Tödliche Lügen: Mordseegeschichten 4
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Neue Freundschaften und ein sehr netter Wirt machen es Nelly leichter als gedacht, in Dornbeck heimisch zu werden. Aber da wartet schon der nächste Fall darauf, von Nelly und ihren Kollegen gelöst zu werden.
Träge schwappte das Wasser an die schwärzlichen Pfähle des Bootssteges und das leise Schlagen des Wassers gegen das Holz war das einzige Geräusch, was zu dieser früher Morgenstunde am Anlegesteg des Dornbecker Yachthafens zu hören war. Oder fast. Denn plötzlich schrie ein Mann jäh auf und mit einem lauten Knall ging die Kühlbox, die er trug, zu Boden. Der Deckel sprang ab, ein paar Flaschen Bier kullerten über den Steg und rollten mit einem satten Platschen ins Wasser. Fröhlich hüpfend tanzten sie auf der Wasseroberfläche. Aber das war dem Mann in diesem Moment vollkommen egal. Denn er starrte nur auf den offensichtlich toten Mann, der bäuchlings im Wasser lag. Es sah aus, als würden die Schlingpflanzen, die sich um des Mannes Beine gewickelt hatten, ihn wie Fesseln unter der Oberfläche festhalten. Seine abgespreizten Arme bewegten sich im sanften Rhythmus der Wellen – ebenso wie seine längeren blonden Haare, die wie ein Strahlenkranz um seinen Kopf schwebten. Leichenblass griff der Mann nach seinem Handy und wählte mit zitternden Fingern die Nummer der Polizei. "Mats! Nelly! Es gibt Arbeit! Lasst sofort alles stehen und liegen, wir haben einen Toten! " rief Jörn, der den Anruf des völlig aufgelösten Mannes aus dem Yachtclub entgegengenommen hatte. Nelly und Mats blickten von ihrer Schreibarbeit auf und sahen sich fassungslos an. "Schon wieder? " fragte Mats Rütters, der Chef der Dornbecker Polizeistation kopfschüttelnd und mit einem entrüsteten Unterton in der Stimme. Nelly zog den Kopf ein, denn sie wusste bereits, was nun kam. Denn seitdem sie in der kleinen Dienststelle im Küstenort Dornbeck ihren Dienst angefangen hatte, häuften sich hier plötzlich die Todesfälle.
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Mordseegeschichten
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Buchvorschau
Tödliche Lügen - Susanne Schwertfeger
Mordseegeschichten
– 4 –
Tödliche Lügen
Kommissarin Nelly Peters ermittelt
Susanne Schwertfeger
Träge schwappte das Wasser an die schwärzlichen Pfähle des Bootssteges und das leise Schlagen des Wassers gegen das Holz war das einzige Geräusch, was zu dieser früher Morgenstunde am Anlegesteg des Dornbecker Yachthafens zu hören war. Oder fast. Denn plötzlich schrie ein Mann jäh auf und mit einem lauten Knall ging die Kühlbox, die er trug, zu Boden. Der Deckel sprang ab, ein paar Flaschen Bier kullerten über den Steg und rollten mit einem satten Platschen ins Wasser. Fröhlich hüpfend tanzten sie auf der Wasseroberfläche. Aber das war dem Mann in diesem Moment vollkommen egal. Denn er starrte nur auf den offensichtlich toten Mann, der bäuchlings im Wasser lag. Es sah aus, als würden die Schlingpflanzen, die sich um des Mannes Beine gewickelt hatten, ihn wie Fesseln unter der Oberfläche festhalten. Seine abgespreizten Arme bewegten sich im sanften Rhythmus der Wellen – ebenso wie seine längeren blonden Haare, die wie ein Strahlenkranz um seinen Kopf schwebten. Leichenblass griff der Mann nach seinem Handy und wählte mit zitternden Fingern die Nummer der Polizei.
„Mats! Nelly! Es gibt Arbeit! Lasst sofort alles stehen und liegen, wir haben einen Toten!" rief Jörn, der den Anruf des völlig aufgelösten Mannes aus dem Yachtclub entgegengenommen hatte.
Nelly und Mats blickten von ihrer Schreibarbeit auf und sahen sich fassungslos an.
„Schon wieder?" fragte Mats Rütters, der Chef der Dornbecker Polizeistation kopfschüttelnd und mit einem entrüsteten Unterton in der Stimme.
Nelly zog den Kopf ein, denn sie wusste bereits, was nun kam. Denn seitdem sie in der kleinen Dienststelle im Küstenort Dornbeck ihren Dienst angefangen hatte, häuften sich hier plötzlich die Todesfälle. Und natürlich ließ Mats Tirade darauf, dass mit der Großstädterin Nelly Peters das Verbrechen in die Idylle von Dornbeck eingebrochen war, nicht lange auf sich warten. Aber Nelly kannte Mats inzwischen gut genug um zu wissen, dass Mats, der sich gerne grummelig gab, es nicht wirklich böse meinte. Aber das Schlimmste daran war, dass ihr neuer Chef Mats ja recht hatte. Denn das war jetzt schon der zweite Tote in ihrer kurzen Amtszeit in Dornbeck.
„Na, dann los," seufzte Nelly.
*
Der kleine, aber feine und vor allem sehr exklusive Yachthafen von Dornbeck lag in einer kleinen Bucht und war so von den neugierigen Blicken der Normalsterblichen geschützt. Der schicke Hafen mit seinen schönen Stegen und dem eleganten Gebäude schmiegte sich sanft in die unberührte Dünenlandschaft. Jeder, der in Dornbeck und Umgebung etwas auf sich hielt oder es sich leisten konnte, strebte danach, Mitglied in diesem erlesenen Zirkel zu werden und so zählten zum Beispiel der Bürgermeister, der Besitzer des Golfclubs und andere illustre Einwohner von Dornbeck zu den Menschen, die hier ein und aus gingen. Die Mitgliedschaft in diesem Yachtclub zeigte, dass man es geschafft hatte.
Mats überprüfte zum ungezählten Male seine Dienstjacke und wischte eine imaginäre Fluse vom Revers.
„Jörn, setzt die Mütze gerade auf und mach gefälligst den obstersten Hemdknopf zu," wies er Jörn an.
„Wir wollen ja schließlich einen guten Eindruck machen, wenn wir im Yachtclub unsere Arbeit verrichten."
Dann beäugte er Nelly, aber als er ihren warnenden Blick sah, verkniff er sich eine Bemerkung über den Zustand ihrer Frisur und der ihrer Dienstkleidung.
„Chef, entspann dich. Die Mitglieder des Yachtclubs sind auch nur Menschen und auch in diesen Kreisen wird gestorben," versuchte Nelly den sehr nervösen Mats ein bisschen zu entspannen
„Ja, aber ich bin derjenige, der den Staatsanwalt mit Sicherheit gleich am Telefon hat. Und der wird mir die Hölle heiß machen, dass die Ermittlungen diskret verlaufen sollen, dass wir uns höflich verhalten sollen und dass wir niemandem auf die Füße treten sollen. Das kann ich dir jetzt schon sagen," murmelte er.
Mats starrte brütend aus dem Fenster des Dienstwagens.
„Aber Chef, du kannst doch vollstes Vertrauen in uns haben. Wir sind weder tollpatschige Dorfpolizisten, noch haben wir FBI-Methoden," meinte Nelly leicht pikiert.
Mats seufzte.
„Und vielleicht handelt es sich ja auch einfach um einen Unfall oder der Tote ist eines natürlichen Todes gestorben. Vielleicht hatte er ja auch nur einen Herzinfarkt und ist dann ins Wasser gefallen…," versuchte nun auch Jörn seinen Chef ein wenig zu beruhigen.
Endlich hatten sie den Parkplatz des Yachthafens erreicht. Um diese frühe Uhrzeit war noch nicht viel los und außer ihnen parkten nur wenige Fahrzeuge dort. Aber selbst diese wenige Autos ließen eindeutige Rückschlüsse auf die Kaufkraft der Yachtclubmitglieder zu. Ein normaler Kleinwagen hätte sich hier merkwürdig deplatziert ausgemacht.
„Wow," entfuhr es Nelly und auch Jörn machte große Augen, als sie an Wagen vorbeigingen, die locker ein Jahresgehalt Wert waren.
Dann zeigten sie dem Wachtmann ihre Dienstausweise und betraten das Gelände.
Links von ihnen lag das Clubhaus, das ganz im klassischen norddeutschen Stil gehalten war. Das wunderschöne Reetdach reichte fast bis zum Boden und die liebevoll gestalteten Beete vor dem Clubhaus machten deutlich, wie viel Wert man hier auf ein ansprechendes Ambiente legte.
„Da sind sie ja endlich," rief ein Mann mittleren Alters mit einer beeindruckenden Fönfrisur. Aufgeregt kam er schnellen Schrittes auf die drei Polizisten zu.
„Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, aber es würde uns sehr entgegen kommen, wenn Sie ihre Arbeit rasch erledigen und der Tote endlich abtransportiert werden kann. Damit hier alles seinen gewohnten Gang gehen kann, bevor die Gäste kommen."
Nelly rollte unauffällig mit den Augen und lugte zu Jörn herüber, der seinerseits die Backen aufblies. Nur Mats war sehr diensteifrig bei der Sache.
„Wir tun, was wir können. Aber mit wem haben wir das Vergnügen?"
Der Mann mit der Fönfrisur