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Das Reich des Ewigen: Gott und Sein Gegenpol
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eBook346 Seiten4 Stunden

Das Reich des Ewigen: Gott und Sein Gegenpol

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Über dieses E-Book

Was sich derzeit in der Welt abspielt, das hat einsichtsvolle Menschen zu der Überzeugung gebracht, dass wir uns in der Endzeit befinden. Endzeit heißt - das wissen wir aus Bibel und Neuoffenbarung - die Auseinandersetzung zwischen Gott und Seinem Gegenpol, der Kampf zwischen Christus und dem Antichrist.
Aus den gleichen Quellen haben wir aber auch die Heilsgewissheit und wissen um Christi Triumph über den Antichrist. Doch diesem Sieg geht voraus die Zeit - und in ihr leben wir -, in der Gottes Gegenpol mit allen ihm zu Gebote stehenden Kräften und Mitteln versuchen wird, so viele Menschen wie nur möglich von Christus abzuwenden.
Des Gegenpols Geist der Versuchung und Verderbnis zeigt sich in der letzten Phase der Endzeit in schrecklich verfinsternden, zerrüttenden und zerstörenden Bestrebungen verblendeter Menschen und Menschengruppen, die in unserer Zeit auf dem ganzen Erdkreis zu verspüren sind.
Man spricht heute oft von der Herrschaft des Antichrist. Ihr ging voraus der Fall Luzifers. Dieser Abfall von Gott ist eines der entscheidendsten Ereignisse innerhalb der gesamten Schöpfung und ihrer Geschichte.
In diesem Buch wird der Fall Luzifers eingehend behandelt, und zwar aufgrund der durch Jakob Lorber niedergeschriebenen Neuoffenbarung. Diesem Hauptkapitel schickt der Verfasser drei weitere voraus, in denen er in ebenfalls wichtige Teile des gewaltigen Gedankengebäudes der Neuoffenbarung einführt.
Dieses Buch ist damit nicht nur ein Führer durch das Gesamtwerk des Grazer Mystikers und Sehers Jakob Lorber, sondern auch eine Einführung in das neugeoffenbarte Gotteswort für alle lichtsuchenden Menschen unserer unruhigen und ungewissen Zeit.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum15. Mai 2023
ISBN9783347940161
Das Reich des Ewigen: Gott und Sein Gegenpol
Autor

Walter Lutz

Dr. Walter Lutz (1879-1965) war Rechtsanwalt in Stuttgart, Buchautor und umfangreicher Kenner der Neuoffenbarungschriften durch den österreichischen Mystiker Jakob Lorber (1800-1864). Über diese verfasste er einige grundlegende Werke, die den Zugang zu diesem Schriftwerk erleichtern sollten. Sein Hauptwerk ist das über 600seitige Standardwerk die "Grundfragen des Lebens in der Schau des Offenbarungswerkes Jakob Lorbers". Durch seine Gelehrsamkeit und Wortgewandtheit trug er maßgeblich zur Verbreitung des Lorberwerkes bei.

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    Buchvorschau

    Das Reich des Ewigen - Walter Lutz

    Die Gottesbotschaft Jakob Lorbers

    Lorbers Leben und Charakter

    Nach Gott sucht des Menschen Seele bewusst oder unbewusst, offen oder im Stillen, weil sie nach einer Heimat verlangt, in welcher Friede und ein beständiges Glück wohnen. Ganz besonders dann, wenn der Mensch lange genug im wirren Weltgebrause, in friedloser Gottesferne geirrt ist und nur Kampf, Not und Enttäuschung gefunden hat, regen sich in ihm die Triebe der Sehnsucht nach einem ewigen Licht aus den Sternen.

    Ein solches Licht und einen Pfad zur Höhe, einen Weg zu Gott wollen wir im Folgenden allen wahrhaft Suchenden in den Werken eines gotterleuchteten Mannes weisen, der aus dem Urquell der Wahrheit unmittelbar empfangen durfte, was uns nottut.

    Dieser Mann hieß Jakob Lorber. Er wurde im Jahre 1800 in der kleinen Dorfgemeinde Kanischa in der unteren Steiermark geboren und starb in Graz, der Hauptstadt seines Heimatlandes, im Jahre 1864. Seinem Erwerbsberufe nach war er ein einfacher, armer Musiklehrer; aber diesem überaus selbstlosen, demütigen und dabei zugleich kraftvollst nach göttlicher Erkenntnis strebenden Menschen, ward es gegeben, durch die lebendige innere Stimme des Geistes viele Jahre hindurch Offenbarungen aus einer höheren Welt zu empfangen, welche Jakob Lorber in die Reihe der größten Propheten aller Zeiten stellen. Es sind von ihm in der zweiten Hälfte seines Lebens nach diesem ihm fast täglich kundgegebenen inneren Worte 25 stattliche Bände niedergeschrieben worden, welche in Übereinstimmung mit der Bibel eine Gottes-, Schöpfungs- und Lebenslehre von unvergleichlicher Großartigkeit entrollen.

    Die höchsten Errungenschaften der heutigen Wissenschaft zum Teile vorwegnehmend, enthüllen diese prophetischen Werke den wahren geistigen Charakter der Materie und erklären alles Bestehende als einen Teil des Allgeistes rein geistig aufgrund geistiger Entstehungs-, Wandlungsund Erhaltungsgesetze, so dass man die Weltanschauung Jakob Lorbers wohl am besten - im Gegensatz zum materialistischen Monismus - als geistigen Monismus oder als eine vollkommene Geistlehre bezeichnen kann. Alles geht und führt darin auf den Urgeist alles Geistwesens und alles Lebens, auf Gott zurück, und so ist das, was uns durch Lorber kundgegeben wird, nicht etwa eine einseitige Philosophie, sondern eine Religion, und zwar eine solche, in welcher Jesus Christus der Eckstein und sein Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe das tief in der geistigen Schöpfung begründete Grundgesetz einer beseligenden Lebens- und Sittenlehre ist.

    In den zuletzt verflossenen Jahrzehnten, in welchen sich die Menschheit im Banne der materialistischen Wissenschaften unaufhaltsam auf dem absteigenden Wege zum tiefsten Unglauben und zum schrankenlosen Individualismus bewegte, blieb dieses hohe Lorbersche Geistesgut, von der Masse unverstanden, in der Obhut treuer Anhänger verborgen wie das Samenkorn im Schoße der Erde. Nunmehr, da gewaltige neuere Forschungsergebnisse die materialistische Weltanschauung zerbrochen haben, und nachdem der Weltkrieg gezeigt hat, wohin die Menschheit ohne Gott gelangt, sprosst und grünt die durch den Propheten Lorber ausgeworfene Saat und will Lebensbrot werden für alle Menschen unter der Sonne.

    Über das Leben des Mannes, der uns so Bedeutsames zu sagen hat, besitzen wir eine kurze, aber klare und überzeugende Schilderung aus der Feder des steirischen Schriftstellers und Ständesekretärs Karl Gottfried Ritter von Leitner, der Jahrzehnte hindurch mit Lorber in vertrautem persönlichen Umgange stand und nach Lorbers Hinscheiden als ein Greis von 84 Jahren das Bedürfnis fühlte, die Erdentage dieses ‚merkwürdigsten Mannesʻ, den er in seinem ganzen langen Leben kennengelernt habe, in einem kleinen Schriftwerke¹ zu beschreiben.

    Aus dieser Urkunde des unmittelbaren Augen- und Ohrenzeugen, für deren Wahrheitstreue der Charakter und Geist des als Dichter und Schriftsteller in seiner österreichischen Heimat hochgeachteten Verfassers bürgt, entnehmen wir über Herkunft, Leben und Wesensart Jakob Lorbers folgendes:

    Die Familie Lorber findet sich schon im 17. Jahrhundert in den Windischen Büheln der unteren Steiermark. Hier besaß Jakob Lorbers Vater Michael in der zur Pfarrei Jahring bei Marburg gehörenden Gemeinde Kanischa zwei Weinberggründe, die er selbst bewirtschaftete, und aus deren Ertrag er hauptsächlich den Unterhalt seiner Familie bestritt. Die Lorber waren also ein Bauerngeschlecht. Da Michael Lorber aber auch verschiedene Musikinstrumente zu spielen verstand, suchte und fand er einen willkommenen Nebenverdienst, indem er sich einer in der ganzen sang- und klangfrohen Steiermark wohlbekannten Musikergesellschaft anschloss und deren Aufführungen als Kapellmeister leitete. - Verehelicht war Michael Lorber, der selber deutschen Geblüts war, mit einer Wendin, Maria Tautscher, die einem Geschlechte aus den wendischen Siedlungen der Steiermark entstammte. Sie war eine sehr intelligente Frau und hing mit besonderer Liebe an ihrem Erstgeborenen Jakob. Vater wie Mutter erreichten ein hohes Alter. Michael Lorber starb im 74., seine Frau Maria im 84. Lebensjahre, beide auf ihrer Heimstätte in Kanischa, welche sie bis an ihr Ende bewirtschafteten. - Ein lebensgesundes Blut war es also, dem der Mann entstammte, mit dessen Werken sich unsere Darstellung befassen wird. Ungeachtet ihrer Schlichtheit, verkannten die Lorberschen Eheleute jedoch nicht den Wert einer höheren Bildung und scheuten kein Opfer, um ihre drei Söhne Jakob, Michael und Josef im Streben nach einer höheren Bildungsstufe, soweit es ihre Kräfte gestatteten, werktätig zu unterstützen.

    Jakob Lorber, als erster der Söhne am 22. Juli 1800 auf dem elterlichen Heimsitze geboren, brachte dort auch seine Kindheit zu, indem er sich im landwirtschaftlichen Betriebe seiner Eltern mit betätigte. Vom neunten Jahre an erhielt er in der Dorfschule zu Jahring den ersten Elementarunterricht, wobei er großen Eifer zeigte. Da Jakob aber auch schon früh eine bemerkenswerte Vorliebe für die Musik an den Tag legte, unterrichtete ihn in deren Anfängen zunächst der Vater selbst und später der Dorfschullehrer Anton Udl, der ihm nach und nach im Violin-, Klavier- und Orgelspiele beträchtliche Kenntnisse beibrachte.

    Zum Jünglinge herangewachsen, nahm Jakob Lorber, seinem lebhaften Drange nach höherer geistiger Ausbildung folgend, im Sommer 1817 von der Heimat Abschied, um in der nur zwei Meilen entfernten Stadt Marburg die Vorbereitungsanstalt für Volksschullehrer zu besuchen. Nachdem er diesen Kursus zur Zufriedenheit vollendet hatte, trat er zuerst zu St. Egydi und bald darauf zu St. Johann im Saggautale als Lehrgehilfe in den Schuldienst. In St. Johann wendete ihm ein Kaplan der Pfarrei, der im täglichen Verkehre mit Lorber dessen ungewöhnliche geistige Fähigkeiten bemerkt hatte, sein besonderes Wohlwollen zu, erteilte ihm einigen Unterricht im Latein und eiferte ihn an, sich dem Priesterstande zu widmen und die theologische Studienlaufbahn zu betreten.

    Diesem Rate folgend, kehrte Lorber im Herbst 1819 wieder nach Marburg zurück und ließ sich im dortigen Gymnasium als Schüler einschreiben. Er durchlief daselbst fünf Gymnasialklassen mit vorzüglichem Erfolge, begab sich dann aber im Herbst 1824 nach der Landeshauptstadt Graz, um dort als Schüler der 6. Klasse seinen Lehrgang fortzusetzen und sich zugleich im Violinspiele weiter zu vervollkommnen. Allein die Schwierigkeiten, in einer großen, ihm ganz fremden Stadt seinen hinlänglichen Lebensunterhalt zu finden, bewogen Lorber, im zweiten Halbjahre das Gymnasium zu verlassen und sein Fortkommen als Hauslehrer zu suchen. Er übernahm eine solche Stelle bei einer geachteten Familie in Graz und unterrichtete deren Kinder fünf Jahre lang zur vollsten Zufriedenheit der Eltern in den deutschen Schulgegenständen, in der Musik sowie im Zeichnen, worin er sich ebenfalls eine gewisse Fertigkeit angeeignet hatte.

    Bei aller Wertschätzung, die er bei dieser Familie fand, fühlte Lorber aber doch das Bedürfnis, sich auch für die spätere Zukunft eine gesichertere Lebensstellung zu schaffen. Er besuchte deshalb im Jahre 1829 den höheren pädagogischen Kursus für Lehrer an Hauptschulen und erwarb sich bei dieser Bildungsanstalt ein ihn als Lehrer „ganz und wohl" empfehlendes Schulzeugnis. Als aber 1830 seine erste Bewerbung um eine Anstellung als Lehrer nicht gleich zum gewünschten Ziele führte, gab der leicht Entmutigte diesen Lebensplan wieder auf, und zwar für immer.

    In klarerer Erkenntnis seiner eigentlichen Fähigkeiten verlegte sich Lorber nunmehr ganz auf die Musik, gab Unterricht im Gesang sowie im Klavier- und Violinspiel und komponierte auch einige Lieder und Konzertstücke. Dadurch kam er mit dem rühmlichst bekannten Tonsetzer Anselm Hüttenbrenner in Verkehr, der als Gutsbesitzer in Graz lebte und zu jener Zeit dem Steiermärkischen Musikverein als Direktor vorstand. Dieser verschaffte ihm auch Gelegenheit, in Konzerten des Musikvereins mit seinem Violinspiele vor das Publikum zu treten, und nahm einige von Lorbers Kompositionen in das von ihm herausgegebene „Musikalische Pfennigmagazin" auf. Als Paganini 1828 mit seinen außerordentlichen Leistungen auf der Violine das kunstliebende Wien in Begeisterung versetzte, eilte auch Lorber dahin, um Paganinis Spiel zu hören, und war so glücklich, den Meister persönlich kennenzulernen, ja sogar ein paar Stunden des Unterrichts von ihm zu erhalten. Auch mit anderen Virtuosen auf seinem Lieblingsinstrumente, der Geige, kam Lorber um jene Zeit in Berührung.

    Obwohl er nunmehr sein musikalisches Streben als seine Hauptaufgabe betrachtete, so füllte dieses doch das Bedürfnis seines Innern nicht völlig aus. Besonderes Interesse hegte Lorber immer für die Astronomie. Zwar mangelte ihm, um diese wissenschaftlich betreiben zu können, eine gründliche Kenntnis der Mathematik, aber bei seinem mächtigen Drange nach höherer Erkenntnis zog ihn doch die hehre Tiefe des gestirnten Himmels von jeher unwiderstehlich an. Er suchte daher mittels einer künstlichen Steigerung seines Sehvermögens in die Geheimnisse des Weltenbaues gleichsam mechanisch einzudringen und verfertigte sich dazu selbst einen großen, freilich ziemlich einfach geratenen, doch ganz brauchbaren Tubus und war später auch so glücklich, in den Besitz eines guten Fernrohres von Steinheil zu gelangen. An heiteren Sommerabenden und in sternhellen Nächten wanderte er, seinen Tubus an einem Bande zur Seite, mit einem oder dem andern seiner Freunde vor die Stadt hinaus und stellte das Rohr auf der freien Fläche des Glacis oder noch lieber auf der Felsenhöhe des Schlossberges auf. Hier betrachtete er dann mit immer erneutem Interesse den narbenvollen Mondball, den Jupiter mit seinen Trabanten, den Saturn mit seinem Lichtringe, die übrigen Planeten und den ganzen sich wunderbar auftuenden Himmel von Myriaden leuchtender Weltkörper. Gern gewährte er den Genuss dieses erhabenen Einblickes auch jedem vorüberwandelnden Spaziergänger, der etwa neugierig an sein Instrument herantrat, und er empfand stets eine genugtuende Freude, wenn der fremde Schaugast dann das Fernrohr mit frommer Bewunderung für die Schöpfungswerke dankend wieder verließ.

    Wie sich auf diese Weise Lorbers Bestreben, in das Gebiet der materiellen Schöpfung einzudringen, lebhaft geltend machte, so entwickelte sich andererseits in ihm auch das Verlangen, den Weg zu den Geheimschätzen der geistigen Welt zu finden, und müsste er denselben auch jenseits des gewöhnlichen Erkenntnisvermögens aufsuchen. Und so las er denn, soweit ihm sein Broterwerb Muße gewährte, manche Werke von Justinus Kerner, Jung-Stilling, Swedenborg, Jakob Böhme, Johann Tennhardt und J.B. Kerning, von denen er besonders letzteren als denjenigen bezeichnete, dessen Schriften ihm wichtige Fingerzeige gegeben hätten. Er machte aber aus solcher Lektüre, die sich überhaupt nur auf einzelne Schriften der erwähnten Verfasser beschränkte, kein eigentliches Studium - was überhaupt seine Sache nicht war -, sondern er legte derlei Werke wieder beiseite und behielt nur die Bibel immer zur Hand. Aber auch aus dem Lesen der Bibel machte er kein tägliches Geschäft, vielmehr langte er nach dem Buche der Bücher nur, wenn ihn irgendein äußerer Anlass oder ein innerer Antrieb dazu bestimmte.

    So war Lorber bereits in das vierzigste Lebensjahr vorgerückt, ohne sich eine feste Stellung im Leben errungen zu haben. Nun ging ihm aber aus Triest unerwartet die Einladung zu, unter recht annehmbaren Bedingungen dort eine zweite Kapellmeisterstelle zu übernehmen. Er ging darauf ein und traf alle Vorbereitungen zur Abreise; allein sein Leben sollte eben jetzt unerwartet eine ganz andere Richtung nehmen.

    Er hatte am 15. März 1840 um 6 Uhr morgens - so erzählte er nachher seinen Freunden - gerade sein Morgengebet verrichtet und war im Begriffe, sein Bett zu verlassen, da hörte er links in seiner Brust an der Stelle des Herzens deutlich eine Stimme ertönen, welche ihm zurief: „Stehʻ auf, nimm deinen Griffel und schreibe! Er gehorchte diesem geheimnisvollen Rufe sogleich, nahm die Feder zur Hand und schrieb das ihm innerlich Vorgesagte Wort für Wort nieder. Es war dies der Eingang eines Werkes, das den Titel trägt: ‚Geschichte der Urschöpfung der Geister- und Sinnenwelt sowie der Urpatriarchenʻ oder ‚Haushaltung Gottesʻ. Und der erste Satz desselben lautete: „So sprach der Herr zu mir und in mir für jedermann, und das ist wahr und getreu und gewiss.

    Lorber lehnte nach diesem Ereignisse die ihm angebotene Anstellung unverzüglich ab und diente dieser geheimnisvollen Einflüsterung, die einen gewaltigen, erschütternden Eindruck auf ihn machte, von derselben Stunde an eine Reihe von vierundzwanzig Jahren hindurch bis zu seinem Tode als emsiger ‚Schreiber des Herrnʻ.

    Er begann dieses Schreibgeschäft, in welchem er von nun an die Hauptaufgabe seines Daseins erblickte, fast täglich schon morgens vor dem Frühstück, welches er in seinem Eifer nicht selten unberührt stehenließ. Dabei saß er, meistens mit einer Mütze auf dem Kopfe, an einem kleinen Tischchen, im Winter knapp neben dem Ofen, und führte, ganz in sich gekehrt, mäßig schnell, aber ohne je eine Pause des Nachdenkens zu machen oder eine Stelle des Geschriebenen zu verbessern, ununterbrochen die Feder, wie jemand, dem von einem andern etwas diktiert wird. Zu wiederholten Malen äußerte Lorber, er habe während des Vernehmens der ihm ins Herz einsagenden Stimme auch die bildliche Anschauung des Gehörten. Seiner Aussage nach teilte er das innerlich Vernommene aber noch leichter mit, wenn er es einem andern mündlich kundgeben konnte, und in der Tat sagte er einigen seiner Freunde einzelne Aufsätze, ja ganze Werke von mehreren hundert Schriftbogen in die Feder. Dabei saß er neben dem Schreibenden, ruhig vor sich hinschauend und nie in seinem Redeflusse stockend oder irgendeine Satzfügung oder auch nur einen einzelnen Ausdruck abändernd. Und wenn sein Diktieren durch Zufall auf kürzere oder längere Zeit, selbst auf Tage und Wochen unterbrochen wurde, so vermochte er das bisher Geschriebene, ohne von demselben mehr als etwa die letzten Worte oder Zeilen nachzulesen, sogleich wieder im richtigen Zusammenhänge fortzusetzen.

    Nachdem sich Lorber, mit Musikstunden sein Brot verdienend, vier Jahre lang diesem Schreibdienste gewidmet hatte, erhielt er im Jahre 1845 von seinen beiden Brüdern, welche sich damals - der eine als Herrschaftsverwalter, der andere als Postmeister - zu Greifenburg in Oberkärnten aufhielten, die Einladung, zu ihnen zu kommen und ihnen bei der Besorgung einiger Privatgeschäfte behilflich zu sein. Da ihm die Fristung seines Unterhalts in Graz, wo die Zahl der Musikmeister immer mehr zunahm, mit jedem Jahre schwieriger wurde, so entschloss sich Lorber, diesen Antrag anzunehmen, und verabschiedete sich von seinem bisherigen Wohnorte und seinen dortigen Freunden.

    In Greifenburg widmete er sich nun der Durchführung der ihm von seinen Brüdern übertragenen Geschäfte, welche in der Beaufsichtigung einer von ihnen übernommenen Holzlieferung bestanden und ihm mitunter zu größeren oder kleineren Reisen Veranlassung gaben, die ihn nach Innsbruck, Bozen und bis nach Mailand führten.

    Im Jahre 1846 kehrte Lorber, nachdem er seine Aufgabe in Oberkärnten gelöst hatte, jedoch wieder nach Graz und zu seinen früheren Verrichtungen zurück, die er nun mehr als ein Jahrzehnt hindurch emsig fortsetzte. Erst im Jahre 1857 entfernte er sich von Graz noch ein einziges Mal für einige Monate, indem er sich mit zwei vorzüglichen Meistern im Harfen- und Gitarrenspiel verband und mit ihnen auf einer Rundreise in den Hauptstädten der österreichischen Kronländer Konzerte gab, bei welchen er sich aus seinem Lieblingsinstrumente, der Violine, hören ließ.

    Wieder nach Hause zurückgekehrt, begnügte sich Lorber von nun an damit, seinen Unterhalt lediglich durch Musikstunden und mitunter auch durch Klavierstimmen zu verdienen. Freilich konnte dieser Erwerb, wenngleich Lorbers Bedürfnisse überaus bescheiden waren, in den späteren Jahren, als er zu den damit verbundenen vielen und oft weiten Gängen schon zu gebrechlich geworden war, doch nicht mehr ausreichen, und da halfen dann freiwillig dargebotene Freundesgaben wohlwollend nach.

    In diesem ganzen Zeitabschnitte widmete sich Jakob Lorber wieder mit ganzer Seele dem Niederschreiben des von ihm im Herzen Vernommenen, vorzugsweise der Aufzeichnung seines später in 10 Bänden veröffentlichten größten Werkes ‚Johannes, das große Evangeliumʻ.

    Nachdem Lorber so das sechzigste Lebensjahr überschritten hatte, begannen aber seine körperlichen Kräfte, während die geistigen in ungeschwächter Tätigkeit fortwirkten, allmählich zu sinken, und in den beiden letzten Jahren vor seinem Hinscheiden äußerte er immer häufiger Todesahnungen. Ja, seit Beginn des Jahres 1864 behauptete er mit fester Überzeugung geradezu, er werde das Jahr 1865 nicht mehr erleben. Bald darauf erkrankte er auch wirklich und musste drei Monate lang das Bett hüten. Hatte er vorher ab und zu bittere Worte über die Unsicherheit seiner Lebensverhältnisse gehabt, so war er jetzt ein Muster von Geduld und frommer Ergebung; und klagte er schon manchmal noch, so war es nur über das allgemeine Schicksal der Menschheit.

    Beim Eintritte des Frühlings 1864 erholte sich der Kranke wieder etwas, und man konnte auf seine volle Genesung hoffen. Allein seine vorige Gesundheit erlangte er doch nicht wieder. Lorber blieb fortan schwach und behauptete immer entschiedener, das Ende seiner irdischen Wanderfahrt sei gekommen. Dieses ließ denn auch in der Tat nicht mehr lange auf sich warten. Eines Abends überfiel ihn auf dem Heimwege von seiner gewohnten Gesellschaft ein heftiges Blutbrechen, das nicht mehr aufhörte, zumal Lorber bei seiner Heimkunft, um die Nachtruhe seiner Umgebung nicht zu stören, von dieser keine Hilfe in Anspruch nahm. Am Morgen des 24. August fand man ihn bewusstlos im Bett. Ein aus der Nähe herbeigeholter Arzt erklärte menschliche Hilfe für vergeblich.

    Währenddessen hatte man den nächsten Freunden Lorbers die plötzlich eingetretene Gefahr melden lassen, aber ein heftiger Gewittersturm, welcher eben mit allem Ungestüm losgebrochen war, verzögerte das Eintreffen der Herbeigerufenen. Lorber, welcher sich wieder etwas erholt hatte, ließ nun seine Lage im Bette verändern, indem er, der zehn Jahre hindurch mit den Füßen gegen Westen der Nachtruhe gepflogen, sich in der Art betten ließ, dass nun sein Scheitel nach dieser Weltgegend gerichtet und sein Angesicht dem Sonnenaufgange zugewendet war.

    Inzwischen waren die Freunde bei strömendem Regen herbeigeeilt, unter ihnen auch Lorbers Hausarzt; das von letzterem angeordnete Heilmittel konnte der Kranke jedoch nicht mehr nehmen. Er lag nun einige Zeit im Schmerze da; dann begann er sich plötzlich - wie ein Soldat, der sich richtet - gewaltig zu strecken, und nahm eine waagrechte Rückenlage ein. Das Angesicht dem Sonnenaufgange zugekehrt, wurde er nun, während draußen der Aufruhr der Natur mit Blitzen und Donnerschlägen tobte, vollkommen ruhig. Nach etwa einer Viertelstunde war er sanft entschlummert und sein längst einer höheren Welt angehöriger Geist in das ewige Reich heimgekehrt.

    Seine entseelte Hülle wurde unter zahlreicher Begleitung auf dem Friedhofe zu St. Leonhard bei Graz zur Ruhe gelegt. Ein Freund bezeichnete die Stätte mit einem einfachen Denksteine, in dessen Vorderseite Name, Geburts- und Sterbetag des Hinübergegangenen, sowie die tröstlichen Worte, die Paulus im 8. Verse des 14. Kapitels einst an die Römer schrieb, eingegraben wurden.

    Lorbers Äußeres entsprach keineswegs der Vorstellung, die sich etwa ein Kenner seiner Schriften von ihm machen möchte. Dieser Bauernsohn war äußerlich vielmehr das Gegenteil eines im Hinblicke auf seine Schriften etwa vermuteten zartgeistigen Wesens. Seine mehr als mittelgroße und gedrungene Gestalt hatte eine gewisse Derbheit an sich. Der Kopf war ziemlich groß, die Stirne hoch und breit, die Lippen voll, alle Gesichtsformen sanft abgerundet, die Miene freundlich und die graublauen Augen von einer wohlwollenden Milde beseelt. Das braune Haar trug er gescheitelt auf den Nacken herabfallend und um das Kinn einen in den letzten Jahren seines Lebens ergrauenden Vollbart. Wenn dieser unscheinbare Mann mit langsamem, etwas schwerfälligem Gange die Straße einherschritt, ahnte wohl niemand in ihm den Verfasser geheimnisvoller jenseitiger Kundgebungen, die schon Tausende von Druckseiten füllten, und die in mehreren, auch weit entfernten Ländern eine Schar begeisterter Anhänger hinter sich hatten.

    Im persönlichen Umgange benahm sich Jakob Lorber sehr bescheiden, für unsere selbstbewusste Zeit sogar allzu demütig; jedoch war er selbst noch in den Jahren, während der er sein ernstes Schreibgeschäft betrieb, ein guter Gesellschafter. Wenn er sein Tagewerk vollendet hatte, liebte er es, den Abend mit Befreundeten bei einem Glase heimischen Weines heiter zu verbringen. Drehte sich dabei das Gespräch um weltliche Dinge, so erzählte er oft die drolligsten Erlebnisse, so dass sich die Zuhörer aufs Beste unterhielten. Nahm das Gespräch aber unter Gleichgesinnten eine bedeutsamere Wendung, so waren bald der tiefste Ernst und eine wahrhaft überirdische Ruhe über ihn gebreitet, und die tiefsinnigsten und erhabensten Gedanken und Lehren entströmten seinen beredten Lippen, so dass die aufmerkenden Hörer nicht selten ein heiliger Schauer überkam.

    Soweit nun in Kürze das Wesentlichste über das Leben Jakob Lorbers aus dem Berichte Karl Gottfried Ritter von Leitners!¹

    In ihrem zweiten Teile macht diese Schilderung uns noch mit vielen bedeutsamen Einzelheiten der besonderen übersinnlichen Seelenveranlagung Lorbers bekannt. Danach war Lorber nicht nur für das lebendige innere Wort des Geistes in hervorragendem Maße hellhörig, sondern er besaß auch seherische Gaben.

    „Nach den meisten Todesfällen" sagt Leitner, „erzählte er uns, er habe die jüngst verstorbene Person gesehen, beschrieb ihr Aussehen, schilderte die Zustände, in welchen sie sich im Jenseits befinde, und entrichtete uns nicht selten Grüße und andere Botschaften. Namentlich besuchte ihn oftmals ein weiblicher Geist, der mir im Leben sehr teuer war und noch ist, und ließ mir durch ihn Ratschläge und manchmal auch Warnungen zukommen, die sich in der Folge auch wirklich als nützlich bewährten…. Bei einer dieser Visionen fährt Leitner fort, „gewann ich aber meinerseits die volle Überzeugung von deren Tatsächlichkeit. Eines Tages erzählte mir nämlich Lorber, es sei in der letzten Nacht bei hellem Monde eine alte Dame von ziemlich kleiner und dabei gedrungener Gestalt in einiger Ferne vor seinem Bette gestanden. Sie habe seltsamerweise beide Augen fest geschlossen gehalten und ihn ersucht, mich zu grüßen und mir zu sagen, ich solle manchmal an sie denken, es tue ihr wohl.

    „Ich war sagt Leitner, „über diese Mitteilung ebenso erstaunt als erfreut, denn ich erkannte in der Erscheinung sogleich eine teure, kurz zuvor verstorbene Verwandte, die, über 80 Jahre alt, in den letzten Wochen ihres Lebens so schwach in den Augenlidern geworden war, dass sie dieselben nicht mehr zu erheben vermochte. Lorber hatte diese greise Dame aber schwerlich jemals gesehen, gewiss aber nicht in ihren letzten Lebensumständen, von denen er gar keine Kenntnis hatte.

    Ferner berichtet Leitner von einem Falle, welcher vermuten lässt, dass Lorber auch die Fähigkeit der Geistermaterialisation, wie man dies neuestens nennt, gehabt hat. Lorber bewohnte damals ein Zimmer in der Wickenburggasse in Graz. Eines Tages, so erzählte er Leitner, als er eben am Tische saß und schrieb, sei plötzlich ihm zur Seite zwischen Tisch und Tür eine weibliche Gestalt in der damals gewöhnlichen Kleidertracht gestanden und habe ihn, als er von der Feder aufsah, freundlich und gleichsam erfreut angelächelt wie jemand, dem eine beabsichtigte Überraschung geglückt ist. Er habe in dieser Gestalt sogleich eine ehemalige Schülerin erkannt, die sich als Sängerin der Bühne gewidmet hatte, vor einiger Zeit aber gestorben war. Als sie seine erstaunte Miene bemerkte, habe sie gesagt: „Ja, ja, ich binʻs! Fassʻ mich nur an! Und als er damit zögerte, habe sie dringender wiederholt: „Nun, so fassʻ mich doch nur an! Als er

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