

    09.12.2019

    15.12.2019

    16.12.2019

    17.12.2019

    17.12.2019

    20.12.2019

    26.12.2019

    29.12.2019

    31.12.2019

    02.01.2020

    06.01.2020

    08.01.2020

    11.01.2020

    19.01.2020

    02.02.2020

    03.02.2020

    04.02.2020

    09.02.2020

    09.02.2020

    02.2020

    11.02.2020

    12.02.2020

    13.02.2020

    6.02.2020

    20.02.2020: (Mitte Januar)

    20.02.2020

    20.02.2020

    21.02.2020

    22.02.2020

    22.02.2020

    25.02.2020

    14.03.2020

    26.04.2020

    28. APRIL 2020

    9. MAI 2020

    17. MAI 2020

    28. AUGUST 2020

    19. November 2020

    9. DEZEMBER 2020

    24. DEZEMBER 2020

    1. JANUAR 2021

    8. JANUAR 2021

    27. JANUAR 2021

    28. MÄRZ 2021

    13. APRIL 2021

    15. APRIL 2021

    22. APRIL 2021

    26. APRIL 2021

    3. MAI 2021

    5. JUNI 2021

    23. JUNI 2021

    5. JULI 2021

    9. JULI 2021

    28. AUGUST 2021

    7. SEPTEMBER 2021

    7. SEPTEMBER 2021

    12. SEPTEMBER 2021

    21. SEPTEMBER 2021

    24. SEPTEMBER 2021

    28. NOVEMBER 2021

    18. DEZEMBER 2021

    24. DEZEMBER 2021

    7. Januar 2022

    8. Januar 2022

    12. Januar 2022

    11. Februar 2022

    11. Juli 2022

    4. September 2022

    4. Oktober 2022

    10. Dezember 2022

    Januar 2023

    Einleitung

    Als ich mit einer lebensbedrohlichen Krankheit konfrontiert wurde, begann ich, mir Fragen zu stellen, die so tief waren, dass sie den Marianengraben neidisch machen könnten: Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Und wer ist der Architekt dieser verwirrenden Existenz?

    Ich stürzte mich in die Schriften von Krishnamurti, Eckhart Tolle und Osho, diesen Denkern, die sich dem Mystischen und der Suche nach dem Kern des Menschseins gewidmet haben. Wenn es eine Antwort auf meine Fragen gäbe, müsste sie sich nicht irgendwo hier finden lassen?

    Ich experimentierte mit Meditationen, tanzte Trance-Tänze und tauchte tief in die Welt der traditionellen Heilkunst ein. Ich wurde das lebende Modell für ein Aktgemälde, erkundete das Leben in einem Ökodorf und beschäftigte mich mit so weitreichenden Themen wie dem Universum, der Quantenphysik und verschiedensten spirituellen Konzepten.

    Stundenlang redete ich mit einem Meditationsmeister, traf mich mit Menschen, die den konventionellen Lebensentwürfen den Rücken gekehrt hatten, schwamm mit tausenden Frauen nackt in Irland im Meer und mit einer Handvoll Frauen nackig im kalten November in der Ostsee.

    Ich nahm an Trommelseminaren teil, begann mich für Natur und Kräuterheilkunde zu interessieren und für Psychologie, die weit über das hinausging, was in den Lehrbüchern meines Psychologiestudiums stand.

    Ich ging dabei bis an den Rand meines Verstandes und darüber hinaus und kam irgendwann zu dem Schluss, dass sich mit Wissenschaft allein nur ein Bruchteil dieser Welt erklären lassen kann, aber nicht der eigentliche Kern. Die wirklich wesentlichen Fragen können wir uns offenbar nur selbst beantworten und eine starre Antwort scheint es nicht zu geben.

    Einmal, es ist wohl knapp vier Jahre her, nahm ich an einem schamanischen Seminar teil. Beim anschließenden Integrationskreis teilte ich meine Erfahrung: „Die Welt scheint ja absolut sinnlos zu sein. Es hat alles keinen Sinn", befand ich resigniert.

    Der Schamane sah mir fest in die Augen und antwortete „Ja, du hast recht. Das Leben hat keinen Sinn."

    Erst einige Zeit später erkannte ich die Freiheit, die sich hinter seinen Worten verbirgt: Wenn das Leben keinen Sinn per se hat, sind wir Menschen frei, den Sinn selbst zu definieren und zu leben.

    Es kamen Leute in mein Leben, die noch vor wenigen Jahren nicht zu mir gepasst hätten. Und es gingen Leute, die eine Zeit lang mein Leben ungemein bereichert haben (und ich habe die Hoffnung, dass dies auf Gegenseitigkeit beruht) und die nun andere Wege einschlugen. Ich habe gelernt zuzulassen, dass mich beides berühren darf: Die gemeinsame Zeit mit Menschen und das Loslassen, wenn diese Zeit endet.

    Dieses Buch handelt von dieser inneren Wandlung. Diese Reise, die ich als Suchende begann und weiterführe und auf der mir so verdammt viel über mich, meine Mitmenschen und das Leben bewusst geworden ist.

    Ich habe das Schreiben als therapeutisches Werkzeug angesehen, welches mir dabei half, mich nicht zu verlieren. Und ich habe geschrieben, um meinen Kindern Worte mitzugeben, die auch dann noch bestehen bleiben, wenn ich vielleicht nicht mehr auf dieser Welt bin.

    Oft richte ich mich mit meinen Worten direkt an meine Kinder und auch wenn es nur Tinte auf Papier zu sein scheint, so steckt doch mein ganzes Herz darin. Mir war Authentizität wichtig und so entspricht alles, was ich schrieb, exakt dem, wie ich es zum jeweiligen Zeitpunkt empfand.

    Zuerst wollte ich diese Texte veröffentlichen, dann wieder nicht und schließlich – nun ja, das Ergebnis hält derjenige, der es hier liest, nun in den Händen.

    Ich weiß nicht, ob jemand diese Worte hier tatsächlich liest. Das macht das irgendwie auch spannend:

    Wenn man Worte in die Welt entlässt, weiß man nicht, was mit ihnen passiert. Vielleicht liest jemand hier drin und findet etwas, was ihn berührt oder was ihn schmerzt. Damit meine ich diese gute Art von Schmerz. Diese Art von Schmerz, die aussagt „Ich wusste schon immer, dass du in mir wohnst. Schön, dich endlich mal kennenzulernen."

    Für mich war der Prozess des Schreibens bedeutsam. Manchmal sage ich, ich hätte mich über das Schreiben selbst gefunden. Mittlerweile bin ich mir da nicht mehr so sicher. Ich glaube, das Mensch-Sein und das „zu sich selbst finden ist ein lebenslanger Prozess und wir können immer nur zurückblicken und sagen „ja ja, heute bin ich viel schlauer als damals und dann glauben wir vielleicht unseren Worten und klopfen uns heimlich auf die Schulter, um fünf Jahre später alles wieder ganz anders zu betrachten.

    Manchmal wurde ich gefragt, warum ich Privates öffentlich mache. Es ist spannend, wie hier jeder Mensch anders ist. Ich habe mir immer gedacht „Warum nicht?". Mache ich mich damit verletzbarer? Ich glaube nicht. Ich glaube vielmehr, die Stärke eines jeden Menschen findet sich genau dort: In seinen Schwachstellen, seinen Unvollkommenheiten, dort, wo er mit sich hadert und auch dort, wo er auf andere angewiesen ist.

    Ich widme die Texte allen, die nach etwas suchen – und Gott, ich kann es so gut verstehen. Wie oft stand ich morgens auf und dachte mir „Hallo Leben, ich hätte da mal ein paar Fragen. Und dann geht man raus und findet Antworten, die nicht auf die Fragen passen, verwirft die Fragen, kommt vollkommen durcheinander und am Ende entsteht das, was man „seine Geschichte nennen könnte. Subjektiv, einseitig, unvollständig und so voller Leben.

    Oh, der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt: Dieses Buch hatte keinen Lektor. Oder Korrektor. Es wird auch nicht zu kommerziellen Zwecken verkauft - mein Gott, es ist im Grunde mein Tagebuch in Buchform und wird nur zum Selbstkostenpreis vertrieben.

    Es finden sich sicher Fehler. Rechtschreibfehler, Grammatikfehler, Logiklöcher oder die normalen Irrtümer des Lebens, die ich an dieser Stelle aber nicht Fehler, sondern Lernaufgaben nennen möchte. Nein, das ist auch doof. Ich nenne sie „Momentan-Wahrheiten". Etwas, was sich mal wahr anfühlte, irgendwann später aber vielleicht nicht mehr. Ein wunderbares Wort, wie ich finde.

    Für Marie, Max und Jacob.

    Kein einziges Wort würde ohne euch hier stehen.

    01.11.2018:

    Am Bahnhof steigt ein ganzer Schwung junger Frauen aus, die allesamt eine Kurzhaarfrisur haben. Mit drei von ihnen teilen wir uns ein Großraumtaxi, was uns zur Rehaklinik bringen soll.

    Aus dem Radio singt eine Stimme „the dreams we had..." und ich erinnere mich an all die Träume und Pläne, die ich im letzten Jahr wegen dem Krebs aufgeben musste. Ich werde melancholisch und irrsinnigerweise ein wenig wütend darüber, dass wir alle mit Frisuren herumlaufen, die wir uns vermutlich nicht freiwillig ausgesucht hätten. Es geht mir dabei nicht um Haare, sondern darum, dass einem die freie Entscheidung betreffend der Gestaltung so vieler Lebensbereiche genommen wurde.

    Deutlich nach dem Abendbrot gehe ich mit den Kindern zum zweiten Mal heute ans Meer. Es ist stockfinster, die Wellen sind lauter als tagsüber und der Geruch der See intensiver.

    Ich überlege, wann ich das letzte mal bei Dunkelheit am Meer war, erinnere mich nicht und komme daher zu dem Schluss, dass es schon viel zu lange her sein muss.

    Der Wind ist angenehm, der Strand menschenleer und die Wellen schwappen über unsere Füße während wir überlegen, ob es sich weiter hinten am Horizont um Sterne oder Lichter von Schiffen handelt.

    Die Luft ist frisch und ich spüre rechts und links die Wärme zweier Kinderhände im Körper und im Herzen. Und die Träne, die mir über das Gesicht läuft, weine ich jetzt weder aus Trauer noch aus Wut.

    #thedreamswehad

    #theloveweshared

    #thisiswhatwearewaitingfor

    02.11.2018:

    Unser Gepäck hat uns auch an Tag 3 der Reha aufgrund eines Planungsfehlers seitens der Bahn noch nicht erreicht. Keine Matsch-, Wechsel- oder Schwimmsachen und auch meine Medikamente befinden sich in unseren Koffern, die aktuell irgendwo bei Hamburg auf nicht näher lokalisierbaren Lieferwagen lagern.

    Ich tippe nach erfolglosen Telefonaten, in denen sich niemand zuständig fühlte, eine bitterböse Beschwerdemail, wobei es schwierig ist, die Wut richtig zu platzieren, da sie sich nicht gegen ein Individuum, sondern ein eher abstraktes Kollektiv richtet.

    Ist es klug, sich über etwas aufzuregen, was langfristig gesehen keine Relevanz besitzt? Wird dieses Problem in einer Woche, einem Monat oder gar einem Jahr noch irgendeine Rolle spielen?

    definitely not.

    Manchmal habe ich den Anspruch an mich, ist sollte nach meiner Erkrankung doch in der Lage sein, alles mehr aus einer Metaebene heraus betrachten zu können und bin dann frustriert, wenn vermeintliche Banalitäten des Lebens meine Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

    Es ist vielleicht nicht klug, sich über etwas aufzuregen, was man nicht beeinflussen kann. Aber ich denke, es ist sehr menschlich.

    Und jetzt werde ich beim Frühstück mal in die Runde fragen, ob uns jemand Schlüppies und Socken ausleihen kann.

    (das Bild hängt hier im Treppenhausflur)

    #fürIhreLeidensfähigkeitdankenwirspontan

    #senkjuforträvelingwithDeutscheBahn

    #WiseGuys

    02.11.2018:

    Heute morgen lief ich am Meer und machte dieses Foto, während die Sonne aufging. Ich stand am Strand, mein Herz schlug von einem anstrengenden Sprint durch die Dünen und ich hörte die durch mich aufgescheuchten Möwen wegfliegen.

    Sind Momente eigentlich automatisch perfekter, nur weil das Meer in der Nähe ist?

    Wir sammelten nachmittags Muscheln und viele Steine, die durch das Wasser geschliffene Formen hatten. Nun liegen die Kinder nebenan in ihren Betten. Ich höre, wie sie sich Geschichten erzählen, die an Handlung und Sinn wirr erscheinen, sie sich aber gegenseitig ständig deren Unterhaltsamkeit versichern und lautstark kichern.

    Vorhin waren wir auf dem Balkon und haben Sterne beobachtet und konnten unseren kalten Atem sehen. „Immer wenn ihr die Sterne anguckt, werde ich an euch denken. Immer, egal wo ich bin!" sage ich den Beiden. Sie verstehen es als übliche Liebesbekundung und nicht als das, was sich mein Kopf da gerade zurechtspann, als er diese Worte aussprach. Verhangene Gedanken, die sich ab und zu, aber immer seltener, einfach einschleichen.

    Unser Gepäck kam vor wenigen Stunden an und somit wird uns morgen nichts davon abhalten, Matschburgen zu bauen und Schlammgräben zu buddeln.

    #suchnachSicherheiten

    #dochauchwennesdichverletzt

    #alleswaswirhabenistdasJetzt

    #undhierindiesemMomentganzklar

    #vereintsichalles

    #wasbishergetrenntwar

    #unddusiehstdubistimParadies

    #undhältstdochanderHöllefest

    #fürimmerwenndujetztnichtloslässt

    #ThomasD

    10.11.2018:

    THIS.

    Unsere Körper fokussieren sich darauf Endorphine auszuschütten, so dass wir hinterher nicht mehr sagen können, ob das Meerwasser im November oder die Luft draußen kälter war.

    Wir suchen nach Filmtiteln, deren Plakat wir schmücken könnten. Unser Favorit ist: „Den Krebs zurück ins Meer bringen".

    Die Kinder haben das hauseigene Labyrinth aus verschiedenen Stockwerken und verwinkelten Gängen mittlerweile verinnerlicht und bewegen sich zwischen Schwimmbad, Speisesaal und Zimmer ihrer Spielfreunde zielgerichtet hin und her.

    Nach einer guten Woche sind wir innerlich angekommen, kennen die meisten anderen Familien, haben die Umgebung erkundet und überlegen uns abends gemeinsam, was heute besonders schön war und worauf wir uns morgen am meisten freuen.

    Manchmal bin ich ängstlich, manchmal genervt und noch viel öfter zufrieden.

    #wasimmerDuauchLebennennst

    #istSehnsuchtdieimKörperbrennt

    #JupiterJones

    11.11.2018:

    Bevor wir an den Strand gehen, fällt mir beim Blättern in der Lokalzeitung eine bewegende Traueranzeige einer jungen Mutter, welche an Krebs starb und zwei Kinder hinterlässt, ins Auge. Um meinen Brustkorb herum spüre ich eine erdrückende und atemraubende Enge. Albträume werden manchmal wahr, denke ich und bin dankbar, dass meine Kinder just in diesem Moment einen Streit anfangen, der meine volle Aufmerksamkeit benötigt.

    Laut Zählung meiner Tochter befinden sich in dem Ferienhaus mit gläserner Vorderfront, an dem wir vorbeigehen, 15 separate Wohnungen. Die meisten sind nicht bewohnt oder zumindest unbeleuchtet. In vier der Wohnungen brennt Licht und wir können die Menschen dort bei dem beobachten, was ihr Leben im jetzigen Moment ausmacht. Ich würde mir am liebsten eine Bank vor diesen Gebäudekomplex stellen, weil Menschen in unbeobachteten Augenblicken wohl größtmögliche Authentizität ausstrahlen und gerade nicht versuchen, sich an Menschen oder Situationen künstlich anzupassen.

    Neben diesem großen Gebäude steht ein einzelnes, imposantes Haus. Vor dessen Eingangstür befindet sich ein Sockel, auf dem eine rot-gestreifte Katze mit hoch erhobenen Kopf sitzt und es entsteht der Eindruck, das Haus, samt allem was dazu gehört, wurde eigens für die thronende Katze um diese herum gebaut.

    Einige hundert Meter weiter setzen wir uns in eine Bäckerei. Die goldenen Perlen meines Riesendominosteines teile ich - unter Beobachtung zweier kritischer Augenpaare - fair zwischen den Kindern auf.

    Wir gehen bei Nieselregen und frühabendlicher Dunkelheit zurück in die Klinik. Der Radweg wird von Straßenlaternen beleuchtet, wodurch die Regentropfen besonders eindrucksvoll aussehen.

    Meine Tochter will stehenbleiben, um die Lautstärke des fallenden Regens besser hören zu können. Zuerst bin ich genervt über diese Unterbrechung unseres Weges, dann aber stelle ich fest, wie beruhigend sich die auf den Boden fallenden Tropfen anhören.

    Ich halte in jeder Hand eine Kinderhand und wir singen „Eine Tante aus Marokko", wobei jeder eigene Interpretationen zum Besten gibt.

    #fürmichistgesternwertlos

    #undmorgenganzegal

    #solangedumirversprichst

    #dassdumichhaltenkannst

    #ToteHosen

    12.11.2018:

    Im etwa 20qm kleinen Spielzimmer turnen um uns herum unsere Kinder, obwohl schon längst Schlafenszeit sein sollte. Zwischen lauten Freudenschreien, fallenden Bausteinen und einigen Tobsuchtsanfällen einzelner Kinder zeigen wir uns gegenseitig Fotos aus unserer Phase ohne Haare. Und aus der Zeit davor, in der wir noch die Frisur hatten, für die wir uns einmal in einem anderen Leben entschieden hatten und die wir heute nicht mehr haben.

    Wir erzählen einander Geschichten, die uns zustimmend nicken lassen und die uns gleichzeitig die Tränen in die Augen treiben. Vor Mitgefühl, Verständnis und immer noch voller Staunen darüber, dass das statistisch Unwahrscheinliche uns tatsächlich getroffen hat. Und vor Dankbarkeit, dass wir nun heute hier lebendig sitzen dürfen.

    Jedes Schicksal ist so individuell und jeder persönliche Umgang damit anders. Und trotzdem eint uns nicht nur die Krankheit und die Tatsache, dass wir alle kleine Kinder haben, sondern auch unser Mitgefühl füreinander und die Fähigkeit gemeinsam lachen zu können. Über all das, was eigentlich nicht zum Lachen ist, sich aber so wesentlich leichter ertragen lässt.

    #leanonme

    #whenyourenotstrong

    #andIllbeyourfriend

    #Illhelpyoucarryon

    #BillWithers

    14.11.2018:

    Ich habe den Laternenstab meiner Tochter mit Tesafilm geklebt und freue mich, dass das Provisorium zu halten scheint. Wir kommen gerade von ihrem Schwimmkurs und beeilen uns, noch rechtzeitig zum Lagerfeuer zu kommen. Tatsächlich können wir auch noch zwei auf dem Grill viel zu dunkel gewordene Bratwürstchen abstauben, die wir auf die Hand nehmen, da der Laternenumzug bereits beginnt.

    Der Umzug, der von einer Blaskapelle begleitet wird, führt am Strand entlang. Mein Sohn singt inbrünstig Laternenlieder und trifft dabei Töne, die ich noch nicht mal im Repertoire meiner Stimme habe.

    Es ist dunkel und wir sehen ein beleuchtetes Kreuzfahrtschiff auf dem Meer. Ich frage mich, wohin die Leute wohl fahren, ob sie gerade auch aufs Meer schauen, welche Gedanken sie fesseln und ob sie wohl glücklich sind. Vor einiger Zeit hätte ich Glück vermutlich als einen Zustand, der die Abwesenheit von Problemen bedingt, definiert. Heute denke ich, dass Glück nicht das Nichtvorhandensein von negativen Gefühlen bedeuten muss, sondern das Überwiegen der guten.

    Es sind keine Sterne zu sehen, weil der Himmel bewölkt ist, aber es leuchten unzählige Laternen der Kinder, für die dieser Umzug vermutlich noch Jahre später erinnerlich sein wird. Das nehme ich deshalb an, weil auch ich mich an die Laternenumzüge meiner Kindheit erinnere, an deren Ende es immer leckere süße Brezeln gab, die man sich an einer Schnur um den Hals hängen konnte.

    Es gelingt mir nicht oft, wirklich im Hier und Jetzt zu sein ohne mir parallel Sorgen um die Zukunft zu machen. Aber trotz dass diese Gedanken mich auch auf diesem Umzug begleiten, ist der dominierende Gedanke „Gott, ist das Leben schön!"

    Das Möwenfoto haben wir am Strand gemacht kurz bevor eine der Möwen sich das komplette Brötchen meines Sohnes schnappte und er mit einem lautstarken Wutanfall darauf reagierte.

    Meine Kinder und die Möwen halten seitdem einen respektvollen Sicherheitsabstand zueinander.

    #Ihavetoturnmyheaduntilmydarknessgoes

    #PaintItBlack

    #RollingStones

    18.11.2018:

    Ich werde wie jeden Reha-Morgen vor den Kindern wach und rekapituliere die hinter mir liegende Nacht. Jeder Traum in den vergangenen drei Wochen handelte vom Krebs. Man kann es sicher als Verarbeitungsmechanismus bezeichnen und meistens sind es Träume, in denen ich weiterleben darf.

    Unsere Zeit hier wird in einigen Tagen zu Ende gehen und meine Tochter äußert den Wunsch, bald schon wieder verreisen zu wollen. „Diesmal möchte ich zu den Häusern mit den spitzen Dächern, in denen in Toilettenpapier eingewickelte Menschen liegen, die manchmal geklaut wurden". Ihr Interesse für Ägypten hat sie von meinem Mann übernommen, dessen Augen bei Schilderungen seiner Eindrücke von Pyramiden regelmäßig zu glänzen anfangen und mich dies jedes Mal berührt, aber meine eigene Motivation jemals vor so einem Bauwerk stehen zu wollen, sich dennoch stark in Grenzen hält.

    Während ich hier noch liege und über ferne Urlaubswünsche meiner Tochter schreibe, bekomme ich eine Nachricht von einer Freundin, die mir mitteilt, dass es einer lieben Bekannten nicht gut geht. Sie hat metastasierten Brustkrebs und die Behandlungen schlagen nicht mehr an. Ich weiß, was das bedeutet und fange an zu weinen.

    Das Foto stammt aus dem gestrigen Trommelseminar. Nach 10 Minuten mussten wir gehen, weil es meinen Kindern zu viel wurde. Stattdessen hielten wir uns in einem Spielzimmer auf und ich saß vor mich hin grummelnd in der Ecke, weil ich das Trommeln bewegend fand und gerne weiter teilgenommen hätte.

    Plötzlich höre ich einen grellen Schrei meiner Tochter, der sich von den üblichen Geschwisterstreitgeräuschen unterscheidet und mich sofort aufspringen lässt. Sie ist gestolpert und mit dem Hals auf der Rutsche aufgeschlagen. Ich halte meine wimmernde Tochter im Arm und jedwede Relation ist wieder gerade gerückt. Alles was zählt, ist meine Tochter zu trösten. Sie beruhigt sich und ich danke dem Universum für die vielen Schutzengel, die meine Kinder begleiten und hoffentlich immer weiter begleiten werden.

    Als wir anschließend wieder an dem Trommelgruppenraum vorbeikommen, wird dort gerade „Halleluja" gesungen. Wir bleiben an der Türschwelle stehen und lauschen.

    #andeverybreathwedrewwas

    #Hallelujah

    21.11.2018:

    Wir verlassen heute diesen schönen Ort, an dem die Bäume mittlerweile beinahe alle Blätter verloren haben und Bauarbeiter einen mehrere Meter großen Tannenbaum an der Promenade aufstellen.

    Ich habe mich an den Wind am Meer gewöhnt und mag den Geruch nach Glühwein, den man hier und da wahrnehmen kann.

    Meine Kinder fanden unseren Aufenthalt „sehr gut und die täglichen Spaziergänge am Meer „so mittelgut. Mein Rucksack für die Heimreise ist deshalb so schwer, weil ich viele gesammelte Steine für meine Kinder transportiere.

    Gestern Abend bekam meine Tochter am Ende ihres Schwimmkurses ihr Seepferdchen. Zuvor habe ich schon oft Mütter erlebt, die stolz vom Schwimmabzeichen ihrer Kinder berichteten und hielt dies insgeheim manchmal für etwas überzogen. Nun kann ich es nachvollziehen, denn meine noch vor drei Wochen nicht schwimmende Tochter sprang gestern kopfüber vom Beckenrand, tauchte euphorisch nach einem Reifen und schwamm angestrengt, aber mit so viel Stolz in ihren Augen durch das gesamte Becken. Sie bekam nicht nur das Seepferdchen überreicht, sondern auch die Message, dass es sich lohnt sich für etwas anzustrengen, für das man brennt. Und das trifft natürlich nicht immer im Leben zu, aber es entspricht der Vorstellung einer gerechten und harmonischen Welt doch in einem so schönen Maß.

    Die Mütter um mich herum schluchzten ebenfalls, als sie ihre Kinder ihr Schwimmabzeichen vor den Körper hielten ließen, um Erinnerungsfotos für die Väter und die Zukunft zu schießen.

    Im Resümee betrachtet war das Jahr 2018 das schlimmste Jahr meines Lebens. Und so sehr ich mich auch sträube, einer weiterhin lebensbedrohenden und heimtückischen Krankheit etwas Positives abzugewinnen, so kann ich doch sagen, dass ich in diesem Jahr Gefühle in einer Intensität (in alle Seiten ausschlagend) wahrgenommen habe, die mich so in der Form positiv wie negativ überrascht hat. Die Gleichung ist zu simpel, aber könnte heruntergebrochen etwa so lauten: das Schlechte ist schlecht, aber das Gute plötzlich noch ein wenig besser. Und natürlich ist Krebs scheiße. Aber deswegen ist nicht das ganze Leben scheiße.

    #warumhastdusolcheAngstvordemTod

    #weilichdasLebensoliebe

    28.11.2018:

    Vertieft in das Lesen eines Artikels merke ich erst nach einigen Minuten, dass mein Jüngster sich nicht mehr in Sichtweite befindet. Ich entdecke ihn im Zimmer meiner Tochter an ihrem Tisch sitzend und Schokolinsen von dem von ihr verziertem Lebkuchenhaus abnagend. Das Schuldbewusstsein, was ich im Ansatz in seinen Augen zu erkennen glaube, hält sich in Grenzen und wird überlagert von seinem Stolz, mir wild gestikulierend seine Entdeckung zu präsentieren.

    Er sieht immer mehr so aus wie mein 4Jähriger vor zwei Jahren und das erinnert mich an die Zeit damals, die auch nicht einfach, aber zumindest nicht lebensbedrohlich war. Unseren Weihnachtsbaum haben wir übrigens bereits aufgestellt, um länger was von ihm zu haben und er wurde bisher (~3 Tage) noch nicht umgeworfen und nur wenige Male vom Jüngsten umdekoriert.

    Gestern habe ich meine 17. Infusion mit Antikörpern bekommen, was bedeutet, dass ich noch vor Weihnachten die Therapie abschließen werde. Würde ich intensiver darüber nachdenken, bekäme ich vermutlich Angst, weil ich mit meiner hormon-negativen Tumorart dann keine weitere Therapiemöglichkeit mehr habe. Statt ins Grübeln zu verfallen, telefonierte ich diverse Telefonnummern des Krankenhauses ab, um schon mal einen Termin für die Entfernung des Ports zu machen. Sogar eine Frau mit der Berufsbezeichnung „Koordinatorin des Cancer Centers" fühlte sich von meinem Anliegen nicht angesprochen und verwies mich an Kollegen, die mich wiederum an weitere nicht zuständige Mitarbeiter verwiesen.

    Ich genieße gerade die Weihnachtszeit, die sich gefühlt unmittelbar an den Herbst angeschlossen hat, und freue mich auf den dörflichen Weihnachtsmarkt, auf dem seit Jahren ein sehr junger, mittlerweile vermutlich volljähriger, Weihnachtsmann mit verstellter Stimme Süßigkeiten und Mandarinen an Kinder verteilt, die in ihm das sehen, was sie aus Erzählungen und Bilderbüchern kennen; nämlich einen auf einem Schlitten angereisten Weihnachtsmann, dessen Lebensaufgabe es ist, Kinderaugen zum Funkeln zu bringen. Und ich erinnere mich gerne zurück an die Zeit, in der auch ich noch alles für möglich hielt.

    #undnichtverbittert

    #aberweise

    #undnichttraurig

    #aberleise

    #mikroboy

    30.11.2018:

    „Guten Morgen, liebe Leber. Gut siehst du aus". Meine Hausärztin plaudert fröhlich mit meinen Organen und ich halte ihren Anweisungen folgend zwischendrin ein paar Mal die Luft an, damit meine Innereien sich von ihrer schönsten Seite präsentieren können. Sie findet nichts,

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