Exponiert
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Über dieses E-Book
Im Rückgriff auf Sudjics eigene Erfahrungen und in Bezug auf die Arbeiten von Maggie Nelson, Chris Kraus, Rachel Cusk, Jenny Offill, Clarice Lispector, Elena Ferrante und anderen untersucht Exponiert die zerstörerischen Annahmen, denen weibliche Künstlerinnen – und jede Frau, die riskiert, sich dem öffentlichen Blick auszusetzen – ausgesetzt sind, erprobt aber auch Strategien, die es erlauben, ihnen zu entkommen.
Olivia Sudjic
Olivia Sudjic lebt und arbeitet in London. Ihre Texte sind in der New York Times, der Financial Times, dem Guardian und anderen Zeitungen erschienen. Ihr Debütroman Sympathie (2017) wurde in mehreren Sprachen übersetzt.
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Buchvorschau
Exponiert - Olivia Sudjic
FREMDE
Warum glauben eigentlich alle, dass Frauen sich erniedrigen, wenn wir die Bedingungen unserer eigenen Erniedrigung bloßstellen?¹
Chris Kraus, I Love Dick
Die Rückkehr Saturns ist der astrologische Zeitraum, in dem Saturn seine Umlaufbahn um die Sonne vollendet und der mit dem Zeitpunkt der eigenen Geburt zusammenfällt. Dies geschieht alle 29,5 Jahre. Man sagt, es sei eine Zeit der Selbstprüfung, in der harte Wahrheiten aufgedeckt werden, ein Hinausschleudern aus dem relativen Schutz der Jugend. Als solches wird Saturns Rückkehr oft als Abkürzung für eine persönliche Krise verwendet. Den der Astrologie Abgeneigten ist dieser Übergang als „Beinahe Dreißig" bekannt.
Die entscheidenden Monate meines Lebens verbrachte ich im Verborgenen. Ich befand mich auf einer Residenz, ein Wort, das an Ranches in Wyoming oder an lange Tische erinnern kann, an denen sich Künstler:innen zum Essen treffen. Das sind Rückzugsorte. Dies war ein Eindringen.
Es wurde heißer und heißer. Ich fühlte mich ich in den Mittelpunkt der Erde hineingleiten.
Brüssel wird nicht mit Rückzugsorten in Verbindung gebracht. Als Metonymie für die EU wird Brüssel weniger als Ort denn als Projekt diskutiert. Als Kind sah ich die Stadt als eine Zitadelle aus spiegelndem Glas, die nur in den undurchdringlichsten Teilen der Nachrichten vorkam; das Zentrum einer Region, deren einzige mir bekannte kulturelle Praxis darin bestand, Pommes mit Mayonnaise zu verderben. Diese Vorurteile hielten sich bis ins Erwachsenenalter: Brüssel, die graue, von Bürokratie durchzogene Stadt.
Doch als ich (damals noch im Alter von achtundzwanzig Jahren) die Einladung erhielt, dort an einer Residenz teilzunehmen, war ich zutiefst dankbar, ja sogar gerührt, dass die Metonymie der EU mir, einer post-Brexit-Referendum-Britin, überhaupt etwas anbieten wollte.
In diesem Moment sehnte ich mich danach, mich abzukapseln. Nachdem ich Anfang des Jahres meinen ersten Roman veröffentlicht hatte, fühlte ich mich entblößt und war sehr ängstlich. Um mit dem ersten Roman abschließen zu können, versuchte ich einen zweiten voranzutreiben.
Brüssel sollte mir zwei Monate städtische Isolation in einer abgeschlossenen Wohnung bieten – als einziger Person in dem Writer-in-Residence-Programm, ohne Struktur und ohne Zeitplan. Es würde der perfekte Ort sein, um zu verschwinden und ohne Ablenkung zu arbeiten.
Ich hatte mir diese Dinge von einem Ort relativer Sicherheit aus gewünscht. Dann, vier Monate später und zehn Tage nach meiner Saturn-Rückkehr, erlebte ich die Art von Ablehnung, die deine Welt aus den Fugen bringt. Um Mitternacht, nach einem ruhigen, aber mürbe machenden Austausch, zog ich die seltsamen Kleidungsstücke aus, die ich im Winter manchmal im Bett trage, nahm sechs Bücher von meiner Seite des Regals, vergaß in dem Durcheinander Zahnbürste und Unterwäsche und quartierte mich selbst aus.
Maggie Nelson, Chris Kraus, Rachel Cusk, Jenny Offill, Clarice Lispector und Elena Ferrante waren die sechs, die dem Lager entkamen. Sie kamen mit mir, weder als Furien, die dunklen chthonischen Gottheiten der Rache, noch als Freund:innen. Für meine unkonzentrierten Augen waren sie nicht so sehr Texte als vielmehr Talismane, die man gegen die Vernichtung in der Hand hält.
Am Morgen, unausgeschlafen und bereit, impulsive Entscheidungen zu treffen, die ich später bereuen würde, erwog ich, die Residenz abzusagen, um eine ernsthaftere Verpflichtung mit dem Sofa meiner Großeltern einzugehen. Ich war schon einmal hier gewesen. Das Sofa. Das Sofa als Metonymie. Ich kannte die Stadien gut. Ich wartete darauf, dass die Taubheit nachließ. Das Lychee-artige Gefühl, dass mir die Haut abgezogen wurde, der nomadische, weit aufgerissene Zustand und die dringende Frage, ob ich das Land verlassen sollte. In diesem Moment fingen die Menschen an, die Rückkehr Saturns zu erwähnen.
Es war eine andere Achsenverschiebung gewesen, die mich dazu gebracht hatte, meinen ersten Roman zu schreiben. Im Alter von fünfundzwanzig Jahren verließ ich London und ging nach New York – eine DIY-Residenz – „um zu schreiben". Das fühlte sich sowohl weltverändernd als auch schmerzhaft klischeehaft an, aber in solchen Momenten ist es schwer, sich darum zu kümmern, was Fremde denken, obwohl der Trost ihrer Gesellschaft und deren Beziehungslosigkeit weithin bekannt sind. Fremde Menschen scheinen weniger gefährlich zu sein. Es sind die Menschen, bei denen wir uns sicher fühlten, die uns Schmerzen bereiten. Wie können wir den Dingen vertrauen, die wir zu kennen glauben? Ich war mir selbst wie eine Fremde vorgekommen.
Ich glaubte, aus der Zeit in New York zu wissen, wie verwandelnd städtische Einsamkeit sein konnte, wie schnell ich mich von der Realität losgelöst fühlen konnte. Ich verlor mich in einem anderen Land und, durch das Schreiben, in einer anderen fiktiven Welt. Wie die Liebe führt auch die Einsamkeit die Menschen in eine sonst unzugängliche Wirklichkeit. Ich wusste auch, dass ich möglicherweise nur wenig schreiben würde, obwohl das Fremdsein, das Beobachten, das Abdriften die Art von Losgelöstheit ist, die am produktivsten sein kann. Die meiste Zeit habe ich Angst vor Veränderungen, aber die plötzliche Vertreibung aus dem Vertrauten gibt einem die Augen einer Außenstehenden, und diese wiederum geben einem Klarheit über bestimmte Dinge.
Die Residenz begann vielversprechend zu erscheinen. Sie bot eine Möglichkeit, Fortschritt zu simulieren. Simone Weil schrieb, dass die „Verwurzelung […] wohl das wichtigste und am meisten verkannte Bedürfnis der menschlichen Seele" sei.² Ich stimme ihr zu. Mir wird im Flugzeug schlecht und ich habe Angst. Und doch verspüre ich in einer Notsituation, wenn ich vor der Wahl stehe, zu kämpfen, zu fliehen oder zu erstarren, das Bedürfnis, mich zu bewegen. Stille kann mich nicht beruhigen. Ich fühle mich klaustrophobisch, als ob sich das Unrecht einer neuen Normalität wie Zement um mich legt. Nach einer Trennung schloss ich mich den Spaziergängen einer neuen Freundin an, deren Baby nur schlief, wenn es im Kinderwagen geschoben wurde. In dem Moment, in dem die Bewegung aufhörte, wachte das Baby auf und schrie. Obwohl die Eltern des Kindes unter dem Schlafentzug litten, verstand ich seine Droge der Wahl gut.
Ich dachte, dass die Vermeidung von Stille, ja sogar von Vertrautheit (die dieselbe Wirkung haben kann) helfen würde. Zumindest war es eine bequeme Unterkunft, während ich mir eine feste Bleibe suchte. Dann, zwei Wochen vor meiner Abreise, wurde die Ablehnung zurückgenommen. Darauf hatte ich seit Wochen gehofft, aber es machte mir auch Angst. Es bedeutete, den entstandenen Erdfall zu erkennen und in die Tiefe zu blicken. Mein prekärer Zustand war offenkundig geworden. Ich hatte kein Gespür dafür, wem oder was ich trauen konnte, meine eigene Wahrnehmung eingeschlossen. Wieder die Ungewissheit, ob ich gehen sollte. Brüssel erschien mir jetzt wie eine Vorhölle.
Ich beschloss, so zu tun, als ob alles in Ordnung wäre, und den Plan weiterzuverfolgen. Stabilität vorzutäuschen, bis die Fiktion zur Realität wurde. Alles, was sich nicht gut anfühlte, war das Produkt meiner ängstlichen Einbildung – die, wie ich befürchtete, auch für den Bruch verantwortlich war. So wie ich bestimmte Nachrichten erneut gelesen hatte, um die Ablehnung als real zu empfinden, las ich nun jedes Mal, wenn ich an das Messer dachte, das vorerst in der Scheide steckte, den